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05 Die vergessene Armee der Kinder - von Aabatyron, 27.12.2008
Dieser Text wurde als Rohtext von Aabatyron geschrieben und anschließend von Sunshishi lektoriert.


Die vergessene Armee der Kinder

Kapitel 05 Der Maschinenraum

Lektorierte Version


Es geschah blitzschnell.
Karl war überzeugt, dass sich zwischen den Konsolen kein Lebewesen befand. Das hätte er gehört. Lediglich dieser seltsame, modernde Geruch hielt ihn davon ab, gleich zum Zentrum der Konsolen zu laufen. Sollten die anderen Angst haben, er war kräftig. Da mussten mehrere Angreifer kommen, um mit ihm fertig zu werden. Als er bemerkte, dass er in eine teuflische Falle tappte, war es zu spät, um an erhöhte Vorsicht zu denken.
’Verdammt, was ist das?’, fragte er sich, als seine Hände und Füße, wie von Strom durchflossen kribbelten, als ob er in einen Ameisenhaufen getreten wäre.
’Wo haben sich diese Drecksbiester versteckt?’
Das Kribbeln wurde stärker, obwohl er nirgends Ameisen entdecken konnte. Irgendwo mussten diese Krabbler sein, daher dieser seltsame Geruch. Seine Gedanken überschlugen sich. Er wusste von Filmen, dass solche Ameisen Sekrete absonderten, die in der Lage waren, Feuer zu löschen. Ameisensäure nannte man dieses Sekret in der Fachsprache.
’Säure? War die nicht für einen Menschen gefährlich?’
Erinnerungen an einen Dokumentarfilm über Wanderameisen überkamen ihn. Die hatten ein ausgewachsenes Rind überfallen und danach lagen nur die abgenagten Reste auf der Weide.
’Die Ameisen wollen mich fressen! Abschütteln. Diese verdammten Biester... ich muss die Plagegeister schnell loswerden.’
Karl versuchte, sie durch heftige Bewegungen loszuwerden.
’Mein Gott, ich kann mich nicht mehr bewegen...’
So sehr er sich anstrengte, die Muskeln wollten nicht mehr gehorchen.
„Hilfe... helft mir...“, schrie er in höchster Panik.
Der Gedanke, bei lebendigem Leibe gefressen zu werden war unerträglich. Die Bilder aus den Filmen wurden deutlicher. Da waren die Ameisen dem Opfer in die Ohren und in die Nase gekrabbelt.
’Wo sind meine Freunde?’, durchfuhr es ihn.
Bestimmt konnten die ihm nicht helfen, weil sie ebenfalls von den Ameisen attackiert wurden.
Sein gesamter Körper wurde, wie von Strom durchflutet. Die Ameisensäure hatte ihn gelähmt.
Dann war der Raum in ein Halbdunkel getaucht.
‚Das ist jetzt das Ende, gleich werde ich ohnmächtig’, befürchtete Karl.
Das Kribbeln hörte schlagartig auf.
Instinktiv versuchte er, mit den Händen die Ameisen von seinem Körper abzustreifen.
„Wo, um alles in der Welt, sind diese Biester geblieben?“, murmelte er, als er versuchte, sich aufzurichten und den Boden nach diesen Plagegeistern absuchte.
Da war nichts.
Keine einzige Ameise.
„Ich kann mich bewegen“, stellte er fest.
Die Knie schlotterten noch vor Angst.
‚Gut, dass dies keiner der anderen sieht’, kam ihm sofort in den Sinn.
„Wo bin ich hier?“, fragte er verhalten.
Keine Antwort. Von wem hätte sie kommen sollen?
„Hallo...? Ist da jemand!“
Nichts.
Er war allein.
„Was ist da gerade passiert?“
Karl liebte eine einfache Lebensweise. Rätsel waren ihm zuwider.
„Hey, Hallo...? Ist da noch jemand in diesem Raum...? Gebt endlich Antwort!“
Es klang wie das Brüllen eines wütenden Stiers an. Außer dem Echo seiner Stimme und einem seltsam gleichmäßigen Summen, sowie ein Stampfen in schnellem Takt war nichts zu hören.
„Maschinen... Das dröhnt, wie Maschinenlärm“, stellte er nach einer Weile angestrengtem Horchens fest.
Karl war von Natur aus nicht neugierig. Jetzt sah er sich in dem Raum mehr als aufmerksam um. Da führten überall viele Gänge aus diesem Raum. Aus einem dieser Korridore kam das Licht, welches an seinem momentanen Standort für diffuse Beleuchtung sorgte.
’Das ist bestimmt der Ausgang’, überlegte er sich. ‚Da werden die anderen nicht schlecht staunen, dass ich den Weg aus diesem Bunker entdeckt habe.’
Zielsicher schritt er in Richtung des hell beleuchteten Portals, in der Erwartung, dahinter den blauen Himmel und die Häuser sehen zu können.
’Noch ein paar Meter... Gleich bin ich draußen.’
Seine Schritte wurden schneller. Die Erwartung, bald in der Freiheit zu stehen, drängte alle Vorsicht zurück.

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In Karla tobte ein innerer Kampf.
Die Angst versuchte ihre Neugier zurückzudrängen und sie zur Vorsicht zu mahnen. Trotz allem trieb sie ihre Neugier Stück für Stück nach vorn.
‚Die anderen sind dicht hinter mir. Sie werden mir schnell genug helfen’, redete sie sich ein. ‚Das Ungeheuer... Jetzt hat es mich erwischt!’, schoss es durch ihren Kopf, als sie spürte, dass ihre Hände von etwas umfasst und wie mit Schraubstöcken festgehalten wurden.
„Helft mir“, rief sie verzweifelt, als ihre Beine nicht mehr gehorchen wollten.
Sie versuchte, den Kopf zu drehen, um zu schauen, ob ihr die anderen aus der Klemme helfen konnten.
Da war niemand mehr.
„Das Ungeheuer hat alle erwischt“, flüsterte sie leise und zitterte am ganzen Körper.
Das war ein raffiniertes Wesen, welches sie angegriffen hatte. Nicht den vordersten hatte es sich gegriffen, sondern den letzten. So fiel es keinem auf, dass einer nach dem anderen verschwand.
’Was wird es mit mir machen?’, stellte sie sich ängstlich die nächste Frage.
Es musste unheimlich schnell sein, dieses Ungeheuer. Niemand von ihnen hatte es bis jetzt zu Gesicht bekommen.
’Ich muss versuchen, dem Ding zu entkommen’, redete sich Karla Mut zu.
Sie befand sich in einem Raum mit vielen Ausgängen. In dem Halbdunkel konnte man deutlich ein Portal erkennen, von dem das Licht kam, das den Raum in dieses diffuse Halbdunkel hüllte.
’Ich darf kein Geräusch machen.’
Auf allen Vieren kriechend versuchte Karla, den hell beleuchteten Ausgang zu erreichen. Ihr Herz pochte wild, nicht von der Anstrengung der Kriecherei, sondern von der Angst, von dem Ungeheuer wieder gepackt zu werden.
’Gleich habe ich es geschafft’, stellte Karla erleichtert fest, als sie sich dem hell beleuchteten Portal bis auf drei Meter genähert hatte.
Von der anderen Seite hörte sie das dumpfe Geräusch laufender Maschinen. Der Raum war gut beleuchtet, da konnte sich dieses Ungeheuer nicht mehr vor ihren Blicken verbergen.
„Ich könnte mich gut zwischen den Maschinen verstecken. Dann wollen wir mal sehen, wie sich dort das fette Ungeheuer den Bauch einklemmt“, flüsterte sie leise.
In Erwartung, in dem Maschinenraum sicher zu sein, sprang sie auf und wollte die letzten paar Meter in schnellem Spurt rennen.
’Noch ein paar Meter.’
Dieser Gedanke verlieh ihr zusätzliche Kräfte, um ihre Beine schnell, wie nie zuvor zu bewegen.
Karla rannte um ihr Leben.
Der Türdurchgang raste an ihr vorbei.
Ihr Lauf wurde jäh gestoppt.
„Nein!“
Ihr Schrei war in höchster Furcht ausgestoßen. Das Ungeheuer hatte sie im Genick gepackt und sie verlor den Boden unter den Füßen, als dieses Monster sie, wie eine Spielzeugpuppe hochhob.
Karla strampelte mit den Beinen und schlug mit ihren Armen wild um sich. Der Griff um ihren Nacken wurde noch stärker. Gegen dieses Monster hatte sie keine Chance.

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Karl durchschritt das Portal und erlebte die nächste böse Überraschung. Das war nicht der Ausgang.
„Was ist das?“, stieß er überrascht aus, als er die gigantischen Maschinen und dazwischen angeordneten Schalteinheiten sah.
Riesige Generatoren verbreiteten ein unheimliches dumpfes Brummen, im Hintergrund schienen riesige Pumpen in gleichmäßigem Takt ihre Arbeit zu verrichten. Der Raum war mehr als zwanzig Meter hoch. Die gesamte Decke strahlte in hellem Licht. Eine unendlich erscheinende Reihe von Beleuchtungskörpern war dicht aneinander angeordnet an der Decke montiert.
„Gigantisch. Das soll alles für einen Schutzbunker sein?“, sinniert Karl leise vor sich hin.
Da fielen ihm erneut die Ameisen ein. Hektisch streifte er sich die Kleidung an den Armen und Beinen zurück, um zu kontrollieren, ob sich nicht einige dieser Biester dort aufhielten.
„Gott sei Dank“, stellte er erleichtert fest, als er in dem hellen Licht keine einzige Ameise entdecken konnte.
Er sah sich seine Hände genauer an. Da war keinerlei Reaktion der Haut zu sehen. Die Ameisensäure hatte ihm nicht geschadet.
„Glück gehabt“, redete er sich ein, obwohl ihm bei dem Gedanken an die Ameisen ein Schauer über seinen Rücken lief.
„Was war das?“, weckte ein unbekanntes Geräusch sofort seine Aufmerksamkeit.
War der Angriff noch nicht vorüber?
Angestrengt lauschte er in Richtung des Türdurchganges, aus dem er gekommen war.
„Verdammt, diese Biester verfolgen mich“, stellte er fest, als er ein leises Geräusch aus dem Halbdunkel des anderen Raumes wahrnahm.
’Das sind keine Ameisen, das muss etwas anderes sein’, überlegte er. ‚Dir werde ich es zeigen! Hier in dem hellen Licht hast du keine Vorteile mehr’, versuchte er, sich Mut zu machen.
Dicht neben dem Türausgang drückte er sich gegen die Wand und horchte aufmerksam auf das näher kommende Geräusch. Zu gerne hätte er um die Ecke gesehen, aber er traute sich nicht und außerdem wäre der Überraschungseffekt vorbei gewesen. Karl war sich bewusst, dass er nur eine Chance besaß, wenn er das Ungeheuer beim ersten Kontakt unschädlich machen wollte. Das helle Licht in dem Raum würde hoffentlich dazu beitragen, ihm den nötigen Vorteil zu verschaffen.
Angestrengt hielt er den Atem an, als das Geräusch vor dem Ausgang verstummte. Sein Herz pochte, wie nach einem Wettkampfspiel.
Schritte!
‚Jetzt oder nie’, war der Gedanke, als Karl das rennende Ungeheuer blitzschnell im Genick packte und sofort mit ausgestrecktem Arm hochhob.
’Wegen diesem Winzling habe ich mir vor Angst beinahe in die Hose gemacht?’, kam ihm sofort in den Sinn, als er das rücksichtslos um sich schlagende Etwas in seinem eisernen Griff gefangen hatte.
„Karla?“, fragte er verdutzt, als er genauer sah, was er sich da für ein Ungeheuer eingefangen hatte.
Karla hatte mit ihrem Leben abgeschlossen, als sie die stählerne Umklammerung ihres Halses spürte. Sie konnte nicht mehr schreien, weil ihr die Luft abgeschnitten wurde. Ihre Abwehrbewegungen wurden langsamer, ihre Beine fühlten sich schwerer an.
Dann blickte sie in die Augen des Ungeheuers, welches sie weiterhin festhielt. Es hatte die gleichen graublauen Augen, wie Karl. Seltsam, diese Augen blickten sie genauso entsetzt an, wie sie dreinschaute. Im nächsten Moment fiel sie unsanft auf den Boden und schnappte mühsam nach Luft.
„Karla, bist du es?“, fragte eine bekannte Stimme.
Es war tatsächlich Karl.
„Es tut mir leid. Ich habe gedacht, du wärst diese Kreatur, die mich hierher verschleppt hat“, entschuldigte er sich sogleich bei Karla.
„Und... ich... dachte... du... wärst... das... Monster“, krächzte Karla mühsam und noch nach Sauerstoff ringend.
Karla rieb sich den Hals.
„Du... Blödmann... hättest... mich... fast... erwürgt“, beschwert sie sich.
„Was sollte ich denn machen? Ich habe gedacht, da kommt ein Ungeheuer aus dem Raum und konnte nicht lange überlegen“, versuchte Karl, sich für die grobe Misshandlung zu rechtfertigen.
Karla saß noch auf dem Boden und atmete jetzt ein paar Mal tief durch. Nach einigen Minuten ging es ihr besser. Mitleidig sah Karl, dass das zierliche Mädchen mit den Folgen seines schnellen Zugreifens zu kämpfen hatte.
Karla sah die momentanen seelischen Nöte von Karl. Im Grunde genommen war er kein schlechter Kerl.
„Wenn es ein echtes Ungeheuer gibt, tut es mir leid, wenn es dir begegnet“, versuchte sie, Karl aufzumuntern.
Die Gesichtszüge von Karl entspannten sich.
„Los, lass uns diesen Maschinenraum erkundigen“, schlug Karla vor. „Vielleicht finden wir einen Weg zurück zu unseren Freunden.“
Karl war sofort damit einverstanden. Untätigkeit brachte ihn auf Gedanken, die zu nichts führten. Er wollte sofort in Richtung der Maschinen losmarschieren.
„Autsch. Oh verdammt“, stöhnte es hinter ihm.
Als er sich umdrehte, sah er, dass Karla sich vergeblich mühte, vom Boden aufzustehen.
„Warte, ich helfe dir beim Aufstehen“, bot er sofort an.
Mit ein paar Schritten war er ihr, griff ihr unter die Schultern und hob sie, wie eine Puppe hoch. Für einen Moment blickte er in Karlas dunkelbraune Augen. Sie erwiderte seinen Blick und Karl hatte das Gefühl, total verwirrt zu sein.
„Du kannst mich ruhig runter lassen oder sollen wir hier übernachten?“, brachte ihn Karla in die Realität zurück.
Das hätte ihr gerade noch gefehlt, dass so ein großer Bursche sich in sie verliebte. Obwohl, sie mochte ihn trotz seiner sprichwörtlichen Unbeholfenheit oder gerade aus diesem Grund?
„Los, lass und einen kleinen Erkundungsrundgang machen“, brach sie diese Überlegungen ab. Es war ihr richtig zuwider, entgegen aller Logik solche Gedanken zu hegen.
Vorsichtig stellte Karl sie auf ihre Beine.
„Au, das tut verdammt weh!“, stieß Karla sofort mit schmerzverzerrtem Gesicht aus.
Als Karl sie vorher auf den Boden fallen ließ, hatte sie sich so heftig auf den Po gesetzt, dass es jetzt schmerzte, als ob sie tatsächlich von einem Ungeheuer in den Hintern gebissen worden wäre. Keinen Schritt konnte sie machen.
„Ich trage dich“, bot Karl an.
„Das geht doch nicht. Du kannst mich nicht durch den gesamten Raum tragen“, bezweifelte Karla.
Wie zum Beweis hob Karl das Mädchen auf seine Arme und mit einem Grinsen auf dem Gesicht verkünde er: „Dein Fliegengewicht ist kein Problem. Damit laufe ich bis nach Amerika, wenn es sein muss.“
„Mir würde es bis zu dem anderen Ende des Raumes genügen“, lenkte Karla ein. „Amerika ist mir ein bisschen zu weit weg.“
„Hey, man soll nicht lachen, wenn man eine schwere Last trägt. Da kann man einen Leistenbruch bekommen“, mahnte Karla, als Karl anfing, lauthals zu lachen.
Diese Bauernregel fand Karl ebenfalls lustig, dass er sich noch mehr amüsierte. Karla konnte sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen. Es wäre ein Bild für Götter gewesen, sie beide belustigt zwischen den Maschinen herumlaufen zu sehen. Karl hatte es fertig gebracht, dass sie bis zur Mitte des Raumes an keine Monster mehr denken musste.
„Hallo“, tönte es auf einmal verhalten von der anderen Seite des Raumes.
„Hör mal, da hat gerade jemand gerufen“, mahnte Karla zur Ruhe.
„Ach was. Da hast du dich getäuscht. Es gibt hier keine Monster und Ungeheuer“, lenkte Karl schnell ein.
„Sei bitte still und lass und horchen“, forderte Karla mit ernstem Gesichtsausdruck.
„Hallo...“, konnte man aus dem vielfachen Lärm der Maschinen heraushören.
„Hey, das sind unsere Freunde“, erriet Karla freudig und deutete Karl an, sie auf dem Boden abzusetzen.
Der dachte nicht daran.
„Wir sind hier drüben“, brüllte er los, als ob es galt, einen Preis für Lautstärke zu gewinnen.
„Mann, oh Mann, meine armen Ohren“, beschwerte sich Karla scherzhaft.
Jetzt hatte er begriffen, dass es besser war, das Mädchen auf dem Boden abzusetzen.
„Hallo, Karla. Hallo Karl“, kam es vielstimmig von der anderen Seite des Raumes.
„Hier drüben sind wir“, schrie Karl zurück.
„Du hast nicht nur Kräfte für zehn Personen, du hast auch eine laute Stimme, wie zehn Personen“, stellte Karla fest.
Karl nahm dies als Kompliment.
Da fing Karla an, zu grinsen und sah Karl mit seltsam musterndem Blick an.
„Hey, was ist los? Stimmt was nicht?“, wollte Karl wissen.
„Tja, Kräfte für zehn, Stimme für zehn. Deshalb futterst du für zehn Leute“, verriet Karla.
Karl nahm es, wie es gemeint war. Als Spaß. Obendrein bewies er seine Humor.
„Das habe ich gerne, sich tragen lassen, wie ein Sack Kartoffeln und dann frech werden.“
„Hier sind wir“, stimmte Karla mit Karl ein, als ihre Freunde durch wiederholte Hallo-Rufe die Richtung herausfinden wollten.
„Bin ich froh, euch zu sehen!“, entfuhr es Jennyfer, als sie zusammen mit Armin, Jonny und Klaus die Stelle erreichte, an der Karl und Karla auf sie warteten.
„Es gibt keine gefährlichen Kreaturen in diesem Schutzbunker“, beruhigte Armin gleich die beiden Freunde. „Das was uns hierher gebracht hat, war kein Lebewesen, sondern ist ein raffiniertes Transportsystem, mit dem man in alle Räume des Bunkers kommen kann.“
„Habt ihr je davon gehört, dass es in einem Schutzbunker solche gewaltigen Maschinen gibt?“, dämpfte Karla die Euphorie.
„Das werden wir gemeinsam herausfinden müssen“, lenkte Armin sofort ein.
Eine Monstertheorie wollte er auf keinen Fall wieder hochkommen lassen. Wenn er daran dachte, wie viele Ängste alle hatten unnötig ausstehen müssen.
„Los, lasst uns gemeinsam diese Anlage erkunden!“, wollte er seinem Forscherdrang nachgeben.
„Oh verdammt, es schmerzt noch“, stellte Karla fest, als sie aufstehen wollte, um den anderen zu folgen.
„Was ist mit dir passiert?“
Jennyfer sah Karla eindringlich an.
„Äh... Da hat mich ein kleines Monster erwischt“, verriet Karla in stockendem Tonfall.
Karls Gesichtszüge veränderten sich schlagartig. Es war ihm mehr als peinlich, dass die anderen jetzt erfahren würden, dass er aus Angst vor einem Ungeheuer die zierliche Karla fast erwürgt hatte.
Alle Augenpaare waren erwartungsvoll auf Karla gerichtet.
„Nicht schlimm“, meinte Karla weiter. „Karl hat das Monster mit bloßen Händen vertrieben und uns beide hierher in Sicherheit gebracht.“
Dass die Freunde angesichts dieser Erzählung eng aneinander rückten verriet, dass sie insgeheim noch mächtig Angst vor einem unbekannten Wesen hatten, das sich in dieser Anlage aufhalten mochte.
„Ihr müsst euch nicht fürchten. Karl kann dieses Ungeheuer jederzeit alleine vertreiben“, beruhigte sie ihre Freunde ohne ein Grinsen zu verbergen.
Jennyfer sah Karl direkt in die Augen.
„Ich glaube Karla, dass er das Monsterwesen jederzeit vertreiben kann“, verkündete sie nach einer Weile in einem wissenden Tonfall.
Karl war dankbar, dass Karla nicht verraten hatte, was passiert war. Da hätte ihn der Spott bis an sein Lebensende verfolgt.
Jennyfer trat jetzt neben Karl und flüsterte ihm leise zu: „Pass das nächste mal besser auf, wen du am Wickel hast. Nicht, dass du einem deiner Freunde das Genick brichst“.
Überrascht sah Karl Jennyfer an.
„Woher...?“, setzte er an.
„Jeder hat seine Geheimnisse. Und es sollten Geheimnisse bleiben“, beruhigte sie Karl.
„Du musst deine kleine Freundin noch ein Weilchen tragen bis sie selbst laufen kann“, riet sie noch, bevor sie sich zu den anderen gesellte.
„Was habt ihr ausgeheckt?“, wollte Armin von seiner Freundin wissen.
„Nichts wichtiges. Warum?“
Diese Antwort kannte Armin. Sie bedeutete, nicht mehr länger zu bohren.
Armin übernahm die Führerrolle: „Können wir aufbrechen? Sind alle einverstanden?“
Ein eindeutiges Nicken oder zustimmendes Ja, war der Beschluss, dass jeder wissen wollte, was es mit dieser Anlage auf sich hatte.
Karl hatte seine kleine Freundin auf die Arme genommen und folgte den anderen durch den weiter nach vorne verlaufenden Weg zwischen den Maschinen. Da sie wussten, dass sie sich nicht vor einem Ungeheuer zu fürchten brauchten, waren sie um einiges mutiger geworden.
„Könnt ihr das spüren?“, fragte Jennyfer überrascht und schaute auf den Boden.
„Hey, pass auf. Da ist ein Ungeheuer im Anmarsch“, meinte Armin gut gelaunt. „Quatsch, das sind die Erschütterungen, die von diesen riesigen Maschinen verursacht werden“, klärte er seine Freundin sofort auf, als er sah, dass Jennyfer blass im Gesicht geworden war.
„Schnell, versteckt euch“, schrie Jonny. „Da kommt wirklich ein Ungeheuer.“
„Jetzt hört endlich mit diesem gottverdammten Blödsinn auf“, mahnte Karl die vor ihm stehenden Jungs. „Ihr erschreckt nur die Mädchen mit diesem dämlichen Angstgemache. Oh Mann, ihr seid total bescheuert“, beschwerte er sich, als seine Freunde nach rechts und links zwischen die Maschinen rannten, um sich dort zu verstecken.
Zuvor hatten ihm Freunde die Sicht versperrt. Jetzt stand er mitten in dem breiten Gang und starrte, wie gebannt auf das Ungetüm, welches auf direktem Weg zu seinem jetzigen Standort war.
„Schnell, lass mich runter.
Karlas Stimme überschlug sich. Ohne zu überlegen, setzte Karl das Mädchen auf dem Boden ab. Wie hypnotisiert starrte er auf dieses Monster, welches näher kam.
„Los, lass uns schnell verschwinden“, mahnte Karla zur Eile und zog Karl an seiner Kleidung hinter sich her zwischen die Maschinen.
„Das... das ist... unmöglich“, stotterte Karl außer sich.
„Dieses Ungeheuer habe ich in einem Traum gesehen“, flüsterte Jennyfer, während sie sich zwischen die Leitungen drängte, die aus diesen Maschinen herausführten.
Das, was auf sie zugelaufen kam, sah aus, wie eine riesige Spinne. Die Augen glühten in einem dunklen Rot. Zielstrebig kam dieses Ungeheuer direkt zu ihrem Versteck, als würde es wissen, wo sie sich aufhielten. Je näher dieses Ungetüm kam, desto deutlicher konnte man erkennen, dass es acht Meter Durchmesser besaß und böse mit seinen vielen Augen funkelte.
Es war hungrig auf Beute.
An den stärker werdenden Erschütterungen konnten sie deutlich spüren, wann diese Spinne mit den Beinen auf dem Boden aufsetzte.
Und sie kam immer näher...



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Die vergessene Armee der Kinder


Kapitel 05 Der Maschinenraum

Rohtextversion

Es geschah blitzschnell. Karl war überzeugt, dass sich zwischen den Konsolen kein Lebewesen befand, das hätte er gehört. Lediglich dieser seltsame, modernde Geruch hielt ihn davon ab, gleich zum Zentrum der Konsolen zu laufen. Sollten die anderen doch Angst haben – er war so kräftig, da mussten schon mehrere Angreifer kommen um mit ihm fertig zu werden.

Als er bemerkte, dass er in eine teuflische Falle getappt war, war es bereits zu spät um an erhöhte Vorsicht zu denken.

„Verdammt, was ist das?“, fragte er sich in Gedanken, als seine Hände und Füße plötzlich wie von Strom durchflossen kribbelten, gerade so als ob er in einen Ameisenhaufen getreten wäre.

„Das gibt es doch nicht – wo haben sich diese Drecksbiester versteckt?“, überlegte er als nächstes. Das Kribbeln wurde immer stärker, obwohl er nirgends irgend welche Ameisen entdecken konnte. Irgendwo mussten diese Krabbler aber sein – daher kam vermutlich auch dieser seltsame Geruch.

Die Gedanken überschlugen sich in seinem Gehirn. Er wusste von Filmen, dass solche Ameisen Sekrete absonderten die in der Lage waren, Feuer zu löschen. Ameisensäure nannte man dieses Sekret in der Fachsprache.

„Säure?“, daher das Kribbeln auf der Haut. „War dies nicht für einen Menschen gefährlich?“.

Plötzlich kamen auch die Erinnerungen an einen Dokumentarfilm über Wanderameisen. Die hatten ein ausgewachsenes Rind „überfallen“ und hernach lagen nur noch die abgenagten Reste auf der Weide.

„Die Ameisen..... die wollen mich fressen......“, schoss ihm der nächste Gedanke durch den Kopf.

„Abschütteln – diese verdammten Biester.....ich muss diese Plagegeister schnell loswerden....!“

Karl versuchte, diese imaginären Ameisen durch heftige Bewegungen loszuwerden.

„Mein Gott – ich kann mich nicht mehr bewegen....“

So sehr er sich anstrengte, die Muskeln wollten einfach nicht mehr gehorchen.

„Hilfe..... so helft mir doch.....“, schrie er in höchster Panik so laut er konnte.

Der Gedanke, bei lebendigem Leibe gefressen zu werden war unerträglich. Die Bilder aus den Filmen wurden immer deutlicher. Da waren die Ameisen dem Opfer in die Ohren und in die Nase gekrabbelt.

„Wo sind meine Freunde?“, durchfuhr es ihn als nächstes. Bestimmt konnten die ihm nicht helfen weil sie auch von den Ameisen attackiert wurden.

Sein gesamter Körper wurde inzwischen wie von Strom durchflutet. Die „Ameisensäure“ hatte ihn offensichtlich schon fast vollständig gelähmt.

Dann war der Raum plötzlich in ein Halbdunkel getaucht. „Das ist jetzt das Ende, gleich werde ich ohnmächtig“, befürchtete Karl.

Das Kribbeln hörte schlagartig auf. Instinktiv versuchte er mit den Händen die „Ameisen“ von seinem Körper abzustreifen.

„Das gibt es doch nicht – wo um alles in der Welt sind diese Biester geblieben“, murmelte er laut, als er versuchte sich aufzurichten und dabei den Boden nach diesen Plagegeistern absuchte. Da war nichts, keine einzige Ameise.

„Ich kann mich wieder bewegen“, stellte er laut fest. Die Knie schlotterten immer noch vor Angst. „Nur gut, dass dies jetzt keiner der anderen sieht“, kam ihm sofort in den Sinn.

„Wo um alles in der Welt bin ich hier?“, fragte er verhalten. Keine Antwort – vom wem hätte sie auch kommen sollen.

„Hallo...Ist da jemand!“

Nichts, keine Antwort. Er schien alleine zu sein. „Was um alles in der Welt ist da gerade passiert?“ Es klang schon wieder fast ein wenig wütend. Karl liebte eine einfache Lebensweise – Rätsel waren ihm zuwider.

„Hey, Hallo..... Ist da noch jemand in diesem Raum....gebt endlich Antwort!“. Es hörte sich fast wie das Brüllen eines wütenden Stiers an. Aber ausser dem Echo seiner Stimme und einem seltsam gleichmäßigen Summen sowie in schnellem Takt hörbaren Stampfgeräuschen war nichts zu hören.

„Maschinen – das hört sich an, als ob irgend wo Maschinen laufen“, stellte er nach einer Weile angestrengtem Horchens fest.

Karl war von Natur aus nicht sehr neugierig. Trotzdem sah er sich jetzt in dem Raum, in dem er sich gerade befand, mehr als aufmerksam um. Da führten überall viele Gänge aus diesem Raum. Aus einem dieser Gänge kam auch das Licht welches an seinem momentanen Standort für diffuses Licht sorgte.

„Das ist bestimmt der Ausgang“, überlegte er sich. „da werden die anderen nicht schlecht staunen, dass ich den Ausgang aus diesem Bunker entdeckt habe“.

Zielsicher schritt er in Richtung des hell beleuchteten Ausgangs in der Erwartung, dahinter den blauen Himmel und die Häuser sehen zu können.

„Nur noch ein paar Meter, gleich bin ich draussen“. Seine Schritte wurden immer schneller – die Erwartung, gleich draussen in der „Freiheit“ zu stehen, drängte alle Vorsicht zurück.

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In Karla tobte ein innerer Kampf. Die Angst versuchte ihre Neugier zurückzudrängen und sie zur Vorsicht zu mahnen. Trotz allem trieb sie ihre Neugier Stück für Stück weiter nach vorn. „Die anderen sind ja dicht hinter mir, die werden mir schon schnell genug helfen“, redete sie sich ein.

„Das Ungeheuer – jetzt hat es mich erwischt“, schoss ihr als erster Gedanke durch den Kopf, als sie plötzlich spürte, dass ihre Hände von irgend etwas umfasst und wie mit Schraubstöcken festgehalten wurden.

„Helft mir“, rief sie in aufkommender Panik als auch ihre Beine nicht mehr gehorchen wollten.

Sie versuchte, den Kopf zu drehen um zu schauen ob ihr die anderen aus der Klemme helfen konnten. Aber da war niemand mehr.

„Das Ungeheuer hat alle erwischt“, flüsterte sie leise und zitterte am ganzen Körper. Das war ein raffiniertes Wesen welches sie angegriffen hatte. Nicht den vordersten hatte es sich gegriffen, sondern den letzten. So fiel es keinem auf, dass einer nach dem anderen verschwand.

„Was wird es mit mir machen“, stellte sie sich ängstlich selbst die nächste Frage.

Es musste unheimlich schnell sein, dieses Ungeheuer. Niemand von ihnen hatte es bis jetzt zu Gesicht bekommen.

„Ich muss versuchen dem „Ding“ zu entkommen“, redete sich Karla jetzt selbst Mut ein.

Sie befand sich in einem Raum mit vielen Ausgängen. In dem Halbdunkel konnte man deutlich einen Ausgang erkennen, von dem das Licht kam, das den Raum in dieses divuse Halbdunkel hüllte.

„Ich darf kein Geräusch machen“. Auf allen Vieren kriechend versuchte Karla den hell beleuchteten Ausgang zu erreichen. Ihr Herz pochte wie wild – aber nicht nur von der Anstrengung der Kriecherei, sondern von der Angst, plötzlich doch noch von dem Ungeheuer wieder gepackt zu werden.

„Gleich habe ich es geschafft“, stellte Karla erleichtert fest, als sie sich dem hell beleuchteten Ausgang bis auf drei Meter genähert hatte.

Von der anderen Seite hörte sie das dumpfe Geräusch irgend welcher laufender Maschinen. Der Raum war so gut beleuchtet, da konnte sich dieses Ungeheuer bestimmt nicht mehr vor ihren Blicken verbergen.

„Da kann ich mich sehr gut zwischen den Maschinen verstecken – dann wollen wir mal sehen wie sich dort das fette Ungeheuer den Bauch einklemmt“, flüsterte sie leise und in Erwartung, wirklich in dem Maschinenraum sicher zu sein, sprang sie auf und wollte die letzten paar Meter in schnellem Spurt rennen.

„Nur noch ein paar Meter“ - dieser Gedanke verlieh ihr zusätzliche Kräfte um ihre Beine so schnell wie nie zuvor zu bewegen.

Karla rannte praktisch um ihr Leben. Der Türdurchgang raste an ihr vorbei.

Ihr Lauf wurde jäh gestoppt. „Nein!“ Ihr Schrei war in höchster Panik ausgestoßen. Das Ungeheuer hatte sie im Genick gepackt und sie verlor den Boden unter den Füßen als dieses Monster sie wie eine Spielzeugpuppe hochhob.

Karla strampelte mit den Beinen und schlug mit ihren Armen wie wild um sich – aber der Griff um ihren Nacken wurde nur noch stärker. Gegen dieses Monster hatte sie keine Chance.


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Karl durchschritt den Ausgang – und erlebte die nächste böse Überraschung: Das war nicht der Ausgang nach draussen.

„Was um alles in der Welt ist das?“, stieß er überrascht aus als er die gigantischen Maschinen und dazwischen angeordneten Schalteinheiten sah.

Riesige Genaratoren verbreiteten ein unheimliches dumpfes Brummen, im Hintergrund schienen riesige Pumpen in gleichmäßigem Takt ihre Arbeit zu verrichten. Der Raum war bestimmt mehr als zwanzig Meter hoch. Die gesamte Decke strahlte in hellem Licht – eine unendlich erscheinende Reihe von Beleuchtungskörpern war dicht aneinander angeordnet an der Decke montiert.

„Gigantisch – und dies soll alles für einen Schutzbunker sein?“, sinniert Karl leise vor sich hin.

Plötzlich fielen ihm wieder diese Ameisen ein. Fast panisch streifte er sich die Kleidung an den Armen und Beinen zurück um zu kontrollieren, ob sich nicht doch noch einige dieser Biester dort aufhielten.

„Gottseidank“, stellte er erleichtert fest als er in dem hellen Licht keine einzige Ameise entdecken konnte.

Noch einmal sah er sich seine Hände genauer an – da war keinerlei Reaktion der Haut zu sehen – also hatte auch diese „Ameisensäure“ nicht schaden können.

„Glück gehabt“, redete er sich ein, obwohl bei dem Gedanken an diese Ameisen immer noch ein Schauer über seinen Rücken lief.

„Was war das?“, weckte ein unbekanntes Geräusch sofort wieder seine Aufmerksamkeit. War der Angriff dieser „Ameisen“, oder was immer es sonst gewesen war, noch nicht vorüber?

Angestrengt lauschte er in Richtung des Türdurchganges, aus dem er gekommen war.

„Verdammt, diese Biester verfolgen mich immer noch“, stellte er fest, als er ein leises, schleichendes Geräusch aus dem Halbdunkel des anderen Raumes wahrnahm.

„Das sind keine Ameisen, das muss etwas anderes sein“, überlegte er, „Ameisen machen keine solchen Geräusche“

„Na dir werde ich es zeigen! Hier in dem hellen Licht hast du keine Vorteile mehr“, versuchte er sich selbst Mut zu machen.

Dicht neben dem Türausgang drückte er sich gegen die Wand und horchte aufmerksam auf das immer näher kommende schleichende Geräusch. Zu gerne hätte er einmal um die Ecke gesehen, aber erstens getraute er es sich nicht und zweitens wäre ja dann der Überrraschungseffekt vorbei gewesen.

Karl war sich bewußt, dass er nur eine Chance besaß, wenn er das Ungeheuer gleich beim ersten mal des Kontaktes unschädlich machen wollte. Das helle Licht in dem Raum würde hoffentlich dazu beitragen, ihm den Vorteil zu verschaffen, dass sich die Augen dieses Monsters erst an die Helligkeit gewöhnen mussten.

Angestrengt hielt er den Atem an, als das Schleichgeräusch jetzt genau vor dem Ausgang plötzlich verstummte. Sein Herz pochte wie nach einem Wettbewerbsspiel.

Laufgeräusche! „Jetzt oder nie“, war der Gedanke, als Karl das rennende Ungeheuer blitzschnell im Genick packte und sofort mit ausgestrecktem Arm hochhob.

„Und wegen so einem Winzling habe ich mir fast vor Angst in die Hose gemacht“, kam ihm sofort in den Sinn, als er das wie wild um sich schlagende Etwas in seinem eisernen Griff gefangen hatte.

„Karla?“, fragte er verdutzt, als er genauer sah, was er sich da für ein „Ungeheuer“ eingefangen hatte.


Karla hatte praktisch mit ihrem Leben abgeschlossen als sie plötzlich den eisernen Griff um ihren Hals spürte. Sie konnte nicht einmal mehr schreien weil ihr die Luft abgeschnitten wurde. Ihre Abwehrbewegungen wurden langsamer, ihre Beine fühlten sich aufgrund des Sauerstoffmanges immer schwerer an.

Dann blickte sie in die Augen dieses Ungeheuers welches sie mit eisernem Griff immer noch festhielt. Das Ungeheuer hatte die gleichen graublauen Augen wie Karl. Seltsam, diese Augen blickten sie genauso entsetzt an wie sie selbst dreinschaute.

Im nächsten Moment fiel sie unsanft auf den Boden und schnappte mühsam nach Luft.

„Karla, bist du es wirklich?“, fragte eine bekannte Stimme. Es war tatsächlich Karl.

„Es tut mir sehr leid, ich habe gedacht du wärst diese Kreatur die mich hierher verschleppt hat“, entschuldigte sich Karl sogleich bei Karla.

„Und... ich... dachte.... du.. wärst.... das....Monster“, krächste Karla mühsam und immer noch nach Sauerstoff ringend.

Karla rieb sich die Stellen an ihrem Hals, an der sie von Karl zuvor gepackt worden war.

„Du.....Blödmann.....hättest... mich...fast.....erwürgt“, beschwert sich Karla, immer noch mühsam nach Luft schnappend.

„Was sollte ich denn machen? - Ich habe gedacht, da kommt ein Ungeheuer aus dem Raum und konnte nicht lange überlegen“, versuchte Karl sich noch einmal bei Karla für die grobe Misshandlung zu rechtfertigen.

Karla saß immer noch auf dem Boden und versuchte jetzt ein paarmal tief durchzuatmen. Nach ein paar Minuten schien es ihr wieder besser zu gehen.

Mitleidig sah Karl, dass das zierliche Mädchen immer noch mit den Folgen seines schnellen „Zugreifens“ zu kämpfen hatte.

Karla indessen konnte wieder richtig durchatmen und sah die momentanen seelischen Nöte von Karl. Im Grunde genommen war er kein schlechter Kerl – bestimmt hätte er nicht so gewaltsam zugegriffen wenn er gewußt hätte, wer sich da durch die Türe schleichen will.

„Wenn es wirklich ein echtes Ungeheuer gibt, tut es mir jetzt schon leid, wenn es dir begegnet“, versuchte sie Karl aufzumuntern.

Die Gesichtszüge von Karl entspannten sich – anscheinend hatte Karla ihm die grobe Behandlung inzwischen verziehen.

„Los, lass uns diesen Maschinenraum erkundigen“, schlug Karla vor, „vielleicht finden wir irgendwo einen Weg zurück zu unseren Freunden.“

Karl war sofort damit einverstanden. Untätigkeit brachte ihn nur auf Gedanken die zu nichts führten. Er wollte sofort in Richtung der Maschinen losmarschieren.

„Autsch – oh verdammt“, stöhnte es hinter ihm. Als er sich umdrehte, sah er Karla, die sich vergeblich mühte vom Boden aufzustehen.

„Warte, ich helfe dir beim Aufstehen“, bot er sofort an.

Mit ein paar Schritten war er bei Karla, griff ihr unter die Schultern und hob sie wie eine Puppe hoch. Für einen Moment blickte er in die dunkelbraunen Augen von Karla. Seltsamerweise erwiderte sie seinen Blick und Karl hatte plötzlich das Gefühl irgendwie total verwirrt zu sein.

„Du kannst mich ruhig wieder runter lassen – oder sollen wir hier übernachten?“, brachte ihn Karla wieder in die Realität zurück. Das hätte ihr gerade noch gefehlt, dass so ein großer Bursche sich in sie verliebte. Obwohl, sie mochte den Burschen auch irgendwie – trotz seiner manchmal sprichwörtlichen Unbeholfenheit – oder vielleicht gerade aus diesem Grund?

„Los, lass und einen kleinen Erkundungsrundgang machen“, brach sie diese Überlegungen ab. Es war ihr richtig zuwider, entgegen aller Logik solche Gedanken zu hegen.

Vorsichtig stellte Karl sie auf ihre Beine.

„Au – das tut verdammt weh!“, stieß Karla sofort mit schmerzverzerrtem Gesicht aus. Als Karl sie vorher aus seinem eisernen Griff auf den Boden fallen gelassen hatte, hatte sie sich so heftig auf den Po gesetzt, dass es jetzt schmerzte, als ob sie wirklich von einem Ungeheuer in den Hintern gebissen worden wäre. So konnte sie fast keinen Schritt mehr machen.

„Ich trage dich“, bot Karl an.

„Das geht doch nicht – du kannst mich doch nicht durch den gesamten Raum tragen“, bezweifelte Karla.

Wie zum Beweis hob Karl das Mädchen auf seine Arme und mit einem Grinsen auf dem Gesicht verkünde er: „So ein Fliegengewicht ist doch gar kein Problem – mit dir auf den Armen laufe ich bis nach Amerika wenn es sein muss“.

„Also mir würde es schon bis zu dem anderen Ende des Raumes genügen“, lenkte Karla ein, „Amerika ist mir doch ein bisschen zu weit weg.“

„Hey man soll nicht lachen, wenn man eine schwere Last trägt, da kann man einen Leistenbruch bekommen“, mahnte Karla, als Karl ihren Einwand so lustig fand, dass er anfing lauthals zu lachen.

Anscheinend fand diese „Bauernregel“ Karl ebenfalls so lustig, dass er sich noch mehr amüsierte. Selbst Karla konnte sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen. Bestimmt wäre es ein Bild für Götter gewesen, sie beide so lustig zwischen den Maschinen herumlaufen zu sehen.

Immerhin hatte es Karl fertiggebracht, dass sie während der gesamten Zeit bis sie etwa in der Mitte des Raumes angekommen waren, an keine Monster mehr denken musste.


„Hallo“, tönte es plötzlich verhalten von der anderen Seite des Raumes.

„Hör doch mal, da hat doch gerade jemand gerufen“, mahnte Karla zur Ruhe.

„Ach was, da hast du dich getäuscht, es gibt hier keine Monster und Ungeheuer“, lenkte Karl schnell ein weil er dachte, Karla hätte schon wieder Angst vor irgend einem Ungeheuer bekommen.

„Sei bitte einmal ganz still und lass und horchen“, forderte Karla jetzt mit ernstem Gesichtsausdruck.

„Hallo......“, konnte man wieder aus dem vielfachen Lärm der Maschinen heraushören.

„Hey, das sind bestimmt unsere Freunde“, erriet Karla freudig und deutete Karl an, sie auf dem Boden abzusetzen.

Der dachte aber gar nicht daran, sie runter zu lassen. „Hallo, wir sind hier drüben“, brüllte er los, als ob es galt einen Preis für Lautstärke zu gewinnen.

„Mann oh Mann – meine armen Ohren“, beschwerte sich Karla scherzhaft.

Jetzt hatte Karl begriffen, dass es besser war, das Mädchen auf dem Boden abzusetzen.

„Hallo, Karla – Hallo Karl“, kam es vielstimmig von der anderen Seite des Raumes.

„Hier drüben sind wir“, schrie Karl als Antwort zurück.

„Also du hast nicht nur Kräfte für zehn Personen, du hast auch eine Stimme so laut wie zehn Personen“, stellte Karla fest. Karl nahm dies als Kompliment.

Plötzlich fing Karla an zu grinsen und sah Karl mit seltsam musterndem Blick an.

„Hey, was ist los, stimmt irgend etwas nicht?“, wollte Karl erklärt wissen.

„Tja, Kräfte für Zehn, Stimme für Zehn, deshalb futterst du auch für zehn Personen – kam mir gerade so in den Sinn“, verriet Karla ihre zuvor gemachten Gedanken die sie so belustigt hatten.

Karl nahm es so wie es gemeint war – als Spaß - und bewies obendrein sogar selbst Humor: „Das habe ich gerne, sich tragen lassen wie ein Sack Kartoffeln und dann hernach frech werden“.

„Hier sind wir“, stimmte auch Karla mit Karl ein, als ihre Freunde immer wieder durch Hallo-Rufe die Richtung herausfinden wollten, wohin sie gehen mussten um sich zu treffen.

„Mann bin ich froh Euch zu sehen!“, entfuhr es Jennyfer, als sie zusammen mit Armin, Jonny und Klaus die Stelle erreichte, an der Karl und Karla auf sie warteten.

„Es gibt keine gefährlichen Kreaturen in diesem Schutzbunker“, beruhigte Armin gleich die beiden Freunde, „das was uns hierher gebracht hat war kein Lebewesen sondern ist vermutlich ein raffiniertes Transportsystem mit dem man in alle Räume des Bunkers kommen kann“.

„Habt ihr schon einmal davon gehört, dass es in einem Schutzbunker solche gewaltigen Maschinen gibt?“, dämpfte Karla sogleich die Euphorie, dass die Welt völlig in Ordnung wäre.

„Das werden wir wohl gemeinsam herausfinden müssen“, lenkte Armin sofort ein. Eine „Monstertheorie“ wollte er auf gar keinen Fall wieder hochkommen lassen. Wenn er nur daran dachte, wie viele Ängste alle hatten unnötig ausstehen müssen.

„Los, lasst uns gemeinsam diese Anlage erforschen!“, wollte er seinem Forscherdrang nachgeben.

„Oh verdammt, es schmerzt immer noch!“, stellte Karla fest, als sie aufstehen wollte, um den anderen zu folgen.

„Was ist denn mit dir passiert?“ Jennyfer sah Karla eindringlich an – sie wartete auf eine Antwort.

„Äh....Da hat mich doch so ein kleines Monster erwischt“, verriet Karla in stockendem Tonfall. Karls Gesichtszüge veränderten sich schlagartig – es war ihm mehr als peinlich, dass die anderen jetzt erfahren würden, dass er aus Angst vor einem Ungeheuer die zierliche Karla fast erwürgt hatte.

Alle Augenpaare waren erwartungsvoll auf Karla gerichtet.

„Nicht so schlimm“, meinte Karla weiter, „Karl hat das Monster mit bloßen Händen vertrieben und uns beide hierher in Sicherheit gebracht“

Dass die Freunde angesichts dieser Erzählung richtig eng aneinander rückten verriet, dass sie insgeheim immer noch mächtig Angst vor einem unbekannten Wesen hatten das sich in dieser Anlage aufhielt.

„Ihr müsst euch wirklich nicht fürchten, Karl kann dieses Ungeheuer jederzeit alleine vertreiben“, beruhigte sie ihre Freunde ohne ein Grinsen zu verbergen.

Jennyfer sah Karl direkt in die Augen. „Also ich glaube Karla, dass Karl das Monsterwesen jederzeit verteiben kann“, verkündete sie nach einer Weile in einem Tonfall, als ob sie bei der ersten „Verteibung“ dabei gewesen wäre.

Karl war dankbar, dass Karla nicht verraten hatte, was wirklich passiert war. Da hätte ihn der Spott bestimmt verfolgt bis an sein Lebensende.

Jennyfer trat jetzt neben Karl und flüsterte ihm leise zu: „Pass das nächste mal aber ja besser auf, wen du da am Wickel hast – nicht dass du irgend wann einmal einem deiner Freunde das Genick brichst“.

Überrascht sah Karl Jennyfer an. „Woher......“, setzte er an, sie zu fragen.

„Jeder hat seine Geheimnisse – und es sollten auch Geheimnisse bleiben“, beruhigte sie Karl. „Ich glaube, du musst deine kleine Freundin noch ein Weilchen tragen bis sie wieder selbst laufen kann“, riet sie noch, bevor sie sich wieder zu den anderen gesellte.

„Was habt ihr denn wieder ausgeheckt“, wollte Armin von seiner Freundin wissen.

„Nichts wichtiges – Warum?. Die Antwort kannte Armin bereits. Sie bedeutete, nicht mehr länger zu bohren und zu fragen.

Armin übernahm die Führerrolle: „Also, können wir nun aufbrechen, sind alle einverstanden?“

Ein eindeutiges Nicken oder zustimmendes ja, war der Beschluss, dass jeder wissen wollte, was es mit dieser Anlage auf sich hatte.

Karl hatte „seine kleine Freundin“ wieder auf die Arme genommen und folgte den anderen durch den weiter nach vorne verlaufenden Weg zwischen den Maschinen.

Jetzt, da sie wussten, dass sie sich nicht vor einem Ungeheuer zu fürchten brauchten, sondern es sich nur um ein noch unbekanntes Transportsystem gehandelt hatte, waren sie um einiges mutiger geworden.

„Könnt ihr das auch spüren?“, fragte plötzlich Jennyfer und schaute auf den Boden.

„Hey, pass auf, da ist wieder so ein Ungeheuer im Anmarsch“, meinte Armin gut gelaunt. „Quatsch, das sind die Erschütterungen, die von diesen riesigen Maschinen verursacht werden“, klärte er seine Freundin sofort auf als er sah, dass Jennyfer ganz blass im Gesicht geworden war.

„Schnell, versteckt euch“, schrie plötzlich Jonny, „da kommt wirklich ein Ungeheuer“.

„Jetzt hört doch endlich mit diesem Gottverdammten Blödsinn auf“, mahnte Karl die vor ihm stehenden Jungs, „ihr erschreckt nur die Mädchen mit diesem dämlichen Angstgemache“

„Oh Mann, ihr seid doch wirklich total bescheuert“, beschwerte er sich gleich danach, als seine Freunde auch noch rechts und links zwischen die Maschinen rannten um sich dort zu verstecken.

Zuvor hatten seine vor ihm gehenden Freunde die Sicht versperrt – jetzt stand er mitten in dem breiten Gang und starrte wie gebannt auf das Ungetüm welches auf direktem Weg zu seinem jetzigen Standort war.

„Schnell lass mich runter“ - die Stimme von Karla überschlug sich fast.

Ohne es richtig zu überlegen was er eigentlich tat, setzte Karl das Mädchen auf dem Boden ab. Wie hypnotisiert starrte er auf dieses Monster, welches immer näher kam.

„Los, lass uns schnell verschwinden“, mahnte Karla zur Eile und zog Karl an seiner Kleidung einfach hinter sich her zwischen die Maschinen.

„Das.... das ist doch .... unmöglich“, stotterte Karl völlig ausser sich.

„Dieses Ungeheuer habe ich in einem Traum schon einmal gesehen“, flüsterte Jennyfer während sie sich zwischen die Leitungen drängte, die aus diesen Maschinen herausführten.

Das was auf sie zugelaufen kam, sah aus wie eine riesige Spinne mit acht Beinen. Die Augen glühten in einem dunklen Rot. Wie wenn dieses Ungetüm wissen würde, wo sie sich aufhielten, kam es zielstrebig direkt zu ihrem Versteck gelaufen.

Je näher dieses Ungetüm kam, desto deutlicher konnte man erkennen, dass es mindestens acht Meter Durchmesser besaß, und so böse wie die vielen Augen funkelten, war es mehr als hungrig auf Beute.

An den immer stärker werdenden Erschütterungen konnten sie jetzt deutlich spüren wann diese Spinne mit den Beinen auf dem Boden aufsetzte.

Und sie kam immer näher..........



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