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Prosa => Phantasy & SciFi


Cibri's Reise - von Isimador, 19.11.2009
Ich möchte vorab erwähnen das meine Geschichte noch lange nicht fertig ist, weder ausgeschmückt, überarbeitet noch sonstiges ist. Es ist eine Geschichte die ich schon seit 16 Jahren im Kopf habe und sie letzten November anfing nieder zu schreiben.

Rechtschreibfehler, Grammatik und der Gleichen sind garantiert hier zu Hauf. Mir geht es primär darum meine Geschicht zu schreiben und auf die Reaktion der eigentlichen Geschichte zu warten. Ich bitte also um Verständnis wenn sie Fehler enthalten sollte.

Jetzt geht's los:

Das Experiment
„Nein, nein, nein! Tod, Steve! Ihr sollt doch kein Mehl verpusten. Das kann doch in der Nähe von Feuer explodieren!“, hörte Calad seine Chemielehrerin noch seinen Platznachbarn zurufen, da krachte es auch schon gewaltig.
Calad wurde zurück geschleudert und schlug hart mit dem Kopf auf der Tischkante auf. Schmerzen betäuben seine Sinne, langsam entgleitet er in eine wohlige Wärme. Er nimmt nur noch die schemenhaften Umrisse seiner Klassenkameraden und einen erbärmlichen Geruch von verbranntem Mehl wahr die sich um ihn scharen und seinen Namen rufen. Doch er konnte nicht reagieren, sein Körper weigerte sich, er war nicht in der Lage den Mund zu öffnen, zog doch die nichts aufhaltende Dunkelheit so sehr an seinen Sinnen. Er versuchte sich dagegen zu wehren, sein Kopf hämmerte gewaltig.
Langsam von einer wohligen Wärme umschlossen verschleierte sein Blick, wurde schwarz wie die Nacht und umarmte ihn warm und sanft. Gerne glitt er jetzt hinüber in diese scheinbar wohlbehütete Region ohne Schmerz und Lärm.
Er war bewusstlos!

Calad träumte!
Er sah nichts, hörte nur eine Stimme: "Cibri, hilf uns! Du bist die Prophezeiung. Cibri, verleugne nicht was du bist. Cibriiiiiii! Mein Volk ist auf dich angewiesen. Führe uns zum Sieg."

Immer und immer wieder hörte er die sehr weiche, angenehme, offensichtlich männliche Stimme. Ihm kam es vor als wäre es bestimmt zum 40. Mal als vor ihm der Umriss einer Tür erschien.
Weit vor ihm, als stünde sie am Ende eines langen Tunnels.
"Soll ich der Versuchung widerstehen, oder soll ich es wagen die Tür zu erreichen und einen Blick dahinter zu werfen?", dachte er.

Langsam und behutsam, Schritt für Schritt näherte er sich der Tür die ihm irgendwie unwirklich und bizarr erschien. Seine Finger glitten an der Tunnelwand entlang. Sand bröselte auf den Boden, darunter war kalter Stein zu spüren. Je näher er kam, umso wärmer wurde es. Es schien als läge hinter dieser seltsamen Tür ein angenehm warmer Raum. Vielleicht mit einem Kamin darin? Was zu essen und zu trinken?

Sein Magen knurrte bei diesem Gedanken. Calad bemerkte wie hungrig und durstig er die ganze Zeit über gewesen war. Aber als er dies realisierte hatte, war es schier unerträglich. Der Magen rebellierte, die Kehle brannte. Kein Zweifel, er musste zusehen das er was zu Essen und Trinken bekam.

Noch 10 Schritte, 9, 8, 7...
"CIBRIIIIIIIII" Entzieh dich nicht deinem Schicksal. Tritt endlich ein in unsere Welt und führe mein Volk in den Sieg."

Calad erschrak! Die Stimme war so nah bei ihm, als stünde die dazugehörige Person direkt hinter ihm. Sie hallte durch diesen Gang und versetzte ihm regelrecht einen Schups in Richtung Tür. Blitzartig schrak er herum, blickte in den tiefschwarzen Tunnel, konnte nichts erkennen, kein Umriss, nichts. Es war alles schwarz. Langsam, mit pochendem Herzen drehte er sich herum.

Er streckte die Hand aus um nach einem Türgriff zu suchen als wieder die Stimme erklang.

"Cibri! Hast du denn alles verlernt? Benutze deinen Verstand und das Tor wird sich öffnen!"

"Welches Tor? Verflucht ich war in meinem ganzen Leben noch niemals hier, woher soll ich denn wissen wie ich diese "TÜR" öffnen soll, ohne Türklinke oder einen Schlüssel! Wer bist du überhaupt? Wo bist du und warum nennst du mich Cibri? Ich bin Calad, nicht Cibri und ich war noch niemals hier!" Calad war verärgert!

"Cibri, was ist nur mit dir geschehen? Wieso leugnest du deine Herkunft? Du wurdest hier geboren und hast die ersten 15 Jahre hier verbracht. Cibri, erinnerst du dich denn nicht?"

"Verflucht, ich bin nicht Cibri. Ich bin Calad. 15 Jahre soll ich hier gelebt haben? Wie soll das gehen? Ich bin jetzt erst 15 und kann mich nicht daran erinnern schon einmal hier gewesen zu sein! Sie verwechseln mich! Was wollen Sie von mir? Verschwinden Sie und lassen Sie mich endlich in Ruhe! Ich bin nicht Cibri!"

Es war still. Sehr lange, sehr still. Calad hörte nichts, lediglich das Echo seines Atems und das Blut in seinen Ohren konnte er wahrnehmen. Calad versuchte verzweifelt einen Griff, Strick oder etwas Anderes zu finden was es ihm ermöglichte diese Tür zu öffnen. Nach einer Stunde der vergeblichen Suche, gab er auf. Da war nichts. Kein Griff, keine Klinke, nicht einmal ein Schlüsselloch.
Enttäuscht und verärgert lies er sich an der Tür in die Hocke sinken. Er lehnte dagegen, unglaublich durstig und hungrig und wusste nicht was er von dieser Situation halten sollte.

Wo war er? Zu erkennen war in dieser Finsternis überhaupt nichts.

"Calad, so wie du dich nennst! Warum gibst du so schnell auf? Du wirst die Tür nicht mit Menschenkraft öffnen können! Benutze endlich deinen Verstand, versuch dich zu erinnern. Dann wird sich diese Tür auch für dich öffnen.", die Stimme wurde lauter und härter. Calad zuckte ein wenig zusammen bei den darauf folgenden Worten!
"CIBRI, GIB DIR ENDLICH MÜHE! Verleugne nicht deine Herkunft, ERINNERE DICH!"

Er war etwas verärgert. Wieso nannte diese Stimme ihn immer Cibri? Und warum war diese Stimme sich offensichtlich so sicher das er, Calad, Cibri sein muss?
Unbewusst legte er seine Hände um sein geliebtes Amulett. Es war das Einzigste was er noch von seinen Eltern besahs.
Calad war ein Findelkind. Gefunden hatte man ihn mit einem Brief dabei: "Bitte achten Sie auf diesen Jungen. Er ist die Hoffnung für Jeden der sie braucht. Wir sind leider nicht länger in der Lage auf ihn zu achten, wir müssen fliehen."
Das war alles was er von seiner Mutter und seinem Vater hatte. Das Amulett und diesen Brief.

Ein Amulett, hauptsächlich aus altem, sehr sehr altem Leder mit 2 seltsamen, blau leuchtenden Steinen. Das gesamte Amulett hatte die Umrisse eines ziemlich kindlich dargestellten Pferdkopfes.
Wäre es nicht der Einzigste, weltliche Besitz Calad’s von seinen Eltern, er würde es nicht tragen. Aber bedingt durch das Wissen das dies das Einzigste ist was noch übrig ist von seiner Familie trägt er es mit Stolz und Würde. Tag für Tag.

Seine Adoptiveltern sind gut zu Calad. Er liebt sie sehr, fühlt sich wohl behütet und gut umsorgt. Dennoch, als er mit 12 Jahren erfuhr dass er adoptiert wurde, brach für ihn eine Welt zusammen. Er konnte es sich einfach nicht vorstellen nicht der Sohn dieser absolut liebenswürdigen Leuten zu sein.
Sie liebten Calad wie ihr eigen Fleisch und Blut. Insgeheim wusste er aber nun auch wieso er sich ab und zu fühlte wie das 5. Rad am Waagen. Als ob er nicht dazu gehören würde.

In diesen Gedanken versunken rieb er das Amulett, drehte es in seinen Händen.

Je mehr er in seine Gedankenwelt versank umso mehr spürte er wie sehr er doch seine Familie vermisste, wie hilflos er war. Allein in völliger Dunkelheit, eingeschlossen ohne Aussicht darauf aus seinem Gefängnis zu entfliehen. Traurig dachte er an seine Eltern und somit auch sofort wieder an seine leiblichen Eltern.
Tränen stiegen in ihm hoch. Es tat weh. Nichts wusste er von Ihnen und somit auch nicht woher er kam, wer seine Großeltern waren. Traurig darüber streifte er sich das Amulett vom Hals und legte den Kopf darauf. Tränen rannen seine Wangen hinunter auf das Amulett. Er fühlte sich so alleine.

Es klickte hinter ihm, ganz leise und fast unhörbar. Calad bemerkte erst als er mit einem Schwung nach hinten umfiel das sich die Tür hinter ihm geöffnet hatte und er nun endlich ihn dem warmen Raum angekommen war wo er hoffte was zu trinken und essen zu bekommen.

Wie ein Maikäfer lag er da, blinzelte und war so geschockt wie noch nie zuvor.

Er lag nicht in einem Raum. Kein Zimmer, kein Haus, ja nicht einmal überdacht war es. Er lag im Freien. Blinzelte gegen die Sonne und richtete sich voller Erstaunen langsam auf.
Was er sah verschlug ihm regelrecht den Atem. Mit offenem Mund stand er jetzt da.


Nuzrugil

„Gestehe endlich Elfenweib, wo ist das Amulett von Escada? Schau dir deinen Mann an. Willst du nicht endlich reden?“

„Nusul –Verschwende nicht deine Zeit! Das Elfenweib wird nicht reden. Nicht wenn du so lieb Bitte Bitte sagst. Zeig ihr was mit ihr geschieht wenn sie nicht endlich sagt wo dieses vermaledeite Amulett steckt!“

In Ketten gefesselt, mit einem Bann belegt lag Eladyn, eine wunderschöne Elbin auf einer kalten Steinplatte. Geschunden, abgemagert, über und über mit offenen, blutenden, teilweise eitrigen Wunden übersät, aber dennoch atemberaubend schön.
Große, dunkle Augen die traurig und eingefallen wirkten schauten starr an die Decke. Sie lag da, rührte keinen Finger und hörte den 2 Magiern schon gar nicht mehr zu.
Wie sollte sie auch? Das eine Ohr Blutüberströmt und verkrustet, auf dem andern Ohr durch die schweren Misshandlungen der Jahrzenten langen Inhaftierung taub. Es war ihr recht dass sie nur noch ein Murmeln vernehmen konnte.
Die Misshandlungen musste sie sowieso über sich ergehen lassen. Selbstverständlich wusste Eladyn was die 2 Nitraes, die Magier, von ihr wollten. Aber auf keinen Fall würde sie Ihnen verraten was sie schon 75 Jahre lang vor den Nitraes verschwieg.

Eladyn zuckte zusammen, krümmte sich vor Schmerzen soweit der Bann dies zu lies und schrie aus Leibeskräften auf.
Der Größere der 2 Magier, Hostur, streckte die Arme aus, hob sein rot-schwarz schimmerndes Schwert hoch über seinen Kopf, setzte an zum Schlag und lies die Arme nach unten sausen.

Diesen Schwerthieb würde kein Mensch überleben können. Er wäre zweigeteilt. Jedoch hatte Eladyn ihren Gatten und er hatte sie. Wurde Eladyn mal wieder „befragt“ schützte Isimador, ihr Gatte sie. Wurde Isimador dem Verhör ausgesetzt so beschützte Eladyn ihn mit ihren Schutzzaubern.
So ging das jetzt schon seit 75 langen Jahren.

Manchmal wünschte sich Eladyn zu sterben. Aber dann dachte sie auch wieder daran dass sie hoffen musste. Sie durfte die Hoffnung auf Erlösung ihres Volkes und der von ganz Equus nicht aufgeben. Denn wenn Sie es tat, so würde auch ihr Volk die Hoffnung verlieren und Hostur hätte gewonnen. Equus würde verseucht werden von Nitraes, Murgals und Hoczunais. Die treuen Gefährten und engsten Verbündeten der Elfen, die Equianer würden gänzlich aus Equus verschwinden oder geknechtet werden.

Ein Horrorszenario das sich Eladyn nicht vorstellen wollte. Dies allein und der feste Glaube an die Prophezeiung hielt sie und Isimador am Leben.

Sie blutete stark und Isimador war bedingt durch den Schutzzauber der ihm Kraft raubte sehr schwer geschwächt. Noch mehr solcher harter Schwerthiebe auf Eladyn und er könnte sie nicht mehr schützen ohne selbst dabei zu sterben.

„SPRICH endlich! Du stirbst so oder so, also warum verrätst du uns nicht endlich wo dieses Amulett steckt.“

Eladyn war kurzzeitig bewusstlos. Sie rang mit dem Tode. Der Schwerthieb von Hostur hatte sie sehr schwer verletzt. Grünes Blut lief über den Steintisch. Es kam aus der offenen Wunde am Bauch, die ihr Hostur soeben zugefügt hatte. Es sah aus wie eine Opfergabe, doch lebte das Opfer noch.

Eladyn hatte die großen dunklen Augen geschlossen und wartete auf den vermeintlich letzten Schlag der zwar sie erlöste, aber ihr Volk ins Verderben rennen lies.

Sie wartete und wartete, doch nichts geschah. Als sie die Augen wieder öffnete war der Raum leer. Sie spürte die Nähe von Isimador und drehte den Kopf zu ihm. Er lag nur Unweit von ihr entfernt. Mit geschlossenen Augen, sichtlich geschwächt sah sie wie sein Mund sich leicht bewegte.

Sie sah wie ihm Tränen über die Wangen liefen, er weinte in sich hinein.

Isimador rief nach Cibri. Eladyn wusste das. Er tat es jeden Abend nach dem Verhör.

„Cibri, hilf uns! Wir brauchen deine Hilfe. Eladyn wird nicht mehr lange durchhalten können. Vertrau deinem Instinkt, er wird dich leiten.“
Equus

Ewige Weiten grüner Wiesen. Hier und da ein Bäumchen, ein kleiner Fluss, schlängelte sich von Norden nach Süden und zweigte hier und da nach Osten oder Westen ab.
Die Landschaft ähnelte etwas der afrikanischen Steppe. Ganz weit oben im Norden erkannte er eine Schlechtwetterfront. Es blitzte gewaltig und mehr als diese s Gewitter konnte er durch den dort offensichtlich vorherrschenden Regen nicht erkennen. Weiter davor sah er nur eine Staubwolke die sich rasch näherte. Calad dachte sich nichts dabei.

Er sah sich weiter um.

Im Osten konnte er die Umrisse eines Gebirges erkennen, im Westen schimmerte Wasser in weiter Ferne.
Nach Süden konnte er von da wo er stand nicht blicken. Er begutachtete seinen Standort jetzt genauer und merkte dass er auf einer Art Felsen stand. Vor ihm der Abgrund zur Steppe, links und rechts nur Fels und hinter ihm war der lange schwarze Gang aus dem er ja mehr oder weniger raus gefallen war.

Nur war dieser Fels nicht rötlich braun wie er es kannte. Auch nicht schwarz wie Schiefer, oder mit Moos bewachsen. Er war bläulich.

Sowas hatte Calad noch nie gesehen. Er begutachtete den Fels genauer, tastete ihn ab. Er war warm, vermutlich von der Sonne.
Aber er war auch irgendwie seltsam glatt. Wie Eiswürfel die man aus dem Froster holt.
Bei dieser Faszination über diesen seltsam fremden Felsen bemerkt Calad nicht das sich die Felsentür langsam schloss. Als er sich umdreht war sie gänzlich verschwunden.

Irritiert über diese Tatsache stand er nun da. Kein Weg zurück, aber auch keiner von dieser Plattform herunter.

Wie sollte er nun hier weg kommen? Er würde ja verhungern wenn er es nicht schaffte. Warum hat man ihn hierher geführt wenn es keinen Weg runter oder zurück gibt? Sollte dies ein schlechter Traum sein?
Er kniff sich selbst und japste nach Luft, rieb sich die gekniffene Stelle als der Schmerz doch tatsächlich zu spüren war. In Gedanken darüber versunken wie er von hier wegkommen sollte, setzte er sich an den Rand des Vorsprungs und schaute nach Norden zur Gewitterfront.
Bei all diesen Überlegungen hatte er nicht mitbekommen das sie gar nicht mehr soweit von ihm entfernt war. Die Hälfte der Strecke hatte sie schon zurückgelegt und es schien nicht als würde sie dort verweilen oder nach Osten oder Westen abschweifen. Sie nahm direkten Kurs auf ihn zu.

„Brrrrr, super. Jetzt auch noch ein Gewitter. Ich hab keine Lust hier klatschnass zu werden! Aber wie komme ich hier weg?“ Calad war sauer. Was sollte das Ganze hier? Wenn es eines gab was er noch mehr hasste als Pferde, die sind ihm nämlich zu groß, stinken und sind in seinen Augen unnötige Fresser, dann war es Kälte und Nässe.

Das Gewitter und der Regen kamen sehr schnell näher. Dunkelgrau bis tiefschwarz waren die Wolken und hingen tief über der Steppe. Sie mussten offensichtlich viel Wasser tragen. Wasser welches er abbekommen würde wenn er nicht bald einen Weg finden würde hier weg zu kommen und irgendwo einen Unterschlupf zum Schutz vor diesem Unwetter.

Mit leichter Hektik stand Calad auf, drehte sich nochmal zum Felsen um und untersuchte ihn mit flinken Fingern und weit geöffneten Augen.

Nichts, keine Chance etwas zu finden. Nicht einmal ein Fleckchen Moos, keine Wurzeln oder andere Möglichkeiten sich daran festzuhalten und daran empor oder herab zu klettern. Es war einfach ein nackter, kahler, seltsam dichter glatter Stein auf dem nichts wuchs und auch noch eine sehr extravagante Farbe hatte.

Sich schon fast mit dem Gedanken vertraut gemacht gleich pitschnass zu werden und mitten in einem tosenden Gewitter zu stehen wurde er plötzlich von dem Unwetter erfasst und zurück an die Felsenwand geschleudert. Es krachte gewaltig und er wurde fest an die Wand gepresst.
Calad kniff die Augen zusammen, der Sturm trieb ihm Tränen in die Augen. Regentropfen donnerten auf sein Gesicht und Körper, so durch den Wind beschleunigt als wären es Hagelkörner. Es pfiff ihm gewaltig um die Ohren und er konnte sich keinen Zentimeter mehr bewegen.

In mitten diesem Sturm donnerte diese ihm inzwischen schon bekannte Stimme los:

„Cibri, hilf uns! Wir brauchen deine Hilfe. Eladyn wird nicht mehr lange durchhalten können. Vertrau deinem Instinkt, er wird dich leiten.“

Das letzte Wort noch nicht richtig ausgesprochen war der Sturm vorbei. Der Regen hörte auf und die Wolken verzogen sich.

Calad wurde dadurch so unsanft wieder auf den Boden geworfen das ihm sämtliche Knochen weh taten und er mit Sicherheit einige blaue Flecken davon tragen würde. Er war völlig durchnässt, sein Herz raste, er konnte das strömen seines Blutes in den Ohren hören.
Was um alles in der Welt war das gewesen?

Wasser platschte überall an ihm herunter als er sich schüttelte. Er hasste es nasse Kleider zu tragen. Mochte es schon nicht wenn es draußen regnete mit dem Hund der Familie gassi zu gehen. Und nun war er durchnässt bis auf die Haut.
Da es warm genug war zog er sich aus bis auf die Unterwäsche. Wringte alles so gut er konnte aus und legte Jeans, T-Shirt, Pullover nebeneinander auf den warmen Felsen zum trocknen.

Seine Turnschuhe waren ebenfalls völlig durchtränkt, so dass er auch die Socken noch neben seine anderen pitschnassen Kleidungsstücke legte. Jetzt stand er da, nur in Shorts auf einem blauen Felsen.

„Das ist doch alles nicht wahr was hier geschieht, ich muss träumen. Ein Alptraum, es kann gar nicht anders sein.“

Kopfschüttelnd, auf Knien und in Gedanken versunken verbrachte er die Zeit damit seine Kleider zu trocknen und immer wieder zu wenden.

So bemerkte Calad nicht das ganz weit im Osten, am sich schon leicht dem Abendrot verfärbenden Horizont ein kleiner Punkt auftauchte und sich ihm rasch näherte. Ein kleiner, sanfter Pfeifton drang an seine Ohren und Calad blickte sich um. Sah nichts und machte weiter damit seine noch immer etwas feuchten Kleider in der restlichen Abendsonne zu trocknen. Das T-Shirt und seine Socken hatte er bereits schon wieder angezogen, der Pullover war noch etwas klamm, die Jeans und Schuhe noch recht feucht so das er sie noch nicht wieder angezogen hatte.

Der Pfeifton verstärkte sich zunehmend was Calad immer wieder dazu bewegte sich umzusehen. Aber er sah nichts. Da war keine Schlechtwetterfront, in der Steppe rührte sich nichts und ansonsten war auch alles wie die ganzen Stunden zuvor.

Er bemühte sich redlich seine Klamotten vor der Dunkelheit halbwegs trocken zu bekommen. Beim Pullover hatte er noch Hoffnung dass er völlig trocknete, bei der Jeans und den Schuhen eher weniger als dieser Pfeifton sehr sehr unangenehm laut wurde und sich anhörte als würde ein Adler direkt neben ihm landen. Calad’s Herz klopfte als er sich umdrehte. Er erstarrte. Das was er sah lies ihm sein Blut in den Adern gefrieren.


Die Prophezeiung

„Einst von Göttern herab gesannt, lag Equus fortan in der Pferde Hand.
Harmonie und Einklang war der Pferde Willen, doch Hostur wollte dem Ganzen entrinnen.
Er wurde verbannt aus Equus nach Nuzrugil, Hostur dort bald dem Wahnsinn verfiel.
Er zog in den Krieg mit seiner Armee Nitraes, lag jetzt die Erlösung auf den Schultern eines jungen Elbs.
Tragen wird er das Amulett von Escapa, es wird ihn schützen vor des Bösens Schergen.
Er wird Equus von seinen Leiden erlösen, befreien die Grugri von der Macht des Bösen.“


„So lautet die Prophezeiung. Und sie rückt näher. Ich spüre es, aber keiner konnte bisher diesen Elbenjungen ausfindig machen. Das Amulett ist verschwunden als auch die Königin Eladyn und ihr Gemahl Isimador von Hosturs Armee gefangen genommen wurde.“ Ayjea erzählte die Prophezeiung. Sie erzählte sie gerne. Die Elbenkinder saßen im Kreis um sie herum und lauschten gebannt ihrer Erzählung.

„Hostur stellte eine Armee zusammen und zog mit Ihnen gegen die Pferde in den Krieg um Equus und Nuzrugil zu vereinen und die Herrschaft an sich zu reißen.

Uzugil, große büffelartige Geschöpfe, leicht zu beeinflussen aber mit Bärenkräften ausgestattet stehen ständig um Hostur herum um ihn zu beschützen.

Sein Hauptheer besteht aus Uzugil, aber auch aus den hinterlistigen, sehr schlauen Oglamay. Sie sehen aus wie eine Mischung aus Elb und Vogel, klein wie Zwerge aber flink und leichtfüßig.

Die Oglamays befehlen die Uzugil.

Während die Uzugil zu Fuß unterwegs sind reiten die Oglamay auf ihren Flugrössern die einst Einhörner mit Flügeln waren. Als diese ihrer Freiheit beraubt und geknechtet wurden brach dies den edlen Geschöpfen das Herz. Sie lebten zwar weiter, aber ohne jedwelche Hoffnung. Sie entwickelten Hass und Missgunst, wurden dadurch zu den uns bekannten und gefürchteten Grugri.“

Ayjea’s Erzählung erfüllte den gesamten Raum in dem sie und die Elbenkinder saßen. Die Kinder klebten förmlich an ihren Lippen und konnten nicht erwarten was Ayjea ihnen noch erzählen würde.

Ayjea wollte fortfahren mit ihrer Erzählung als sie draußen Stimmengewirr vernahm und raus sah. Die Elben waren sehr aufgewühlt, sprachen schnell und verhalten miteinander. Blickten immer wieder in Richtung Nord-Osten und deuteten ständig an eine bestimmte Stelle am Himmel.

„Ihr bleibt hier, ich gehe nachhören was da los ist. Meditiert bis ich zurück komme.“

Ayjea rannte leichtfüßig die knorrigen Stufen eines alten Baumes hinunter. Sie lief zu Escen, ihrem Bruder und sprach leise und rasch mit ihm.

„Was ist hier los? Ist etwas passiert? Müssen wir Vorsorge treffen?“, fragte sie ihren Bruder.

„Ein Grugri ist auf dem Oblu Draoca gelandet.“, antwortete ihr Escen sichtlich aufgewühlt.

„Ein Grugri landet auf dem Oblu Draoca? Mein Gott, soll die Prophezeiung wirklich wahr werden?“ Ayjea war entsetzt und aufgeregt zugleich. Was dies bedeutete wusste sie nur zu gut.


Glywn‘ Dru

Calad ging ganz langsam, Schritt für Schritt rückwärts. Was vor ihm stand hatte er noch nie gesehen.
Schwarz wie die Nacht, bestimmt 10 Fuß hoch und 15 Fuß lang stand ein pferdeartiges Etwas vor ihm. Dieses „Tier“ strahlte das Böse aus. Die Augen tief dunkel Rot. Aus den Nüstern blies es Rauch und die Spannweite der Flügel maß gut und gerne 65-70 Fuß wenn sie sich entfalten. Als Füße hatte dieses Tier weder Hufe, noch Beine. Es waren Krallen wie bei einem Vogel. Messerscharf und sehr lange. Sie gruben sich regelrecht in diesen seltsamen Felsen und dort wo die Haut des Tieres auf dem Felsen auflag blubberte es gewaltig.

Das Tier schlug gelegentlich mit den Flügeln und sprang immer wieder von einem Bein auf das andere. So, als ob es ihm Schmerzen bereiten würde auf diesem Felsen zu stehen.

Calad stolperte und fiel zu Boden, riss die Arme hoch als dieses Tier einen Ohrenbetäubenden Schrei los ließ und heftig mit den Flügeln schlug.
Der Wind der dadurch entfacht wurde war so stark, das Calad es nicht schaffte sich irgendwo fest zuhalten. Er wurde regelrecht vom Felsenvorsprung herunter geweht. Krampfhaft versuchte er irgendwo einen Halt zu finden der es ihn davor bewahrte diesen Hohen Berg hinunter zu stürzen.

Er fand nichts, immer und immer wieder schlug er mit den Händen um sich, versuchte irgendwo etwas zu greifen, aber da war schlicht und ergreifend nichts. Der Abgrund trat immer näher und näher und Calad konnte nur darauf hoffen das dieses Tier endlich aufhörte mit den Flügeln zu schlagen. Angst machte sich in seiner Brust breit.
Sollte so sein Leben enden? In einer bizarren Welt, herunter geweht von einem Tier das er nicht kannte?

Ein letzter verzweifelter Blick zu diesem seltsamen Wesen, flehend sah er es an als er den Boden unter sich verlor und den Berg hinabstürzte. Calad schrie aus Leibeskräften, sah wie sich die Steppe rasend schnell näherte, spürten den Wind um die Ohren brausen und als er dem Boden verdächtig nahe war schloss er seine Augen, zog schützend die Arme vor sein Gesicht.

Das was er nun erwartete war der schmerzhafte Aufprall auf den harten, trockenen Steppenboden. Doch dies traf nicht ein. Er wurde kurz vorm Boden aufgefangen. Hart und unsanft hörte er noch wie 2 seiner Rippen brachen unter der Wucht der zuschnappenden Krallen. Er sah hoch und erblickte dieses Wesen was ihn von dem Felsenvorsprung herunter geweht hatte. Es hatte ihn gerettet! Ungemütlich, und kalt war es. Dieses Tier lies ihn seine Verzweiflung spüren, er empfand es düster, einsam und traurig. Unbehaglich war es ihm zumute. Trotz das es ihm sein Leben rettete, fühlte er sich nicht wohl in dieser Gesellschaft. Das Tier hob sich weiter und weiter in die Lüfte, jedoch wohin es ihn brachte, bekam Calad nicht mehr mit. Er wurde bewusstlos, bedingt durch die Schmerzen der gebrochenen Rippen, der Kälte durch den Sturm und die Erschöpfung die ihn einfach übermannte. Er konnte nur hoffen das dieses Wesen ihn am Leben lies.

Calad öffnete langsam, träge und benommen die Augen. Verschwommen und von der Dunkelheit umgeben nahm er nur das seltsame Wesen wahr das ihn vor dem sicheren Tode gerettet hatte.
Er tastete um sich und fühlte dass er auf irgendetwas Weichem lag. Leicht feucht, aber nicht unangenehm. Es roch leicht modrig und alt. Calad erinnerte sich an den Biologieunterricht, es musste Moos sein.
Die Geräuschkulisse war seltsam verzerrt, klang hohl und dumpf. Das Einzigste was er vernahm war das leichte Atmen seines Retters und sein eigenes Rauschen in den Ohren.

Die Knochen taten ihm weh und jeder einzelne Atemzug bereitete ihm große Mühen und Schmerzen. Er versuchte sich zu drehen, konnte es aber nicht. Er war irgendwie eingewickelt in etwas Blattartigem. Fest aber dennoch angenehm. Fast so wie man einen frisch geborenen Säugling in ein Tuch wickelt damit er nicht friert.

Noch immer erschöpft und müde, schlief er wieder ein.

Ein scharren und kreischen drang an Calad‘s Ohren. Er wachte auf und blinzelte gegen das Tageslicht. Bewegen konnte er sich noch immer nicht und das Atmen fiel ihm noch immer schwer.

Er drehte den Kopf in die Richtung aus der die Geräusche kamen. Was er sah war so bizarr das er es nicht glauben konnte.

Das schwarze pferdeartige Wesen kämpfte gegen eine Schar lang gewachsener Menschen. Recht schmal gebaut, groß, flink und sehr wendig.
Sie stachen mit ihren Lanzen gegen das Wesen, versuchten mit Pfeil und Bogen das Tier in eine Ecke zu drängen. Aber das Wesen war stärker, es wehrte sich mit Leibeskräften, blutete schon aus einigen Öffnungen die ihm diese Menschen zugefügt hatten. Aber es schien ihm nichts auszumachen.
„Cibri, kannst du dich befreien?“ hörte Calad eine Stimme seinem Kopf sagen.

„Nein, ich bin eingewickelt. Aber mir geht es gut. Mir fehlt nichts, ich habe glaube ich nur ein paar gebrochene Rippen“, rief er im Geiste zurück.

Der Kampf zwischen dem Wesen und den Menschen die ihn offensichtlich befreien wollten schien kein Ende zu nehmen. Calad kam es vor als wären es schon Stunden die es hin und her gehen würde. Keiner der beiden Parteien schien aufgeben zu wollen. Wobei das Tier immer mehr aus vielen Wunden stark blutete.
Das Blut was aus ihm heraus rann schien jedoch nicht rot zu sein. Es schien als wäre es silbern. Dadurch dass es so viele Wunden hatte wurde das sonst schwarze Tier regelrecht silbrig glänzend. Es sah, wüsste Calad nicht dass dies das Blut des Tieres ist, wunderschön aus. Edel, stark und beeindruckend.

Aus welchem Grund auch immer tat das Tier aber den Menschen nichts. Es wehrte nur deren Angriffe so gut es konnte ab und versuchte sie zurück aus der Höhle heraus zu drängen.

Calad konnte erkennen das die Menschen das Tier immer mehr in eine Ecke trieben sodass 2 der langen, hageren Gestalten es schafften an dem Tier vorbei in die Höhle zu gelangen und auf ihn zu kamen.

Vor ihm angekommen, fingen sie an seine Bandage aus Blättern zu lösen und stellten ihn wieder auf die Füße. Calad sackte sofort ein. Sein Kreislauf war darauf nicht vorbereitet und versagte ihm den Dienst.
Die Menschen kamen Calad seltsam vertraut vor, aber dennoch so unendlich fremd. Sie sahen nur aus der Ferne aus wie Menschen, ähnelten der Gangart und der generellen Struktur. Aber bei genauerer Betrachtung sahen sie doch anders aus.

Hübsch, sehr hübsch. Weiche Züge, große, dunkle Augen die leicht schlitzförmig zu den Schläfen hin zuliefen. Die Haare fielen weich über die Ohren und auf die Schultern. Der eine war hell Blond, der andere Brünett.
Calad war fasziniert und dennoch irritiert.
Was wollten sie von ihm? Warum nannten auch sie ihn Cibri?

Als die Wesen Calad wieder auf die Beine geholfen hatten und er sicher stehen konnte fragten sie ihn ob er nun laufen könne.
Calad nickte. Sie liefen rasch, sehr leise und möglichst verdeckt auf den Höhlenausgang zu. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals vor Angst, Aufregung und vor Schmerz.
Jeder Atemzug schien als würde ihm jemand einen Dolch in seine Brust rammen.

Es krachte gewaltig und Calad blieb erschrocken stehen. Das Tier war zusammen gebrochen. Lag etwa 10 Fuß vor ihm, blickte hilfesuchend in seine Richtung, schrie einen grellen Ton aus und Calad sah eine silberne Träne aus den großen schwarzen Augen fließen.

„HILF MIR!!!!!“ hörte er in seinem Kopf eine weibliche Stimme rufen.
„HILF MIR! Ich habe dir auch geholfen, lass mich nicht so sterben!“

Calad wusste nicht woher diese Stimme kam. Er sah immer noch das vor ihm liegende Tier an, wurde magisch von ihm angezogen und trat langsam auf es zu.

Einer der seltsamen Mensch hob sein Schwert, holte aus zu dem alles vernichtenden Schlag. In dem Augenblick schrie das Tier auf, Calad hörte es brüllen und vernahm die fehlende Stimme wieder:
„HILF MIR MENSCH!

Er wusste nicht weshalb, aber er rannte los, sprang zwischen den Menschen und das Tier und stoppte somit den tödlichen Hieb.

„Danke Mensch!“, hörte er wieder die Stimme des Pferdes schwach in seinem Kopf mit ihm kommunizieren. Mit diesen Worten legte das schwarze, geflügelte Pferd seinen Kopf auf den Höhlenboden und schloss die Augen.

Calad kniete nieder, streckte die Hand nach dem Pferd aus, wollte es berühren.
„Cibri, fass es nicht an. Deren Blut verbrennt unsere Haut.“, doch Calad hatte die Hand schon auf das schwarze Fell des Pferdes gelegt. Blut floss ihm über die Finger, jedoch ätzten sie ihm nicht die Haut weg, wie die große, schlanke Gestalt neben ihm gesagt hatte.

Das Pferd fühlte sich warm und samtig seiden an, angenehm, aber dennoch stellten sich Calad die Nackenhaare auf. Er begab sich mit der Berührung des Pferdes in dessen Bewusstsein, dessen Gedanken und fühlte so einen tiefen Schmerz. Unendlich großes Leid wurde ihm einst zugefügt. Geknechtet hatte man es und sein Volk, Calad wurde förmlich in die Biografie dieses Tieres hingeworfen. Erlebte es als wäre er dabei gewesen. Wie ein Film in dem er mitwirkte, spielte sich vor seinen Augen das Leben und Leiden dieses großen Tieres ab.

Eingefangen und eingepfercht wurden sie. Solange gequält bis sie die Hoffnung auf gaben auf Rettung ihrer Seelen. Einst waren sie wunderschöne, edle, geflügelte Einhörner gewesen. Angesehen und verehrt, die Herren der Steppe, glücklich, weise und stark.

Calad sah das es keine Einhörner mehr in dieser Welt gab. Es machte ihn unglaublich traurig, auch wenn er Pferde eigentlich nicht mochte, so tat es ihm doch leid sehen zu müssen das diese edlen Geschöpfe von der Bildfläche gänzlich verschwunden waren.

Er spürte wie man ihn von dem Pferd wegzog, und als er keine Berührung zum dem Tier mehr hatte, erlosch auch die geistige Bindung zwischen ihnen.

Er spürte wie ihm Tränen die Wangen herunter rannen. Sah die hageren Gestalten die ihn weg tragen wollten und er versuchte sich zu wehren. Er wollte dieses Tier nicht seinem unumgänglichen Schicksal überlassen. Es hatte ihn davor gerettet zu verhungern, zu verdursten und letztendlich auch vor einem sehr harten, schmerzlichen und tödlichen Sturz. Es hat ihn gepflegt so gut es konnte und ihn beschützt als vermeintliche Angreifer ihn verschleppen wollten. Woher hätte es wissen sollen dass diese Gestalten ihm doch eigentlich gut gesonnen waren? Es hatte sooft Hiebe, Stiche von diesen Gestalten einstecken müssen dass es das doch nicht ahnen konnte.

Calad verspürte tiefe Zuneigung zu dem Tier, auch wenn er es im ersten Augenblick nicht wahr haben wollte.

Er befreite sich aus den festen aber dennoch sanften Griffen der 2 Personen und rannte wieder zu dem Pferd. Nein, er konnte es nicht so sterben lassen.

Er weinte und es machte ihn wütend das diese anderen Personen es offensichtlich als wertloses Geschöpf ansahen das es nicht verdiente am Leben gehalten zu werden. Calad schrie vor Wut und mit Tränen in den Augen:
„Seid ihr euch zu fein einem sterbenden Lebewesen Hilfe zu leisten? Habt ihr nicht mehr als nur Verachtung übrig für dieses arme Geschöpf? Vorurteile, ja das habt ihr. Aber nicht jeder der nach etwas bestimmtem aussieht ist auch so wie man es vielleicht erwarten würde. Helft diesem armen Geschöpf, es kann nichts dafür dass ihr es nicht mögt. Es hat euch nichts getan und wurde so hart schon dafür gestraft weil es so aussieht wie die anderen die ihr ganz offensichtlich hasst. Schämt euch!“

Leicht irritiert und verwundert blickten sich die Gestalten an. Keiner rührte sich, wagte auch nur ein Wort zu sagen. Sie standen einfach nur da, minutenlang.
Bis sich eine noch zartere, weichere und auch etwas kleinere Gestalt sich von hinten zu Calad und dem schwarzen Pferd einen Weg durch die Menge bahnte.

Calad hatte den Kopf auf den Hals des Tieres gelegt und weinte bitterlich. Er bemerkte nicht das sich diese kleinere Gestalt zu ihm herab bückte, die Hand nach seinen Schulter ausstreckte und ihn trösten wollte.

„Cibri, verzeih meinem Volk die Missachtung für dieses Geschöpf! Zuviele seiner Gattung haben schon Mütter, Väter und Kinder unseres Volks vernichtet. Auch wenn es durch die Hand von Hostur geschah so wurde es doch von den Grugri ausgeführt!
Wenn es dein sehnlichster Wunsch sein sollte dieses Tier zu retten, so werden wir deinen Wunsch erfüllen. Aber sei auf der Hut vor diesen Geschöpfen. Sie sind falsch und verräterisch.“

Calad hob sichtlich erstaunt und auch erleichtert den Kopf und blickte in ein wunderschönes Gesicht. So zart und zerbrechlich sie hier stand und wirkte, so stark und heroisch waren dennoch ihre Worte.

„Ich bin Ayjea od Eyiphru, Prinzessin der Elben. Cibri, mein Volk hat deine Ankunft seit Jahrzenten sehnlichst erwartet.“

Calad nahm ihre ihm ausgestreckte Hand und stand auf. Er raffte das bisschen was er anhatte und stellte sich gerade hin.
Er neigte den Kopf vor zu einem kleinen Nicken und sprach:
„Danke Ayjea od Eyiphru, ich bin Calad. Ein Waisenjunge aus Alabama. Ich habe keine Ahnung wie ich hier her gelangt bin und was ich hier zu tun habe. Ich möchte eigentlich nur nach Hause zurück.
Bitte hilf diesem armen Geschöpf, es hat nicht verdient zu sterben. Es rettete mein Leben und machte mich einsichtig dass jedes Lebewesen es verdient hat zu existieren. Auch wenn man anfänglich eine andere Meinung und Erfahrung gemacht hat so ist doch jedes Lebewesen ein Individuum und so sollte man es auch behandeln.“

Ayjea nickte kurz, drehte sich um und sprach:
„Cuilana sial Grugri! Cibri‘s iest!” Auf diese Worte hin begaben sich einige der Elben nach draußen vor die Höhle und die anderen versammelten sich um den Grugri herum und knieten nieder. Sie stimmten einen monotonen Gesang an, murmelten irgendwelche fremdartigen Worte die auch Calad in eine Art Trance versetzen wollten. Doch Ayjea hatte etwas anderes mit ihm vor.

Sie nahm ihn an der Hand und führte ihn zum Höhlenausgang. Ihre Berührung war sehr angenehm. Weich und so Grund ehrlich. Er fühlte sich ihn ihrer Umgebung so sicher und wohlbehütet. Sie strahlte eine Überlegenheit aus, aber auf keinen Fall Überheblichkeit.
Calad wollte das Tier nicht alleine zurücklassen. Er hatte ein schlechtes Gewissen dabei es in den Händen derer die ihm den Schaden überhaupt erst zugefügt hatten zu lassen um es wieder zu heilen. So sah er sich ständig um und war sichtlich besorgt.

„Cibri, hab keine Sorge! Mein Volk weiß über uralte Heilkräfte mehr als jede andere Spezies. Sie werden dieses Tier heilen. Du kannst unbesorgt sein!“

„Ayjea ich danke dir, aber dennoch fühle ich eine enge Verbundenheit zu diesem Geschöpf. Ich weiß nicht was es ist, aber es kommt mir so seltsam vertraut vor. Ich habe soviele Fragen und weiß nicht womit ich beginnen soll.“

„Alles zu seiner Zeit Cibri, du wirst Antworten auf deine Fragen erhalten, aber alles zu seiner Zeit. Erst einmal heilen wir diesen Grugri und danach dich. Du bist erschöpft, hast Hunger, Durst und stehst halb nackt vor mir. Sicherlich frierst du. 2 deiner Rippen sind gebrochen, unendlich viele Schürfwunden pflastern deine Haut und dein Kopf steckt voller Sorge um diese Kreatur. Wahrlich, sie hat dir das Leben gerettet, aber war sie es nicht auch die dich überhaupt von der Plattform herunter geweht hatte?

Ayjea hatte recht. Ja, durch den Grugri wurde er überhaupt erst herunter geweht. Durch diese Kreatur hatte er die gebrochenen Rippen und Schürfwunden. Dennoch wusste er dass es niemals die Absicht des Grugri’s war ihm zu schaden.
Durch Ayjea’s Worte spürte Calad nun auch wieder seine Bedürfnisse. Ihm war kalt, die Füße waren eiskalt und über und über von Schmutz und Dreck übersät. Er spürte sie schon nicht mehr wirklich. An den Schmerz der gebrochenen Rippen hatte er sich schon fast gewöhnt gehabt und die dadurch bedingte Kurzatmigkeit war für ihn jetzt normal.
Ein trauriges Bild gab er so ab und er schämte sich auch vor einer Elbenprinzessin, halb nackt nur in Unterhose und T-Shirt zu stehen.
Ein kitzeln drang an seine Brust, Wärme durchzog ihn dort wo sein Amulett hing. Er hatte es unter seinem T-Shirt getragen. Calad wurde aus seinen Gedanken gerissen und ergriff das Amulett. Es glühte schon regelrecht in seiner Hand als er es über den Kopf abnahm. Davon völlig irritiert blickte er hinüber zu Ayjea.
Er sah ihr entsetztes Gesicht, die weit geöffneten Augen blickten ständig zwischen dem Amulett und Calad hin und her.

„Ich habe nie zu träumen gewagt, dennoch ist es geschehen. Das Amulett von Escada ist zurück gekehrt zusammen mit dir, Cibri. Equus kann gerettet werden.“
Calad wollte Ayjea sein Amulett reichen. Die 2 funkelblauen Augen des Pferdekopfes erstrahlten den etwas düsteren Bewuchs des kleinen Wäldchens in dem sie standen und sich unterhielten mit blauem Licht.
Er hielt Ayjea das Amulett entgegen, öffnete seine Hand. Ihr würde er seinen wertvollsten Besitz geben. Er wusste dass es in guten Händen wäre und wenn es half ein Land zu retten und die Knechtschaft zu durchbrechen, so gab er es gerne.

Ayjea wollte es nehmen, zog aber immer kurz vorher die sehr filigranen Hände wieder zurück. Ihre Augen waren nun nur noch auf das Amulett gerichtet. Schatten spiegelten sich in ihrem sonst so weichen Gesicht wider und erzeugten bizarre Lichtspiele die Calad etwas zurückschrecken ließen.

Mit einem Male riss Ayjea den Kopf hoch, blickte ihn ernst an und schloss Calad‘s Hand wieder über dem Amulett zusammen.

„Nein Cibri! Verführe mich nicht. Behalte es, steck es weg und achte gut darauf dass es niemand sieht. Erzähl keinem auch nur ein Wort davon. Wenn dich jemand fragt ob du Wissen über den Verbleib des Amuletts von Escada hast, verneine es! Es ist zu wichtig um es aufs Spiel zu setzen.
Komm, dein Freund ist wieder am erwachen. Mein Volk wird deine spezielle Verbindung zu diesem Tier jetzt gut brauchen können!“

Sie gingen zurück zum Höhleneingang und traten ein.


Lúthien Ar-Feiniel

„Hey Steppenwolf, hast schon gehört? Angeblich ist ein Grugri auf dem Oblu Draoca gelandet! Schwer mutig meinst nicht? Du kennst dich doch mit den Viechern aus, meinst das hat irgendwie eine Schraube locker?“ brüllte der Mann hinter der Theke zu einer in der Ecke sitzenden Gestalt herüber.

In der Kaschemme war es düster. Die paar Kerzen auf den Tischen erzeugten das Einzigste Licht in der ganzen Stube abgesehen vom Kaminfeuer. Hier und da lagen ein paar betrunkene Gestalten über ihren Gläsern und schnarchten lautstark. Es stank erbärmlich nach Alkohol und Erbrochenem. Die Tische waren verdreckt und klebten fürchterlich. Der Schankmeister wischte mit einem vor Schmutz nur so strotzenden Lappen über die verschmierten Gläser.

In der Ecke zu der der Schankmeister herüber sah saß ein großer, schlanker Mann. Weil er seine Kapuze weit über das Gesicht gezogen hatte konnte man nur seine Umrisse erkennen. Er sprach kein Wort und saß einfach nur da. Schien alles zu beobachten und lauschte gespannt dem Geschwätz des Schankmeisters.
Er zuckte etwas zusammen als er diese Worte vernahm, ließ es sich aber nicht anmerken.

„Wer hat dir das erzählt?“ fragte er mit fester, rauer und dennoch etwas irritierten Stimme.

„Ach, Elon meinte er hätte es in Ocum Maey, bei dem alten Fährmann Halgon erfahren. Welcher es angeblich belauscht hätte als sich Elben unterhielten!“

In diesem Augenblick sprang der Mann in der Ecke auf und ging schnellen Schrittes hinaus zur Tür.

Er hörte noch den Schankmeister rufen:
„Steppenwolf, was ist denn los? Habe ich was Falsches gesagt?“

„Nein Rumir, aber behalte diese Neuigkeit für dich. Erzähle sie keinem und schließe des Nachts alle Türen und halt dich von dunklen Ecken fern. „

Mit diesen Worten war der schlanke, drahtige Mann auch schon um die nächste Ecke verschwunden.

Es war dunkel, kalt und es regnete als er schnell und fast lautlos die Hauptstraße des Ortes überquerte. Der Mond der hin und wieder durch die Regenwolken schimmerte war das Einzigste was ihn ab und zu erblicken ließ.
Schnell war er unterwegs. Rannte über die Felder die ihre Früchte trugen, eilte über den Fluss Niungri der bedingt durch den Regen sehr viel Wasser trug. Eilte durch den Wald weit Richtung Norden.
Er wollte nach Lúthien Ar-Feiniel, in die Wälder der Elben.

Es schien einfach nicht aufhören wollen zu regnen aber der Steppenwolf rannte einfach weiter und weiter. Tief in Gedanken versunken über die Worte des Schankmeisters in der alten Kaschemme ignorierte er völlig das er schon längst in die Wälder Lúthien Ar-Feiniels eingedrungen war.

Er merkte nicht wie ihm verborgene Augen und Ohren hinterher sahen. Missmutig beäugt ging ein raunen durch den Wald. Die Bäume und Sträucher meldeten Gefahr.
Ein Eindringling in die heiligen Gefilde der Elben.

Die Elben schliefen in ihren Baumhütten ruhig und sanft. Escen lag ruhend in seinem Bett als ihn ein rauer Windzug weckte. Es war windig im Zimmer und der Wind brachte eine Nachricht mit sich:

„Escen erwache! Ein Eindringling ist in den Wäldern auf dem Weg zu euch! Sieht euch vor, man kann nicht erkennen wer es ist!“

Der Elbenprinz saß kerzengerade im Bett und vernahm diese warnenden Worte.
Schnell sprang er auf, zog sich an und rannte die knorrigen Stufen hinunter. Überquerte die Waldstraße und klopfte an der Tür von Llabrie (dem Kriegsherrn und Ältestenrat) an.

Er erklärte ihm kurz was die Windeule ihm erzählt hat und bat ihn alle Elben zu wecken. Sie mussten sich rüsten für einen evtl. Kampf.

Der Steppenwolf registrierte noch immer nicht dass er eigentlich schon das Ziel erreicht hatte und rannte blindlings weiter. Immer mit den Gedanken bei den Worten des Schankmeisters. Er wusste nur zu gut was es bedeuten würde, wären diese Worte wahr. Schnell musste er die Elbenstadt Arien erreichen. Er musste wissen ob es wahr ist und ob die Prophezeiung schon begonnen hat.
Inzwischen hatten Llabrie und Escen alle Bewohner von Arien benachrichtigt und sie standen bereit den Eindringling gebührend zu empfangen.
Die Bogenschützen lagen verteilt in den Bäumen, die Schwertmeister standen im Schatten jener Bäume und Escen stand erwartungsvoll auf dem Alassea Anárion, einem Bruchstück des Oblu Draoca’s das vor tausenden von Jahren den Elben zum Geschenk gereicht wurde vom letzten Einhorn Equus‘.

Es war ein Geschenk für die Treue und Tapferkeit der Elben im Kampf gegen das Böse.

„Behütet es wie eure Kinder, wie Euer eigen Leben! Vielleicht rettet es euch einst vorm Untergang!“
Das waren die Worte die Cibri, das letzte Einhorn, zu den Elben sprach als es ihnen den Alassea Anárion überbrachte bevor es gänzlich verschwand.
Seither zierte er den Markplatz von Arien.

Escen stand da und wartete. In der Rechten sein Schwert Äesum, welches ihm schon so manches mal den Kopf gerettet hatte. Die linke Hand zur Faust geballt.
Es raschelt vor ihm, Escen spannte all seine Muskeln an. Gleich würde er ihm gegenüber stehen. Dem Eindringling, der mitten in der Nacht im strömenden Regen ins Reich der Elben eindrang.

Erneut raschelte es und Escen vernahm ein brechen der Zweige und atmen eines gehetzten Wesens. Er lauschte weiter als plötzlich vor ihm die Gestalt eines Menschen auftauchte. Völlig durchnässt und atmenlos.

Der Steppenwolf war an seinem Ziel angekommen.

„Escen, …“, rief der Steppenwolf und brach zusammen. Er konnte sich nicht mehr aufrecht halten. Seine Beine knickten ein. Keuchend und nach Luft ringend rief er erneut:
„Escen, ich bin es, Fenron!“

Bei diesen Worten hob Escen seine linke Hand und entspannte die Situation.
Fenron war ein alter Bekannter und Freund der Elben.

„Fenron mein Lieber!“ sprach ihn Escen an und trat vom Alassea Anárion herunter zu ihm um seinem Freund auf zu helfen.
„Was führt dich her? Komm steh auf ich bringe dich nach oben. Da kannst du dich trocknen und wärmen. Möchtest du einen heißen Tee?“

„Escen, ist es wahr? Ist ein Grugri auf dem Oblu Draoca gelandet? Beginnt die Prophezeiung? Ist er zurück gekehrt?“ Fenrons Worte überschlugen sich. Völlig erschöpft, durchnässt und atemlos stand er dem Elbenprinz gegenüber. Er gab ein jämmerliches Bildnis ab.

„Fenron, beruhige dich. Komm lass uns hoch gehen und uns unterhalten!“ Sprach Escen.

Fenron und der Elbenprinz gingen gemeinsam die Stufen des alten Baumes hoch zu der Unterkunft von Ayjea und Escen. Fenron konnte es kaum erwarten und drängte Escen regelrecht die Stufen schneller empor zu steigen.
Escen wusste nicht wie er seinen Freund beruhigen sollte, er tat ihm leid und er konnte ihn verstehen. Ihm würde es nicht anders ergehen an Fenrons Stelle. Doch brauchte er etwas Zeit zum überlegen wie er Fenron etwas hinhalten konnte bis Ayjea wieder zurück war.

Ayjea hatte die Führung der Elben übernommen als ihre Eltern gefangen genommen wurden. Mitsamt ihrem kleinsten Bruder der damals noch ein kleiner Junge war. Sie wussten nicht was mit ihnen geschehen ist und konnten nur hoffen sie eines Tages lebend wieder zu sehen.

Oben angekommen setzte Fenron sich an den Tisch der mitten im Raum stand. Escen bat ihn seine nassen Kleider auszuziehen und bot ihm welche von seinen an. Fenron nahm diese Geste sehr gerne an. Bis auf die Haut war er durchnässt und fror am ganzen Körper. Glücklich über die Aussicht endlich Gewissheit über die Situation zu erhalten und in trockene Kleider gehüllt zu werden überzog ein kleines Lächeln sein Gesicht.

„Escen, nun erzähl endlich! Ist es wahr?“

„Fenron, ich weiß es nicht. Ayjea und unsere Krieger und Heiler sind unterwegs um genau dies zu überprüfen! Sollte es wahr sein, so steht uns bald ein Kampf bevor zwischen Equus und Nuzrugil!

Wir erwarten Ayjea bald schon wieder zurück mit der Nachricht. Ich lade dich hiermit ein solange du möchtest hier zu bleiben und auf Ayjea und das Resultat ihrer Reise zu warten. Mehr kann ich dir leider nicht anbieten alter Freund!“

Fenron war alles andere als erleichtert. Sollte es wirklich so sein? Sollte es zu dem endlosen Gemetzel kommen zwischen dem ganzen Land?

Viele Männer und Frauen, Kinder, Elfen usw würden ihr Leben lassen. Unter Umständen sogar umsonst.

Wie erging es dem „Retter“? Weiß er überhaupt welch wichtige Rolle er spielt? Ist er vorbereitet? Er muss ein mächtiger Krieger sein wenn er zu uns gesandt wurde um uns zu erlösen.

All diese Gedanken stimmten Fenron traurig, beängstigten ihn zu tiefst.

Escen bot ihm das Gästezimmer an, brachte ihm Brot und Wasser und verließ den Raum. Fenron, erschöpft von der unendlichen Rennerei, schlief sofort ein.


Die Verbindung

Ayjea führte Calad zurück in die Höhle. Das Heer der Elben stand mit erhobenem Haupt neben dem schlafenden Grugri. Es schlief, das war deutlich zu erkennen. Denn der gewaltige Brustkorb hob und senkte sich, die Augen waren geschlossen.
Es rann kein silbriges Blut mehr aus seinen unzähligen Wunden, denn es waren überhaupt keine mehr zu sehen.
So friedlich wie es nun da lag, konnte Calad nicht verstehen warum die Elben diese armen Kreaturen so unendlich hassten.
Dieses Geschöpf konnte doch nicht das Einzigste gewesen sein das ein „gutes“ Herz hatte?!?
Calad’s Gedanken, schweiften ständig darum wieso man ein so stolzes Tier so verächtlich abtun konnte.

Ja, auch er mochte keine Pferde, dennoch würde er nie einem unnötig weh tun wollen.

Langsam begab er sich zu dem Tier. Behutsam, Schritt für Schritt näherte er sich ihm. In Gedanken rief er es:
„Hallo Schlafmütze, bist du wach? Hey, ich möchte mit dir reden, wach auf.“ Nichts geschah!

Angelangt, kniete er nieder, streckte die Hand nach dem Kopf aus, berührte es zaghaft. Und sowie er die Finger an dem schwarzen, glänzenden Fell hatte, blitze diese Verbindung auf, die er schon einmal sah.
Er war wieder im Kopf des Tieres, in dessen Gedanken, in dessen bisherigen Erlebnissen.

Er sprach es an: „Hörst du mich nun?“
„Ja, das tue ich!“ sprach die sehr angenehme, weiche, zarte, weibliche Stimme.
„Danke dass du mein Leben gerettet hast. Nicht jeder würde das tun. Man hasst und verachtet uns, sieht uns lieber tot als lebendig. Für unsere Taten sind wir jedoch nicht verantwortlich. Wir müssen gehorchen, sonst wird das Kollektiv, die letzten Überlebenden unserer Art, gefoltert wenn nicht sogar ein Teil davon getötet.“ Calad sah wie sie ihm Bilder übermittelte, von brennenden Dörfern, toten Menschen, Elfen und andere Geschöpfe die er nicht zuordnen konnte. Er sah wie die Grugri bestraft wurden wenn einer sein Ziel nicht erreichte, sein Soll nicht erfüllte. Calad bekam immer mehr einen Einblick in die Welt der armen Geschöpfe die so verhasst waren. Sie hatten nur sich, keiner stand ihnen bei, half ihnen. Ganz im Gegenteil.
„Wir haben keine Wahl, auch wenn uns missfällt was wir tun. Entweder wir töten wie uns aufgetragen wird, oder wir töten durch unseren Ungehorsam unsere eigene Art. Egal wie, wir müssen oder werden getötet.“

„Ja, ich verstehe deine Situation!“ sprach Calad zu ihr.
„Aber, eins verstehe ich nicht, wie bist du entkommen? Wieso kannst du dich absondern? Warum bist du zu mir gekommen? Was willst du von mir?“

„Cibri, mein Volk braucht dich. Ich habe es desswegen geschafft weil mein Volk sich für mich und dich geopfert hat. Der Herr merkt sofort wenn einer von uns fehlt, aber sie sagten, ich wäre bei unserem letzten Angriff auf die Nilhils gestorben. So konnte ich fliehen und mich auf die Suche nach dir machen.“

„Woher wusstest du von meiner Ankunft hier? Und warum bin ich so wichtig? Was hat mich hergeführt? Ich kann nicht mal Judo und soll euch retten? Wovor, und vor allem WIE? Wer oder was sind Nilhils?
Calad hatte 1000 Fragen die er so gerne beantwortet bekommen hätte! Sein Herz schlug so heftig, das er es bei jedem Schlag spürte. Endlich konnte er seine Fragen los werden. Endlich jemand der offensichtlich wusste WER oder WAS er war. Warum er hier war. Seine Fragen überschlugen sich und er hätte gerne noch mehr gestellt, doch dieses Geschöpf sprach in ruhigen, mütterlichem Ton zu ihm:
„Beruhige dich Cibri! Alles zu seiner Zeit. Du bist, ebenso wie ich, erschöpft, hungrig und müde. Erhol dich erst einmal von deiner Ankunft hier, von den Schmerzen die ich dir ungewollt zugefügt habe, komm wieder zu Kräften. Dann sehen wir weiter. Nun löse die Verbindung und folge Ayjea. Sie weiß was sie tut. Folge ihr, hör auf sie und lerne.“

„Darf ich dich wenigstens noch fragen wie du heißt?“

„Mein Name ist Glywn‘ Dru, ich bin deine Seelenverwandte.“ Mit diesen Worten brach Glywn‘ Dru die Verbindung ab.
Calad öffnete seine Augen wieder, die er unbemerkt geschlossen hatte. Er war enttäuscht. So nahe dran gewesen endlich zu erfahren was er hier sollte und warum ihn alle Cibri nannten. Jetzt musste er wieder warten.

„Diese Warterei macht mich noch ganz verrückt! Glywn‘ Dru, bitte beantworte mir endlich was ich dich fragte. BITTE!“, flehte Calad sie inständig an. Doch Glywn‘ Dru schwieg. Sie schaute kurz zu Ayjea und dann wieder zu ihm. So als wolle sie sagen, geh jetzt.

Seufzend und sichtlich enttäuscht, stand Calad auf, ging zu Ayjea hinüber und sagte zu ihr:
„Glywn‘ Dru meinte, wir sollten uns beide erholen und ausruhen. Und um ehrlich zu sein, ich habe mächtigen Hunger und noch mehr Durst. Kannst du mir zeigen wo ich etwas zu essen und trinken bekommen kann?“

Ayjea nickte kurz und bat ihn ihr zu folgen.

„Vani Coa! Cel Othlon!“ rief sie, und alle standen auf. Selbst Glywn‘ Dru erhob sich und folgte den Elfen, die ständig um sich blickten.
Calad folgte Ayjea. Sie kletterten den kleinen Hügel wieder hinunter und verschwanden einer nach dem Anderen im Wald. Er war dicht, düster, roch modrig und Calad hörte nicht einen Vogel zwitschern. Es war ihm unbehaglich zumute und er fühlte sich ständig beobachtet.
Seine Füße brannten von dem Gestrüpp über das sie liefen, er fror erbärmlich und es wurde inzwischen auch schon wieder dunkel. Gegessen hatte er noch immer nichts und seine Kehle brannte vor Durst.
Keiner sprach auch nur eine Silbe oder gab einen Laut von sich.
Ganz im Gegenteil, das Einzigste was Calad vernahm waren seine eigenen, unbeholfenen Gehversuche und die Hufe von Lywn (so nannte er Glywn‘ Dru in seinen Gedanken).

Wut rang sich an seiner Kehle empor. Hatte er Ayjea nicht gebeten ihm bei der Suche nach was Essbaren zu helfen? Sie waren inzwischen schon Stunden in der Dunkelheit unterwegs und hatten noch immer nichts zwischen den Beisserchen.
Er versuchte nicht unhöfflich zu sein, rang mit sich selbst und grade als es nahezu aus im herausplatzte, hörte er Lywn zu ihm sagen:
„Beherrsche dich, kleiner Elb! Reiss dich zusammen. Hunger vergeht, Durst ebenso. Du wirst zur rechten Zeit deine Bedürfnisse befriedigen können. Dies scheint deine erste Lektion zu sein! Selbstbeherrschung!“

„Lywn, ich weiß nicht wie ihr das seht, aber wir Menschen müssen regelmässig Nahrung aufnehmen um zu überleben!“, herrschte er das schwarze Tier an. Er sah nur dessen rote Augen in der Dunkelheit. Perfekte Tarnung!

„Cibri, auch wir müssen uns ernähren, ebenso wie die Elben. Aber die Elben und wir essen um zu leben. Wir leben nicht um zu essen. Du wirst nicht gleich verhungern oder verdursten wenn du mal einen halben Tag nichts bekommst. „

„Bei einem halben Tag wäre ich der Letzte der jammert. Aber es ist inzwischen schon wieder Nacht und ich habe seit meiner Ankunft weder was getrunken, noch gegessen. Die ist schon gute 1,5 Tage her.
Ich bin halb am verdursten. Meine Lippen sind aufgesprungen und ich komme mir vor, als wäre ich in der Wüste.
Hier gibt’s doch sicherlich Beeren, einen kleinen Fluss oder Kleinwild was man erlegen könnte. Warum läuft Ayjea nun schon seit Stunden umher obwohl ich sie bat mir behilflich zu sein?“

„Hier gibt es nichts! Sie läuft desswegen seit Stunden umher, weil es hier weder Tiere, Sträucher mit Beeren oder gar einen Fluss gibt von dem man sich ernähren könnte.“

„Aber hier ist doch Wald,“ schrie Calad, jetzt nicht mehr in seinen Gedanken! „In jedem Wald gibt es Tiere und die Bäume müssen ja auch von irgendwas ernährt werden. In aller Regel von Wasser. Gut man müsste graben, aber was solls? Das würde ich auch noch tun. So durstig wie ich bin, würde ich derzeit alles für ein paar Schluck Wasser geben.“

„Cibri, glaubs mir. Hier findest du nichts was für dich zu verwerten ist. Selbst die Blätter der Bäume würden dich umbringen.
Du bist hier im Firn-I-Guinar-Alda. Im untoten Wald!
Die Bäume leben, allerdings nicht von Wasser wie du es kennst. Sie leben vom Wasser des Ainariël Nénharma. Dem tödlichen Fluss. Er speist die Bäume und Büsche. Sie sind böse, untot und selbst Feuer kann sie nicht zerstören.

Sie haben Augen und Ohren, leiten alles weiter an die Gwelwn- rýn. Sie sind fliegende, wolfartige, böse Kreaturen die dich jagen, solange bis sie dich haben. Also reiss dich zusammen und warte bis wir aus diesem Wald draußen sind.
Sprich nicht, sei leise und behutsam. Atme ruhig und tu ja nichts hektisches. „

Calad erschrak. Warum hat man ihm das nicht gleich gesagt? Warum überhaupt ist Ayjea mit ihm und ihrem Volk in diesen tötlichen Wald hinein gegangen?
Sein Herz schlug nun stärker. Angst breitete sich in ihm aus und er konnte nicht verhindern, ständig nach rechts und links zu sehen.
Behutsam versuchte er jeden seiner Schritte auf den Boden zu setzen, ohne das er Zweige zerbrach oder den Standpunkt sich und seiner Gefährten preis zu geben.

Gefühlte 2 Stunden verannen in denen er angestrengt versuchte keinen Laut von sich zu geben.
Es gelang ihm in der Dunkelheit nicht immer nicht doch einen Zweig zu zertreten oder einen Ast abzuknicken.
Immer wenn dies geschah, sog er die Luft ein, biss sich auf die Lippen. Sofort dachte er daran wie gut die Ohren des Hundes seiner Familie funktionierten.

Lange bevor es überhaupt an der Haustür klingelte, meldete Sky schon den bevorstehenden Besuch an. Jede Maus die lief, verfolgte er obwohl Calad sie nicht hören konnte. Umso nervöser und unheilvoller war dieser Gedanke nun, wenn man bedachte das Sky ein lieber Hund war und kein fliegender Wolf der um sein Überleben kämpfte in dem er seine Beute, in diesem Falle ihn und seine Gefährten, jagte.

„Da vorne eine Licht!“, rief er Lywn in Gedanken zu.
„Haben wir es geschafft? Sind wir aus dem Wald draußen?“

„Ich schätze ja, mein kleiner Freund! Dies scheint als wäre es die Grenze des Waldes.“

Calad’s Herz machte einen Freudenhüpfer. Erleichterung breitete sich in ihm aus und er war weniger besorgt. Die letzten paar Meter würden sie auch noch überstehen. Dessen war er sich sicher.
Die Aussicht auf einen gefüllten Magen, eine beruhigte Kehle und auf eine kurze Schonung seiner zerschundenen Füße ließ ihn schneller laufen.

Noch 20 Meter, dann hatten sie es geschafft! Die Ersten traten schon aus dem Wald ins Freie.
Doch plötzlich drang ein tiefes, böses und hungriges Knurren an seine Ohren. Es ließ ihn erschaudern, ging im regelrecht durch Mark und Bein. Wie angewurzelt blieb er stehen. Drehte langsam, ganz langsam den Kopf um zu sehen was hinter ihm knurrte.
Trotz dem Wissen das es nur diese fliegenden Wölfe sein konnten hoffte er das Lywn’s Magen sich meldete. Aber sie war nicht hinter ihm, sondern vor ihm. Er bildete den Abschluss der Truppe.

Blut stockte ihm in den Adern und es überlief ihn eiskalt als der sah wie nahe ihm das Knurren war. Die ersten der Truppe die den Wald schon verlassen hatten, konnten es nicht hören. Dafür war es nicht laut genug.
Als er sich komplett umgedreht hatte blickte er in die nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht gelben, mordlüstigen Augen des Wolfes.
Dessen Atem roch nach verdorbenem Fleisch, geronnenem Blut und Tod. Er war so heiß das es Calad die Luft aus den Lungen presste.
Er konnte nicht glauben was er sah.
Das Tier war rießig. Gut 1.80 groß, die Flügelspannweite sicherlich so breit wie die von Lywn.
Dunkelgrau-braun schimmerte das Tier im Mondschein und die glühend gelben Augen waren auf ihn allein fixiert.

Calad machte einen kleinen, leichten und nicht zu großen Schritt nach hinten. Schreien konnte er nicht, seine Stimme versagte ihm den Dienst.
Schritt für Schritt wich er von dem Wolf weg. Dieser folgte ihm. Tat jedoch nichts außer Calad zu fixieren und gelegentlich zu knurren, die Zähne zu fletschen. Gut und gerne 10cm lange, dolchartige, weißblitzende Zähne ragten aus dem Immensen Maul. Jedesmal wenn der Wolf knurrte, krampfte sein Magen zusammen, das Blut fror ihm in den Adern und die Luft blieb ihm weg. Sein Herz hämmerte vor Angst. Noch ein Schritt und noch einer. Er musste doch gleich das Waldende und den Rest seiner Gefährten erreicht haben. Warum kam ihm denn keiner zu Hilfe? Sie mussten das doch bemerkt haben.

Noch ein Schritt und dann geschah es. Calad rutschte auf dem mit Moos bewachsenen Stein aus und fiel rücklings auf den Waldboden. Er riss die Arme vors Gesicht, schrie nun gellend auf und dachte nur noch an das wohlbehütete Zuhause, das er vor noch nicht all zu langer Zeit hatte. Sich mit dem Gedanken vertraut gemacht dass er nun sterben würde schlug er auf dem Waldboden auf.
Er schrie und dieser Schrei befreite seine Gedanken. Entfesselten seinen Überlebenswillen und ließen ihn rückwärst auf dem Waldboden nach hinten krabbeln. Das Gesicht des Wolfes war gefährlich nahe gekommen. Sabber tropfte auf Calad und es brannte bei jedem Tropfen.
Doch der Wolf tat nichts, außer ihm zu folgen. Calad war verwirrt. Wenn dieser Wolf doch so mordlustig wäre, wie Lywn ihm das erzählte, warum hat er dann nicht schon längst zugebissen? Warum folgte er ihm nur, drängte ihn vor sich her?

Calad krabbelte rasch auf allen Vieren weiter und kam endlich am Waldrand an. Er stolperte weiter auf die Lichtung drehte sich um und lief nun in die Masse der Elben die mit entsetztem Blick in Richtung Waldrand sahen. Dorthin wo der Wolf nach wie vor stand, sich aber nicht weiter aus dem Wald heraus wagte.
Es war wie bei einem Autounfall. Man konnte nicht hinsehen, aber weg sehen ging auch nicht. Der Wolf hatte was Faszinierendes. Mit pochendem Herzen, schnell rasendem Puls und gänzlich außer Atem starrte Calad zum Waldrand.
Er konnte es noch immer nicht begreifen. Warum hatte der Wolf ihn nicht getötet? Er ist ihm nur gefolgt, hat ihn in Sicherheit gebracht,



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Kommentare


Von Charlet_Chase
Am 18.03.2012 um 13:08 Uhr

Hi,
Ich glaube zwar, dass du hier nicht mehr reinschaust, weil es anscheinend drei Jahre niemand für nötig gehalten hat deinen Text - außer mit einem demotivierenden Stern - zu kommentieren. Das it wahrlich frustrierend.
Aber wenn du hier zufälliger Weise noch einmal vorbeischauen solltest, dann will ich dir etwas auf den Weg geben. Schreib unbedingt weiter!!!!

Ich weiß nicht wer dir nur den einen Stern gegeben hat, aber er hatte definitiv keine Ahnung. Zwar hast du, wie du selbst schon erkannt hast noch ein paar Fehler im Text (auch Zeitfehler) aber....
Du schreibst so etwas von lebendig und inneperspektivisch, das ist einfach die Wucht.

Ich habe in diesem Forum noch nie einen Text gelesen, der intuitiv gefühlt so gut wie deiner ist. Er sprüht vor Lebendigkeit, Leidenschaft und das beste, er baut ungemein Spannung auf, weil du es verstehst die Geheimnisse deiner Charaktere zu bewahren und den Leser damit zu ködern. Komm sag es mir endlich, ich will es wissen - das waren meine Gedanken beim Lesen. Ein wirklich sehr gelungener Text.

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