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JOKER-MISSION − Kapitel III - von Karmanjaka, 27.02.2005
Die JOKER-MISSION − Kapitel III

Irgendwann in den darauffolgenden Stunden, während rasender weißglühender Schmerz in Wellen durch jede Faser, jede Fiber, jede Zelle ihres Körpers brandete, während Begriffe wie Freiheit, Gerechtigkeit, Loyalität, Freundschaft und Ideale ihren Sinn, ja sogar ihre Daseinsberechtigung an einen blinden, verzweifelten Selbsterhaltungstrieb verloren ... irgendwann in dieser Zeit schrie sie alles heraus, was sie wußte ... und hätte sie noch mehr gewusst, sie hätte ihnen auch das gesagt, damit sie endlich aufhörten, damit sie sie endlich in Ruhe ließen. Aber sie hörten nicht auf, sie ließen sie nicht in Ruhe. Sie wollten mehr, sie wollten sehr viel mehr, sie wollten ALLES wissen. Und sie machten weiter und immer weiter ...

"Hören Sie auf! Sehen Sie nicht, dass alle ihre Bioanzeigen schon im Rotbereich sind?" Dr. Ozark fühlte sich krank, wirklich krank - aber er war offenbar nicht der einzige, der das Gefühl hatte, dass sein Magen gleich aus seiner Speiseröhre herauskriechen würde. Das Gesicht des jungen Lieutenants, der im Hintergrund an der Wand lehnte, hatte inzwischen einen alarmierend fahlen Grünton angenommen, und er gab ein schwaches, aber unüberhörbares Würgen von sich.

"Halten Sie den Mund, Doktor!" Major Daimon vom imperialen Geheimdienst, der das Verhör der Gefangenen leitete, schnippte ungeduldig mit den Fingern, als seine beiden Assistenten innehielten und ihn fragend ansahen.

"Was wollen Sie denn noch von ihr? Sie hat Ihnen doch schon alles gesagt, was sie weiß ... oder glauben Sie im Ernst, dass sie noch dazu in der Lage ist, irgendwelche Informationen zurückzuhalten, in dem Zustand, in dem sie ist?" ... du Barbar, du Schlächter! fügte Dr. Ozark in Gedanken hinzu.

"Doktor, ich warne Sie! Wenn Sie nicht sofort ..."

... weiter und immer weiter ... aber plötzlich war Schmerz nur noch eine verblassende Erinnerung im Hintergrund ihres erlöschenden Bewusstseins, das wirbelnder Dunkelheit entgegentaumelte und darin versank, in einer persönlichen Sonnenfinsternis versank ...

"Sie ist bewusstlos, Sir", sagte einer der Assistenten ausdruckslos.

"Verdammt noch mal! Los, Doktor, hören Sie auf, hier herumzulamentieren wie ein altes Weib und machen Sie Ihren Job, so wie ich meinen Job mache! Sorgen Sie dafür, dass sie wieder zu sich kommt - und beeilen Sie sich gefälligst ein bisschen! Ich habe nicht die Absicht, die ganze Nacht in diesem Loch hier zu verbringen."

Dr. Ozark war kein Held - trotzdem traf er jetzt eine Entscheidung, vielleicht die wichtigste Entscheidung seines Lebens. Als er die Kanüle durch den Gummiverschluss der Ampulle stieß und die Injektionsspritze mit dem wasserklaren Herz-Kreislauf-Stimulans füllte, zitterten seine Hände ein wenig. Er hoffte, dass niemand es merkte. Langsam ging er wieder zu der Gefangenen hinüber, beugte sich über sie, die Spritze in der Hand ...

"Doktor Ozark!" Der junge Lieutenant stand plötzlich nicht mehr hinten an der Wand, sondern direkt neben ihm. "Sie haben vergessen ..."

"Gehen Sie mir aus dem Weg, Lieutenant", sagte Ozark scharf.
"Ja, Laurin, gehen Sie dem Doktor aus dem Weg, und zappeln Sie nicht hier herum wie ein Hampelmann! Wenn Sie nicht genug Mumm in den Knochen haben, um das hier durchzustehen, dann gehen Sie gefälligst raus!" donnerte Daimon.

"Aber, Sir", sagte Lieutenant Laurin zaghaft, "der Doktor hat vergessen ..."

"Stehen Sie auf Ihren Ohren oder brauchen Sie eine schriftliche Einladung? Raus mit Ihnen, habe ich gesagt!"

"Aber, Sir, ich wollte doch nur ..."

"RAUS! SOFORT!" schrie Daimon.

Lieutenant Laurin flüchtete auf den Gang hinaus. Ozark stieß die Nadel in die Halsschlagader der Gefangenen und drückte den Kolben der Spritze herunter. Das Herz-Kreislauf-Stimulans sickerte langsam in die Vene hinein, in ihren Blutkreislauf hinein ...

Wie in Zeitlupe, dachte Ozark, der sich seltsam benommen fühlte. Er hörte Daimon, der sich im Hintergrund mit seinen Assistenten unterhielt, wie durch eine dicke Watteschicht. Gebannt starrte er auf die Displays der EKG- und EEG-Geräte, die mit Elektroden an Brust und Schläfen der Gefangenen befestigt waren und ihren Herzschlag und ihre Gehirnströme maßen. Er starrte auf die steil ausschlagenden, wild gezackten roten Kurven, die sich wie zerklüftete Gebirge auf den Bildschirmen ausbreiteten. Plötzlich wurden diese Gebirge von einem lautlosen Erdbeben erschüttert... sie kollabierten, fielen in sich zusammen. Ozark hielt den Atem an, als er sah, dass die rot gezackten Kurven immer mehr abflachten ... und schließlich mit tödlicher Endgültigkeit in zwei langen, schwach gekräuselten Linien verebbten ...

Nur zwei Minuten, betete Ozark zu einem unsichtbaren Gott, dessen Existenz er schon zu lange verleugnete. Eine Minute ...

"Was ist denn, Doktor?" Major Daimon wurde allmählich wirklich ungeduldig. "Dauert das noch lange?"

Ozark atmete tief durch, wappnete sich. Es war soweit. "Sie ist tot", sagte er tonlos.

"WAS?!"

"Sie ist tot ..." Ozark drehte sich um und sah Daimon direkt in die Augen - was vielleicht mehr Mut erforderte als das, was er gerade getan hatte. "Ein Kreislaufkollaps. Es war zuviel für sie ... Ich habe es Ihnen ja gesagt ..."

"Holen Sie sie zurück, Doktor!"

"Es ist zu spät. Ich kann nichts mehr machen ... sie ist schon hirntot."

"Reanimieren Sie sie! Verpassen Sie ihr Elektroschocks! Pumpen Sie sie meinetwegen bis zum Kragen mit Stimulantia voll, ABER HOLEN SIE SIE ZURÜCK, DOKTOR!"

"Sie ist tot, verstehen Sie das nicht? Tot ... tot ... tot!"

"SIE INKOMPETENTER, SCHWACHSINNIGER, FEIGER, MIESER KLEINER ... KURPFUSCHER!" Einen Augenblick lang fürchtete Ozark wirklich, dass Major Daimon ihn anspringen und niederschlagen würde, aber er beherrschte sich im letzten Augenblick. "Das wird noch Folgen haben, Doktor", fauchte er. "Darauf können Sie Gift nehmen!" Er rauschte hinaus, gefolgt von seinen beiden Assistenten.

Ozark sank auf einen Stuhl. Ihm war übel. Ein vertrauter brennender Schmerz verriet ihm, dass sein Magengeschwür dabei war, in das nächste Stadium überzugehen. Dieser Job ruinierte seine Gesundheit und würde eines Tages noch sein Tod sein. Nein, soweit würde er es nicht kommen lassen. Er würde bei der nächstbesten Gelegenheit kündigen und irgendwo eine kleine Praxis aufmachen, irgendwo auf dem Land vielleicht ...

"Mein Gott ... Sie haben es wirklich getan", flüsterte eine Stimme hinter ihm.

Ozark drehte den Kopf und entdeckte Laurin, dessen Gesicht jetzt kreideweiß war. Verglichen mit vorher eine Verbesserung, entschied Ozark. Wahrscheinlich hatte der Junge sich in die nächstbeste Toilette geflüchtet und sich übergeben. "Was habe ich getan, Lieutenant?"

Laurin ging zu der Gefangenen hinüber, die jetzt nur noch totes Fleisch war, und sah sie lange an. In seinem Gesicht arbeitete es. Ozark sagte sich, dass es wahrscheinlich das erstemal war, dass er überhaupt eine Leiche sah. Er hatte noch so etwas Unschuldiges an sich, dieser Junge. Aber er würde seine Unschuld schnell genug verlieren. Vielleicht hatte er sie gerade eben verloren. Laurin drehte sich wieder zu ihm um - und jetzt war sein Gesicht hart.

"Sie haben sie wirklich umgebracht ... Sie Mistkerl!"

"Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie reden, Lieutenant", erwiderte Ozark steif, aber sein Herzschlag beschleunigte sich ein klein wenig.

"Sie wissen ganz genau, wovon ich rede ... Ich hab's gesehen!"

"Was wollen Sie gesehen haben?"

"Die Luftblase ... jedesmal, wenn eine Spritze gefüllt wird, bildet sich eine Luftblase im Kolben ... Sie hätten sie aus der Spritze herausdrücken müssen - aber das haben Sie nicht getan! Sie haben der Frau dieses Zeug zusammen mit der Luftblase in irgendeine Vene hineingespritzt! Man muss kein Arzt sein, um zu wissen, dass das reicht, um einen Menschen umzubringen ... und genau das haben Sie getan! Sie haben sie umgebracht! Mit Absicht!"

Ozark fühlte sich plötzlich sehr alt und sehr müde, aber er konnte der Anklage in diesem jungen Gesicht nicht ausweichen. "Sie hätten sie doch sowieso erschossen ... später, wenn sie endlich mit ihr fertig gewesen wären. Und sie hatte ihnen doch schon alles gesagt ... Warum mussten sie sie noch weiterquälen? Warum hätte ich sie noch weiterleiden lassen sollen? Ich bin Arzt, gottverdammt ... kein Folterknecht! Verstehen Sie das nicht?" Aber Laurin schwieg, sah ihn nur an. Ozark stand auf - und plötzlich war seine Haltung so straff wie die des jungen Mannes vor ihm. "Wenn Sie das Gefühl haben, dass es hier irgendetwas gibt, was Sie Major Daimon unbedingt erzählen müssen, Lieutenant Laurin, dann gehen Sie und erzählen Sie es ihm - jetzt gleich!"

Einen Augenblick lang war es so still, dass Ozark das Summen der Leuchtröhren an der Decke hören konnte. Auf Laurins Gesicht erschien plötzlich ein trotziger Zug, der erkennen ließ, wie er als Kind ausgesehen haben musste - oder als aufmüpfiger Teenager, was noch nicht allzu lange her sein konnte. "Ich muss Major Daimon gar nichts erzählen", schnappte er, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte hinaus - sehr aufrecht und mit der ganzen Würde seiner noch nicht allzu vielen Jahre.

Ozark atmete tief durch. Die Erleichterung war so groß, dass sie fast wehtat. Er ging zu der toten Frau hinüber und sah auf sie hinunter. Sie war jung ... nicht ganz so jung wie Laurin, aber auch nicht viel älter. Die großen rauchgrauen Augen in ihrem feingeschnittenen Gesicht waren weit geöffnet und hatten einen seltsam friedlichen Ausdruck ... wenn man bedachte, wie sie gestorben war. Ozark fragte sich, wer sie gewesen sein mochte, warum sie getan hatte, was sie getan hatte, ob sie sich über die Konsequenzen im Klaren gewesen war und sich davor gefürchtet hatte, ob es jemanden gab, der um sie weinte, wenn er von ihrem Ende erfuhr, und noch vieles andere mehr ... Fragen, auf die er nie eine Antwort bekommen würde. Er legte seine Hand auf ihre Augen und schloss sie behutsam. Das war alles, was er jetzt noch für sie tun konnte ... nein, nicht ganz. Eines konnte er noch tun.

Als Dr. Ozark den Kellerraum, in dem das Verhör stattgefunden hatte, verließ, schaltete er das Licht aus - die Dunkelheit schien irgendwie angemessener zu sein als das helle harte Licht der Leuchtröhren. Er ging den Korridor hinunter und dachte dabei an die tote Frau, an Major Daimon, an Lieutenant Laurin, an das Imperium, an die Allianz ... und an eine kleine Arztpraxis irgendwo auf dem Land. Morgen früh würde er kündigen ...

*

In seinem eleganten Büro siebenundzwanzig Stockwerke über dem Kellerraum, wo der Anblick von Gwynn Tolkian soeben die Leben eines desillusionierten alten Arztes und eines vielversprechenden jungen Lieutenants für immer - und auf eine für ihre Vorgesetzten unvorhersehbare Weise - verändert hatte, legte Colonel Sirakin den Datenblock, auf dem er gerade Major Daimons vorläufigen Bericht gelesen hatte, aus der Hand und sagte: "Das glaube ich einfach nicht. Ausgerechnet Tolkian. So etwas hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Sie ist so ein ... na ja, so ein richtiges Rühr-mich-nicht-an, wenn Sie verstehen, was ich meine. Wird immer gleich rot, wenn man sie nur scharf ansieht, und all das. Ich glaube es einfach nicht."

"Wenn man einen Rebellenspion an seiner Nasenspitze erkennen könnte, dann hätten wir es natürlich sehr viel leichter, Colonel", erwiderte Major Daimon kühl.

Sirakin rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. "Und was wird jetzt aus ihr? Ich meine, wird sie ..." Er stockte.

Daimon betrachtete seine Fingernägel. "Bedauerlicherweise war Tolkian nicht gerade kooperativ. Wir mussten unsere ganzen ... Überredungskünste aufbieten, um sie zur Mitarbeit zu bewegen. Sie weilt nicht mehr unter uns."

Sirakin schluckte ein wenig. "Ich bin nur froh, dass Sie Tolkian sozusagen auf frischer Tat ertappt haben. Wenn ich daran denke, dass Sie um ein Haar jemand anderen verhaftet hätten, nur weil ich ..."

"Ah ja, natürlich. Ihr Verdacht ging ja in eine ganz andere Richtung, nicht wahr, Colonel? Wie sind Sie eigentlich auf Lieutenant Fandorin gekommen?"

"Als Sie mich darüber informiert haben, dass Sie einen Rebellenspion in Ihrer Zentrale auf Vardiss gefasst haben und dass hier auf Devon mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch ein Spion aktiv ist, habe ich mir natürlich meine Gedanken gemacht. Ich muss zugeben, auf Tolkian wäre ich nie gekommen. Sie wäre die letzte auf meiner Liste gewesen. Aber was Fandorin angeht ... nun ... sie war so offensichtlich hinter mir her ... Ich dachte ... ich habe wirklich gedacht ..."

"Sie haben gedacht, dass so ein hübsches kleines Ding mit soviel Sex-Appeal wie Fandorin erst einmal versuchen würde, Sie in ihr Bett zu lotsen, um an Informationen heranzukommen, bevor sie mit Hackercodes und solchen Sachen anfängt", sagte Daimon in aller Ruhe.

Sirakin errötete, was ihm nicht oft passierte. "Ja ... so ungefähr. Ich fürchte, ich habe Lieutenant Fandorin völlig falsch eingeschätzt."

"Na, so falsch nun auch wieder nicht. Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, Colonel, würde ich die Gunst der Stunde nutzen. Das Leben ist kurz und voller unvorhersehbarer Wendungen, wie ich immer wieder feststellen muss." Daimon lächelte... und Sirakin wurde sich plötzlich bewusst, dass er diesen Geheimdienstmenschen nicht ausstehen konnte und froh sein würde, ihn von hinten zu sehen. Aber es würde wahrscheinlich noch eine Weile dauern, bis es soweit war.

"Und was haben Sie als nächstes vor, Major?" fragte er steif.

"Als nächstes? Oh, als nächstes werde ich einen wirklich großen Coup landen." Daimons Lächeln erlosch, und seine eben noch trügerisch sanfte Stimme wurde plötzlich wieder rasiermesserscharf. "Als nächstes werde ich die ganze Untergrundbewegung hier auf Devon mit einem einzigen Schlag zerschmettern, Colonel!"

*

Sie warteten in einem engen, zugigen Hinterhof, umzingelt von überquellenden Biomülltonnen, die wenig liebliche Gerüche ausströmten, ihnen dafür aber Deckung gewährten, und starrten über die Straße auf den diffus beleuchteten Eingang der Jade-Grotte. Bross vertilgte gerade das letzte der vier reichlich mit Garlicazwiebeln verzierten Tirami-Sandwiches, die er bei einem Straßenhändler gekauft hatte, bevor sie in ihrem Hinterhof Stellung bezogen, und beschwerte sich immer noch. Seine langatmigen Tiraden, gewürzt mit ganzen Schwaden des ausgesprochen kräftigen Garlicazwiebelaromas, veranlassten Cel dazu, ein wenig auf Abstand zu gehen und philosophische Betrachtungen über die unerwarteten, aber offenbar unvermeidlichen Schattenseiten eines Lebens als Rebell anzustellen.

"Ach, komm schon, Cel! Müssen wir wirklich in diesem stinkigen Loch herumhocken und uns den Hintern abfrieren? Wir können doch drinnen auf sie warten ... bei einem netten Drink vielleicht oder ... Es ist verdammt kalt hier draußen, Mann!" Bross schielte misstrauisch zu dem schieferschwarzen Himmel hinauf, an dem sich nicht ein einziger Stern sehen ließ. "Ich verwette meinen rechten Arm darauf, dass es gleich regnet - und zwar in Strömen!" Wie auf Stichwort fielen die ersten schweren Tropfen auf die schmierigen Pflastersteine. "Ha!" stieß er triumphierend hervor. "Gehen wir jetzt endlich rein?"

"Wir bleiben hier", sagte Cel fest.

"Zu Befehl, Chef", murrte Bross, stand auf, streckte sich und schlurfte missmutig zu einer der Mülltonnen, um eine ebenfalls nach Garlicazwiebeln duftende fettige Papiertüte hineinzustopfen. Der Satz, den er machte, als eine Ratte von der Größe eines Terriers über seine Füße huschte, war hochsprungrekordverdächtig. Der Deckel des Müllcontainers fiel mit einem Klirren zu Boden, das noch drei Häuserblocks weiter zu hören sein musste, und Bross' Flüche waren nicht viel weniger lärmintensiv.

"Herzlichen Glückwunsch! Das war absolut zirkusreif. Bist du mit der Nummer noch frei?" fragte Cel sarkastisch aus dem Dunkel.

"Ich wusste es - heute ist wieder mal mein Tag!" fauchte Bross.

Cel verkniff sich jeden weiteren Kommentar. Die vereinzelten Regentropfen verwandelten sich abrupt in einen heftigen, gewitterartigen Schauer. Von dieser meteorologischen Rücksichtslosigkeit überraschte Passanten hasteten schimpfend an der Hofeinfahrt vorbei. Ein paar junge Leute, die die Jade-Grotte gerade hatten verlassen wollen, zögerten in der Tür, starrten unschlüssig in den prasselnden Regen hinaus, steckten tuschelnd die Köpfe zusammen und machten wieder kehrt. Die Minuten krochen wie fußwunde Tausendfüßler dahin. Bross wickelte sich fester in seine triefende Windjacke, gab Märtyrerseufzer von sich und erwähnte unter demonstrativem Schniefen betont beiläufig den desolaten Zustand seiner Stirnhöhlen und den ausgesprochen negativen Einfluss von feuchter Witterung plus durchnässter Kleidung auf dieselben. Als Cel den Wink mit dem Zaunpfahl entschlossen ignorierte, wurde Bross noch ein wenig direkter und ließ ein paar unfreundliche Bemerkungen über Widerstandsgruppenchefs im allgemeinen und Cel im besonderen fallen.

Cel sah noch einmal auf sein Armbandchrono, was er an diesem Abend schon viel zu oft getan hatte, und überlegte, was er jetzt machen sollte. Es war fast Mitternacht - und von Gwynn war weit und breit nichts zu sehen. Er sah die Straße hinunter. Seine Entscheidung, hier in diesem Hinterhof zu warten, war richtig gewesen. Von hier aus konnten sie die ganze Straße überblicken, ohne selbst gesehen zu werden. Es war besser so, sicherer - und zum Teufel mit Bross!

Aber Bross, der jetzt auch noch von einem dringenden Bedürfnis heimgesucht wurde, hatte endgültig genug. "Okay, Mann, das reicht. Es ist spät. Wir sitzen jetzt seit fast fünf Stunden in diesem Rattenloch, und ich habe keinen trockenen Faden mehr am Leib. Lass uns gehen, Cel. Sie kommt heute sowieso nicht mehr. Wir sollten umffh ...", machte er, als sich eine Hand fest über seinem Mund schloss.

"Ssscht!" zischte Cel und zog seine Hand wieder zurück, als Bross durch ein Nicken zu verstehen gab, dass er verstanden hatte. Sie kauerten regungslos in ihrem Versteck und spähten auf die Straße hinaus. Der Militärtransporter schwebte mit abgeblendeten Scheinwerfern langsam und gravitätisch um die Ecke; das dumpfe, pulsierende Summen des Suborbital-Triebwerkes wurde fast vollständig vom theatralischen Rauschen des Regens übertönt. Nur Sekundenbruchteile, nachdem der Transporter sanft aufgesetzt hatte, stürzten Sturmtruppensoldaten in die Jade-Grotte hinein. Bross verlor sofort jedes Interesse an gegenwärtigen und zukünftigen Stirnhöhlenkatarrhen und hielt dafür plötzlich seinen Blaster in der Hand.

"Steck das Ding wieder ein", murmelte Cel nach einem Seitenblick.

"Aber, Chef, wir ..."

"Es sind zu viele ... wir hätten überhaupt keine Chance", fiel Cel ihm ins Wort. Er dachte fieberhaft nach. Gwynn? Nein, nicht jetzt! Sie mussten erst zusehen, dass sie aus diesem Schlamassel herauskamen. "Hör zu, die glauben, dass wir da drinnen sind. Wenn wir jetzt Ruhe bewahren und ein bisschen abwarten, dann können wir einfach hier rausschlendern ... zwei harmlose Burschen auf der Pirsch, die sich ein bisschen in einem Nachtclub amüsieren wollen." Bross steckte wortlos seinen Blaster ein, und Cel war froh darüber.
Die Jade-Grotte hatte sich inzwischen in einen Hexenkessel verwandelt. Das allgemeine Geschrei, Geklirr und Gepolter, das durch die offene Tür auf die Straße hinausdrang, ließ darauf schließen, dass eine Prügelei im Gange war, bei der nicht nur Geschirr zu Bruch ging und nicht nur Möbel in Mitleidenschaft gezogen wurden. Eine Razzia durchführen zu dürfen, sorgte bei Sturmtruppensoldaten immer so richtig für Stimmung. Als sie nicht fanden, was sie auftragsgemäß in der Jade-Grotte hätten finden sollen, trieben sie wahllos ein paar Leute zusammen, die unvorsichtig genug gewesen waren, renitent zu werden.


Sie wollen nicht mit ganz leeren Händen zurückkommen, dachte Cel, als er beobachtete, wie die Soldaten ihre Gefangenen mit gezogenen Waffen vor sich herscheuchten. Unter ihnen befand sich auch ein großer stämmiger Bursche, der viel zu viele Drinks intus zu haben schien, was nicht nur seine klare Aussprache, sondern ganz offensichtlich auch seinen elementaren Überlebensinstinkt beeinträchtigt hatte. Er begann zu randalieren. Die Gelegenheit war zu günstig, um nicht genutzt zu werden.

"Los, komm", flüsterte Cel Bross zu. "Lass uns von hier verschwinden, solange der Typ sie ablenkt."

Sie schlichen sich aus dem Hof. Sobald sie auf der Straße waren, gaben sie sich alle Mühe, wie ganz normale Passanten auszusehen, rechtschaffene, gesetzestreue Bürger, die rein zufällig und mit der ganzen Sorglosigkeit von Menschen, die überhaupt nichts zu befürchten hatten, an einer Sturmtruppenpatrouille vorbeispazierten - denn vorbei mussten sie an ihnen, da half nichts!

"W...was glaubt ihr eigentlich, w...wer ihr seid, ihr b...blöden, sturen Kommissköpfe!" stieß der betrunkene Kampfhahn hervor. "S...sucht ihr etwa Streit? D...den könnt ihr haben! Hicks! Mit euch nehme ich es noch alle...malle...allemal auf, ihr imperialen Schei..."

Was auch immer er sonst noch zu sagen hatte, ging in einem tonlosen Aufstöhnen unter, als ihn der Kolben eines Sturmtruppen-Blastergewehrs mit militärischer Präzision genau in den empfindlichsten Teil der männlichen Anatomie traf. Der nächste Hieb landete in seinem Magen und schickte ihn endgültig zu Boden, wo er sich vor Schmerzen krümmte, keuchend nach Luft schnappte ... und sein Abendessen plus allem, was er danach noch zu sich genommen hatte, in festen und flüssigen Bestandteilen direkt auf ein Paar blankpolierte Offiziersstiefel erbrach.

Sie waren jetzt ganz nahe, so nahe, dass Cel das Gesicht des Offiziers im Widerschein einer Straßenlaterne deutlich erkennen konnte. Er war noch jung, Ende Zwanzig vielleicht ... aber der Zorn, der seine Augen mit einem kalten Licht füllte, und dieser Zug von abgrundtiefer, grenzenloser Verachtung, der seinen Mund zu einer schmalen, harten Linie zusammenpresste ... das war viel, viel älter. Einen endlosen Augenblick lang starrte er auf seine besudelten Stiefel hinunter ... dann huschte ein Ausdruck von Ekel über sein Gesicht, gefolgt von einem so plötzlich und so wild aufflammenden Hass, dass sogar der Mann, der immer noch blubbernd und spuckend vor ihm auf dem Boden lag, endlich merkte, dass Gefahr im Verzug war. Aber in dem Augenblick, als er sich aufzurichten versuchte, trat ihn der Offizier auch schon mit aller Kraft in die Seite. Er trat wieder und wieder zu, während der Mann zu seinen Füßen sich vor Schmerzen wand, ihm zu entkommen versuchte.

Cel konnte sein Stöhnen hören, konnte sehen, wie er auf allen Vieren davonzukriechen versuchte, verfolgt von seinem Peiniger, und er fühlte dieselbe hilflose, ohnmächtige Wut in sich brodeln, die ihn vor Jahren dazu veranlasst hatte, etwas zu tun, was seinen Namen - seinen richtigen Namen - und sein Gesicht in das obere Drittel der imperialen Fahndungsliste gebracht hatte. Bross, der spürte, dass er kurz vor der Explosion stand, packte seinen Arm.


"Cel, nicht!" flüsterte er erschrocken.

Von einem Augenblick auf den anderen war alles vorbei. Der Offizier stand wie ein uniformierter Racheengel über seinem Opfer, das sich nicht mehr rührte. Die Hände in die Seiten gestützt, die Beine leicht gespreizt, sein Gesicht jetzt wieder völlig unbewegt - so stand er da und begutachtete in aller Ruhe sein Werk. Er schien mit dem, was er sah, zufrieden zu sein, denn er winkte seine Soldaten zu sich und befahl: "Schafft das da weg!"

Die Soldaten zerrten den Mann hoch, der ein leises Wimmern von sich gab, und schleppten ihn zu ihrem Transporter hinüber. Keiner von ihnen schenkte Cel und Bross auch nur einen Blick. Eine Minute später waren sie alle im Transporter verschwunden, die Soldaten, der Offizier und ihre Gefangenen, und der Tranporter hob ab und schwebte davon.

"Komm schon, Cel!" drängte Bross. Dieses Mal waren sie nur um Haaresbreite davongekommen, und er wollte ihr Glück nicht überstrapazieren. Er war froh, als sie ihren Gleiter erreichten, den sie einen Block weiter geparkt hatten, ohne auf eine Straßensperre oder eine andere Sturmtruppeneinheit zu stoßen. Sie sprachen kein Wort, bis Bross den Gleiter auf die vorgeschriebene Flughöhe gelenkt hatte. Dann sagte er zögernd: "Das ist 'ne schlimme Geschichte, Cel, 'ne verdammt schlimme Geschichte. Glaubst du, sie haben Gwynn ..." Er konnte nicht weiter sprechen.

"Ohne jeden Zweifel", sagte Cel leise. Er schüttelte langsam den Kopf. "Es gibt nichts, was wir für sie tun können ... außer beten, dass sie es bald hinter sich hat." Er dachte an gewisse Details bezüglich der etwas blutrünstigeren Verhörmethoden des Imperiums, von denen er gehört hatte, und schauderte. Entschlossen lenkte er seine Gedanken in eine andere Richtung. Er war der Anführer einer Widerstandsgruppe, einer Zelle der Allianz, und seine Gedanken hatten den Lebenden zu gelten, nicht den Toten. Und Gwynn war tot, für die Allianz, für Cel und für seine Gruppe - und wenn sie es physisch noch nicht war, dann würde sie es bald sein.

"Wenigstens kann sie ihnen nichts sagen, was uns wirklich schaden könnte", murmelte er. "Sie kennt weder unser Hauptquartier noch eines unserer Schlupflöcher." Bross schwieg.

Es regnete immer noch. Cel konnte die Tropfen sehen, die im Scheinwerferlicht glitzerten wie Silberstaub. Die Scheibenwischer bewegten sich rhythmisch auf der Windschutzscheibe hin und her und verursachten ein ganz eigenes, unverwechselbares Geräusch, das seltsam beruhigend wirkte. Swusch ... swusch ... swusch ... Cel lauschte auf das beinahe hypnotische Zischeln und starrte in den silbernen Regen hinaus. Aber nichts wird vergessen, Gwynn, dachte er, gar nichts ...

In diesem Augenblick sagte Bross: "Du, Chef?"

"Ja?"

"Es gibt da etwas, was ich dir schon lange sagen wollte, aber irgendwie ... na ja, irgendwie ist immer was dazwischengekommen ... oder es war einfach nicht der richtige Moment ... und irgendwann, tja, da hab ich's dann einfach vergessen ..."

Cel, der sich in seinem Sitz zurückgelehnt hatte, setzte sich auf, plötzlich alarmiert. "Was hast du vergessen?"
"Na ja ... wie soll ich es sagen? Also ... es stimmt nicht ganz, dass Gwynn keines von unseren Schlupflöchern kennt. Sie kennt das Studio."

"Was?!"

"Weißt du noch, wie du damals bei der Konferenz mit den Allianz-Häuptlingen warst? Du hast gesagt, dass einer von uns zum Treffpunkt gehen soll, für den Fall, dass Gwynn auftaucht und etwas für uns hat."

"Ich habe gesagt, dass du zum Treffpunkt gehen sollst, Bross!"

"Ja, ja, das ist wahr ... aber ich hatte an dem Tag eben keine Zeit. Ich war mit Satchel unterwegs, wegen der neuen Mikrochips, die wir dringend gebraucht haben. Und da hab ich Iarwain gesagt, dass er hingehen soll."

"Und?" Cels Stimme war eine einzige Drohung.

"Na ja, du weißt ja, wie Iarwain ist ... steht immer ein bisschen auf der Leitung, eh? Also ... wie Satchel und ich damals nach Hause kommen, ist sie eben da ... Gwynn, meine ich. Iarwain hat sie mitgebracht, weil sie neue Instruktionen haben wollte und er nicht wußte, was er sonst mit ihr anfangen soll. Also hat er sie mitgebracht."

Cel schloss die Augen. Wie oft hatte er seinen Leuten gesagt, dass alle Treffen mit Gwynn außerhalb der Gruppe stattfinden mussten und dass sie auf gar keinen Fall in eines der Quartiere mitgenommen werden durfte? Zehnmal? Hundertmal? Tausendmal? Er zwang sich dazu, ruhig zu bleiben.

Das Studio, wie sie es immer noch nannten, war eine ehemalige Ballettschule im obersten Stockwerk eines heruntergekommenen Miethauses in einem heruntergekommenen Viertel von Delamere und hatte einigen Mitgliedern der Gruppe eine Zeitlang als Wohnung gedient, bis Cel irgendwann gemerkt hatte, dass das alte Ehepaar, das in der Etage unter ihnen lebte, ihrem Kommen und Gehen wesentlich mehr Aufmerksamkeit schenkte, als ihm lieb war. Er hatte schon oft die Erfahrung gemacht, dass neugierige Zivilisten fast genauso schlimm waren wie ausgebildete Ermittlungsbeamte des imperialen Geheimdienstes - oder sogar noch schlimmer! Seither benutzten sie das Studio, dessen Wände immer noch mit den halbblinden Spiegeln verkleidet waren, vor denen sich früher schwitzende Kinder in Gymnastikanzügen abgeplagt hatten, nur noch als Lagerraum für eher unwichtige Ausrüstungsgegenstände, die sie aus Platzmangel nicht im Hauptquartier aufbewahren wollten und deren Verlust zu verschmerzen war. Sollten sich die Imperialen damit amüsieren.

"Ist halb so wild", sagte er gepresst. "Aber in Zukunft macht ihr gefälligst das, was ich euch sage. Und Iarwain werde ich mir nachher mal vornehmen."

"Ja, Chef. Aber der springende Punkt ist ... es kann sein, dass Orry und Satchel jetzt gerade dort sind."

"WAS?!"

"Orry hat heute morgen gesagt, dass er sich heute vielleicht mal für ein paar Stunden ins Studio verkrümelt, um in Ruhe an seinem Zeug herumzutüfteln. Er hat gesagt, dass es im HQ zugeht wie in einem Taubenschlag und dass er sich bei dem ganzen Betrieb nicht mehr denken hören kann. Und außerdem braucht er Platz für seine Spielsachen, hat er gesagt... und in dem Durcheinander bei uns könnte eine Katze ihre Jungen nicht wiederfinden. Das hat er gesagt, und dann hat Satchel gesagt: 'Okay, Orry, wenn du heute ins Studio gehst, dann komme ich mit.' Und das heißt ..."

"Halt an!"

"Was?"

"HALT AN!" schrie Cel. Bross warf sich auf die Steuereinheit, und der Gleiter schoss in die Tiefe. Er hatte kaum auf der Straße aufgesetzt, da stieß Cel auch schon die Tür auf, sprang hinaus und rannte auf die Komzelle zu, die er von oben erspäht hatte. Mit fliegenden Fingern wählte er eine Nummer auf dem Tastenpaneel, die offiziell gar nicht existierte und für die niemand je Gebühren zahlte - eine kleine Annehmlichkeit, die sie Orry zu verdanken hatten, der alles anzapfen konnte, was überhaupt anzapfbar war. Orry, der vielleicht gerade jetzt in diesem Augenblick verhaftet wurde ...

Das eintönige, sich ständig wiederholende Pfeifsignal, das verkündete, dass irgendein Satellit versuchte, die Verbindung herzustellen, machte Cel verrückt. Als er kurz davor war, die Komzelle mit bloßen Händen auseinanderzunehmen und seinen Zorn und seine Hilflosigkeit in die Nacht hinauszuschreien, flammte der Vid-Schirm auf und zeigte Iarwains verschlafenes Gesicht.

"Was'n los?" brummte er undeutlich, als er Cel erkannte.

"WO SIND ORRY UND SATCHEL?"

Iarwain gähnte und brach dabei sämtliche Rekorde. Gerade als Cel glaubte, sofort den Verstand verlieren zu müssen, war er damit fertig.

"Alsooo ... Orry sitzt mit ein paar von den anderen Jungs da und spielt Sabacc. Und Satchel ... keine Ahnung, Cel, ehrlich."

"FIND ES RAUS! SOFORT!"

"Warum schreit er denn so?" fragte eine vertraute Stimme im Hintergrund ... und dann tauchte Satchels genialer Strubbelkopf auf dem Vid-Schirm auf. Cel musste sich hinsetzen - hätte er es nicht getan, wäre er hingefallen. "Was ist denn?" erkundigte sich Satchel.

"Niemand ... ich wiederhole: niemand geht ins Studio, weder heute noch morgen noch irgendwann sonst! Nie wieder! Das ist ein Befehl - ist das klar?" sagte Cel heiser.

"Glasklar ... wenn du es sagst."

"Sag's den anderen! Jetzt gleich!"

"Klar."

Cel unterbrach die Verbindung, blieb aber sitzen, wo er war, halb in der Komzelle, halb auf dem Gehweg außerhalb der Komzelle. Erst jetzt merkte er, dass es aufgehört hatte zu regnen. Er sah zum Himmel hinauf und sah Myriaden von Sternen, die durch die Risse in der Wolkendecke flimmerten. Es war ein Symbol für diese Nacht ... vielleicht sogar ein Symbol für sein ganzes Leben. Er stand auf und ging wieder zu dem Gleiter hinüber, wo Bross auf ihn wartete.
"Alles in Ordnung?" fragte er besorgt.

"Ja. Alles in Ordnung", sagte Cel. Er ließ sich auf seinen Sitz fallen und während Bross den Gleiter startete, lehnte er sich zurück und schloss die Augen. Auf dem Schirm seiner Lider formten sich Bilder: Eine mit Erbrochenem bedeckte Stiefelspitze, die sich hob und senkte ... hob und senkte ... hob und senkte ... ein Gesicht, das auf seltsame Weise jung und alt zugleich war ... ein anderes Gesicht, bleich und verwischt, eine Momentaufnahme der Erschöpfung ...

"... eine kleine Atempause", schien Gwynns Stimme aus weiter Entfernung zu sagen.

Aber es gibt keine Atempause, Gwynn, dachte Cel, weder für dich noch für mich. Für keinen von uns ... nie ... Nicht solange es noch ganze Schiffsladungen voller junger Männer mit alten Gesichtern gibt, die ein lebendes, denkendes, fühlendes Wesen als "das da" bezeichnen ...



ENDE



©2005 by Karmanjaka. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

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