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Der Lichtkristall - Kapitel 1: Aus der Dunkelheit ins Licht - Part 1.2 - von sunshishi, 19.06.2009
Fest schlief sie nicht. Die ungewohnte Umgebung war zu gefährlich, um sich fallen zu lassen. Wiederholt wurde sie durch ein Geräusch geweckt. Einmal hörte sie, wie ihre Tür geöffnet wurde, allerdings verschwand derjenige gleich. Das Mädchen hatte nicht viel geschlafen, dennoch fühlte sie sich erholt, als sie aufstand. Sie wusste nicht, wie spät es war. Jegliches Gefühl für Zeit war ihr abhanden gekommen. Sie machte sich nichts daraus.
Wozu braucht man Zeit? Zeit ist unendlich.
Es kümmerte sie nicht, welcher Tag es war, aber sie musste über den Stand der Sonne Bescheid wissen. Sie hasste ihr Licht und wollte sich dem nicht aussetzen müssen. Vorsichtig lugte sie durch den Spalt im Vorhang.
Kein Licht.
Dessen ungeachtet setzte sie die Kapuze ihres Mantels auf und zog sie tief ins Gesicht. Als sie die Fensterläden langsam öffnete, versank die Sonne gerade hinter einem Hügel. Alles, was blieb, war das verräterische Rotgold ihrer verglühenden Macht. Ein dünnes Lächeln huschte über das blasse Gesicht des Mädchens.
Sie hatte wieder einen Tag überlebt.
An der Tür zog sie die Kapuze nochmals vor ihrem Gesicht zurecht. Sie öffnete die Tür, doch plötzlich stach ein gleißender Blitz in ihre Augen, dass sie aufschrie. Das Licht durchbohrte ihre Netzhaut und brannte sich seinen Weg bis in ihr Gehirn, wo es die schmerzlichen Erinnerungen weckte, die es zum Feind des Mädchens gemacht hatte. Ihr Schmerzensschrei wandelte sich in ein Klagelied. Sie sank auf die Knie und barg ihr tränennasses Gesicht in beiden Händen, während die Tür langsam zu schwang. Sie versuchte, ihre Fassung zurück zu gewinnen. In diesem Moment wurde ihr bewusst, wie verwundbar sie war und sie war dankbar für die schützenden Mauern, die sie umgaben. Die Tür wurde erneut aufgestoßen und das Licht fand seinen Weg zurück zu ihr. Sie rollte sich zur Seite, verdeckte ihre Augen und kauerte sich in einer dunkleren Ecke des Raumes zusammen.
„Was ist passiert? Bist du verletzt?“, hörte sie Richards besorgte Stimme.
„Kein... Licht“, knurrte sie, als sie sah, wie er nach der Fackel greifen wollte.
Diese war unmittelbar vor der Tür angebracht, dass sie genau in die Flamme geschaut haben musste.
„Mach das Licht aus!“
Der junge Lord gehorchte und griff nach der Fackel. Nachdem es ihm gelungen war, das Licht zu löschen, erhob sich das Mädchen aus ihrer kauernden Haltung.
„Danke“, hauchte sie Richard entgegen, als sie an ihm vorbei glitt.
Nie hatte er gesehen, dass sich ein Mensch von einer Sekunde zur nächsten derart wandeln konnte. Von Mal zu Mal tiefer zog ihn das mysteriösen Mädchens tiefer in ihren Bann, obwohl er vom ersten Moment von ihr verzaubert war. Er blickte ihr nach und bemerkte, dass sie sich versteifte. Vorsichtig drehte sie sich herum und Richard meinte, einen weiteren, kleinen Blick auf ihr hübsches Gesicht erhascht zu haben.
„Gibt es mehr Fackeln?“
Ihre Stimme war brüchig, dennoch stand eine starke Kraft dahinter. Richard war verwirrt. Er wusste, dass sie das Licht auf der Treppe gesehen haben musste.
Wieso fragt sie?
„Ich meine, draußen im Hof oder... Garten?“
„Im Hof gibt es zwei Fackeln am Tor, eine am Stall und die am Hauseingang. Im Garten ist überhaupt keine.“
Jetzt konnte er deutlich ein Lächeln unter ihrer Kapuze erkennen. Sie kam ihm entgegen und ging ins Zimmer zurück. Dort öffnete sie die Fensterläden vollständig und blickte in die Nacht hinaus. Der Himmel war zwar noch grau, doch es machte ihr nichts aus. Zog sie ihre Kapuze dicht vor ihrem Gesicht zusammen, wurde es Nacht um sie. Sie mühte sich ein wenig, als sie den Tisch mit der Waschschüssel beiseite schob. Eine Windböe drohte, ihr die Kapuze zu rauben, als sie an das Fenstersims trat. Das Mädchen sah hinaus und erblickte nicht weit unter ihr das strohgedeckte Dach des Laubengangs.
Na also, es gibt einen zweiten Ausgang.
Die Freude hielt sich nicht lange in ihrem Gesicht, dazu war es zu anstrengend. Sie stieg auf das Fenstersims und richtete sich auf. Von hier oben konnte sie gut über die Mauern des Hofes blicken und Gefahren rechtzeitig bemerken.
„Was hast du vor?“, meinte Richard entsetzt
„Ich sehe mich ein bisschen um.“
Sie setzte sich und ließ sich langsam auf das Dach gleiten. Wenn sie gewusst hätte, ob das Holz sie halten würde, wäre sie gesprungen. Unten testete sie vorsichtig, wie ihr Gewicht wirkte. Es knirschte ein paar Mal, doch es schien nicht weiter von Bedeutung. Hinter ihr war Richard ans Fenster getreten und beobachtete sie ungläubig. Er sah, wie sie über das Dach schlich und war fasziniert von ihren geschmeidigen Bewegungen. Sie huschte geduckt voran und richtete sich ab und zu auf, damit sie den Blick schweifen lassen konnte. Es schien, als hörte sie in der Stille der Nacht jedes kleine Geräusch. Jetzt kniete sie am Rand des Daches und spähte über den Hof.
Dann sprang sie und war verschwunden.

***

Ein kürzerer, zweiter Teil. Die mangelnden Kommentare haben mich lange abgehalten, weiter zu veröffentlichen... Aber da es ein paar Leser gab, möchte ich diese natürlich nicht zu lange auf die Folter spannen. Und ich hoffe wieder auf ein paar Reaktionen^^

Die *** bedeuten übrigens, dass das Kapitel nicht abgeschlossen ist, sondern nur kurz unterbrochen wurde.

Greez
SuShi




Sandra Schmidt



I laugh in the face of danger - then I hide till it goes away.



©2009 by sunshishi. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

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