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Prosa => Phantasy & SciFi


mal wieder etwas anderes .. Aarxon und Lilly, eine oder auch keine Liebesgeschichte? - von KeltenPrinz, 13.05.2012
Der sanfte Sommerwind tastete sich leise durch das Laubdach über ihnen. Glutrot versank die Abendsonne hinter den Bergen und übergoss das Tal mit Feuer, das jeden gefangen nahm, auch Juan und Angelique. Sie spürten die Hitze und das verzehrende Verlangen nach dem anderen. So lange waren sie getrennt und hatten sich dennoch die Treue gehalten. Er trug ihren Ring auf der Brust. Keine Versuchung war groß genug, um eine Andere auch nur mit dem Blick zu streifen. Seine Augen begannen nur zu strahlen, wenn er an sie dachte.
Zärtlich strich er ihr durch die lockigen Haare und genoss den lieblichen Duft. Makellos weiß schimmerte die Haut und Angeliques Brust bebte.
„Liebster, ich werd schwach in deiner Nähe...“, wisperte sie und das endlose Blau ihrer Augen füllte sich mit Tränen.
„Liebste, ich fange dich auf...“, flüsterte er und umschlang ihre Wespentaille. „Nie wieder verlass ich dich!“
„Oh ja, bitte...“, antwortete Angelique und die Tränen des Glücks rannen ihr über die Wangen.
In diesem Moment stieß ein grässlicher großer Kopf durch das Blätterdach. Gelbe Augen musterten das Pärchen. Entsetzt sprangen die beiden hoch, doch das Untier war schneller. Mit einem Biss riss es Juan den Kopf ab. Das Blut spritzte aus dem Halsstumpf, besudelte das schöne Kleid und die makellose weiße Haut von Angelique. Sie kreischte laut auf, aber ihr Geschrei erstarb schnell, denn das Monster biss ein zweites Mal zu.
Leise wiegte sich das Gras im Abendwind und ein süßlicher Gestank von totem Fleisch lag in der Luft.
Lillys meergrüne Augen betrachteten zufrieden die Szenerie. „Aarxon, gut gemacht! Länger hätte ich das nicht ertragen! Sollte ich je so unterirdisch kitschig drauf sein, reiß mir bitte auch den Kopf ab!“, lachte sie befreit auf. „Haben wir heute noch ein weiteres Ziel?“, fragte sie.
Der Angesprochene wendete seinen schuppenbesetzten Kopf. „Lasst mich nachdenken!“ Etwas Außergewöhnliches musste geschehen sein. Seine Nüstern blähten sich und die Augen rollten hin und her. Aarxons eiserne Klauen gruben sich in die Erde und gegen die Abendsonne gerichtet, ließ der Drache den Sand zu Boden rieseln.
„Steigt auf!“, donnerte er und Lilly sprang auf seinen Rücken.

Schon von Weitem konnte man die hohen Mauern erkennen. Stolz und unbezwingbar ragten sie zum Himmel empor. Würden sie auch einer unsterblichen Liebe standhalten? Seit Wochen rannten die Truppen von Prinz Eisenhart gegen die Bastion an. Doch immer wieder wurden sie zurückgeschlagen. Die Verteidigungslinien standen, aber wie lange noch? Des Prinzen Mannen waren beseelt von der Gerechtigkeit ihrer Sache, die schöne Prinzessin Gutegunde zu befreien, die von König Aalglatt geraubt und eingesperrt hatte.
Aus ihrem Turmzimmer sah Gutegunde mit bangem Herzen der Schlacht zu. Sie litt große Ängste, dass ihrem Liebsten etwas zustoßen könnte. Jeden Tag legte sie ein schneeweißes Taschentuch in die Arme des Windes, in der Hoffnung, er würde dieses Zeichen ihrer Liebe zu Prinz Eisenhart tragen. Wenn es sein Ziel erreichte, war es zusätzlicher Ansporn für ihn, seine Braut zurückzuerobern. An diesen Tagen tobte die Schlacht besonders heftig und der Boden erzitterte vom Kampfgeschrei.
Heute schien der Tag der Entscheidung zu sein. Unter Waffengeklirr und Dauerfeuer der Kanonen enterten die Truppen die Stadtmauern.
Währenddessen machte die Kunde die Runde bis zu Gutegunde, der Prinz sei gefallen. Betäubt vom Schmerz sackte die Prinzessin in sich zusammen. Im Gegenzug drang die Nachricht zum Prinzen, Gutegunde hätte sich das Leben genommen. Auch der Prinz wurde fast wahnsinnig vom jähen Schmerz. Der hinterhältige König Aalglatt rieb sich die Hände. Vielleicht konnte er alles zu seinen Gunsten ändern?
Aber der Prinz fühlte in seinem Herzen, seine Gutegunde würde noch leben und vertrauend darauf stürzte er sich wieder in die Schlacht. Mit der Kraft der Liebe in sich stürmte er vorwärts.
Die Prinzessin war aus ihrer Ohnmacht erwacht und stürzte an das Fenster. Sie sah ihren Prinzen lebend und kämpfend. Er würde sie befreien. Jubelnd beugte sie sich vor und winkte Prinz Eisenhart zu.
In diesem Moment packten zwei mächtige Klauen ihre Füße und stießen sie aus dem Fenster. Aus einiger Entfernung sah es recht lustig aus, wie sich Gutegundes Kleider aufbauschten und die Prinzessin wie ein aufgespannter Sonnenschirm zu Boden schwebte. Aber es war wesentlich schneller und der Aufprall tödlich. Das Geräusch ähnelte einer aufgeplatzten Milchtüte. Prinz Eisenhart schrie auf und stürzte zur toten Gutegunde. Bevor er sie erreichte, wurde er von den Trümmern des Turmes erschlagen, den Aarxon zum Einstürzen gebracht hatte.
Es war vorbei, Totenstille lag über der Stadt. Des Prinzen Mannen zogen sich zurück und König Aalglatt schaute erleichtert über das Schlachtfeld. „Das ist ja noch mal gut gegangen! Immer diese miesen Vorhersagen! Auch das Böse kann gewinnen!“, kicherte er. „Bestimmt gibt es noch andere schöne Frauen zum Klauen!“ Damit strich er über seinen feisten Bauch und ging zum Abendessen.
„Was für eine Schlacht! Was für eine Wendung!“, flüsterte Lilly ergriffen. „Aarxon, überspannen wir nicht den Bogen?“
„Es geschieht lediglich so wie Ihr es Euch gewünscht habt!“, dröhnte der Drache.
„Du hast Recht mein Freund! Sie haben es nicht besser verdient!“, lächelte Lilly. „Machen wir morgen weiter?“ Aarxon nickte und stieß einen Feuerschwall aus. Die Umgebung verschwamm.

Lilly saß wieder an ihrem Schreibtisch, vor sich zwei Bücher, deren Happyend sie mit Hilfe von Aarxon heute verändert hatte. Sie hasste Liebesschnulzen. Ihre Freundinnen verschlangen diese O-Bein-Romane. Angewidert warf sie die Bücher in den Papierkorb. Nach kurzer Überlegung fing sie an zu grinsen. Nicht auszudenken, wenn ihre Freundinnen mal wieder diesen Schund lesen würden. Die entsetzten Gesichter! Alle Ausgaben dieser beiden Bücher waren nun anders, entscheidend anders.
Aarxon war ihr vor ein paar Wochen erschienen. Zuvor hatte sie sich über eine Stunde lang von ihrer besten Freundin Mara am Telefon fast ein Ohr abkauen lassen. Mara hatte einen neuen Freund, der ja so süß war und wie der Typ aus „Petersilie für Verliebte“ sein sollte.
Lilly hatte kein Interesse an Jungs. Sie waren ihr zu oberflächlich und zu dumm. Für sie waren Jungs nur Kleinhirne. Nach diesem Telefonat hatte sie Lust, diesem Superhelden aus dem Petersilienbuch eine reinzuziehen und Mara ebenfalls.
Ein paar Tage später tauchte der Drache Aarxon in ihren Träumen auf. Er bot ihr seine Hilfe an. „Ich verabscheue diesen Herzschmerzmist der Menschen genau wie du!“, erklärte er ihr. Mit ihm zusammen könne sie jedes Buch umschreiben, so wie sie es wolle. Lilly fragte nach der Gegenleistung. „Manchmal ergeben sich durch Zufall ungeahnte Möglichkeiten. Darauf werde ich warten!“, lächelte er verstohlen. „Dein Wort wird mir Befehl sein“, fügte er leise hinzu.
Anfangs trieben sie beide nur Schabernack in den Büchern. Aarxon hatte die Fähigkeit, in die Handlung der Bücher einzutauchen und er nahm Lilly mit. Sie schlug vor, was verändert werden sollte und der Drache setze es um. Bis gestern waren es harmlose Streiche mit verbranntem Essen, Pickeln oder plötzlich auftauchenden Exfreunden. Aber heute war es anders gewesen. Heute hatten sie die Liebespärchen umgebracht. Ein eiskalter Schauer lief Lilly über den Rücken.
Andererseits waren es nur erdachte Figuren, beruhigte sich Lilly sofort wieder. Vielleicht sollte sie noch ein wenig an die frische Luft gehen!
Der frühe Abend war angenehm kühl nach der Hitze des Tages. Gedankenverloren schlenderte Lilly die Straße entlang, kaufte sich im Cafe ein paar Kugeln Eis und genoss den Trubel um sich herum, bis sie ein schrilles Klingeln aufschreckte. Bevor sie sich jedoch umdrehen konnte, wurde sie umgerissen und das Eis rutschte ihr aus der Hand. Kräftige Arme fingen sie vor dem Fall auf.
‚Verdammt! Welcher Idiot?’, dachte sie und drehte sich um.
Hellblaue, verdammt hübsche Augen, versteckt hinter einer Brille, schauten sie an. Dieser Blick! Ihr Atem stockte und das Herz hämmerte.
„Ich bin ein Idiot!“, stammelte der Junge. „Es tut mir sooo leid! Hast du dir sehr wehgetan?“ Vollkommen durcheinander wurschtelte er sich durch seine Haare. ‚Wunderschöne Haare!’, dachte Lilly.
„Nein geht schon! Ich hätte ja auch aufpassen können, damit du mich nicht umfährst mit deinem Bike!“, murmelte sie benommen.
„Warte, ich hole dir ein neues Eis!“, strahlte der Junge und ließ sein Fahrrad fallen. Kurz betrachtete er die Eispampe auf der Straße: „Vanille und Schoko, einfach die besten Sorten! So mag ich das auch, nur kein Kickifax!“
Ohne auf den Straßenverkehr zu achten, stürmte der Junge über die Fahrbahn und kehrte nach ein paar Minuten wieder zurück. In beiden Händen hielt er eine Eistüte. Mit hochrotem Kopf fragte er stockend: „Darf ich mein Eis mit dir hier essen oder soll ich lieber verschwinden?“
„Nein bleib!“ Lilly war über ihre eigenen Worte erstaunt. Dieser Typ war irgendwie wow und sie kannte noch nicht einmal seinen Namen.
Verlegen kratzte sich der Junge am Hinterkopf: „Erst fahre ich dich über den Haufen und dann vergesse ich auch noch, mich vorzustellen! Ich bin Benni“ Das sagte er so niedlich, dass Lilly ein Lächeln nicht unterdrücken konnte. „Lilly“, flüsterte sie.
„Passt zu meinem“, nuschelte Benni und sein Gesicht lief wieder tiefrot an.
Schweigend saßen sie nebeneinander auf dem Bordstein und schleckten ihr Eis.
„Und wie nun weiter?“, fragte Lilly.
„Darf ich dich wiedersehen?“, fragte Benni mit diesem Blick, der Lillys Herz schneller schlagen ließ.
„Willst du mich dann wieder über den Haufen fahren?“ Lilly lächelte.
„Aber nur, wenn ich dich dann auch wieder auffangen darf!“, grinste Benni.
„Oh ja, bitte...“, murmelte Lilly.
In diesem Moment tauchte hinter ihnen ein grässlicher großer Kopf auf.

Zwei halbleere Eistüten und herrenloses Fahrrad lagen am Straßenrand. Schwefelgeruch lag in der abendlichen Luft und wenn man genauer hinsah, konnte man in einer der Eiskugeln den Abdruck eines Ziegenhufes sehen.






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