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2 65-75 Das Geheimnis von Aabatyron - von Aabatyron, 23.12.2008
Das Geheimnis von Aabatyron

Buch 2

S 65-75


Als Michael eines der „Baumwesen“ berührte, konnte er plötzlich fühlen, dass seine Hand von einer großen elektrischen Energie durchflutet wurde. Da seine Biomolekularstruktur damals nach seinem Unfall während der Meteoraktion umgewandelt worden war, machte ihm dies allerdings nichts aus. Trotzdem fand er sich plötzlich in den Gedanken des Wesens wieder und musste verblüfft feststellen, dass auch dieses Wesen offensichtlich seine Gedanken gelesen hatte. Erschrocken zog er die Hand zurück, aber er konnte die Gedanken immer noch lesen, nur viel schwächer als zuvor. Das Wesen erklärte ihm, dass er diese normale natürliche Fähigkeit schon immer besessen hätte, aber da er sie bisher nie genutzt hatte, musste er schon einiges an Trainingszeit investieren, wenn er auch die sehr schwachen psionischen Ströme der anderen Erdmenschen erkennen und „lesen“ wollte. Trotzdem es ihn anfangs abgeschreckt hatte, wenn er sich vorstellte, dass andere auch in seine Gedankenwelt eindringen konnten – je mehr er mit diesen Wesen trainierte, umso begeisterter war er jetzt. Langsam konnte er bewusst zuerst nur mit viel Anstrengung winzige Bruchstücke von den Gedankenströmen anderer wahrnehmen, aber von Tag zu Tag ging es immer mit weniger Konzentration und Anstrengung. Er war von dieser neuen Fähigkeit selbst so überrascht und begeistert, dass Christina sich manchmal besorgt fragte, was mit ihm plötzlich vor sich ging. So lernte er von den „Oktopoliens“, selbst durch die meterdicken Panzerwände hindurch die winzigen psionischen Gedankenströme der einzelnen Personen zu erkennen und zu verstehen. Das faszinierendste an dem ganzen Prozess war allerdings die Tatsache, dass er trotz unterschiedlicher Muttersprache der Besatzungsmitglieder plötzlich alles und jeden verstehen konnte. Wenn er daran dachte, wie er sich früher in der Schule abgemüht hatte, mehr schlecht als auch nur ansatzweise perfekt Fremdsprachen zu lernen – und jetzt diese Fähigkeit, das war mehr als fantastisch. Am meisten verblüffte es allerdings Christina, als ihr plötzlich Michael auf telepathischem Wege eine Nachricht in einer nie gekannten psionischen Intensität und Klarheit übermittelte. Er erfuhr von den Wesen, dass sie vor sehr langer Zeit mit weit entfernten Welten und den dort lebenden Wesen verschiedenster Rassen auf diesem Wege sich unterhalten und Wissen ausgetauscht hätten, aber allmählich sind die Signale immer mehr und mehr verstummt bis sie auch mit größter Anstrengung nicht mehr in der Lage gewesen waren, Kontakt mit anderen Lebewesen auf diesem Weg aufzunehmen. So wie es schien, hatten viele Rassen und Wesen diese Kommunikationsfähigkeit mit der Zeit verloren. Für den Theologen, der seelsorgend die Mannschaft auf ihrer Reise begleitete, war diese Information besonders interessant. In seinen Büchern über die Religion war dieser Vorgang in ähnlicher Weise beschrieben: Zu Beginn der Menschheit hatte jeder den anderen verstanden und dann auch plötzlich durch verschiedene Sprachen sich nicht mehr mit den anderen verständigen können. War es möglich, dass die Menschen früher alle diese telepathischen Fähigkeiten hatten, egal welche Muttersprache sie in ihrem Land pflegten, und sich deshalb untereinander auf diesem Wege verstehen konnten. Das wäre schon eine Erklärung gewesen, nach dem Verschwinden dieser telepathischen Fähigkeiten konnten die Laute und ihre Bedeutung unter den verschiedenen Rassen und Stämmen nicht mehr verstanden werden. Viele Wissenschaftler der Menschheit hatten die abenteuerlichsten Theorien über die Entstehung des Weltalls und dessen Weiterentwicklung aufgestellt. Manche hielten diese Theorien für zu abenteuerlich und abwegig. Je mehr sie aber mit den Oktopoliens Wissen austauschten, umso deutlicher wurde ihnen bewusst, dass die abenteuerlichsten Theorien von der Wirklichkeit um ein Vielfaches übertroffen wurden. Das Weltall barg vermutlich viel mehr Geheimnisse, als man sich bisher vorgestellt hatte. Auch die Überlieferungen der Oktopoliens berichteten von einer „Urkraft“, aus der alles Leben entstanden sein soll. Als sie vor tausenden von Jahren noch sehr viel auf telepathischem Wege mit anderen Rassen und Lebewesen im Universum kommuniziert hatten, erfuhren sie immer wieder von dem Wirken einer solchen schöpferischen Kraft. Umso verblüffter waren sie, als ihnen jetzt auch die Menschen mitteilten, dass auch sie an eine gleichlautende Kraft glaubten, mehr noch, dass das Wirken dieser schöpferischen Kraft während der früheren Entstehungsgeschichte der Menschheit sogar von einzelnen Menschen in sogenannten Büchern beschrieben und dokumentiert worden war. Sollte jemand meinen, die Oktopoliens könnten aufgrund fehlender „Augen“ keine Bücher lesen, so wurde er jetzt zu seiner Überraschung eines besseren belehrt. Während die Menschen zum Lesen eines Buches Zeile für Zeile und Buchstabe nach Buchstabe lesen mussten, konnten die Oktopoliens mit ihren ausgesendeten Energiefeldern aufgrund der unterschiedlichen Reflexionseigenschaften von Tinte und Papier eine beschriebene Buchseite in einem einzigen Durchgang scannen und speichern.







Die lange Reise

Als nächstes Ziel hatte Christina den Raumsektor in dem der Heimatstern der Trinos lag in die Schiffspositronik eingegeben. Dieser Quadrant lag etwa 34 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und nach ihren Berechnungen würden sie voraussichtlich 40 Tage Flugzeit benötigen um dieses Ziel zu erreichen. Aufgrund dass sie damals auf telepathischem Weg die Rückreise des Trinos zu seiner Rasse auf dem ersten Teilstück mitverfolgt hatte, wusste sie, dass es nach fast einem Viertel der zurückgelegten Strecke ein Trümmerfeld von Meteoren oder Planeten gab, welches sie in keinem Fall mit dem Zusatzhyperraumwellenantrieb durchfliegen durften. Eine Kollision der Trümmerstücke mit dem Raumschiff wäre unvermeidbar gewesen. Der Trino und sein damaliger kleiner Begleiter waren in der Lage, den Trümmern mit der Geschwindigkeit eines Gedankens auszuweichen, oder kleinere Stücke einfach in Energie umzuwandeln und quasi als willkommene Nahrung aufzunehmen. Ein so großes Raumschiff wie ihres ist bei hohen Geschwindigkeiten einfach mit der Masse zu träge um schnell genug um solche Hindernisse gelenkt zu werden. Dieses Trümmerfeld musste im Schleichgang durchflogen werden, immer in der Hoffnung, dass ihre neu konzipierten Strahlwaffensysteme ausreichten, sie im Gefahrfall durch den Abschuss der Trümmerstücke, die sich auf Kollisionskurs befanden, sicher vor Zusammenstößen mit diesen zu bewahren. Dieses Trümmerfeld würde man in etwa 9 Tagen erreichen und konnte erst Vorort durch entsprechende genaue Scannmessungen eine ideale Stelle zum Durchqueren ermitteln. Von der Erde aus ist dieses Trümmerfeld nicht zu sehen – mit der ganz einfachen Begründung: Das von ihm reflektierte Licht wird die Erde erst in etwa 4,5 Millionen Jahren erreichen, denn die gigantische Explosion die diese Trümmerstücke aus dem Zerbersten von tausenden Planeten erzeugt hatte, fand etwa vor 4 Millionen Jahren statt. Das ergibt eine ganz einfache Rechnung: Die gesamte Laufzeit des Lichts vom Ort der Explosion beträgt 8,5 Millionen Jahre. Da die Explosion bereits vor 4 Millionen Jahren stattgefunden hatte, braucht das Licht noch weitere 4,5 Millionen Jahre um die Erde zu erreichen. Obwohl die Wissenschaftler diese einfache Rechnung jederzeit selbst durchführen konnten, war es doch seltsam anmutend, dass sie ein Ereignis sehen würden das man auf der Erde als solches erst in viereinhalb Millionen Jahren entdecken oder beobachten konnte. Einer der jüngeren Wissenschaftler der als Abschluss des Studiums der höheren Mathematik mit Abstand als Klassenbester seine Prüfung abgelegt hatte, fragte sich allerdings weniger in wievielen Jahren man das Ereignis denn nun ganz genau von der Erde aus sehen wird, sondern ihn beschäftigte mehr die Frage, wie Christina wissen konnte, dass es so ein Trümmerfeld überhaupt gab und sie dann auch noch im Voraus die genauen Entfernungskoordinaten in die Positronik einprogrammiert hatte. Wie sich herausstellte, waren ihre zuvor eingegebenen Koordinaten mit den durch Schockwellenreflexion und Sensoren ermittelten Werten genau identisch. Er wusste aus den Medien, dass Christina in ihrer Jugendzeit aufgrund eines schweren Unfalls einmal mit Genzellen behandelt worden war, hatte aber trotz aufmerksamer Verfolgung späterer Berichte keinerlei weiteren ähnlichen Erfolge in irgend einer Nachricht finden können. Dies war schon ziemlich seltsam, zumal er schon des öfteren das Gefühl gehabt hatte, seine Chefin hätte im Voraus genau gewusst, welche Gedanken er gerade in die Tat umsetzen wollte. Konnte Christina in die Zukunft sehen? Als er das amüsierte Lachen von Christina hörte, war dies für ihn fast eine Bestätigung seiner Vermutung, zumal sie dabei auch noch genau in seine Richtung blickte. Nun ja, möglicherweise war es auch einem Zufall zuzuschreiben, wusste er doch andererseits auch, dass Christina die anderen stets mit ihrer aufgeschlossenen fröhlichen Art zu mancher Leistung anregte, die sie ohne diese besondere Motivation vielfach nicht erbracht hätten. Er wusste zwar noch nicht, mit welchen mathematischen Gesetzen sie ihre Berechnungen durchgeführt hatte, nahm sich aber vor, dass er auf jeden Fall möglichst bald auch in der Lage sein wollte, solche Aufgaben berechnen und lösen zu können. Christina wusste nun, dass sie bei diesem jungen Wissenschaftler aufpassen musste, dass er ihr Geheimnis nicht ergründete. Sie hatte ihn in ihr Team aufgenommen, weil er über ein hervorragend logisches Denkvermögen verfügte und als einer der wenigen anwesenden Ingenieure in der Lage war, die Funktion der Antriebstechnik zu begreifen und zu steuern.

Das gleichmäßige kräftige Summen der Energiegeneratoren und die schon bekannten kleinen Erschütterung der Raumschiffsstruktur störte inzwischen keinen der Besatzungsmitglieder mehr, es war vielmehr der Beweis, dass bis jetzt alle Systeme einwandfrei funktionierten. Die Oktopoliens waren selbstverständlich fast immer von neugierigen Wissenschaftlern umringt, wollte doch jeder von ihnen selbst mit diesen fremden Wesen kommunizieren und Neues in Erfahrung bringen. Allerdings brauchten auch diese Wesen wie jeder andere biologische Organismus ihre Ruhephasen in denen sie sich erholen konnten. Bis jetzt waren sie mit ihrer Unterbringung zufrieden, während der Ruhephase hielten sie sich in dem eigens für sie konzipierten Biotop auf, während man ihnen ansonsten sogar gerne gestattete, sich frei im Schiff zu bewegen. Aufgrund ihrer äußerst sensiblen Wahrnehmungsfähigkeit gegenüber jeglicher Art von kleinsten Energiefeldern waren sie in der Lage, geringste Fehlanpassungen in den Energieübertragungssystemen aufzuspüren und zu orten. Eine Anpassungskorrektur aufgrund der von ihnen ermittelten Daten brachte eine erhebliche Leistungssteigerung der Antriebsenergienutzung ihres Raumschiffes. Da Christina das Raumschiff mit vier Zusatzenergiegeneratoren ausgerüstet hatte, die zusammengeschaltet in der Lage waren die Leistung des Hauptgenerators zu ersetzen, wurde einfach die Energiezuführung zu den Tachyonenfelderzeugersystemen auf die vier kleineren Generatoren umgeschaltet, während man die Energieführung des Hauptgenerators nach den Angaben der Oktopoliens neu konfigurierte. Die ermittelten Daten wurden sofort mit Hilfe der Beamtechnik zur Erde gesendet um dort in einer zentralen Datenbank gespeichert zu werden. Bei der weiteren Anfertigung von Raumschiffen konnte man dann auf diese Daten zurückgreifen. Aufgrund der geringfügigen Laufzeitverzögerung während der Datenübertragung konnte man inzwischen relativ genau die Entfernung zur Erde bestimmen. Die Wissenschaftler hatten bisher die These vertreten, dass das ihnen bekannte Universum bei ca. 12 Milliarden Lichtjahren Entfernung enden würde. Christina hatte berechnet, dass man mit ihrem Raumschiff ziemlich genau 1,4 Jahre ohne Zwischenstopp bis zum theoretisch angenommenen Ende des bekannten Universums brauchen würde. Das Beamsignal war bei so einer Entfernung auf der Erde erst nach mehr als vier Minuten zu entschlüsseln. Aufgrund der Tatsache, dass man für so einen Flug eine unvorstellbar große Energiemenge erzeugen musste, war allein die Zuladung der umzuwandelnden Materie zusammen mit der Masse der Ersatzteile die voraussichtlich bei so einem Flug zur Instandhaltung der unter Volllast arbeitenden Systeme gebraucht würden, in einer Raumschiff füllenden Größenordnung. Allerdings musste sie zugeben, dass so eine Reise durchaus unter bestimmten Voraussetzungen möglich war. Begründet, dass bei ihr meistens die Neugier gepaart mit ihrem Forscherdrang siegte, war diese Expedition so gut wie eine beschlossene Sache. Sie wollte auf ihrem derzeitigen Reiseweg zu dem Mutterstern der Trinos möglichst viele Daten sammeln und hoffte, von den Trinos selbst viele Antworten auf bis jetzt ungeklärte wissenschaftliche Fragen und Vorgänge in der Natur zu bekommen. Sie wusste, dass die Trinos eine der ältesten Rassen im Universum waren, die auf ein Jahrmillionen altes Wissen zurückgreifen konnten. Ausserdem konnte sie es kaum erwarten, diesen Urstern Aabatyron zu sehen, welcher nach den Informationen des Trinos, der zeitweilig mit ihr in Symbiose gelebt hatte, aus reiner Energie der Entstehungszeit des Universums bestand.

Am neunten Tag, als das Raumschiff die Strecke von fast acht Millionen Lichtjahren mit Hilfe der Hyperraumwellenantriebstechnik zurückgelegt hatte, war das Trümmerfeld als hell leuchtende Wolke zu erkennen. Es hatte gigantische Ausmaße. Eine Scannung brachte für Christina ein erstaunliches Ergebnis: Diese Trümmerwolke war exakt wie eine Kugelschale um den vermuteten Standort von Aabatyron herum angeordnet. Was hatte aber zu der Zerstörung von wahrscheinlich Millionen von Planeten und Sonnen geführt, und warum war es genau um das Zentrum von Aabatyron herum angeordnet? Auch der damals mit ihr in Symbiose lebende Trino hatte dieses Geschehen niemals erwähnt. Mit Hilfe ihrer Positronenrechner fertigten sie ein Modell der gescannten Materietrümmer im Bereich ihres momentanen Standortes an und berechneten die Flugbahnen der einzelnen Brocken. Zum erstenmal brauchte der bioamorphe Positronenrechner über eine halbe Stunde bis er ein Ergebnis lieferte. Dabei erschien sogleich die Warnung, dass er nicht alle Trümmer in der Berechnung erfasst hatte, sondern nur solche mit einer dem Schiff gefährlich werdenden Größe. Schon der Scann hatte gezeigt, dass die einen Trümmerstücke teilweise die Größe des heimatlichen Mondes hatten, die anderen aber noch kleiner als ein Sandkorn waren. Aufgrund der Simulation berechnete der Flugdatenrechner jetzt eine ideale Route um den Trümmernebel möglichst gefahrlos zu durchfliegen. Für die Mannschaft war es allerdings wenig beruhigend, dass mit der Berechnung gleichzeitig die Warnung ausgegeben wurde, dass bei dieser Route trotzdem die 25%ige Wahrscheinlichkeit einer Kollision mit einem dieser Trümmerteile bestand. Man versuchte noch an mehreren anderen Stellen, mit Hilfe der Scannung und Flugberechnung eine sicherere Passage zu finden, aber die Wahrscheinlichkeit einer Kollision war bei allen Berechnungen gleich oder sogar teilweise erheblich größer. Die Navigation durch dieses Trümmerfeld erforderte ein unwahrscheinliches Geschick und ein schnelles Reaktionsvermögen des Kapitäns. Christina schaltete alle an Bord befindlichen Positronenrechner über Netzwerk zusammen und integrierte die Steuerung für die neuen Impulskanonen mit in das Hauptrechnersystem. Die vier Antimateriereportationswandler, die man zusätzlich für die Energieerzeugung der Impulskanonen eingebaut hatte, wurden ebenfalls mit dem Hauptgenerator des Schiffes zusammengekoppelt. So war man in der Lage, gerade bei Langsamflug eine erheblich größere Energie für die Pulverisierung von Trümmern die auf Kollisionskurs waren, auf die Abstrahlrohre der Kanonen zu leiten. Andererseits war es möglich, mit Hilfe der Zusatzenergie extrem schnelle Flugmanöver mit dem Schiff durchzuführen. Jeder hatte zwar ein mulmiges Gefühl als das Schiff nach diesen Vorbereitungsmaßnahmen auf die vom Schiffsrechner ermittelten Eintrittskoordinaten in das Trümmerfeld sich langsam in Bewegung setzte, andererseits war inzwischen bei allen bekannt, dass sie als Belohnung als erste Menschen den Ursprungsstern jeglicher Entwicklung von Rassen und Wesen besuchen würden.

Das kugelschalenförmige Trümmerfeld war 300000 km stark. Keiner der Wissenschaftler hatte dafür eine Erklärung, denn wenn normalerweise ein Planet durch Kollision mit einem anderen Stern explodiert, breiten sich die Trümmerstücke in allen Richtungen gleichmäßig aus und sammeln sich nicht ein einer relativ dünnen „Schale“. Hier mussten vermutlich sehr viele Planeten als Trümmer in dieser Schale gesammelt worden sein – dieser Effekt war mit keiner Mathematik oder Wissenschaft zu erklären. Je näher man dem Trümmerfeld kam, umso deutlicher konnte man die Trümmer einzeln erkennen. Manche sahen aus wie riesige abgesprengte Felsbrocken, andere wiederum glühten teilweise immer noch in einem hellen Weiß nachdem sie durch Kollision ungeheure Energien aufgenommen und sich dabei bis zum Verdampfen erwärmt hatten. Einige der mutigeren Wissenschaftler hatten sich in der Beobachtungskuppel des Raumschiffs versammelt, dieses Naturschauspiel würden sie vermutlich nie mehr sonst erleben. Man konnte das „wütende“ Brummen der Energiegeneratoren hören, wenn sich ein größerer Brocken auf Kollisionskurs näherte und die Positronik blitzschnell ein Ausweichmanöver durchführen musste. Man hatte fast 50000 km ohne Kollision zurückgelegt, als die Beobachter unter der Glaskuppel sahen, wie ein Trümmerstück, das vermutlich von einem Planeten stammte und in der Abmessung fast der Größe ihres eigenen Raumschiffes entsprach, direkt vor ihrer Flugbahn mit einem anderen ähnlich großen Brocken kollidierte. Millionen mittlerer und kleinerer Materieteile schossen in allen Richtungen davon, während der Hauptbestandteil der aufeinandergeprallten Brocken in einer riesigen Explosion und einem mächtigen Feuerball verglühte. Jetzt wussten sie auch, woher das Leuchten aus dem Trümmernebel kam, als sie ihn zuvor von aussen gesehen hatten – es war die Lichtenergie, die beim Zusammenstoß der Trümmer durch mächtige Explosionen freigegeben wurde. Das beobachtete Ereignis kam so schnell, dass kein ausweichen mehr möglich war. Die Waffenleitsysteme hatten sich schon bei der Trümmerkollision aktiv geschaltet und mit einer Präzision, die nicht einmal Christina selbst bewerkstelligt hätte, nahmen sie den Beschuss der mit hoher Geschwindigkeit heranfliegenden Materieteile auf. Zum erstenmal sahen jetzt die Besatzungsmitglieder den Einsatz der neu konzipierten Waffensysteme. Größere Brocken wurden mit einer Impulsfolge beschossen, bei kleineren genügte meist nur ein einziger Impuls aus einem der Zwillingsrohre. Man konnte trotz allem das auftreffen der fast pulverisierten Materieteilchen auf der Schiffsaussenwand hören, aber sie richteten keinen Schaden mehr an. Hatten die Beobachter in dem Schiffsbeobachtungsstand sich bisher durch besonderen Mut zur Neugier ausgezeichnet, so schlug diese Einstellung schlagartig ins Gegenteil um, als sie das weitere Geschehen über ihren Köpfen beobachteten. Für ein weglaufen war es jetzt zu spät. Hatte vorher einer der Wissenschaftler seinen schon etwas älteren Kollegen noch wortstark dazu ermuntert, dieses Schauspiel zusammen mit ihm in der Glaskuppel zu beobachten – so etwas würde er bestimmt in seinem Leben nie mehr sehen – so hatte er jetzt vor Angst einen Kloß im Hals und konnte keinen Ton mehr herausbringen. So ernsthaft hatte er es mit Sicherheit nicht gemeint, als er damit argumentierte, dass sein Kollege es nie mehr sonst im Leben sehen würde. Diesen heranrasenden über 200 Meter durchmessenden Brocken konnten sie bestimmt nicht vernichten und er würde jetzt mit voller Geschwindigkeit das Raumschiff rammen. Durch die ungeheure Explosion der zwei fast raumschiffsgroßen Asteroiden hatte das Ortungssystem den weiteren auf Kollisionskurs fliegenden Brocken zu spät geortet um jetzt noch ausweichen zu können. Wenn die anderen Glück hatten, konnten sie vielleicht in der Innenkapsel des Raumschiffs überleben. Für ihn selbst war es zu spät, jetzt noch zu diesem etwas sichereren Ort zu kommen. Der Brocken war inzwischen auf Schussdistanz und die Strahlrohrsysteme wurden alle gemeinsam auf ihn ausgerichtet. Als die Ladekondensatoren positronengesteuert ihre Impulsenergie in die einzelnen Strahlrohrsysteme leiteten und mit millionenfacher Pulsfolge Gigawatt um Gigawatt abgestrahlt wurde, konnten die Beobachter verblüfft feststellen, dass der Brocken durch das auftreffen der Energiebündel in seiner Rotation gebremst wurde und seine Oberfläche durch extreme Erwärmung in gleißendes Licht getaucht war. Da alle Generatoren voll auf die Waffenleitsysteme geschaltet waren, dauerte es nur Bruchteile von Sekunden, bis die Materie des heranrasenden Brockens so stark erhitzt worden war, dass sie sich verflüssigte und anschließend verdampfte. Das dabei ausgesendete Licht war so grell, dass die automatische Lichtdämpfung des Cermantiumglases der Beobachtungskuppel sofort aktiviert wurde. Durch den Dauerbeschuss wurde der Trümmerbrocken bis zu seinem Kern auf mehrere tausend Grad Temperatur aufgeheizt und durch den rasch entstehenden hohen Innendruck in einer riesigen Explosion auseinandergesprengt. Die dadurch entstandenen kleineren Stücke konnten jetzt mühelos von der Zielsuchautomatik erfasst und mit den Impulskanonen pulverisiert werden. Als der vorher 200 Meter durchmessende Brocken jetzt als Staubwolke im Raum verteilt war, konnte man das erleichterte aufatmen der Mannschaft förmlich spüren. Diejenigen, die das Schauspiel live miterleben durften, waren teilweise jetzt noch vor Schreck kreidebleich. Sie hatten mit ihrem Leben schon so gut wie abgeschlossen. Also bei den nächsten Aktionen würden sie es sich besonders gut überlegen, nochmals alles direkt von dem Beobachtungsstand aus sehen zu wollen. Die Waffensysteme hatten sich gut bewährt. Jetzt wusste jeder, dass es durchaus möglich war durch den Trümmergürtel unbeschadet durchzufliegen, wenn nicht noch größere Materieteile ihren Weg kreuzten. Es mussten zwar noch mehrere dieser Abschussaktionen durchgeführt werden, aber nach zwei Tagen hatten sie es endlich geschafft, der Trümmergürtel lag hinter ihnen.



©2008 by Aabatyron. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

Kommentare


Von Crisperton
Am 03.02.2012 um 18:37 Uhr

Auch wenn deine Geschichte nicht ganz mein Genre trifft, finde ich es gut geschrieben, habe aber auch nicht alles gelesen...sorry.

Ist es notwendig Buch 1 zu kennen um einiges hier zu verstehen, bin teilweise nicht ganz mitgekommen...

Wollte noch anmerken, dass der Titel sehr gut gewählt ist, macht neugierig ;)


zuletzt geändert am 03.02.2012 um 18:38 Uhr.

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Es gibt 1 Kommentar


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