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Eine etwas andere Liebesgeschichte Kapitel 5 - von star65, 10.03.2008
Das Kopfkissen traf ihn genau auf seine grosse Klappe.
Ich war echt stolz auf mich.
Ich fasste ihn ziemlich grob bei den Schultern
und drehte ihn zu mir herum.
Was fiel diesem Kerl eigentlich ein mich so zu erschrecken.
Ich unterdrueckte den Wunsch ihm eine Ohrfeige zu geben.
Gerade wollte ich ihn in voller Lautstaerke anbruellen,
da stolperten wir und fielen auf mein Bett.
Wir baten einander um Entschuldigung.
Dann glaubte ich, wir koennten mit dem Lachen nie mehr aufhoeren. Ich wollte aufstehen und es ging einfach nicht.
In meinen Armen und Beinen hatte ich keine Kraft, sondern Pudding. Das Telefon klingelte wieder.
Aber ich war immernoch vollkommen bewegungsunfaehig.
Auf meinem Anrufbeantworter konnte ich
den Volltrottel von vorhin schwafeln hoeren.
"Nicht der schon wieder ich bin nicht da."
Es fiel mir auf, dass ich immernoch halb ueber GM lag
und ich rollte mich auf die Seite.
Aufstehen war fuer mich nicht moeglich.
Etwas zoegernd beinahe schuechtern
legte er einen Arm um mich.
Fuer einen Moment musste ich an Marc denken, den jungen Pianisten,
mit welchem ich seit drei Jahren zusammen war.
Ich hatte immer gedacht, Marc und ich waeren gluecklich.
Aber in letzter Zeit wurde mir der Altersunterschied
von elf Jahren immer mehr bewusst.
Er wohnte 60 km weiter in einem anderen Ort
und wir sahen uns nur am Wochenende.
Wenn wir uns trafen, lebten wir wie Bruder und Schwester.
Als ich nun so nah bei GM lag,
ging mir so viel durch den Kopf.
Mir wurde bewusst, was mir fehlte.
Es ging nicht nur um die Sexualitaet,
sondern auch um Gespraeche,
die ich mit Marc nicht fuehren konnte.
Marc war nun einmal ein vertraeumter Pianist, menschenscheu
und fern von jeder Realitaet. Mein Italiener Verzeihung,
ich meine natuerlich Sizilianer war ganz anders.
GM hielt mich nun mit beiden Armen
fuer einen Augenblick sehr fest.
Damit riss er mich aus meinen Gedanken.
Ich bekomme immer einwenig Angst,
wenn mich jemand zu sehr festhaelt. Er spuerte das sofort.
Geborgenheit war es, was ich empfand
wie schon lange nicht mehr. "Bitte gehe nicht weg!"
Sagte ich. Ich fuehlte mich wie ein junges Maedchen,
das alles zum erstenmal erlebt.
GM legte seinen Mund auf meinen. Es war einfach nur schoen,
dass ich mich einmal wieder an jemanden anlehnen durfte.
Es gab keine Zeit mehr.
Die Uhren unserer Welt schienen stillzustehen.
Dann trat die kleine boese Stimme
in meinem Kopf auf den Plan.
"Was meinst du will so einer von dir?
Der sucht etwas fuer den Augenblick
und lacht sich dann ins Faeustchen,
dass du auf ihn reingefallen bist.
Ein angesehener Buisinessman
und eine kleine unbedeutende Vorstadtmusikerin.
Du merkst die Einschlaege nicht mehr.
Einfach bekloppt bist du!" Ich hob den Kopf und fragte:
"Gaetano, wass denkst du von mir?" Ersagte ruhig:
"Du bist einem gestoerten Sizilianer in die Haende gefallen.
Habe keine Angst.
Niemals wuerde ich etwas gegen deinen willen tun."
Angst, nein, die hatte ich ganz sicher nicht.
Unsere Muender trafen sich wieder. Irgendwann lagen wir so, wie uns Gott erschaffen hat.
GM zog mir meine Ringe von den Fingern
und nahm mir auch noch den anderen Schmuck ab.
Wir verstanden uns ohne Worte.
Er war sehr einfuehlsam, zaertlich und liebevoll.
GM fragte leise: "ist es das erstemal fuer dich?"
"Ja, seit vier Jahren.
Ich fuerchte, dass ich garnicht mehr weiss, wie es geht."
Ploetzlich fiel mir der Hund ein. Ira war so anstaendig,
uns nicht ins Schlafzimmer zu folgen.
Bei dem Gedanken,
dass sie uns die ganze zeit vom Wohnzimmer aus zusah,
schaehmte ich mich. Der Hund war fuer mich ein Lebewesen
wie jeder Mensch. Ich stand auf
und schnappte mir GMs Jeansweste vom Fussboden.
Ich ging zu Ira und legte ihr die Weste unter den Kopf.
GM sagte etwas auf italienisch.
Er wunderte sich bestimmt ueber mich.
Dem Hund erklaerte ich:
"Sei nicht traurig. Wir sind bald wieder bei dir.
Ich moechte nicht, dass du uns zuschaust. Verstehst du das?"
Fuer Ira war es anscheinend ok.
Ich ging wieder ins Schlafzimmer und schloss leise die Tuer.
Von nun an blieb die Zeit wieder stehen.
Es gab nur noch uns beide.
Wir waren aufeinander eingespielt,
als wenn wir uns schon lange kennen wuerden.
Als wir zwei zwischendurch eine kleine Atempause einlegten,
hoerte ich wieder die kleine Stimme im Kopf.
"Denk doch mal nach!
Wieviele Frauen hat der wohl schon umgelegt?"
Ich schickte sie in die Wüste.
Dort sollte sie meinetwegen auch fuerimmer bleiben.
Dieser wunderbare Mann und ich
erlebten alles von Anfang bis Ende immer wieder.
Die Welt blieb Draussen. Nur wir waren wichtig.

Als Star sich wieder zu mir legt
fange ich sie in meinen Armen auf.
Da ist nun keine Abwehr mehr, sondern grenzenloses Vertrauen.
Sie ballt nicht die Faeuste und schimpft auch nicht.
Manchmal sagt sie etwas. Leider nur auf deutsch.
Ich will sie nicht aus ihren Gedanken und Gefuehlen reissen.
Deswegen frage ich nicht. Manchmal nicke ich mit dem Kopf,
damit sie fuehlt, dass ich ihr zuhoere.
Ich weiss nicht wie oft wir uns finden und verlieren.
300 Jahre spaeter liegen wir eng umschlungen
und erschoepft beieinander.
Stars Kopf liegt wieder einmal an meiner Schulter,
und ihr Haar faellt mir ins Gesicht. "Wie spaet ist es?"
frage ich leise. Sie dreht sich von mir weg
und drückt die Sprachtaste eines deutschen Radioweckers.
"22 Uhr." wiederholt sie.
Die Festplatte in meinem Kopf faehrt langsam wieder an
und ich weiss, der Tag hat 24 Stunden.
also meint sie 10 Uhr Abends.
Dann fragt meine Star mit ganz kleiner bebender Stimme:
"Was war das? Bitte sag es mir!"
Ich drehe sie zu mir und antworte:
"Das waren wir. Nur du und ich."
Aufeinmal ohne Vorwarnung ist die grosse Flut wieder da.
Was ist geschehen? Ich begreife nichts.
"Habe ich etwas falsch gemacht oder dir vielleicht wehgetan?
Bitte sag mir doch, warum du weinst."
Star drueckt mich an sich und schuettelt den Kopf.
Aus dieser Geste interpretiere ich,
dass ich keine Schuld habe. Ich halte sie ganz leicht
und lasse sie eine Weile inruhe.
Wuerden wir in einer Badewanne liegen,
kriegte sie diese bestimmt rand voll mit Wasser.
Als ich schon ziemlich nass und durchweicht bin,
spreche ich vom Meer und den Wellen.
Ganz langsam geht die Flut zurueck. Da sagt sie:
"Gm, es ist alles so schoen und so traurig.
Du hast nichts falsch gemacht. Im Gegenteil
du gibst so viel.
Ich bin nur eine verheulte dumme Gans.
Kuemmere dich nicht darum."
Meine Kehle ist wie zugeschnuert
und ich habe einen Kloss im Hals.
Warum ist sie so traurig und verzweifelt?
Diesmal ertrinkt sie wirklich.
Sich an mich klammernd, faengt sie erneut an zu weinen.
Diese Flut ist viel groesser als die vorherige.
Kein liebes troestendes Wort scheint jetzt zu helfen.
Wenn sprechen nichts bringt dann singe ich halt.
Mit allen Stimmen und Geraeuschen, die ich erzeugen kann,
spiele ich fuer sie den Clown. Star verschluckt sich
und ich klopfe ihr auf den Ruecken.
Zum Schluss kommt meine Glanznummer. Ich bin in der Lage,
diverse Tierstimmen zu imitieren. Es funktioniert.
sie lacht und weint gleichzeitig
doch das Weinen wird schon weniger.
Sie setzt sich auf die Bettkante und zieht mich mit sich.
"My one and only living wavefile" prustet meine Star.
Wir haben wieder unsere Arme umeinander gelegt
und sind die gluecklischten Menschen auf der ganzen Welt.
"Gaetano, ich muss dir etwas erzaehlen und ich weiss nicht,
wo und wie ich damit anfangen soll."
"Ich glaube, dass die Ira jetzt bestimmt noch einmal mit mir
oder vielleicht auch mit uns spazieren gehen will.
Danach werde ich dir so lange zuhoeren wie du willst.
Jetzt hast du erst einmal Zeit, dich zu ordnen."
Ich ziehe mich an und finde meine Weste nicht.
"Deine Weste hat der Hund als Kopfkissen." Ich frage: "Wieso?"
Star erklaert mir in feierlichem Ton:
"Ein hund ist fuer mich eine real existierende Person.
Du haettest es sicher auch nicht ok gefunden,
wenn uns ein Mensch zusehen wuerde oder?"
Jetzt muss ich so sehr lachen,
das der ganze deutsche Urwald wackelt.
Mir vor lachen den bauch haltend,
basele ich ins Wohnzimmer,
um die Weste zu holen. Ira hebt den Kopf
und sagt in meinem inneren Ohr:
"Na, seid ihr beide jetzt wieder ansprechbar?
Ich dachte schon, ihr haettet mich vergessen."
Dann gehe ich zurueck und helfe Star beim Anziehen.

Unten hoerte ich die Haustuer.
Meine Eltern waren wieder zurueckgekommen.
Das war perfektes Timing. ich wollte erst einmal nachdenken
und so gab ich GM meinen Hausschluessel.
Ich ging mit ihm bis vor die Tuer.
Er lachte noch immer. Mein Vater fragte ihn warum er so lachte. "Ach, ich habe ihm einen Witz erzaehlt."
Wieder in meiner Kueche kochte ich mir erst einmal eine Tasse Tee. Wie sollte das alles weitergehen?
Nach einer halben Stunde war er wieder zurueck.
Ich sass immernoch in der Kueche.
und hatte meinen Kopf in die Haende gestuetzt.
Die beiden kamen mit Schwung zur Tuer herein.
Ira stiess mich mit der Schnauze an und schuettelte sich.
Sie war tropfnass. "Regnet es?" fragte ich.
"Nein, das war euer Gartenschlauch. Ira liebt Wasser.
Gib mir bitte ein Handtuch. Ich bin auch ziemlich Nass."
Als GM sich und den Wauwau trockengelegt hatte,
setzte er sich auf den Stuhl neben mich.
"Was wolltest du mir nun erzaehlen?""Mark." fing ich an.
GM sagte garnichts. "Also. Mark ist der Pianist,
welcher die Playbacks fuer meine Musik produziert."
"Jetzt verstehe ich. Die Midifiles sind so schlecht,
dass du immer weinen musst, wenn du daran denkst.
Da koennte ich Abhilfe schaffen.
Midis herstellen kann ich naemlich auch.
Bei mir dauert das natuerlich etwas laenger. Das liegt daran,
weil ichdas Display auf meinem Syntesizer nicht mehr sehen kann.
Aber wenn du einen Wunsch hast, stehe ich gern zur Verfuegung."
"Mark ist 29 Jahre alt.
Wir sind eigentlich seit fast 4 Jahren zusammen.
Der Altersunterschied und noch einiges Mehr.
Ich weiss nicht, wie ich es sagen soll."
GM hoerte mit dem bloedeln auf und wurde ganz gerade.
"Warum erzaehlst du mir das erst jetzt?
Wenn ich das vorher gewusst haette.
Es war nicht meine Absicht, eine intakte Beziehung zu zerstoeren.
Dir ist eingefallen, dass du ihn doch liebst
und deswegen hast du vorhin so geweint.
Ueber die Folgen seines Handelns
sollte man sich eben immer bewusst sein.
""Intakte Beziehung. Du hast vielleicht Nerven!
Entschuldige, ich wollte dich nicht so anbruellen.
Du kannst ja garnichts dafuer.
Ich bin fuer ihn so etwas wie eine grosse Schwester.
Manchmal bin ich auch seine Psychologin.
Das einzige, was ich nicht bin,
ist seine Geliebte und Gefaehrtin."
"Warum seid ihr dann noch zusammen?
Du bist doch sonst eine Frau der grossen Taten
und machst immer reinen Tisch.
Vielleicht hast du auch Angst ganz allein im Urwald zu sein
und deswegen faehrst du zweigleisig."
Diesmal hatte er den Kasernenhofton
Er war richtig wuetnd und aufgebracht.
Ich setzte noch einen drauf.
"Du kannst das natuerlich nicht verstehen.
Du bist ja auch ein wohlsituierter Geschaeftsmann,
der ganz sicher sehr sehr viele Freunde hat.
Ich fahre nicht zweigleisig. Tut dir leid, was wir getan haben?
Die Konsequenzen seines Handelns
soll man doch immer vorher bedenken. Genau das waren deine Worte." Ich wollte aufstehen und einfach nur ausreissen.
GM fasste schnell eine meiner Haende und hielt mich fest
"Bitte lauf nicht weg! Ich wollte nicht so grob sein.
Ich bin einfach nur ueberrascht. Uebrigens tut es mir nicht leid.
Was wir erlebten, hatte ich nicht geplant.
Niemand kann so etwas planen.
Ich fuehlte mich geborgen, verstanden
und sehr gut aufgehoben.
Es waere schoen fuer mich zu wissen,
dass ich dir ein bisschen davon zurueckgeben konnte."
Er sprach das aus, was ich vor einer Stunde empfunden hatte.
Ich lehnte mich an ihn und sagte: "Du hast soviel zurueckgegeben
viel mehr, als du genommen hast.
Auch ich hatte nichts geplant. Bitte sei nicht aergerlich wegen mir."
Er strich mir ueber das Haar und versicherte,
dass alles gut war.




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