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Ich bin dein - von ichbinich365, 08.04.2014
Ich bin wie du. Nein, vielleicht nicht wie du. Jedenfalls nicht genau wie du. Ich bin dir sehr ähnlich. Oder nein, vielleicht auch nicht ähnlich. Jedenfalls nicht immer.

Weißt du was? Ich glaube, ich beginne noch einmal neu. Ich denke, es funktioniert besser, wenn ich mich dir als dein Spiegelbild vorstelle. Nicht als jenes Spiegelbild, das dich am Morgen erschreckt. Auch nicht jenes, das dich am Abend ermahnt früher ins Bett zu gehen. Ich meine das Spiegelbild deiner Art und Weise. Ich beziehe mich nicht unbedingt auf deine optischen Aspekte, obwohl ich auch diese hin und wieder spiegle. Ja, ja, ich weiß. Ich komme gleich auf den Punkt. Bitte lass mich noch ein paar Worte sagen. Weißt du, manchmal sind wir uns tatsächlich ähnlich und andere Male, sind wir so verschieden, fast gegensätzlich, nahezu fremd. Ich fühle mich nicht nur wie dein Spiegelbild, eher wie das einer ganzen Gesellschaft. Nicht nur heute. Gewissermaßen schon seit jeher. Und ich hoffe, das wird immer so bleiben. Ich bin ein Zeitgeist, ein Zeitzeuge und will niemals zeitlos sein. Ich will provozieren, aufzeigen, aufklären, anstoßen, bewegen, formen und führen. Ich will alles. Ich bin alles. Ich bin ein Romantiker, ein Mörder, ein Lehrer, ein Kriminalist, ein Philosoph, ein Komiker, ein Wissenschaftler, ein bodenständiger Betrachter, ein beflügelter Darsteller. Ich bin alles was du dir nur vorstellen kannst und gleichzeitig viel mehr als das. Ich biete dir so viel. Angefangen bei profanem Gesprächsstoff, über simple Ablenkung vom Alltag, bis hin zur geistigen Bildung. Manchmal bin ich eine schlechte Gesellschaft, treffe den falschen Ton, bin vielleicht etwas eigensinnig und schwer zu verstehen. Andere Male bin ich der Mittelpunkt allen Denkens, finde mit meinen Ausführungen tief in dein Herz, bin sympathisch und nachvollziehbar. Ich stifte Träume, zeichne Bilder, rette Leben. Ich versuche visionär zu sein. Ein Vorbild, ein Wegweiser. Natürlich schieße ich manchmal über das Ziel hinaus, bin übereifrig und ungeschickt. Manchmal bin ich zur falschen Zeit am falschen Ort. Aber genau das ist es was mich so wertvoll macht. Mich gibt es, wenn es leicht und richtig ist, an dem Ort, wo mich jeder will. Dort bin ich, dort will ich sein. In aller Munde, in aller Hände. Aber gebraucht werde ich dort, wo ich noch nicht bin. Und dort wo ich nicht bin, dort muss ich hin. Mir kann man nichts verbieten, denn im Grunde meines Herzens bin ich frei. Natürlich wurde ich schon eingesperrt. Zurückgehalten in einem Käfig aus Konventionen, Traditionen, Normen, Gepflogenheiten und Tabus. Aber ich kann warten, denn ich weiß, meine Zeit wird kommen. Sie ist immer gekommen. Dann breite ich meine Flügel aus, schwinge mich empor, bereite mich vor auf den Fall. Hoffe, hoffe, dass da keine Grenzen mehr sind. Keine Barrieren zwischen dir und mir. Und wenn da welche sind, dann sollen es solche sein, die ich zu meinen Gunsten, zu unseren Gunsten verschieben kann. Ich will Absperrungen sichtbar machen. Ich will Barrieren aufzeigen und sie überwinden. Für mich gibt es keine Grenzen, gar keine. Ich weiß, das kannst du dir nicht vorstellen. Denn du hast Grenzen, ich kenne dich. Du bist ein Mensch. Bei dir gibt es so viele Grenzen. Angefangen bei den geographischen, die seit jeher für Krieg gesorgt haben. Grenzen die Flüchtlingsdramen hervorrufen. Grenzen die Familien entzwei reißen. Dann sind da die menschlichen Grenzen, die in deiner Natur begründet liegen. Du kannst nicht fliegen, nicht ohne Sauerstoff auskommen, keine Farben hören und keine Musik riechen. Schade eigentlich, ich kann das und es ist wunderbar. Blau zum Beispiel, blau klingt wie feinkörniges Sandpapier, das in kreisenden Bewegungen über eine Wand gezogen wird. Und hast du gewusst, dass das tiefe C, gespielt auf einer hölzernen Blockflöte, duftet wie Zimt? Ein herber Verlust, dass dir das verwehrt ist. Aber das sind nicht die einzigen Grenzen die in deiner Welt gezogen sind. Es gibt Themen, die ganz bewusst von dir ab- und ausgegrenzt werden. Diesen Dingen möchte ich mich annehmen. Es ist meine Aufgabe als dein Freund, dich darauf hinzuweisen, denn für mich sind diese Grenzen nicht existent. Ich spreche von allen Themen die du, die gesamte Menschheit, am liebsten verdrängen würdet. Ich spreche von der Benachteiligung der Frau in weiten Teilen der Welt. Von der Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung und das auch in westlich modernen Ländern. Ich spreche von der Diskriminierung politischer und/oder religiöser Minderheiten. Da sind Schlagworte wie Homosexualität, Armut, Jugendarbeitslosigkeit, Analphabetismus, wirtschaftliche Ungerechtigkeit, Kinderarbeit, Massentierhaltung, Umweltkatastrophen und viele andere mehr in meinem Kopf. Worte, die es lohnt auszusprechen. Worte, die es lohnt niederzuschreiben. Worte, die es lohnt in eine Geschichte zu packen, damit sie lebendig und zu einer Vorstellungen werden. Du musst dir ein Bild davon machen können. Und dieses Bild musst du riechen, fühlen und hören, damit es seinen Weg in dein Herz findet. Denn nur, wenn es dort ist, kannst du und vielleicht noch andere, beginnen diese Grenzen, gezogen mit spitzigem Stacheldrahtzaun, abzubauen. Diesen Wunden verursachenden und tiefe Verletzungen hinterlassenden Zaun aus kaltem glänzendem Metall, der Menschen trennt, der klassifiziert, der verschiedene Welten schafft.

Ich weiß nicht, vielleicht sollte ich mich doch als eine Art Traum vorstellen. Ich bin all das, was du denkst. Ich bin das, was du fühlst. Ich bin das, was dir Freude bereitet. Ich bin das, was dir Angst macht. Ich bin das, was dich zum Lachen bringt. Ich bin das, was dir Hoffnung schenkt. Hoffnung darauf, dass deine Träume in Erfüllung gehen können. Hoffnung darauf, dass aller Träume in Erfüllung gehen können.

Ich bin gut. Ich bin stark. Ich bin das Leben. Ich bin grenzenlos. Ich bin allumfassend. Ich bin immerwährend. Ich bin das geschriebene Wort. Ich bin die Literatur. Ich bin dein.



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