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Eine etwas andere Liebesgeschichte Kapitel 13 - von star65, 10.03.2008
Ich hatte GM wie immer mit grossem interesse zugehoert.
Als er nun einen Augenblick innehielt
stellte ich nuechtern fest:
"Auch jetzt noch hast du Probleme dich als nicht sehender Mensch zu identifizieren. Muss ich jetzt wieder aufstehen? Oder darf ich diesmal auf dem Hintern sitzenbleiben?"
Dieser Mensch ueberraschte mich wieder und wieder.
Er antwortete freundlich:
"Ja, du kannst sitzenbleiben! Es ist so, wie du es sagst.
Ich unterteile mein Leben in zwei Haelften.
Mein erstes Leben war vor dem Anschlag
und mein zweites ist jetzt."
Ich ueberlegte: "Eine Katze hat sieben Leben.
Warum eigentlich ausgerechnet sieben?
Vielleicht ist das ja auch nur so eine Redensart.
Gehst du denn regelmaessig zum Krueppeltreff?"
"Ja, wenn ich zuhause bin versuche ich immer da zu sein.
Mittlerweile haben wir uns alle an einander gewoehnt."
"Wie war das nun mit dem Auffanglager,
von dem du mir erzaehlt hast?
Ich nehme an, dass es sich hierbei
um so etwas wie eine Blindenbildungseinrichtung handelt."
"Oh ja, das wirst du auch noch erfahren. Spaetestens dann wirst du mich hinauswerfen!
Warte nur bis du alles gehoert hast!" "Hoch interessant,
dass ein so grosser und selbstbewusster Mann Angst hat, hinausgeworfen zu werden."
"Oh, du irrst dich! Ich bin nicht selbstbewusst.
Viele Menschen denken es waere so.
In den meisten Faellen lasse ich den Leuten ihre Illusion.
Nicht jeder muss wissen, wie es in mir aussieht. .
An manchen Tagen sind fremde Menschen
fuer mich der blanke Horror.
Dann fuehle ich mich verraten und ausgeliefert."
"Welcher Faktor loest dieses gefuehl aus?"
"Das kann ich leider nicht in Worten ausdruecken.
Oft bilde ich mir sogar ein,
das die Menschen hinter meinem Ruecken Zettel schreiben oder Gesichter schneiden."
"Hast du schon einmal erlebt, das sich Leute so verhalten haben?"
"Nein, ich glaube nicht. Ich empfinde nicht immer dieses Gefuehl.
Der groesste Teil meines
Misstrauens gegenueber fremden Menschen
basiert auf Einbildung.
Vereinfacht gesagt habe ich eben einen Dachschaden."
"Also habe ich doch recht.
Du versteckst deine Angst und Unsicherheit
hinter einer aroganten grossen Klappe."
"Oh, es ist nicht nur mein loses Mundwerk,
sondern noch etwas ganz anderes.
Davon moechte ich dir auch erzaehlen, wenn ich darf."
"Ach, du meinst Frauengeschichten.
Das interessiert mich wirklich sehr!"
"Nein, es ist etwas viel schlimmeres.
Gib mir bitte die Chance alles zu berichten.
Es hilft mir sehr, mein Leben zu verstehen und zu ordnen."
"GM, ich werde versuchen,
dich so gut es geht zu unterstuetzen.
Dennoch bin ich kein Psychologe ." Er unterbrach mich:
"Du bist eine wunderbare Psychologin! Sage mir doch bitte,
warum dich meine Lebensgeschichte so sehr interessiert."
Die Antwort hierauf wog ich sorgfaeltig ab. "
du bist fuer mich da und ich moechte gern fuer dich da sein.
Ausserdem ist alles was du berichtest sehr spannend.
Es bringt Abwechselung in meinen langweiligen Urwaldalltag."
Er drueckte mich an sich und lachte. Ich fragte:
"Warum nennst dumeine Umgebung eigentlich Urwald?
So rueckstaendig sind wir doch garnicht."
"Ihr lebt am Ende der Welt. Bei euch gibt es sehr viel Wald
und Natur. Es ist ein kleines beschauliches Dorf
in welchem du lebst.
Hier ist es im Gegensatz zu meiner Heimat richtig ruhig.
Man hoert keine Autos hupen
und selten Menschen voruebergehen."
Du lenkst wieder vom Thema ab. Sprich bitte weiter."

Star macht sich von mir los
und bittet um die Fortsetzung meiner lebensbeichte.

Nach einer intensiven Diskussion mit Andrea
entschliesse ich mich dazu,
eine Blindenbildungseinrichtung aufzusuchen.
Ich packe also einen Koffer mit meinen sieben Sachen.
Die Gitarre und der Labtop muessen natuerlich auch mit.
Andrea hat sich entschlossen,
mich persoenlich im Sammellager abzuliefern. Wir fahren los.
Ich quatzsche eine Menge dummes Zeug,
um sie aus dem Konzept zu bringen.
"Sag mal, bekommst du von der Schlepperbande gutes Geld,
wenn du alle nutzlosen Krueppel dort im Niemandsland ablieferst?"
"Ich muesste eigentlich noch ein Extragehalt bekommen,
weil ich mich mit so einem abscheulichen Subjekt wie dir herumschlage."
"Oh, liebe Andrea! Du brichst mir das Herz!
So oft habe ich dir vorgeschlagen, mich erst einmal richtig kennen zu lernen.
So gern wuerde ich mit dir ausgehen. Aber du sagst ja immer nein.
Niemals bekomme ich die Chance dir zu zeigen,
dass ich auch sehr einfuehlsam und liebevoll sein kann."
Ploetzlich bremst sie und meint sehr ernst und energisch:
"GM, unsere Beziehung wird immer rein beruflich bleiben.
Alles Andere schlage dir bitte aus dem Kopf.
Ich bin davon ueberzeugt, dass du ganz sicher Frauen findest, die auf dich hereinfallen.
Wenn dein Gesicht wieder hergestellt ist, werden die Weiber nicht mehr von dir lassen koennen.
Bis dahin musst du es allerdings noch aushalten."
Ich mag sie, weil sie so schlagfertig ist.
Andrea ist wirklich eine starke Frau, die vor nichts und niemandem Angst hat.
"Wir sind gleich angekommen. Bitte benimm dich nicht gleich wie eine rasende Wildsau ok?"
Ich grinse und sage mit viel Unschuld und Verblueffung in der Stimme:
"Denke doch nicht immer so schlecht vonmir!
Schliesslich bin ich ein wohlerzogener und freundlicher Gentleman!"
Diesmal ignoriert sie meine dummen Sprueche und wir steigen aus.
Ich rieche den Wald und auch den Duft von Blumen. Die Voegel singen.
Alles scheint so friedlich zu sein. Da ist etwas, das mich irgendwie beunruhigt.
Mir ist als wuerde ploetzlich der Boden unter den Fuessen nachgeben. Andrea fragt:
"Was ist denn los? Bist du jetzt etwa gehbehindert?"
"Nein, mir ist so furchtbar schwindelig."
"GM, jetzt ziehe doch nicht wieder so eine grosse Show ab!
Wer soll denn den Unsinn glauben?"
Das habe ich nun davon. Sie haelt mich fuer einen 'Simulanten.
Ich reisse mich zusammen so gut es eben geht. Wir gehen auf eine Einfahrt zu.
Mit meinem inneren Musikerohr hoere ich einen Titel von den Doors. Der Song heisst the End.
Die Aussenwelt scheint hinter mir geblieben zu sein.
"Andrea, ich will bitte wieder zurueck. Lass uns umkehren.
Niemals wieder werde ich dich anmachen oder einen bloeden Spruch von mir geben.
Natuerlich bezahle ich dir die Fahrt trotzdem." Der Hund bekommt den Befehl zur Umkehr. Andrea zischt: "GM, du bist ein verdammter Feigling und ein Angsthase.
Sowas will ein Mann sein! Ich lach mich tot!"
Ich will etwas sagen, da kommt schon eine Gefaengnissaufseherin auf uns zu.
Sie hat eine laute durchdringende Stimme wie die Posaunen des juengsten Gerichtes.
Seit diesem Tag hat sie von mir den Spitznamen der Elefant bekommen.
Das Flintenweib quetscht mir also die Hand und sagt viel zu scheinheilig:
"Einen wunderschoenen Tag" Herr Montalbetti,
ich freue mich sehr, Sie hier bei uns begruessen zu duerfen!"
Ich erwidere den Haendedruck so fest ich kann.
Prima, die alte Schachtel zuckt zusammen.
Dann grinse ich so breit, dass die Ohren Besuch bekommen
und antworte in meinem schleimigsten Tonfall:
"Auch ich bin sehr erfreut hier zu sein.
Es ist ja schliesslich immer wichtig etwas neues zu lernen."
Andrea holt tief luft und will etwas sagen.
Aber dann ueberlegt sie es sich und haelt den Mund.
Der Elefant trompetet:
"Erst mache ich Sie mit unserer Hausordnung vertraut!
Dann werden wir ein schoenes Zimmer fuer Sie finden!"
Mein Hund weint ganz leise. Die Stimme der alten Giftkuh
tut Ira bestimmt in den Ohren so sehr weh wie mir.
Man muss bedenken, dass ein Hund alles siebenmal lauter als der Mensch hoert.
Zu allem Ueberfluss meint Andrea noch:
"Ich fahre jetzt wieder nachhause.
Du bist ja schon gross und kommst jetzt aleine klar.
Lieber Gaetano, wir sehen uns bald wieder.
Dann will ich, dass du voellig fehlerlos Braille lesen und schreiben kannst. Aufwiedersehen!"
Sie schuettelt mir die Hand und ehe ich noch antworten kann ist sie bereits fort.
Eine aufdringliche Schaufelbaggerhand zerrt an meinem linken Arm.
Waehrend ich sie abschuettle sage ich: "Dafuer habe ich Ira.
Sie brauchen mich nicht zu fuehren.
Der Hund und ich laufen problemlos neben Ihnen her."
Der Elefant ist sprachlos und stapft uns voraus.
Wir gehen durch einen Flur, in welchem es nach abgestandenem Essen, Angst, Verzweifelung
und Aussichtslosigkeit riecht.
Als erstes betreten wir das Dienstzimmer der alten Fettel.
Sie meint wieder viel zu freundlich. "Bitte setzen Sie sich doch!"
"Nein, ich stehe viel lieber. Im auto habe ich naemlich lange genug gesessen."
Widerspruch mag der Elefant ueberhaupt nicht.
Das merke ich daran, dass sie ein- und ausatmet wie eine Dampfmaschine.
Nun liesst sie mit ihrer ach so lieblichen Stimme die Hausordnung vor.
Den ganzen Senf erspare ich euch.
Hier nur einige der unsinnigsten Vorschriften:
Jeder erwachsene muss abends punkt 10 uhr
wieder in der Kaserne sein.
Die weiblichen Insassen dieses ehrenwerten hauses
duerfen keinen Herrenbesuch auf dem Zimmer haben.
Umgekehrt gilt diese Vorschrift natuerlich genauso.
Kontakte zur Aussenwelt sind auch nicht erwuenscht.
Deswegen liegt dieses Spukschloss ja auch mitten im Wald.
Vor und nach jedem Essen wird ein Gebet gesprochen.
Nun ziehe ich zum aller erstenmal mit dem Elefanten in eine Diskussionsschlacht.
"Signora, ich bete nur dann, wenn ich es fuer richtig halte.
und auf keinen Fall werde ich mir die Gebetszeiten von irgendwehm vorschreiben lassen."
Die alte Schachtel schnappt nach Luft, wie ein Karpfen auf dem trocknen.
Dann geschieht etwas urkomisches. Der Elefant bellt:
"Dieses Institut wird von Ordensschwestern geleitet.
Es muesste selbst einem unglaeubigen Menschen wie Ihnen klar sein,
dass das Beten an diesem Ort einen grossen Raum einnimmt!"
"Jetzt passen Sie gut auf, was ich zu sagen habe.
Meine Absicht ist es hier zu lernen,
welche Moeglichkeiten ein blinder Mensch hat.
Wenn ich das Beduerfniss habe zu beten gehe ich in die Kirche.
Nur zu Ihrer Information.
Ich bin 35 und kein kleines Kind mehr.
Ich muss von niemandem Befehle befolgen und bin mein eigener Herr!"
Dies alles sage ich ganz ruhig.
Wieder holt die Gewitterziege ganz tief Luft.
Anscheinend fehlen ihr die Worte.
Sie haelt doch tatsaechlich die Fresse.
Wenn Wuensche toeten koennten,
waere jetzt einer von uns beiden bereits auf dem Friedhof.
Wir tauschen noch einige Gemeinheiten aus
und dann wird mir eine Zelle zugewiesen.
Das Zimmer ist gross und geraeumig. Eine uebereifrige Weibsperson,
die sich wahrscheinlich vor der Lagerleiterin profilieren will,
wuerde mir so gerne beim auspacken meiner Sachen helfen.
Dies lehne ich freundlich aber bestimmt ab.
Augenblicklich huscht sie aus dem Zimmer.
Wahrscheinlich erstattet die Spitzmaus dem Elefanten jetztBericht.
Als ich meine Sachen sicher verstaut habe stelle ich fest,
dass die Schraenke hier nicht abschliessbar sind.
Also nehme ich die Wertsachen wieder an mich.
Die Gitarre und den Labtop schiebe ich unter das Bett.
Ira setzt sich zu mir und stoesst mich mit der Schnauze an.
"Ja, es ist sehr schoen, dass du bei mir bist.
Sonst wuerde ich es hier nicht aushalten."
Sie stellt die Ohren hoch und hoert mir einfach nur zu.
"Was meinst du Ira! Wollen wir beide auf Entdeckungsreise gehen?
Schliesslich muessen wir dieses Geisterschloss richtig kennenlernen."
Als ich die Tuer oeffne faellt mir auf,
dass ich keinen Zimmerschluessel bekommen habe.
Darauf muss ich den Elefanten unbedingt hinweisen.
Wenn mich in der Nacht eine tolle Frau besuchen wuerde,
waere das sicher ueberhaupt nicht schlimm.
Aber ich weiss ja noch nicht einmal ob es sowas hier gibt.
Todesmutig trete ich die Wanderung
zum Dienstzimmer des Elefanten an.
Dreimal verlaufe ich mich in dieser verdammten Festung.
Dann hoere ich endlich die Stimme. Sie klingt laut und befehlsgewohnt wie immer.
Die Zimmertuer ist nur angelehnt
und deshalb bemerkt die Gewitterhexe mich nicht.
Mit grossem Interesse hoere ich mir an, wehn sie gerade ankeift.
"Vera, so geht das nicht! Immer sondern Sie sich von den anderen ab!
Sie muessen unbedingt mehr an den Gruppenaktivitaeten teilnehmen."
"Aber Signora, ich bin doch Musikerin und muss regelmaessig ueben
damit ich das Klavierspielen richtig beherrsche."
Vera spricht mit einer kleinen unsicheren Stimme.
Sofort ist mein Beschuetzerinstinkt geweckt.
Waehrend ich das Zimmer betrete frage ich ruhig:
"Spielst du Rock oder Klassik?"
"Ich spiele Klassik und will BALD eine Konzertpianistin werden.
Bist du neu hier?"
Der Elefant will gerade bellen. Da sage ich laut und gebieterisch: "Stop!"
Es wirkt. Das Monster klappt die Schnauze wieder zu.
In ruhigem Tonfall beantworte ich Veras frage:
"Ja, ich bin heute erst angekommen.
Mein Name ist Gaetano. Gibt es hier ein Klavier?
Wenn es so ist, koennen wir zusammen ueben."
Vera erwacht zum Leben. ihre Stimme klingt jetzt garnicht mehr unsicher.
"Ja, das waere schoen, Der Fluegel hier ist nicht schlecht.
Spielst du auch Klassik?"
"In letzter Zeit habe ich mehr Rockmusik gemacht.
Doch ich kann auch klassische Klaviermusik spielen."
Ploetzlich klingelt das Telefon auf dem Schreibtisch.
Der Elefant wird offensichtlich in ein laengeres Gespraech verwickelt.
Entschlossen gehe ich auf Vera zu und sage leise:
"Bitte zeige mir wo der Fluegel steht.
Wir beide hauen jetzt besser ganz schnell ab."
Sie greift meine Hand und wir verlassen fluchtartig die Location.
Waehrend wir einige Treppen hinaufgehen frage ich:
"Gibt es hier noch jemanden, der einen Fuehrhund hat?"
"Nein, ich glaube nicht.
Darf ich Ira bitte einmal streicheln?" "Ja, wenn wir angekommen sind.
Dann nehme ich ihr das Geschirr ab und du darfst sie anfassen."
Vera oeffnet eine Tuer. Wir betreten einen Raum,
in welchem viele Stuehle und Tische stehen. Sie erklaert mir:
"Dies ist das Musikzimmer.
Mein schlauer Hund weiss bereits wo ich hin will
und fuehrt Herrchen zum Klavier.
Ich nehme Ira das Fuehrgeschirr ab und sage freundlich:
"Jetzt kannst du sie streicheln. Ira liebt alle Menschen
und wird ganz bestimmt nicht knurren oder gar beissen."
Vera setzt sich zum Hund auf den Boden
und ist fuer einen Augenblick ganz weit fort.
Ich weiss nicht ob das, was sie sagt fuer Ira oder fuer mich bestimmt ist.
Der Hund und ich hoeren interessiert zu:
"Du bist eine ganz liebe Hundedame.
Das fell ist so weich. Ich haette auch gern einen so braven treuen Hund.
Doch als Konzertpianistin
kann ich mich nicht ausreichend um ein Tierkuemmern."
Ich frage leise: "Woher willst du das wissen?
Einen Hund kann man an viele Situationen gewoehnen.
Natuerlich geht das nur Schritt fuer Schritt.
Ich kann gern einmal mit meiner Hundetrainerin sprechen.
Vielleicht hat sie eine Idee, wie du deinen Traum verwirklichen kannst."
Da fluestert sie kaum verstaendlich:
"Meine Eltern wuerden das nie erlauben."
Ich frage sehr ueberrascht: "Wie alt bist du denn?" "Ich bin 23 Jahre alt."
"Dann bist du doch schon volljaehrig.
Also kannst du selbst bestimmen, wie dein Leben aussehen soll."
Vera schluckt zweimal und holt dann tief Luft.
"Ich liebe meine Eltern so sehr und will sie nicht entteuschen.
Es gibt so viel, was ich ihnen verdanke."
"Wenn dich deine Eltern genauso lieben werden sie sicher nichts dagegen haben, dass du gern einen Hund haettest."
Aufeinmal wechselt sie ganz schnell das Thema.
"Gaetano, spiel doch etwas fuer mich.
Ich moechte so gern hoeren, wie du dich am Piano anstellst."
Also drehe ich den KlavierHocker etwas hoeher und setze mich darauf.
"Welchen Komponisten magst du amliebsten?" Vera denkt kurz nach und antwortet:
"Bach und Mozart liebe ich sehr." Also spiele ich einige Stuecke dieser beiden.
Dann fordere ich sie auf, auch etwas zu spielen. Wir tauschen die Plaetze
und ich hoere ihr sehr aufmerksam zu.
Anschliessend versichern wir uns gegenseitig, was wir doch fuer gute Musiker sind.
Vera meint, "Oh, es gibt gleich Mittagessen. Wir muessen puenktlich sein."
"Warum muessen wir das? Ich dachte du und ich sind erwachsene Menschen.
Ich habe auch ueberhaupt keinen Hunger."
"Die Signora wuenscht es so.
Wenn wir uns nicht daran halten, koennen wir sehr grossen Aerger bekommen."
Spontan sage ich: "Ach, der Elefant kann mir mal im Mondschein begegnen.
Warum hast du so grosse Angst? Ich bin doch bei dir!"

Ich unterbrach GM in seinem Bericht: "Wie kann es denn sein,
dass erwachsene Menschen so sehr in ihren Freiheiten beschnitten und reglementiert werden?" Er dachte einen Moment nach bevor er antwortete:
"Nun diese Institution wurde wie ich dir bereits sagte von Ordensschwestern geleitet.
Diese Art von Menschen kommt mit Gegenargumenten und Widerspruch ueberhaupt nicht klar.
Wenn jemand sein Augenlicht erst spaeter verliert ist er oft so geschockt,
dass er garnicht merkt, wie er beeinflusst wird.
Ich traf dort sehr viele Leute, denen es so erging." Ich entgegnete ziemlich nachdenklich: "Das erinnert mich alles sehr an meine ersten Jahre im Internat.
Wir hatten einige Erzieherinnen, die noch aus dem dritten Reich uebrig geblieben waren." "Ohja, das war bestimmt eine harte Zeit fuer dich.
Du warst noch ein Kind und hast wahrscheinlich garnicht verstanden was geschah."
"Teilweise hast du recht. Ich kam mit idealistischen Vorstellungen dort an.
Endlich hatte ich andere Kinder, mit denen ich spielen konnte.
Andere Kinder kannte ich kaum.
Die erste Phase meiner Kindheit habe ich meist nur unter erwachsenen verbracht.
Meine Eltern erzaehlen immer eine Begebenheit.
Als sie mich im Internat zuruecklassen mussten soll ich gefragt haben:
"Wann fahrt ihr denn endlich wieder weg?"
Heute als erwachsene verstehe ich, dass es fuer meine Eltern sehr hart gewesen sein muss.
Es war bestimmt nicht einfach das Kind in Ungewissheit hinter sich zu lassen."
GM murmelte etwas auf italienisch. "Was hast du gesagt?"
"Oh, du warst ein armes kleines Maedchen und so weit fort von deiner Familia..!
Ich waere bestimmt an Heimweh gestorben!" "Ach, spaeter bekam ich nur Heimweh,
wenn ich mal wieder was ausgefressen hatte. Ich kann mit Stolz sagen,
dass ich nicht so geworden waere wie ich heute bin.
Wenn ich immer nur zuhause gewesen waere,
haetten meine Eltern aus Liebe alles Boese von mir ferngehalten
und dann saesse jetzt neben dir ein kleines einfaeltiges Fraeulein,
dass nichts von der manchmal boesen Welt weiss."



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