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Eine etwas andere Liebesgeschichte Kapitel 2 - von star65, 10.03.2008
als ich mich dann am naechsten Tag nach der Arbeit
an meinen Pc setzte glaubte ich nicht, wass ich vorfand.
Ungefaehr vierzig Mails von Desperado...

meine liebe Star,
Ich hoffe du hattest einen stressfreien Arbeitstag.
Ich habe den ganzen Tag damit verbracht,,
irgendwelchen Hohlbirnen zu erklaeren,
wie man Geschaefte macht.
Das hat bei Italienern ueberhaupt keinen Sinn,
weil die sowieso nicht besonders viel merken.
Also erzaehle ich dir lieber etwas,
das dich wirklich interessiert.
uebermorgen spiele ich als Solokuenstler
in einem kleinen Club ein Konzert.
Hierbei handelt es sich um Menschen,
die wie wir den anspruchsvollen Stil
der Musik aus den Sixtys and seventys lieben.
Ich habe allerdings noch kein Konzept.
Mein ganzes Leben hat irgendwie kein Konzept.
Seitdem ich nicht mehr sehen kann ist alles anders.
Jetzt hoere ich mich schon an wie ein Kriegsblinder,
der sich selber leidtut.
Ich verachte Personen, die immer nur davon sprechen,
wie schlecht es ihnen geht. Doch manchmal bin ich genauso.
Wir sind uebrigens in vierzehn Tagen wieder bei euch im Urwald.
Vielleicht hast du dann einwenig Zeit fuer mich.
Fuer dich ist es eine Moeglichkeit,
dein sehr gutes englisch noch zu routinieren.
Fuer mich wuerde es weniger Langeweile bedeuten. Bitte sag nicht nein.
Ich glaube, sonst werde ich noch wahnsinnig.

Hier nun meine Antwort auf diese Mail.

Hallo GM,
Du musst ja eine Menge Zeit haben. So viele Mails.
Sag mal, hast du keinen Friseur, dem du was erzaehlen kannst? Achja, was meinen Arbeitstag betrifft denkst du wahrscheinlich
so eine Maus am Empfang die muss ja nicht viel tun
ausser immer freundlich laecheln und mit den Kunden flirten.
Genauso hast du dir das sicher vorgestellt.
Fuer das Konzert wuensche ich dir viel Erfolg
und ich wuerde schon langsam anfangen, ein Programm auszuarbeiten. Sonst hockst du mit der Ovation im Club
und weisst vielleicht nicht, was du spielen sollst.
Das waere doch fuer Mr. I am the greatest sehr sehr peinlich.

Als ich die Mail abgeschickt hatte, fragte ich mich,
warum ich so pampig reagiert hatte.
Wahrscheinlich weil dieser GM mich irgendwie verunsicherte.
Nur wie und vorallem womit konnte ich mir nicht erklaeren.

Eine Stunde spaeter klingelte mein Telefon. Ich reagierte nicht.
Der Anrufbeantworter schaltete sich ein.
Neugierig war ich schon und ich lief zu dem Geraet.
"Gutenabend Star. Wenn du zuhause bist und mithoerst,
nimm doch bitte den Hoerer ab. Ich hatte keineswegs die Absicht
deinen Job zu kritisieren oder mich ueber dich lustig zu machen.
Wenn unsere Empfangsdame krank ist,
sitze ich sehr oft an ihrem Platz.
Ich nehme Gespraeche an der Telefonanlage entgegen
und leite diese an die richtigen Stellen weiter."
Ich riss ohne etwas zu sagen den Hoerer ans Ohr.
Ploetzlich musste ich niesen.
Er sprach im gleichen suggestiven Ton weiter.
"Schoen, dass du da bist. was ist in vierzehn tagen?
Darauf hast du in deiner letzten Mail nicht reagiert."
"Bin ich vielleicht ein Gasthof oder ein Asyl?
Wenn du befiehlst muessen alle springen oder wie ist das?"

Auf alle meine Mails bekomme ich nur eine Antwort.
Ich glaube, irgendwas ist schiefgegangen.
Ich lese meinem Hund die Mail vor.
Ira legt mir ihren Kopf auf das rechte Bein.
Mit meinem inneren Ohr hoere ich sie sagen:
"Mr. GM, du bist mit der Tuer ins Haus gefallen
und damit hast du die Dame deines Herzens sicher erschreckt.
Du wuerdest einen guten Fleischerhund abgeben.
Manchmal bin ich mir garnicht so sicher,
ob du ueberhaupt ein Mensch bist."
Ich ergreife das Telefon und die Gelegenheit
meinen Fehler wieder auszubuegeln.
Es laeutet viermal. Dann ihre Stimme,
allerdings nicht live, sondern nur die Voicebox.
Leider ist der Text in deutscher Sprache
und ich verstehe nicht ein Wort. Also warte ich auf den Signalton
und bitte um Vergebung meiner Suenden,
die ich in diesem Fall nicht einmal kenne. Es klickt im Hoerer.
Ohne darauf zu reagieren, quatsche ich weiter. "Hatschi"! Sagt sie.
Das wort kenne ich irgendwie aus dem arabischen.
Naja, vielleicht liesst sie ja gerade Carl May.
"Was ist in vierzehn Tagen?" Frage ich frei heraus.
"Bin ich ein Gasthaus oder ein Auffanglager?"
Wieder einmal hat sie den von mir gefuerchteten Kasernenhofton.
"Wenn du auf meine Gesellschaft verzichten willst, dann sag es einfach. Ich bin mir naemlich nicht bewusst darueber, was ich verbrochen habe.
Ich habe dir nichts boeses getan."

Nun aufeinmal klang seine Stimme nicht mehr selbstsicher.
Es klang verzweifelt, traurig, ungluecklich und verbittert.
Ich sagte freundlich: "Sag mir bescheid, wenn ihr hier seid.
Ich wollte nicht so grob und abweisend erscheinen.
Lieber GM, es tut mir Leid.
Entschuldige bitte meine dummen Sprueche
und auch meine dumme Mail.
Selbstverstaendlich hast du mir nichts Boeses getan."

Leute, ich glaube ich werde alt.
Nun versuche einer diese Frau zu verstehen.
Erst der Kasernenhofton
und jetzt glaube ich, dass sie gleich weinen wird.
"Es ist alles gut. Sei nicht traurig.
Bald bin ich ja wieder bei euch."
Warum sage ich das? Mein Hund sagt in meinem inneren Ohr.
"Jetzt wirst du auch noch sentimental.
wo und wie soll das alles mit dir enden?
Immer muss ich aufpassen, dass du keinen Bloedsinn machst."
Meiner Telefongespraechspartnerin
scheint das reden wirklich Muehe zu bereiten
und das habe ich bei ihr bis jetzt noch nie erlebt.
Leise sagt sie: Ich freue mich. Du bist gern gesehen.
Komm vorbei, wann du die Zeit dafuer eruebrigen kannst."
Was in aller Welt meint sie damit?
Ich habe Angst vor dem Kasernenhofton,
und nur deshalb frage ich nicht.
Irgendein Schlappsack aus unserer Firma
schreit wie am Spies: "GM! GM!"
Bei Gelegenheit bringe ich ihn um, undzwar ganz langsam.
"Ich muss jetzt leider auflegen.
Hoerst du diesen geistesgestoerten schreien?
Wahrscheinlich brennt Firma Spinola gerade ab."
"Bist du denn die Feuerwehr?"
Sie lacht, waehrend sie das fragt.
Mein Herz tanz Tarantella vor Freude.
Als meine Atmung wieder einsetzt sage ich:
"Ja, so etwas aehnliches. Lass ihn schreien.
kuemmern wir uns ambesten garnicht darum."
"Arbeit ist in der heutigen Zeit sehr wichtig.
Du solltest wirklich schauen, wass da passiert ist."
Ich krieg nen Anfall. Jetzt klingt sie wie meine Mutter.
Wieviele Spielarten der menschlichen Sprache kann sie denn noch? Offensichtlich hat sie mehr Tonarten als ich auflager.
Ich wusste garnicht, dass das ueberhaupt moeglich ist.
Nun tritt der geisteskranke Flachkopf mir gerade die Buerotuer ein
und ich lege zu meinem grossen Bedauern wortlos auf.

Es gab einen gewaltigen Knall, und die Leitung war tot.
Ich hatte das Gefuehl, als wenn ich gerade von einer Wolkenreise
hart auf der Erde gelandet waere.
Jedes mal, wenn ich von der Arbeit nachhause kam,
wartete ich auf Mails von GM. Es kamen keine mehr.
Ich rief sofort meinen Computertechniker an.
"Mit dem outlook ist alles ok."
Ganze zehn Tage hielt ich durch.
Dann schrieb ich an Desperado.....

Hallo Mr. GM,
ist dein Pc kaput,
oder hat es dir vielleicht die sprache verschlagen?
Sollte der erste Fall eingetreten sein, kauf dir einen neuen,
oder bringe die Kiste zu einem Techniker.
Im zweiten Fall bin ich der Meinung,
wenn es dir wirklich die Sprache verschlagen hat,
bist du klinisch tot und da hilft dann garnichts mehr.
Was ist in vier Tagen? Erscheinst du oder nicht?
Ich hoffe bald von dir zu hoeren
Liebe Gruesse von Star.

Die Antwort:

Ich habe sehr schlechte Nachrichten fuer dich.
Mein Pc ist intakt,
und die Sprache hat es mir auch nicht verschlagen.
Ich dachte nur, dass du keine Mails von mir haben willst,
und deshalb habe ich dir auch keine geschickt.
So sage mir bitte, woher kommt der Sinneswandel?
Bist du einsam oder hast du etwa alle deine Freunde
mit deem Kasernenhofton vergrault?
Dann sitzt du jetzt sicher ganz alleine am Computer
und denkst einmal wieder an den Hund aus Italien.
Aufeinmal faellt dir ein,
dass der Hund ja auch ein Herrchen hat.
Das Herrchen kann mailen und einen Pc bedienen
der Hund leider nicht.
Es muss dir wirklich sehr schlecht gehen,
weil du gefragt hast, wann wir erscheinen.
Warte noch genau vier Tage. Dann sind wir da.
Schaffst du das? Wenn nicht, wuerde ich mich dazu herablassen,
dich gelegentlich anzurufen damit das Warten nicht so schmerzlich ist.
Achja, Ira und ich freuen uns sehr auf dich.

Wieder einmal hatte er es geschafft, mich zu verunsichern
und auch einwenig zu beschaehmen.
Ich wusste nicht wie und warum.
Aufeinmal kam mir die Erleuchtung.
Er schreibt so bissig, weil meine letzte Mail zu barsch ausgefallen ist.
Wenn er mich besucht, werde ich mich entschuldigen schwor ich.

Er rief mich von nun an jeden Abend an.
Wir fuehrten gute Gespraeche und erfuhren sehr viel von einander.
Wir hatten die gleichen Buecher gelesen.
Viele Vorlieben des Anderen konnten wir nachvollziehen.
GM ist ein gebildeter Mann,
dem soziale Belange sehr wichtig sind.
Aber warum dann diese Unnahbarkeit
und vorallem diese Aroganz?
Vielleicht ein Schutzschild, damit niemand sehen konnte,
wie es in ihm wirklich aussah.

Vier Tage sind eine lange Zeit.
So heisst auch eines meiner selbstgeschriebenen Lieder.
Seit kurzer Zeit freue ich mich richtig auf den Feierabend.
Wir telefonieren jeden Abend mindestens zwei Stunden lang.
Gestern hat sie gesagt: "Ich freue mich immer,
wenn ich dich hoere. Es ist so wunderbar,
einmal wieder mit einem gebildeten Menschen zu sprechen."
"Wie meinst du das?"
"Nun, ich moechte keinesfalls hochnaesig klingen.
Es gibt heute in meinem Leben
nicht sehr viele gebildete Menschen. Ich meine Leute,
mit denen man so wunderbar fachsimpeln kann, wie mit dir.
Bitte verstehe das nicht falsch.
Ich will dir nicht Honig um den Mund schmieren.
Alles was ich sage, meine ich auch so."
Was um Gottes Willen ist ihr passiert?
So habe ich sie noch nie reden hoeren.
Mit Zuversicht sage ich:
"Morgen sind wir bei euch im Urwald.
Ich leiste dann auch sehr gerne Entwicklungshilfe."
"Ja, das haben viele bei uns bestimmt auch bitter noetig."
Sie lacht, waehrend sie das sagt. Ich will gerade auflegen.
"Halt! Ich muss dir noch etwas sagen."
Ich kann mein Glueck kaum fassen.
"Lieber Gaetano, es tut mir alles so leid! Ich meine,
dass ich abweisend und bissig zu dir war. Ich habe gedacht,
du waerst auch so einer von den Superblinds,
denen niemals etwas misslingt
und denen alles nur so zufliegt."
Das haelt der staerkste Mann nicht lange aus.
Sie hat sich sogar meinen Vornamen gemerkt.
Vor Begeisterung springe ich auf
und mir faellt das Headset von meiner Matschbirne.
"Ist dir was passiert"
fragt sie sehr besorgt, als ich das Teil wiederfinde.
.Nein, ich bin nur gestolpert. Es ist alles gut.
Solltest du jemals wieder abweisend oder bissig sein,
ist dies bereits jetzt schon vergeben und auch vergessen.
Schlaf gut. Ich muss morgen sehr frueh aufstehen."

Das alles sprach er mit so viel Waerme und Ehrlichkeit.
Ich ging nicht. Nein, jetzt schwebte ich durch mein Leben.
When will I see you again sang ich unterder Dusche.
Hurrah! Ich war wieder sechzehn.

Am naechsten Tag hatte ich die von mir gehasste Spaetschicht.
Von meinem italienischen Kumpel war die ganze Zeit nichts zu sehen oder zu hoeren. Vom Hund auch nicht.
Eine kleine boese innere Stimme sprach:
"Du bist scheisse bloed. Der hat dich nur verarscht.
Du glaubst doch nicht,
das der sich mit so was wie dir abgeben wuerde."
Ich praktizierte noch ein Bisschen Discute
mit der boesen hartnaeckigen Stimme.
Aber sie hielt immer dagegen. Schliesslich glaubte ich ihr.
Also hakte ich Mr. GM als fehlinvestition ab.
Ich schleppte mich durch die Spaetschicht und dachte daran,
wie wohl heute mein Feierabend aussehen wuerde.
Keine Mails und auch keine Anrufe mehr. Es war vorbei.
Die Stimme meldete sich. "Wer ist denn schon so beknackt
und haette als gebildeter Geschaeftsmann
ausgerechnet an dir Interesse. Wie sagt er doch gleich? Achja, Urwaldbewohner. Da hat er auch ganz recht.
Du Landei."
Ich verbannte sie aus meinem Kopf und Mr. GM dazu.
Als ich nachhausekam waren alle so komisch.
Meine Mutter und mein Vater wollten mich unbedingt loswerden.
So schluffte ich ohne rechte Begeisterung in meine Wohnung.
Ich schuselte die Treppe hinauf. Mein Radio war an.
Es hoerte sich an wie etwas von der BBC.
Komisch, ich hatte doch heute noch keinen englischen Sender gehoert.
Aus meiner Kueche kamen sehr merkwuerdige Geraeusche.
Das eine war das Brummen des Senseo. Das andere war ein klicken,
welches ich nicht zuordnen konnte.
Todesmutig riss ich die Kuechentuer auf. "Was ist hier los?
Bin ich ein Supermarkt oder vielleicht eine Wartehalle?
Heute spinnen einfach alle"!

Unser Fahrer und ich fahren mal wieder, ihr ahnt es schon
in den Urwald. Ich bekomme es mit viel Zeichensprache hin,
dass ich oben in ihrer Kueche warten darf.
Das war eines meiner Meisterstuecke.
Dort stelle ich meinen Labtop auf den Tisch
und suche nach einer Steckdose.
Scheisse, die fahren hier bestimmt mit dem Rrad
um den Tisch, um Strom zu erzeugen. Nagut,
dann versuche ich es erst einmal mit dem Satellitenreceiver
im Wohnzimmer. Nach ca. fuenfzig Jahren habe ich es volbracht ,
ein englisches Radioprogramm einzustellen.
Also kann ich mich wieder dem Problem mit dem Strom widmen.
Endlich, an der Wand ist ein Toaster eingesteckt.
Der wird jetzt gerade nicht gebraucht.
Toaster raus Labtop rein. Ja, so einfach ist das.
Etwas fehlt mir noch, dann bin ich fast heimisch.
Ich mache eine Reise die Kuechenzeile entlang
und finde die Kaffemaschine.
Keiner lobt mich fuer meine Klugheit. Mein Hund auch nicht
Liegt bei der Tuer und pennt. Wo hat sie jetzt noch den Kaffee? Achja,
auf dem Regal ist eine Dose. Nun bin ich richtig gluecklich.
Wenn my one and only Star von der Arbeit kommt,
kann sie gleich eine Tasse Kaffee trinken.
Z



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