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Assimilieren oder doch lieber arbeitslos bleiben - von King_Author, 13.09.2006
Ich war gerade aufgestanden und hatte die Kaffeekanne mit Munition befüllt, als mein Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung meldete sich meine ehemalige Arbeitskollegin mit einem fröhlich betonten "Guten Morgen".

"Na wie geht's dir so in der Welt des Nichtstuns. Das muss ja grauenhaft sein, so ganz ohne Beschäftigung und ohne nette Kollegen, die dir den ganzen lieben Tag hilfreich zur Seite stehen. Du bist ein ganz ein Armer. Ach ja, gestern hat's auch den Hannes erwischt, aber das war keine Überraschung, war er doch das schwächste Glied in unserem Team. Um ihn ist es im Gegensatz zu dir wirklich nicht schade. Langsam, unbeholfen, unproduktiv. Und was der auch immer für Kleidung trug. Weißt du noch, kannst du dich noch an diese Schnürlsamthosen (Kordsamt) erinnern und an seine rosa-karierten Hemden. Grauslich waren die, genauso wie seine Frisur. Strenger Schuppenscheitel und hochfettiges Haar. Wuahh!!! Und dazu noch dieses Gestottere. IIIlllllsseee kkkkaaannnst dduuu mmiirrr bbbitttee dddaabbeieieiei hhheeeellffen. Mensch bin ich froh, dass der weg ist, und so einer hat tatsächlich bei uns in der Abteilung gearbeitet.

Es hat sich überhaupt seit deinem Abgang so allerlei verändert. Wir haben einen neuen Chef bekommen. Er sieht sehr gut aus und ist sehr nett. Er und ich verstehen uns auch sehr gut. Kannst du dir vorstellen, dass er gestern bei mir um Rat fragte, wie das Team in den einzelnen Arbeitsbereichen eingeteilt werden solle.

Natürlich konnte ich ihm als eingesessener Hase gute Tipps dazu geben. Dabei hättest du die Anna sehen sollen. Die hat ein Gesicht gemacht, blöder kann man gar nicht dreinschauen. Jetzt, wo wir einen neuen Chef haben, ist sie halt nicht mehr der Liebling. Die kann sich auf so einiges gefasst machen in Zukunft. Von nun an werden ihr die unangenehmen Arbeiten nicht mehr erspart bleiben, wird sie wieder in die Hände spucken müssen. Irgendwie ist sie eine richtige Schlampe. Findest du nicht? Wie sie dem alten Chef immer schöne Augen machte. Flirte hier, kokettiere da. Die hat sicher für ihn die Beine breit gemacht. Aber das ist vorüber. Für sie weht wieder der kalte Arbeitswind.

Doch genug gesagt von dieser Schlampe. Kommen wir zu dir. Was ich bis heute nicht so richtig verstehen kann, ist, weshalb du den Job gekündigt hast. Er bietet einem doch alles, was man sich nur wünschen kann. Ich gebe ja zu, dass wir auch Arbeiten erledigen müssen, die weniger angenehm sind. So wie damals am Flughafen und so. Aber trotz allem unterscheidet er sich auch nicht so sehr von den anderen Jobs. Man kann sich nicht immer alles aussuchen heutzutage. Es wird für die Wirtschaft immer schwieriger, es muss alles noch schneller und billiger werden. Da sind Mann und Frau gleichermaßen gefordert, Hand anzulegen, in den sauren Apfel zu beißen. Deshalb kann ich deine Entscheidung - uns zu verlassen - nicht nachvollziehen. Gerade als alles im Umbruch war, als wir die neuen Arbeitsgeräte und -kleidung bekamen, sich unser Betrieb immer besser gegen die Konkurrenz durchsetzen konnte.

Aber bitte, es wird schon irgendwie weitergehen. Doch sage ich dir, dass du so einen guten Job in unserer Branche so schnell nicht wieder kriegen wirst, weil...Was!!!! So spät ist es schon wieder, was bin ich nur für eine Plaudertasche, vergesse ich doch tatsächlich meine Pflichten zu erfüllen. Du, es hat mich sehr gefreut mit dir zu sprechen, aber ich muss jetzt weitermachen. Die Toiletten am Bahnhof müssen noch gereinigt werden. Ich meld mich wieder. Tschüss!".



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