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Erstens kommt es anders ... - von Lollipopp, 31.05.2006

 

Erstens

kommt es

anders

...

 

  

Lissi

Hauk

  

 

"Wie kann man nur so schlecht gelaunt sein?", fragte sich Elaine, und starrte ihrem Chef, dem Anwalt Ryan Taylor, wütend hinterher. Wieder einmal hatte er ihr einen großen Haufen Akten auf den Schreibtisch geknallt. Mit den Worten: "Die müssen alle heute noch angeschrieben werden", hatte er sich wieder aus dem Staub gemacht.

Elaine sah verzweifelt auf die Akten und die Tonbänder. Seufzend setzte sie ihre Kopfhörer auf, und legte ein Tonband in das Abspielgerät. Wieder einmal würde sie eine Menge Überstunden machen müssen.

Das ärgerte sie umso mehr, als sie sah, dass ihr Chef kurze Zeit später sein Büro verließ. "Na toll, der macht sich einen schönen Abend, während ich meinen Abend im Büro verbringen darf." Missmutig tippte sie weiter an ihren Briefen.

Elaine war schon sehr früh am Morgen in die Kanzlei gefahren. Wie sie schon am Vorabend erwartet hatte, hatte sie die Briefe nicht mehr fertig tippen können. Dafür wollte sie jetzt am Morgen noch einmal richtig Gas geben.

Sie druckte gerade den letzten Brief aus, als auch schon ihr Chef kam. "Guten Morgen Miss Bennet. Sind sie denn schon lange hier?" Elaine nahm sich einen Stapel Briefumschläge, und versuchte ein freundliches Lächeln aufzusetzen. Guten Morgen Mr. Taylor. Ja, ich bin schon seit zwei Stunden hier. Ich habe die Briefe gestern nicht mehr alle geschafft. Aber jetzt bin ich fertig. Ich muss sie nur noch einkuvertieren, dann bringe ich sie gleich zur Post." Ryan Taylor schenkte ihr ein Lächeln, und meinte: "Gut gemacht. Ich bin stolz auf sie Miss Bennet. Bringen sie mir doch auf dem Rückweg ein paar Donuts mit." Schon war er wieder in seinem Büro verschwunden.

Elaine, die sich eben noch über sein Kompliment gefreut hatte, war schon wieder kurz vor einer Explosion. Was bildete der Kerl sich eigentlich ein. Kann er nicht einfach nur nett zu mir sein? Seufzend steckte Elaine weiter die Briefe in die Kuverts, und klebte Briefmarken darauf. Dann machte sie sich missmutig auf den Weg zur Post. Nachdem sie die Briefe abgegeben hatte, ging sie in den nächsten Donut-Shop, und besorgte die gewünschten Leckereien für ihren Chef. Sie maulte immer noch vor sich hin, als sie das Gebäude, in dem sich die Kanzlei befand, wieder betrat.

"Elaine, wo ist denn der Kaffee?" "Der kommt sofort Mr. Taylor." Elaine knallte wütend die Donuts auf ihren Schreibtisch, und holte eine Tasse aus dem Schrank. Schnell schenkte sie Kaffee ein, stellte die Tasse auf ein Tablett, legte die Donuts dazu, und ging zu ihrem Chef ins Büro. Er hatte bereits Besuch. "Oh, guten Morgen Mr. Minster. Wollen sie auch eine Tasse Kaffee?" Elaine wusste was sich gehörte, und so ließ sie sich ihre Wut nicht anmerken. "Aber gerne doch Miss Bennet. Sie haben den besten Kaffee in ganz New York." Der alte Mr. Minster war immer nett und gut gelaunt. Und er flirtete stets im Scherz mit Elaine. Sie fand das amüsant, und ließ dem alten Mann seinen Spaß. Schließlich war er nie geschäftlich hier, sondern nur um seinen Enkel, ihren Chef, zu besuchen.

Elaine brachte auch ihm seine Tasse Kaffee, und machte sich wieder an die Arbeit.

Sie war gerade dabei das Geschäftskonto abzustimmen, als Mr. Taylor, gefolgt von seinem Großvater aus dem Büro kam. "Auf Wiedersehen Miss Bennet. Guter Kaffee." Elaine lächelte Mr. Minster an. "Vielen Dank Mr. Minster. Auf Wiedersehen." Mr. Minster hob noch einmal die Hand um Elaine zu winken, dann verließ er die Kanzlei. Mr. Taylor lehnte sich an ihren Schreibtisch. "Mein Großvater hat einen Narren an ihnen gefressen." Elaine konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Kann schon sein. Vielleicht schmeckt ihm aber auch nur mein Kaffee." "Ach was. Er hält sie für ein anständiges, fleißiges und nettes Mädchen. Das wollte ich ihnen nur einmal sagen." Elaine errötete. "Danke." Doch schon wurde Mr. Taylor wieder geschäftlich. "Haben sie das Geschäftskonto schon abgestimmt? Hat Miss Keller schon bezahlt?" Elaine schüttelte verneinend den Kopf. "Nein Mr. Taylor, tut mir Leid. Einen Zahlungseingang von Miss Keller konnte ich nicht finden. Aber alles andere ist schon bezahlt." Mr. Taylor nickte. "Das dachte ich mir. Seien sie doch bitte so gut, und schreiben sie Miss Keller noch einmal an. Bitten sie die junge Dame doch noch einmal mit Nachdruck die noch offene Rechnung zu bezahlen. Danach müssen wir noch einmal den Fall Hall gegen Myles durchgehen." Elaine nickte, und machte sich sofort an die Arbeit.

"Haben sie noch einmal einen Termin mit Mrs. Hall ausgemacht? Ich wollte doch vor der Verhandlung noch einmal mit ihr reden?" Elaine sah von ihren Papieren hoch, und sah Mr. Taylor erschrocken an. Doch dann fiel ihr wieder ein, dass sie erst am Vortag mit Mrs. Hall gesprochen hatte. "Ja, sie wollte Morgen noch einmal vorbei kommen. Ich habe sie für 11:00 Uhr eingetragen. Steht alles in ihrem Terminkalender." Mr. Taylor nickte gedankenverloren. Elaine war sich sicher, dass er ihr nicht einmal zugehört hatte. Grummelnd widmete sie sich wieder den Papieren vor ihr auf dem Tisch. Ihr Magen knurrte leise vor sich hin, denn ihre Mittagspause hatte nur 15 Minuten gedauert, da hatte ihr Chef sie auch schon wieder gebraucht.

"Was ist los Miss Bennet?" Elaine erschrak wieder aus ihren Gedanken, weil sie ihren Namen gehört hatte. "Äh, entschuldigen sie bitte Mr. Taylor. Was haben sie eben gesagt?" "Ich fragte sie, was mit ihnen los ist?" Elaine sah ihn unschuldig an. "Wieso? Was sollte denn los sein?" "Sie sitzen seit 5 Minuten am Tisch, starren auf ein und die gleiche Seite, und grummeln wütend vor sich hin. Da frage ich mich natürlich, was mit ihnen los ist." Elaine wurde rot. Sie konnte ihm ja schlecht sagen, dass sie ihn boshaft bis gemein fand, und dass sie ihm mindestens dreimal am Tag den Hals umdrehen wollte. "Ach nichts. Ich habe nur Hunger. Bin leider nicht zum Mittagessen gekommen. Das ist alles." Elaine konnte leider nicht gut lügen, und jetzt war ihr Chef noch neugieriger als vorher. "Sie lügen doch nicht etwa ihren Chef an?", fragte er tadelnd, und hob gespielt böse den Zeigefinger. "Miss Bennet, wenn sie ein Problem mit mir oder ihrem Job haben, dann sprechen sie mit mir. Wenn sie ein privates Problem haben, dann hat es im Job nichts verloren, außer sie wollen jemanden verklagen." Elaine konnte über den kleinen Scherz nicht lachen. Das war ihre Gelegenheit einmal offen mit ihrem Chef zu reden. Aber wie sollte sie das nur anstellen, ohne gleich ihren Job zu verlieren.

"Also, ein kleines Problem habe ich schon." "Raus mit der Sprache." Mr. Taylor sah Elaine fragend an. "Naja, sie sind in letzter Zeit ein wenig gereizt ist mir aufgefallen", begann Elaine vorsichtig, aber Mr. Taylor fiel ihr schon ins Wort. "Das weiß ich, und es tut mir Leid. Ich habe im Moment ein wenig viel um die Ohren. Sonst noch etwas?" In diesem Moment platzte Elaine der Kragen. Wie konnte er ihr nur mit einer derart unehrlich gemeinten Entschuldigung kommen. Seine Stimme triefte nur so von Arroganz.

"Wenn es nur ihre gereizte Stimmung wäre, dann könnte ich ja damit leben", brauste Elaine auf, biß sich aber im gleichen Augenblick auf die Lippen. Wie hatte sie sich nur so gehen lassen können. Das würde vermutlich noch ein Nachspiel geben. "Entschuldigen sie bitte. Ich wollte nicht so aufbrausen. Das war nicht nett." Elaine sah betroffen zu Boden, als sie sah, dass Mr. Taylor sie blass und erstaunt anstarrte. Er machte gerade den Mund zu einer Erwiderung auf, als es an die Bürotür klopfte. Eine junge Dame steckte den Kopf zur Tür herein. "Entschuldigen sie Mr. Taylor. Ich konnte ihre Sekretärin nicht finden. Kann ich sie kurz sprechen?" Mr. Taylor fing sich wieder, lächelte, und bat sie herein. "Aber natürlich, kommen sie herein." An Elaine gewandt sagte er nur: "Wir sprechen uns später noch." Elaine verließ geknickt das Büro.

Elaine sah erschrocken auf, als die junge Dame das Büro ihres Chefs verließ. Auch Mr. Taylor kam heraus, und begleitete die junge Frau zur Tür. Als sie endlich weg war, drehte er sich bedächtig langsam um, und kam ebenso langsam zu Elaine an den Schreibtisch. "Mehr als kündigen kann er mir nicht", dachte Elaine sich nur, und wartete auf das Donnerwetter.

Aber der erwartete ärger blieb aus. Stattdessen stand Mr. Taylor nur nachdenklich vor ihrem Schreibtisch. "Was gibt es denn noch an mir auszusetzen. Mal ganz von meiner Gereiztheit abgesehen?" Vorhin war Elaine noch ziemlich wütend, aber jetzt brachte sie keinen Ton mehr heraus. Sie schämte sich ein wenig, weil sie sich nicht so gut unter Kontrolle hatte. Jetzt hatte sie den Salat. "Also, eigentlich nichts", stammelte sie nur, sah ihren Chef aber nicht an. Aber dieser schüttelte ohnehin den Kopf. "Nein Miss Bennet. Sie sollen mich doch nicht anlügen. Also, frisch von der Leber. Was bereitet ihnen Schwierigkeiten? Mich würde das wirklich interessieren. Wollen sie keine Überstunden mehr machen? Haben sie keine Lust mehr Briefe zu tippen? Soll ich ihnen nächstes Mal einen Kaffee und Donuts bringen?" Seine Worte kamen wieder einmal ziemlich ironisch über seine Lippen, und Elaine merkte, wie sie wieder wütend wurde. "Genau das ist das Problem. Sie sind gemein zu mir, wann sie es nur sein können. Sie lassen mich Überstunden schieben wie sie lustig sind, und haben nicht einmal ein Wort der Anerkennung übrig, ohne den Satz mit einem Auftrag abzuschließen. Ich komme mir richtig schikaniert vor. In welcher Welt leben sie eigentlich? Wussten sie, dass Sklavenarbeit schon vor langer Zeit verboten wurde?" Diese Worte waren aus Elaines Mund gesprudelt, bevor sie es verhindern konnte. Aber jetzt hatte sie es nun einmal gesagt, jetzt musste sie auch dazu stehen.

Ryan Taylor starrte Elaine mit offenem Mund an. Zum ersten Mal in seinem Leben war er wirklich sprachlos. So standen sie sich gegenüber, und sahen sich eine kleine Ewigkeit stumm an. Elaine fand als erste die Sprache wieder. "Mr. Taylor?" In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Seufzend griff Elaine nach dem Hörer, und meldete sich. "Anwalt Dr. Taylor, hier Bennet am Apparat. Was kann ich für sie tun?" "Hallo Elaine, ich bin es Jazzy. Ich wollte dich nur fragen, ob es bei unserer Verabredung heute Abend bleibt." In diesem Augenblick verfluchte Elaine ihre Freundin Jasmin. Sie rief aber auch immer im schlechtesten Augenblick an. "Du, ich ruf dich gleich zurück." Mit diesen Worten hatte sie auch schon aufgelegt, und sah wieder auf zu ihrem Chef. Dieser stand schon nicht mehr vor ihrem Schreibtisch. Schnell sprang sie auf, und eilte in sein Büro. Auch dort war er nicht anzutreffen. "Wo ist er denn wieder hin?", fragte Elaine laut. Aber die Kanzlei war zu klein, um sich dort irgendwo zu verstecken. "Na toll", fluchte sie frustriert. "Jetzt habe ich meinen Chef vergrault. Ich kann froh sein, wenn er mich nicht feuert." Deprimiert setzte sie sich wieder auf ihren Platz. Zum Glück waren an diesem Nachmittag keine Termine mehr vermerkt. Seufzend griff Elaine nach einem Schriftstück, das noch abgetippt werden musste. Als sie damit fertig war, mussten noch ein paar Aktenvermerke gemacht werden. Als sie auch damit fertig war, hatte sie im Moment nichts mehr zu tun. Ryan Taylor hatte sich immer noch nicht blicken lassen.

"Mist, ich wollte Jazzy ja noch zurück rufen." Elaine schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. Jetzt machte ihr Chef sie schon so konfus, dass sie die einfachsten Sachen vergaß.

Jazzy ging sofort ans Telefon, und beklagte sich auch gleich, dass sie einfach so mir nichts dir nichts aus der Leitung geworfen wurde. "Es tut mir Leid Jazzy. Aber ich hatte gerade Ärger mit meinem Chef." "Oh oh", kam es nur vom anderen Ende. "Heißt das, dass du heute keine Zeit mehr hast? Oder heißt das, dass du ab Morgen einen längeren Urlaub antreten wirst?" Elaine seufzte. "Ich habe keine Ahnung, wie sich das auswirken wird. Mr. Taylor ist verschwunden. Aber ich habe nichts mehr zu tun, und deswegen werde ich jetzt auch gehen. Ich hole dich von der Arbeit ab. Dann können wir noch ein bisschen bummeln gehen, bevor wir etwas essen." "Klingt gut, und lass die Ohren nicht hängen. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird." Jazzy immer mit ihren guten Ratschlägen. Das ging Elaine mächtig auf die Nerven. Aber ansonsten waren die beiden die allerbesten Freundinnen.

Schnell schaltete Elaine den Anrufbeantworter ein, schaltete alle Computer aus, und drehte das Licht ab. Dann verließ sie die Kanzlei. Wenn Mr. Taylor schmollen wollte, dann sollte er es doch tun. Je mehr Zeit jetzt vergeht, desto besser für mich, dachte sich Elaine, während sie in ihr Auto einstieg. Schnell machte sie sich auf den Weg zu Jazzy, die auch gleich Feierabend haben würde.

"Und das hast du ihm einfach ins Gesicht gesagt?" Jazzy sah ihre Freundin entsetzt an. "Na du traust dich." Elaine blickte verlegen auf ihren Teller. Dann maulte sie auch schon wieder los. "Er ist selbst Schuld. Warum ist er auch immer so scheußlich zu mir? Ich versuche doch wirklich alles, damit ich es ihm Recht machen kann. Aber so sehr ich mich auch anstrenge, er kann einfach nicht nett sein. Ich verstehe das nicht. Es ist doch nicht schön, wenn man so ein Kotzbrocken ist." Jazzy sah Elaine amüsiert an. "Aber deswegen kannst du doch nicht so mit deinem Chef reden." Jetzt sah Elaine ärgerlich auf. "Du redest dauernd so mit deinem Chef. Was willst du eigentlich?" Jazzy lachte laut auf. "Aber das ist doch was ganz anderes. Erstens komme ich mit meinem Chef fabelhaft aus. Zweitens weiß er, dass ich es nicht so meine. Schließlich redet er auch so mit mir. Und drittens bist du nicht ich. Du bist Elaine, und Elaine ist niemals zu jemandem unhöflich. Elaine ist immer nett und freundlich. Außerdem würde Elaine sich niemals so beschweren." Jazzy sah ihre Freundin Elaine herausfordernd an. In ihren Augen blitzte es angriffslustig. Aber Elaine ging gar nicht darauf ein. "Ich weiß, es ist wirklich nicht meine Art, so mit jemandem zu reden. Aber mir ist einfach die Hutschnur geplatzt. Es ist einfach so aus mir heraus gesprudelt. Jetzt tut es mir natürlich schrecklich Leid. Besonders, weil ich bestimmt meinen Job verlieren werde. Das lässt der mir niemals durchgehen." Jazzy drückte kurz Elaines Hand. "Ach was. Wenn er auch nur einen Funken Anstand besitzt, dann er wird er erst einmal über das nachdenken, was du ihm gesagt hast. Dann wird er dich zur Schnecke machen, und dann ist wieder alles in Ordnung." Elaine sah ihre Freundin verzweifelt an. "Du verstehst es wirklich mich aufzumuntern." Elaines Stimme triefte nur so vor Ironie. Mit säuerlicher Miene biss sie in ihr Baguette, und schob sich gleich eine Gabel voller Nudeln hinterher. Jazzy musste schon wieder lachen. "Komm schon Elaine. So schlimm wird es schon nicht werden. Jetzt kannst du doch ohnehin nichts mehr ändern. Außerdem, wenn er wirklich so scheußlich ist, und dich deswegen feuert, dann kannst du doch sowieso froh sein, dass du ihn los bist. Du weißt, ich mochte ihn nie, weil er so eingebildet ist. Und du bist wirklich gut in deinem Job. Du findest doch schnell wieder eine Stelle. Und da wird dein neuer Chef dich sicherlich respektieren." "Aber so ein Neuanfang ist immer so anstrengend. Ich würde dann doch lieber in meiner Kanzlei bleiben. Ich verlange doch nicht viel. Ich will nur mit ein bisschen Respekt behandelt werden." Jazzy schüttelte den Kopf. "Das wird dieser Taylor aber nie tun. Der hält sich für was Besseres." Elaine senkte wieder den Blick. "Vermutlich hast du Recht." Jetzt tat es Jazzy wieder Leid, dass sie Elaine jegliche Hoffnung genommen hatte, aber so dachte sie nun mal, und Ryan Taylor war wirklich ein Kotzbrocken. Dennoch versuchte sie ihrer Freundin wieder ein bisschen Mut zu machen. "Was soll es Elaine. Passiert ist passiert. Wir können es nicht mehr rückgängig machen. Jetzt kannst du nur noch warten, was morgen auf dich zukommt. Wer weiß, vielleicht überrascht uns Mr. Taylor ja doch noch, und ist plötzlich lieb und nett. Und jetzt lass den Kopf nicht hängen, und hab gefälligst ein bisschen Spaß." Elaine musste schon wieder lächeln. Jazzy schaffte es doch immer wieder, sie aufzumuntern. "So gefällst du mir schon besser."

Elaine betrat am nächsten Morgen die Kanzlei. Sie war extra eher gekommen, um gleich Kaffee aufzusetzen. Aber zu ihrer Verwunderung erkannte sie, dass Mr. Taylor schon da war. "Auch das noch", murmelte sie, und ging zu ihrem Schreibtisch. Sie legte ihre Tasche auf ihren Stuhl, und ging zu Mr. Taylors Büro. Leise klopfte sie an, und steckte den Kopf zur Tür herein. "Guten Morgen Mr. Taylor." Er blickte von seinen Papieren auf. "Guten Morgen Miss Bennet. Warum sind sie schon so früh hier? Ich habe ihnen doch gestern keine Arbeit mehr gegeben." Elaine schluckte. "Ich weiß. Ich bin schon früher gekommen, weil ich mit ihnen wegen gestern reden wollte." Niedergeschlagen betrat Elaine das Büro, und Mr. Taylor legte seinen Füller auf die Seite. "Miss Bennet, da gibt es nichts mehr zu bereden." Elaine sah erschrocken auf. Würde Mr. Taylor sie jetzt feuern. Er stand auf. "Setzen sie sich doch Miss Bennet. Ich bin gleich wieder da." Elaine setzte sich alarmiert. Das klang gar nicht gut. Mr. Taylor verschwand aus dem Büro, kam aber kurze Zeit später wieder zurück. Er trug ein Tablett, auf dem 2 Kaffeetassen standen. Und eine Tüte mit Donuts stand daneben. Elaine sah Mr. Taylor mit offenem Mund an. Er stellte das Tablett auf den Schreibtisch, und stellte eine der Tassen vor Elaines Nase. "Donuts?", fragte er, und hielt ihr die Tüte vor das Gesicht. "Äh, nein danke." Elaine stammelte nur noch vor sich hin, und wusste immer noch nicht, was sie von dieser Sache halten sollte. "Hören sie Miss Bennet. Tun sie mir einen Gefallen, und schauen sie mich nicht so verschreckt an. Ich werde sie nicht fressen." Elaine sah peinlich berührt aus dem Fenster. "Es tut mir Leid Mr. Taylor. Ich hätte ihnen all diese Dinge nicht an den Kopf werfen dürfen. Das stand mir nicht zu. Ich kann verstehen, wenn sie wirklich wütend auf mich sind, oder gar von mir enttäuscht sind. Es würde mir bedeutend besser gehen, wenn sie mich anschreien würden. Aber diese ruhige Art macht mir Angst." Zum ersten Mal seit langer Zeit sah Elaine ihren Chef herzlich lachen. Was war da los? "Egal, was auch immer sie machen. Feuern sie mich bitte nicht. Auch wenn ich gestern ziemlich unhöflich war, so habe ich doch immer ordentlich gearbeitet oder?" Mr. Taylor lachte immer noch, und Elaine wurde wieder ungeduldig. Aber diesmal hielt sie sich wohlweislich zurück. Endlich hörte ihr Chef mit dieser dämlichen Lacherei auf.

"Aber Miss Bennet, wo denken sie hin? Ich weiß, dass ich oft ziemlich scheußlich bin. Ich bekomme das nur in diesem Moment leider nicht selber mit. Außerdem könnte ich mir selber nicht mehr in die Augen schauen, wenn ich nicht ein wenig Kritik vertragen könnte. Und was ihren Job betrifft. Ich bin zwar oft ein Ekelpaket, aber ich bin nicht dumm. Sie sind die beste Sekretärin die ich je hatte, und ich wäre wirklich blöd, wenn ich sie so einfach gehen lassen würde. Und um ihnen zu zeigen, wie sehr ich ihre Arbeit schätze, bekommen sie eine Gehaltserhöhung. Ab jetzt sind sie nicht einfach mehr eine Sekretärin, sondern meine Chefsekretärin. Und tun sie mir einen Gefallen." Mr. Taylor sah die total überraschte Elaine grinsend an. Diese nickte nur. "Wenn sie wieder ein Problem haben, dann sagen sie es bitte gleich, und fressen sie es nicht in sich hinein. Und sollte ich wieder einmal über die Stränge schlagen, dann weisen sie mich bitte gleich darauf hin. Okay?" Elaine nickte immer noch wie hypnotisiert. Alles hatte sie erwartet, aber nicht das. Was war denn los? Schnell kniff sie sich in den Arm, nur um sicher zu sein, dass sie nicht noch in ihrem Bett lag und schlief. Nein, sie war wach.

Jetzt erst merkte Elaine, dass Mr. Taylor sie immer noch fragend ansah. "Äh, natürlich ist das okay. Vielen Dank." In diesem Augenblick klingelte auf Elaines Schreibtisch das Telefon. "Ich äh, muss mal an das Telefon", stammelte sie weiter, und verließ fluchtartig das Büro. Schnell eilte sie ans Telefon. Sie atmete noch einmal tief durch, dann meldete sie sich wie immer.

"Hallo Elaine. Du arbeitest ja noch hier." Elaine sah erschrocken auf. Ihre Freundin Jazzy stand grinsend vor ihrem Schreibtisch. "Hallo Jazzy, sei doch leise." Vorsichtig sah Elaine zum Büro von Mr. Taylor. Die Tür stand einen Spalt offen. "Wieso denn? Der weiß doch ohnehin schon, dass ich ihn nicht leiden kann. Was ist eigentlich bei eurer Sache rausgekommen?" Jazzy dachte ja nicht daran leise zu reden. Elaine sah sie strafend an. "Wir haben das geklärt", gab sie nur zur Antwort, aber damit war Jazzy natürlich nicht zufrieden. "Jetzt sag schon. Naja, so wie ich dich kenne, bist du auf dem Boden herum gerutscht, hast dich vielmals entschuldigt. Hast ihn angefleht und angebettelt, dass er dich nicht rausschmeißt. Dann bist du wahrscheinlich in Tränen ausgebrochen, und hast darüber nachgedacht, ob du ihm noch etwas von dreizehn hungernden Kindern bei dir zu Hause erzählen sollst. Das hast du dann aber bleiben lassen, weil er dir das ohnehin nicht geglaubt hätte, bei deiner guten Figur." Elaine sah Jazzy amüsiert an, während diese wie ein Wasserfall redete. "Nein, da muss ich dich leider enttäuschen. Mr. Taylor hat mir Kaffe und Donuts gebracht, und wir haben wie Erwachsene darüber geredet. Jetzt bin ich Chefsekretärin, und bekomme eine Gehaltserhöhung. Außerdem ist er jetzt nett zu mir. Er hat sich entschuldigt, und ich solle nächstes Mal gleich den Mund aufmachen, wenn mich etwas stört." Jazzy sah ihre Freundin mit offenem Mund an. "Du machst Scherze!" Elaine schüttelte den Kopf. "Nein, mache ich nicht." Jazzy war wirklich überrascht. "Er wird mir zwar sympathischer, aber ich muss ihn doch jetzt nicht mögen oder?" Wieder sah Elaine ihre Freundin strafend an. "Jazzy, jetzt sei doch leise. Du wirst noch schaffen, was ich nicht fertig gebracht habe, nämlich, dass ich gefeuert werde." Jazzy sah genervt auf die Bürotür, und schüttelte den Kopf. "Ach was, der hört uns doch nicht. Aber hey, wenn jetzt wieder alles in Ordnung ist, dann müssen wir das heute Feiern. Wie wäre es, wenn wir tanzen gehen würden?"

Elaine wollte gerade antworten, als sich Mr. Taylors Stimme vernehmen ließ. "Sie wollen heute noch ausgehen? Wo soll es denn hingehen?" Freundlich lächelnd ging er an den beiden Frauen vorbei, und schenkte sich noch Kaffee nach. Jazzy sah ihn skeptisch an, und schüttelte unauffällig den Kopf. Aber Elaine verstand den Wink nicht. Deswegen plapperte sie auch sofort los. "Ach, ich denke, wir könnten mal wieder ins Creep schauen. Da ist immer was los, und die spielen gute Musik. Was hältst du davon Jazzy?" "Klar"2, kam die gepresste Antwort zurück, und Jazzy wusste auch genau, warum sie Elaine davon abhalten wollte. Denn jetzt kam der unvermeidliche Satz von Mr. Taylor. "Ich habe schon des Öfteren gehört, dass das Creep wirklich gut sein soll. Ich war leider selbst noch nicht drinnen." Mr. Taylor sah Elaine erwartungsvoll an. Diese warf einen Hilfesuchenden Blick zu Jazzy. Jazzy schüttelte wieder den Kopf. Diesmal schon etwas deutlicher. Zum Glück stand sie schräg hinter Mr. Taylor, so dass dieser die Geste nicht sehen konnte. Aber Elaine, die im Moment ja noch richtig froh war, dass sie ihren Job nicht verloren hatte, und sich jetzt gut mit ihrem Chef verstand, wollte ihn jetzt nicht so vor den Kopf stoßen. "Ähm ja, haben sie Lust mit uns da hin zu gehen?" Elaine wagte es gar nicht Jazzy anzusehen. "Also ich weiß nicht", meinte Mr. Taylor lachend. "Sie wollen doch bestimmt nicht mit ihrem Chef durch die Discos ziehen." Sofort mischte Jazzy sich wieder ein. "Also, wenn sie nicht mitkommen wollen, dann können wir das natürlich verstehen." Sie schenkte Elaines Chef ein strahlendes Lächeln, aber dieser sagte nur. "Ach wissen sie was. Ich komme mit. Dann ist es also abgemacht. Ich hole sie beide heute Abend so gegen 21:00 Uhr bei Elaine ab. Bis dann." Mit diesen Worten verließ er die Kanzlei zu einem Gerichtstermin.

Jazzy starrte Mr. Taylor mit offenem Mund hinterher, dann drehte sie sich ganz langsam zu Elaine um. Diese sprang sofort von ihrem Schreibtisch auf. "Bitte nicht sauer sein Jazzy. Ich wollte nur nicht unhöflich sein." "Komm und lass dich erwürgen," rief Jazzy nur, und stürmte schon auf ihre Freundin zu. Jazzy jagte Elaine bestimmt 5 Minuten um den Schreibtisch, bis sie keuchend aufgab. "Okay, ich erwürge dich nicht. Aber ich bin trotzdem immer noch sauer auf dich. Wie konntest du nur?" "Komm schon, gib ihm doch eine Chance." "Hör zu, ich kann ihn einfach nicht leiden. Nur weil er jetzt mal ein paar Stunden nett war, hat er sich noch lange nicht geändert. Lass dir nichts vormachen. Ich habe keine Lust, meinen Abend an den zu verschwenden. Du wirst schon alleine mit ihm ausgehen müssen." Elaine starrte ihre Freundin erschrocken an. "Ach komm schon Jazzy. Das kannst du mir nicht antun. Lass mich jetzt nicht im Stich." Jazzy war schon auf dem Weg zur Tür, blieb aber stehen. "Weißt du was Elaine? Ich hab so was von etwas gut bei dir. Das wirst du dein Leben lang nicht mehr ausgleichen können." Elaine atmete erleichtert auf. Jazzy würde sie nicht im Stich lassen. "Danke, bist ein Schatz. Du hast wirklich was ganz was großes gut bei mir." Jazzy grinste. "Okay, dann kauf mir einen Porsche." Elaine sah Jazzy mit großen Augen an, dann lachte sie. "Ich bin gleich fertig. Heute ist ja Freitag, und da machen wir schon mittags zu. Da mein Chefilein ja heute so gute Laune hat, wird er bestimmt nicht sauer sein, wenn ich ein bisschen eher abhaue. Es ist ohnehin nichts mehr zu tun."

"Oh Mann, ich denke schon mit grauen daran, dass dieser Idiot jetzt dann gleich kommt, und uns abholt. Jetzt bereue ich schon wieder, dass ich mich darauf eingelassen habe." Jazzy sah ihre Freundin skeptisch an, die schon in das tausendste Teil schlüpfte. "Hey Elaine, wir gehen mit deinem Chef aus. Du brauchst dich nicht aufbrezeln als wäre er Brad Pitt." Elaine verdrehte genervt die Augen. "Jetzt sei doch nicht so. Wir wollen doch einen schönen Abend haben. Dann sei nicht so schrecklich schlecht gelaunt. Jetzt habe ich ihn eingeladen, und er kommt uns holen. Ich kann es nicht mehr ändern. Also, finde dich damit ab." Jazzy maulte ihrer Freundin leise hinterher, sagte aber dann nichts mehr.

Elaine war fast fertig, als es an der Tür klingelte. "Kannst du mal gehen Jazzy. Ich muss noch schnell meine Haare machen. Bin gleich fertig." Jazzy verdrehte die Augen, und machte sich auf den Weg zur Wohnungstür. "Mir bleibt auch nichts erspart", maulte sie leise vor sich hin, und öffnete dann schwungvoll die Tür. Das aufgesetzte Lächeln gefror ihr auf dem Gesicht. Mit offenem Mund starrte sie Mr. Taylor an. "Äh hallo, Elaine ist gleich fertig." Sie trat einen Schritt zur Seite, und ließ Mr. Taylor in die Wohnung. Der angenehme Duft eines After Shaves streifte Jazzy. Wow, dachte sie nur bei sich. Hallo! Das war aber jetzt einmal eine wirklich angenehme Überraschung. Mr. Taylor hatte seinen schrecklich langweiligen und altmodischen Anzug gegen eine schwarze Jeans und ein weinrotes Armani-Hemd aus Seide eingetauscht. Seine ansonsten so dämliche Föhnfrisur war einem süßen Wuschelkopf gewichen. Er lächelte Jazzy an, und diese berief sich wieder auf ihre guten Manieren. Und hey, bei diesem Mann waren die wirklich angebracht. "Kann ich ihnen etwas zum Trinken bringen Mr. Taylor?" Dieser grinste sie spitzbübisch an. "Hey, warum sagst du nicht einfach Ryan zu mir. Wir wollen doch alle einen schönen Abend miteinander verbringen. Dann sollten wir diese Förmlichkeiten weglassen. Ich bin Ryan." Er streckte ihr die Hand entgegen, und Jazzy ergriff sie auch sofort. "Okay Ryan, sag Jazzy zu mir. Kann ich dir trotzdem etwas zum Trinken bringen?" "Nein danke, da kommt Elaine schon. Wir wollen doch gleich los oder?" Jazzy nickte, und jetzt konnten sie Elaine endlich sehen. "Wow", entfuhr es Ryan, und er ging ihr entgegen. "Du siehst bezaubernd aus Elaine. Ich darf doch Elaine sagen? Ich habe nämlich gerade mit Jazzy ausgemacht, dass wir die Förmlichkeiten weglassen sollten." Elaine war wieder einmal nicht zu Worten fähig. Sie starrte auf den Mann, der ihr gegenüber stand. Er hatte nur noch entfernte Ähnlichkeit mit ihrem Chef. Sie verkniff sich den Spruch: "Wer bist du, und was hast du mit meinem Chef gemacht?" Also nickte sie nur. "Schön, dann können wir ja fahren." Er bot Elaine seinen rechten Arm, und Jazzy seinen Linken. Dann machten sie sich auf den Weg.

Ryan Taylor stellte sein Cabrio auf den Parkplatz vor der Disco ab. Jazzy stieg total begeistert aus. Sie war jetzt schon in dieses Auto verliebt. Auch Elaine hatte die Fahrt in einem Cabrio sichtlich gefallen. Die drei machten sich auf den Weg in die Disco. Am Türsteher kamen sie problemlos vorbei, denn die Mädchen waren ja schon bekannt.

"Wollt ihr was trinken?", fragte Ryan die Frauen. Jazzy schüttelte den Kopf, weil sie sofort tanzen gehen wollte, aber Elaine nickte. "Ja, eine Cola wenn du mir mitnehmen würdest. Hier, meine Karte." Ryan schüttelte den Kopf. "Steck bloß deine Karte wieder weg. Wenn ich dich frage ob du was trinken willst, dann bist du natürlich eingeladen." Verlegen nickte Elaine, und steckte ihre Karte wieder weg. Ryan brachte sie an einen Tisch, und machte sich auf den Weg zur Bar. Kurze Zeit später brachte er Elaine die gewünschte Cola, und stellte sich selbst einen Apfelschorle auf den Tisch. Elaine freute sich, dass er so verantwortungsvoll war, und nichts trank, wenn er fahren musste. Die beiden unterhielten sich eine Weile, dann kamen ein paar fremde Männer an ihren Tisch. "Hallo Ryan. Was machst du denn hier? Dich haben wir im Creep noch nie gesehen." Ryan sah auf, und erkannte ein paar seiner Freunde aus der Studienzeit wieder. "Hallo ihr, wie geht es euch denn? Mann, wir haben uns aber schon lange nicht mehr gesehen." Ryan unterhielt sich rege mit seinen früheren Freunden, und Elaine stand etwas dümmlich daneben. Einer von Ryans Freunden räusperte sich laut, und gab Ryan mit einem Nicken zu verstehen, dass sich da jemand ziemlich überflüssig vorkam. Sofort wurde er rot, und drehte sich wieder zu Elaine um. "Entschuldige bitte Elaine. Das sind alte Freunde von mir. Das ist Billy, das hier Chuck und der da, das ist Chris. Das hier ist Elaine." Alle schüttelten sich die Hände, und schon unterhielten die Männer sich wieder weiter. Elaine kam sich wieder überflüssig vor, da sie weder beim Thema Fußball, noch beim Thema Studium mitreden konnte. Irgendwann machte sie sich dann von den anderen unbemerkt vom Acker. Sie begab sich auf die Suche nach Jazzy, die sie während der ganzen Zeit nicht mehr zu sehen bekommen hatte. Endlich hatte sie ihre Freundin gefunden, und mit ihr auch den Grund für ihr fortbleiben. Sie flirtete gerade auf Teufel komm raus mit einem Gutaussehenden jungen Mann. Elaine wollte natürlich nicht stören, und wollte schon wieder zurück zu den anderen gehen, als Jazzy sie auch schon entdeckt hatte. Mit ein paar schnellen Schritten hatte sie ihre Freundin erreicht. "Hey du, wo hast du denn dein mittlerweile Gutaussehendes Anhängsel gelassen?" Elaine zuckte nur mit den Schultern. "Der hat ein paar alte Bekannte getroffen, und unterhält sich mit ihnen über alte Zeiten und Fußball. Da habe ich mich aus dem Staub gemacht." Jazzy sah Elaine lachend an. "Das ist doch nicht so schlimm. Stell dich doch zu uns. Ich habe gerade jemanden kennen gelernt. Josh ist mit ein paar Freunden hier. Die sind alle wirklich nett und total gut drauf. Komm schon." Seufzend gab Elaine nach. Sie trottete Jazzy hinterher, die sich auch sofort wieder strahlend vor ihre neue Eroberung stellte. "Hey Josh, das ist meine Freundin Elaine." "Hallo Elaine", gab Josh artig zur Antwort, obwohl man ihm ansehen konnte, dass er über diese Störung nicht gerade begeistert war. Elaine merkte das natürlich, und nahm sich vor, die nächstbeste Gelegenheit zu nutzen, um sich wieder aus dem Staub zu machen. Jazzy flirtete derweilen wieder mit Josh, bezog Jazzy aber immer wieder ins Gespräch mit ein, so dass diese sich nicht verziehen konnte.

Jazzy lachte gerade laut, und Josh nahm sie in die Arme. Das war die Gelegenheit, auf die Elaine nun schon seit einer halben Stunde wartete. Schnell zog sie sich zurück, und ging an die Bar. Dort bestellte sie sich eine Margarita. "So ein blöder Abend", maulte sie vor sich hin, und stürzte das Getränk auf einen Zug hinunter. Schnell bestellte sie sich noch eine Margarita. "Hey, so schlecht gelaunt an so einem schönen Abend?" Der junge Mann neben Elaine hatte sich zu ihr umgewandt. Elaine hatte keine Lust mit jemandem zu reden, und sagte nur: "Was soll an diesem Abend schon schön sein?" Der junge Mann neben ihr lachte auf. "Also ich kann mich nicht beschweren. Da hat sich gerade eine wirklich reizende junge Dame neben mich gesetzt. Besser kann der Abend nicht mehr werden." Jetzt sah Elaine endlich auf. Der Kerl sah nicht einmal schlecht aus, und lächelte sie auch noch freundlich an. Okay, er hatte eine Chance verdient. Jetzt lächelte sie zurück, und hob die Margarita. "Mal sehen, vielleicht wird es ja doch noch ein schöner Abend. Dann prostete sie ihm zu, und nippte an ihrem Glas. Sie musste aufpassen, dass sie die Margarita nicht wieder so hinunter stürzte. Die erste war ihr schon ein wenig zu Kopf gestiegen. "Ganz alleine hier?", fragte ihr schnuckeliges Gegenüber. "Nein, ich bin mit einer Freundin hier. Die ist aber gerade auf der Tanzfläche mit ihrer neuen Eroberung." Der junge Mann nickte, als könnte er sie verstehen. "Tja, da haben wir doch gleich etwas gemeinsam. Ich bin mit ein paar Freunden hier. Die haben sich alle schon ein Mädchen geschnappt. Aber ich bin nicht so der Bagger-Typ." Jetzt musste Elaine schmunzeln. War es nicht er gewesen, der sie angesprochen hatte? Aber sie sagte nichts dazu. Warum auch? Sie wollte den Abend nur genießen. Deswegen würde sie sich jetzt auch weiterhin mit ihm unterhalten. Er machte schließlich einen ganz netten Eindruck. "Sag mal, du hast dich noch gar nicht vorgestellt?" Wieder grinste der junge Mann verlegen. "Oh, das habe ich wohl bei deinem Anblick vergessen, sorry. Ich heiße Mark, und du?" "Ich heiße Elaine. Nett dich kennen zu lernen."

Jazzy ging suchend durch die Disco. Sie konnte Elaine nicht finden, dabei wollte sie ihr doch erzählen was für ein Flop Josh war. Er dachte doch tatsächlich er könnte ihr an die Wäsche gehen.

Aber sie konnte Elaine nirgends sehen. Dafür lief ihr Ryan über den Weg. "Hey Ryan, hast du Elaine irgendwo gesehen?" Ryan schüttelte verneinend den Kopf. "Ne, leider nicht. Sie ist irgendwann einmal verschwunden. Aber wenn du willst, dann halte ich Ausschau nach ihr", bot Ryan an, und ging weiter. Jazzy sah sich weiter um. Wo war ihre Freundin nur? Seufzend ging sie in Richtung Toiletten. Vielleicht war sie ja hier.

"Was machst du denn noch nach der Disco?" Mark sah Elaine fragend an. Diese, schon leicht beduselt, zuckte nur mit den Schultern. Die siebte Margarita hatte ihr das Denkvermögen genommen. "Keine Ahnung. Was machst du denn?", fragte Elaine zurück, nur um etwas zu sagen. "Ich weiß nicht. Vielleicht können wir ja noch einen Kaffee trinken gehen. Du siehst so aus, als könntest du einen vertragen." Elaine nickte. "Ja, ein Kaffee wäre jetzt genau richtig." Mark stand auf, und bezahlte seine Getränke und die Margaritas von Elaine. Diese sah ihn nur dümmlich an. "Wo willst du hin?" "Ich dachte, wir wollten Kaffee trinken gehen." Elaine nickte etwas beduselt, und stand auch auf. Gemeinsam gingen sie in Richtung Ausgang, dann wurde Elaine schon wieder etwas klarer. "Wohin willst du denn zum Kaffeetrinken gehen?" "Zu mir! Wir können aber auch zu dir gehen." Der Nebel, der über Elaines Gehirn lag, verschwand augenblicklich. Wie angewurzelt blieb sie stehen. Mark, bei dem Elaine sich eingehängt hatte, zerrte ein wenig an ihr. "Was ist los?" Elaine sah ihn entrüstet an. "Ich durchschaue dich Mark. In Wirklichkeit willst du keinen Kaffee trinken. Du willst mit mir ins Bett." Elaines direkte Aussage machte ihn ein wenig verlegen, aber er fing sich schnell wieder. "Was soll's? Ich habe dich auf ein paar Getränke eingeladen. Ich finde dich nett, du findest mich nett. Was spricht also dagegen, dass wir ein bisschen Spaß miteinander haben?" Elaine glaubte sich verhört zu haben. "Was bildest du dir eigentlich ein? Wer gibt dir das Recht so mit mir zu reden? Glaubst du wirklich ich lasse mich mit ein paar Margaritas kaufen?" "Jetzt hör mir mal zu", brauste Mark auf, und baute sich bedrohlich vor Elaine auf. Diese sah sich gleich Hilfesuchend um. Aber in dieser ruhigen Ecke schenkte ihnen niemand Beachtung. Marks Hände hatten ihre Handgelenke umschlossen. "Ich habe bestimmt nicht den Abend mit dir verschwendet und einen Haufen Geld ausgegeben, damit du dich nachher vom Acker machen kannst." "Autsch, du tust mir weh Mark. Lass mich auf der Stelle los." "Nur, wenn du mitkommst." "Ich denke ja nicht im Traum daran", brauste Elaine jetzt auf, und wollte nach ihm treten. Aber Mark war zu schnell für sie. Jetzt war er wirklich wütend. Er wollte Elaine gerade gegen die Wand stoßen, als er plötzlich von hinten aufgehalten wurde. "Was geht denn hier vor?", fragte eine strenge Stimme. Elaine glaubte ihren Ohren nicht trauen zu können. "Ach meine Freundin hat ein wenig zu viel getrunken, und zickt jetzt herum." "Das glaube ich nicht", kam auch gleich die Antwort. Mark fühlte sich nicht mehr wohl in seiner Haut, und sah sich vorsichtshalber schon mal nach einem Fluchtweg um. Immerhin war sein Gegenüber ein gutes Stück größer als er. Elaine lehnte sich derweilen erleichtert gegen die kühle Wand hinter sich. Jetzt, wo Ryan da war konnte ihr nichts mehr passieren. Außerdem lugte auch schon Jazzy hinter Ryan hervor, und blitzte Mark böse an. "Ach ja?", kam es unsicher von Mark zurück. "Bist du ihr Aufpasser?", fragte er dann auch schon mutiger weiter. "Nein, ich bin ihr Anwalt, und wenn du dich nicht gleich vom Acker machst, dann überziehe ich dich mit Klagen, dass du nur noch so mit den Ohren schlackerst." "Ach, so ein dämlicher Schreibtischfutzi," wagte Mark sich jetzt wieder aufzumucken. In diesem Augenblick schien Ryan der Kragen zu platzen, und er holte mit der rechten Faust aus. Doch bevor er zuschlagen konnte, hatte Mark sich auch schon fluchtartig verzogen.

Ryan ging zu Elaine, dicht gefolgt von Jazzy. "Ist alles in Ordnung Elaine?", fragte er fürsorglich, und diese nickte benommen. "So was ist mir noch nie passiert", stammelte sie nur. Jazzy nahm sie sofort in die Arme. "Das ist ja gerade noch einmal gut gegangen. Er hat dich doch nicht verletzt, oder? Dann kriegt er es nämlich mit mir zu tun." Jazzys Augen blitzten wieder kampflustig, aber Elaine winkte ab. "Nein, ihr seid ja gerade noch rechtzeitig gekommen. Aber ich will jetzt nach Hause." Ryan nickte: "Ich sage nur schnell meinen Freunden Bescheid, dann können wir natürlich sofort fahren."

Jazzy brachte Elaine nach draußen an die frische Luft. Es ging ihr auch gleich wieder besser. Kurze Zeit später folgte ihnen Ryan zum Auto. Seufzend ließ Elaine sich auf den Beifahrersitz fallen, während Jazzy wieder auf die Rückbank kletterte. Ryan war ziemlich schweigsam, als er die beiden Frauen zu Elaine nach Hause fuhr. Als sie endlich angekommen waren erbot er sich: "Soll ich dich noch hinein bringen Elaine?" Diese schüttelte den Kopf. "Nein danke, das ist wirklich lieb von dir. Aber es geht schon." An Jazzy gewandt fragte Ryan: "Soll ich dich nach Hause bringen?" Auch Jazzy schüttelte den Kopf. "Nein danke Ryan, aber ich schlafe bei Elaine, und fahre Morgen mit meinem eigenen Auto nach Hause. War nett, dass du mitgekommen bist. Das müssen wir unbedingt einmal wiederholen. Komm gut Heim. Tschüß."

Jazzy legte einen Arm um Elaine und führte sie hinein. Ryan sah ihnen noch nach bis sie drinnen waren, dann setzte er sich wieder in sein Auto, und fuhr auch nach Hause. Er hatte den Abend genossen. Es kam ohnehin so selten vor, dass er ausgehen konnte. Aber die Sache mit Elaine ärgerte ihn sehr. Er hasste Männer, die nicht wissen, was ein "Nein" ist.

"Hey, guten Morgen. Wie fühlst du dich heute?" Jazzy hatte den ganzen Morgen an Elaines Computer gesessen, und im Internet gesurft, während ihre Freundin noch geschlafen hatte. "Guten Morgen Jazzy. Ich fühle mich wie gerädert. Ich hatte gestern eindeutig zu viele Margaritas. Wie konnte das nur passieren?" Stöhnend hielt Elaine sich den Kopf, während sie sich ächzend auf ihrem Sofa nieder ließ. "Wie bist du nur dazu gekommen so viel zu trinken? Das ist doch sonst nicht deine Art?" Jazzy unterbrach die Verbindung ins Internet, und setzte sich zu Elaine auf das Sofa. Elaine sah ihre Freundin jämmerlich an. "Ach, das war so richtig doof. Ich war irgendwie gefrustet. Ryan hat mit seinen Freunden gequatscht, und du hast mit diesem Josh herum geturtelt. Da kam ich mir irgendwie überflüssig vor, und habe mich an die Bar verzogen. Dort habe ich dann auch diesen schrecklichen Mark kennen gelernt." Jazzy hatte augenblicklich ein schrecklich schlechtes Gewissen. "Oh Mann Elaine, das tut mir aber Leid. Ich habe gar nicht bemerkt, dass du dich so gelangweilt hast. Warum hast du denn nichts gesagt?" Elaine zuckte nur mit den Schultern. "Ich wollte euch nicht stören." "Dummerchen", schimpfte Jazzy ihre Freundin liebevoll. "Mann, ich wünschte, du hättest mich gestört. Der Typ hat sich am Ende als der Flop schlechthin erwiesen. Der wollte mir an die Wäsche. Es tut mir ja so Leid Elaine. Das kommt bestimmt nicht mehr vor." "Ach was", winkte Elaine sofort ab. "Du hast doch ein Recht auf dein Privatleben. Du brauchst bestimmt keinen Aufpasser mehr." Jazzy sah Elaine gespielt entrüstet an. "Was? Ich brauche keinen Aufpasser mehr? Das glaubst auch nur du? Kaum habe ich niemanden mehr an meiner Seite, gerate ich schon an so eine Flasche. Jetzt sag mir du noch einmal, dass ich keinen Aufpasser mehr brauche." Elaine musste mit Jazzy lachen, hielt sich dann aber gleich wieder ihren schmerzenden Kopf. "Oh Mann, ich glaube ich gehe wieder ins Bett. Mein Kopf explodiert sonst." Jazzy sah sie gespielt streng an. "Nichts da. Erst frühstücken wir gesund, und dann geht es hinaus an die frische Luft. Dann werden auch deine Kopfschmerzen wieder verschwinden. Komm schon. Lass sich nicht so hängen." Jazzy zerrte ihre Freundin von dem Sofa hoch, und schleifte sie hinter sich her in die Küche.

"Hier, Orangensaft und Müsli mit Früchten. Das wird dich schnell wieder in Schwung bringen." Jazzy stellte ihrer Freundin die Sachen auf den Tisch, und setzte sich dazu. "Und, was unternehmen wir heute?" Elaine überlegte. "Keine Ahnung, worauf hast du denn Lust?" Jazzy brauchte da nicht lange überlegen. "Hm, vielleicht Inline-Skaten? Oder wir könnten auch schwimmen gehen. Wie wäre es mit Kino? Wir könnten aber auch bei Jimmy in der Eisdiele vorbeischauen. Oder ..." "Stopp", rief Elaine laut. Das können wir doch alles nie im Leben an einem Tag machen." Elaine lachte laut. "Kann man dich eigentlich auch einmal bremsen?" Auch Jazzy musste jetzt lachen. "Ist ja schon gut. Ich habe dir ein paar Vorschläge aus meinem schier unerschöpflichen Repertoire gemacht. Jetzt kannst du dir ja was aussuchen." Mit diesen Worten stand Jazzy auf, und holte sich noch ein Glas Orangensaft aus der Küche.

"Also, ich schlage vor, wir gehen erst einmal Inlinen, und dann können wir bei Jimmy in der Eisdiele vorbeischauen." Jazzy nickte. "Okay, dann solltest du Schnapsleiche dich mal Duschen, und dann können wir los." Elaine streckte ihrer Freundin frech die Zunge heraus, und flüchtete schnell ins Bad. Jazzy sah ihr lachend hinterher, und räumte den Tisch ab.

"Oh mein Gott!" Elaines Schrei gellte durch den Park, als sie gegen einen Baum bremste. "Hast du dir weh getan?", rief Jazzy ihr erschrocken hinterher. "Nein nein, es ist alles in Ordnung", antwortete Elaine während sie sich aufrappelte, und Blätter und Äste aus ihrem Haar zupfte. Jazzy hatte sie jetzt erreicht, und sah Elaine besorgt an. Aber diese brachte schon wieder ein Lächeln zustande. "Ich bin wohl schon etwas aus der Übung", meinte sie nur. "Mann bist du wahnsinnig?", fuhr Jazzy ihre Freundin an. "Soll ich vielleicht einen Herzinfarkt kriegen?" Elaine musste wieder lachen, und jetzt lachte auch Jazzy erleichtert auf. "Ich dachte wirklich, du hast dir alles gebrochen. Das war ein mehr als ein filmreifer Stunt." Elaine prustete los. "Ich habe schon mein Leben an mir vorbei ziehen sehen. Aber als ich den Baum auf mich zurasen sah, da konnte ich nicht mehr ausweichen. Ich war wie gelähmt." Jazzy lachte wieder. "Mann, du hättest dich wirklich sehen sollen. Du hättest dich wahrscheinlich über dich selbst kaputt gelacht." "Hätte ich", gab Elaine zu, und die beiden fuhren weiter.

Elaine und Jazzy saßen am Nachmittag gemütlich in der Eisdiele. Jimmy hatte ihnen einen Eiskaffee spendiert, und jetzt saßen sie mit ein paar Freunden am Tisch, und unterhielten sich angeregt. "Jimmy, kann ich noch einen Latte Macchiato haben?" Jazzy winkte ihrem Cousin, und der nickte ihr kurz zu.

"Schau mal Elaine." Jazzy stupste ihre Freundin kurz an, und gab ihr dann mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass sie auf die andere Straßenseite schauen sollte. Sie verrenkte sich schon den Hals, als sie erkannte, was Jazzy meinte. "Das ist doch Ryan, oder?" Jazzy nickte. "Wollen wir ihn herüber rufen? Vielleicht will er sich ja zu uns setzen." Elaine sah Jazzy überrascht an. "Ich dachte, du kannst meinen Chef nicht leiden." Jazzy sah Elaine schmollend an. "Deinen Chef, Mr. Taylor, kann ich auch nicht leiden. Aber in seiner Freizeit ist er Ryan. Er war gestern wirklich nett. Also, was spricht dagegen?" Elaine sah ihre Freundin scharf an. "Du willst doch nicht etwa mit meinem Chef anbandeln?" Jazzy sah Elaine erst ganz entsetzt an, dann lachte sie auf. "Bist du blöd oder was? Was will ich denn mit deinem Chef. Dann hätte ich ja noch mehr mit dir zu tun, als ich es ohnehin schon habe." Jazzy zwinkerte Elaine frech zu, und fing sich für ihre Bemerkung einen Ellenbogen-Stoß in die Rippen ein. "Jetzt ruf ihn schon herüber", stichelte Jazzy ihre Freundin auf, aber diese schüttelte schnell den Kopf. "Warum denn? Außerdem weiß ich ja gar nicht, ob er gestern nur höflich war. Wahrscheinlich feuert er mich heute, wenn ich ihn einfach mit seinem Vornamen anspreche." Jazzy verdrehte genervt die Augen über die Feigheit ihrer Freundin. Schnell stand sie auf, und rief laut über die Straße. "Miiiike!" Elaine packte ihre Freundin erschüttert am Top, und wollte sie wieder auf ihren Platz zerren. Aber Jazzy dachte ja nicht im Traum daran sich wieder zu setzen. Wild winkte sie mit ihren Armen, und rief noch einmal laut Ryans Namen. Endlich hatte er sie entdeckt. Wider Erwarten schien er sich zu freuen, und er kam auch gleich über die Straße zu ihnen. Elaine wurde schon ganz klein auf ihrem Platz. "Hallo Ryan, was machst du denn hier? Willst du dich nicht zu uns setzen?" Jazzy schien aber auch nicht einen einzigen Funken Schamgefühl zu haben. "Klar, wenn ich nicht störe," meinte Ryan nur. "Aber nicht doch", grinste Jazzy, und gab Elaine unter dem Tisch einen Stoß. "Das hier sind Kelly, Cindy, Kevin und Lory. Und Elaine kennst du ja noch." "Hallo", sagte Ryan in die Mitte. "Ich bin Ryan." Dann wandte er sich an Elaine. "Hallo Elaine. Wie geht es dir heute?" Elaine versuchte ein Lächeln. "Ganz gut", gab sie zur Antwort, und schien sich langsam wieder zu entspannen. "Außer meinem Zusammenstoß mit einem Baum bin ich ganz in Ordnung." Alle am Tisch begannen zu lachen, denn sie kannten sie Story ja schon. Nur Ryan sah fragend in die Runde. Jazzy beeilte sich ihn aufzuklären. "Wir waren heute mit den Inline-Skates unterwegs. Wir sind irgendwie beide etwas aus der Übung. Naja, man muss es gesehen haben damit man es lustig findet. Wir sind also im Park gefahren, und Elaine hatte schon eine ganz schöne Geschwindigkeit drauf. Plötzlich hat sie einen Haken geschlagen, und dann kam auch schon der Baum auf sie zu. Sie war so geschockt, dass sie nicht einmal mehr ausweichen konnte. Im ersten Moment dachte ich mir, dass sie sich alles gebrochen hat, was man sich nur brechen kann. Aber sie hat sich gleich wieder aufgerappelt. Es ist nichts passiert, außer ein paar blaue Flecken." Ryan sah Elaine erschrocken an. "Das hätte aber böse ausgehen können." "Ich weiß, aber ich hatte wie immer Glück. Ich kann ehrlich gesagt nur nicht verstehen, warum ich immer wieder auf diese Teufelsdinger steige. Irgendwann breche ich mir wirklich den Hals." Jazzy lachte. "Ach komm schon. Letztes Jahr bist du regelmäßig gefahren. Da konntest du es doch ganz gut. Du bist einfach nur etwas aus der Übung. Aber eines sage ich dir. Solltest du wieder einmal planen, dass du mit einhundert Sachen gegen einen Baum fährst, dann warne mich vor. Da muss ich unbedingt die Kamera mitnehmen." Elaine gab Jazzy gespielt entrüstet einen Stoß mit dem Ellenbogen. Alle brachen in schallendes Gelächter aus. Elaine stellte  mit einem kurzen Seitenblick auf Ryan fest, dass auch er sich köstlich amüsierte. Er schien sich wohl zu fühlen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie ihn überhaupt schon einmal so fröhlich gesehen hatte. Wieder kam ihr der Spruch in den Sinn, der ihr schon gestern zu ihm eingefallen war. "Wer bist du, und was hast du mit meinem Chef gemacht?" Aber natürlich sprach sie den nicht laut aus. Sie würde sich hüten. So alberten alle noch ein wenig herum, bis die ersten schon aufbrachen. Am Schluss blieben nur noch Elaine, Jazzy, Ryan und Cindy übrig. "Was macht ihr denn heute noch?", fragte Cindy neugierig. Jazzy zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung was heute noch ansteht. Was hast du denn noch vor?" "Wir treffen uns heute Abend alle noch im Creep," gab Cindy als Antwort. "Kommt ihr auch?" Jazzy zuckte mit den Schultern, und sah erst einmal vorsichtig zu Elaine. Diese schien auch tatsächlich nicht so begeistert zu sein. "Ach nee", sagte Jazzy dann auch schnell. "Da waren wir gestern schon. Heute werden wir etwas anderes machen. Mal sehen. Sag doch den anderen einfach einen schönen Gruß von uns. Beim nächsten mal sind wir bestimmt wieder dabei." Elaine sah Jazzy dankbar an, als Cindy dann auch schon aufstand, und sich verabschiedete. "Also Leute, bis dann irgendwann mal. Tschüß Ryan. Ich hoffe wir sehen uns mal wieder. Vielleicht hast ja du heute Abend noch Lust ins Creep zu kommen." Es war offensichtlich, dass Cindy mit Ryan flirtete. Aber es passte Elaine überhaupt nicht in den Kragen. Doch sie ließ sich auch das nicht anmerken.

Auch Ryan stand jetzt auf, als Cindy weg war. "Ich werde euch jetzt alleine lassen. Ich habe noch einiges zu erledigen." Elaine sah jetzt fast schon ein wenig enttäuscht aus. Und wieder einmal rettete Jazzy die Situation. "Okay Ryan, aber solltest du heute noch etwas unternehmen wollen, dann melde dich bei uns. Wir sind für jeden Quatsch zu haben." Ryan lachte. "Ja würdet ihr mich denn noch einmal mitnehmen?" Sofort nickte Jazzy kräftig mit dem Kopf. "Aber auf alle Fälle doch." Hätte Ryan sie gefragt warum sie ihn unbedingt wieder dabei haben wollte, dann hätte sie nicht einmal eine Antwort geben können, denn gestern Abend hatte sie ihn ja nur beim hineingehen in die Disco gesehen, und beim herauskommen. Aber irgend ein Gefühl sagte ihr, dass Elaine sich darüber freuen würde, wenn sie wieder einmal mit Ryan ausgehen würden. Wie man sich doch täuschen kann!

Kaum war Ryan außer hörweite, da schimpfte Elaine schon los. "Sag mal, was ist denn in dich gefahren? Wie kannst du dich ihm nur so aufdrängen?" Jazzy sah Elaine verständnislos an. "Ich weiß gar nicht was du hast? Du hast eine so dermaßen lange Miene gezogen, als er sich verabschiedet hat, da musste ich es tun. Ich weiß nur nicht, was du hast? Du wehrst dich gegen so ziemlich alles was mit ihm zu tun hat. Warum?" Elaine brauste wieder auf. "Weil er mein Chef ist. Das darfst du bei der ganzen Sache nicht vergessen. Job und Privatleben habe ich immer streng getrennt, und jetzt vermischt sich das alles viel zu sehr miteinander." Jetzt wurde auch Jazzy laut. "Ja, ist es denn meine Schuld? Wer wollte seinen Chef denn aus Dankbarkeit unbedingt mit in die Disco schleifen? Ich war streng dagegen, wenn ich dich daran noch einmal erinnern darf. Du warst die jenige, die Job und Privatleben zusammen gewürfelt hat. Also schieb jetzt bitte nicht mir die Schuld in die Schuhe." "Ja, ich habe das zusammen gewürfelt, und ich will es jetzt auch wieder getrennt haben. So ist das nun mal. Dir hat auch keiner angeschafft, dass du dich ihm so dermaßen an den Hals werfen sollst." Jetzt wurde es Jazzy zu bunt. "So meine Liebe, jetzt sage ich dir mal was. Ich kann nichts dafür, dass du es verbockt hast. Du würdest auf offener Straße ja gerade so tun, als kennst du deinen Chef nicht. Ich bin zumindest noch höflich. Und jetzt sage ich dir noch etwas. Ich war nicht die jenige, die ein ewig langes Gesicht gezogen hat, als er sich hier verabschiedete. Und jetzt habe ich noch etwas für dich zum Nachdenken. Ich bin nicht die jenige, die ihr Liebesleben nicht auf die Reihe kriegt. Dass du in deinen Chef verknallt bist, das sieht sogar ein Blinder mit Krückstock. Und ich versuche lediglich den Kontakt zwischen euch beiden zu halten, weil du ihn pausenlos ignorieren würdest. Und nur zu deiner Information. Wenn du denkst dass ich Interesse an ihm habe, dann muss ich dich enttäuschen, denn er interessiert mich nicht die Bohne. Ich tue das nur für dich, und als Dank darf ich mir anhören, dass ich mich ihm aufdränge, und dass ich schuld bin weil dein Arbeitsleben sich mit deinem Privatleben vermischt. Vielen Dank. Vielleicht versuchst du ja selbst einmal mit deinen Problemen fertig zu werden. Ich habe auf alle Fälle keine Lust mehr dir dabei zu helfen. Schönen Tag noch."

Mit diesen wirklich mehr als unfreundlichen Worten knallte Jazzy das Geld für ihre Rechnung auf den Tisch, stand auf, und verließ die Eisdiele. Ziemlich wütend rauschte sie davon, und ließ eine vollkommen verdatterte Elaine zurück. So hatte sie das alles doch gar nicht gemeint, oder doch? Was war denn jetzt wieder passiert? Im Moment bin ich doch voll im falschen Film. Diese und ähnliche Gedanken schossen Elaine durch den Kopf, als sie Jazzy hinterher blickte. Dann sah sie, wie ihre Freundin in ihr süßes kleines Käfer Cabrio stieg, und mit einem Affenzahn um die Ecke brauste. Weg war sie!

Elaine rief Jimmy zum Zahlen. Der kam auch sofort grinsend an den Tisch. "Was war denn bei euch los? Alle Leute haben euch beobachtet." Elaine seufzte, und zuckte mit ihren Schultern. "Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Wir haben gestritten wegen nichts und wieder nichts, und dann ist das ganze eskaliert." Jimmy klopfte ihr beruhigend auf die Schulter. "Mach dir keine Gedanken über Jazzy. Du kennst sie. Schnell auf hundertachtzig, und eben so schnell wieder herunter. Du wirst sehen. Heute Abend seid ihr wieder die besten Freundinnen." Elaine sah Jimmy dankbar an, bezahlte die Rechnung, und ging.

Jazzy brauste mit einem Affenzahn auf den Parkplatz, drehte ihr Auto um, und fuhr wieder zurück. Diesmal in etwas gesitteterem Tempo. Natürlich tat es ihr Leid, dass sie Elaine so beschimpft hatte, aber trotzdem fühlte sie sich irgendwie im Recht. Aber wenn sie jetzt so darüber nachdachte, dann hatte sie ihrem Ärger Luft gemacht, Elaine wusste, was Jazzy davon hielt,




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