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Prosa => Krimi


Hoby V.D. 2. April 1882 - von Andrea, 29.12.2018
April 2. 1882

Es sind einige Tage verstrichen seit meinem letzten Eintrag. Ich bin immer noch in Laredo und lebe zurzeit von meinen Ersparnissen, die ja nicht gerade wenig sind, da ich ja alles von meinem Vater geerbt habe. Allein das Haus in Deutschland brachte mir, beim Verkauf, gutes Geld ein. Vater hatte sehr viel verdient als Professor und war immer sehr sparsam. Also habe ich Zeit. Hier in Laredo möchte ich auf keinen Fall eine Praxis eröffnen. Die Menschen hier sind mir zu ernst. Vielleicht sollte ich nach einer kleineren Stadt suchen, wo es noch eine feste Gemeinschaft und Zusammenhalt gibt.
Ranger Lasko muss gleich aufbrechen, er bekam einen Brief aus Malloy, indem man ihm um Hilfe bat. Ich Habe beschlossen ihn zu begleiten. Es wird ein zwei Tagesritt. Wenn ich daran denke, tut mir jetzt schon der Hintern weh. Doch ich muss mich ja daran gewöhnen. Hier ist das Pferd das beste Fortbewegungsmittel, wenn man Städte ohne Bahnanschlüsse erreichen möchte. Don Lasko freut sich über meine Begleitung. Er ist Jahrelang allein geritten und genießt nun meine Gesellschaft. „ Ich habe noch nie einen so lustigen Mann getroffen, der so verrückt ist wie du. Wie kann man sein Leben für eine Kuh riskieren?“ fragte er mich heute Morgen. Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass er schließlich mit gemacht habe, worauf Don den Kopf schüttelte und sagte, “ das verstehe ich selbst nicht.“
Gestern habe ich zum ersten Mal Texanisches Rindfleisch gegessen. Es war wunderbar. Ein einmaliger Geschmack. Aber es hat auch wieder Mal ärger gegeben. Diesmal im Restaurant. Ein paar Samson Cowboys waren ebenfalls anwesend und machten sich über mich lustig. „ Leute seht mal her! So sieht ein Tierarzt aus. Draußen spielt er den Samariter bei den Rindern, und hier sitzt er und genießt ein Steak. Na Doktor gibt es da keine Gewissensbisse? Heute ein Rind retten und Morgen eins verspeisen!“ Ich blieb ganz locker und ließ ihn reden. Don hingegen wollte aufspringen, aber ich konnte ihn zurückziehen.“ Lass nur. Das stört mich nicht.“ Beruhigte ich ihn, jedoch bemerkte ich auch wie nervös er wurde. Es ließ ihn keine Ruhe und als der Cowboy weiter sprach, „ Ich finde dieser Doktor sollte zu seinem Beruf stehen und Vegetarier werden. Oder würde einer von ihnen hier zu einem Arzt gehen, der Morgens seine Patienten pflegt und sie abends abknallt?“
Da sprang Don von seinem Stuhl hoch packte den Cowboy am Kragen und drohte, “ es reicht. Entweder setzt du dich an einen Tisch und hältst die Klappe, oder ich Prügel dich hier raus.“
„ Warum erst Prügeln. Lass uns gleich nach draußen gehen und die Sache dort entscheiden.“ Der Cowboy wies mit der Hand auf seinen Revolver. Ich verstand was er damit meinte. Er forderte Ranger Lasko zu einem Duell auf. Wahrscheinlich hatte er es genau darauf angelegt. Denn nur so konnte er sich für den Kinnhaken draußen auf der Ranch rächen, ohne Schwierigkeiten zu bekommen. Immerhin ist Don Lasko ein Ranger und die stehen unter Staatenschutz. Aber niemand würde einen Mann bestrafen, der im offenen Duell seinen Gegner niederschießt. Mir blieb fast das Herz stehen, als Don zusagte. Meine Warnung hielt ihn auch nicht mehr davon ab. „Das hat er mit Absicht so eingefädelt. Genau darauf wollte der Kerl hinaus. Don, du bist auf seinen Trick reingefallen, lass es.“ „ Das kann ich nicht. Alle hier Anwesenden haben es mit angehört. Ich bin Ranger und würde als Feigling dastehen, wenn ich nicht mitspiele. „ Das ist kein Spiel.“ Ich wollte ihn, mit aller Macht davon abhalten, doch es gelang mir nicht. Zu groß war sein Ego, sein Stolz. Wenig später standen sie sich gegenüber. Die Mainstreet war wie leer gefegt. Ich wusste nicht ob ich hinsehen wollte oder nicht. Immer wieder sah ich weg und hatte große Angst um meinen Freund. Gleich wird der Schuss fallen und vielleicht liegt er dann tot am Boden. Und das alles nur wegen einer blöden Beleidigung. Die Sekunden krochen endlos langsam dahin. Dann plötzlich zuckte die Hand des Cowboys. Wie durch Zauberei lag der Revolver in seiner Hand, so schnell, dass man es nicht mit bloßem Auge verfolgen konnte. Doch Don war schneller. Seine Kugel stieß den Cowboy zurück und ließ ihn zu Boden stürzen. Don lag auch im Straßenstaub. Er hatte sich zur Seite geworfen und im Flug geschossen. Wäre er stehen geblieben, hätte ihn die Kugel des Gegners wohl auch erwischt, denn sie war nur um den Bruchteil einer Sekunde später abgefeuert wurden. Der Doc hat uns am Abend gesagt, dass er die Kugel ziehen konnte und der Junge wieder gesund wird. Hoffentlich hat er was daraus gelernt. Gerade ist Don hereingekommen um mir zu sagen, dass er aufbrechen möchte. Meine Satteltasche ist gepackt und draußen steht mein alter Hengst Vetus. So lange er noch kann, werde ich ihn reiten. So jetzt aber Schluss, Don drängelt schon. Ich muss los.
So Long Leo Hoby




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