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Eine etwas andere Liebesgeschichte Kapitel 10 - von star65, 10.03.2008
Ich hoerte ihm sehr interessiert zu.
Mit dem Thema Spaeterblindung hatte ich mich bisher ueberhaupt noch nicht befasst.
Ich bin daran gewoehnt meine Umwelt ohne den Sehsinn wahrzunehmen.
Fuer GM war es eine voellig neue Situation.
Er musste lernen, auf sehr viele Dinge,
die in seinem bisherigen Leben eine Rolle gespielt hatten, zu verzichten.
Viele Sportarten konnte er nun nicht mehr ausueben.
Das Fahren mit dem Auto
war natuerlich auch nicht mehr moeglich.
Als GM das alles erzaehlte, begann ich zu verstehen,
warum er manchmal so traurig war.
Ich kannte es nicht anders.
Doch dieser mann hatte so viel verloren.
Da war noch etwas, das ich nicht verstand.
Anscheinend war ich die einzige nicht sehende Person,
die er kannte. Ich nahm mir vor,
GM bei der naechsten Gelegenheit
nach dem Grund dafuer zu fragen.
Nach einer ganzen Weile meinte er leise: "Es ist besser,
wenn wir jetzt noch etwas schlafen. Morgen erzaehle ich dir,
wie es weiterging. Es gibt noch soviel zu sagen.
Wenn du alles gehoert hast wirfst du mich sowieso hinaus.
Aber die Erinnerung an dich werde ich dann immer bei mir tragen."
Warum dachte er so etwas von mir? Sofort fragte ich ihn danach:
"Es ist wirklich keine schoene Geschichte.
Vieles habe ich in meinem Leben verbockt.
In der Schule galt ich als hochbegabt.
In Wirklichkeit bin ich ein Extremvollidiot.
Bitte keine Discussioni mehr. Ich bin muede und du auch.
Schlaf gut, meine Schoene."
So hatte mich bisher noch niemand genannt.
Ich bin viel zu klein fuer mein Gewicht
und ein schoenes Gesicht habe ich auch nicht.
Als GM mich so ansprach, konnte ich nicht anders,
als ihm zu glauben.
An Schlaf war nicht zu denken.
Im Geist machte ich mir Notizen darueber,
welche Fragen ich ihm noch stellen wollte.
Der schoene Sizilianer schlief sehr unruhig.
Er warf sich im Schlaf hinundher
und sprach auch gelegentlich. Leider nur auf italienisch.
Es war mir daher nicht moeglich, etwas davon zu verstehen.
Als mein Wecker sich einschaltete,
war die andere Seite des Bettes leer.
Wie schaffte GM es bloss,
ohne Wecker aufzustehen? Ich schlafwandelte ins Wohnzimmer.
Der Hund war auch nicht da. Ich dachte:
"Wie kann ein Mensch so frueh schon hellwach sein?"
Als ich mich angezogen hatte, ging ich in die Kueche,
um Kaffee zu machen.
Tief in Gedanken wirtschaftete ich vor mich hin.
Ploetzlich fuehlte ich eine starke Hand auf meiner Schulter und hoerte:
"Haende hoch! Keine Bewegung!"
Wiedereinmal hatte GM es geschafft, mich zu erschrecken.
Ich schuettelte seine Hand ab und drehte mich zu ihm um.
"Wenn du das nocheinmal tust, wirst du dafuer zahlen
und auch buessen. Das schwoere ich dir bei meinem Leben!"
Mit ganz kleiner fremder Stimme sagte er:
"Ohweh! Ich habe jetzt schon grosse Angst davor.
Wie wuerde meine Strafe denn aussehen?"
"Wenn du mich nocheinmal so erschreckst,
wirst du Zukuenftig im Studio schlafen."
"Nein, das darfst du mir nicht antun!
Ich bin doch ein armer kranker Italiener,
der auf deine Hilfe angewiesen ist."
Dieser Mann haette Schauspieler werden sollen.
Wenn jemand ganz nah bei mir steht,
kann ich noch Schatten und Umrisse erkennen.
GM senkte den Kopf und wurde gleich viel kleiner.
Ich lachte:
"Krank bist du sicherlich weil du einen Lattenschuss hast.
Auf meine Hilfe bist du ganz bestimmt nicht angewiesen.
Nur das mit dem Sizilianer und dem Italiener
hast du mir immer noch nicht erklaert.
Ich glaube, du suchst es dir situationsbezogen aus.
Wenn es um geschaeftliche Dinge geht, bist du Italiener.
Wenn es sichaber um zwischenmenschliche Angelegenheiten handelt,
ziehst du es vor, ein Sizilianer zu sein.
Habe ich das jetzt richtig verstanden?"
"In zwei Punkten deiner Erkenntnisse gebe ich dir Recht.
Ja, ich habe einen an der Waffel und ich suche mir die Nationalitaet
immer situationsbezogen aus.
Auf deine Hilfe bin ich hier tatsaechlich angewiesen.
Ich spreche eure Sprache nicht
und deswegen brauche ich dich unbedingt zum uebersetzen."
Das alles erklaerte GM voellig ernst. Genauso war er.
Ein Mensch mit viel Humor
und doch dabei sehr tiefgruendig und nachdenklich. .
Nach dem Fruehstueck verabschiedeten wir uns von einander
und taten unsere Arbeit.
Obwohl ich in der Nacht sehr wenig geschlafen hatte,
war ich ueberhaupt nicht muede.
Das Arbeiten fiel mir garnicht schwer.
Ich hatte jetzt einen Menschen,
auf den ich mich freuen konnte. Als ich nachhause kam, fragte mich meine Mutter: "Glaubst du, dass es richtig ist, zwei Beziehungen zu haben?"
Ich antwortete ihr: "Dies ist ganz allein meine Sache.
Ich bin naemlich schon volljaehrig."
Natuerlich hatte sie recht.
Aber ich hatte keine Lust auf Discussioni mit Lamama.
Also riss ich aus und fluechtete die Treppe hinauf
in meine Wohnung.. Bis GM wieder eintraf,
hatte ich erst einmal Zeit, ueber alles nachzudenken.
Es war garnicht einfach Ordnung in meine Gedanken
und Gefuehle zu bringen.
.Ich setzte mir Kopfhoerer auf und lauschte Pinkfloyd.
Ich analysierte meine Beziehung zu GM
und daneben meine Beziehung zu Mark.
Das Ergebniss empfand ich als sehr ernuechternd.
Mit GM, den ich noch nicht so lange kannte,
hatte ich viel mehr Gemeinsamkeiten als mit Mark,.
Mark und ich teilten lediglich die Liebe zur Musik
und zu spannenden Buechern.
Wir waren jetzt fast vier Jahre zusammen.
Er tat doch alles fuer mich.
Einkaufen, von mir bestellte Ware abholen
oder mir etwas vorlesen.
Die kleine boese Stimme meldete sich wiedereinmal zuwort: "Du bist so undankbar.
Bei Mark weisst du genau, woran du bist.
Dieser GM ist doch ein Schlitzohr und ein Frauenheld.
Der fliegt wieder nach Italien
und vergisst dich ganz schnell.
Ueber Politik und Gesellschaft diskutieren
kannst du auch in diversen Chats.
Das koerperliche ist doch garnicht wichtig.
Mark ist schon der richtige fuer dich.
Niemals wuerde er dich verarschen
oder dich mit einer anderen betruegen." Ich hielt dagegen: "Ja, das mag sein. Aber im Gegensatz zu GM
ist Mark ein echter Langweiler.
Er interessiert sich nur fuer Musik
und alles, was Tasten hat.
Ich koennte Nackt durch das Zimmer tanzen.
Es waere ihm total egal.
Jetzt sieht mich endlich einmal wieder jemand als Frau.
Mark ist es doch voellig schnuppe, was ich anziehe
oder welchen Schmuck ich trage.
Er lebt in seiner eigenen Welt
und hat auch keine Lust, auf seine Mitmenschen zuzugehen. Ich habe wirklich alles versucht,
ihn aus seinem Gefuehlschaos herauszuholen.
Meine Beduerfnisse sind dabei auf der Strecke geblieben."
So ging das noch eine ganze Weile.
Ich argumentierte mit mir selbst.
Irgendwann fuehlte ich etwas an meinem linken Bein.
Es war Iras Koepfchen.
"Hallo! Wo hast du denn deinen Chef gelassen?"
Ich nahm den Kopfhoerer ab und streichelte den Hund.
Ira bellte zweimal.
"Was moechtest du mir denn sagen?
Leider kann ich die Hundesprache nicht verstehen."
Sie stand auf und stiess mich mit der Nase an.
"Jetzt weiss ich, was du willst.
Du sagst, dass ich mitkommen soll richtig?"
Der Wauwau lief zum Studio und bellte wieder.
Ich oeffnete die Tür und wir traten ein.
GM sass auf dem Sofa und spielte auf seiner Gitarre.
Er war so sehr in die Musik vertieft,
dass er mich erst garnicht bemerkte. Ira lief zu Herrchen
und legte sich zu seinen Fuessen.
Ich setzte mich auf den Stuhl, der vor dem Verstaerker stand
und hoerte GM zu.
Die meisten seiner Songs waren in englischer Sprache..
Es ging durch alle Musikrichtungen und Themen.
Einmal sang er ueber soziale Ungerechtigkeit,
dann ein Lied welches von seiner Liebe zu Kindern handelte
und das letzte Lied war ein wunderschoener Lovesong.
Ohne nachzudenken fragte ich:
"Fuer wehn hast du dieses Lied geschrieben?"
"Nun, immer fuer die Frau, die sich gerade angesprochen fuehlt."
"Also bist du doch ein Schlitzohr und ein Frauenheld!"
"Oh! warum denkst du so schlecht von mir?
Warst du es nicht, die gesagt hat, dass wir uns moegen?"
"Ja, das stimmt schon. Aber das eine schliesst das Andere nicht aus."
GM legte die Gitarre fort und kam auf mich zu.
Er zog mich vom Stuhl hoch
und wir beide setzten uns auf mein Sofa.
"Woher nimmst du die Gewissheit,
dass ich angeblich ein Frauenheld sei?
Hat dir jemand irgendwelchen Unsinn in den Kopf gesetzt?
Erzaehle mir sofort wer das war!
Er wird----" "Bezahlen und auch buessen!"
fiel ich ihm ins Wort.
Es wird sehr schwer werden den Uebeltaeter zu bestrafen.
Nur weil ich dich wirklich sehr mag, sage ich dir,
dass es meine kleine boese innere Stimme ausgeplaudert hat.
Sie hat die Unart, sich immer in den falschen Momenten zu aeussern."
GM rueckte etwas von mir weg.
Er suchte krampfhaft nach einer Entgegnung und fand keine.
Ich klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter
und sagte freundlich:
"Dont worry be happy every things gona be allright!"
Aufeinmal war mein Sizilianer wieder sehr nachdenklich.
Ich rechnete in den naechsten drei bis vier Minuten
mit einem Wutanfall.
Stattdessen zog er mich an sich
und wir sassen einfach schweigend bei einander.
Nach einer Weile fragte er leise.
"was glaubst du hat das Schicksal mit uns vor?
Wohin wird dies alles fuehren?"
Ich hatte ploetzlich einen Frosch im Hals
und einen Ziegelstein auf dem Herzen. Mir fiel ein,
dass er irgendwann wieder nachhause fliegen musste.
In dieser kurzen Zeit hatte ich mich schon so sehr
an seine Gegenwart gewoehnt. Ich traute meiner Stimme nicht
und deshalb gab ich auf seine Frage keine Antwort.
"Erde an Star!
Bitte Empfang meines Signals sofort bestaetigen!"
Da musste ich lachen und alles war wieder gut.
"Ja, ich empfange dich sehr klar ohne Stoerungen.
Was deine Frage betrifft, kann ich dir keine Antwort geben.
Ich weiss nicht, was das Leben mit uns plant.
Es ist so schoen, dass du bei mir bist!"
"Du machst mich sprachlos.
So etwas hat mir schon lange niemand mehr gesagt."
"Du musst nicht stottern! Ich tue dir doch nichts!"
"Das ist aber wirklich schade!
Ich hatte mich doch schon so darauf gefreut!"
Jetzt fehlten mir die Worte. Schliesslich sagte ich:
"Lieber GM! Alles zu seiner Zeit.
Du wolltest mir doch erzaehlen,
wie deinLeben verlaufen ist."
Er atmete einige Male langsam ein und aus.
Dann holte er ganz tief Luft
und setzte seinen Bericht fort.



©2008 by star65. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

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