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Der Aufbruch - von Tuutikki, 12.09.2006
Ich werfe einen Blick auf mein Handy. Dann gehe ich langsam ans Fenster und blicke hinaus. Es ist dunkel und ausser dem sanften und melancholischen Regengeräusch kann ich nichts vernehmen. "Der Himmel weint auch", denke ich. Die Regentropfen an der Fensterscheibe verwandeln sich in Flüsse und setzen ihren Weg schlängelnd und pulsierend nach unten fort. Unwillkürlich denke ich an die Adern in meinem Körper. Das menschliche Blut ist aber rot und warm. Warm? Ich horche in mich hinein, auf meine Empfindung konzentriert. Ich sehe mich vom kalten Regen durchströmt, es rinnt duch meine Adern, trifft sich im Herzen und fliesst von dort weiter, um in meinen Schläfen zu pochen. Als wolle es aus meinem Kopf herausbrechen und mit dem Regen da draussen verschmelzen. Langsam gehe ich zum Sofa und rolle mich zu einem kleinen Knäuel zusammen. Wie ein Regentropfen. Dann werfe ich einen Blick auf mein Handy. Als ich die Augen schliesse, geht meine Fantasie durch. Ich sitze am Strand, ganz in meiner Nähe vernehme ich das sanfte, monotone Rauschen des Meeres und fröhliches Lachen. Von abseits dringen Musikfetzen hinüber. Ein junges Paar tanzt am Strand, sie albern rum und lachen offen und ausgelassen.
Als ich die Augen wieder öffne, habe ich die Lösung: Ich verreise! Sofort!
Weil es draussen immer noch regnet und ich keine passenden Schuhe finden kann, verlasse ich das Haus barfuss. Ich habe auch keinen Koffer mitgenommen, um schneller rennen zu können. Keinen Geldbeutel, um meine Hosentaschen nicht zu beschweren. Der hätte sowieso nicht reingepasst, höchstens mein Handy.
Nun bin ich frei. Der Regen aus meinem Inneren strömt heraus und vermischt sich mit dem Regen auf dem Asphalt. Der Regen von draussen verschmilzt mit meinen Tränen. Ich werfe einen Abschiedsblick auf das verlassene Haus. Mein Fenster ist hell erleuchtet, ich vergass, die Lampe auszuschalten. Es erinnert mich an einen Leuchtturm, der den Suchenden und Verirrten den Weg weisen soll. Aber mir kann der nicht helfen. Ich wandte mich ab und verschwand in der Dunkelheit. Im Zimmer klingelte das Handy laut und fordernd.








©2006 by Tuutikki. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

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