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Der Lichtkristall - Kapitel 1: Aus der Dunkelheit ins Licht - Part 1.1 - von sunshishi, 18.01.2009
Es war dunkel und die Nacht tauchte die Welt in ihr blaues Licht. Es war still, nur ab und zu konnte man den Schrei einer Eule hören, die hoch oben in den Ästen Wache hielt. Der volle Mond stand am dunklen Himmel und versuchte, mit seinen silbernen Strahlen den Waldboden zu erreichen, aber oft versperrten ihm dunkle, hohe Tannen oder Eichen den Weg. Aus der feuchten Frühlingserde stieg feiner Nebel auf, der den holzigen Duft der Bäume weiter trug und den kommenden Tag ankündigte. Es war, als würde die Natur ihren Atem über die sprießenden Sträucher und unter den niedrigen Ästen hindurch fließen lassen.
Das Mädchen hatte sich eng in ihren Mantel gehüllt und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Geduckt huschte sie von einem Schatten zum nächsten und mied die Stellen, die vom Mondlicht erleuchtet waren. Sie irrte seit langem umher, ohne sich bewusst zu werden, wo sie sich überhaupt befand. Das war nicht wichtig, solange sie nicht den Schwarzen Rittern begegnen würde. Die Dunkelheit gewährte ihr Geborgenheit und Schutz, deshalb fürchtete sie sich nicht. Wenn der Tag graute und die ersten Sonnenstrahlen den Himmel rot färbten, verschwand sie von den Wegen. Sie suchte sich einen Unterschlupf, in den kein Licht eindringen konnte, rollte sie sich in ihrem Mantel zusammen und schlief. Erst als das Licht der Sonne erblasste, kroch sie aus ihrem Versteck hervor. Nicht immer hatte sie das Licht verabscheut. Früher freute sie sich jedes neuen Tages und der Sonnenstrahlen, die eine prickelnde Wärme auf ihre Haut zauberten. Doch ein furchtbares Ereignis hatte ihr gesamtes Leben verändert.
Verschreckt blickte sie auf als sie hörte, dass sich Reiter näherten. Voller Angst versteckte sie sich hinter einem Baum und drückte sich zitternd an die grobe Rinde. Sie vernahm das Knirschen des Sandes unter den Hufen der Pferde und hörte leise Stimmen. Als die Reiter an ihrem Versteck vorbeikamen, hielten sie an.
Sie war entdeckt worden.
Vorsichtig hob sie den Kopf und löste sich langsam, aber erleichtert von dem Baum als sie unter den Pferden ein weißes erkennen konnte. Der junge Mann auf dem weißen Pferd wurde von einem Knappen und einem weiteren, Mann begleitet. Der weiße Reiter trug eine enge, dunkle Hose und ein weites, grünes Hemd aus fein gearbeitetem Stoff. In mattem Rot schimmernd und am Rand mit unzähligen Goldplättchen geschmückt, glitt sein Umhang sanft über den Rücken des Pferdes. Sein blondes Haar war akkurat geschnitten und ordentlich frisiert, nur einige, feine Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Sie umrahmten seine blaugrauen Augen, die das Mädchen aufmerksam musterten. Er hielt mit einer Hand die Zügel, die andere Hand lag auf dem kunstvoll verzierten Griff seines Schwertes. Als er erkannte, wer vor ihm stand, löste sich seine Verspannung.
Sein Begleiter war größer und kräftiger und um ein paar Jahre älter. Das braune Haar war ebenfalls sauber gekämmt und seine Kleidung glich der des Jünglings, nur war sie wesentlich dunkler. Die Hose war schwarz und hob die rote Farbe seines Hemdes hervor. Sein Umhang, mit hauchzarten, silbernen Fäden bestickt, verschwamm im Dunkel der Nacht. Prüfend blickte er sie an und das Schwert war fast aus der Scheide gezogen. Das Mädchen wich vor ihm zurück, als sein schnaubendes, schwarzes Pferd auf sie zu stampfte, doch der junge Herr hielt den anderen zurück und lenkte sein eigenes Reittier langsam ihre Richtung. Kurz vor ihr hielt er und musterte sie erneut. Vergeblich versuchte er, ihr Gesicht zu erkennen. Dann glitt sein Blick an ihrem Umhang herab. Schmerzlich bemerkte er die Kratzer an den weißen Beinen.
„Fürchte dich nicht. Wir werden dir nichts tun. Sage uns, wer du bist und woher du kommst“, sprach er sie an.
Das Mädchen gab nicht gleich Antwort. Sie hatte Mühe, die Worte zu formen.
„Ich... kom-me... von... Sü-den“, brachte sie schließlich zaghaft und stockend hervor.
Ihre Stimme klang rau und dunkel und das Reden strengte sie sichtlich an.
„Zu dieser Stunde wäre es sicherer, wenn du nicht allein im dunklen Wald wandern würdest“, meinte der Junge und blickte sich besorgt um.
Er konnte sich nicht erklären, was sie hier vor Morgengrauen suchte. Sie wirkte zerbrechlich und ihre Verletzungen zeigten ihm, dass sie Schutz gebrauchen könnte.
„Wenn du eine Unterkunft suchst, kannst du gern bei uns übernachten“, entschied er.
„Was?“, empörte sich der andere, ritt an den jungen Mann heran uns sah ihn vorwurfsvoll an. „Richard, du weißt nicht einmal, wer sie ist! Elorie wird das nicht gefallen!“
Energisch brachte der weiße Reiter den Älteren zum Schweigen und trug mit ihm einen stillen Zweikampf aus.
Elorie wird sich abfinden müssen. Ihr Ärger wird verfliegen, aber ich werde mir nicht länger sagen lassen, was ich zu tun habe. Glaubt er, einen naiven Dummkopf vor sich zu haben, dachte Richard zornig.
„Weder meine Schwester noch du, John, werden mir die Entscheidung abnehmen, wer meine Gäste sind. Ich lade sie ein“, sagte er.
Wütend wandte er sich von seinem Gegenüber ab und hielt dem Mädchen seine Hand entgegen, doch sie wich zögernd zurück.
„Habe keine Angst. Du kannst so lange bleiben, wie du willst“, erklärte er und lächelte.
Unschlüssig trat sie von einem Fuß auf den anderen. Eine Bindung an andere Menschen war gefährlich. Über diese Männer hatte sie keine Informationen und könnte in eine Falle laufen. Sie wusste aber, dass die Sonne bald aufgehen würde und diese Einladung kam zum rechten Zeitpunkt. Durch eine Öffnung ihres Mantels sah sie das warme Lächeln des weißen Reiters und als sie ihm die Hand entgegenstreckte, hatte sie die Augen geschlossen. Erst als sie vor ihm auf dem Tier saß und fühlte, wie seine Arme sanft um ihren Körper griffen, um die Zügel zu halten, öffnete sie vorsichtig ihre Augen.
Die Männer ritten langsam den Weg zurück, den sie gekommen waren. Erst jetzt betrachtete das Mädchen aufmerksam ihre Umgebung. Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt und es fiel ihr nicht schwer, die Landschaft genauer zu inspizieren. Sie versuchte, sich jeden Baum und jeden Strauch einzuprägen, suchte nach verborgenen Wegen und Pfaden, die sich durch den Wald schlängelten. Jeder Schutz und jeder Fluchtweg war willkommen. Ihre Begleiter konnte sie sich ebenfalls näher ansehen. John ritt voran, während der Knappe den Schluss bildete. Das Mädchen starrte auf Johns Rücken und spürte deutlich dessen Wut. Er war angespannt, als würde er jeden Moment einen Angriff erwarten und seine rechte Hand zuckte unruhig über dem Schwert. Sie spürte auch den Zorn ihres weißen Reiters. Sein Atem ging schnell und drückte ihren Mantel in kurzen Abständen enger an ihre Haut. Die Schuld für die Zwistigkeiten zwischen den beiden Männern gab sie sich selbst, deshalb wandte sie den Blick von Johns Rücken ab. Hier sollte sie nicht sein und keinen Kontakt zu anderen Menschen haben.
Das brachte Unglück.
Sie brachte Unglück.
Aus dem Augenwinkel heraus erspähte sie den Horizont.
Und erstarrte.
Sie fühlte die Wärme des kommenden Tages auf ihrer Haut und Panik stieg in ihr auf.
„Schneller“, flüsterte sie und lehnte sich nach vorn.
Das Pferd verfiel automatisch in eine schnellere Gangart und Richard trabte seinem Begleiter hinteran.
„Wir sollten uns beeilen, damit wir vor dem Morgengrauen zu Hause sind“, rief er ihm zu und brachte sein Pferd in Galopp.
Verdutzt hielt John seinen Rappen kurz an und sah dem davon galoppierenden Richard hinterher. Dann gab er seinem Pferd die Sporen, um Richard einzuholen. Richard war es egal, warum das Mädchen schneller reiten wollte. Für ihn war es eine gute Ablenkung und eine Möglichkeit, sich ein bisschen abzukühlen. Zeitgleich erreichten die Reiter das Tor zum Hof, wo sie ihre Pferde energisch zum Halten brachten. Das Mädchen richtete sich auf, als John vor ihnen vom Pferd sprang. Von Richard ließ sie sich aus dem Sattel helfen und spürte erneut die Spannung zwischen den beiden Männern. Sie wandte sich an ihren Reiter und zupfte ungeduldig an seinem Ärmel.
„Komm! Hier entlang“, meinte Richard und führte sie in den Innenhof, wo ihnen eine Frau den Weg versperrte.
Sie trug ein dunkelrotes, schlichtes Kleid, welches dezent ihre edle Schönheit untermalte. Ihre Füße steckten in hochgebundenen, weichen Sandalen aus braunem Leder und ihr schwarzbraunes, langes Haar war zu einem dicken Zopf geflochten, aus dem sich einige Locken gelöst hatten und sanft auf ihre Schultern fielen. Sie trug goldene Armreifen und Ketten und ein mit Goldplättchen verziertes Band zog sich über ihre Stirn und durch ihre Haare. Ihre grünen Augen musterten bohrend das Mädchen, doch als sie in dem kleinen, vermummten Wesen keine Gefahr erkannten, richtete die Frau ihre Aufmerksamkeit auf die beiden Reiter. Richard hauchte sie ihre Lippen auf die Stirn, John jedoch umarmte sie inniglich, nahm sein Gesicht in beide Hände und bedeckte es mit heißen Küssen.
„Ich habe auf dich gewartet, mein Gemahl. Warum müsst ihr so früh durch den Wald reiten? Ich verstehe es nicht. Ständig mache ich mir große Sorgen, dass euch etwas passiert.“
Sie sah bekümmert von einem zum anderen und ihr Blick fiel erneut auf die Gestalt im schwarzen Mantel.
„Wer ist das?“
„Da musst du dich an deinen Bruder wenden, Elorie“, lächelte John sie an.
Die Frau sah Richard fragend an. Sie mochte es nicht, wenn er ohne ihren Rat Entscheidungen traf. In letzter Zeit geschah es häufiger, dass er eigene Wege ging. Dabei war sie es, die seit dem Tod der Eltern das Anwesen verwaltete und sich um den Kleinen gekümmert hatte. Seit ihrer Heirat mit Lord John Donnely und der damit einhergehenden Festigung ihres Anrechtes auf den Hof, hatte sich Richard jedoch von der Obhut seiner großen Schwester losgerissen.
„Sie ist mein Gast“, antwortete er knapp und geleitete das Mädchen die Treppe hinauf ins Haus.
Sie betraten ein kleines Vorzimmer, von dem aus man in jeden anderen Raum des Hauses gelangen konnte. Richard führte das Mädchen weitere Stufen zu den Schlafräumen hinauf. Er bemerkte, dass sie jedes Mal, wenn sie an einer Fackel vorbeigingen, den Blick senkte und sich beeilte, dem hellen Schein zu entfliehen. Am Ende des Ganges angekommen, öffnete er eine Tür und deutete mit einer einladenden Geste hinein.
„Das ist unser einziges Gästezimmer“, sagte er halblaut. „Ich weiß, es ist nicht besonders schön. Es wurde ein Weile nicht gebraucht...“
„Es... ist... schön“, warf sie ein.
Was sie sah, genügte ihr. Es gab ein einfaches Bett mit einem weichen Kissen und einer großen Bettdecke. Daneben standen ein kleiner Tisch mit einem Wasserkrug und einer Waschschüssel und davor ein Stuhl. Ihr Blick fiel auf das Fenster und sie sah, wie sich der Himmel rosa färbte. In ein paar Minuten würden die ersten Sonnenstrahlen hinter den Wipfeln der Bäume hervorbrechen.
„Es ist schön“, wiederholte sie panisch und schlug dem verdutzten Richard die Tür vor der Nase zu.
Sie eilte zum Fenster, wo große, dunkle Stoffbahnen an den Seiten herunterhingen und die Öffnung in der Mauer umrahmten. Oben waren sie in Schlaufen um einen glatten Holmen gelegt. Wenn sie den Stoff über den Holmen entlang zog, dunkelte er das Zimmer ab.
Das reichte ihr nicht.
Hastig schloss sie die Fensterläden und zog den Vorhang zusätzlich zu. Erst jetzt atmete sie erleichtert auf. Nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, betrachtete sie ihre Umgebung genauer. Sie wollte wissen, in welche Falle sie sich gesetzt hatte. Es gab einen Ausgang und das Fenster.
Das hast du toll gemacht, tadelte sie sich, aber es war nicht mehr zu ändern.
Sie fühlte, die Müdigkeit in sich aufsteigen und ließ sich seufzend auf das Bett fallen. Wie lange hatte sie nicht mehr in einem richtigen Bett geschlafen? Weich und warm umfing sie das Federbett, in das sie tief einsank. Gerade wollte sie sich der Versuchung ergeben, sich in die Decke zu kuscheln, da besann sie sich. Sie zog den Dolch unter ihrem Umhang hervor und platzierte ihn griffbereit unter dem Kopfkissen. Dann erst entspannte sie sich etwas und schlief bald darauf, in ihren Mantel gehüllt, ein.

* * *


Das ist nur ein Auszug aus dem 1. Kapitel. Ich dachte mir, dass es bei einem zu langen Kapitel keinen Spaß machen würde, alles zu lesen. Also serviere ich es stückchenweise^^

Greez
SuShi




Sandra Schmidt



I laugh in the face of danger - then I hide till it goes away.



©2009 by sunshishi. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

Kommentare


Von Crisperton
Am 13.02.2011 um 17:32 Uhr

Sehr unterhaltsam geschrieben.
Spannung hält sich, gute Wortwahl.
Da tut man sich mit Kritik schwer :-)
Einzig und allein hätte ich ein paar Satzanfänge anders gewählt, das ist alles.

Supi!

Grüße,

Crisperton


Von sunshishi
Am 30.07.2009 um 20:21 Uhr

Vielen Dank für die Kommentare.
Da ich sowieso eine große Überarbeitung plane, sind mir solche Kritikpunkte sehr wichtig. Ich werde mich bemühen, alles unter einen Hut zu bekommen^^


Von Jason-Potter
Am 30.07.2009 um 17:59 Uhr

Hallo

Wirklich spannende Geschichte, zumal du den Leser wirklich lange im Unklaren über die Ursache der Sonnenempfindlichkeit deiner Protagonistin tappen lässt. Man neigt dazu auf einen Vampir zu tippen (Könnte natürlich Enttäuschung hervorrufen, wenn man ein Vampirfan ist und sie dann doch keiner ist.)
Naja ich lass mich überraschen.

Ich habe noch ein paar Texstellen markiert und Kommentare dazu geschrieben. Vielleicht sind sie hilfreich, vielleicht auch nicht.
Insgesamt gefällt mir jedenfalls dein Stil, auch wenn du das selbe Problem beim Schreiben hast wie ich - du schweifst machmal sehr weit aus.
Grüße Ralf

Hier die Textstellen

Sie irrte seit langem umher, ohne
>sich bewusst zu werden, wo sie sich
>überhaupt befand

das "überhaupt" stört mich hier etwas

Die Dunkelheit gewährte
>ihr Geborgenheit und Schutz, deshalb
>fürchtete sie sich nicht.
Hier würde ich den Satz nach der Konjunktion weglassen oder ....weshalb sie sich nicht fürchtete.
klingt meiner Meinung nach etwas eleganter.


Sie suchte sich einen
>Unterschlupf, in den kein Licht
>eindringen konnte, rollte sie sich in
>ihrem Mantel zusammen und schlief

Hier ist bei der Aufzählung das Subjekt zuviel.



Erst
>als das Licht der Sonne erblasste, kroch
>sie aus ihrem Versteck hervor
Hier fehlt das "wieder"

Vorsichtig hob sie den Kopf und löste
>sich langsam, aber erleichtert von dem
>Baum als sie unter den Pferden ein
>weißes erkennen konnte.
Der Satz klingt komisch


Sein blondes Haar war
>akkurat geschnitten und ordentlich
>frisiert, nur einige, feine Strähnen
>fielen ihm ins Gesicht

Das Wort akkurat passt nicht zu deinem benutzten Stil



Von Zeira_God
Am 14.05.2009 um 19:33 Uhr

Sehr schön zu lesen, bin gespannt wie es weitergeht. :)


Von sunshishi
Am 20.01.2009 um 12:14 Uhr

Hallo Werner,

es freut mich, dass dir meine Geschichte gefällt. Und, dass sie dich trotz Spannungsbogen entspannt^^

Gruß
SuShi





Sandra Schmidt



I laugh in the face of danger - then I hide till it goes away.


Von Aabatyron
Am 19.01.2009 um 22:45 Uhr

Eine Phantasy-Geschichte vom Feinsten - und mit der Spannung wie es weitergeht!

Das ist genau die Art (Ent)spannung, welche eine "Leserseele" am Ende eines arbeitsreichen Tages braucht.

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