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04 Die vergessene Armee der Kinder - von Aabatyron, 26.12.2008
Dieser Text wurde als Rohtext von Aabatyron geschrieben und anschließend von Sunshishi lektoriert.


Die vergessene Armee der Kinder


Lektorierte Version

Kapitel 04 Das gefährliche Kraftfeld


„Karl, ist dir etwas passiert?“, rief Jonny ängstlich nach seinem Freund, während er vorsichtig in Richtung der riesigen Konsolen ging, hinter denen Karl verschwunden war.
Bei Karla kämpfte momentan ihre Neugier mit dem Gefühl der Angst, was sie zwischen den Konsolen erwarten würde. Jennyfer hielt sich im Hintergrund, während die Jungs langsam an die Stelle zwischen den Konsolen heranpirschten, von wo Karls entsetzter Ausruf gekommen war.
„Jetzt sag was“, forderte Armin.
Keine Reaktion.
Wenn etwas Unbekanntes Karl erwischt hatte, ohne dass er sich mit seinen Körperkräften hatte wehren können, dann musste man vorsichtig sein.
„Geh du voran, du bist von uns dreien der Kräftigste“, bat Armin den um fast einen Kopf größeren Jonny.
Außer einer abwehrenden Handbewegung, die zur erhöhten Vorsicht mahnte, zeigte Jonny keinerlei Anstalten, angesichts dieser unbekannten Gefahr die Führung übernehmen zu wollen.
„Wir müssen zusammen bleiben“, mahnte Armin und wartete, bis der Nachzügler Klaus zu der Gruppe aufgeholt hatte. Klaus war zwar kräftig, aber nicht der mutiger Draufgänger. Er wich gerne einem Konflikt aus und riskante Aktionen gehörten nicht in sein Weltbild.
„Geht ruhig weiter!“, bestätigte er Armin und Jonny. „Ich werde euch nicht im Stich lassen.“
Darauf konnte man sich verlassen. Dicht zusammengedrängt schlichen sie langsam zu der großen Konsole, hinter der sie den Angreifer vermuteten.
Die blasse Gesichtsfarbe von Karla verriet, dass ihr momentan das Lachen vergangen war. Ihr Herz hämmerte rasend, dass sie das Blut in ihren Schläfen rauschen hörte. Hätte Jennyfer im Moment nicht ebenfalls tapfer mit der Angst kämpfen müssen, wäre es Karla mehr als peinlich gewesen, wenn die anderen sie in diesem Zustand hätten sehen können.
„Seid vorsichtig“, flüsterte sie leise, als ob sie Angst hätte, ein Monster aufzuwecken.
Die Furcht hatte alle gepackt. Wenn Karl sich trotz seiner enormen Körperkräfte nicht hatte wehren können, dann war es unwahrscheinlich, dass sie etwas gegen diese Gefahr ausrichten konnten. Armin sah sich in dem Raum um. Es gab nichts, was sich als Waffe eignen würde.
„Karl, gib Antwort“, flüsterte Karla verhalten, während sie sich neben die Konsolen duckte und sich Zentimeter um Zentimeter in Richtung Zentrum wagte.
Außer ihrem schneller werdenden Herzschlag und den schleifenden Geräuschen, welche die anderen bei ihren Bewegungen verursachten, konnte Karla nichts wahrnehmen. Jennyfer hielt sich im Hintergrund. Sie schien, die Gefahr am meisten zu spüren.
„Wir müssen ihm helfen“, bestimmte Karla in trotzigem Tonfall und kroch schneller in Richtung der Konsolenmitte.
Jonny sah das ganze mit größer aufkommendem Unbehagen. Nur gemeinsam konnten sie der Gefahr begegnen. Wenn Karla einen Vorstoß wagte, mussten sie gezwungenermaßen ebenfalls ihr Tempo erhöhen.
„Werde nicht leichtsinnig“, warnte er Karla. „Es nützt uns nichts, wenn wir nach zwei suchen müssen.“
Karla war ein kleines Leichtgewicht und wieselflink. Sie war bekannt dafür, mehr als leichtsinnig mit Gefahren umzugehen. Meist kam die wissenschaftliche Neugier schneller, als man brauchte, die Gefahr zu analysieren. Wie eine Katze bewegte sich Karla zwischen den Konsolen in Richtung Zentrum. Ihre langen dunkelbraunen Haare schleiften auf dem Boden und ihre dunkelbraunen Augen blitzten unternehmungslustig zwischen der Haarpracht hervor, die sich wie ein Vorhang vor ihr Gesicht gelegt hatte. Mit einer schnellen Bewegung ihres Kopfes verschaffte sie sich freie Sicht. Jonny wusste, warum Karla ihrem Kameraden helfen wollte. Es verband sie ein ähnliches Schicksal.
Karla war mit drei Jahren in ein Heim gebracht worden und erfuhr später, dass ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren. Schnell hatte man ihr mathematisches Talent erkannt und sie mit 7 Jahren in das Internat für begabte Schüler gesteckt. Dass sie dort alle Schulpreise gewinnen konnte, sorgte für Aufregung und Neid bei den anderen Schülern. Aber manchmal saß Karla stundenlang in ihrem Zimmer und verzweifelte darüber, dass sie sich trotz ihres fotografischen Gedächtnisses nicht an ihre Eltern erinnern konnte. Sie hatte ein verschwommenes Bild im Kopf von einer Art Krankenhaus. Dort gab es keine Eltern, die zu Besuch kamen, nur Ärzte, Schwestern und vor allem ein Professor, der sehr oft anwesend war.
„Karla, pass auf!“, schrie Jennyfer und sprang auf, um Karla zurückzuhalten.
„Helft mir........!“
Es war Karlas Stimme, die sich anhörte, als ob sie sich mit unwahrscheinlich hoher Geschwindigkeit entfernen würde.
Jonny war direkt hinter Karla gekrochen. Als er Jennyfers warnenden Schrei hörte, griff er instinktiv nach dem Bein von Karla und wollte sie zurückhalten. Er griff ins Leere.
„Das... das ist unmöglich...“, stotterte er verdutzt.
„Halt, um Himmels Willen bleibt zurück!“, warnte er die anderen.
Sie waren nach dem Hilferuf von Karla aufgesprungen und wollten ihr sofort zu Hilfe eilen.
„Wo um alles in der Welt ist Karla?“, fragte Armin aufgeregt. „ Sie ist doch direkt vor uns gewesen.“
Jonny war leichenblass geworden.
“Sie ist... Plötzlich war sie weg“, stammelte er, während die anderen ihn ungläubig ansahen.
Klaus wollte sich zu der Stelle vordrängen, an der zuvor Karla verschwunden war.
„Nein, bleib zurück!“, warnte Jonny. Er hatte gesehen, wie Karla von einem Augenblick auf den anderen an der Stelle verschwunden war.
„Das gibt es nicht, dass jemand vor deinen Augen einfach verschwindet“, wendete Armin ein. „Da muss irgendwo eine Luke oder ein Schacht sein, in welchen sie gefallen ist.“
So sehr sie sich auch anstrengten, keiner konnte eine Öffnung entdecken.
„Karla!“, rief Armin.
Die anderen stimmten, so laut sie konnten, ein.
Dann horchten alle.
Nichts.
„Was machen wir jetzt?“, fragte Jennyfer kleinlaut.
Sie spürte deutlich eine unbekannte Gefahr, die von dem ominösen Platz vor ihnen ausging.
„Ich habe eine Idee“, verkündet Armin, nachdem das Schweigen der Vier unerträglich geworden war.
Gleichzeitig zog er seine Jacke aus und faltete sie zu einem kleinen Paket zusammen.
„Was hast du damit vor?“, wollte sogleich seine Freundin wissen.
Sie fürchtete sich vor dieser unbekannten Gefahr und ahnte, dass ihr Freund den unsichtbaren Angreifer aus der Reserve locken wollte. Wie zur Bestätigung ihrer Vermutung holte Armin mit dem Wäschepaket zum Wurf aus und versuchte, die Stelle am Boden zu treffen, an der Karla verschwunden war.
„Halt, lass es mich versuchen!“, hielt Jonny Armin zurück. „Ich weiß, was du vorhast und kenne die Stelle besser, die es gilt zu treffen. Außerdem habe ich durch mein Handballspiel die bessere Übung“, setze er nach, als er sah, dass Armin zögerte.
„Okay, versuchen wir unser Glück“, hoffte Armin, als er seine zusammengeknotete Jacke Jonny überließ.
Sorgfältig wog Jonny das Bündel in seiner Hand. „Achtung, passt jetzt auf was passiert!“ Zielsicher warf er das Bündel. In einem kurzen Bogen flog es ins Zentrum zwischen den Konsolen. Gleich würde es den Boden berühren.
„Hey, das ist unfassbar“, entfuhr es Klaus, als es sah, dass das Paket kurz vor dem Auftreffen auf den Boden mit einem kurzen Aufleuchten verschwand. „Wie ist das möglich?“, wollte er von den anderen wissen.
Dass die anderen genauso verblüfft dreinschauten, war ein deutliches Zeichen, dass er keine Antwort oder Erklärung bekommen würde. Armin war derjenige der Vier, der am meisten von Technik verstand.
„Das muss eine Art von Transportfeld sein“, vermutete er laut. „Das gibt es normalerweise nur in der Theorie. Gebaut hat es bis jetzt kein einziger Wissenschaftler auf der ganzen Welt. Los, gib mir mal deine Jacke“, forderte er den neben ihm stehenden Jonny auf.
„Aber... die wird genauso verschwinden, wie deine Jacke“, wollte Jonny seinen Freund von dem Vorhaben abbringen.
„Los, zieh sie aus. Ich will was anderes probieren“, meinte Armin aufgeregt.
Während Jonny seine Jacke auszog, standen Jennyfer und Klaus ratlos. Armin hatte sich eingeprägt, wo sich beim ersten Versuch sich das Testobjekt aufgelöst hatte.
„Gleich werden wir sehen, ob sich meine Theorie als richtig erweist“, verkündete er leise und näherte sich gleichzeitig der Stelle, an der dieser seltsame Effekt stattgefunden hatte.
Vorsichtig ließ er die Jacke an seinem ausgestrecktem Arm pendeln. Er hatte sie am äußeren Ende des Kragenaufsatzes gepackt und versuchte jetzt, sie in die gefährliche Zone zu schwingen. Der erste Versuch war zu kurz geraten, nichts geschah.
„Lass sofort los, wenn was Ungewöhnliches geschieht“ empfahl Jennyfer, die sein Vorhaben erraten hatte.
Stärker, als zuvor, ließ Armin die Jacke an seinem ausgestreckten Arm pendeln und mit einem letzten Schwung, beförderte er sie in den Gefahrenbereich.
„Da, sieh mal. Sie fängt an, zu brennen“, rief Jonny sofort aus, als die Jacke nicht einmal den Boden berührt hatte.
Tatsächlich konnte man erkennen, dass sich auf der Oberfläche der Jacke stiebende Lichterscheinungen gebildet hatten. Hastig zog Armin sie zurück. Als sich die Vier die Jacke betrachteten, waren dort keinerlei Beschädigungen zu erkennen.
Jetzt mutiger geworden, verkündete Armin: „Das probieren wir gleich noch einmal.“
Er hatte noch einen Schritt auf die Gefahrenquelle zu gemacht. Mit einem Schwung landete die Jacke an der Stelle, an der dieser seltsame Effekt sich gezeigt hatte. Wieder entstanden kleine tanzende Lichterfunken.
„Oh verdammt, es hat mich erwischt“, rief Armin gleich nach dem Erscheinen dieses Effektes.
Er hatte sich ein paar Zentimeter zu weit vor gewagt und jetzt hatte diese Lichterscheinung nicht nur die Jacke ergriffen, sondern hüllte seine Hand ein, mit der er diese festhielt.
„Schnell, lass sie los“, schrie Jennyfer in wachsender Panik.
Geschwind fasste sie Armins Arm, um ihn herauszuziehen.
„Ich... kann... nicht“, quetschte Armin mühsam zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Schnell, es will mich hineinsaugen“, forderte er die andern drei auf.
Er spürte, dass die Kraft, die seinen Arm erfasst hatte, stärker wurde und er bald nicht mehr dagegen ankämpfen konnte. Obwohl Jonny und Klaus kräftige Burschen waren, konnten sie ihren Freund nicht mehr aus diesem Kraftfeld herausbewegen.
„Mein Arm, ihr reißt mir gleich meinen Arm ab“, schrie Armin mit schmerzverzerrtem Gesicht auf.
Das Energiefeld schien, zu wachsen und verstärkte seine Kraft. Jennyfer spürte dies und ihr war bewusst, dass sich diese Macht alles nehmen würde, was einmal in ihren Wirkungsbereich gekommen war. Es war, wie in einem ihrer Alpträume, die sie oft in der Nacht erlebte. Die Betreuer des Internates behaupteten, dass dies von einem in der Kindheit erlebten Trauma kommen würde. Mit vier Jahren war sie in ein Heim gekommen. Es hieß, ihre Eltern kamen bei einem Unfall ums Leben. Als sie acht war, wurde sie in dem Internat für begabte Schüler aufgenommen. Sie wusste bis heute nicht, warum, da sie sich nicht durch besondere Talente auszeichnete.
Jetzt war es wieder da, das Gefühl, einen Alptraum zu erleben.
Nein, es war bittere Realität.
Ihre Finger schmerzten von der Anstrengung, ihren Freund an der Kleidung zu halten.
„Ihr dürft ihn nicht loslassen“, bat sie die anderen beiden Jungs.
Es gab kein Zurück.
Armin wurde weiter in das Feld hineingezogen.
Sein kompletter Arm war inzwischen in dieses seltsame Licht getaucht. Je mehr seine Freunde versuchten, ihn aus diesem Feld zu zerren, umso größer wurden die Kräfte, die auf seinen Arm wirkten.
„Wir schaffen es nicht“, mahnte Jonny.
„Nicht loslassen, wir müssen es schaffen“, konterte Klaus.
Klaus wusste wie es ist, jemand Geliebten zu verlieren. Mit zwei Jahren hatte er seine Eltern bei einer Gasexplosion verloren. Er hatte für Aufsehen gesorgt, als einziger Überlebender aller Hausbewohner unverletzt davongekommen zu sein. Tagelang schrieben die Zeitungen, dass er einen besonderen Schutzengel besitzen würde.
„Heute könnten wir den wieder gebrauchen“, murmelte er vor sich hin. Jennyfer hatte seinen leise gesprochenen Wunsch gehört. Sie wusste, dass man sich auf ihn absolut verlassen konnte. Er würde nie seinen Freund von dem Kraftfeld gefangen nehmen lassen.
„Ich kann es nicht mehr aushalten“, stöhnte Armin mit schmerzverzerrtem Gesicht.
Das Feld hatte angefangen, seine rechte Körperhälfte einzuhüllen. Die Haut kribbelte an der Berührungsstelle, wie eintausend Ameisen.
’Muss ich jetzt sterben?’, rasten die Gedanken durch seinen Kopf.
Sein bisheriges Leben schien, sich wie in Zeitraffer vor seinem inneren Auge abzuspielen. Als kleines Kind hatte er gerne mit jeglicher Art von Technik gespielt. Er war in einer glücklichen Familie aufgewachsen.
Bis zu dem Tag, als er im Alter von 10 Jahren zusammen mit seinen Eltern im Urlaub auf einer Safaritour von Terroristen entführt worden war.
Gemeinsam mit zwei anderen Touristen konnte er in der Nacht aus dem Lager fliehen. Über das Schicksal seiner Eltern hatte er bis heute nichts erfahren können. Eine Lösegeldforderung wurde nie gestellt.
Es war, als ob es diese Terroristen nicht gegeben hätte.
Einer seiner Mitflüchtlinge arbeitete als Lehrer an dieser Begabtenschule und kümmerte sich um ihn. Da er das Talent besaß, alles ohne Fehlersuche reparieren zu können, durfte er in der Schule bleiben und Technik studieren. Sechs Jahre hatte er versucht, etwas über das Schicksal seiner Eltern zu erfahren, aber sie waren wie vom Erdboden verschluckt. Der Schmerz über Trennung von seinen Eltern war inzwischen dem wissenschaftlichen Drang, Neues zu erforschen, gewichen.
Sein Verhängnis?
„Lasst mich los, ihr werdet es nicht schaffen!“, forderte er die drei anderen auf.
Armin ahnte, dass sie hier mit einer neuen Technik konfrontiert wurden, wusste jedoch nicht, ob sie ihnen gefährlich werden konnte oder eher nützen würde.
„Nein!“, flehte Jennyfer und blickte in die blauen Augen von Klaus. „Ihr dürft ihn nicht diesem Feld überlassen!“
Klaus nickte stumm. Er würde kämpfen bis zum Schluss.
„Glaubt nicht, dass ich hier allein zurückbleiben werde“, beschwerte sich Jonny, weil er vermutete, dass man ihm am ehesten zutraute, den Kampf aufzugeben.
Keiner hatte das Wort „Feigling“ erwähnt, doch er wusste er, dass es Jennyfer gedacht hatte.
„Jennyfer, pass auf! Lass mich sofort los“, schrie Armin in höchster Panik.
Dieses Kraftfeld hatte sich sprungartig ausgebreitet und die Hand von seiner Freundin erfasst. Jennyfer konnte sich vor Schreck nicht mehr bewegen. Ihre Hand fing an, zu kribbeln und die Muskeln gehorchten nicht mehr den Befehlen vom Gehirn. Mit Panik in den weit aufgerissenen Augen sah sie, wie das Energieungeheuer langsam an ihrem Arm hoch kroch und sie mehr und mehr einhüllte.
„Mein Gott, jetzt hat es auch uns erwischt“, stöhnte Jonny, als er das Kribbeln im gleichen Augenblick an seiner Hand verspürte.
Klaus starrte ebenfalls auf das sich ausbreitende Energiefeuer. Ihn hatte es an beiden Händen erwischt und mit rasender Geschwindigkeit wollte sich das Ungeheuer seine Beute holen. Der letzte Aufschrei von Jennyfer war nicht aus Schmerz, sondern vor Überraschung darüber, dass sie für einen kurzen Moment in ihrem Geist sehen konnte, wohin sie von diesem Energiefeld gezerrt wurden.



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Die vergessene Armee der Kinder


Kapitel 04 Das gefährliche Kraftfeld

Rohtextversion

„Karl – ist dir etwas passiert?“, rief Jonny fast ängstlich nach seinem Freund während er vorsichtig in Richtung der riesigen Konsolen ging, hinter denen Karl so plötzlich verschwunden war.

Bei Karla kämpfte momentan ihre Neugier mit dem Gefühl der Angst, was sie zwischen den Konsolen erwarten würde.

Auch Jennyfer hielt sich im Hintergrund während die Jungs sich vorsichtig in Richtung zu der Stelle zwischen den Konsolen bewegten, an der Karl verschwunden, und aus dessen Richtung sein entsetzter Ausruf gekommen war.

„Jetzt sag doch was“, forderte auch Armin dazu auf, dass Karl endlich ein Lebenszeichen von sich geben sollte. Keine Reaktion. Wenn irgend etwas Unbekanntes Karl erwischt hatte, ohne dass er sich mit seinen Körperkräften hatte wehren können, dann musste man besonders vorsichtig sein.

„Geh du voran, du bist von uns drei der Kräftigste“, bat Armin den um fast einen Kopf größeren Jonny. Außer einer abwehrenden Handbewegung, die zur erhöhten Vorsicht mahnte, zeigte Jonny allerdings keinerlei Anstalten, jetzt plötzlich angesichts dieser unbekannten Gefahr die Führung übernehmen zu wollen.

„Wir müssen zusammen bleiben“, mahnte Armin und wartete kurz, bis auch der Nachzügler Klaus zu der Gruppe aufgeholt hatte. Klaus war zwar recht kräftig, aber nicht unbedingt ein mutiger Draufgänger. Der wich auch gerne mal einem Konflikt aus und riskante Aktionen gehörten eigentlich nie in sein Weltbild.

„Ja, ja - Geht ruhig weiter!“, bestätigte er Armin und Jonny, „ich werde euch schon nicht im Stich lassen“.

Darauf allerdings konnte man sich verlassen. Dicht zusammengedrängt schlichen sie langsam zu der großen Konsole, hinter der sie Karl und den unbekannten Angreifer vermuteten.

Die blasse Gesichtsfarbe von Karla verriet, dass auch ihr momentan das Lachen vergangen war. Ihr Herz pochte so kräftig und schnell, dass sie das Blut in ihren Schläfen rauschen hören konnte. Hätte Jennyfer im Moment nicht auch das Problem gehabt, tapfer mit der Angst kämpfen zu müssen – es wäre Karla mehr als peinlich gewesen wenn die anderen sie in diesem Zustand hätten sehen können.

„Seid ja vorsichtig“, flüsterte sie leise in Richtung zu den drei Jungs – gerade so, als ob sie Angst hätte, mit einer lauten Stimme ein Monster aufzuwecken das hinter den Konsolen nur auf sie wartete um sie zu fressen.

Die Angst hatte praktisch alle gepackt. Wenn Karl von irgend etwas hinter den Konsolen überrascht worden war und sich trotz seiner enormen Körperkräfte nicht hatte wehren können, dann war es ziemlich unwahrscheinlich, dass sie etwas gegen diese Gefahr ausrichten konnten.

Karl, 198 cm groß brachte 95 kg auf die Waage – den konnte nichts so schnell umwerfen – normalerweise. Wenn der Bursche mit seinem aufbraussenden Temperament auch oft auf die Nerven ging, so war er doch in der gemeinsamen Schulzeit in dem Internat ihr Freund geworden. Mit seinen kurzen blonden Stoppelhaaren und seinen graublauen Augen hielt ihn jeder eigentlich für sanftmütig und recht umgänglich. Nur das kräftige Kinn gab seinem Gesicht so ein gewisses Maß an harter Männlichkeit.

Vielleicht war Karl auch so aufbrausend weil seine Mutter bei der Geburt gestorben war und er nie die Geborgenheit einer Familie kennen gelernt hatte. Er musste sich immer unter den anderen Jugendlichen durchsetzen – das prägt einen Menschen fürs Leben. Seinen Vater hatte er nie kennen gelernt – der hatte seine Frau verlassen als er erfuhr, dass sie schwanger war. Karl hatte schon einmal geäußert, dass er seinen Vater dafür hassen würde, obwohl er ihn nicht einmal kannte.

Als er nach vielen Wechseln von einem Heim ins andere und der Entdeckung, dass er sportlich sehr viel Potential besaß, in das Internat für begabte Kinder kam, schien er in dem Internat eine neue Familie gefunden zu haben.

Armin sah sich in dem Raum um. Es gab allerdings nichts, was sich als Waffe eignen würde um sich gegen die hinter den Konsolen lauernde Gefahr zu verteidigen.

„Karl, so gib doch Antwort“, flüsterte Karla verhalten, während sie sich neben die Konsolen duckte und sich Zentimeter um Zentimeter in Richtung Zentrum wagte.

Nichts – ausser ihrem immer schneller werdenden Herzschlag der das Blut in den Schläfen rauschen ließ und den schleifenden Geräuschen die die anderen bei ihren Bewegungen verursachten, konnte Karla nichts wahrnehmen.

Jennyfer hielt sich jetzt im Hintergrund – sie schien von allen die Gefahr die auf sie alle lauerte am meisten zu spüren.

„Wir müssen ihm helfen“, bestimmte Karla plötzlich in trotzigem Tonfall und kroch nun schneller in Richtung der Konsolenmitte wo Karl zuvor verschwunden war.

Jonny sah das ganze mit immer größer aufkommendem Unbehagen. Nur gemeinsam konnten sie der Gefahr begegnen. Wenn jetzt Karla einen Vorstoß wagte, mussten sie gezwungenermaßen ebenfalls ihr Tempo erhöhen.

„Werde jetzt bloß nicht leichtsinnig“, warnte er deshalb Karla, „es nützt uns gar nichts, wenn wir plötzlich nach zwei suchen müssen!“

Karla war mit ihren 35 kg und 162 cm Körpergröße wieselflink. Sie war bekannt, mehr als leichtsinnig mit Gefahren umzugehen. Die Angst vor einer Gefahr hielt bei ihr nicht sehr lange an – meist kam die wissenschaftliche Neugier schneller als man brauchte, die Gefahr zu analysieren. Wie eine Katze bewegte sich Karla jetzt zwischen den Konsolen in Richtung Zentrum. Ihre langen dunkelbraunen Haare schleiften auf dem Boden und ihre dunkelbraunen Augen blitzten so richtig unternehmungslustig zwischen der Haarpracht, die sich bei der Kriecherei wie ein Vorhang vor ihr Gesicht gelegt hatte, hervor. Mit einer schnellen Bewegung ihres Kopfes auf die Seite verschaffte sie sich wieder freie Sicht.

Jonny wusste, warum Karla ihrem Kameraden so schnell helfen wollte. Es verband sie praktisch ein ähnliches Schicksal.

Karla war mit drei Jahren in ein Heim gebracht worden – ihre Eltern seien bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Schnell hatte man ihre mathematische Begabung erkannt und sie wurde deshalb mit 7 Jahren in das Internat für begabte Schüler gesteckt. Dass sie dort alle Schulpreise gewinnen konnte, sorgte immer für Aufregung und auch ein wenig Neid bei den anderen Schülern.

Aber manchmal saß Karla auch stundenlang in ihrem Zimmer und verzweifelte fast darüber, dass sie sich trotz ihres fotografischen Gedächtnisses nicht mehr an ihre Eltern erinnern konnte. Sie konnte sich nur noch wage an eine Zeit erinnern, in der sie sich praktisch in einer Umgebung befunden hatte wie in einem Krankenhaus. Dort gab es seltsamerweise keine Eltern die zu Besuch kamen – nur Ärzte, Schwestern und vor allem ein Professor, der sehr oft anwesend war.

„Karla, pass auf!“, schrie plötzlich Jennyfer und sprang auf um Karla zurückzuhalten, nicht mehr weiter zu kriechen.

„Helft mir........!“ - es war Karlas Stimme die sich anhörte, als ob sie sich mit unwahrscheinlich hoher Geschwindigkeit entfernen würde.

Jonny war direkt hinter Karla auf dem Boden gekrochen. Als er den warnenden Schrei von Jennyfer hörte, griff er instinktiv nach dem Bein von Karla und wollte sie zurückhalten. Er griff ins Leere.

„Das.... das ist doch unmöglich...“, stotterte er völlig verdutzt.

„Halt, um Himmels Willen bleibt zurück!“, warnte er die anderen. Sie waren nach dem Hilferuf von Karla aufgesprungen und wollten ihr sofort zu Hilfe eilen.

„Wo um alles in der Welt ist Karla?“, fragte Armin aufgeregt, „ sie ist doch direkt vor uns gewesen“

Jonny war im Gesicht leichenblass geworden: “Sie ist..... Plötzlich war sie weg“, stammelte er während die anderen ihn ungläubig ansahen.

Klaus wollte sich zu der Stelle vordrängen, an der zuvor Karla so plötzlich verschwunden war.

„Nein, bleib zurück!“, warnte Jonny. Er hatte praktisch gesehen, wie Karla von einem Augenblick auf den anderen an der Stelle verschwunden war.

„Das gibt es doch nicht, dass jemand vor deinen Augen einfach verschwindet“, wendete Armin ein, „da muss doch irgendwo eine Luke oder ein Schacht sein in welchen sie gefallen ist“.

So sehr sie sich auch anstrengten, keiner konnte eine Öffnung oder einen Schacht entdecken.

„Karla!....“, fing Armin an zu rufen. Die anderen stimmten so laut sie konnten mit ein.

Dann horchten alle in die Richtung der Stelle, an der Karla verschwunden war. Nichts – nur das Geräusch der Kleidung war zu hören, wenn sich jemand bewegte.

„Was machen wir denn jetzt“, fragte Jennyfer kleinlaut. Sie spürte immer noch deutlich eine unbekannte Gefahr, die von dem ominösen Platz vor ihnen ausging.

„Ich habe eine Idee“, verkündet plötzlich Armin, nachdem das Schweigen der Vier fast unerträglich geworden war. Gleichzeitig zog er seine Jacke aus und faltete sie zu einem kleinen Paket zusammen.

„Was hast du denn damit vor“, wollte sogleich seine Freundin wissen. Sie fürchtete sich vor dieser unbekannten Gefahr immer mehr und ahnte, dass ihr Freund den unsichtbaren „Angreifer“ irgendwie aus der Reserve locken wollte.

Wie zur Bestätigung ihrer Vermutung holte Armin mit dem Wäschepaket zum Wurf aus und versuchte, genau die Stelle am Boden zu treffen, an der zuvor Karla verschwunden war.

„Halt, lass es mich versuchen!“, hielt Jonny Armin zurück. „Ich weis was du vorhast und kenne die Stelle besser, die es gilt zu treffen“

„Ausserdem habe ich durch mein Handballspiel auch die bessere Übung“, setze er noch nach, als er sah, dass Armin noch zögerte, ihm das Wäschebündel zu überlassen.

„OK, versuchen wir unser Glück“, hoffte Armin als er seine zusammengeknotete Jacke Jonny überließ.

Sorgfältig wog Jonny das Bündel in seiner Hand. „Achtung – passt jetzt ganz genau auf was passiert“. Zielsicher warf er das Bündel genau auf die Stelle, an der zuvor Karla verschwunden war.

In einem kurzen Bogen flog das Wäschebündel genau ins Zentrum zwischen den Konsolen. Gleich würde es den Boden berühren.

„Hey, das gibt es doch nicht,“ entfuhr es Klaus als es sah, dass das Paket kurz vor dem Auftreffen auf den Boden mit einem kurzen Aufleuchten einfach verschwand. „Wie ist so etwas möglich?“, wollte er von den anderen wissen.

Dass die anderen allerdings genauso verblüfft dreinschauten, das war ein deutliches Zeichen, dass er wohl keine Antwort oder Erklärung bekommen würde.

Armin war derjenige der Vier, der am meisten von Technik verstand. „Das muss irgend eine Art von Transportfeld sein“, vermutete er laut. „Das gibt es aber normalerweise nur in der Theorie – praktisch gebaut hat es bis jetzt noch kein einziger Wissenschaftler auf der ganzen Welt“

„Los, gib mir mal deine Jacke“, forderte er plötzlich den neben ihm stehenden Jonny auf.

„Aber.... die wird doch genauso verschwinden wie deine Jacke“, wollte Jonny seinen Freund von dem Vorhaben abbringen, noch einmal so einen Versuch zu wagen.

„Los zieh sie schon aus – ich will etwas anderes probieren“, forderte jetzt Armin richtig unternehmungslustig.

Während Jonny seine Jacke auszog, standen Jennyfer und Klaus ratlos daneben und rätselten in Gedanken, was denn Armin wohl vorhatte.

Armin hatte sich ganz genau eingeprägt, wo beim ersten Versuch sich das „Versuchsobjekt“ plötzlich aufgelöst hatte.

„Gleich werden wir sehen, ob meine Theorie sich als richtig erweist“, verkündete er leise und näherte sich gleichzeitig der Stelle, an der dieser seltsame Effekt stattgefunden hatte.

Vorsichtig lies er die Jacke an seinem ausgestrecktem Arm pendeln. Er hatte sie am äußeren Ende des Kragenaufsatzes gepackt und versuchte jetzt, die Jacke in den Bereich des Platzes hineinpendeln zu lassen, den er als „gefährliche Zone“ deklariert hatte.

Der erste Versuch war zu kurz geraten, nichts geschah.

„Jetzt weis ich was du vorhast“, erriet seine Freundin, „pass aber ja auf und lass die Jacke sofort los, sobald etwas Ungewöhnliches geschieht.

Etwas stärker als zuvor ließ Armin die Jacke an seinem ausgestreckten Arm pendeln und mit einem letzten Schwung, beförderte er sie ohne das obere Ende loszulassen in den imaginären Gefahrenbereich.

„Da, sieh doch mal. Die Jacke fängt an zu brennen“, rief Jonny sofort aus, als die Jacke noch nicht einmal den Boden berührt hatte.

Tatsächlich konnte man erkennen, dass auf der Oberfläche der Jacke sich wie kleine Feuerfunken stiebende Lichterscheinungen gebildet hatten.

Hastig zog Armin die Jacke wieder aus dem „Gefahrenbereich“.

Als sich die Vier die Jacke betrachteten, waren dort keinerlei Beschädigungen zu erkennen.

Jetzt schon etwas mutiger geworden, verkündete Armin: „Das probieren wir gleich noch einmal“.

Er hatte inzwischen noch einen Schritt auf die „Gefahrenquelle“ zu gemacht. Mit einem Schwung landete die Jacke jetzt vollständig an der Stelle, an der dieser seltsame Effekt sich gezeigt hatte.

Wieder entstanden auf der Oberfläche der Jacke kleine tanzende Lichterfunken.

„Oh verdammt, es hat mich erwischt“, rief Armin gleich nach dem Erscheinen dieses Effektes. Er hatte sich ein paar Zentimeter zu weit vor gewagt und jetzt hatte diese Lichterscheinung nicht nur die Jacke vollständig ergriffen, sondern hüllte auch seine Hand ein, mit der er die Jacke immer noch festhielt.

„Schnell lass sie los“, schrie Jennyfer in wachsender Panik. So schnell sie konnte, fasste sie Armin an seinem Arm um ihn aus der Gefahrenzone herauszuziehen.

„Ich... kann... nicht“, quetschte Armin mühsam zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Schnell, zieht mich wieder von diesem Feld heraus, es will mich hineinsaugen“, forderte er die andern drei auf, ihm zu helfen. Er spürte, dass die Kraft, die seinen Arm erfasst hatte, immer stärker wurde und er bald nicht mehr dagegen ankämpfen konnte.

Obwohl Jonny und Klaus richtig kräftige Burschen waren, konnten sie ihren Freund nicht mehr aus diesem Kraftfeld, welches ihn erfasst hatte, herausziehen.

„Mein Arm, ihr reißt mir gleich meinen Arm ab“, schrie Armin mit schmerzverzerrtem Gesicht auf, als die Drei mit aller Kraft versuchten, ihn aus dem Gefahrenbereich zu zerren.

Das Kraftfeld schien plötzlich zu wachsen, verstärkte seine Kraft immer mehr.

Jennyfer spürte die sich verstärkende Kraft und irgendwie war ihr plötzlich bewußt, dass sich diese Kraft alles nehmen würde, was einmal in ihren Wirkungsbereich gekommen war.

Es war fast wie in einem ihrer Alpträume die sie sehr oft in der Nacht erlebte. Freilich behaupteten ihre Betreuer in dem Internat, dass dies von einem in der Kindheit erlebten traumatischen Erlebnis kommen würde. Sie war mit ihren 15 Jahren und 172 cm Körpergröße sehr groß und schlank. 40 kg brachte sie auf die Waage, gesund wie ein Fisch im Wasser. Besonders ihre hüftlangen dunkelblonden seidigen Haare und die graugrünen Augen hatten es ihrem Freund angetan. Mit 4 Jahren war sie in ein Heim gekommen. Es hieß, ihre Eltern wären bei einem Unfall ums Leben gekommen. Als sie 8 Jahre alt war, wurde sie in dem Internat für begabte Schüler aufgenommen. Sie wusste bis heute nicht warum eigentlich – sie war in der Schule zwar nicht schlecht gewesen, aber auch nicht so besonders begabt wie man eigentlich sein musste um in eine Begabtenschule gehen zu dürfen.

Jetzt war es wieder da, das Gefühl, einen Alptraum zu erleben.

Nein, es war bittere Realität. Ihre Finger schmerzten von der Anstrengung, ihren Freund an der Kleidung zurückhalten zu wollen dass er nicht in dieses gefährliche unbekannte Kraftfeld hineingezogen wurde.

„Ihr dürft ihn nicht loslassen“, bat sie die anderen beiden Jungs.

Es schien kein Zurück zu geben. Armin wurde immer weiter in das Feld hineingezogen – sein kompletter Arm war inzwischen schon in dieses seltsame Licht getaucht.

Je mehr seine Freunde versuchten, ihn aus diesem Feld zu zerren, um so größer wurden die Kräfte die auf seinen Arm wirkten um ihn zum Zentrum dieser Kraftquelle zu ziehen.

„Wir schaffen es nicht“, mahnte Jonny.

„Ja nicht loslassen, wir müssen es einfach schaffen“, konterte Klaus.

Klaus wusste wie es ist, jemand Geliebten zu verlieren. Mit zwei Jahren hatte er seine Eltern bei einer Gasexplosion verloren. Es war nicht angenehm gewesen, sich bis zum 12 ten Lebensjahr durch verschiedene Jugendheime schlagen zu müssen. Dann hatte durch Zufall bei einer Routineutersuchung ein Facharzt entdeckt, dass er eine besondere Begabung besaß und ihn an das Internat für begabte Jugendliche überwiesen. Welche Begabung dies eigentlich war, wusste er bis heute noch nicht. Er hatte lediglich bei der Gasexplosion damals für Aufsehen gesorgt, als einzigster Überlebender aller Hausbewohner unverletzt davongekommen zu sein. Da stand damals Tagelang in der Zeitung, dass er einen besonderen Schutzengel besitzen würde.

„Heute könnten wir wirklich einen besonderen Schutzengel gebrauchen“, murmelte er vor sich hin weil ihm die momentane Ausweglosigkeit der Situation immer bewusster wurde.

Jennyfer hatte seinen leise gesprochenen Wunsch gehört. Sie wußte, dass man sich auf ihn absolut verlassen konnte. Er würde nie seinen Freund von dem Kraftfeld, oder was immer dies auch war, gefangennehmen lassen.

Klaus war zwar erst 16 ½ Jahre alt, aber mit 192 cm Größe und 87 kg Gewicht konnte er jedem Älteren richtige Furcht einflößen. Allerdings gab ihm sein langes dunkelblondes Haar, seine weichen Gesichtszüge und seine samtig blauen Augen trotz der Größe ein sehr jugendliches Aussehen und jeder wußte, dass er ein mehr als friedliebender Mensch war.

„Ich kann es nicht mehr aushalten“, stöhnte Armin mit schmerzverzerrtem Gesicht. Das Feld hatte angefangen, seine rechte Körperhälfte einzuhüllen. Die Haut kribbelte an der Berührungsstelle überall, wie wenn sich dort 1000 Ameisen aufhalten würden.

„Muss ich jetzt sterben?“, rasten die Gedanken durch seinen Kopf.

Sein bisheriges Leben schien sich wie in Zeitraffer noch einmal vor seinem inneren Auge abzuspielen. Schon als kleines Kind hatte er sehr gerne mit jeglicher Art von Technik gespielt. Er war in einer sehr glücklichen Familie aufgewachsen – bis zu dem Tag, als er im Alter von 10 Jahren zusammen mit seinen Eltern im Urlaub auf einer Safaritour von Terroristen entführt worden war. Gemeinsam mit zwei anderen Touristen konnte er in der Nacht aus dem Lager fliehen. Über das Schicksal seiner Eltern hat er bis heute nichts erfahren können. Eine Lösegeldforderung wurde nie gestellt – es war fast so, als ob es diese Terroristen nie gegeben hätte. Einer der mit ihm Geflohenen arbeitete als Lehrer an dieser Begabtenschule und kümmerte sich um ihn. Da er die Begabung besaß, praktisch alles ohne Fehlersuche reparieren zu können durfte er in der Schule bleiben und Technik studieren. Sechs Jahre hatte er versucht, etwas über das Schicksal seiner Eltern zu erfahren, aber sie waren wie vom Erdboden verschluckt.

Der Schmerz der Trennung von seinen Eltern war inzwischen schon ein wenig dem wissenschaftlichen Drang, neues zu erforschen, gewichen. 1,80 Meter groß, 85 kg und richtig fit durch das tägliche Training – da stand einem jungen Menschen praktisch die Welt offen. Mit seinem dichten hellbraunen und kurzem Wellhaar, den etwas buschigen Augenbrauen und seinen rehbraunen aufmerksam blickenden Augen, schätzte ihn fast jeder um einige Jahre älter als erst 16 Jahre ein. So hatte er es auch nicht allzu schwer, seine Freundin Jennyfer in mancher Lebenslage beschützen zu können. Es gab nur wenige Jungen, vor denen er sich in Acht nehmen musste.

„lasst mich los, ihr werdet es nicht schaffen mich aus diesem Kraftfeld wieder herauszuziehen!“, forderte er die drei anderen auf. Armin ahnte, dass sie hier mit einer völlig neuen Technik konfrontiert wurden, wusste aber noch nicht, ob sie ihnen gefährlich werden konnte oder eher nützen würde.

„Nein!“, flehte Jennyfer und blickte in die blauen Augen von Klaus. Sie wusste dass sie sich auf ihn auf jeden Fall verlassen konnte. „Ihr dürft ihn nicht diesem Feld überlassen!“

Klaus nickte nur stumm, er würde kämpfen bis zum Schluss.

„Glaubt ja nicht, dass ich hier allein zurückbleiben werde“, beschwerte sich Jonny weil er vermutete, dass man ihm am ehesten zutraute, den Kampf aufzugeben. Er wusste zwar nicht warum, keiner hatte auch nur ein Wort von „Feigling“ erwähnt, trotzdem wusste er, dass es Jennyfer gedacht hatte.

196 cm und 90 kg, das war für das Rugbyspiel eine ideale Mischung. Mit seinem dunkelbraunen Lockenhaar und den braunen Augen in der gleichen Farbe vermutete man hinter dem 17-jährigen einen südländischen Typ. Jonny war bis zu seinem 14-ten Lebensjahr bei Adoptiveltern untergebracht und wurde dann in der Internatsschule für besonders begabte Kinder aufgenommen. Bei den Sportveranstaltungen bewies er immer eine mehr als glückliche Hand – er konnte die Schachzüge des Gegners so gut wie immer richtig voraussagen. Was ihn allerdings mehr als traurig stimmte war die Tatsache, dass ihn seine Adoptiveltern nach dem Wechsel in diese Schule nie mehr besucht hatten oder mit ihm Kontakt aufnahmen. Dabei war er mit diesen beiden Adoptiveltern immer sehr gut ausgekommen. Nicht einmal einen Brief hatten sie ihm in den drei Jahren geschickt, die er jetzt schon in dieser Schule war. Auch hatten sie nie auf seine Post geantwortet.

„Jennyfer – pass auf – lass mich sofort los“, schrie plötzlich Armin mit höchster Panik in der Stimme.

Dieses Kraftfeld hatte sich plötzlich sprungartig ausgebreitet und auch die Hand von seiner Freundin erfasst.

Jennyfer konnte sich vor Schreck im ersten Moment gar nicht mehr bewegen. Ihre Hand fing an zu kribbeln wie wenn sie sie in einen Ameisenhaufen halten würde. Die Muskeln gehorchten nicht mehr den Befehlen vom Gehirn. Mit Panik in den weit aufgerissenen Augen sah sie auf dieses „Energieungeheuer“, wie es langsam an ihrem Arm hochkroch und sie mehr und mehr einhüllte.

„Mein Gott, jetzt hat es auch uns erwischt“, stöhnte Jonny als er das Kribbeln im gleichen Augenblick auch an seiner Hand verspürte.

Klaus starrte ebenfalls auf das sich ausbreitende Energiefeuer. Ihn hatte es gleich an beiden Händen erwischt und mit rasender Geschwindigkeit schien sich jetzt das „Ungeheuer“ seine Beute vollends holen zu wollen.

Der letzte panische Aufschrei von Jennyfer, bevor alle verschwanden, war nicht aus Schmerz, sondern vor Schock darüber, dass sie für einen kurzen Moment in ihrem Geist sehen konnte, wohin sie von diesem Energiefeld gezerrt wurden



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Kommentare


Von Aabatyron
Am 31.12.2008 um 17:28 Uhr

Bei den veröffentlichten Kapiteln handelt es sich um den "Rohtext".

Ich kann die Texte auch bei Bedarf als DOC-File versenden.

Ich bin unter der Mail-Adresse:
webmaster@aabatyron.de
oder
webmaster@wernermay.d
e
erreichbar

Das wird bestimmt eine interessante Geschichte. Ich würde vorschlagen, die lektorierte Version der einzelnen Kapitel dann vor dem Rohtext einzufügen. So kann auch ein Leser, der bereits die "Originalversion" gelesen hat, noch einmal vergleichen.

Natürlich kannst du auch die neue Version unter gleichem Titel direkt ins Forum stellen - da wäre jetzt vielleicht Meister Webmaster gefragt. Es bestand ja vor geraumer Zeit die Idee, gemeinsam ein Buch zu schreiben. Da haben wir allerdings noch nicht daran gedacht, dass man dies ja auch derart gestalten könnte, dass die einen in Form eines Rohtextes die Idee zu einer Story liefern und ein Profi die Lektorierung übernimmt.

PS: Guten Rutsch ins neue Jahr 2009





~*~ Werner May ~*~


Von sunshishi
Am 30.12.2008 um 23:38 Uhr

Wohin soll ich denn die Korrektur schicken?
Und handelt es sich bei deinem Rohtext um das, was hier bei LF zu finden ist?
Ich fang schon mal mit dem 1. Kapitel an^^

Greez
SuShi





I laugh in the face of danger - then I hide till it goes away.


Von Aabatyron
Am 30.12.2008 um 20:44 Uhr

Das ist doch mal ein richtig gutes Angebot - da bin ich echt gespannt was ein "Profi" aus dem "Rohtext" formen kann.

Die verspätete Reaktion auf die Kritiken der Veröffentlichungen ist leicht zu erklären: Obwohl ich auch gerade Urlaub habe, ist das Haus so gut wie jeden Tag voll mit Gästen. Da wird es machmal recht spät bis ich dazu komme, im Forum ein wenig "lesen" zu können.


Von sunshishi
Am 30.12.2008 um 19:41 Uhr

Ha,

endlich eine Reaktion^^
Ich dachte schon, meine Kommentare werden ignoriert...
Jedenfalls würde ich mich durchaus anbieten, deine Texte zu "lektorieren". Kommt halt immer drauf an, wieviel Zeit ich nebenher habe. Momentan genieße ich meinen Urlaub und bin großzügig mit solchen Angeboten^^
Musst dich aber auf Kritk gefasst machen. Wenn ich erstmal loslege, zerstückel und analysiere ich alles. Was du letztendlich daraus machst, liegt ja in deiner Hand XD

Gruß
SuShi





I laugh in the face of danger - then I hide till it goes away.


Von Aabatyron
Am 30.12.2008 um 13:32 Uhr

Zunächst: Danke für die konstruktive Kritik.

Da hast du mich wirklich kalt erwischt: Rechtschreibung war nie so meine Stärke (ich bin eher ein Technikfreak).
Deshalb hatte auch der Lektor meines ersten veröffentlichten Buches eine wahre Freude (sprich: viel Arbeit).
Ich lebe immer noch in der Hoffnung, dass es in diesem Forum vielleicht jemand gibt, der (oder die) sich berufen fühlt, eine "Rohstorry" hobbymäsig zu lektorieren (professionelle Lektorierung ist leider sehr teuer).

Nun zum inhaltlichen Teil des Kapitels:
Die Jugendlichen verbindet tatsächlich ein gleiches Schicksal. Das werden sie aber erst mit der Zeit herausfinden, wobei du ja schon an den kleinen "Lebensläufen" der einzelnen Personen erkannt hast, dass es da sehr viele "zufällige" Gemeinsamkeiten gibt.

Mit den "Erfahrungen" und den "Entdeckungen" der Jugendlichen will ich eigentlich die Leser dazu anregen, sich ebenfalls Gedanken zu machen, was denn hinter all dem Geschehen stecken könnte.

Das Storrykonzept habe ich natürlich schon vollständig ausgetüftelt - will aber noch nichts weiter verraten - sonst ist es wie ein Buch in dem man mit dem lesen der letzten Seiten die gesamte Spannung nimmt.


Von sunshishi
Am 29.12.2008 um 20:12 Uhr

Hallo Aabatyron,

ich bin's wieder^^
Leider finde ich, dass die Qualität deines Textes nachlässt. Rechtschreibung und Grammatik werden schlechter und die Beschreibung deiner Charaktere kommt mir zu geballt und ist in ihrer Art als Wiederholung zu sehen.
Inhaltlich verstehst du es jedoch, die Spannung weiter voranzutreiben. Du schaffst es immer wieder, mit einem Cliffhanger zu enden. Da will man einfach weiterlesen^^

Gruß
SuShi

P.S.: Ich würde mich auch über ein Gegenkommentar freuen.





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