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Prosa => Alltag


Neustart Kapitel11 - von Tess, 12.12.2019
Das Haus ist still als ich aufwache, meine Mutter und mein Vater sind schon arbeiten. Nachdem ich gefrühstückt und mich umgezogen habe, trage ich meine schon gepackten Kartons in mein Auto und fahre zur WG. Ich nehme 2 Kartons auf einmal, damit ich nicht so oft laufen muss. Natürlich ist es mir so unmöglich die Haustür aufzuschließen. Ich stelle die Kartons also ab und schließe die Haustür auf, nehme die Kartons wieder hoch und zack ist die Haustür schon wieder zugefallen. So ein Mist! Ich stelle die Kartons also wieder ab, schließe die Haustüre nochmal auf, halte dieses Mal die Tür mit dem Fuß auf, nehme die Kartons wieder hoch und drücke die Tür mit dem Rücken auf. „Na kommst du klar?“, ertönt es von der Treppe. Ich gerate aus dem Gleichgewicht und der obere Karton fällt polternd auf den Boden. „Na hoffentlich war da nichts zerbrechliches drin“, lacht mich Leo aus. „Musst du nicht zur Uni oder so?“, entgegne ich genervt. „Hat da jemand schlechte Laune?“, „Nein, aber es ist nicht besonders nett andere Leute erst zu erschrecken und dann auszulachen!“, erkläre ich ihm. „Aus der Sicht betrachtet, war es wohl wirklich nicht nett von mir. Sorry. Ich muss aber tatsächlich zur Uni. Tschüß.“, dann ist er auch schon weg. „Idiot!“, sage ich vor mich hin, während ich meinen Karton wieder aufhebe. Ein leises Lachen dringt zu mir. Hier wohnen eindeutig zu viele Menschen! „Hallo?“, „Hallo, sorry ich wollte nicht lauschen, aber du hast Recht, er kann echt ein Idiot sein!“, eine schlanke, leicht muskulöse Frau die trotzdem weibliche Rundungen hat, kommt um die Ecke, die Treppe runter. „Du musst Pia sein!“, entfährt es mir. „Wie kommt es, dass du weißt wer ich bin, während ich nicht weiß wer du bist?“, frägt sie. „Entschuldige, ich bin Becca und ziehe bei Lilly und Josy ein. Ich habe Josy ausgequetscht wer bei euch alles wohnt, sie meinte du seist Fitnesstrainerin und das sieht man!“ antworte ich. „Freut mich Becca, Lilly kenn ich auch nicht so gut, aber Josy hängt ab und zu bei Leo rum. Kann ich behilflich sein, nachdem Leo schon keinen Anstand hatte?“, „Wenn du Zeit hast gerne!“, „Ich wollte joggen gehen, aber gegen ein bisschen Kisten schleppen davor spricht nichts!“. Sie nimmt mir den oberen Karton ab und trägt in mir hinterher in mein Zimmer. „Hübsch!“, kommentiert sie mein Wandtattoo. „Danke, ein Kunstwerk meiner Mutter“, erkläre ich und hoffe, dass sie sich nicht so über mich lustig macht wie Paul gestern. „Sie hat Talent! Du hast bestimmt noch mehr Kartons, oder?“, zerstreut sie meine Befürchtung. „Noch ein paar!“, antworte ich. Gemeinsam tragen wir alle Kartons in mein Zimmer. Nachdem das Auto leer ist macht sich Pia auf zum Joggen und ich danke ihr für ihre Hilfe. Ich muss zugeben, ich bin etwas neidisch auf ihren Körper. Ich bin mir sicher das war harte Arbeit, den Körper zu bekommen, so eine Disziplin hatte ich nie. Ich habe mich mit meinen Kurven abgefunden. Und dann ist sie auch noch so nett! Und sie ist keine Tussi mit einer Tonne Schminke, 1kg Schmuck und 10cm künstlichen Fingernägel, sondern eine ganz natürliche gut trainierte und nette Frau. Ich finde, dass sie zu beneiden ist, obwohl das bestimmt harte Arbeit war.
Ich räume meine Bücher in das Bücherregal, dass mein Vater hinter der Tür platziert hat. Meine Dokumente kommen in die Schubladen meines Schreibtisches und meine CD’s lege ich vorerst auf den Schreibtisch. Meine Stereoanlage und mein PC sind noch bei meinen Eltern. Ich sollte wohl noch einen CD-Ständer für meine CD’s kaufen. Die Kartons mit meinen Klamotten lasse ich einfach verschlossen stehen. Ohne Kleiderschrank kann ich die schlecht aufräumen. Zum Mittagessen gehe ich wieder in den Kiosk und esse ein belegtes Brötchen. Zurück im Haus läuft fast eine junge Frau in mich hinein, weil sie die ganze Zeit in ein Buch sieht. „Hallo!“, mache ich mich bemerkbar. Sie schaut auf und entschuldigt sich kleinlaut. Braune Haare, braune Augen, runde Brille und weite Klamotten. Sie gehört bestimmt in die Streber WG. „Nichts passiert! Ich bin Becca“, stelle ich mich vor und strecke ihr meine Hand entgegen. Verlegen drückt sie kurz meine Hand und erklärt mit einem leichten Lächeln, dass sie Antonia heißt. Sie hat ein echt hübsches Gesicht und süße Grübchen, aber wahrscheinlich ist sie eines der grauen Mäuschen, die nicht beachtet werden. „Entschuldige, aber ich muss zur Uni!“, verabschiedet sie sich. Irgendwie tut sie mir leid, ich kenne sie noch nicht mal richtig, aber ich ahne, dass sie den ganzen Tag mit Büchern verbringt und wenig unter Leute kommt. Als ich die Wohnungstür aufschließe, traue ich meinen Augen nicht, als Josy mit meiner Mutter am Tisch sitzt. So lange war ich doch gar nicht weg! „Hallo, ihr zwei, habe ich was verpasst?“, frage ich die beiden. „Hallo Becchen, ich wollte mir anschauen wie weit du bist. Da du nicht da warst habe ich mich etwas mit Josy unterhalten!“. Josy unterdrückt ein Lachen und ich werde rot, weil meine Mutter mich in Josys Anwesenheit so nennt. Ich sage jedoch nichts und gehe mit meiner Mutter in mein Zimmer. „Fehlt ja nur noch der Kleiderschrank!“, stellt meine Mutter fest. „Aber ich finde ein paar andere Sachen fehlen dann doch noch!“, „Was denn, Mama?“, „Ein Teppich, ein Vorhang, Blumen, Lampen, vielleicht noch ein Regal. Aber worüber ich eigentlich mit dir reden wollte hat damit nichts zu tun. Naja, vielleicht ein bisschen aber eigentlich nicht!“, „Langsam Mama! Also zuerst, ja, ein bisschen Deko fehlt, da hast du recht. Aber was wolltest du eigentlich?“, „Weißt du, mir hat das Wandtattoo so viel Spaß gemacht, da dachte ich. Hier“, sie zeigt über mein Bett. „Ein Traumfänger, gegen schlechte Träume, was hältst du davon?“, „Wenn es so gut wird wie der Baum und du mein Bett nicht versaust, darfst du dich gerne austoben!“, akzeptiere ich ihren Vorschlag. Wenn es ihr so großen Spaß macht und sie sich dann nützlich fühlt, darf sie die Wand gerne aufhübschen. „Aber Becchen, ich würde dein Bett doch niemals ruinieren, man kann es ja einfach abdecken, Bettwäsche fehlt ja eh noch!“, sprudelt sie weiter. „Mama, kannst du das mit dem Becchen bitte lassen? Ich bin eindeutig aus dem Alter raus und es ist mir peinlich!“, spreche ich es jetzt doch an. „Okay Rebecca, aber du wirst immer mein kleines Mädchen bleiben! Sei mir nicht böse, wenn ich es nicht sofort abschalten kann!“. Wir beschließen noch kurz ins Möbelhaus zu fahren und Deko zu kaufen. Trotz Protest gewinne ich mit meiner grauen Farbauswahl, das passt am besten, ist nicht zu empfindlich und nicht zu dunkel. Bepackt mit Teppich, Regal und Tischlampe kommen wir daheim an. Ich stelle erst mal alles in mein Zimmer und meine Mutter verschwindet. Beim Einkauf hatte sie schon ein genaues Bild von meinem neuen Wandtattoo im Kopf. Jetzt werde ich sie wohl ein paar Stunden nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ich sehe mich im Internet nach Deckenlampen und Vorhängen um. Als meine Entscheidung steht, gehe ich nochmal einkaufen.
Als ich mit einem Vorhang, einer Deckenlampe und einem rosa Käthchen zurückkomme, ist von meiner Mutter noch nichts zu sehen. Aber in der Zwischenzeit ist mein Vater nach Hause gekommen, ich setzte mich neben ihn auf das Sofa und erzähle von den Ereignissen des Tages. Schließlich mache ich mich ans Abendessen, so lange kann der Traumfänger ja auch nicht mehr dauern. Tatsächlich erscheint meine Mutter in der Küche als ich die Käsespätzle gerade in den Ofen schiebe. Wir setzen uns zu meinem Vater auf das Sofa bis das Essen fertig ist. Und nach dem Essen, welches mir ein paar Komplimente einbringt, setzen wir uns zu unserem abendlich Serienritual wieder auf das Sofa.



©2019 by Tess. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

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