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Der Sheik von Lucerne - von Philgood8, 09.03.2007
Einsam stand der Sheik von Lucerne vor seinem kleinen Schloss auf der Anhöhe. In Gedanken versunken schaute er auf sein wasserreiches Umland. Zu seinen Füssen lag der See, wie er es seit Urzeiten getan hatte. In der Hand hielt er eine alte Karte seines Reichs. Darauf war Lucerne noch ‚Luzern’ geschrieben, wie es vor hundert Jahren üblich war.
‚Seit diese Karte gedruckt wurde’, grübelte er, ‚bis heute hat an der Pennsylvania Avenue 1600 kein solch bibelschwingender, unterbelichteter Pseudoerlöser mehr gewohnt’. Ye Kerr war gebildet und wusste wovon er sprach. Er kannte die Geschichte. Damals nannte man Staaten im mittleren Osten »Schurkenstaaten«. Heute beschimpfte man sein Land. „Wer aus der Geschichte nicht lernt, ist verdammt dazu ihre Fehler zu wiederholen.“, hatte sein Vater immer gesagt.
Seit dem weltweit überbordenden Ausbeuten der weltweiten Ressourcen, durch das heute herrschende Imperium und dem Kippen des Weltklimas, durch ungehindertes Verbrennen fossiler Brennstoffe, Mitte des 21. Jahrhunderts, teilte sich die Erde in eine überlebensfeindliche Kalt- und Heisszone. Dazwischen lag ein schmales Band von wenigen tausend Kilometern Breite mit gemässigtem Klima, das sich um die Ganze Erde Zog. Im Zentrum des Europäischen Streifens lag Lucerne.
Das Klima führte auch zur heutigen Weltordnung. Die einstige UNO und die Europäische Union existierten nur noch auf dem Papier. Süsswasser, das wichtigste Gut auf Erden, gab es unbeschränkt nur noch innerhalb dieses Gürtels. Die Taktik der Grossen Länder und Firmen, an begehrte Ressourcen zu kommen, hatte sich im Vergleich zur Zeit vor dem Klimawandel nicht verändert. Milliarden waren verdurstet!

Jemand lief von Hinten mit schleppendem Gang auf Kerr zu. Ein Fingertipp auf seine Schulter weckte ihn aus seinen Gedanken. „Ah, Pepito. Was gibt’s?“ Kerrs Vertrauter gab sich alle Mühe nicht zu betrübt auszusehen. „Die alte Hauptstadt ist gefallen und die Vereinigten Armeen stehen schon im Mittelland.“ Kerr blieb stumm und schaute nach oben. Wie als Antwort durchzog sich der magnetische Schild, der die Gegend schützte, mit feinadrigen Blitzen. Lange würde der Schild um die Stadt dem Angriff nicht standhalten können. Pepito betrachtete seinen Regenten, der nach einer Zeit des Schweigens unvermittelt die Stille brach: „Weisst du, Pepito, dass Europäer mit Japanern damals den Wasserstoffmotor weiterentwickelt haben aber das Imperium immer nur weiter auf das Ölmonopol seiner Allianz setzte?“ Er nickte, von Ye, der weiter auf den See blickte, unbemerkt. „Das war der Anfang vom Ende. Nur wasserreiche Länder wie die Schweiz zählten auf den Treibstoff Wasser. Die Technik setzte sich trotzdem sehr schnell von Europa bis nach Asien durch.“ Pepito wartete ab, bevor er die erneute Stille brach: “…und so kam es, dass die damaligen Machthaber der USA begannen die Regierenden der wasserreichen Staaten Sheiks zu nennen. Die selbe Bezeichnung, die sie früher für die Ölscheichs benutzten.“ Ye drehte sich um und schaute ihn an. „Genau, das ist Geschichte wie wir sie kennen.“ Er schüttelte resigniert den Kopf. „Aber heutzutage ist Geschichte nur noch eine grosse Lüge auf die sich die amerikanisch kontrollierten Medien geeinigt haben. Ein Land, das nicht von ihren Satelliten zentimetergenau kontrolliert werden kann, ist ein Dorn im Auge“. Solche Länder werden bekämpft. Mit der Begründung, wenn sie sich einer Kontrolle entzögen, hätten sie etwas zu verbergen.“ Blitze durchzogen den Himmel. „Der Schild wird uns nicht lange schützen, wenn sie erst einmal beginnen, uns mit elektromagnetischen Impulsen zu beschiessen. Ich habe lange über die Entdeckung an unserer Universität nachgedacht.“, wandte er sich an seinen Vertrauten. „Wir müssen die Wahrheit und das Wasser schützen. Wir müssen unseren Plan umsetzen.“ Pepito stimmte ihm zu.

Tags darauf standen Ye und Pepito in einem grossen Labor der Technischen Hochschule. Der Schutzschild über ihrer Stadt wurde immer kleiner. Schon hörte man die Einschläge konventioneller Waffen, die immer näher kamen.
Die gesamten Kräfte aller Wissenschaftler, die Kerr für Geld bekommen konnte auf die Forschung zu konzentrieren, hatte sich ausbezahlt. Sie würden die Apparatur, die jegliches Material in Sternenstaub zerlegt und neu in Wassermoleküle formiert nicht für sich alleine einsetzen, um reicher oder mächtiger zu werden. Wasser gab es in Lucerne mehr als genug. Ihr Leben und das von abertausenden Bürgern von Lucerne liessen sich nur retten, wenn diese Technologie der ganzen Welt zugänglich gemacht würde. Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet ihr Angreifer, das Imperium, mit der Entwicklung des Satelliteninternet nun Lucerne die Möglichkeit in die Hand gab, auf einen Schlag, innert Sekunden der ganzen Welt die Informationen dieser Wassertechnologie zur Verfügung zu stellen. Wenn die ganze Welt die Technologie kannte, wäre es sinnlos das Wasserschloss Lucerne weiter anzugreifen. Pepito stand vor einem SI-Terminal und hielt seine Hand über einem roten Knopf der mit ‚Eingabe’ beschriftet war. Ye grinste seinem Vertrauten verschlagen zu: „Drück aufs Knöpfchen, Pepito!“



©2007 by Philgood8. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

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