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Poesie => Dies und Das


Die alt Hex (Kurze Geschichte) - von AlterMann, 15.04.2020
Die Ankunft
So um 1959 herum, ich war damals etwa 8 Jahre alt, lebte ich durch besondere Umstände veranlasst, eine Zeit lang im Elsaß in einem kleinen Dorf bei einer ganz besonderen Frau. Diese Frau die mich aufgenommen hatte wurde von allen anderen Dorfbewohnern wie die Pest gemieden, da sie als Hexe verschrien war. Es war ein kleines Dorf mit etwa 15 Bauernhöfen die alle ärschlings (mit der hinteren Front) an einer kleinen Straße lagen. Es war eigentlich gar keine Straße sondern eher ein etwas breiterer unbefestigter Weg der noch durch Bombentrichter zum Teil unbefahrbar war. Um zu „meinem“ Dorf zu kommen musste man dort, wo die Bombentrichter die Straße zerstört hatten ein Stück über das Feld fahren und dann hinter dem Bombentrichter wieder auf die Straße zurück kehren. Wie ihr seht war es nicht so ganz leicht zu meinem Dorf zukommen, was zur Folge hatte das eigentlich nur ganz wenige Fremde in das Dorf kamen. Und die, welche trotz dem wirklich schwierigen Weg herfanden, kamen oft zu eben der Frau die mich aufgenommen hatte.
Aber ich glaube es ist nötig dass ich auch erzähle wie ich eigentlich in dieses Dorf gekommen war und auf diese Frau getroffen bin. In ganz kurzen Zügen war das so. Meine Eltern waren kurz vor ihrer Hochzeit, bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen. Ich wurde als Kleinkind durch das Jugendamt in ein Kinderheim eingewiesen. Da aber dieses Kinderheim absolut nichts von einem Heim (heimisch) hatte, sondern eher etwas von einem Folterkeller, kam es dass ich, seit ich bewusst denken konnte, da raus wollte. Also bin ich immer bei der ersten sich mir bietenden Gelegenheit aus dem Kinderheim weggelaufen. Ich bin dann während dieser Zeit, weil ich ja keine Familie hatte an die ich mich hätte wenden können einfach so, ohne bestimmtes Ziel herum gestreunt und habe mir mein Essen zusammen gebettelt oder mir einfach das gestohlen was ich zum Leben brauchte. So kam ich rein zufällig, über die Stadt Saargemünd in Frankreich zu dem kleinen Dorf das in vieler Hinsicht mein weiteres Leben beeinflussen sollte.
Die Frau die mich aufnahm traf ich eben in Saargemünd. Ich hatte sie angebettelt und um Essen oder Geld gebeten. Da ich aber kein Französisch, sprach (denn das Elsaß war ja französisch und die Amtssprache war französich) hatte ich mir angewöhnt mich zu verstellen und spielte ein geistig zurück gebliebenes Kind um nicht sprechen zu müssen. Ich ließ die Zunge aus dem Mund heraus hängen, hinkte, schielte und sabberte und lallte beim Sprechen vor mich hin. Dass ich ungewaschen und immer sehr schmutzig war und auch bestimmt nicht sehr gut roch, verstärkte nur den Eindruck den ich erwecken wollte. So hatte ich es auch bei der Frau gemacht als ich sie anbettelte. Das hatte bisher immer sehr gut funktioniert und alle die ich bisher anbettelt hatte gaben mir etwas, einfach um mich so schnell als möglich wieder loszuwerden.
Aber diese Frau nicht! Sie schaute mich einen Augenblick, in dem mir ganz anders wurde, an und sagte dann auf dem Elsässischen- deutsch zu mir. „Wenn du willst kannst du mit mir kommen. Du sollst es gut haben.“ „Setzt dich dort hin und warte auf mich und während du wartest iss was.“ Sie brach ein Stück von dem frischen Baguette ab das sie in ihrem Korb hatte und suchte dann weiter in ihrem Korb bis sie eine Fleischwurst fand von der sie mir ein riesiges Stück abschnitt.
Mir war es recht denn hungrig war ich immer und das mir so angebotene Essen bfreite mich von der Notwendigkeit mir etwas stehlen zu müssen. So setzte ich mich auf einen großen Stein der der am Wegrand unter einem Baum lag. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und ging in eine Seitenstraße in der sie verschwand.
Obwohl ich sehr kein war wusste durch bittere Erfahrung sehr wohl dass das nicht ungefährlich war als Kind mit fremden Menschen mitzugehen. Das hatte ich schon auf sehr grausame Weise bei meinem Leben auf der Straße gelernt. Aber welche andere Möglichkeit hatte ich?
Etwa so wie in der Geschichte die Bremer Stadtmusikanten sagten „etwas besseres als den Tot finden wir allemal“ sagte ich mir „Etwas Besseres als das Kinderheim finde ich allemal“ Ich beschloss, auch wenn mir bei dem Gedanken nicht ganz wohl war auf die Frau zu warten.
Dann kam sie zurück! Ohne ein weiteres Wort zu verlieren winkte sie mir zu dass ich kommen sollte und übergab mir einen kleinen leichten Jutesack der mit irgendetwas gefüllt war was herrlich roch. Wir stiegen in einen Bus der uns in etwa 2 oder 3 Stunden raus auf das Land brachte. Dann stiegen wir irgendwo im sonnenbeschienenen Nichts aus und gingen noch etwa eine Stunde über Feldwege bis wir zu eben dem Dorf kamen das für mich jetzt für eine Weile zum Zentrum meiner keinen Welt werden sollte. Während der ganzen Reise hatte sie kein Wort gesagt, wohl aber ständig ihren Mund bewegt und vor sich hin gemurmelt. Jetzt sagte sie mir „wenn dich jemand fragt sage einfach dass du mein Patenkind aus Deutschland bist.“ Das war alles. Dass damals ein Kind seine Familie suchte war absolut nichts ungewöhnliches. Die Strassen waren voll von Menschen die ihre Familien suchten.
Wir gingen nebeneinander durch das Dorf und es war deutlich zu merken dass die Menschen uns aus dem Weg gingen. Sie unterbrachen bei unserer Annäherung ihre Tätigkeiten steckten die Kopfe zusammen und tuschelten und zogen sich weiter auf ihre Höfe zurück, von wo aus sie uns mit ihren, manchmal sehr bösen Blicken folgten. Man konnte das gehässige Gewisper fast körperlich spüren das wir hinter uns liesen.
„Was haben die Leute denn“ fragte ich die Frau und sie sagte nur dass das „arme, dumme Menschen seien, die ihre Hilfe nötig hätten. Ich war jetzt aber beruhigt denn sie war mit mir mitten durch das Dorf gegangen und alle hatten mich gesehen. Also hatte sie wohl nicht vor mir etwas zu tun.
Dann, etwa einen Kilometer hinter dem Dorf, kamen wir an ein kleines altes Fachwerk-Haus das zwischen einigen großen alten Bäumen stand. Wir schienen angekommen zu sein. Sie ging zu jedem der 5 riesigen Bäume rund um das Haus in der und berührte ihn mit den ausgestreckten Handflächen und murmelte etwas vor sich hin. Ich war dann doch etwas erstaunt. Später lernte ich dass sie zu jedem Baum ein kleines Gebet sprach während sie ihn berührte. Erst dann ging sie zur Türe des Hauses und trat ein. Die Türe war nicht abgeschlossen sondern nur angelehnt. Jetzt zögerte ich doch etwas in das Haus einzutreten und hatte auf einmal Angst vor meinem eigenen Mut und ich fühlt wie eine bohrende Angst und Unsicherheit die in mir aufkam.
Sie schien diese Angst und Unsicherheit zu spüren und kam aus dem Haus raus wieder zur Türe, schaute mir in die Augen und sagte nur “Du wirst es gut haben! Komm rein.“ Und auf einmal, ohne zu wissen warum, war ich ganz ruhig und gelassen und war mir ganz sicher dass es mir hier bei ihr gut gehen würde. Und das will was heißen denn ein angespannteres, seelisch kaputteres und verkorksteres Kind wie mich war wohl selbst in diesen schwierigen Zeiten schwierig zu finden. Ich war auf einmal wirklich ganz ruhig und entspannt. Ich trat ein. Es war eine schöne tiefe Ruhe und Entspanntheit wie ich sie im Laufe der Zeit noch öfter in Gegenwart dieser Frau spüren sollte.
Das erste was mich überwältigte als ich in das Häuschen trat war ein starker Duft. Es roch ganz intensiv nach Kräutern. Und wirklich, in dem Halbdunkel des Raumes sah ich das an der Decke eine große Anzahl von allerlei Kräutern hing die an langen Schnüren zum trocknen befestigt waren. Der Duft war einfach herrlich. Der Haupt-Raum war etwa 6 x 8 Meter groß und hatte einen kleinen Anbau dort wo die Küche mit der offenen Feuerstelle war. An der Wand gegenüber der Feuerstelle war viel Brennholz aufgeschichtet. Auf der gegenüberliegenden Seite der kleinen Hütte war ein riesiger offener Kamin. Neben dem Kamin, jeweils rechts und links, befand sich eine durch einen bis zum Boden reichenden Vorhang verdeckte Nische. Es waren, wie sich später herausstellen sollte, unsere Schlafzimmer. Ich sollte in der etwas kleineren Nische rechts von Kamin schlafen. Drinnen stand ein kleiner Nachttisch und zwischen dem Bett und dem Vorhang der die Schlafnische zum Wohnraum hin abschirmte war etwa 1 Meter Platz. Dann kam das Bett in dem ganz bequem 2 Personen hätten schlafen können. Das Bett stand mit drei Seiten an der weißen Wand und sollte für mich ganz alleine sein! Ich konnte es kaum fassen. Ich war es vom Kinderheim her gewöhnt in einem Schlafsaal zu schlafen in dem noch 40 andere Kinder in alten quietschenden Eisenbetten schliefen und jetzt hatte ich auf einmal ein ganzes großes, weiches und sauberes Bett für mich ganz alleine! Ich war einfach fassungslos, erstaunt und wirklich überglücklich!
Die Frau rief mir zu dass ich zum Tisch kommen sollte. Da stand schon ein riesiger Teller heiße Linsensuppe auf dem kleinen Tisch, danebenlag ein Stück Brot und da stand auch ein Glas Wasser oder Tee oder so etwas. Ich setzte mich hin und die Frau nahm mir gegenüber am Tisch Platz. Ich wollte sofort zulangen aber sie stoppte mich sofort und sagte dass man zuerst beten müsse und dass man den Göttern danke solle. Das Beten war ich ja gewohnt denn im Heim bei den Nonnen mussten wir ja auch vor dem Essen und auch hinterher ständig endlose Gebete hersagen. Also faltete ich wie gewohnt meine Hände um zu beten. Sie lachte leise und sagte „ Warte einen Augenblick ich werde etwas für dich holen.“ Sie stand auf und ging zu ihrer Schlafnische. Als sie zurück kam hatte sie etwas in der Hand. Es war ein kleiner, an eine dünne Lederschnur gebundener Stein der auf beiden Seiten ein Zeichen eingeritzt hatte. Sie hing mir das Ding um den Hals, und sagte mir dass ich beim Beten immer das Siegel in beiden Händen halten müsse. Ich neigte den Kopf und schaute unter den Augenlidern zu ihr hin um zu wissen wann das Gebet denn nun zu Ende sei denn ich hatte schon wieder einen Riesenhunger. Sie saß aufrecht und hielt ihr Siegel in beiden gefalteten Händen. Die Augen hatte sie geschlossen und den Kopf nach oben gerichtet. Sie war völlig konzentriert auf ihr Gebet und redete mit leiser Stimme in einer Sprache die ich nicht verstand. Aber es war kein Deutsch und auch kein Französisch. Ich hielt ebenfalls mein Siegel mit beiden Händen umfasst und wartete einfach ab wann sie aufhören würde um endlich mit dem Essen beginnen zu können.
Aber zuerst fragte ich sie noch in welcher Sprache sie zu Gott gebetet habe. Sie lachte und sagte dass sie in einer sehr alten Sprache zu den Göttern gebetet habe. Im Kinderheim hatte der Priester ja in der täglichen Messe und in den Andachten auch immer in einer anderen Sprache (Latein) geredet wenn er gebetet hatte. Das war also nichts Neues für mich dass man in fremden Sprachen zu Gott redete, aber das mit den Göttern, und dass das scheinbar mehrere waren hatte ich nicht so recht verstanden. Also fragte ich nach. Bisher war die Sache mit Gott und so für mich immer eine eigentlich gut überschaubare Sache gewesen. Da war Gott, sein Sohn Jesus, dessen Mutter Maria, die Engel und die Heiligen und Schuss. Vielleich kam da noch irgendwo der Papst aber spätestens dann war Schluss. Eigentlich eine, für meinen Kinderverstand klare, überschaubare und verständliche Sache.
Was sie mir aber während des Essens und hinterher erzählte klang für mich eher wie eine Abenteuer Geschichte als eine Geschichte von einem Gott. Da redete sie von Baum Göttern, von einer Person die Odin hieß, von einer Frau die Freya hieß, von Aasen, von himmlischen Pferden, Raben und so vielmehr dass ich ganz verwirrt wurde. Gespannt hörte ich ihr zu. Ich hing an ihren Lippen und wollte kein Wort von dieser herrlichen Geschichte verpassen. Ich hatte sogar ganz vergessen dass ich einen Riesenhunger gehabt hatte.
Irgendwann aber bin ich dann aber wohl am Tisch eingeschlafen und nahm nur noch wahr das ich im Bett lag und dass sie mich zudeckte und mir zart über das Haar strich. Ich hatte während des Erzählens meinen Hunger ganz vergessen.
Es war das erste Mal in meinem Leben dass ich ruhig, völlig entspannt und traumlos schlief.
Als ich dann am Morgen aufwachte schien es mir noch ziemlich dunkel zu sein. Aber es war schon heller Tag. Es war der Schatten der Bäume die das Haus umgaben die alles dunkler erscheinen ließen. Das Blätterdach der alten Bäume war so dicht dass fast kein Sonnenlicht hindurch drang Ich schaute mich um. In meinem Bett lagen überall kleine Säckchen die mit irgendwelchen Kräutern gefüllt waren und sehr angenehm rochen. Meine Bettwäsche war blitzeblank weiß und auf dem Nachttisch lagen einige zusammen gefaltete Kleider und davor standen ein Paar alte, aber blankgeputzte schwarze Schnürschuhe. Von meinen alten Kleidern fand ich keine Spur mehr.
Ich stand auf und zog die neuen Kleider an und trat durch den offenen Vorhang in den Wohnraum. Die Frau saß am Tisch und spielte scheinbar mit einigen Spielkarten. Als sie mich bemerkte sah sie sich zu mir um und lachte über das ganze Gesicht. „Du hast dich nicht gewaschen, geh nach draußen da steht ein Bottich mit Wasser und daneben liegen Seife und ein Handtuch. Wenn du fertig bist komm wieder rein. Ich habe ein feines Frühstück für dich. Pfannkuchen und warme Milch! Aber nur wenn du frisch gewaschen bist, “ fügte sie noch lachend hinzu. Sie wandte sich wieder ihren Karten zu und schien mich völlig vergessen zu haben. Ich ging nach draußen entkleidete mich und wusch mich mit dem Wasser das im Bottich war. Das Wasser war hundsgemein kalt und so war ich mit dem Waschen schnell fertig.
Nach dem Frühstück, bei dem ich ungeheurere Mengen Pfannkuchen aß, ging ich in die Küche und wusch wie selbstverständlich mein Geschirr ab. Dann setzte ich mich wieder zu ihr an den Tisch und schaute ihr zu wie sie mit den Karten hantierte. Sie hatte sich nicht mehr weiter um mich gekümmert und erst als ich sie ansprach schien sie mich wieder wahrzunehmen. Auf meine Frage hin was sie denn da mit den Karten mache und für was das denn gut sein antwortete sie indem sie mir sagte dass sie sich das Leben anderer Menschen anschaue und das sie etwa um die Mittagszeit herum einen Kunden erwarte. Ich dürfte gerne zuschauen müsse mich aber wenn der Kunde da sei ganz ruhig verhalten und ich durfte mit nicht einem einzigen Wort oder sonstigem Geräusch unterbrechen oder stören.
Und dann bekam ich meine ersten Unterricht im Kartenlegen. Ich verstand, nichts von dem was sie mir sagte und erklärte, aber die persönliche Zuwendung genoss ich sehr.

Das Ritual
Heute weiß ich dass es Zigeunerkarten gewesen waren mit denen sie am Tisch hantierte. Sie schienen auf ganz dünnes Holz, das größer als die eigentlichen Karten war aufgeklebt und der leere Bereich zwischen den Karten und dem aufgeklebten Rand des Funieres war in liebevoller Kleinarbeit mit aufgemalten Ranken und Symbolen die ich nicht kannte verziert worden. Auf meine Frage nach der Herkunft der Karten erzählte sie mir dass diese ein Geschenk ihrer Oma an sie gewesen seien und diese sie wiederum von ihrer Mutter erhalten habe usw. Die Karten seien wenigstens 140 Jahre alt, eher noch älter. Sie spielte die Karten nicht auf dem blanken Tisch sondern sehr respektvoll auf einer weißen gestickten Decke, die in vielen Farben mit eigenartigen Motiven verziert war. In der Mitte befand sich ein roter, etwa 50 cm großer Stern. (Heute weiß ich dass es ein Pentagramm gewesen war.) Dieses war umgeben von symbolisierten Sternen in verschiedenen Blautönen, goldenen Monden und Sonnen und verschiedenen anderen Zeichen in bunten Farben. Über den Kreis des Pentagramms waren in einer mir nicht bekannten Schrift rundherum Worte gestickt die ich nicht lesen konnte. Auf meine Nachfrage hin erklärte sie mir dass das die fünf Elemente seien ohne die der Mensch und alles andere nicht existieren würde. Das Wissen um diese Elemente sei ein Faktor der Wissen und Macht gebe, weil es einfach die Grundlage aller geistigen und materiellen Verbindungen sei die sich manifestieren könnten. Ebenso zu den Menschen wie zu den Göttern. Ich verstand überhaupt nichts. Ich musste nun in der nächsten Stunde anhören wie diese Elemente zueinander standen und wie jedes für sich wirkte und wie und warum sie untereinander eine untrennbare Einheit und Notwendigkeit waren. Auch sollte ich so etwas wie ein Gebet lernen um diese Elemente um Hilfe und Führung zu bitten. Es schien mir alles, trotz meiner doch sehr konservativen katholischen Erziehung, erstaunlicherweise als die vernünftigste Sache der Welt.
Es ist alles so furchtbar lange her und ich habe vielleicht nicht mehr den ganz genauen Wortlaut dieses Gebetes gegenwärtig. Aber das ist ja auch eigentlich gar nicht notwendig weil die Wirksamkeit eines Gebetes nicht von einem genau zu befolgenden Wortlautes abhängt sondern einzig von meinem Glauben, meiner Hingabe und Wissen um die Dinge die ich beschwöre. Und das Wissen, so weiß ich heute …, das muss man sich, in welcher Religion es auch immer sei, hart erarbeiten!
Im Gegensatz dazu bei einem Ritual ist es oftmals notwendig einen genauen Wortlaut zu kennen und auch ganz genau zu befolgen der immer wieder wiederholt werden muss um den geistigen Zustand der Offenheit (heute würde man sagen Meditation) zu erreichen der es erlaubt in den gewünschte magischen Bereich einzudringen, dort zu verweilen und wieder unbeschadet zurück zu kommen.
Jetzt aber wieder zurück zum eigentlichen Thema.
Das alles was mir die Frau erzählte nahm meine Aufmerksamkeit im höchsten Maße gefangen. Es ging mir sehr unter die Haut und berührte mich ohne eigentlich zu wissen warum, sehr. Nach etwa 2 Stunden war ich völlig erschöpft. Sie schien es zu bemerken dass ich an meine Grenzen kam und ging in die kleine Küche und machte mir einen Tee den sie mir brachte. Der Geschmack war, trotz allem Zucker den sie in den Tee gemischt hatte, abstoßend. Aber ich kam unverzüglich wieder zu Kräften und geistiger Konzentration. Während sie in der Küche mit dem Essen machen beschäftigt war stand ich vom Tisch auf und schaute mich ganz genau und in aller Ruhe in dem Häuschen um. Trotzdem es ziemlich düster war hatte das Zimmer etwas Anheimelndes aber nichts war irgendwie angsterregend. Alles roch nach Holz und Kräutern und schien mir wie ein in sich abgeschlossenes Universum. Es war ein sehr angenehmes, beruhigendes Gefühl. Alles strahlte beruhigende Sicherheit aus! Ich ging zur Türe und trat aus dem Haus. Sofort fiel mir das laute Rauschen der Blätter in den Bäumen die das Haus umgaben auf. Das Geräusch das die rauschenden Blätter machten war angenehm und irgendwie betörend, fast wie das Summen einer gleichförmigen, leisen und wunderschönen Melodie. Die Bäume die ich sehen konnte waren sehr dick und man konnte fast ihr ehrwürdiges Alter spüren. Ich ging zu dem Baum der mir am nächsten stand und legte wohl einem Nachahmungstrieb folgend ohne viel nachzudenken, so wie die Frau es gemacht hatte als wir ankamen, meine offene Handfläche der linken Hand auf die Rinde.
Es war eigentlich ohne zu wissen warum, einfach nur aus einem unkontrollierten Trieb heraus. Dann kam der verstärkte Geruch des Baumes dazu und schlussendlich das Rauschen der Blätter. Ich hatte auf einmal Angst mich zu verlieren und nicht mehr zurück zu können und löste meine Hand schnell von der Baumrinde. Sofort war dieser zauberhafte Moment vorbei, fast bedauerte ich es. Ich war erschrocken und wollte so schnell als möglich wieder ins Haus zurück. Dort in der Türe stand aber jetzt die Frau. Sie lächelte, es fällt mir kein anderes Wort ein als, liebevoll und als ich ein bisschen verlegen durch die Türe gehen wollte umarmte sie mich. Es war das einzige Mal in der langen Zeit die ich bei ihr wohnte dass sie so offen und ungehemmt ihre Gefühle für mich zeigte. Oftmals später spürte ich ihre Liebe und Zuneigung die sie unzweifelhaft für mich hatte ganz klar und deutlich. Aber niemals mehr zeigte sie so direkt wie in diesem Augenblich der Umarmung in der Türe was sie für mich empfand. Gespielt barsch sagte sie jetzt zu mir „Komm setz dich jetzt an den Tisch. Da steht dein Essen und deine Milch und ist kalt. Glaub nicht dass ich es dir wieder aufwärme!“ Als ich zum Tisch kam stand da das Essen, so heiß dass ihre Worte Lügen gestraft wurden. Jetzt war ich es der sentimental wurde und ich stand wieder vom Tisch auf und umarmte sie. Das heißt eigentlich umarmte ich nur ihre Hüften denn sie war ja größer als ich. Ich erinnere mich heute noch nach so vielen Jahren genau an ihren Geruch und dieses Gefühl das ich empfand als sie mir über die Haare strich. Ihr Geruch nach Feuer und Rauch und Zwiebeln und Kräutern den ich in diesem Moment roch blieb mir mein ganzes Leben gegenwärtig.
Es gab in Butter gebratene, herrlich fette Bratkartoffeln mit feingeriebenen Zwiebeln und Milch. Genauso wie ich es gerne möchte! Als Nachtisch stand da noch eine Schale mit reichlich Apfelmus. Sie wollte nicht mit mir essen, da, wie sie sagte, sie sich auf ihren Kunden vorbereiten musste der ja etwas später kommen sollte. Im Laufe der Zeit stellte ich fest dass sie immer völlig nüchtern ihre Kunden empfing. Das helfe ihr bei der Konzentration meinte sie nur.
Nach dem Essen ging ich zu meinem Bett zog mich aus und legte mich hin. Ich schlief sofort ein.
Im Kinderheim war das nie so gewesen. Ich hatte Angst zu schlafen weil ich immer wieder ganz furchtbare Alpträume hatte und deswegen alle Augenblicke, um mich vor den Geschehnissen in diesen Alpträumen zu retten, wach wurde. Dann musste ich wieder endlos kämpfen um einzuschlafen. So bekam ich in jeder Nacht immer viel zu wenig Schlaf. Auch machte ich mir fast jede Nacht ins Bett was jeden Morgen mit einer Tracht Prügel mit dem Rohrstock bestraft wurde. So kam noch die Angst vor dem Aufwachen am Morgen dazu, da dann fast jeden Tag eine Tracht Prügel folgte um den Tag zu beginnen. Ich war so maximal verkorkst und kaputt wie ein Kind nur sein kann.
All diese Probleme waren hier bei der Frau von mir abgefallen. Ich dachte noch nicht einmal daran! Es war alles einfach nur gut!
Dann später wurde ich wach weil ich ein Gespräch hören konnte. Die Frau und ein Mann sprachen im Stehen leise miteinander. Sie sprachen leise und ich konnte sie nicht verstehen. Im Raum verteilt brannten einige dicke Kerzen und der herrliche Geruch des verbrannten Wachses der Honigkerzen mischte sich mit dem Duft der Kräuter zu einer intensiven Duftnote die fast wie Weihrauch roch. Ich weiß nicht wie ich es anders hätte sagen könnte, ich spürte etwas Heiliges, etwas ganz Großes! Und ich war ein fester Teil davon! Ich war ohne eigentliche Ursache, ohne das ich hätte sagen können warum, einfach glücklich.
Während die Frau mit Salz einen deutlich sichtbaren Kreis rund um den Tisch auf den Boden zog legte der Mann ohne etwas zu sagen Geld in ein großes Glas das auf einem Hocker neben der Eingangstüre stand. Ein großes Paket das der Mann scheinbar mitgebracht hatte stand auf dem Boden neben dem Stuhl mit dem Geldglas. Der Hocker mit dem Glas in dem sich das Geld befand war mir schon vorher aufgefallen aber ich hatte ihm keine größere Beachtung geschenkt. Jetzt wusste ich was sein Zweck war. Es war sozusagen die Sammelbüchse.
Die Frau sagte zu dem Mann dass er einen Augenblick warten solle da sie sich für das Ritual umziehen müsse. Der Mann setzte sich auf einen Stuhl außer halb des Salzkreises und wartete. Ich konnte ihn aus meiner Schlafnische hinter dem Vorhang gut beobachten. Es war ein ungewöhnlich großer Mann mit breiten Schultern und großen Händen. Ein Mann voller Kraft und Willen! Aus dem Dialekt den er sprach schloss ich dass er ein Mensch aus der hießigen Region war.
Vermutlich ein reicher Bauer. Er hatte eine kleine, deutlich sichtbare Narbe auf der rechten Wange die ihm den Eindruck eines wagemutigen Menschen verlieh. Aber im Gegensatz zu diesem ersten Eindruck war er jetzt ganz offensichtlich unsicher, denn er schaute sich in dem Raum um, so als ob er erwartete dass gleich etwas Unerwartetes und Schreckliches geschehen könnte. Immer wieder schaute er zu der Nische hin hinter der die Frau sich umzog. Seine dicken, vollen Lippen fühlten sich offenbar trocken an da er ständig mit der Zunge über sie strich. Trotz seiner beeindruckenden körperlichen Größe war er im Moment voller Furcht und seine Unsicherheit war im ganzen Raum deutlich zu spüren..
Jetzt kam die Frau aus Ihrer Schlafnische hervor. Sie trug jetzt so etwas wie eine bis zum Boden reichende Kutte, fast wie ein Mönch. Ihre Taille war von einem Ledergürtel umschlugen an dem ein in einer Scheide steckender spitzer Dolch herausragte. Um den Hals trug sie eine Kette von signierten Steinen die ebenso über die Schulter nach hinten hing wie nach vorne.
Sie ging ruhig auf den Mann zu und nahm seine Hand. Es sah so aus als ob ein Kind diesen großen Mann an der Hand hielt. Ich fühlte dass jetzt der Zeitpunkt verpasst war um hinter meinem Vorhang hervor zu kommen und beschloss dort zu bleiben wo ich war und von hier aus alles zu beobachten. Ich fühlte erstaunlicherweise keinerlei Angst oder Unsicherheit obwohl doch das alles sehr ungewöhnlich und neu für mich war. Ich war erstaunt über mich selbst!
Jetzt war die Frau mit einem großen Schritt über die weise Salzlinie getreten indem sie ihre Kutte leicht angehoben hatte um den Kreis nicht zu verwischen und wies den Mann an das Gleiche zu tun und in den Kreis zu treten. Es war scheinbar von großer Bedeutung dass der Salzkreis der den Tisch umgab nicht verletzt wurde. Auf Anweisung der Frau setzte sich der Mann an den Tisch. Vor ihm stand ein Schnapsglas voll mit einer Flüssigkeit. Er musste es auf einen Schluck leeren. Scheinbar schmeckte das Getränk überhaupt nicht gut denn der Mann verzog angeekelt sein Gesicht. Dann aber, fast unverzüglich nach dem er das Glas geleert hatte schien er sich völlig zu lösen und alle Anspannung fiel sichtbar von ihm ab. Er war, offensichtlich als Wirkung des Getränkes völlig gelöst und sorglos. Ja er kicherte sogar einen Moment , ohne sichtbaren Anlass, ziemlich dümmlich vor sich hin.
Die Frau setzte sich ihm gegenüber und zog aus den weiten Ärmeln ihrer Kutte verschiedene Dinge hervor die sie zwischen sich und den Mann auf den mit einem grünen Tuch bedeckten Tisch legte. Es waren zehn verschiedene Gegenstände. Ich konnte nicht erkennen was für Dinge das waren ich konnte nur drei Fotos erkennen. Der Mann musste seine Arme bis zum Ellenbogen mit den Handflächen nach oben auf den Tisch neben diese Dinge legen. Es herrschte völlige Stille in dem kleinen Häuschen. Auch ich hielt den Atem an denn ich erinnerte mich ganz klar an ihre Worte dass ich während der Zeremonie still sein sollte und in keiner Weise stören durfte.
Sie zog sich die Kapuze der Kutte die sie anhatte über den Kopf und legte ihre Hände mit gekreuzten Armen auf die Hände des Mannes. Ihre linke Hand lag nun auf der linken Handfläche des Mannes und ihre rechte Hand auf der rechten Handfläche ihres Gegenübers. Sie senkte nun den Kopf und schaute ganz konzentriert die Dinge an die zwischen den Armen vor ihr auf dem Tisch lagen. Der Mann war jetzt auf einmal stocksteif so als ob er an dem Stuhl angenagelt wäre. Er schien nicht fähig zu sein sich zu bewegen. Die Frau murmelte einige Minuten etwas vor sich hin und berührte hin und wieder den Kopf und das Gesicht des Mannes und sagte dann ganz klar verständlich, „Sprich deinen Wunsch laut aus dass die Götter ihn hören und dass dein Wunsch sich so mit Ihrer Hilfe erfüllen kann. Aber ich warne dich, sei dir der Macht deiner Worte bewusst.“ Der Mann hatte die Augen geschlossen und wiegte leicht, in einem Takt den nur er hören konnte, den Kopf hin und her. Er schien sich überhaupt mich mehr seiner Person bewusst zu sein. Dann, nach einer kleinen Weile fing er laut aber zögernd an zu sprechen. „Ich will dass diese Frau zu mir zurück kommt und mich wieder liebt.“ „Ich will dass meine Mutter nicht mehr gegen die Frau ist und ich will dass jeder der sich gegen uns stellt um unsere gemeinsame Zukunft zu verhindern stirbt.“
Nun war eine lange Weile nichts außerdem Gemurmel der Frau zu hören. Sie nahm einen Schluck aus einer Flasche die auf dem Tisch stand und versprühte es spuckend über den Gegenständen die auf dem Tisch lagen. Sie verfiel von dem stillen beten langsam in einen Sing-Sang in einer eigenartigen Sprache von der ich wieder kein einziges Wort verstand.
Und dann! Irgendwas geschah jetzt hier in dem kleinen Häuschen. Es war jetzt etwas hier was vorher nicht dagewesen war. Und dieses Etwas strahlte große Macht aus.
Immer noch hielt sie die Hände des Mannes. Dann aber sagte sie. „Aber bedenke dass die Götter niemals etwas was sie auf Bitten eines Menschen gegeben haben wieder zurücknehmen. Also überlege es dir gut um was du sie bittest! Bitte, wähle deine Worte also mit Bedacht.“
Sie löste ihre Hände von den Händen des Mannes. Dann nahm ihren kleinen Dolch und stach ohne viel Zurückhaltung mit der Spitze des Dolches in jede Fingerkuppe so dass deutlich sichtbar Blut hervortrat. Der Mann spürte scheinbar nichts er zuckte nicht einmal und blieb weiter völlig unbeweglich. Sie nahm jeden Finger den sie anstach und schmierte das Blut auf einen der Gegenstände die auf dem Tisch lagen. So wurden alle zehn Gegenstände mit jeweils einem Tropfen Blut von einem unterschiedlichen Finger beschmiert.
„Wenn du nachgedacht hast und es immer noch dein Wille ist das dir dein Wunsch erfüllt wird so wiederhole deinen Wunsch.“
Der Mann widerholte Wort für Wort den Wunsch den er vorher ausgesprochen hatte. „Ich will dass diese Frau zu mir zurück kommt und mich wieder liebt.“ „Ich will dass meine Mutter nicht mehr gegen die Frau ist und ich will dass jeder der sich gegen uns stellt um unsere Zukunft zu verhindern stirbt.“ Jetzt hatte er nicht mehr zögernd und langsam gesprochen, jetzt waren seine Worte fordernd, laut, bestimmt und stark geworden. Die Frau strich nach einer Zauberformel die sie sprach mit scheinbar vorbestimmten Gesten die Gegenstände die auf dem Tisch lagen auf ein kleines Häufchen in der Mitte des Tisches zusammen und legte die Handflächen des Mannes eine Weile über das Häufchen. „Die Schmerzen in deinen Fingerspitzen werden dich einige Tage an deinen Wunsch erinnern. Wenn der Schmerz aber vorbei ist wird dein Wunsch sich an dem darauf folgenden Abend zu erfüllen beginnen.“ „So haben die Götter es dir gegeben. Was die Götter dir gegeben haben kannst du jetzt nicht mehr ändern! Es wird sich unweigerlich so erfüllen genauso wie du es gewünscht hast!“ „Es war dein freier Wille!“ Sie nahm das kleine Häufchen der verschiedenen Dinge und legte alles unter ständigem Gemurmel und einer Art leisen Singsang in eine flache Schale. Sie goss etwas darüber, scheinbar war es Weinbrand und zündete alles an. Dann trank sie wieder einen kräftigen Schluck aus der Flasche. Als die Flammen nach einer Weile erloschen waren war das Ritual scheinbar beendet. Wieder senkte die Frau den Kopf und schien konzentriert zu beten um das Ritual zu beenden. Der Mann fing jetzt langsam wieder an sich zu bewegen. Er blieb aber noch wie betäubt und erschöpft am Tisch sitzen. Die Frau stand auf und ging zu ihrer Schlafnische, aus der sie nach einer Weile mit ihrer Alltagskleidung bekleidet wieder hervorkam. Der Mann saß immer noch am Tisch. Sie brachte ihm aus der Küche einen Tee der ihn scheinbar wieder in Leben zurück rief. Er stand jetzt ganz plötzlich auf und trat vorsichtig aus dem Kreis heraus. Dann, rief er plötzlich noch laut Danke, es war eigentlich eher ein Schreien und stürzte dann wie von einer Tarantel gestochen aus dem Haus ohne sich auch nur noch einmal umzusehen.
Die Frau war erschöpft und schwach, man konnte es ihr deutlich ansehen dass sie verbraucht war. Aber sie fegte zuerst noch den Salzkreis zusammen und warf das jetzt schmutzige Salz in das offene Feuer des Ofens. Ich hatte ihr in der Zwischenzeit einen Rest Bratkartoffeln warm gemacht und brachte ihr das Essen. Dann suchte ich noch ein Stück Brot und ein Glas Milch das ich ihr auch brachte.
Wir hatten seit dem der Mann aus dem Haus gelaufen war kein Wort gewechselt. Aber man konnte im Haus fast so etwas wie eine Präsenz von etwas spüren. Ich konnte es nicht definieren aber es war ganz deutlich fühlbar, irgendwas war da was vorher nicht da gewesen war. Sie stellte ein Essen und ein großes Glas Schnaps auf einen kleinen Altar der in Ihrer Schlafnische war. Sie nahm, nach dem sie gegessen hatte eine flache Schale in die sie einige Kräuter legte und anzündete. Den entstehenden Rauch brachte sie in der Schale ins ganze Haus wo sie ihn unter ständigem beten ihn überall hin blies, auch in unsere Schlafnischen. Jetzt konnte man auf einmal spüren dass im Haus wieder ein anderes Ambiente war. Es war alles wie wieder wie es vorher gewesen war. Sie kam sie zu mir und legte mir ihre Hände auf beide Schultern und lobte mich dass ich während der Zeremonie so still hinter dem Vorhang meiner Schlafnische geblieben war. Sie hatte also bemerkt dass ich sie und die Zeremonie beobachtet hatte. Ich hatte tausend Fragen zur gleichen Zeit und wollte zuerst einmal wissen was das für ein Ritual gewesen war. „Heute nicht Junge, heute nicht. Morgen kannst du mich fragen was du willst, aber heute bitte nicht.“ Wir setzten uns vor das Haus auf einen in der Hälfte durch geschnittenen Baumstamm der als Sitzbank diente und entspannten uns ohne zu reden.
Ich dachte noch wie es denn möglich sei dass da ein offensichtlich gefällter Baum war auf dem wir saßen wo sie doch Bäume so liebte. Ich fühlte mich so als wenn ich sie schon sehr lange kennen würde. Und so als hatte ich meine Gedanken laut ausgesprochen sagte sie mir dass dieser Baumstamm leider schon dagelegen hätte als sie das Häuschen kaufte. Es war mir recht dass sie wusste was ich dachte und ich genoss das Gefühl der Sicherheit die mir ihre Nähe gab. Dann erinnerte ich mich plötzlich an das Paket das der Mann mitgebracht hatte und bevor ich sie auch nur fragen konnte sagte sie unter lautem, herzhaftem Lachen, „geh und lauf, schau nach was in dem Paket ist.“ Es kam mir nicht im allergeringsten seltsam vor dass sie wusste was ich hatte fragen wollen. Es war für mich völlig in Ordnung und normal. Ich lief zu dem unbeachteten Hocker auf dem das Glas mit dem Geld stand an dem scheinbar keinerlei Interesse bestand und versuchte das daneben stehende Paket auf zu heben um es nach draußen zu tragen. Denn sie sollte ja auch wissen was in dem Paket drin war. Aber der Sack war viel zu schwer für mich, ich konnte ihn nicht einmal aufheben. Also lief ich vors Haus zu der Bank auf der sie saß und fragte nach einer Schere, denn ich wollte den Sack vor lauter Ungeduld und Neugierde einfach aufschneiden. Sie sagte dass ich einfach den Knoten von der Schnur lösen sollte mit der der Sack zugebunden war. Nach einer Weile ungeduldigem Fummeln hatte ich den Sack geöffnet. Nach und nach holte ich die Dinge heraus und legte sie vor ihr auf den Boden. Da waren Kartoffel, Mehl, verschiedene Würste, Fertigsuppen, Milchpulver, Salz und Zucker und viele andere Dinge. …. Und ein großer Beutel Bonbons, und anderem Süßigkeiten und wahrhaftig ...eine ganzeTafel Schokolade!. Sie öffnete den Beutel und fragte mich was ich den von all den Sachen am liebsten essen würde. Das war ohne Zweifel die Schokolade. Ich setzte mich neben sie und während ich die Schokolade genoss war ich einfach das glücklichste Kind der Welt. So glücklich wie in diesem einen Moment meines Lebens sollte ich nie wieder sein.

Erfüllung und Ende
Es war Abend geworden. Die Frau und ich saßen immer noch, ohne auch nur ein einziges Wort geredet zu haben auf der Bank vor dem Haus. Wir hatten während der ganzen Zeit fast kein Wort miteinander geredet. Ich hatte einen Teil der Süßigkeiten aufgegessen und war müde. Ich saß dicht neben der Frau und hatte mich an sie geschmiegt. Ihre Nähe zu spüren genoss ich so sehr. Ich muss ehrlich gestehen dass ich noch nicht einmal über das am heutigen Nachmittag Geschehene nachgedacht hatte. Es war für mich einfach alles völlig normal was hier in diesem kleinen Häuschen geschah.
Ich musste an den Mann denken und wie er auf einmal so unerwartet aus dem Haus gestürmt war und verschwand. Sein Gesicht war vor Schreck verzerrt gewesen und sein ganzes Verhalten deutete an das er ganz plötzlich sich über etwas klargeworden war und darüber ganz furchtbar erschrocken war. „Du“ sagte ich immer noch ganz eng an die Frau angelehnt „warum ist der Mann heute Mittag auf einmal so schnell weggelaufen und warum war er so erschrocken?“ Sie schaute mich jetzt nachdenklich an und sagte leise zu mir „du hast es also auch bemerkt. Ja er war zutiefst erschrocken weil er bei seinem Wunsch etwas Unbedachtes gesagt hat und ihm das auf einmal klar geworden ist und vor allem wurde ihm klar dass es nun kein Zurück mehr gab.“ „Er wollte nur mit einem Liebeszauber eine Frau an sich binden und hat aber auch unüberlegt über das Leben von anderen Menschen die er liebt ein Urteil gesprochen.“ „Und das hat er ganz bewusst getan als er seinen Wunsch ohne Zwang, ganz freiwillig wiederholte! Davor hätte es noch die Möglichkeit gegeben etwas an seinem Wunsch zu ändern. Aber danach haben die Götter alles in Stein gemeißelt. Es gibt nun kein Zurück mehr für ihn!“ „Das war es was ihn so erschreckt hat!“
Ich blieb erst einmal still und dachte nach. Ich erinnerte mich dass der Mann ja auch gesagt hatte dass jeder sterben solle der sich seinem Wunsch widersetzen würde. Das war es also! Wie schrecklich dachte ich denn das würde ja heißen das er einen Menschen der ihm vielleich ganz nahe stand verlieren würde und das er allein der Schuldige daran war, einfach weil er es leichtfertig so verlangt hatte.
Ich wusste damals noch nicht wie sehr der Mann von seinem eigenen Wunsch betroffen sein würde.
Erst als der Mann nach etwa 2 - 3 Wochen völlig aufgelöst wiederkam und die Frau anflehte den Zauber ungeschehen zu machen und er über das was geschehen war sprach erfuhr ich es. Unter Tränen erzählte er, das seine älteste Tochter nach einem schweren Unfall mit dem alten Traktor auf dem Hof gestorben war. Sie hatte immer gegen ihn und die neue Frau gearbeitet, sie war immer gegen die Verbindung mit der neuen Frau des Mannes gewesen. Seine Mutter war in diesem Moment sehr krank und es ging ihr täglich ohne dass man wusste warum täglich schlechter. Im Krankenhaus in Metz wusste man einfach nicht was es war das sie so krank machte. Sie sei organisch völlig gesund. Die Ärzte waren ratlos und sagten dass seine Mutter sterben würde wenn man nicht bald feststellen konnte was die Ursache der Krankheit war.
Der arme Mann war völlig gebrochen und aufgelöst und flehte und bettelte die Frau im wahrsten Sinne des Wortes auf den Knien an, den Zauber ungeschehen zu machen. Später erfuhren wir dass, etwas später noch seine Ex-Frau und deren Mutter gestorben waren ohne dass man wusste warum. Sie hatten sich am Abend ohne irgendwelche Beschwerden hingelegt und waren morgens einfach alle beide tot. Einfach so, ohne irgendwelche erkennbare Ursache! Sogar die Polizei war deswegen aus der Stadt gekommen! Auch einer seiner Freunde aus seiner Kindheit war auf seinem Hof ums Leben gekommen Er hatte beim hantieren mit einem Holzspalter seine Hand verloren und war verblutet bevor Hilfe kam. Er war auch immer ganz offen gegen die Verbindung mit der neuen Frau gewesen.
Als ich das erfuhr musste ich weinen und mir wurde erst einmal so richtig klar dass die Magie sehr wirklich war auch sehr gefährlich sein konnte. Es waren 5 Menschen gestorben und niemand wusste warum. Außer ihm, der Frau und mir. Wir wussten dass er es gewesen war der mit seinem leichtfertigen Wunsch diese Menschen getötet hatte!
Er war jetzt ein völlig anderer Mann war als der der an jenem Tag zu uns gekommen war. Er war völlig abgemagert und so bleich wie ein Leichentuch. Er zitterte ständig stark, wie unter Krämpfen am ganzen Leib. Seine Augen waren völlig angeschwollen, rot und dick und schauten unstetig wie Irrlichter umher ohne auch nur zwei Sekunden auf einer Stelle zu verweilen. Über seinen eingefallenen Wangen sah es so aus als ob seine Augen jeden Augenblich aus den Augenhöhlen springen würden. Er war von einem großen kräftigen Mann zu einem Bild des Jammers verwandelt. Seine Schuld fraß ihn langsam und stetig und Stück für Stück auf! Er litt auf eine unvorstellbar grausame Weise jede Sekunde seines Lebens und mir wurde mit einem Male klar, das würde so weitergehen bis zu seinem Tod.
Die Frau versuchte ihm klar zu machen dass es keinerlei Möglichkeit gab, einen einmal von den Göttern gewährten Wunsch zurückzunehmen oder irgendwie seine Wirkung abzuschwächen. Denn alle Wünsche die die Götter gewährten gaben sie hauptsächlich aus Liebe um dem Bittsteller zu helfen sagte sie. Die Götter bewerten die Wünsch der Menschen nicht, sie richten und urteilen nicht im Voraus. Sie geben, um den Bittsteller glücklich zu machen, ihn zufrieden zu stellen. Die Verantwortung für seine Wünsche, und die Folgen trägt allein der Bittsteller! Das Verlangen alles ungeschehen zu machen käme also einer ganz groben Beleidigung der Götter gleich die das nicht einfach so hinnehmen würden. Sie würden mit Sicherheit diesen Wunsch alles ungeschehen zu machen nicht erfüllen. Aber sie würden von der Frau Rechenschaft verlangen da sie es ja gewesen war die in seinem Namen die Hilfe der Götter erbeten hatte. Sie war ja die Mittlerin, die Überbringerin des Wunsches, die Sterbliche die vor den Göttern vorstellig geworden war. Also würde die Strafe sie treffen!
Aber der Mann verstand nicht was sie sagte, er war hart am Rand verrückt zu werden. Er war nicht mehr fähig zu verstehen. Er bettelte und flehte unter Tränen weiter. Kein vernünftiges Wort drang mehr zu seinem Geist durch.
Die Frau ging ins Haus und brachte einen Kräutertee den er gierig, so als ob er am verdursten sei in sich rein schüttete. Dann wurde er langsam ruhiger, wohl als Wirkung auf den Tee, obwohl er nicht völlig aufhörte zu weinen. Sein Weinen hatte aber jetzt gewechselt, es war jetzt mehr ein Schluchtzen und dann ein leises Wimmern gewordenen. Er stand auf und ohne ein Wort zu sagen und ging zwischen den Bäumen auf den Weg in Richtung des Dorfes. Dann verschwand er irgendwo zwischen den Feldern!
Unter Tränen stand ich jetzt auf und ging ins Haus zu meinem Bett wo ich mich hinlegte und ohne es aufhalten zu können weiter weinte. Das Leid des Mannes erdrückte auch mich! Es berührte jede Faser meines seins. Ich fühlte mich jetzt an seiner Stelle und litt alle seine Schmerzen mit Ihm. Diese Empathie sollte ein fester Bestanteil und manchmal auch ein Fluch in meinem weiteren Leben werden. Später, auch als ich schon erwachsen war, und selbst heute noch manchmal, wo ich mich den 70 nähere, kam/kommt es manchmal vor, dass, wenn ich mit fremden Leiden konfrontiert wurde/werde, ich im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Menschen mitleide. Ich spürte alles was sie fühlten, ebenso körperliches wie geistiges Leid.
Aber gut, jetzt zurück zu unserer kleinen Geschichte.
Die Frau war an mein Bett gekommen und hatte sich auf den Bettrand gesetzt. Sie schüttete ein Pulver in den Tee den sie mir mitgebracht hatte und ich trank den Tee in kleinen Schlucken aus. Ich beruhigte mich langsam und meine Tränen hörten auf so unaufhaltsam zu fliesen. Aber immer noch war ich von einer tiefen Traurigkeit erfüllt. „Kann man ihm wirklich nicht helfen“ fragte ich leise, Sie schüttelte nur den Kopf. „Nein mein Lieber“ sagte sie leise, „er hat diesen letzten Teil seines Wunsches bei dem Ritual ausgesprochen als er grundböse Gedanken hatte. Deswegen ist die Erfüllung seiner Wünsche so unvermittelt, direkt und grausam in Erfüllung gegangen.“ „Er selbst hat die Schuld da sein Wunsch auf bewusst bösen Gedanken gegründet war als er ihn aussprach. Er wusste es denn ich habe ihn vor dem Ritual genau davor gewarnt!“ „Denn, wenn böse Gedanken dich treiben geben die Götter die Macht über den bösartigen Menschen an die Dämonen. Diese sind unerbittlich weil sie sich am Leid der Menschen weiden und ihre Kraft und Macht aus eben diesem Leiden das sie verursachen ziehen.“ „Er wird sich mit der Zeit beruhigen und aber auch wenn er sehr alt werden sollte wird er nie seine Schuld vergessen können. Er wird sich jede Minute seines Lebens, selbst nachts wenn er schläft, an seine Schuld erinnert. Er wird sein ganzes Leben, Tag und Nacht, grausam leiden und kann nichts dagegen tun. Selbst sein Gott Christus kann daran nichts mehr ändern.“ „Du Kind, du musst daraus lernen! Niemals darfst du mit bösen Gedanken in deinem Herzen einen Zauber ausführen. Er wird sich gegen dich selbst kehren! Bitte vergiss das nie!“ Ich schwieg erst einmal und versuchte mir zu vergegenwärtigen was ich über Christus gelernt hatte. „Aber der Christus ist doch auch sehr mächtig, er könnte doch vielleicht diese Dämonen vertreiben“, warf ich verzweifelt ein um vielleicht doch noch eine Lösung zu finden. „ Ja dieser Christus war auch sehr mächtig.“ antwortete sie, „ Er hat in seinem Leben einige Dämonen bekämpft und auch viele besiegt. Es gab aber auch einige die er nicht besiegen konnte weil sie zu übermächtig waren als dass er sie hätte bezwingen konnte.“ Und glaube mir, die Dämonen die diesen armen Mann jetzt heimsuchen sind wirklich sehr mächtige und unvorstellbar böse Dämonen. Vergiss nie, ein Dämon braucht das Böse, je größer und schlimmer das Böse ist umso besser, er lebt davon und noch etwas ganz Wichtiges Kind, sage niemals den Namen eines Dämonen mehr als zwei Mal hintereinander wenn es kein Ritual ist. Sonst kann es sein dass du ihn ungewollt rufst!“ „ Vergiss es bitte nicht“ wiederholte sie mit eindringlicher Betonung. „Niemals darfst du mit bösen Gedanken in deinem Herzen einen Zauber ausführen. Er wird sich mit Sicherheit gegen dich selbst kehren!“
„Für den armen Mann gibt es nur einen einzigen Weg sein Leiden zu beenden. Seinen Tot! Nur hier kann er seinen Frieden finden.“
Ich wusste nicht mehr was ich sagen sollte und schwieg erst einmal. Der Mann tat mir ungeheuer leid aber ich akzeptierte jetzt dass ich nichts mehr tun konnte und legte mich wieder hin. Der Tee und das Kräuterpulver taten jetzt ihre Wirkung. Ich wurde müde und fühlte wie sich mein Körper und mein Geist entspannten. Dann war ich irgendwann eingeschlafen.
Etwa 1 Jahr später kam der Mann wieder zu uns. Er war äußerlich ruhiger und nur noch ein unglaublich schwacher Schatten dessen was er gewesen war als er das erste Mal zu uns gekommen war. Hier war es das einzige Mal bei dem ich nicht zugegen sein durfte während sie sich unterhielten. Ich musste auf Anordnung von Madame sogar den Schatten der Bäume die das Haus umgaben verlassen. Sie unterhielten sich fast den ganzen Tag miteinander und sprachen scheinbar auf eine sehr eng vertraute Art und Weise. So wie zwei gute alte und enge Freunde über wichtige Dinge miteinander reden. Irgendwann wurde mir dann langweilig das Häuschen und die Beiden zu beobachten und ich streunte auf den umliegenden Feldern herum und versuchte essbare Beeren oder ähnlichen zu finden um meinen Hunger zu stillen. Von diesem Nachmittag auf dem offenen Feld ist mir nur in Erinnerung geblieben dass ich irgendwann überraschend und unvorhergesehen 5 oder 6 Jungen aus dem Dorf traf. Es war für mich körperlich fühlbar wie sie mich hassten und verachteten. Es tat mir fast körperlich weh diese Ablehnung zu spüren, zumal ich den Grund nicht erkennen konnte. Sie fingen an mich mit Steinen und Erde zu bewerfen. Um mich zu wehren und um sie zu beeindrucken und zu verscheuchen stellte ich mich breitbeinig und mit ausgebreiten Armen vor sie hin und machte, so wie ich glaubte furchtbare Grimassen und brüllte los und heulte wie ein Berserker und was das Zeug hielt. Der Erfolg war verblüffend. Zuerst standen sie wie vor Schreck gelähmt und als ich ihnen in meiner Drohpose so nahe gekommen war dass ich sie fast berühren konnte, drehten sie sich um und liefen in allerhöchster Panik und unter lautem Schreien so schnell sie konnten weg ohne sich auch nur einmal umzuschauen.
Viele Jahre später als ich als junger Mensch wieder hierher zurück kam und Erinnerungen suchte erfuhr ich von den Menschen was sich damals hier abgespielt hatte nachdem der Mann sich so lange und ausführlich mit Madame unterhalten hatte.
Etwa ein Jahr später hatte er sich das Leben genommen in dem er eines von den Giften zu sich nahm die man auf einem großen Bauernhof immer findet. Er hatte das scheinbar schon vorher angekündigt. Sein Tod muss grausam langsam gewesen sein. Im Moment seines Todes waren Nachbarn und Bekannte und ein Pfarrer an seinem Sterbebett. Außer einem Bruder der irgendwo in Afrika für das französische Heer diente hatte er keine Familie mehr. Im Moment seines Sterbens, so sagten die Menschen die dabei gewesen waren, fing das Haus an zu beben und eine Eiseskälte nahm Haus und Hof in Besitz. Ein immer stärker werdendes Rauschen und Pfeifen, genauso als ob man während eines starken Sturmes im Wald zwischen hohen Bäumen stehen würde, erfüllte den ganzen Hof. Man sagte auch dass man es auch von außerhalb des Hause hatte sehen können wie die Dämonen seinen Körper und sein Anwesen verliesen.
Alle Anwesende auch der Pfarrer, ausgenommen aber seine Frau wegen der alles begonnen hatte, ergriffen die Flucht und verliesen das Grundstück um nie wieder zurück zu kehren. Seine Frau steckte dann später scheinbar das Haus und alle Gebäude in Brand ohne den Leichnam aus dem Haus zu schaffen und zu beerdigen. Dann, später sah man sie wie sie ohne irgendein Gepäckstück durch das Dorf ging und spurlos irgendwo in der Ferne verschwand. Sie schien um Jahrzehnte gealtert und ihr Haar war schneeweis, ihr Gesicht trotz ihrer Jugend, so faltig und grau dass man sie kaum noch erkennen konnte. Man hörte niemals wieder was von ihr. Bis heute wagt sich kein Mensch auch nur in die Nähe dieses Grundstückes.
Später, so erfuhr ich, zwang man Madame das Häuschen unter den Bäumen zu verkaufen und wegzuziehen. Nicht alle Einwohner waren damit einverstanden gewesen aber es waren nicht genug um ihr hierbleiben durchzusetzen. Aber wenigsten bezahlte man Madame auf Drängen dieser ihr wohlgesonnenen Menschen einen anständigen Preis für ihr Häuschen.


Die wichtigsten Stunden in unserem Leben sind die in denen wir lieben...



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