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Poesie => Trauriges


Eisige Nacht - von Brain, 12.01.2012
Die Straßen waren gefroren, doch das hielt Dominik nicht wirklich von seinem Vorhaben ab. Lächelnd schlitterte er mehr, als das er lief, die Straßen entlang. Seine bloßen Füßen fanden keinen Halt auf der vereisten Fläche, doch das störte ihn nicht wirklich. Irgendwo das draußen in der Dunkelheit war sein bester Freund und er würde ihn finden, egal wie lange es dauern würde.
Licht gab es keines hier draußen mitten im Nirgendwo. Nicht einmal die Sterne oder der Mond konnten Licht spenden, dicke Wolken verhinderten, dass sie hervorkommen konnten. Trotzdem fand der Siebzehnjährige seinen Weg blind. Hinter ihm blitzten Scheinwerfer auf, verschwanden aber schnell wieder in irgendeiner Senke.
Wie verrückt rannte Dominik, suchte seinen verrückten grünhaarigen Freund, murmelte immer wieder leise dessen Namen, wagte aber nicht ihn laut zu rufen, aus Angst, die Anderen könnten ihn hören und wieder einfangen, nach Hause bringen und dort festhalten. Dabei musste er doch seinen besten Freund Ryan finden.

Trotz der Minusgrade war er in T-Shirt und Shorts unterwegs, rutschte über die vereisten Straßen und bemerkte doch nicht, wie kalt es war, nur Ryan beherrschte seine Gedanken und seinen Körper. Irgendwo in dieser Gegend musste er sein, Dominik wusste es ganz genau und er würde ihn finden, koste es was es wolle.
Eisbesetzte Äste streiften seine Arme im Vorbeirennen, hinterließen rote Striemen auf der schon blauen Haut.

Eine Silhouette bewegte sich vor ihm. Im festen Glauben, es sei Ryan beschleunigte Dominik sein Tempo, versuchte ihn zu erreichen, rutschte weg und landete hart auf der Straße. Die Schmerzen interessierten ihn nicht, nur der sich bewegende Schatten, der sich von ihm entfernte.
„Nein nein nein nein“, murmelte er leise, rappelte sich wieder auf und rannte ihm hinterher. Doch je schneller er wurde, desto schneller entfernte sich der Schatten von ihm, als wäre er gar nicht da. Dann verschmolz er einfach mit der Nacht und war weg. Panisch drehte sich der Siebzehnjährige um seine eigene Achse, wäre wieder fast gestürzt, dann sah er wieder eine Bewegung, lief darauf zu.
Plötzlich war der Schatten wieder weg.

Leise keuchend versuchte Dominik etwas zu erspähen, er wollte doch nur Ryan wiederhaben. Sein bester Freund sollte sofort hier auftauchen. Wütend stampfte er auf, fiel prompt wieder hin, zog sich neue blaue Flecken zu, doch es war unwichtig. Ryan sollte sofort hierher kommen.
Tränen stiegen in seine Augen, er wollte sofort zu Ryan. Kalt liefen sie seine Wange hinunter, hinterließen gefrorene Spuren und doch waren sie irrelevant. Langsam stand er wieder auf und lief wie hypnotisiert die Straße entlang, fing wieder an, nach Ryan zu flüstern, seine Augen wanderten von links nach rechts, versuchten eine Bewegung wahr zu nehmen, doch nur die Äste bewegten sich gespenstisch um ihn herum.
Wie mechanisch lief Dominik Meter um Meter, versuchte sich zu erinnern, wo Ryan hin gewollt hatte. Doch da war nur ein großes schwarzes Loch in seiner Erinnerung. Er wusste nur noch, dass Ryan spazieren gegangen war mit ihrem Hund. Wütend auf sich selbst schlug er seine Faust gegen einen Baum, an dem er vorbeilief.
Er musste Ryan finden und ihm etwas Wichtiges erzählen. Doch was wollte er ihm noch mal erzählen? Nachdenkend blieb er stehen, versuchte sich zu erinnern, doch da war wieder nichts, einfach nur gähnende Leere. Ein trockenes Schluchzen bannte sich seinen Weg nach draußen, dann brach er zusammen. Er wollte doch nur zu Ryan und ihm etwas erzählen, doch wo war sein bester Freund?

Wieder rutschte er weg, fiel hin, dieses Mal blieb er sitzen.
Auf dem gefrorenen Boden sitzend, bannten sich die Tränen einen Weg nach draußen, als es ihm plötzlich wieder einfiel. Er würde ihn nie wieder finden, nur noch folgen konnte er. Ein betrunkener Autofahrer hatte ihm das Wichtigste auf der Welt genommen. Am liebsten würde der Siebzehnjährige die Zeit zurückdrehen, seinen besten Freund davon abhalten, nach draußen zu gehen und ihm stattdessen sein lang gehütetes Geheimnis erzählen.

Mitten auf der Straße sitzend, wurde langsam sein Körper taub, doch Dominik machte keine Anstalten aufzustehen. Nur ein Wort kam immer wieder über seine Lippen: Ryan. Ein Flehen nach seinem besten Freund, dass dieser wieder kam. Vorsichtig ließ er sich zur Seite fallen, zog seine Knie an und wimmerte leise vor sich hin. Die Kälte war ihm egal, spürte sie nicht einmal mehr. Zu sehr sehnte er sich nach der Wärme von Ryan. Seine Augen schlossen sich, er machte nicht einmal Anstalten, diese offen zu halten, schlief einfach weg.



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