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Prosa => Alltag


Neustart Kapitel6 - von Tess, 27.08.2018
Als ich am nächsten Tag von der Arbeit heimkomme, hat sich meine Laune gebessert. Der Arbeitstag war relativ ereignislos und ich konnte gut vorarbeiten. So, dass ich mich morgen guten Gewissens in meine freie Woche verabschieden kann. Außerdem ist mir klar geworden, dass ich keinen Grund für schlechte Laune habe. Ich habe einen Job, der mir Spaß macht und mir ein regelmäßiges Gehalt bringt, ich habe ein Dach über dem Kopf, ich habe eine Familie und ich bin gesund. Ich kann mich also wirklich nicht beschweren. Da ich vor meiner Mutter daheim bin, beschließe ich heute mal das Kochen zu übernehmen. Nach einem Blick in den Vorratsschrank entscheide ich mich für überbackene Schinkennudeln, das geht schnell und schmeckt köstlich. Als ich gerade den Tisch decke, streckt meine Mutter den Kopf durch die Tür. „Hmm, hier riecht es aber gut“, stellt sie grinsend fest. „Wo ist denn Papa?“, will sie wissen. „Der ist vor dem Fernseher eingeschlafen. Das Essen ist in 5 Minuten fertig“, teile ich ihr mit. „Dann werde ich ihn mal wecken“, erwidert sie. Nach ein paar Minuten erscheinen beide gut gelaunt in der Küche. „Möchtest du nicht doch hierbleiben, daran könnte man sich glatt gewöhnen“, sagt meine Mutter. „Mama, können wir das Thema bitte lassen?“, dränge ich. „Genau, bitte nur schöne Themen am Essenstisch“, verlangt mein Vater. „Ich wollte damit doch nur sagen, dass es schön ist, dass du uns bekochst“, beharrt meine Mutter. „Ist schon gut Mama, aber jetzt lass uns essen“, lenke ich ein.
Nach dem Essen übernehmen meine Eltern, mit den Worten „gerechte Arbeitsteilung“, den Abwasch. Nach dem ich mich Bett fertig gemacht habe, geselle ich mich zu meinen Eltern und wir machen uns einen entspannten Fernsehabend.
Nach vollendetem Samstagsdienst, fahre ich in die nahegelegene Tierhandlung und kaufe ein paar Kleinigkeiten für meine Patentiere vom Tierheim. Ein ganz typischer Samstag für mich.
„Hallo Rebecca, schön dich zu sehen“, begrüßt mich Frau Zinßer. „Hallo Frau Zinßer, es geht doch nichts über die bedingungslose Liebe eines Tieres“, erwidere ich. Mir geht jedes Mal das Herz auf, wenn mich die kleinen Vierbeiner so herzlich begrüßen. Nach dem ich eine Weile mit der jungen getigerten Katze Tinka gespielt habe, mache ich mich auf den Weg zur Hundestation. „Ich wusste doch, dass ich dich hier finde“, kommt es plötzlich aus einer Ecke. Ich zucke vor Schreck zusammen. Es ist schon wieder Phillip. „Was willst du schon wieder“, frage ich genervt. „Du hast nicht auf meine Nachricht reagiert, also dachte ich, ich komm einfach hier her“, erklärt er. „Ich sagte doch schon, dass du mich in Ruhe lassen sollst“, kontere ich. „Das werde ich nicht, bevor du mir nicht noch eine Chance gegeben hast!“, behauptet er. „Lass mir doch bitte einfach ein bisschen Zeit“, flehe ich, in der Hoffnung so von ihm in Ruhe gelassen zu werden. „Und dann kommst du zurück zu mir?“, frägt er hoffnungsvoll. „Das wird sich dann zeigen“, antworte ich schlicht. „Wenn du mir versprichst, ernsthaft darüber nachzudenken, werde ich dich eine Weile in Ruhe lassen“, sagt er. „Ich verspreche es“, sage ich. „Gut, aber glaub ja nicht, dass ich aufgeben werde“, sagt er. „In Ordnung“, erwidere ich. Er tritt näher, hebt mein Kinn an und zwingt mich ihm in die Augen zu schauen. „Ich meine es ernst, ich liebe dich und ich werde alles tun, damit du zu mir zurück kommst“, beharrt er. „Ich habe verstanden“, behaupte ich. Ich möchte einfach nur, dass er mich in Ruhe lässt. Also wehre ich mich auch nicht als er mit dem Daumen über meine Wange fährt und mir anschließend ein Kuss auf die Wange gibt. „Ciao Becca“, er wendet sich zum Gehen. „Vergiss nicht, wenn du dich nicht meldest, stehe ich bald wieder auf der Matte“, versichert er. Dann ist er endlich verschwunden. Ich weiß nicht was ich von seinem Auftritt halten soll und beschließe nicht weiter darüber nachzudenken, für mich ist das Kapitel zwischen uns beendet. Ich sammle mich und wende mich der Hundestation zu, wo Pipa, die kleine Beagle-Hündin, schon schwanzwedeln auf mich wartet. Nichts ist herzerwärmender, als die bedingungslose Liebe, die ein Hund einem entgegenbringt. Schon bei dem Anblick geht es mir augenblicklich besser und als ich anfange mit ihr herumzutollen ist das Zusammentreffen mit meinem Ex schon vergessen. Nach einem Power-Spaziergang mit ihr, lege ich meine Einkäufe zu den Spenden, ein paar Kleinigkeiten habe ich vorher für meine zwei Lieblinge abgezweigt. Glücklich mache ich mich auf den Heimweg.
„Und wie wars bei den Tieren?“, empfängt mich meine Mutter daheim. Ich ignoriere ihren spöttischen Tonfall und antworte schlicht „wunderbar, wie immer“.
Es ist Sonntag und ich muss sagen, ich habe erstaunlich gut geschlafen. Ich bin nicht so nervös wie am Donnerstag, ich gehe es entspannter an. Wenn es nichts wird, suche ich eben weiter oder bleibe bei meinen Eltern. Ganz entspannt lasse ich mir mein herzhaftes Frühstück schmecken und lausche den Gesprächen meiner Eltern, die mit mir am Tisch sitzen. Wenn ich nervös wäre, würde ich mich einmischen aber so genieße ich die lockere Atmosphäre, bis ich direkt angesprochen werde. „Kommst du mit zum Einkaufen?“, erkundigt sich meine Mutter. „Ja, ich denke schon“, überlege ich. „So in einer Stunde, passt dir das?“, hakt sie nach. „Ja, das passt“, antworte ich. „Schön, dass wir noch etwas Zeit mit dir verbringen können. Auch wenn es nur zum Einkaufen ist“, sagt mein Vater. „Noch seid ihr mich nicht los“, scherze ich. „Heute läuft es bestimmt besser, zumindest bist du schon mal entspannter. Auch wenn du, wenn es nach mir geht, hierbleiben solltest“, erklärt er. „Ach Papa, ich denke ein bisschen Abstand wird uns allen guttun. Aber jetzt lass uns bitte die Stimmung nicht ruinieren“, bitte ich. „Ich geh mal schnell noch duschen“, wechselt er das Thema. „Und ich schaue noch kurz nach der Wäsche“, teilt meine Mutter mit. Ich blieb alleine in der Küche zurück.
Nach dem Einkauf gehe ich duschen und mache mich anschließend auf den Weg.
Eine wirklich schöne Gegend, zwar sehr bebaut und städtisch aber mit vielen Grünflächen dazwischen, was es wirklich idyllisch wirken lässt. Unten im Haus gibt es einen Kiosk und ein kleines Kleidungsgeschäft, ziemlich praktisch. Die Außenwand der Läden ist dunkelgrün, die 3 Stockwerke darüber sind weiß gehalten. In jedem Stockwerk gibt es 2 Balkone, also müssen hier 6 Parteien wohnen. Ich klingele bei Seyfried. „Hallo?“, kommt es aus der Sprechanlage. „Rebecca Ebinger, ich komme wegen dem WG-Zimmer“, antworte ich. „Nur hereinspaziert“, erklingt es fröhlich. Ich begebe mich in das weiße Treppenhaus und schaue mich um, denn ich weiß nicht wirklich wo hin ich muss. „Hier oben. Entschuldige, das hätte ich gleich sagen sollen“, ertönt es über mir. Ich laufe der Stimme nach und stehe einer schwarzhaarigen Frau gegenüber, die mich anstrahlt. Ich fühle mich sofort wohl. „Hi, ich bin Lilly. Ich hoffe es ist in Ordnung, wenn wir uns duzen?“, erkundigt sie sich. „Das ist für mich in Ordnung“, antworte ich. „Schön, also komm rein Rebecca“, sagt sie. „Du kannst mich Becca nennen. So nennen mich fast alle“ erkläre ich. „Okay Becca, meine Schwester ist noch im Bad, ich versuch mal sie da rauszubekommen“, kichert sie. „Josy, komm raus, wir haben Besuch“, höre ich sie rufen. „Sie kommt gleich, hoffe ich zumindest“, witzelt sie als sie wieder zu mir tritt. „Lass uns mal ins Wohnzimmer gehen, bis sie rauskommt“, schlägt sie vor. „Gern“, erwidere ich und folge ihr. Die gesamte Wohnung scheint in weiß-grau gehalten zu sein und es stehen ein paar Kartons herum. „Entschuldige, wir sind selbst erst eingezogen“, erklärt sie mir. „Kein Problem“, erkläre ich. Sie setzt sich auf die Coach und bedeutet mir, mich auch zu setzen. „Möchtest du was trinken? Wasser, Cola, Bier?“ frägt sie. „Eine Cola bitte“, erkläre ich fröhlich. Auch hier ist Wohn-, und Esszimmer in einem Raum. Es gibt einen weißen Holztisch, mit 6 weißen Holzstühlen. Im Wohnzimmer befindet sich ein großer Wandschrank, in dem nur ein Flachbildschirm steht, die Coach ist grau. Als sie mit einem Glas Cola aus der Küche kommt, betritt eine Frau den Raum, die Lilly sehr ähnlich sieht, aber zugleich nicht verschiedener sein könnte. Sie hat lila Haare mit einem schwarzen Haaransatz, ist stark geschminkt und trägt figurbetonte Kleidung. Sie wirkt auf den ersten Blick etwas einschüchternd vor allem wegen ihrem selbstbewussten Auftreten. Sie kommt mir entgegen und streckt mir mit den Worten „Hallo, ich bin die Josy“, die manikürte Hand entgegen. „Hallo, ich bin die Becca“, erwidere ich. Als ich in ihre Augen schaue, sehe ich einen lila Schimmer, das müssen Kontaktlinsen sein. „Also Becca, erzähl uns mal was von dir“, wendet sich Lilly wieder an mich. Oh je, wieder so eine Aushöraktion. „Ich bin 21 Jahre alt, von Beruf PTA und komme aus Charlottenburg. „Okay und warum suchst du eine WG?“, frägt sie weiter. „Naja, ich will bei meinen Eltern raus und mein eigenes Leben beginnen“, erläutere ich. „So war das bei uns auch“, sagt Josy und lächelt mich an. „Ja, das hier ist für uns auch alles neu. Aber das wird schon“, grinst Lilly. „Was ist mit WG-Regeln?“, hake ich nach. „So spießig sind wir nicht“, kichert Josy. „Wir haben keine festen Regeln, ich denke ein paar Absprachen sollten genügen. Wir sollten schon etwas auf einander Rücksicht nehmen, aber ich denke das kriegen wir hin, oder?“, erläutert Lilly. „Das hört sich auf jeden Fall entspannter an, als das, was ich bei der letzten WG-Besichtigung gehört habe“, erkläre ich. „Nur Haustiere sind hier nicht gestattet und rauchen kann man nur auf dem Balkon“, fügt Lilly hinzu. „Betrifft mich beides nicht“, erkläre ich strahlend. „Gut, dann führe ich dich mal rum“, schlägt Lilly vor. „Gern“, willige ich ein. Das Bad ist weiß-lila, hier hat sich anscheinend Josy ausgetobt. Es ist ähnlich ausgestattet wie das Bad der anderen WG, auch hier gibt es eine Badewanne mit Duschvorhang, einen großen Badschrank und auch hier ist das Toilette im Bad. Der Rest der Wohnung ist weiß und unfertig, überall stehen noch Kartons rum. „Und das hier ist dein Zimmer“, erklärt Lilly als sie die letzte Tür öffnet. Ein großes weißes Zimmer liegt vor mir, hell und unmöbliert. Nur weiße Tapeten und ein schöner hellbrauner Parkettboden. „Möbel musst du leider selber kaufen“, erklärt sie. „Das sollte kein Problem sein“, erwidere ich. Wenigstens kein gebrauchtes Bett. „Und wie gefällt es dir?“, erkundigt sie sich. „Soweit ganz gut“, erkläre ich augenzwinkernd. „Wann kannst du einziehen?“, frägt sie. „Soll das heißen, ich bekomme das Zimmer?“, frage ich verblüfft. „Wenn Josy nichts dagegen hat, sehe ich nichts, was dagegen spricht“, erklärt die lächelnd. „Dann frag sie lieber nochmal“, ich versuche nicht zu euphorisch zu sein. „Du hast Recht, ich rede kurz mit ihr, schau dich einfach noch ein bisschen um“, sagt sie und geht zu ihrer Schwester. Ich gehe zum Fenster und schaue hinaus. Die Aussicht ist trotz Großstadt schön, hinter dem Haus liegt eine Parkanlage, die sich wirklich sehen lassen kann. Ich drehe mich um und erwische mich dabei, wie ich schon plane wie ich das Zimmer gestalten kann. Ich will mir noch keine all zu große Hoffnung machen. Ich höre Lilly und Josy kichernd näherkommen. „Willkommen in deinem neuen Zuhause“, flötet Josy und drück mich an sich. Ich erwidere die Umarmung und bin überrascht von ihrer Herzlichkeit. Auch Lilly schließt mich in ihre Arme und ich muss sagen ich fühle mich wirklich wohl. „Also, wann kannst du einziehen?“, wiederholt Lilly ihre Frage als sie mich loslässt. „Wann immer es euch passt“, antworte ich. „Nun, dann würde ich sagen zum 1., wenn dir das passt“, sagt sie. Ich willige ein. Und Lilly sagt noch, dass ich aber schon mit dem Einrichten anfangen kann, damit zum 1. auch alles fertig ist. Dann beschließen wir, uns noch etwas zusammen zu setzen und zu plaudern. Ich erfahre, dass Josy Medien und Digitaljournalismus studiert und Moderatorin möchte werden. Lilly arbeitet als Bürokauffrau in einer Bank. Lilly ist ordentlich und gut organisiert, Josy ist eher unordentlich und chaotisch. Sie erzählen mir noch, dass in den 3 Etagen insgesamt 6 Parteien wohnen. Davon ein junges Ehepaar, dass ihr erstes Kind erwartet und die sehr tolerant sind. Gegenüber ist eine gemischte WG, mit denen Lilly und Josy befreundet sind. Oben ist eine Streber-WG. Dann gibt es noch eine kleine Familie und eine Jungs-WG. Josy erzählt, dass meistens am Wochenende irgendwo im Haus eine Party steigt, die aber eigentlich immer ganz ruhig sind. Ich erzähle noch ein bisschen von meinem Job und Lilly erklärt mir, wo ich mein Auto immer parken kann. Dann fällt mir ein, dass ich nächste Woche Urlaub habe. „Mir fällt gerade ein, dass ich nächste Woche Urlaub habe, kann ich dann gleich morgen mit dem Renovieren anfangen?“, frage ich. „Klar, ich bin um 14 Uhr mit der Uni fertig, dann kann ich dich reinlassen“, antwortet Josy. „Sehr gut, dann mache ich mich mal auf den Heimweg, nochmal vielen Dank“, läute ich den Abschied ein. Die Verabschiedung verläuft wieder sehr herzlich, beide nehmen mich in den Arm. Dieses Mal bin ich nicht erleichtert aus der WG raus zu sein, im Gegenteil, ich freue mich schon auf morgen.



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