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Traumtänzer Kapitel 1 - von Hannibal, 25.09.2007
Der Traum


Peter fand sich in einem komplett schwarzen Raum wieder. Der Raum schien unendlich groß zu sein, aber trotzdem war er auch irgendwie erdrückend. Es war ein sehr merkwürdiges Gefühl, was man einfach nicht beschreiben konnte.
Es gab einfach nichts in diesem Raum, nichts außer einer alten Tür. Die Tür schien aus schweren Eichenholz zu bestehen und war ansonsten sehr schlicht gehalten. Peter ging auf die Holztür zu und beobachtete dabei, dass der Knauf der Tür immerzu hin und hergerissen wurde, beinah so, als ob hinter der Tür jemand (oder etwas, dachte Peter) versuchen würde dort hindurch zukommen, aber von irgendjemand zurückgehalten wurde. Was vielleicht auch ganz gut war.
Langsam war Peter sich nicht mehr ganz sicher, ob er überhaupt noch nähr an die Tür gehen sollte, aber er konnte so oder so nicht anhalten.
Also ging er weiter auf die unheimliche Tür zu.
Als er schließlich genau davor stand, konnte er Stimmen hinter der Tür hören, er legte sein Ohr an das spröde Holz und lauschte, was die Stimmen ihm zu sagen hatten.
“Hilf uns, Peter!”
“Du hast uns vergessen, Peter!”
“Steh uns bei!”
“Der Tod und das Ende sind bald da!”
“Wo bist du?”
“Du hast das Angesicht deines Herren verraten!”
Und dann kam das was ihm am meisten ängstigte:
“Melissa, wird das erste Opfer sein!”
Und kaum waren diese Worte ausgesprochen, hatte er schon ein Bild von Melissa vor Augen, wo sie in einer Höhle gefangen von irgendwelchen undefinierbaren Wesen mit Messern, langsam aber sicher auseinander geschnitten wurde.
Er konnte die Wesen nicht erkennen, weil sie mit dem Rücken zu ihm standen, aber eines drehte sich soeben zu ihm um und fletschte seine gelben und faulen Zähne zu einem Grinsen, was Schadenfreude und puren Hass ausdrückte.
Das Wesen sah aus, wie ein Mischung aus Wolf und Ratte. Von der Statur hatte es die Größe eines kleineren Mannes, war aber über und über behaart und sehr muskulös, die Arme und Beine erinnerten einen an Beine eines Wolfes, nur das anstatt von Pfoten, Klauen am Ende der Arme waren, die aussahen als könnten sie einen Menschen wie Butter durchschneiden, also waren es keine Messer, die Melissa verstümmelten, sondern die Finger dieser widerlichen Kreaturen. Der Kopf ähnelte der einer riesigen Ratte, nur das die Augen eine gefährliche Intelligenz ausstrahlten und mit diesen Augen sah die Kreatur Peter soeben genau in die seinigen.
“Deine Frau wird leiden, Wanderer. Sie wird alles, was wir mit ihr anstellen bei vollem Bewusstsein miterleben und du wirst es mit ansehen müssen, denn deine Augen werden wir dir als letztes rausreißen. Sie werden deine letzte Mahlzeit sein.”, zischte das Wesen und stieß einen lauten Schrei aus, was wahrscheinlich ein Lachen darstellen sollte.
Und dann kam nur grenzenlose Schwärze...


Peter wachte schweißgebadet auf und riss die Decke mit einem kräftigen Ruck von der Couch. Er saß kerzengerade in seinem Bett und sein Herz raste wie wild in seiner Brust.
Was war das nur für ein Traum gewesen?
Er war noch völlig durcheinander, es kam ihm alles so real vor und das machte ihm am meisten Angst. War dieser Traum einfach nur, wie jeder andere Traum oder war er ein Zeichen, wenn nicht sogar ein Omen dafür, dass Melissa bald etwas wirklich schreckliches widerfahren wird?
Peter hoffte, dass es sich eher um den ersten Grund handelte, aber sein Herz sagte was anderes und das hatte ihn, wenn es um Melissa ging nie im Stich gelassen.
Er wird sich, wenn er alles erledigt hat sofort auf den Weg zu Melissa machen und ihr seinen Traum erzählen, vielleicht lacht sie ja darüber, aber vielleicht versteht sie ja auch seine Angst und überlegt zusammen mit ihm, wie man dieses Problem lösen könnte.
Sie müsste sich zunächst von allen gefährlichen Orten fernhalten, dachte sich Peter.
Vielleicht würde sie ja wieder zu mir ziehen, war sein nächster Gedanken, aber da viel ihm wieder ein, dass er ja sehr wahrscheinlich demnächst sowieso Obdachlos sein würde.
Hoffentlich fast sie alles nicht als Versuch auf, das er versuchen würde nur bei ihr vorrübergehend unterzukommen.
So einer war er nicht, dass würde er nie tun, da würde er doch lieber auf der Straße schlafen, anstatt sie mit so einer Geschichte zu belügen, damit er eine Unterkunft findet.
Langsam ging er ins Badezimmer um sich wieder frisch zu machen, immerhin war er nach diesem Traum ja schweißgebadet aufgewacht.
Und so konnte er auch nicht bei Melissa auftauchen. Er roch ja wie ein obdachloser Penner.
Was ich auch bald bin, fügte er noch in Gedanken dazu.
Aber das sollte im Moment sein kleinstes Problem darstellen.
Vor dem Spiegel im Bad angekommen, erschrak er, als er sein Gesicht darin erblickte.
Er sah vollkommen fertig aus, so als hätte er die ganze Nacht hindurch gefeiert.
Sein Gesicht war total eingefallen und seine Augen ganz rot, es schien als gäbe es keine Ader, die nicht geplatzt ist.
Er betätigte den Wasserhahn und benetzte sein vom Schweiß bedecktes Gesicht.
So langsam ging es ihm etwas besser, aber seine Gedanken schwirrten immer noch um Melissa.
In seinem Kopf hörte er sie immer zu schreien und die schmatzenden Geräusche, wenn die Krallen der Kreaturen in ihr Fleisch gerammt werden.
Es erschauderte ihm stark bei dem Gedanken.
Er musste sich beeilen, das wurde ihm mehr und mehr bewusst.
Denn der Zug fährt weiter auf den Gleisen der Zeit und wird nie anhalten oder umkehren, denn das einzige Ziel ist die Unendlichkeit.
Und deswegen musste er so schnell es geht zu Melissa, bevor ihr auch nur etwas passieren konnte.
Also duschte er so schnell es ging den Schweiß der Panik und der Pein von seinem Körper, kleidete sich ein und stürmte aus dem Haus.
Hoffend das seiner immerwährenden Liebe nichts geschehen ist.
Wie konnte er nur am schnellsten zu seinem Ziel gelangen?
Sollte er zu ihr rennen oder doch lieber ein Taxi rufen?
Er entschied sich soweit zu laufen, bis er auf das erst beste Taxi stieß, um dann damit weiter zu ziehen.
Der Herbstwind hatte in seiner stärke zugelegt und verlangte viel Kraft von ihm.
Aber dennoch kam er recht schnell voran und das musste er auch, denn Melissa wohnte genau am anderen Ende der Kleinstadt.
Nachdem er in etwa zwei Kilometer gelaufen war, erblickte er von weitem her einen Wagen auf sich zu kommen.
Nach Luft hechelnd rannte er auf die Straße und stellte sich so hin, dass der Wagen einfach nicht an ihm vorbeifahren konnte.
Und so war es auch, der Wagen hielt ganz knapp vor seinen Füßen an und der Fahrer stieg laut fluchend aus dem Wagen aus.
“Sind sie denn vollkommen bescheuert? Wollen sie das ich sie umfahre, oder was?”
“Ich brauche Hilfe, meiner Frau geht es schlecht, sie brauch meine Hilfe und ich muss so schnell wie möglich zu ihr!”
Er hatte Melissa tatsächlich, das erstemal seit der Scheidung als seine Frau bezeichnet und es stimmte ihn wieder sehr traurig, dass sie es nicht mehr war.
“Na schön, wenn es wirklich ein Notfall ist. Was hat ihre Frau denn?”, fragte der Fahrer misstrauisch nach.
“Sie bekommt bald ihr Baby und die Fruchtblase ist schon geplatzt!”, log Peter, aber die Nummer mit der Schwangeren Frau funktionierte fast immer. So hatte er es auch schon geschafft, ein paar Strafzettel zu umgehen, wenn er mal zu schnell gefahren war.
“Na dann, wenn es so ist Mr, dann steigen sie schnell ein. Ich fahr sie hin wohin sie möchten.”
Nur Lügen bringen einen im Leben weiter, dachte Peter und stieg schnell ins Auto ein.
Er bedankte sie noch nicht mal.
“Geben sie Gas!”, war das einzige was er dem Fahrer sagte und der Tat wie ihm geheißen.
Der Fahrer fuhr so schnell, wie es ihm sein Fahrzeug erlaubte und als sie nach nur wenigen Minuten, die Peter wie Stunden vorkamen, endlich vor dem Haus von Melissa hielten, stieg er hastig aus dem Wagen ohne sich zu bedanken und rannte zu der geschlossenen Haustür der Wohnung, die ihm fast sein halbes Leben als Zuhause diente.
Er schlug so stark er konnte gegen die Tür und schrie Melissas Namen so laut es seine Stimme vermochte.
Doch niemand schien ihn zuhören.
“Melissa, wenn du da bist, dann öffne bitte die Tür. Ich will dir nichts böses, ich bin nur besorgt um dich!”
Wieder stille.
War ihr wirklich was passiert? Hatte er eine Art Prophezeiung gehabt? Er glaubte nicht an solcherlei Dinge, hatte er noch nie. Nicht mal als kleines Kind. Aber heute war er sich irgendwie nicht so sicher...
“MELISSA NUN MACH DIE TÜR AUF!” , schrie er aus vollem Halse.
Und wieder bekam er keine Antwort. Nur ihre Nachbarin Madam Hurrington schrie als Antwort zurück, sie sollten doch gefälligst ihren Streit dorthin verlagern, wo er sie nicht derart belästigte.
“Ja ja!”, gab Peter nur geistesabwesend wieder und trommelte weiterhin wie ein Verrückter auf die Tür ein.
“Männer....”, stöhnte Madam Hurrington und verschwand wieder in ihre Wohnung.
Wenn sie nicht gleich die Tür öffnet, dann breche ich sie auf, dachte Peter und fing an in Gedanken bis zehn zu zählen.
Und gerade als er auf die geschlossene Tür zu rannte, um sie aus den Angeln zu brechen, hörte er hinter sich eine Stimme rufen.
“STOP! Bist du jetzt vollkommen bekloppt geworden! Wolltest du in meine Wohnung einbrechen?”, rief Melissa und sah ihn mit eng zusammengekniffenen Augen an.
Peter blickte sie nur vollkommen entgeistert an. Er war nie auf die Idee gekommen, dass sie auch einfach nur einkaufen gewesen war.
War er jetzt paranoid geworden?
“Bist du jetzt taub und stumm oder was?”, fuhr sie ihn barsch an. “Was hast du hier verloren?”
“Ich... ich...”, stammelte Peter und sah sie immer noch sehr verwirrt an.
“Sprich dich aus.”
“Ich wollte nach sehen, ob es dir gut geht.”, brachte er seinen Satz zu ende und blickte zu Boden.
“Du wolltest gucken wie es mir geht? Und dabei wolltest du mal eben meine Wohnungstür demolieren oder verstehe ich das falsch?”, zischte sie und funkelte ihn mit ihren blauen Augen an.
“Ich hatte einen Grund zur Annah... ich hatte das Gefühl, dass dir was ernstes zugestoßen ist.”
Sie musterte ihn und versuchte ihm in die Augen zu schauen, aber er sah weg.
“Und was hat dir dein Gefühl gesagt? Wie du siehst, steh ich hier vollkommen unversehrt vor dir Peter!”
Sie seufzte und schüttelte nur mit dem Kopf.
“Ich... äh... es tut mir leid dich belästigt zu haben.”, stammelte Peter und marschierte, ohne sie anzusehen, schnurstracks an ihr vorbei.
Er reagierte gar nicht mehr auf ihre Rufe, er solle stehen bleiben.
Tausend Gedanken schwirrten durch seinen Kopf und er konnte es einfach nicht fassen. Er war sich so sicher gewesen das etwas passiert sein musste.
Doch was regte er sich auf, er musste doch froh darüber sein, dass Melissa nichts passiert ist. Aber warum es ihm jetzt trotzdem noch weiter schlecht ging verstand er auch nicht.
Vielleicht lag es daran, dass sie ihn obwohl er sich nur Sorgen um sie gemacht hatte, so angeschrieen und angeschaut hatte, als ob er ein Irrer Stalker wäre.
Das ist einfach nur ungerecht.
Der Wind wurde wieder so stark, wie er am gestrigen Tag schon gewesen war und Peter musste sehr dagegen ankämpfen, nicht umgeblasen zu werden.
Es dauerte eine Stunde, dann war wieder zuhause, in seiner noch vorhandenen Wohnung. Völlig fertig schmiss er sich gleich auf die Couch und fiel auch sofort in einen tiefen, doch trotzdem sehr unruhigen Schlaf.

Als Peter die Augen öffnete befand er sich liegend auf einer großen, nein man konnte sagen riesigen Wiese. Er stand auf und reckte und strecke sich. Ihm taten alle Glieder weh, so als ob er schon die ganze Zeit hier gelegen hätte. Und als er seine Arme betrachtete sah er auch schon die Grasabdrücke sich darauf abzeichnen. Achselzuckend zog er seinen Ärmel wieder runter und blickte sich fragend um. Wo war er? Er konnte nirgendwo etwas sehen, kein Busch, kein Baum, keine Blume und auch keine Lebewesen. Nur die vor ihn sich in weite Ferne erstreckende Wiese. Er drehte sich ein paar mal im Kreis, doch auch dann nahm er nichts anderes in seiner Umgebung wahr.


Habt freude am Leben und lassts euch nicht nehmen!


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