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Eine etwas andere Liebesgeschichte Kapitel 9 - von star65, 10.03.2008
Ich sortiere meine Gedanken und Erinnerungen
um den Bericht fortzusetzen.
Eines Tages hole ich Marina von der Schule ab. Wir gehen Eis essen. Da habe ich aufeinmal eine gute Idee. "Meine Kleine, bald ist dein Geburtstag. Was wuenschst du dir von mir?" Sie verzieht ihren Mund und sagt tadelnd: "Papa, ich werde 13 und bin schon fast erwachsen. Die anderen koennen mit dem Schulbus nachhause fahren. Warum darf ich das eigentlich nicht?" "Wegen der Sicherheit hole ich dich immer von der Schule ab. Das habe ich dir schon bestimmt tausendmal erklaert. Wir sind schliesslich nicht irgendwer." Jetzt stehen Traenen in ihren Augen. Mit bebender Stimme sagt sie: "Das ist doch alles Unsinn! Mich will doch in Wirklichkeit niemand!" Ich will etwas entgegnen aber Marina spricht unbeirrbar weiter: "Ich habe gehoertt wie du neulich zu meinen Eltern gesagt hast, dass du nicht mehr bei uns bleiben willst." Mein Herz haemmert so laut wie ein Schlagzeug. Ich habe immer gedacht, dass ihr die Situation garnicht wirklch bewusst ist. Hoffentlich geht alles gut. Jetzt muss ich sehr genau aufpassen was ich ihr erzaehle. Es ist so wichtig, dass Marina zu niemandem von meinem Plan spricht. "Wenn du genau zugehoert hast weisst du ja, dass ich dich mitnehmen will. Die anderen werden uns sicher nicht vermissen." "Aber das koennen wir doch nicht machen. Ich muss doch zur Schule gehen. Außerdem werden Mutter und Vater es niemals erlauben." Ich fange an zu schwitzen und mir ist schlecht. Einer Eingebung folgend frage ich: "Welchen Menschen liebst du ammeisten?" Das Kind antwortet spontan: "Papa, dich liebe ich natuerlich ammeisten. Du warst immer fuer mich da. Sonst habe ich ja keinen auf den ich mich so sehr verlassen kann wie auf dich." Mein Verstand arbeitet fieberhaft. Wie soll ich anfangen? Kurz entschlossen sage ich zu ihr: "Ich habe alle Papiere fuer unsere Amerikareise zusammen. Es wird und kann garnichts passieren. Du darfst nur keinem einzigen Menschen davon erzaehlen. Versprichst du mir das? Wenn die anderen davon erfahren, werden sie uns Steine in den Weg legen. Bitte sag ja." Sie denkt eine ganze Weile nach und fluestert ganz leise: "Ja Papa, nur du und ich." Mir faellt ein Stein vom Herzen. In diesem Augenblick glaube ich fest daran, dass alles gut wird. Dann erklaere ich ihr die Einzelheiten: "Wir koennen nicht sehr viel mitnehmen weil unser Plan sonst nicht funktioniert. Suche alles zusammen, was du unbedingt bei dir haben moechtest. Ich komme zu dir, wenn es so weit ist und dann hauen wir ab. Bitte denke daran. Zu niemandem ein Wort." "Wann reisen wir?" "Wahrscheinlich in einer Woche. Ich kann es dir noch nicht so genau sagen." Zu dieser Reise wird es nicht kommen aber das ahne ich jetzt noch nicht. Heute weiss ich, das ich alles haette anders planen und organisieren muessen. Doch wir Menschen koennen leider nicht in die Zukunft sehen und sind hinterher immer schlauer. Mit Fernando, meinem besten Freund spreche ich alles nocheinmal durch. Er wird uns zum Flughafen bringen. Einen Tag vorher sind alle Vorbereitungen getroffen. Fernando und ich sind zum Schachspielen verabredet. Ich habe einen freien Abend und meine Uniform gegen Strassenkleidung eingetauscht.
Als ich gerade durch den Hinterausgang
zum Parkplatz gehen will,
klatscht mir etwas ungeheuer heisses ins Gesicht.
In diesem Moment weiss ich, dass alles vergebens ist. Irgendwer hat einen molotov cocktail
genau in meine Visage geworfen. Von Panik und Angst gepackt laufe ich zum Swimmingpool und springe hinein.
Ich tauche meinen Kopf unter Wasser. Weil die Schmertzen unertraeglich sind verliere ich das Bewusstsein.
Fernando fragt sich wo ich wohl so lange bleibe.
"Der ist bestimmt bei einer Frau
und hat die Zeit vergessen."
Mein bester Freund weiss genau,
dass ich die Puenktlichkeit in Person bin.
Nach einer Viertelstunde macht er sich auf den Weg
zu meinem Arbeitsplatz. Er riecht das Benzin und weiss instinktiv, dass etwas sehr schlimmes geschehen sein muss. In der Naehe des Hauses ist kein Mensch zu sehen. Schliesslich erreicht Fernando den Pool.
Immer wieder ruft er meinen Namen. Dann springt er hinein und holt mich aus dem Wasser heraus.
Er leistet sofort erste Hilfe und faehrt mich mit Hoechstgeschwindigkeit ins naechste Krankenhaus. Dort liege ich ca. 7 Wochen im Koma.
Mein Erinneerungsvermoegen endet in dem Moment,
wo ich in den Pool springe. Alles was ich jetzt berichte hat mir Fernando spaeter erzaehlt.
Mein Gesicht ist ziemlich verunstaltet.
Ich sehe aus wie der Urenkel von Frankenstein. Viele Operationen werden noetig sein,
um aus diesem Schlachtfeld wieder ein Gesicht zu machen.
Beim Sprung in den Pool
habe ich auch einige Zaehne eingebuesst.
Als ich nach einigen Wochen aus dem Koma erwache,
ist alles schwarz um mich herum.
Das erste, was ich hoere ist das theatralische Weinen
und Klagen meiner Mutter.
Sehr viele Menschen sind in meinem Zimmer.
Ich bruelle: "Macht doch endlich das Licht an,
ihr Arschlecher! Warum ist es hier so dunkel?
Was ist hier los?" Aufeinmal wird es ganz still.
Sogar meine Mutter hat das Jammern und Klagen
fuer einen Augenblick eingestellt. Da legt sich mir ploetzlich eine schwere Hand auf die Schulter.
"Herr Montalbetti, Ich bin Doktor Levi. Das Licht ist an. Wir mussten Ihnen leider die Augen entfernen.
Sie haben sehr starke Verbrennungen erlitten.
Wir haben wirklich alles versucht.
Es war uns leider nicht moeglich,
Ihre Augen zu erhalten.
Sie können aber bestimmt auch als blinder Mensch ein sehr erfuelltes Leben fuehren. Ihr Vater sagt,
Sie seien sehr schlau und ein sehr aktiver Mensch.
Sicher gibt es Experten,
die in den ersten Tagen ihre Hilfe anbieten wuerden."
Der Medizinmann labert mich noch eine ganze Weile voll. Ploetzlich wird mir klar,
dass ich nie wieder sehen koennen werde.
Meine Gedanken ueberschlagen sich.
Werde ich je wieder etwas vernuenftiges arbeiten koennen? Bilder von Werkstaetten fuer behinderte
kommen mir in den Sinn.
Mir wird schwindelig und der Schweiss bricht aus.
Gleich werde ich bestimmt einen Hertzanfall bekommen. Hoffentlich, dann waere wenigstens alles vorbei.
Der Arzt schwafelt weiter von den Möglichkeiten,
die gerade ein blinder Mensch hat. Schliesslich packt mich die kalte Wut.
Ich springe auf und schlage ihn nieder.
So, jetzt ist erst einmal Ruhe.
Prima, dreschen kann ich also noch.
Meine Mutter faengt wieder an zu weinen.
Respektlos sage ich zu ihr: "Mach deinen Kopf zu! sonst rosstet dein Innenleben.
Viel Hirn hast du ja sowieso nicht."
Mein Vater holt luft, um etwas zu sagen.
Dann geht er entschlossen auf mich zu und meint:
"Junge, das ist alles sicher nicht einfach fuer dich.
Aber deine Mutter und ich werden immer fuer dich da sein." Der Doktor hat sich wieder aufgerappelt.
Er verlaesst fluchtartig den Tatort.
Spaeter erfahre ich, daß ich ihm die Nase gebrochen habe. Viele Menschen wollen mir wirklich helfen.
Vorallem mein Vater und natuerlich Fernando tun,
was sie eben koennen.
Nur zum jetzigen Zeitpunkt bin ich einfach noch nicht bereit deren gut gemeinte Hilfe anzunehmen.
Als ich das Krankenhaus verlasse,
ist das Leben als behinderter Mensch
eine sehr grosse Umstellung fuer mich.
Meine Mutter will, dass ich wieder in mein Elternhaus ziehe. Dies lehne ich entschieden ab.
Jetztt bin ich in meiner Wohnung in Neapel.
Als erstes organisiere ich mir fuer den Computer
eine Sprachsoftware. Auf den Pc will und kann ich nicht verzichten.
Die Umstellung vom sehen zum Hoeren
faellt mir nicht besonders schwer. Viele Sportarten,
die ich frueher bevorzugt habe,
kann ich nicht mehr ausueben.
Im ersten Viertel Jahr bin ich wie versteinert.
Wie soll ich bloss mit dieser neuen Situation klarkommen?



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