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Seelenspiegel eines Überlebenskünstlers - von Lifelesscrow, 26.08.2013
Seelenspiegel

Müsste ich ein Bild von meinen tiefsten Gedanken und meiner Seele zeichnen wäre es schwarz. Vor 16 Jahren hätte mich diese Tatsache schockiert, heute stehe ich dem kühl und distanziert gegenüber. Ich nenne meinen Zustand Seelenkrebs.
Wieso kann ich ziemlich genau sagen:
es nagt und frisst etwas an meiner Seele und es ist, als würden die ganzen Farben, die einmal mein Innerstes beschrieben einfach ausradiert werden- Stück für Stück.
Wo früher Hoffnung, Freude, Ehrgeiz und Lebenslust waren, ist heute Trostlosigkeit, Schmerz, Angst und Kälte.
Man kann sagen ich habe den schönsten Sommer erlebt und kämpfe mich nun seit Jahren durch Eiseskälte. Ich habe als ganz kleines Kind jeden Tag geliebt, habe blind genossen und alles düstere in die hinterste Kammer gesperrt. Meine Zukunft malte ich mir rosarot mit lila Punkten. Ich hatte Ziele, Träume und Wünsche und sah dem zweifellos freudig entgegen. Doch das wurde zerstört, zerstört mit einem großen Knall, plötzlich war alles Lebendige tot. Ich wurde der Lebendigkeit beraubt.
Nun fürchte ich mich davor in die Zukunft zu schauen, mein Denken ist erwachsener geworden, mein Gefühlsleben ist das eines Kindes und genau das ist, was das Ganze zu einem Kampf macht.
Ich konnte mich nach diesem Knall nicht ausdrücken, ich war zu jung, zu unerfahren. Habe ich das Ganze doch selber nicht verstanden. Ich habe Angst!
Ich habe Angst nie meine Träume leben zu können, Angst immer von dieser Kälte davon laufen zu müssen. Egal wie groß die Hoffnung auch ist, es gibt immer einen Stein, der diese zu zerstören vermag.
Es gibt da eine gewisse Erwartungshaltung, die man irgendwann im Laufe des Heran-
reifens bekommt. Ich finde sie ist das, was die Denkweise eines Erwachsenen von der eines Kindes unterscheidet. Sie ist das, was nach dem Knall kam. Ich musste von einem auf den anderen Tag erwachsen werden. Kinder haben nicht ständig das Gefühl irgendwelchen Normen und Ansprüchen gerecht werden zu müssen. Sie machen sich keine Gedanken darüber, was ihr Tun von heute morgen für Konsequenzen haben könnte. Ich wurde mit dem besagten Knall gezwungen darüber nach zu denken. Ich wünschte diese kindliche Gabe wäre mir nicht genommen worden, doch sie wurde mir geraubt, viel zu früh und ich war viel zu jung.
Für mich muss alles Sinn machen und eine Bedeutung haben. Irgendwer ist immer Schuld- ich bin immer Schuld. Alles muss bewertet werden, ich muss abgewertet werden. Ich bin schlecht, immer schlecht! Ich bin Schuld, an allem Schuld!
Warum haben wir nicht öfter den Gedanken im Kopf, dass das, was heute sterben könnte am nächsten morgen auch als wunderschön betrachtet werden kann? Warum hören wir auf falsche innere Zungen, wenn uns der Verstand etwas ganz anderes zuruft?
Ich frage mich oft, warum ich diesen Weg gewählt habe oder wer diesen Weg für mich wählte. Es ist ein steiniger und unebener Weg, der voller Hürden ist. Wenn ich es aber aus einem anderen Blickwinkel betrachte, dann könnte ich mir auch einfach meine Stärken aufzählen, allerdings bin ich für meine Stärken blind. Mein Verstand sagt mir unabstreitbar, dass man durch steinige Wege, welche man gegangen ist, klüger und reifer wird. Man kann lernen mit Schwierigkeiten umzugehen und durch Erfahrungen wächst auch die innere Größe. Mein Vater hat mal gesagt, Gott wählt nicht unsere Wege und Schicksale, sondern er leidet mit uns- das gibt mir die Kraft zum Weiterleben. Ich wünsche mir, dass ich einmal mit erhobenem Kopf gehend neue Wege einschlage und die Vergangenheit „Vergangenheit“ sein lasse.



dESPERATe

Happy people all around
-Can´t hear this lucky sound!

Sometimes like to disappear,
there´s some hope, but mostly fear!



Kinderheitserinnerungen

Ich bin ein Kind, so klein und unvermögend komme ich mir vor. Doch eigentlich ist es das falsche Wort. Als Kind kannte ich die Ängste und Sorgen von heute nicht.
Ich war bis zu jenem Lebenseinschnitt lebenslustig.
Mit vier Jahren, es war ein sehr schöner Sommer, da setzte ich mir in den Kopf Ski fahren zu gehen. Ich war so fest entschlossen, dass ich mir nicht die
Zeit nehmen wollte, um bis zum Winter zu warten. Nein- ich wollte Ski fahren und das sofort.
Ich ging in den Schuppen bei uns auf dem Hof in Wesenberg und holte die Skier meiner Eltern. Da es heiß war trug ich keine Kleidung. Um den Beginn meiner Skitour nicht zulange heraus zu zögern klemmte ich mir die Skier unter die Arme und ging los.
Ich wusste sofort, wo man wohl am besten Ski fahren gehen könnte- am Burgberg!
Schnurstracks ging ich quer durch die Kleinstadt über den Marktplatz zum Burgberg, der
an einem kleinen Hafen liegt.
Ich nahm meine Skier mit auf den Berg und merkte ziemlich schnell, dass man ohne spezielle Schuhe wohl nicht so einfach mit den Skiern fahren konnte. Als ich gerade
dabei war meine erste Fahrt auf den Skiern zu tätigen, welche natürlich auf dem Rasen sehr schwer zu bestreiten war, sah ich meine Mutter aus der Ferne. Mit eiligem Schritt kam sie auf mich zu. Ich fühlte mich nicht schuldig, im Gegenteil: ich war stolz!
Meine Mutter war sehr besorgt und schimpfte, ich verstand das nicht. Mich unter dem einen Arm die Skier unter dem anderen beendete sie meine Tour, indem sie mich nach Hause trug.
Die Aktion mit den Skiern war noch harmlos. Ich lebte meine Freiheit Kind zu sein.
Oft riss ich aus, um mit meinen Freunden an den See zu gehen oder um die Gegend mit Kinderaugen sehend zu erkunden.
Am See gab es einen Urwald oder zumindest kam es mir als Kind vor, wie ein kleiner Urwald. Dort verbrachten wir endlose Tage damit irgendwelche
Höhlen zu bauen oder wir rauchten das Schilf und fühlten uns dabei wie die Könige der Welt.
Meine Geschwister ärgerten mich zu dieser Zeit. Immer wenn ich etwas wollte hatten sie mit ihren Freunden zu tun oder taten Dinge, für die ich noch zu jung war.
Ich verstand das nicht und wäre am liebsten permanent mit ihnen zusammen gewesen und hätte auch gern die Dinge getan, die sie als Jugendliche taten.
Heute weiß ich es besser, ich kenne nun die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens und
wäre zu gern wieder so jung und unwissend wie damals.
Auch meine Geschwister sammelten gute und schlechte Erfahrungen in der Pubertät.
Meine Schwester erzählt mir heute noch oft, wie schwer diese Zeit auch für sie war.
Sie hatte einen Freund, er hieß Ronald. Meine Schwester liebte ihn über alles und auch ich mochte ihn sehr. Eines Tages wurde dieses junge Glück zerstört, Ronald nahm sich
das Leben. Durch diesen Schicksalsschlag musste meine Schwester sehr früh erfahren,
das die Jugendzeit keineswegs einfach ist und dass das Leben kein Ponyhof ist.



Suche

Was hält das Leben für mich offen?
Es hat mein Herz ein klaffend Loch!
Ich suche, was ich doch nicht finde,
verharre dort- ich find´s wohl noch!

Das Ende?

Weist du, wie es ist, wenn du fällst und fällst und an einen Punkt bist, an dem du denkst: kann ich noch tiefer fallen? Wenn du merkst, es geht doch noch tiefer? Wenn dich Etwas dich auffrisst, wenn dein Leben nur noch aus einem Kampf besteht? Jeder Tag eine neue Qual ist?
So sah es bei mir im Sommer des Jahres 2011 aus. Ich wollte nicht mehr, ich konnte nicht mehr!
Ich hasste mein Leben, ich hasste mich noch mehr. Hass, hass, hass!
Alles war schwarz umschleiert, alles verlor immer mehr an Sinn, alles kostete immense Kraft, alles war zuviel und saugte den letzten Rest Lebenswille aus mir. Ich kam an einen Punkt, an dem man beendet, an dem ich alles beenden wollte und es gab nur einen Weg- mit dem Leben abschließen. Das Grauen am Schopfe packen und es auslöschen- mich auslöschen! Ich war in diesem Gedanken beschwungen, er löste regelrechte Freude in mir aus. Also ging ich es an, aß 8 Tabletten, schob 4 nach, noch 5, nicht genug, noch 6 hinterher, weiter, nochmal 6, schlucken, weiter machen- fast geschafft, noch 10, schlucken....
Jemand ist an der Tür. Alles ist verschleiert. Die Tür. Ist sie auch zugeschlossen? Ja.
Wieder rüttelt jemand an der Tür. Er darf nicht rein, er darf mich nicht stören, ich hab es noch nicht beendet. Lasst mich!
Jemand schmeißt sich gegen die Tür. Der Schleier, immer dieser Nebel. Die Tür öffnet sich mit einem Ruck. Nein!
Jonathan und Paula. Wieso? Lasst mich! Seht ihr nicht dieses grauenvolle Trümmerfeld? Dieses Leid? Warum seht ihr es nicht? Ihr seht es nicht, dann lasst mich, ich bin nämlich mittendrin!
Es ist Paula, sie dringt zu mir vor, schüttelt mich, umarmt mich, ich weine. Wieder denke ich- lasst mich doch, geht weg!
Der Notarzt kommt, eine Frau. Sie ist rabiat und verständnislos. Wie soll sie auch verstehen, sie sieht es doch auch nicht. Nur ich sehe es, kämpfe dagegen, werde davon gefesselt.
Die Ärztin rüttelt mich, schreit mich an.
Was soll das? Lasst mich!
Jetzt kneift sie mich fest, ich werde taub, das tut gut! Der Krankenwaagen fährt los. Ich habe eine Flexüle im Arm durch die eine Lösung läuft. Hoffentlich ist das Gift schneller, hoffentlich gewinnt das Gift den Wettlauf gegen die Zeit, den Wettlauf gegen das Böse, hoffentlich gewinnt es den Kampf über die Qual!
Im Krankenhaus- so viele Leute, sie sind nervös und panisch. Ich bin ganz ruhig, dass muss das Gift sein. Ich füge mich, bin doch so schwach.
Ein Mann im weißen Kittel- muss ein Arzt sein. Er nimmt meine Hand- ich habe Angst! Es kann nicht gut sein, wenn ein Arzt deine Hand nimmt oder hat das Gift den Kampf gewonnen?
Ein schwarzer Schlauch- sie schieben ihn in meinen Rachen, jetzt soll ich schlucken. Schlucken, das ist vertraut. Ich schlucke jeden Tag. Schlucke den inneren Schmerz wie Wasser, aber er kommt immer wieder hoch, frisst sich ein wie Säure. Ich schlucke den Schlauch, ich schlucke um mein Leben. Moment, will ich das? Nein! Wieder kämpfen, ein endloser Kampf.
Ich wehre mich, schüttle mich, habe das Gefühl daran zu ersticken. Schlafe ein, so schwach.
Nächster morgen: ich lebe! Verdammt- ich lebe! Tu ich das wirklich? Leben heißt Lebendigkeit. Ich existiere lediglich. Ich spüre keine Lebendigkeit, ich spüre Hoffnungslosigkeit und eine große Müdigkeit. Ich schlafe weiter, schlafe um nicht zu fühlen. Schlafe, um nicht zu kämpfen. Ich träume nicht!


Vom Erstarren

Erstarren ist Etwas, dass man nur schwer in Worte fassen kann. Es kommt manchmal so plötzlich und unerwartet, dass man es selber kaum begreifen kann. Jedes Mal ist es anders, jedes Mal fühlt es sich neu an. Es ist als ob alles um dich einfriert, was bleib ist ein klitze kleiner Kern und dieser Kern hat Angst, fühlt sich hilflos und versucht zu überleben. Warum zu überleben? Weil du das Gefühl hast jede Sekunde zu sterben. Du fühlst dich bedroht, vom Schrecken gelähmt. Es kommt mit einem Schlag und dann liegst du da und versuchst nicht auf dich aufmerksam zu machen, um dem tödlichen Schlag zu entkommen. Ganz still, ganz stumm, starr auf der Lauer.
Immer auf der Hut sein, immer in Alarmbereitschaft sein, nicht auffallen, bloß nichts provozieren. Mein Körper, fremde Körper, Nähe und Haut - die größten Feinde.

Die Wahrheit, die ich in mir trage

Es frisst wieder an mir. Ich zittere am ganzen Körper. Ich habe es gesagt, ich habe alles gesagt. Ich wollte das so, aber nun muss ich die Konsequenzen tragen. Es gibt keinen Weg daran vorbei. Ich muss es aushalten. Aber wie? Wie verdammt? Ich bin es leid es allein auszutragen. Jemand wühlt das Ganze auf, bohrt darin umher und schickt mich weg und lässt mich zurück im Trümmerfeld. Nun stehe ich dort in Mitten des Schreckens, des Grauens. Mein ganzer Körper erlebt es, mein ganzer Körper leidet unter dieser Folter. Es wird nie enden! Ich glaube nicht mehr daran! Ich will nichts mehr davon hören, ich will nicht mehr optimitisch sein und mir von Leuten etwas erzählen lassen, die keine Ahnung haben, die es nicht erleben, am eigenen Körper, an der eigenen Seele. Die nur aus Büchern lesen, die nur aus Erfahrung etwas mutmaßen und lediglich meinen sich vorstellen zu können, dass man das heilen kann. Unfug!
Wie lange wollte ich es loswerden und wie lange war ich damit allein? Wer maßt sich an mir zu sagen ich hätte sprechen sollen? Ich hätte Leuten davon erzählen sollen, die mir damit eh nicht helfen können? Die das nicht mit mir ausstehen, irgendetwas auf ein Papier bringen und irgendetwas in Akte XY schreiben. Warum? Warum hätte ich das zum Teufel solchen Leuten erzählen sollen? Ich kenne die ja nichtmal, warum sollten sie mich kennenlernen? Warum sollte ich denen auch noch erzählen und bestätigen wie schlecht und beschämenswert ich bin? Sie ahnen es, aber soll ich das bestätigen? Nein! Schließlich haben sie mit meinem Leben nichts zu tun und schließlich können sie mir nicht helfen. Auch nicht weil sie erfahren und erwachsen sind und auch nicht, weil sie meinen alles über jemanden erfahren zu müssen, was morphologisch markant ist. Nein!


Angst

Angst. Angst vor den eigenen Gefühlen. Angst vor Überwältigung. Angst ausgelöst durch Ohnmacht und dem Gefühl von Unfähigkeit. Das Resignieren und Kapitulieren vor seinen
eigenen Gefühlen. Fürsorge als Schutz. Empathie als Bewältigung und gleichzeitig verliere ich mich in der Empathie. Verliere mich und habe Angst vor der Suche. Die Kraft ist da, aber vor ihr steht die Unfähigkeit und Ratlosigkeit gegenüber den eigenen Emotionen. Wird es mich überkommen? Werde ich daran kaputt gehen? Zerbrechen? Ich möchte eins mit mir und meinen Gefühlen sein, möchte mich genauer kennenlernen, meine Gefühle in einem Spiegel betrachten können und sie aushalten. Aber ich tue alles dagegen. Flucht! Ich renne weg, Tag für Tag. Werde mir immer fremder, entferne mich von mir. Nichtmal meinen Ist-Zustand könnte ich beschreiben. Wie ich mich fühle? Ich weis es nicht, weil ich nicht hinschaue, nicht auf mein Inneres höre. Es greift nach mir, erwischt mich ab und an, bis ich wieder schneller bin. Manchmal verstecken sie sich auch, ich suche sie, erhasche einen Blick und erkenne wieder, dass ich mich vor ihnen fürchte.

Ihr könnt mich kaputt spielen. Ihr könnt mir meine Wege verbauen. Aber ihr könnt mir nicht die Liebe zu den Menschen nehmen, die ich in mein Herz geschlossen habe. Diese Liebe ist für die Ewigkeit.



©2013 by Lifelesscrow. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

Kommentare


Von Lifelesscrow
Am 08.09.2013 um 00:47 Uhr

Oh, vielen Dank, das ehrt mich!


Von Aabatyron
Am 01.09.2013 um 12:00 Uhr

Das ist richtig ergreifend und lebendig geschrieben.
Ich habe selten in einem Buchtext so eine Begabung, Emotionen auf wenige Sätze konzentriert mitreißend formulieren zu können, feststellen dürfen.





~*~ Werner May ~*~

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Es gibt 2 Kommentare


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