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Nur noch das Recht zum Schweigen - von Aabatyron, 13.08.2007
Nur noch das Recht zum Schweigen


Der Brief kam am Freitagnachmittag. Er war durch die Post persönlich zugestellt worden. Die Frau öffnete ihn mit zitternden Händen, denn sie wusste, er kam vom Gericht. Gegen ihren Arbeitgeber war ein Verfahren gelaufen, in dessen Verlauf sie als Zeugin ausgesagt hatte. Strafbefehl stand dort zu lesen - fast zweieinhalb Tausend Euro sollte sie bezahlen.

Was war passiert? Ihren Arbeitgeber beschuldigte man, einen Nachbarn tätlich angegriffen zu haben und er wurde deshalb wegen Körperverletzung angeklagt. Die Frau hatte vor Gericht ausgesagt, dass ihr Arbeitgeber unmöglich diese Tat begangen haben konnte und er zu dem Zeitpunkt der Anschuldigung mit ihr zusammen vom Einkauf der Lebensmittel nach hause gekommen sei.

Gewohnheitsmäßig tätigten sie tatsächlich um diese Zeit den wöchentlichen Einkauf. Wer schaut da schon auf die Uhrzeit. Das war das Verhängnis. Ein Polizist hatte ebenfalls als Zeuge ausgesagt - und der wusste natürlich ganz genau die Uhrzeit des Vorgangs: Nachmittags um drei Uhr sei es passiert. Der Hausmeister hatte zwar gleichfalls keine Tätlichkeiten um diese Zeit beobachtet und auch keinen Polizisten gesehen - aber auch er wurde der Falschaussage bezichtigt - er sei beeinflusst von dem Angeklagten.

Das Wort des Beamten wog vor Gericht mehr als das der Zeugen. Die Frau war sich natürlich nach Androhung einer Gefängnisstrafe nicht mehr sicher, ob es nun tatsächlich nach drei Uhr gewesen war als sie sich von ihrem Arbeitgeber verabschiedete - sie hatte wirklich keinen Streit gesehen, aber auch nicht auf die Uhr geschaut, als sie ihn an dem Nachmittag verlassen hatte – sonst dauerte der Einkauf auch immer eher bis kurz vor Vier – warum sollte es ausgerechnet an dem besagten Tag anders, früher als drei Uhr, gewesen sein. Zuvor konnte er auch keinen „geschlagen und gewürgt“ haben, da war er ja zusammen mit ihr beim Einkaufen im großen Einkaufscenter.

Der Mann tat ihr leid und sie wusste um dessen kritischen Gesundheitszustand, als sie sich entschied, zu seinen Gunsten auszusagen. Sie wußte ja, dass er unmöglich in seinem jetzigen Gesundheitszustand diese ihm angelastete Tat begangen haben konnte.

Dass man keine Zeugenaussage machen darf, wenn man sich nicht absolut sicher über die Uhrzeit des Vorgangs ist, das war ihr bestimmt nicht in dem Moment bewusst, als sie ihrem Arbeitgeber mit ihrer Aussage helfen wollte.



Jetzt muss man natürlich wissen, wer ihr Arbeitgeber war. Ein Rentner, fast achtzig Jahre alt. Halb erblindet, schwer herzkrank und deshalb unfähig, selbst Auto fahren zu können. Vier Beipässe im Herzen in einer komplizierten Operation eingesetzt und ein Herzschrittmacher, sollten dem alten bedauernswerten Mann noch ein paar Jahre Leben bescheren. Die Liste der einzunehmenden Medikamente war sehr lang.

Geistig war der alte Mann allerdings mehr als gut drauf. Von Beruf früher in der Wissenschaft tätig, besaß er technische Kenntnisse von sehr großem Umfang, aber auch einen fast übersteigerten Gerechtigkeitssinn, begründet auf eine strenge Erziehung früherer Jahre, der ihn schon ein paarmal bis vors Gericht geführt hatte.

Er besaß ein eigenes Auto welches er sehr gerne gefahren wäre, aber nicht mehr durfte und auch inzwischen schon lange körperlich nicht mehr konnte. Viele Erinnerungen hingen an diesem Fahrzeug und er konnte sich einfach nicht davon trennen. Manchmal setzte er sich in das Fahrzeug, das in der angemieteten Garage stand und hing in seinen Gedanken den alten Zeiten nach.

Dies wurde von einem Nachbarn beobachtet, der ihn daraufhin postwendend der Schwarzfahrerei bezichtigte. Es gab die erste Anzeige.

Wie es bei solchen Dingen meist geschieht, entstand so eine große Aufregung, dass der Gesundheitszustand des alten Mannes sehr darunter litt. Die Klage wurde zwar abgewiesen weil es zu der Zeit ein paar intelligente Sachverständige gab, die einhellig bescheinigten, dass der alte Mann absolut gar nicht in der Lage gewesen sei, das Auto selbst gelenkt zu haben - der Stress war trotz allem pures Gift für seine angeschlagene Gesundheit.


Dann kam dieser besagte Nachmittag. Vermutlich sah der Nachbar den alten Mann aus der Garage kommen, seine Begleiterin beladen mit den Einkaufssachen, und nahm deshalb an, dass der alte Mann doch mit seinem Fahrzeug gefahren sei. Was er nicht wissen konnte, war die Tatsache, dass sich das Auto der Frau, die dem Rentner beim Einkauf half, ebenfalls in der Garage befand und mit diesem Auto der Einkauf getätigt worden war.

Prompt nahm er seine Chance war - er überlegte, wieder eine Anzeige zu erstatten. Ob er nun mit dem Rentner deshalb noch Streit bekommen hatte oder nicht, das konnte niemand klären. Letztendlich wurde der alte Mann vom Nachbarn bezichtigt, ihn tätlich angegriffen zu haben.


Nun hatte dieser Rentner inzwischen eine Reise geplant - es war praktisch sein letzter Lebenswunsch, noch einmal so ein Erlebnis durchführen zu können. Alles war schon organisiert gewesen. Man kann sich die Enttäuschung gar nicht vorstellen, als er stattdessen vom Gericht wegen dem Tatbestand der Körperverletzung vorgeladen wurde.

Die Frau, welche in seinen Diensten stand, besaß eine mehr als gute Menschenkenntnis und wußte, dass ihr Arbeitgeber nie und nimmer diese Tat begangen haben konnte. Sie hatte mit dem alten Mann Bedauernis und sagte deshalb vor Gericht aus, dass er zu dem besagten Zeitpunkt mit ihr zusammen einkaufen gewesen sei, und dass sie keine Tätlichkeiten gesehen habe - was ja auch stimmte.

Diese Frau besaß nicht die deutsche Staatsbürgerschaft und konnte natürlich nicht der in Beamtensprache geführten Verhandlung folgen. Da verstrickt man sich sogar als Deutscher schnell in Widersprüche wenn einer der Anwälte eine völlig verständnislose Frage stellt und gleich mit Gefängnisstrafe droht wenn man nicht sinngemäß antwortet.

Dass man für fremdsprachige Personen normalerweise einen vereidigten Dolmetscher einbestellen muss, das wurde irgendwie bei der ganzen Geschichte genauso vergessen wie das Attest des alten Herrn, dass dieser körperlich gar nicht in der Lage war, sich mit einem anderen einen Kampf zu liefern.

Der alte Mann hat sich über die Art und Weise der Verhandlung so aufgeregt, dass er noch am selben Abend den Arzt brauchte - er wollte sogar aus Kummer seine Medikamente nicht mehr einnehmen. Die Ungerechtigkeit die ihm an diesem Tag widerfahren war, konnte für ihn gar nicht größer sein.

Als er dann ein paar Tage später erfuhr, dass auch seine Zeugen praktisch der Falschaussage beschuldigt wurden, brach für ihn die Welt vollends zusammen.

Die Richtigstellung des Ehemanns der Frau über die Hintergründe ihrer Aussage schien den Richter in keinster Weise zu interessieren - der führte in der Beschuldigung so viele Zeugen auf, da entstand der Eindruck dass man ebenso viele Rechtsanwälte bräuchte um gegen so eine Übermacht mit Erfolg Einspruch erheben zu können.

Das Geld, das der alte Mann mühsam für seine Reise gespart hatte, musste er nun für einen Rechtsanwalt verwenden, der ihn vor Gericht verteidigen sollte.

Bei einem Treffen des Ehemanns der Frau und des Rentners, bedauerte der alte Mann sehr, dass die Frau wegen ihm in so eine Geschichte geraten war. Es brauchte nicht sehr lange, bis auch der Ehemann wußte, dass dieser gebrechlich wirkende Rentner nie und nimmer auf einen anderen losgegangen sein konnte – wenn schon ein Laie so etwas feststellen kann, dann ist es doch mehr als verwunderlich, warum nicht ein „Sachverständiger“ so etwas vor einer Verhandlung ebenfalls in der Lage ist zu beurteilen.

Bei der Unterhaltung kam heraus, dass der Rentner schon einmal mit dem Polizisten, der als Zeuge so gewichtig ausgesagt hatte, zusammengerauscht war und vermutlich dadurch diese erneute Konfrontation in der bisher gezeigten Härte entstand. Dass das Gericht den Polizisten als Zeuge benannt hatte war sowieso mehr als rätselhaft - der hatte lediglich die Anzeige des Nachbarn aufgenommen, sonst nichts.

Dass der alte Mann früher als Wissenschaftler in der Forschung gearbeitet hatte, gab natürlich einen Ansatzpunkt, mit dem Ehemann der Frau trotz des heiklen Themas der „Gerichtsverhandlung“ auch ein wenig zu fachsimpeln. Auch der Ehemann der Frau war im Bereich der Wissenschaft und Technik tätig und konnte deshalb viele Dinge recht gut verstehen, die der Rentner ihm im weiteren Gespräch eröffnete.

Während der Kriegsjahre hatte man viele Dinge entwickelt – unter anderem auch eine ultimative Waffe, mit der man kurzzeitig die Gravitationskonstante der Erde verändern konnte. Sie war in den Wirren des Krieges nicht mehr zum Einsatz gekommen, aber das Funktionsprinzip war in der Theorie so gut wie einsatzfähig gewesen. Mit dieser Technik konnte man praktisch alles lahmlegen, was auf irgend eine Art mit elektromagnetischen Wellen arbeitete. Die Transistoren in den Rechneranlagen würden in Sekundenbruchteilen ihren Geist aufgeben sobald sie von dieser „Kraft“ durchflutet würden. Die Formel dazu schien recht kompliziert zu sein.

Deutlich hellten sich die Gesichtszüge des alten Mannes auf – es tat ihm anscheinen richtig gut, einmal wieder in alten Zeiten schwelgen zu können. Diese Stimmung währte nicht lange – die Erinnerung an die bevorstehende weitere Gerichtsverhandlung kam leider viel zu schnell zurück.



In der weiteren Verhandlung stellte sich schnell heraus, dass der Belastungszeuge unmöglich während der angeblichen Tat vor Ort gewesen sein konnte und der Nachbar kam dadurch natürlich ins Wanken - plötzlich wurde aus der tätlichen Körperverletzung nur noch ein verbaler Angriff von dem sich der Nachbar in seiner Lebensexistenz bedroht gefühlt sah.

„Früher galten in Deutschland noch Recht und Ordnung“, eine Devise des Rentners - der alte Mann wollte nicht eine Milderung der Anschuldigung, sondern er wollte von der gesamten Geschichte freigesprochen werden. Wenn er dem Nachbarn wirklich gedroht hätte, dann wäre es noch erträglich gewesen - aber er hatte an dem besagten Tag mit dem Kontrahent überhaupt kein einziges Wort gewechselt.

Eine Revision war die einzige Möglichkeit, sich von dieser belastenden Anschuldigung zu befreien. Sein Anwalt eröffnete ihm, dass er Aussichten hätte, einen weiteren Prozess gewinnen zu können.

Die Briefe, die man den Zeugen als Aufforderung für die Bezahlung an die Gerichtskasse zugestellt hatte, wurden einem Rechtsanwalt vorgelegt um die Möglichkeit und die Art eines Einspruches zu prüfen. Die Androhung von Gefängnis, wenn nicht rechtzeitig bezahlt wird, darf man trotz allem nicht vernachlässigen. Anscheinend ist es üblich, zuerst zu bezahlen, und hernach sein Geld wieder zurückzuklagen. Die Nerven, die dabei auf der Strecke bleiben, die bezahlt kein Gericht der Welt zurück.

Auch dass der alte Mann sich jetzt in einer gesundheitlich nur denkbar schlechten Verfassung befindet - wie sollte bei einem Freispruch das Gericht ihm je wieder seine Gesundheit zurückgeben?

Dass durch die vorläufige Bezahlung der auferlegten "Strafen" für die Zeugen deren Familien in ein finanzielles Chaos gestürzt werden, das fällt ebenfalls nicht in einen richterlichen Zuständigkeitsbereich.

Das wohl gravierendste an der ganzen Geschichte ist die nüchterne Tatsache, dass die Frau mit ihrem gesunden Menschenverstand eine bessere Urteilsfähigkeit als der Richter und all seine teuer bezahlten "Gehilfen" bewiesen hat, sie hat von Anfang an gewusst, dass der alte kranke Mann unschuldig war.

Was hätte man da Steuergelder sparen, und viel Aufregung vermeiden können, wenn man nicht mit blindem Unverstand, sondern mit sehendem Herzen an die Sache herangegangen wäre. Wenn die Gerechtigkeit stirbt, bleibt anscheinend nur noch das Recht zum Schweigen.


Man denkt, so ein Horror geschieht doch bestimmt niemals in der Realität. Eigentlich nicht - Trotz allem ist diese „ziemlich frei erdachte“ Geschichte bis zu dieser Stelle durch einen in ähnlicher Form von betroffenen Personen erzählten Fall inspiriert. Und - es könnte praktisch jedem passieren wenn‘s dem bösen Nachbarn gerade so gefällt.

Man sollte deshalb mit seinen Nachbarn immer friedlich umgehen und ihnen keinen Anlass geben es vor höherer Stelle zu einem Streit kommen zu lassen.

Die Geschichte ist aber noch nicht ganz zu Ende, die „Gerechtigkeit“ gart noch immer kräftig im Hintergrund:

Gegen den angeblichen amtlichen Zeugen und den Nachbarn ist inzwischen an höchster Stelle Strafanzeige wegen falscher Anschuldigung gestellt worden.

Der gesamte Fall wird wegen schwerwiegender Formfehler mit größter Wahrscheinlichkeit noch einmal neu verhandelt – es steht allerdings noch nicht so ganz sicher fest, wer dabei gegen wen klagt, sowie wer diesesmal den Vorsitz führt oder auf der Anklagebank sitzt.

Die betroffenen Familienangehörigen der Zeugen sind noch am überlegen, ebenfalls rechtliche Schritte gegen diese Art der Behandlung vorzunehmen - sie glauben trotz aller erlittenen Peinlichkeiten immer noch an das Gesetz und dessen Fähigkeit für Recht und Ordnung zu sorgen. Die Hüter von Ordnung und Recht, also Verantwortliche für die Anwendung von ordentlichem Recht, sind ihnen normalerweise als gerechte und hilfreiche Beamte im Gedächtnis – und so sollte es auch bleiben.


Einzig dem alten Mann wird jede Art von Entscheidung nichts mehr nützen - sein schwacher Lebensfunke wurde durch diese nachbarliche Attacke mit seinen vielen freiwilligen und unfreiwilligen Helfern so gut wie ausgelöscht.

Es ist herzzerreissend mit erleben zu müssen wie ein alter Mann auf diese Art und Weise unwiederbringlich um seinen letzten Lebenswunsch betrogen wird.




Hätte der Richter in diesem Moment gewußt, was er mit seiner vorschnellen Rechtsprechung angerichtet hatte – ein eiskalter Schauer wäre ihm den Rücken hochgekrochen.



Ein paar Monate später. Die Revision hatte nur eine Unsumme an Geld verschlungen. Der alte bedauernswerte Mann war aus Gram vor so viel Ungerechtigkeit einem Herzinfarkt erlegen. Der Ehemann der Frau hatte zwar Einspruch eingelegt, aber gegen die Übermacht der angeblichen Zeugen konnte er trotz allem nichts ausrichten. Auch seine Familie stand plötzlich da und blickte auf einen riesigen Berg Schulden – die Anwaltskosten hatten nicht nur seine stillen Reserven verschlungen, sondern er mußte sogar noch einen aufgenommenen Kredit abbezahlen.

Mit dem Verlust seiner Arbeitsstätte war dann das Chaos perfekt – Pfändung, Versteigerung – er saß praktisch mit seiner Familie letztendlich auf der Straße und sah all seine Zukunftsziele zerstört. Seine Frau war durch diese Geschichte krank geworden, wurde wenige Wochen nachdem die Familie praktisch auch noch ihr Haus verloren hatte, in eine Spezialklinik eingewiesen. Die Kinder, volljährig, hatten schon zuvor die Familie fast fluchtartig verlassen. Sie zogen in eine weit entfernte Stadt, in der Hoffnung, dass sie dort niemand kannte. Der Prozess war wochenlang durch die Medien gezogen worden und hatte für viel Aufregung gesorgt – eine Arbeitsstätte zu finden war dadurch fast unmöglich. Nur eine Arbeit, die niemand anderes machen wollte blieb übrig. Konnte dies eine vom Gesetz gewollte Gerechtigkeit sein?

Bestimmt nicht! Die Wut über so viel Ungerechtigkeit fraß immer mehr an seiner Seele, bis er sich an diese Formel erinnerte, welche ihm der alte kranke Mann verraten hatte. Mit ihrer Hilfe würde er jetzt die Gerechtigkeit wieder einführen – die Verursacher seiner Situation würde er jetzt grausam für ihre Taten bestrafen.


Die Formel für die Änderung der Gravitationskonstante, welche der alte Rentner in voller Länge im Gedächtnis behalten und ihm weitergegeben hatte, beschäftigte den jetzt einsam und verlassen in einer alten heruntergekommenen kleinen Mietwohnung lebenden „Techniker“ mit dem gleichem Eifer wie den damaligen Erfinder.

Die anfangs recht kompliziert aussehende Formel entpuppte sich bei eingehender Analyse als durchaus in der Praxis umsetzbar. Es war in der heutigen Zeit nicht einmal viel technisches Equipment neu zu konzipieren. Viele dazu notwendigen Komponenten konnte man sich bereits fertig kaufen – sie mussten nur noch ein wenig modifiziert werden.

Ein kleiner Versuchsaufbau funktionierte auf Anhieb. Der Aufbau einer größeren Einheit war mit Sicherheit mit dem gleichen Erfolg verbunden. Mit dem Einsatz dieser Maschine konnte man bestimmt einigen Personen das Fürchten lehren und ihnen zeigen was passiert, wenn man verschuldet, so einen alten kranken Mann zum Herzinfarkt und mehrere Familien in ein finanzielles Chaos getrieben zu haben.

Niemand bemerkte die kleineren Einsätze der Maschine, mit denen er einfach die Bankcomputer kurzzeitig ausser Gefecht setzte um entsprechende „Umbuchungen“ vornehmen zu können. Solche Systemausfälle gab es immer wieder – das regte praktisch so gut wie niemand auf. Die Kraftfelderzeugung der Maschine war so eingestellt, dass es zu keiner Zerstörung der „Hardware“ kam – noch nicht.



Irgendwann berichtete man in den Abendnachrichten von einer Ortschaft, in der plötzlich kein Computer mehr funktionierte, die Autos alle stehen blieben und keinerlei elektronischen Geräte, egal welcher Natur auch immer, noch irgend eine Funktion zeigten.

In dieser Ortschaft wohnte einer der ersten „Zeugen“ der mit zum traurigen Schicksal des alten Rentners sowie von einigen Familien beigetragen hatte.

Jetzt war es gewiss: Der alte Mann mußte auf seine letzte Urlaubsreise verzichten und hatte die ganze Geschichte stattdessen mit dem Leben bezahlt, dafür mußten die Verursacher künftig auf den Luxus verzichten, das Gesetz als Rückendeckung zur Seite stehen zu haben.

Die Spezialeinheit der Polizei hatte schnell herausgefunden, von wo aus das zerstörerische Kraftfeld, oder was immer auch diesen zerstörerischen Effekt ausgelöst hatte, ausgegangen war – das Zentrum lag genau in der Wohnung eines der damals vom Gericht benannten „Zeugen“. Die Technik allerdings, mit der das Feld erzeugt worden war, konnten sie trotz intensivster Suche nicht finden. Das ganze schien von langer Hand geplant und mit vielen Helfern durchgeführt worden zu sein.

Der verhaftete Wohnungsbesitzer behauptete felsenfest, nichts über den Vorfall zu wissen. Es wurde allerdings der starke Verdacht geäußert, dass der Verhaftete vermutlich versucht hätte zu vertuschen, dass er mehr als eine halbe Million Euro kurz vor dem Ereignis von dem Konto seiner Dienststelle abgebucht, und das Geld irgendwo auf ein Geheimkonto transferiert hatte. Nur er und sein Chef kannten den Zugangscode zu den Geschäftskonten auf dem das Geld plötzlich fehlte. Den angerichteten Schaden lastete man ihm natürlich gleichfalls an. Er verspürte jetzt am eigenen Leib, wie es ist, für etwas angeschuldigt zu werden das man gar nicht getan hatte und sich nicht dagegen wehren konnte, weil alle anderen von seiner Schuld überzeugt sind und nicht einmal ansatzweise den Versuch machen, die Wahrheit zu suchen oder herauszufinden.

Derjenige, der alles hätte aufklären können, nahm jetzt sein altes Recht zu schweigen wahr – er wußte, dass es alle „anderen“, die auf seiner Liste standen, auch noch treffen würde – die Gerechtigkeit ging manchmal seltsame Wege, aber sie fand jetzt in völlig neuer „Auslegung“ letztendlich doch noch ihr Ziel.

Mit ihren eigenen „Waffen“ würde er sie jetzt schlagen – bis der letzte auf seiner Liste für das gebüßt hatte, was er dem alten Mann sowie seiner Familie angetan hatte.






Autor: Werner May




©2007 by Aabatyron. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

Kommentare


Von Arion
Am 18.10.2008 um 00:32 Uhr

@Abatyron
Ich denke die Vorstellung, dass in jedem Menschen das "Gute" und "Böse" wohnt ist etwas zu romantisch. In jedem Menschen wohnt vor allem der Wille zu überleben und somit auch die Sorge um das eigene Wohlbefinden. Hinzu kommen Gefühle, wie Wut, die z.B. Racheakte auslösen.
Außerdem bin ich der Meinung, dass der Staat in Deutschland prinzipiell nicht zum eigenen Vorteil sondern zum Vorteil der Gesellschaft handelt. Da hierbei jedoch die verschiedensten Interessen ausgeglichen werden müssen kann es passieren, dass sich bestimmte Gruppen benachteiligt fühlen. Man darf dabei jedoch nicht vergessen, dass solche Handlungen, wie z.B. Steuererhöhungen, nicht passieren, damit sich der Staat daran bereichert, sondern, damit damit an anderer Stelle noch grviererende Probleme zu beheben.


zuletzt geändert am 23.10.2008 um 13:23 Uhr.


Von Aabatyron
Am 09.07.2008 um 22:03 Uhr

Was ist Gerechtigkeit? Die von Menschen gemachten Gesetze mit denen man "Vergehen" gegen die gesellschaftlichen Regeln ahndet?
Das ist eine recht schwierige Sache. Die Gesetze wurden von Menschen gemacht die von ganz bestimmten Voraussetzungen und Vorstellungen ausgingen. Derjenige, welcher die Gesetze auslegen und anwenden muss wird ebenfalls seine eigene Interpretation mit einbringen.
Gerechtigkeit wäre eigentlich, ein Geschehnis vollständig rückgängig machen zu müssen. Das funktioniert leider in keinem einzigen Fall - also wird es praktisch auch in keinem Fall eine wirkliche Gerechtigkeit geben.
Wenn ein "Opfer" eine Entschädigung zugesprochen bekommt wird dadurch eine erfahrene Ungerechtigkeit niemals rückgängig gemacht. Ist die zugesprochene Entschädigung an ein Opfer nicht auch letztendlich eine Art "Rache" an demjenigen, der bewusst oder unbewusst ein Opfer geschaffen hat?

In jedem Menschen wohnt das "Gute" und das "Böse". Normalerweise herrscht eine "Ausgeglichenheit" unter diesen Kräften. Stirbt das "Gute" in einem Menschen, oder wird es durch äussere Einflüsse vernichtet - dann kann man sich leicht vorstellen was übrigbleibt.

Ist es nicht auch schon "Böse", wenn man einer Situation tatenlos zusieht, in der jemand unbegründet all seiner Lebensgeister beraubt wird? Mit wieviel Geld könnte man entschädigen wenn dabei die Gesundheit des Betroffenen unwiederbringlich geschädigt wird.

Auge um Auge? Das bringt auch nichts. Was nützt es wenn mir jemand ein Auge aussticht und ich mich an ihm räche, indem ich ihm Gleiches antue. Dadurch sehe ich auch nicht wieder besser als zuvor. Spricht mir das Gericht eine Entschädigung zu - nach wievielen Millionen Euro sehe ich wieder mit dem ausgestochenen Auge?

Anders ist es, zu verhindern dass überhaupt erst ein Auge ausgestochen wird. Und leider sind es in unserer Gesellschaft nicht immer nur die "Verbrecher" die Augen ausstechen wollen (bildlich gesprochen).
Da wird bei manchem zuvor friedlichen Bürger das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse gewaltig durcheinander gebracht wenn er solchem Treiben gewahr wird.

Fazit: Manchmal muss sich das Gute mit der Kraft des Bösen durchsetzen (einen Verbrecher kann man bekanntlich leider vielfach nur mit Gewalt von einer weiteren schlimmen Tat abhalten).


Von Jason-Potter
Am 03.07.2008 um 11:26 Uhr

@ Arion

Wenn einem alles genommen wird, was einem lieb und teuer ist, was bleibt einem dann außer Rache.
Recht ist nicht Gerechtigkeit und Gerechtigkeit nicht Recht. Rache ist keines von beiden, aber ein Ventil, über das man noch einmal kurz Lebenskraft schöpfen kann, so lange bis ihr Geist erstorben ist. Glücklich wird dadurch letztendlich keiner, aber es lässt sich auch nicht verhindern, denn der Mensch ist nicht dafür konzipiert nur Schmerz zu übertragen, wird er zu viel, setzen automatisch die Abwehrmechanismen ein und Rache erscheint in solchen Situationen die Effektivste.
Das denken ist dann folgendes: Wenn mir das Glück durch andere verbaut wird, dann sollen sie auch keines haben.
Ich finds nicht gut, aber ich kann es nachvollziehen. Und genau solche Gedanken werden auch Selbstmordattentäter und Amokläufer begleiten. Wer kann es ihnen letztlich verübeln, wenn die wahren Verbrecher schalten und walten können wie sie wollen.

@ Abatyrion

Gute Geschichte, aber stellenweise etwas verwirrend durch die vielen Zwischeneinschübe.


Von Arion
Am 01.07.2008 um 22:23 Uhr

Aug um Aug, Zahn um Zahn. Ist das deine Vorstellung von Gerechtigkeit?

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Es gibt 4 Kommentare


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