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Pets - Kapitel 8: Schrecken, Tod und ein geklautes Butterbrot - von MangaEngel, 02.01.2008
Lieber Pethalter,
zunächst möchte ich ihnen danken, dass sie dieses Rundschreiben nicht weggeworfen haben, sondern zunächst erst einmal dies hier lesen und sich so schonmal als verantwortungsbewusster Pethalter zeigen. Denn leider kommt es mehr als häufig vor, dass ein Brief mit dem Aufdruck „Pet GmbH“ einfach weggeworfen wird, egal, ob darin ein Gewinnspiel für Petzubehör, ein Rundschreiben wie dieses oder eine Verwarnung ist. Doch wenn sie sich das hier durchlesen, so hoffe ich, dass sie diesen Zettel auch nicht wegwerfen, wenn sie ihn zuende gelesen haben. Vielleicht betrifft sie nicht, was hier stehen wird, doch vielleicht wissen sie auch, was ich meine, sei es als neutrale Person, als Opfer oder als Täter – wovon ich letzteres nicht hoffe. Mir geht es um den Zustand, der momentan auf diesem Planeten herrscht. Vielleicht werden sie denken, dass doch alles bestens ist. Durch unsere heutigen Möglichkeiten, die DNA von jedem Lebewesen beliebig zu nutzen, hat unsere Welt noch schöner und leichter gemacht als zuvor. Aussterbende oder ausgestorbene Rassen gibt es nicht mehr, die Slums, aus der unsere heutigen Pets stammen, wurden zerstört und sind nun riesige Pflanzenreservate. Die ehemalig mehr und mehr schrumpfenden Urwälder wachsen und gedeihen und in ihnen alle Tierarten dieser Erde. Die Technik in Form von Robotern und Computern nehmen uns fast alle Arbeit ab (schließlich ist dieser Brief nicht von mir handgeschrieben, nicht wahr?) und selbst die Personen mit dem niedrigstem Gehalt können sich im Gegensatz zu früher problemlos einen Neuwagen leisten, was das Wort „Kredit“ schon fast lächerlich aussehen lässt. Die Welt sieht rosig aus. Oder?
Das denken sie vielleicht, wenn sie morgens aus dem Fenster in die glänzende Sonne sehen. Doch ich sehe die Morgensonne schon nicht mehr. Denn ich mache unwahrscheinlich viele Überstunden – freiwillig – allein, um die ganzen Anzeigen zu sortieren. Denn jeden Tag kommen allein aus einem Land dieser Erde um die zehn Anzeigen zu mir, weil jemand sein Pet schlecht behandelt hat. Ich rede hier nicht davon, dass er vergessen hat, es zu füttern oder ihm einen Klaps gegeben hat, weil es sich eine Wurst geschnappt hatte. Ich rede von den wirklichen Straftaten, die niemand verdient: Prügel, Vergewaltigungen, Mord, Drohung, Entführung und vieles mehr. Die Liste ist lang und ich denke, sie können sich selbst ausrechnen, wie viele Anzeigen ich ungefähr bekomme bei allein 193 vollständig anerkannten Staaten (von den Anderen ganz zu Schweigen). Ich tue das nicht selbst, weil ich kein Geld für eine Sekretärin habe oder extreme Langeweile, sondern weil ich aktuell bleiben will. Und es schockiert mich zutiefst, dass selbst beim Anziehen der Strafen und der Überwachung die Anzeigen nicht abnehmen. Und das ist im Grunde einfach nur noch eine traurige Geschichte. Wenn sie zu denen zählen, die ich zu Beginn als Täter bezeichnet habe, so werden sie spätestens jetzt wohl lachen, da sie Pets für minderwertig halten. Und das macht mich nur noch trauriger wie auch viele Andere – und mit Andere meine ich nicht die Pets, auch, wenn sie die Hauptopfer sind. Die Pet GmbH und mit ihr alle Pets sind zum Menschenschutz entstanden: man wollte Menschen vor dem sinnlosem Sterben retten. Jeder von ihnen hat es sicher mal gelesen, gehört oder kennt es sogar noch aus der Zeit, wo das Ganze sogar täglich im Fernsehen lief: hungernde Menschen, kranke Menschen, Menschen, die an Dingen sterben, die auf leichteste Art zu verhindern wären. Schon seit Jahren ist auf der Erde ein Übervorrat an Nahrungsmitteln da, doch Menschen hungerten. Die Medizin schaffte Wunder bei Krebs und schwersten Verletzungen, doch Menschen starben an harmlosen Erkältungen. Für diese Menschen wurden die Pets geschaffen, für diese Menschen, damit sie ein Leben führen können, dass auch nur halb so gut ist wie zuvor, wo Nahrung, Medizin, ein Haus und ein wenig Liebe nichts war, wofür man erst tagelang betteln musste. Doch irgendwelche Menschen da draußen denken offenbar, dass sie nur deshalb existieren, damit man sie benutzen kann wie eine Maschine. Sie glauben, sie sind gefühllos wie eine Pflanze und halten sie für so begrenzte Denker wie ein Tier. Doch Pets sind menschlich!
Sie stammen vom Menschen direkt ab und ausser ein paar Veränderungen sind sie es immer noch! Wir haben bereits versucht, den freien Willen der Pets stärker zu machen, damit sich die Pets auch widersetzen, wenn man ihnen Unrecht tun. Das Ergebnis war, dass ein Pet im Affekt seinen Halter sowie dessen Familie ermordet hat, weil diese auf es eingetreten haben, bis es die Kontrolle über sich verlor und dem Mann, der Frau, sowie den zwei Kinder im Alter von 14 und 17 einen tödlichen Biss in den Nacken gab. Zudem beschwerten sich viele Pethalter, dass ihre Pets zu störrisch und egoistisch wären, unter Anderem Pethalter, die bereits ein Pet hatten und dieses auch ohne eine einzige Verwarnung aufgezogen hatten. Dadurch stieg die Zahl der Pets, die ausgesetzt wurden, was eine Häufung an Diebstählen durch Pets zur Folge hatten und oft verhungerten oder erfroren diese auch einfach irgendwann. Wir hatten die Kontrollen angezogen und das Ergebnis war, dass die Taten extremer wurden und zudem immer mehr verheimlicht. Wir verleiteten die Täter anscheinend dazu, sich Tricks auszudenken, an uns vorbeizukommen. Die Entscheidung, Pets nicht auszurotten, sondern zu züchten, war mir sehr schwer gefallen. Denn ich hätte problemlos für das Auslöschen jener Art von Wesen sorgen können. Schließlich kommen immer Menschen aus einer Verbindung zwischen Pet und Mensch hervor. Dennoch hat sich die Pet GmbH dazu entschieden, die Pets zu züchten und so auf Dauer zu erhalten. Es entstehen immer noch Pets auf den eigentlichen Weg, doch viele Pethalter erfreuen sich jetzt schon an Petwelpen, Jungtieren, Babys, wie auch immer man sie betiteln könnte. Wir sind im Grunde gefangen in einer Sackgasse. Solange wir weiter Pets erschaffen und verkaufen, werden die Straftaten vermutlich niemals enden, doch sollten wir stoppen, würden wir am Ende mit einem Schwarzmarkt, mit unnötig teuer verkauften Pets und dem Widerspruch zu unserem Schwur, nie ein Lebewesen aussterben zu lassen, einen harten Kampf haben. Insofern können sie sich vermutlich denken, dass es immer wieder zu Maßnahmen kommen wird, die sie als vielleicht vollkommen unschuldiger Pethalter unfairerweise trifft. Doch bitte beachten sie, dass wir einfach versuchen, eine wirklich faire Welt erschaffen wollen. Und wenn sie das auch möchten, so erhoffe ich mir Verständnis ihrerseits.
Ein erster Schritt wäre da auch, dass sie Nutzen von den Heimen und den örtlichen Zoos machen. Wie sie sicher erfahren haben, sind Pets neuerdings auch in Zoos zu finden. Dort kommen Pets hin, die sich als zu störrisch für die Haltung erwiesen haben. Und die Heime sollen verhindern, dass Pets auf der Straße verhungern, erfrieren oder einen tödlichen Unfall erleiden. Ich forder sie hiermit nicht auf, ihr Pet abzugeben, aber sollten sie es nicht mehr wollen und niemanden selbstständig finden, der es abnimmt oder kauft, dass sie es dann bitte an einen dieser beiden Orte zurückgeben. Wir können ihnen leider kein Geld erstatten, aber wir hoffen, dass sie dennoch von diesen Plätzen Gebrauch machen, sollte es mal dazu kommen. Zumal sie dort geschützt sind, auch, wenn es die Berichte in Fernsehen und Zeitung anders erzählen. Mir ist klar, dass viele Menschenschützer vor den Zoos neuerdings demonstrieren, dass es auch Stehlversuche gegeben hat sowie eine Vielzahl an Vandalismus an jenen Käfigen. Doch lassen sie sich davon bitte nicht verunsichern, sich dennoch an den Zoo zu wenden. Falls es jedoch nicht das Verhalten des Pets, sondern etwas anderes ist, dass sie vom Weiterhalten des Pets abhält, so wenden sie sich bitte an ein Petheim, damit diese es weitervermitteln können. Damit würden sie schon einen großen Beitrag zu einem harmonischem Leben beitragen. Zudem können wir so auch Pets im Umlauf halten ohne auf Nachzucht angewiesen zu sein. Denn vor allem das beunruhigt sehr viele Menschen. Zum Beispiel fürchten sich Bauern vor der zunehmenden Anzahl an Pets und der wachsenden Menge an Tierarten, die für die Haltung verboten wurden. Allein, dass Hundepets trotz vielen Fähigkeiten nicht an die Talente eines echten Hirtenhundes herankommt, doch die Angst, irgendwann keine Kuh, sondern nur ein Pet mit ähnlichen Fähigkeiten zu haben, welches allerdings niemals die Menge an Milch oder gar Fleisch hergeben kann wie eine Kuh.
Ich glaube, sie verstehen, was ich zu sagen versuche:
Wir, die Pet GmbH, sind enormen Druck ausgesetzt. Man will, dass wir für eine bessere Behandlung der Pets sorgen, dass es Pets nicht mehr oder in großer Vielzahl gibt, dass wir härtere oder mindere Strafen sowie Kontrollen einsetzten, kurz: Wir sollen das Unmögliche schaffen. Wir geben unser Bestes, Vorraussetzungen zu schaffen, damit die Pets ein Leben leben können, wie es ein Mensch verdient, voller Würde, Liebe und mit allen Mindestanforderungen, die man zu einem Leben braucht, dass sich die armen Menschen früher als Luxus vorstellten und was viele von ihnen heute schon nichtmal mehr wahrnehmen vor lauter Banalität. Ich hoffe, sie begreifen, dass es ihnen immer besser gehen wird als ihrem Pet, selbst, wenn sie es zum Menschen erheben wollen. Und ich hoffe, dass sie auch begreifen, dass sie dennoch kein Tier sind, dass man tritt und schlägt und zumindest ein wenig Respekt verdient und wenn es der Respekt vor dem Leben selbst ist. Ich hoffe nicht, dass mit diesem Rundschreiben auf einmal alle Anzeigen ausbleiben und die Kontrolleure auch mal irgendwen für 6 Jahre nicht mehr kontrollieren müssen, weil es kaum noch Straffälle gibt. Aber ich hoffe, so zumindest die unendlich vielen Briefe zu stoppen, in denen Wünsche stehen, die vielleicht der Weihnachtsmann, aber sicher nicht ich erfüllen kann. Die vielen Briefe, in denen immer steht „Können sie nicht dies machen?“, „Können sie so ein Pet erschaffen?“ und „Könnten sie nicht mit jenem aufhören?“, sind nicht nur unnötig und bezwecken nichts, sie rauben vor allem viel Zeit. Wenn sie wirklich einen Vorschlag haben, von dem sie überzeugt sind, dass es ein Guter ist und der nicht auf irgendeiner egoistischen Grundlage gewachsen ist, so kann ich nur sagen: „Bewerbt euch bei der Pet GmbH!“. Wenn ihr etwas verändern wollt und das im Sinne für das Wohl der Pets, so kommt. Man muss bisher weder einen besonders guten Abschluss noch Vorwissen haben. Uns ist wichtig, dass Menschen mit Herz und Ideen kommen, die auch mit Interesse an der Arbeit sind. Sei es, dass sie als Kontrolleur, Züchter oder Trainer direkt mit Pets in Kontakt sind oder das sie lieber in der Verwaltung arbeiten möchten, wir haben unsere Türen für Interessierte immer offen. Das schließt auch Menschen ein, die weder beruflich noch privat irgendwas mit Pets zu tun haben wollen, sondern einfach neugierig sind. Wir bieten Führungen durch die einzelnen Stationen an, wir haben spezielle Angebote für Kinder, wo unter Anderem ein Kindergeburtstag in der Welpenstation möglich ist, wir haben ein Aufbautraining für angehende Pethalter und für Fortgeschrittene. Natürlich können sie bei allen Aktionen jederzeit an das Personal Fragen stellen und sich so vielleicht auch Fragen beantworten lassen, die hier aufgekommen sind oder nicht angesprochen wurden. Ich hoffe wirklich, dass sie mit den Briefen aufhören. Wenn sie sich noch an den Anfang dieses Briefes erinnern, bekomme ich täglich bereits genug Post, sie können jedoch jederzeit in eine unserer Filialen kommen und dort persönlich nachfragen, wie unsere Pläne für die nächste Zukunft sind und was wir von ihren Ideen halten. Nehmen sie dieses Angebot bitte an.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Estavan Maggio
Präsident der Pet GmbH



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