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Poesie => Hoffnung


D.M.d.B. Kapitel 04 "Die Erbfolge" - von Aabatyron, 12.01.2008
a potência de caridoso
(Die Macht der Barmherzigkeit)


Die Erbfolge


Nach der Erbfolge war Djego Esteban de Vargas, der Bruder des Gutsherrn, der einzig legitime Erbe des gesamten Besitzes. Wenn er es auch nicht für nötig erachtet hatte, rein aus Höflichkeit die Einladung zu der Geburtstagsfeier abzusagen, so war es jetzt in Erwartung der großen Erbschaft plötzlich gar kein Problem mehr für ihn, sofort, nachdem er die Nachricht vom Tod seines älteren Bruders erfuhr, auf dem Landgut zu erscheinen.

Für die Testamentseröffnung hatte der Notar alle in dem Testament bedachten Personen in dem großen Herrenhaus versammelt. Dass der einzigste Bruder von Don Juan Antonio der Alleinerbe des gesamten Landbesitzes sein würde, stand aufgrund der traditionell gepflegten Erbfolge schon von vornherein fest. Mit dem privaten Barvermögen wurden von dem alten Herrn allerdings auch viele seiner langjährigen und treuen Mitarbeiter bedacht. Anscheinend hatte er immer geschickt gewirtschaftet, denn als sein Bruder jetzt vom Notar der Familie erfuhr, welch riesige Summe Geld sich auf dem Geschäftskonto von dem Farmbetrieb Juan Antonios befand, war er mehr als überrascht.

Das konnte er gut gebrauchen – er hatte inzwischen das Vermögen seiner verstorbenen Frau fast vollständig aufgebraucht und sich in letzter Zeit auch schon einige Male Geld auf unlegitime Art und Weise beschafft um seinen aufwändigen Lebensstiel zu finanzieren. Dass dabei die ärmsten der Armen, die auf der inzwischen recht heruntergekommenen Farm, die er von seiner Frau als gewinnbringenden Betrieb geerbt hatte, von seiner angeheuerten Schlägertruppe um den wenigen Lohn beraubt wurden, hatte ihn in keiner Weise gestört.

Die Älteren wußten, daß diese einst so prächtige Farm in früheren Jahren zu einem der schönsten Besitztümer des Landes gehört hatte. Nach dem nie aufgeklärten Tod der Frau von Djego verschwand der strahlende Reichtum dieses Anwesens mehr und mehr. Manche vermuteten, daß der Unfall damals, als Djegos Frau ums Leben gekommen war gar kein Unfall gewesen sei. Kurz nach der Geburt des zweiten Kindes hatte Djego eine seiner vielen Liebschaften aus der Stadt sogar mit nach hause auf den Besitz seiner Frau mitgenommen und anscheinend deshalb mit seiner Frau einen mehr als heftigen Streit bekommen. Einige behaupteten sogar, dass sie selbst gesehen hatten, wie Djego seine Frau mehrmals geschlagen habe und es danach plötzlich totenstill im Haus gewesen sei. Am nächsten Tag fand man die Frau in dem zerschmetterten Auto der Familie – sie sei vom Weg abgekommen und mit dem Auto von einer Klippe gestürzt.

Einer ihrer persönlichen Mitarbeiter warf danach Djego ganz offen vor, daß dies niemals ein Unfall gewesen sein konnte. Von dem Mitarbeiter fehlte seit dem Tag jede Spur. Die Mutter der noch sehr jungen Frau starb aus Gram schon wenige Zeit nach dem Tod ihrer Tochter – sie konnte es einfach nicht ertragen, tatenlos mit ansehen zu müssen, dass weder die Behörden den Versuch machten, den Tod ihrer Tochter aufzuklären, noch sie selbst verhindern konnte, dass dieser Nichtsnutz Djego Stück für Stück den Besitz ihrer Familie verprasste, für den Generationen zuvor hart arbeiten mußten um alles aufzubauen und zu erhalten. Der Schwiegervater von Djego war nach all den Erlebnissen und dem erfahrenen Kummer geistig so verwirrt, dass er in eine Pflegeanstalt eingewiesen wurde. Das restliche Vermögen der Familie seiner Frau erhielt Djego dadurch, dass er sich für seinen Schwiegervater zum Vormund ernennen ließ. Ob er der Entscheidung des Arztes mit Gewalt oder durch Geld nachgeholfen hatte, konnte niemand beantworten.


Die Jahre vergingen, und keiner wagte es, noch irgend etwas über Djego zu sagen. Man wußte inzwischen, dass er eine große brutale Schlägertruppe um sich versammelt hatte, die stets dafür sorgte, dass die Behörden nichts von seinem Treiben, und dem seiner inzwischen erwachsenen Söhne erfuhren. Manchmal kam es vor, dass sie Wochenlang junge Mädchen auf seiner Farm gefangenhielten die er in der Aussicht auf Arbeit zuvor auf seinen Besitz gelockt hatte. Wenn sie endlich ihrem Martyrium entkamen, wagten sie es trotzdem nicht, jemand von den Erlebnissen und den dort erfahrenen Peinigungen zu erzählen.

Man munkelte sogar, dass selbst ein Regierungsbeamter, der aufgrund einer Anzeige des Vaters eines noch minderjährigen Mädchens gegen Djego und seine Söhne ermittelt hatte, plötzlich ebenfalls auf ominöse Art und Weise nach dem Betreten der Farm verschwunden war. Selbst eine intensive Suche durch die Polizeibehörde und eine Sonderermittlung der Staatsanwaltschaft hatte keinerlei Hinweise auf sein Verschwinden gegeben. Nachdem der Vater des Mädchens schwer misshandelt worden war, und man seiner Familie weitere härtere "Bestrafungen" angedroht hatte, nahm er die Anzeige über die Vergewaltigung seiner Tochter durch Alfonso, den Sohn Djegos, wieder zurück.

Recht oder Unrecht wurden allein durch die menschenverachtende Lebensweise von Djego bestimmt. Seine beiden Söhne standen ihm in dieser Verhaltensweise in nichts nach. Ihnen fehlte die Erziehung und auch die Zuwendung einer Mutter gänzlich. Sie hatten in ihrem Leben nur die Erziehung durch ihren Vater kennengelernt – dessen oberste Regel hieß: Du mußt dir nehmen was immer du willst, egal mit welchen Mitteln. Auch wußten sie, dass man mit Geld viele Dinge nach seinen Wünschen regeln konnte. Rücksicht auf andere war eine Schwäche – das hatte sie ihr Vater schon von frühster Jugend an gelehrt. Sie waren die uneingeschränkten Herrscher auf ihrem Anwesen – keiner konnte sich Ihnen entgegenstellen. Sie würden sich nicht wie ihr Onkel auf einer Farm zu Tode arbeiten, sie waren die Oberschicht und dazu bestimmt im Luxus zu leben, Arbeit war nur etwas für die einfältigen Bauern – sollte das dumme Pack doch die schweren Arbeiten verrichten und damit zufrieden sein, sie selbst waren auf jeden Fall zu etwas höherem bestimmt.


Mit Djego und seinen beiden Söhnen Alfonso und Ramin kamen auch einige seiner zwielichtigen „persönlichen Leibwächter“ mit auf die Farm von Don Juan Antonio. Er rief alle Arbeiter zusammen und ließ ihnen durch seine „Verwalter“ die neuen Arbeitsbedingungen mitteilen. Wer mit den neuen Reglements nicht einverstanden war, konnte gleich seine Bündel packen und die Farm verlassen. Unmissverständlich erklärten sie allen, dass ab sofort noch mehr als sonst gearbeitet werden mußte und auch für die Hüttenwohnungen jetzt die allgemein übliche hohe Miete verlangt wurde. Resigniert ergaben sich die meisten in ihr Schicksal. Wohin sollten sie auch gehen. Arbeit zu finden war heute sehr schwer, besonders für die schon älteren gab es keine Alternativen, außer die neuen Bedingungen schweren Herzens zu akzeptieren. Während Don Juan Antonio den älteren Farmarbeitern nur noch die leichteren Arbeiten zugewiesen hatte, nahm der neue Besitzer des riesigen Anwesens keinerlei Rücksicht auf den gesundheitlichen Zustand der Arbeiter. Wer nicht mehr voll arbeiten konnte, hatte auf seinem Anwesen nichts verloren. Es gab genug Arbeitsuchende mit denen man eine freie Stelle schnell wieder besetzen konnte.
Als Don Juan Antonio noch gelebt hatte, waren seine Mitarbeiter gerne ihrer täglichen Beschäftigung nachgegangen - jetzt hatte jeder das Gefühl, wie vor hundert Jahren in Sklavenarbeit dienen zu müssen.


Carmelita sah mit wachsender Besorgnis, dass der "Erbe" des Landgutes mit seiner Sippschaft außer vom Geldausgeben nichts von einer sinnvollen Farmwirtschaft verstand. Der verprasste das Geld schneller, als es durch mühsame Arbeit erwirtschaftet werden konnte. Großzügig ließ er viele lebensfreudige "Damen" auf seinem Anwesen wohnen. Man brauchte erst gar nicht fragen, welchem Beruf oder Gewerbe diese aus der Großstadt kommenden jungen Frauen zuvor nachgegangen waren. Für Geld taten sie alles um die Gunst der reichen Farmbesitzer zu erhalten. Manchmal dauerten die ausschweifenden Orgien die ganze Nacht. Wenn die "Herren" der Farm dann am nächsten Tag mißgelaunt aufgrund der Nachwirkung des übermäßigen Alkoholgenusses meist erst in der späteren Mittagszeit erwachten, ließen sie ihre Wut an den im Haus arbeitenden Angestellten aus. Ihr Ideenreichtum an Schikanen schien kein Ende zu kennen. Ihrer eigentlichen Aufgabe, die Farm zu führen, kamen sie in keiner Weise nach. Hätten die Farmarbeiter nicht selbst die Einbringung der Ernte organisiert, die Früchte wären auf den Feldern verdorrt. Carmelita hatte inzwischen vollständig die Führung der Geschäftsbücher übernommen. Leider wurde es immer schwieriger, die Löhne der Farmarbeiter zu bezahlen, denn die Geldentnahmen der neuen Herren auf dem Gut überstiegen bei weitem die zugebuchten Erlöse für die Ernte.

Der jüngere der beiden Söhne von Djego war mit seinen 26 Jahren anscheinend noch der vernünftigste der drei neuen Farmbesitzer und hörte sich zumindest doch die sorgenvollen Ahnungen über den Fortbestand der Farm von Carmelita an. Sie versuchte ihm zu erklären, dass wenn sein Vater das Geld weiterhin mit beiden Händen so unüberlegt zum Fenster hinauswarf, würde die Farm sehr bald vor dem Ruin stehen. Seltsamerweise wurde er nach diesem Gespräch nicht einmal wütend darüber von einer „Bediensteten“ in die Schranken gewiesen zu werden, sondern im Gegenteil ob ihrer Befürchtungen eher sehr nachdenklich. Carmelita äußerte laut ihre Sorgen um die Zukunft der vielen armen Farmarbeiter und ihren Familien. „Ja, da scheinst du ganz recht zu haben“, sinnierte Ramin nach einer kleinen Denkpause leise vor sich hin. In seinem Gesicht glaubte Carmelita zu erkennen, dass er sich offensichtlich jetzt wirklich Sorgen machte als sie ihm die finanzielle Situation erklärte. War er vielleicht doch ein wenig mit mehr „Herz“ ausgestattet als sein Vater und Alfonso, sein 27 jähriger Bruder und dachte wirklich an das Schicksal der Arbeiter? Als er sah, dass Carmelita anscheinend durch sein Verhalten Hoffnung schöpfte, bestärkte er sie in dem Glauben, für die Situation der Arbeiter einzustehen. In Wirklichkeit waren ihm die Arbeiter so egal wie nutzloser Staub – er machte sich eher ernsthafte Gedanken darüber, wie man die ausschweifenden Feste finanzieren konnte, wenn das ganze Geld verprasst war. „Ich werde mich bei meinem Vater für die Arbeiter einsetzen“, versprach er Carmelita. Jetzt konnte man neue Hoffnung schöpfen – vielleicht gelang es Ramin, seinen Vater von der Notwendigkeit einer sinnvollen Wirtschaftsführung zu überzeugen. Ramin ging zu seinem Vater um ihm von dem Gespräch zu erzählen. Belustigt darüber, dass diese dumme Carmelita tatsächlich dachte, dass er sich für das nichtsnutzige Pack von Arbeitern einsetzen würde, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er den Raum seines Vaters betrat. „Lassen wir die blöde Kuh doch in dem Glauben, dass wir ihren Arbeitern helfen wollen – vielleicht arbeiten die dann noch mehr und wir verdienen mit ihnen noch mehr Geld“, machte dieser belustigt einen Vorschlag. „Diese Carmelita ist zwar eine naive Pute, sieht aber verdammt gut aus“, meinte Ramin nachdenklich. Sein Vater grinste hämisch: „Wenn die meint, dass du ihr helfen willst, dann kannst du sie vielleicht umsonst vernaschen“. „Pass aber auf, dass dich die Wildkatze nicht beißt“, fügte er noch spottend dazu. Mit Freude bemerkte er, dass er mit seinem Spott Ramin jetzt so richtig ärgerlich gemacht hatte. Das wäre die erste Frau, die er nicht bekommen würde, dachte sich Ramin, als er den Raum verließ und wütend die Tür hinter sich zuschlug. Als er auf dem Gang seinen Bruder traf, meinte dieser auch nur spöttisch: „Na, hat dir unsere Hausangestellte gezeigt wo es langgeht?“ Er hatte die Unterhaltung mitbekommen und freute sich immer, wenn er seinen jüngeren Bruder in Rage bringen konnte. Nur wenn sie etwas größeres ausheckten hielten sie wie Pech und Schwefel zusammen. Egal was sie bisher auch angestellt hatten, ihr Vater hatte jedesmal alles mit Bezahlung von Schmiergeldern geregelt. Viele der Beamten standen in ihrer Schuld oder hatten schon einmal Gelder angenommen und konnten deshalb nichts mehr gegen sie unternehmen. Nur einmal hatten sie erlebt, dass sich ein ermittelnder Beamter durch keine noch so hohe Summe Geld bestechen ließ. Aber auch diese Schwierigkeit hatten sie geschickt gemeistert – den hatten bestimmt inzwischen die Geier gefressen. Alfonso sah oft im Spiegel auf die lange Narbe an seinem Hals – sie erinnerte ihn immer daran, wie sich der doch recht kräftige Ermittlungsbeamte gewehrt hatte, als er von ihm und seinem Bruder über die Klippe gestoßen wurde. Dort unten würde nie jemand seine Überreste entdecken.


Als sie ihrem Vater damals die Art und Weise, wie sie das Problem mit dem lästigen Ermittler gelöst hatten, stolz schilderten, hatte der seltsamerweise nur gemeint: „Ja, diese Klippe ist ideal um sich unbequemer Sorgen zu entledigen. Wer da hinabstürzt belästigt niemand mehr“. Was sie allerdings nicht wissen konnten, war die Tatsache, dass der Ermordete noch einen jüngeren Bruder hatte, der auch im Dienst einer Spezialeinheit stand und sich vornahm, das Verschwinden seines Bruders auf jeden Fall aufzuklären. Er hatte geschworen, dass er diejenigen, die seinem Bruder etwas zugefügt oder angetan hatten, finden und bestrafen würde. Da sein Bruder ganz offensichtlich bei Ermittlungen auf dem Land von Djego Esteban de Vargas plötzlich verschwunden war, nahm er an, dass ihm dort etwas Schlimmes zugestoßen war. Allerdings war er klug genug, dieses Land nicht allein zu betreten solange sich die Schlägertypen von Djego dort aufhielten.


Es war Djego ein richtiger Dorn im Auge, dass er nichts gegen Carlos und dessen Familie unternehmen konnte um ihn von dem Stück Land, das ihm Don Antonio verkauft hatte, vertreiben zu können. Wie wenn Don Antonio geahnt hätte was die Zukunft bringen würde, hatte er die Besitzurkunden und das Wegerecht notariell bei einer renommierten Kanzlei dokumentieren lassen. Er hatte die Familie des Notars sehr gut gekannt und wusste, dass sie als absolut unbestechlich galt. Auch wagte es keiner, nicht einmal der hartgesottenste, dieses Land zu betreten. Jeder wußte, wie gefährlich die dort lebenden Giftschlangen waren - so viel Geld konnte niemand bezahlen um zu erreichen dass jemand sein Leben wagte. Ausserdem arbeitete die Tochter von Carlos auf dem Landgut und bis jetzt hatten sie dank ihrer geschickten Wirtschaft und Buchführung ein sehr bequemes Leben geführt. Also lies man notgedrungen die Familie da Silva in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen solange daraus der Nutzen größer war als das Ärgernis, die Anwesenheit der Familie in ihrer Nähe dulden zu müssen.


Ramin verstand es sehr geschickt, bei Carmelita den Eindruck entstehen zu lassen, dass er sich für die Belange der Arbeiter bei seinem Vater mit Erfolg eingesetzt hatte. Nicht ahnend, dass Ramin mit seinem Bruder Alfonso gewettet hatte, Carmelita in dem nächsten Monat „herumzukriegen“ nahm sie seine Einladung zu einem privaten Treffen an. Erst als sie die betäubende Wirkung durch den Genuß eines Glases Weins spürte, wurde ihr bewußt, dass der seltsam bittere Geschmack vermutlich von einem dem Wein beigemischten Betäubungsmittel herrührte. Ohne sich wehren zu können während ihr Ramin die Kleider vom Körper riss, erkannte sie mit dem letzten klaren Gedanken panisch, dass sie von Ramin anstatt einem freundschaftlichem Treffen, gnadenlos vergewaltigt wurde. Sie wußte nicht, wieviel Stunden vergangen waren als sie wieder zu Bewußtsein kam und ein nie gekannter Schmerz ihren gesamten Körper durchzuckte. Viele blaue Stellen zeugten von der Brutalität Ramins. Im Nebenraum waren die Stimmen von Djego und seinen beiden Söhnen zu hören. Sie unterhielten sich lautstark über die Tat Ramins und wie er es dieser widerspenstigen und vorwitzigen dummen Pute gezeigt hatte. Nur schnell weg aus diesem Haus – war der erste Gedanke Carmelitas als sie dieses Gespräch belauschte. Solange die drei in dem Nebenraum meinten, dass sie noch immer betäubt war, konnte ihr die Flucht vielleicht gelingen. So schnell sie konnte schlüpfte sie in die völlig zerrissenen Kleider und schlich leise aus dem Haus. Obwohl sie den Schmerz an ihren Beinen spürte, als sie durch das von dem am Tag ausgedorrte harte Gestrüpp lief, rannte sie immer weiter. Nur schnell weg von hier – zwang sie sich dazu, immer weiter und weiter zu laufen. Inzwischen hatten die drei vom Clan der Vargas bemerkt, dass Carmelita aus dem Haus geflohen war. Das würde einen Spaß geben, sie da draussen mit dem Jeep zu jagen. Schnell informierten sie ihre Schlägertruppe über die stattfindende kleine Jagd. Als Gipfel der Menschenverachtung setzten sie einen Preis für denjenigen aus, der die Entflohene als erster entdecken würde. Aber sie sollten sie auf jeden Fall lebend zurückbringen – schließlich war Ramin nicht der Einzigste, der seinen Spaß mit ihr haben wollte. Obwohl Carmelita sich schon weit vom Haus entfernt hatte, hörte sie, wie der Jeep gestartet wurde. Sie kannte sich auf dem Gut allerdings bestens aus und wußte, wo man sich ohne entdeckt zu werden hier draussen verbergen konnte. In etwa 300 Meter Entfernung gab es einige Höhlen, wo sie sich als Kind beim Spielen mit den anderen immer mit Erfolg versteckt hatte. Sie hatte den Eingang zu diesen Höhlen gerade erreicht, als sie das Geräusch des Motors vom herannahenden Jeep Djegos und seiner Söhne hörte. Hoffentlich hatten sie sie nicht gesehen, als sie sich in dem Eingang verkrochen hatte. Gottseidank, sie fuhren an dem Höhleneingang vorbei – vermutlich glaubten sie, dass sie sich aus Angst vor den Schlangen niemals in diese Höhlen hineingewagt hatte. Als ein zweiter Jeep sich näherte, hörte sie die grölenden Stimmen der „Leibwächter“ von Djego und wie sie sich darüber unterhielten, was sie mit ihr alles anstellen würden, wenn sie sie erwischen würden. Das Motorengeräusch entfernte sich wieder von dem Höhleneingang aber sie wagte sich trotzdem nicht ins Freie. Sie wußte, dass die nächste Stelle, wo sie sich verstecken konnte, mehr als einen Kilometer entfernt lag. Mühsam unterdrückte sie das Zittern ihres Körpers – erst jetzt zeigten sich die Auswirkungen der Vergewaltigung und ihrer anschließenden hastigen Flucht. Sie mußte sich zur Ruhe zwingen, als sie jetzt wieder das näherkommende Motorengeräusch der beiden Jeeps vernahm. Jetzt fuhren sie gleich wieder an der Höhle vorbei, dann konnte sie ihre Flucht fortsetzen. Nein, genau vor dem Eingang der Höhle hielten sie die Jeeps an. Was sollte sie jetzt tun. So weit sie konnte, drängte sie sich weiter in das Innere der immer schmäler werdenden Höhle. Inzwischen waren die Verfolger aus ihren Fahrzeugen geklettert. Carmelita hörte ihren Namen rufen. „Los komm heraus, wir wissen, dass du dich da drinnen versteckt hast“, rief Ramin hämisch. Mühsam unterdrückte Carmelita das Zittern ihres Körpers um sich nicht zu verraten. „Komm jetzt endlich aus deinem Versteck oder wir werden dich dazu zwingen“, forderte er noch einmal wütend. „Vielleicht ist sie doch nicht in der Höhle, und während wir hier dumm herumstehen, wird ihr Vorsprung immer größer und wir erwischen sie deshalb nicht mehr“, lenkte einer der Häscher ungeduldig ein. „Also gut, machen wir jetzt ein paar Schießübungen auf die Schlangen in der Höhle“, forderte einer so laut, dass es Carmelita auf jeden Fall hören mußte, wenn sie sich in der Höhle befand. Hineinzugehen traute sich keiner – wegen der vermuteten Schlangen. Carmelita hörte, wie sie Ihre Gewehre entsicherten und dachte mit Panik daran, dass sie vielleicht doch Ernst mit ihrer Warnung machen könnten. Nein, das da draussen waren zwar alles brutale und hartgesottene Burschen, aber so weit zu gehen, auf ein wehrloses Mädchen zu schießen, so weit würden sie bestimmt nicht gehen. Der peitschende Knall eines Schusses belehrte sie eines besseren. Sie fühlte einen kräftigen Schlag gegen ihren Körper. Seltsam, sie spürte nur einen dumpfen Schmerz in ihrer Schulter, war aber offensichtlich von der Kugel voll getroffen worden. Die Geräusche um sie herum rückten plötzlich in weite Entfernung. Ihr wurde schwarz vor den Augen und sie versuchte sich verzweifelt an den Felswänden festzuhalten während ihr die Kniekehlen einknickten und ihr Körper auf den Boden sank. Kurz bevor sie das Bewußtsein verlor, fühlte sie an ihrem Fuß noch einen kurzen stechenden Schmerz, während der Knall des Schusses, mit dem diese Kugel abgegeben worden war, fast nicht mehr in ihr Bewußtsein drang.


Wie lange sie ohnmächtig auf dem Boden gelegen hatte, wußte sie nicht zu sagen. Das taube Gefühl in Ihrem rechten Bein und der pochende Schmerz in ihrer Schulter erinnerte sie daran, dass sie von den Gewehren zwei mal getroffen worden war. Erst jetzt wurde ihr bewußt, dass die klebrige Feuchtigkeit an ihren Händen und an ihren Kleidern ihr eigenes Blut war. Mühsam schleppte sie sich zum Ausgang der Höhle. Draussen war es schon fast vollständig dunkel. Von der Verbrecherbande war keine Spur mehr zu sehen. Das Haus ihrer Eltern war mehr als vier Kilometer vom Standort der Höhle entfernt. Fast schrie Carmelita vor Schmerz auf, als sie versuchte sich an der Felswand hochzuziehen um auf ihre Beine zu stehen. Ein Streifschuß hatte ihr rechtes Bein aussen durchschlagen und aus der Wunde sickerte immer noch Blut, obwohl sich schon eine große Kruste aus getrocknetem Blut gemischt mit dem Staub der Höhle um die Wunde herum gebildet hatte. Sich auf einen verdorrten Ast stützend schleppte sie sich Meter um Meter vorwärts. Carmelita hatte die ihrer Familie nachgesagte Eigenschaft des eisernen Willens von ihrem Vater geerbt und zwang sich immer wieder, ihren Körper aufzurichten und weiterzuschleppen, wenn sie durch den Blutverlust wieder und wieder in die Knie gezwungen wurde. Die letzte Strecke zu dem Haus ihrer Eltern schleppte sie sich auf allen Vieren kriechend weiter, aber sie mußte es unbedingt erreichen. Als ihre Mutter das leise Stöhnen vor der Türe hörte und diese öffnete, blieb ihr vor Schock fast das Herz stehen. Blutverschmiert lag ihre Tochter mehr tot als lebend zusammengekrümmt auf der Treppe. Sofort alarmierte sie die Brüder von Carmelita und Carlos ihren Vater. Sie trugen sie ins Haus, konnten aber nicht erfahren, was mit Carmelita passiert war, denn durch die Anstrengung der Flucht und den Blutverlust war diese inzwischen ohnmächtig geworden. Sie wies überall an den Beinen, den Armen und an ihren Händen Schnitt- und Rißwunden auf, die von dem dornigen Gestrüpp, durch welches sie zuvor gekrochen war, herrührte. Carlos sah sofort, dass der Körper seiner Tochter offensichtlich zwei Schußwunden aus einem Gewehr aufwies.


Während die Mutter von Carmelita die Wunden notdürftig versorgte, lief ihr Bruder Jose sofort los, um einen Arzt zu holen. Es dauerte fast zwei Stunden, bis er mit dem Dorfarzt und in Begleitung von zwei Polizeibeamten zurückkam. Er hatte dem Arzt die Art der Verwundung geschildert, und dieser hatte gleich die Behörde informiert. Der Arzt reinigte zuerst die Wunden, legte einen Verband an und gab seiner Patientin ein Schmerzmittel. Nach der Impfung gegen Wundstarrkrampf und einer eingehenden Untersuchung informierte er die Familie über den Zustand von Carmelita. Hatte es die Familie zuvor schon sehr geschockt, dass Carmelita zwei Schußverletzungen abbekommen hatte, so wurde dies jetzt um ein vielfaches übertroffen, als sie von dem Arzt erfuhren, dass ihre Tochter ganz offensichtlich zuvor auf brutalste Art und Weise vergewaltigt worden war. Einer der Beamten wurde bei dieser Feststellung sofort äußerst hellhörig. Er gehörte einer Sonderermittlungsbehörde an, bei der gerade hier in diesem Distrikt schon einige solche Fälle gemeldet worden waren. Aber nicht nur diese Fälle erregten seine Aufmerksamkeit, er hatte ein besonderes persönliches Interesse zu erfahren wer hier sein Unwesen trieb – er war immer noch dabei, das Verschwinden seines Bruders hier in diesem Gebiet aufzuklären. Meistens traf er bei den Menschen in diesem Gebiet auf eine Mauer des Schweigens. Die meisten hatten ganz einfach Angst vor den Folgen, wenn sie mit den Behörden kooperierten. Auf jeden Fall nahm er die zerrissenen Kleider von Carmelita mit – in den Polizeilabors konnten vielleicht Spuren von ihren Peinigern entdeckt und damit Beweise gesichert werden. Aus Erfahrung wußte er allerdings, dass die Betroffenen und die Familien der Opfer nach so einer Tat von den Tätern so eingeschüchtert wurden, dass sie auf eine Anzeige oder Aussage verzichteten. Aus diesem Grund rief er per Funk seine Dienststelle an und forderte weitere drei Mann Einsatzpersonal an, um das Haus der Familie da Silva zu bewachen bis er eine Aussage von Carmelita bekam. Der Fahrer der die Beamten zu dem Haus fuhr, nahm bei der Rückfahrt gleich die Gegenstände für die Laboruntersuchung mit.


Es war schon fast am frühen Morgen, als der Ermittler meinte, einen herannahenden Jeep gehört zu haben. Allerdings schien es doch ein Fehlalarm zu sein, denn das Motorengeräusch entfernte sich kurz danach wieder. Es bestand aber auch durchaus die Wahrscheinlichkeit, dass die Täter die drei Wachen vor dem Haus entdeckt hatten, und deshalb schnell wieder umgekehrt waren.

Carmelita fühlte sich am Morgen schon etwas besser. Die Schmerzmittel zeigten gute Wirkung und die mobile Infusion hatte den Blutverlust ein wenig kompensiert. Sie war gerade wach geworden, als der Arzt wieder im Haus der da Silvas eintraf um nach seiner Patientin zu sehen. Er gab auch dem Ermittlungsbeamten die Erlaubnis, Carmelita zu dem Vorfall zu befragen – allerdings solle er berücksichtigen, dass die Patientin noch immer unter Schock stand, und deshalb viel Ruhe benötigte. Mit Tränen in den Augen erzählte ihm Carmelita, wie sie in gutem Glauben die Einladung von Ramin angenommen hatte und dann von ihm betäubt und brutal misshandelt worden war. Der Beamte hatte bestimmt schon die schlimmsten Dinge gesehen und gehört, aber dass auf eine wehrlose junge Frau wie auf ein Kaninchen nur so zum Spaß mit Gewehren geschossen worden war, das schockierte selbst ihn. Wie brutal mußte so ein Mensch sein, sein Opfer verblutend in einer Höhle seinem Schicksal zu überlassen? Sein Gefühl sagte ihm, dass wenn sein Bruder bei seinen Ermittlungen auf diese Verbrecher gestoßen war, sie mit Sicherheit etwas mit seinem Verschwinden zu tun hatten. Carmelita konnte ihm allerdings über so einen Vorfall keinerlei Auskünfte geben. Sobald sie transportfähig war, würde man sie in das Krankenhaus in der Stadt bringen. Dort konnte man ihre Wunden besser behandeln und sie war auch vor den Übergriffen dieser Verbrecher besser geschützt.


Erwartungsgemäß hatte der Besuch mit den Beamten auf der Farm Djegos keinen Erfolg. Sein Sohn Ramin war angeblich mit unbekanntem Ziel verreist – wer genau auf Carmelita geschossen hatte, hatte sie nicht mit Sicherheit aussagen können. Auf der Farm gab es selbstverständlich keine Gewehre – wer so einen Unsinn behauptete, müßte man eigentlich anzeigen – forderte Djego in einer unverschämten Art und Weise, die dem Ermittlungsbeamten klarmachte, dass er es hier mit sehr ausgekochten Verbrechern zu tun hatte. Ohne Beweise konnte selbst er nichts unternehmen.


Nach vier Tagen konnte Carmelita in das städtische Krankenhaus verlagert werden. Ihre Wunden würden gut verheilen und es war vorauszusehen, dass keine Schäden zurückblieben. Die seelischen Wunden konnte allerdings kein Arzt der Welt heilen – diese Narben blieben meist ein ganzes Leben lang. Der Ermittlungsbeamte kam sehr oft auf Besuch zu Carmelita ins Krankenhaus. Im Labor hatte man an ihren Kleidern festgestellt, dass sie nicht nur von Ramin misshandelt worden war, sondern mindestens noch zwei andere Personen beteiligt gewesen sein mußten. Leider konnte sie sich aufgrund ihrer Betäubung nur noch an die Tat von Ramin erinnern. Allerdings war sie sich ziemlich sicher, dass es die Stimme von Alfonso, dem anderen Sohn von Djego, gewesen war, als sie die Drohung, dass sie in die Höhle schießen würden, gehört hatte. Manchmal besuchte sie Rolando, der Ermittlungsbeamte, auch nur, um sich über ihren Genesungszustand zu informieren oder sich mit ihr privat zu unterhalten. Er fand, dass Carmelita eine sehr intelligente anziehende junge Frau war und fühlte sich irgendwie zu ihr hingezogen. Im Verlauf eines dieser privaten Gespräche erzählte ihm Carmelita von ihrer jahrelangen Tätigkeit auf der Farm unter der Leitung des Vorbesitzers und wie die Erben dann die Geschäftskonten innerhalb kurzer Zeit geplündert hatten. Sie hatte ein ungewöhnlich gutes Gedächtnis und erinnerte sich an jede einzelne Kleinigkeit zurück. Dieser Djego hatte Unsummen an Geldern an hohe Regierungsbeamte überwiesen, die selbst über ein hohes Einkommen verfügten, und andererseits in keiner gegenseitigen Geschäftsverbindung mit der Familie Esteban de Vargas standen. Sie hatte nie verstanden, wie jemand solche Summen ausgeben kann, ohne einen Nutzen davon zu haben. Rolando notierte sich die Buchungsnummern auf – vielleicht konnte er einen Hinweis finden, welchem Zweck diese Gelder gedient hatten. Eine entsprechende Recherche mit dem Computersystem seiner Behörde ergab eine kleine Sensation. Jedesmal wenn auf eine dieser Nummern ein Betrag überwiesen worden war, konnte kurz danach in einer zugehörigen Behörde eine Personelle Umbesetzung registriert werden, die logisch nicht nachvollziehbar erschien. Offensichtlich hatte Djego mit viel Geld nachgeholfen, dass seine Straftaten oder die seiner Söhne jedesmal dadurch vertuscht wurden, dass der zuständige Beamte zu aller Unverständnis kurz vor einem Ermittlungserfolg von seiner Aufgabe entbunden und durch einen völlig ungeeigneten Kollegen abgelöst wurde. Rolandos Vermutung wurde bei seinen weiteren Ermittlungen bestätigt. Der neu eingesetzte Kollege hatte seltsamerweise jedesmal gleich zu Beginn seines Amtsantritts ein reichlich gefülltes Bankkonto. Auch sein Bruder hatte kurz vor seinem Verschwinden sich wütend darüber geäußert, dass er kurz vor dem Ermittlungserfolg von einem völlig unerfahrenen Kollegen abgelöst werden sollte, obwohl dieser die Polizeiprüfung erst im dritten Anlauf geschafft hatte. Rolando wußte jetzt mit absoluter Sicherheit, wer die Mörder seines Bruders waren – er mußte nur noch die Beweise finden, um diese Verbrecher ein für allemal hinter Schloß und Riegel zu bringen und ihrem Treiben dadurch ein Ende zu setzen.


Da Carmelita nicht mehr auf die Farm zurückgehen konnte, besorgte Rolando ihr in der Stadt eine kleine Wohnung. Ein Freund von Ihm hatte eine gut gehende Firma die Kleider verkaufte und suchte schon seit geraumer Zeit einen tüchtigen Mitarbeiter für die Buchführung und Organisation der Bestellungen. Als Carmelita dort einige Wochen auf Probe arbeitete, bekam sie eine feste Anstellung, denn sie war bei den Arbeiten in der Buchführung äußerst geschickt und ihr Organisationstalent übertraf bei weitem die Vorstellungen des Firmenbesitzers.

Die Wunden, verursacht durch die Flucht vor ihren Peinigern waren inzwischen schon vollständig verheilt – lediglich zwei Narben zeugten noch von den Schußverletzungen.

Die Nachricht, dass ihre Familie von „Unbekannten“ nachts in ihrem Haus überfallen worden waren, traf Carmelita wie ein Schock. Während drei ihrer Brüder schnell genug aus dem Haus fliehen konnten, war ihre Mutter und ihr Vater, der ihr helfen wollte, bei dem Anschlag schwer verletzt worden. Von Jose, dem ältesten fehlte jede Spur – ihn hatten die Täter mit unbekanntem Ziel gewaltsam verschleppt. Das Haus war durch das gelegte Feuer bis auf den Grund vollständig niedergebrannt. Die hinter dem Haus liegenden Felder hatten die Täter völlig verwüstet und die gesamte Ernte vernichtet. Als sie ihre Eltern im Krankenhaus besuchte, hatte ihr Vater dicke Bandagen um beide Arme und saß am Bett seiner Frau. Obwohl er versuchte sie zu trösten, weinte Karmen leise, während die Tränen über ihre Wangen liefen und in die weisen Lacken des Krankenhausbettes fielen. Sie hatte an beiden Armen schwere Verbrennungen davongetragen die mit einem speziellen Kühlgel bedeckt waren. Auch ihre Beine schienen Verletzungen abbekommen zu haben denn auch sie waren mit Bandagen verbunden worden. So resigniert hatte Carmelita ihre Mutter noch nie erlebt. Nicht nur, dass ihr gesamtes Lebenswerk durch die Brandstifter in einer Nacht vernichtet worden war, nein, auch ihr ältester Sohn war von den Verbrechern mitgeschleppt worden und wurde vermutlich gerade jetzt von ihnen misshandelt. Wie sollte es jetzt weitergehen. Sie hatten bestimmt schon einige Schicksalsschläge in ihrem Leben erlebt, aber so ausweglos wie jetzt war ihre Situation noch nie gewesen. Carmelita versuchte ihre Mutter ein wenig zu beruhigen. Ihre Mutter war immer sehr stark gewesen. Damals, als die Bank ihr Sparkonto entwertet hatte – ihre Mutter hatte allen Mut gemacht, nochmals von vorne zu beginnen – und es hatte funktioniert. Dass sie jetzt so verzweifelt und resigniert war, passte überhaupt nicht zu ihr. Erst jetzt erfuhr Carmelita, dass die Täter das Haus nicht einfach angezündet hatten – nein, sie hatten kleine Stangen mit Sprengstoff durch die Fenster ins Haus geworfen und ihre Mutter war von einer dieser Explosionen so getroffen worden, dass die Wirbel ihres Rückens zerschmettert worden sind – sie konnte nie mehr laufen weil ihre Beine für immer gelähmt bleiben würden. Als Carmelita diese schrecklichen Tatsachen erfuhr, konnte auch sie nicht mehr verhindern, dass sie anfing zu weinen. Wie konnte jemand so etwas ihrer Familie antun? Rolando, der sie zum Krankenhaus begleitet hatte, fielen da sofort drei bekannte Namen ein. Leider war es wie immer: keiner hatte etwas konkretes gesehen. Ohne Beweise war nichts zu machen.


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