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Findet Vendan - Kapitel 2 - von Zeeben_und_K-Ro, 06.06.2004
Kapitel 2 – Der 13. Raum
~ von K-Ro ~


Das Rauschen der Blätter hatte sie erneut aus ihrem seichten Schlaf geweckt. Phaen erlaubte es sich für gewöhnlich nie wirklich tief zu schlafen. Viel zu schnell konnte sie von ihren zahlreichen Feinden als leichtes Opfer angesehen werden, was sie in diesem Moment auch war.

Seit sie Abassinien verlassen hatte, quälten sie Albträume und Vorahnungen von den katanischen Dorfbewohnern, welche sie damals im zarten Alter von 13 Jahren dem Drachengott Draco opfern wollten. Unerklärlicherweise war sie anders als die übrigen Abassiner in den magischen Künsten nicht bewandert. Mit 5 Jahren wuchsen ihr statt metallfarbenen schwarze Flügel, das sonnenförmige Mal fehlte gänzlich und ihre Haut war für ihre Herkunft merkwürdig hell, aber immer noch bräunlich. Diese äußeren Merkmale schürten eine solch enorme Furcht im zutiefst abergläubischen Volk, dass es eine Frage der Zeit war, wann sich ihnen die Möglichkeit bot, Phaen zu beseitigen. Als ihre Mutter an einer langwierigen Krankheit starb, war der richtige Moment gekommen. Da Phaen ohnehin ohne Vater aufwuchs, war sie den Abassinern hilflos ausgeliefert, konnte sich jedoch im letzten Moment aus ihren Fängen befreien und kehrte ihrem verhassten Vaterland den Rücken zu.

Mutter. Sie hatte lange nicht mehr an sie gedacht. Erneut rief sie sich ihre letzten Worte ins Gedächtnis, vielleicht hatte sie ja ein wichtiges Detail vergessen? Viel hatte Phaen nicht erfahren, es sei denn man würde einen bedeutungslosen Namen, den man nie zuvor gehört hat, als hilfreich bezeichnen. Was nutzte es ihr zu wissen, dass ein gewisser Vendan verantwortlich für ihre Missbildung war, wenn ihr nichts darüber hinaus, wie zum Beispiel sein Aussehen, oder seine Herkunft mitgeteilt wurde. Keine Magie, was soviel bedeutet wie kein Anrecht auf jegliche Existenz unter ihresgleichen.

Wo sollte sie noch suchen? Sie hatte viele, gefährliche Reisen auf sich genommen, aber alle Mühe führte zu nichts. Kein Anhaltspunkt, niemand, den Phaen gefragt hatte, wusste etwas von ihm. Selbst ihre bevorzugten Methoden, ihre zwei adamantbesetzten Kurzschwerter mit den tiefschwarzen Klingen sind immer griffbereit, konnten niemanden zum Reden bringen. Was hatte es da noch für eine Bedeutung, weiter wie eine verirrte Seele durch die Lande zu streifen? Allmählich hatte sie es satt.

Mühelos schwang sie sich vom Zyprusbaum. Es war ohnehin sinnlos, weiterschlafen zu wollen, sie war viel zu aufgewühlt. Das Übernachten in der Krone eines Baumes war eine weitere Vorsichtsmaßnahme in Phaens wirren Leben. Was sie nicht bemerkte, konnte ihr auch nicht die Kehle durchschlitzen. Übernachtungen in Gaststätten waren ihr ein Gräuel. Sie hasste das Gefühl vom Eingesperrt sein, was durch die engen, kalten Räume mit der spärlichen Möblierung und glatten Wänden vermittelt wurde.

Weit am Horizont zeichnete sich die Silhouette einer prächtigen Stadt ab. Es war zwar noch dunkel, dennoch hoben sich die hohen, marmornen Türme deutlich hervor. Dieses erstaunliche Gebilde, welches aus sich selbst herauszuleuchten schien, war mit keinem anderen Ort vergleichbar, den sie im Laufe der Jahre bereist hatte. Ihr war sofort klar, dass sie sich vor Argis Pathinas befand, einer beeindruckenden Magiermetropole. Sie war zwar noch nie dort gewesen, was sie sicherlich nicht bedauerte, dennoch konnte sich Phaen gut vorstellen, was für eine Bevölkerungsschicht dort anzutreffen war. Angewidert setzte sie ihren Weg fort.

Bereits vor den Stadttoren erregte sie großes Aufsehen. Man war es nicht gewohnt von kriegerisch aussehenden Fremden aufgesucht zu werden, denn Argis Pathinas war eher ein Treffpunkt aller Zauberkundiger und reicher Kaufleute. Misstrauisch beäugte man die herannahende Fremde, die nichts als Ärger bedeutete.

„Mama, schau, die hat ja graue Haare“ Das kleine, blonde Mädchen zeigte belustigt in Phaens Richtung. *Verzogenes Gör* dachte Phaen und näherte sich ihm im eilenden Schritt. Seine Mutter achtete nicht auf die Haare, sondern sah nur die beiden Klingen an ihrer Hüfte und ihren verzerrten Gesichtsausdruck. Eilig nahm sie ihre Tochter beiseite. Natürlich hatte Phaen nicht vor, sich dieses Biest vorzunehmen, wer war sie, dass sie der unfähigen Frau die Aufgabe einer guten Erziehung abnahm. Sie steuerte viel mehr die düstere Seitengasse an. Nach der Beschreibung ihres Informanten müsste der „Talgrund“ hier in der Nähe sein.

Wie erwartet stieß sie nach wenigen Metern auf diverse Kneipen. Schließlich erreichte sie die angestrebte Gaststätte, die einfach zu beschreiben war: Hinter der bewundernswerten Fassade befand sich im wahrsten Sinne des Wortes ein richtiges Rattenloch. Keine Stadt, sei sie noch so wohlhabend und luxuriös konnte sich dieser Geschwülste entledigen.

Weyran hatte ihr erklärt direkt sich direkt an der Theke den Schlüssel des Zimmers Nummer 13 geben zu lassen. Als ihr Blick über die Schlüsselhaken wanderte, konnte sie diesen nicht erkennen. *Hätt ich’s mir gleich denken können, dass mich dieser Wurm an der Nase herumgeführt hat. Diese abergläubischen Mistkerle würden sich doch ins Hemd machen bei so einer unglücksverheißenden Zahl.. Wer würde schon in einem 13. Raum übernachten wollen?*

Enttäuscht wandte sie sich ab, als sie plötzlich jemand am Arm packte und ihr tief in die erstaunten Augen blickte. Der Wirt muss wohl bemerkt haben wie sie prüfend alle Nummern durchgegangen war und drückte ihr wortlos etwas in die Hand. Phaen brauchte nicht nachzuschauen, was es war. Dankend lächelte sie dem Wirt entgegen und stieg nicht ohne sich mehrmals umzuschauen die Treppen hinauf.

Ihr war ehrlich gesagt unwohl bei der Sache. Diese ganze Heimlichtuerei ging ihr gewaltig gegen den Strich. Sie hätte den Auftrag nicht angenommen, wenn sie das Geld nicht bitternötig gehabt hätte. Sie hatte eigentlich keine Ahnung, worauf sie sich einließ, denn außer dem Ort des Treffpunktes wusste sie nichts. Überhaupt nichts, es könnte sich um alles handeln. Aber 300 Xhanos waren eine Menge Geld, genug, um einen ganzen Monat auf der faulen Haut liegen zu können, was sie natürlich nicht tun würde. Dafür beschäftigte sie Vendan viel zu sehr.

Unschlüssig stand Phaen vor der Tür. *Und was, wenn das ein Hinterhalt ist?* Dieses Risiko müsste sie eingehen. 300 Xhanos...

Langsam öffnete sie die Tür, was im völligen Gegensatz zu ihrem starken Temperament stand, doch sie konnte jetzt nicht so unbedacht hereinstürmen, das riet ihr jedenfalls ihr gesunder Verstand. Sie hatte gut dran getan, denn direkt vor ihr erstreckten sich ein Dutzend elfischer, maskierter Bogenschützen. Dafür, dass der Raum so klein war, passten sie ziemlich gut hinein. Es schien als bräuchte sie nur eine falsche Bewegung zu machen, um einen Pfeil genau in ihrem Herzen zu spüren. Phaen könnte vielleicht noch die beiden ungünstig am Fenster stehenden Elfen erwischen, aber das nützte ihr nicht viel.

In dieser eindeutigen Minderheit wagte sie es nicht, noch tiefer einzutreten. Sie hatte keine Angst vorm Tod, viel zu oft war sie mit ihm konfrontiert worden. Dennoch durchströmte sie großes Unbehagen.

„Tritt ein, Meuchelmörderin.“ Eine erstaunlich tiefe Stimme erfüllte den Raum. Phaen zögerte. Sie konnte nicht erkennen, wer da sprach, denn außer den bewaffneten Elfen war niemanden ausfindig zu machen. „Keine Sorge, sie werden dir nichts tun...wenn du keinen Fehler begehst.“ *Werden wir sehen* dachte Phaen und schloss widerwillig die Tür hinter sich. „Setz dich.“ *Ja sicher, für wie dumm hältst du mich?* Phaen fixierte den gegenüberstehenden, leeren Stuhl. Merkwürdig, bisher war er ihr nicht aufgefallen.

„Nein danke, ich stehe lieber.“

„Wie du meinst. Ich habe dich hierher beordert, damit du mir einen kleinen Gefallen tust...“ Der Fremde hielt inne, als suche er nach den richtigen Worten. Phaen wurde immer unruhiger. Eine innere Stimme sagte ihr, dass sie den Fehler schon längst begangen hat.

„Das würde ich gerne...Es wäre mir jedoch bei weitem angenehmer euch während des Gesprächs direkt in die Augen blicken zu können.“ *Und notfalls einen Dolch zwischen deine Augenbrauen zu stoßen* Mit sichtlicher Erregung setzte sie sich in Bewegung.

„DU WAGST ES...?“ Erschrocken blieb sie stehen. Eine eisige Kälte durchströmte ihren Körper und ließ ihn in seiner momentanen Haltung erstarren. Phaen konnte sich nicht mehr bewegen. „Du bist hier nicht in der Position, um irgendetwas zu fordern. Höre mir gut zu: Es sind nicht die Pfeilspitzen welche du zu fürchten hast.“ Phaen starrte auf die Elfen. Bei genauerer Betrachtung fiel ihr auf, wie diese nervöse Blicke untereinander austauschten. Seine Warnung war nicht nur für Phaen bestimmt.

Jetzt musste sie sich doch setzen.

„Nun gut, da du dich endlich beruhigt hast, kann ich dir von deiner bevorstehenden Aufgabe berichten. Diesmal sei es dir erspart Leben zu nehmen. Das ist eine bedauerliche und unbefriedigende Arbeit. Du wirst in den Molhorg hinabsteigen und eine unschuldige, na ja, sagen wir nahezu unschuldige Seele wieder ins Reich der Sterblichen führen!“

Phaen fiel in tiefes Gelächter. Jetzt war ihr alles klar, sie hatte es mit einem armen Wahnsinnigen zu tun. Die einzige Möglichkeit den Molhorg zu betreten war es sich ein Schwert durch die Brust rammen zu lassen, und das war bestimmt nicht ihre Absicht.

„Ich habe damit gerechnet, dass ein primitives Geschöpf wie du es bist so reagieren würde. Es gibt einen Weg sich in das Reich der gequälten Untoten einzuschleichen, ohne selbst dabei zu sterben. In drei Tagen werde ich dir eine Nachricht zukommen lassen. Sei darauf bedacht, diesen Ort nicht zu verlassen.“

„Und wenn ich mich weigere?“ „Glaube mir... das wirst du nicht...“ Nach diesen Worten erstrahlte der Raum in einem grellen Licht, welches Phaen die Sicht nahm. Sie wollte sich zurückziehen, doch plötzlich überkam sie eine tiefe Müdigkeit und im nächsten Moment brach sie auf den hölzernen Dielen zusammen. Das letzte, was sie hörte war ein markerschütterndes Lachen.

Gegen Abend erlang sie wieder ihr Bewusstsein. Geschwächt und mit einem unerträglich pochenden Schädel, als hätte sie am Vortag mehrere Fässer Zwergenschnaps getrunken, wankte sie in Richtung Tür. *Das beste Mittel gegen Kopfschmerzen ist ein ordentliches Bier* Eine Weisheit, die sich auch diesmal bewahrheitete.

Als Phaen dem Wirt sein Geld geben wollte, welcher übrigens Gronan hieß, kam ihr ein flüchtiger Gedanke. Sie packte ihn am Kragen und zog ihn ganz nah an ihr Gesicht heran, sodass sie seinen fauligen Atem riechen konnte. „Hast du etwas von einem gewissen Vendan gehört?“ Zutiefst erschrocken stotterte dieser ein kümmerliches Nein hervor. Enttäuscht ließ sie ihn los und drehte sich zum Ausgang.

* * *


Nach den besagten drei Tagen machte sich Phaen wieder auf den Weg zum „Talgrund“. In der Zwischenzeit wusste sie dessen Stuben zu schätzen, denn die übrigen Tavernen, die sie aufgesucht hatte, waren bei weitem schlimmer dran als diese.

Gronan schien sie bereits erwartet zu haben. Er eilte wie ein geprügelter Hund zu ihr hin und bot ihr sogleich seine besten ‚Gemächer’ zum Übernachten an. Ein schelmisches Grinsen breitete sich über ihr Gesicht aus. Wiedereinmal hatte sie es geschafft, jemanden so einzuschüchtern, dass er in ihrer Gegenwart zu einem ängstlichen Tölpel zusammenschrumpfte. Auf diese Weise hatte sich Phaen viele Vorteile verschaffen können.

Phaen beschloss wieder den 13. Raum zu wählen, schließlich hatte sie hier Bekanntschaft mit ihrem überaus sympathischen Geschäftspartner gemacht. Aus ihrer anfänglichen Skepsis dieser Aufgabe gegenüber hatte sich in der Zwischenzeit ein gesteigertes Interesse entwickelt. Phaen fragte sich, wie sie es anstellen sollte, das Unmögliche möglich zu machen, den Toten einen Besuch abzustatten und dazu noch einen zu entführen. Dies stellte eine bisher nicht da gewesene Herausforderung dar. Sie konnte sich immer noch aus dem Staub machen, wenn ihr das alles über den Kopf wächst.

Kaum hatte sie sich auf dem Bett niedergelassen, hörte sie schon ein Kratzen und Klopfen am Fenster. Ein pechschwarzer Rabe schien ungeduldig auf dem Fensterbrett hin und herzuwippen. Eilig ließ Phaen ihn herein. Im selben Moment weiteten sich dessen Umrisse, verschwammen mit der Umgebung und nahmen erneut Gestalt an. Nun stand ihr ein gutaussehender, junger Mann mit braunen Mandelaugen und langem, seidigen, schwarzen Haar gegenüber. Abgesehen von seiner dunklen, verzierten Robe, die eindeutig auf seine Nokturne Magie hinwies, gefiel er Phaen sehr. Dennoch blieb sie gelassen und ungerührt sitzen, auch wenn dieser ihr Schicksal ein für alle mal verändern sollten.

„Mein Name ist Dynios, der Schlächter. Meine Funktion ist der Eurigen nicht sehr unähnlich. Heute werde ich euch allerdings nur eine Nachricht überbringen.“ Bevor er weiterfuhr musterte er Phaen von oben nach unten. Sie hatte sich lasziv vorgebeugt, sodass ihr wohlgeformter Körper besser zur Geltung kam und beobachtete ihn durch zu Schlitzen verengte Augen. Dynios holte eine Schriftrolle aus einer seiner Taschen hervor und reichte sie Phaen mit einem anzüglichen Lächeln.


Verehrte Meuchelmörderin,

verzeiht mir mein barsches Auftreten bei unserem Treffen. Ich bin es nicht gewohnt Wiederworte zu hören und vergaß, dass uns eine fruchtbare Zusammenarbeit bevorsteht. Wie versprochen teile ich Euch mit, was Euch bevorstehen wird.
Zunächst sollt Ihr das Reich der Erdgnome aufsuchen. Dort unten liegen Überreste des längst vergessenen Tempels der Totenpförtnerin Ägäis, genaue Aufzeichnungen gibt es nicht, aber das sollte das geringste Problem sein. Achtet darauf, dass Euch niemand folgt, denn es ist wichtig, dass Ihr ungestört seid. Im Zentrum dieser Ruine soll ein Altar stehen, der ein Portal ins Unterreich darstellt, wenn der Göttin eine unberührte, reine Seele geopfert wird. Das Ritual ist nicht ganz leicht: Bevor Ihr das Opfer bringt, müsst ihr ein Hexagon mit Kreide auf den Boden aufzeichnen und an jede Spitze jeweils eine angezündete Kerze setzen. Ihr müsst es von Eurer Handlung überzeugen, es muss sich freiwillig anbieten. Wie Ihr es anstellt, ist gleich, ich vertraue darauf, dass es Euch gelingen wird. Sobald Ihr im Molhorg seid, macht Ihr Euch auf die Suche nach dem Dämonen Brazghul. Er wird Euch nichts tun, denn aufgrund Eurer Ehrerbietung unterliegt Ihr dem Schutze der Ägäis. Außerdem wird er sicherlich sehr angetan sein von Eurer Freundlichkeit ihn aus diesem Verlies erretten zu wollen. Lasst Euch nicht von den niederen Bluthunden oder Boram, dem Herrscher der Finsternis selbst erwischen. Seine Strafe liegt außerhalb jeglicher Vorstellungskraft.
Ich wünsche Euch bei Eurem Unternehmen viel Erfolg. Wartet auf weitere Anweisungen, wenn es soweit ist.


*Na sicher, jemanden zur Strecke bringen ist das eine, ihn irgendeinem Gott zuliebe zu töten ne andre...*
Nur zu gut konnte sie sich an ihre eigene fehlgeschlagene Opferung erinnern. Sie blickte erneut auf die Rolle, doch die Schrift war verschwunden.

„Was zur Hölle...“ Phaen schaute irritiert hoch und sah in das amüsierte Gesicht von Dynios. *Klar, diese Halunken und ihre Magie...*

„Ich wünsche euch eine angenehme Reise“ Es folgte eine überhebliche Verbeugung.

„Vielen Dank, aber ich muss mir noch einmal durch den Kopf gehen lassen, ob ich sie tatsächlich antreten werde.“

Es war schon beinahe unmöglich das Reich der Erdgnome zu erreichen, da dieses Gebiet auf der einen Seite von unüberwindbarem Treibsand umgeben wurde und auf der anderen vom Klerikum der Mönche, welche niemanden außer ihresgleichen ihre Grenzen passieren ließen. Und irgendwas stimmte nicht. Wie sollte sie so einen mächtigen Dämonen aus dem Unterreich schaffen?

Phaen wollte das Stück Papier schon zusammenknüllen und es wegschmeißen, als die Schrift wiederkehrte.

Ehe ich es vergesse: Ihr habt keine Wahl, ihr müsst diesen Auftrag erledigen, sonst werdet ihr mit dem Leben bezahlen. Ihr erinnert euch gewiss daran, dass ihr einige Zeit lang bewusstlos gewesen seid. Ich erlaubte es mir, mich ein wenig eurer Treue zu versichern. Wenn Ihr euren Nacken betastet, entdeckt ihr vielleicht zwei kleine Einstichlöcher. Das Gift, das ich Euch verabreicht habe, wird Euch innerhalb eines Jahres umbringen, wenn Euch kein Gegenmittel verabreicht wird. Es wäre folglich sehr dumm, mir diesen kleinen Gefallen nicht zu tun.

„ Elender Bastard!“ Sie konnte es nicht fassen, dass er sie so leicht zu einer seiner Marionetten machen konnte. Blitzschnell zog sie ihre Kurzschwerter und stürzte sich mit einem lauten Schrei auf den ahnungslosen Dynios, der gerade noch ihrem ungezügelten Angriff ausweichen konnte.

„Ich werde euch alle umbringen, ihr hinterhältigen Aasgeier!“ Phaen war so von Zorn erfüllt, nicht nur über solch einen Verrat sondern auch über ihre eigene Dummheit so unvorsichtig zu sein, dass sie kaum mehr etwas sehen konnte. Sie schlug planlos um sich und demolierte nebenbei die Inneneinrichtung des Raumes.

Dynios lächelte amüsiert über Phaens Verhalten. Sie hatte nicht wirklich vor ihn zu töten, auch wenn das leicht passieren konnte, wenn er nicht Acht gab. Mit einer blitzschnellen Bewegung packte er sie an beiden Armen und zog sie nah an sich heran.

*Naja, wenn ich ohnehin nur noch ein Jahr zu leben habe...* dachte Phaen und gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss, um im Anschluss ihren Kampf in den Laken des Doppelbettes fort zu führen.

* * *


Nachdem Dynios wieder verschwunden war, begab sich Phaen wieder an ihren Stammtisch im „Talgrund“, von wo aus sie einen guten Überblick über die gesamte Kneipe hatte. Die blutjunge Kellnerin, kaum 16 Jahre alt, brachte ihr hastig ein Bier und machte sich schüchtern davon.

Phaen ließ ihren Blick über die Gesellschaft schweifen. Es war schon ziemlich spät, was man gut an der Menge der betrunkenen Männer feststellen konnte. Gleich gegenüber, kaum 20 Schritte entfernt, saßen drei Männer, falls man sie wirklich so nennen konnte. Mit ihren ungewaschenen,fettigen Haaren und dicken Bierbauchen sahen sie nicht gerade männlich aus. Einer der drei muss ihr intensives, angeekeltes Starren gespürt haben, denn plötzlich drehte er sich zu ihr und schenkte ihr wohl sein hübschestes Lächeln, wobei er seine etlichen Zahnlücken offenbarte.

Phaen`s kühle Miene konnte ihn nicht davon abbringen, sich zu ihr zu gesellen. *Mach nen Abgang, oder ich bring dich um...* dachte sie entnervt, doch er schien andere Absichten zu haben. Ihre grünen Augen wurden immer finsterer, doch dieser Mensch verstand diese angeborene Warnung nicht und rückte immer näher an sie heran.

„ Na, Schätzchen, hast du meinen wundervollen Adoniskörper bewundert?“ Schon lehnte er sich über den Tisch, und machte Anstalten ihre Hand zu ergreifen.

„ Ok, noch so ein Spruch, und ich werde dich entmannen... aber nicht so, wie du denkst.“ Eilig zog er seine Hand zurück. Er wandte sich um zu seinen Freunden, die grölend ein Bier in seine Richtung schwenkten. Mit neuem Mut setzte er wieder an.

„ Nun hab dich nicht so. Ich sehe es doch in deinen Augen, dass du vor Begierde vergehst..Lass deinen Gefühlen freien Lauf...“ Es folgte ein eindeutiges Zwinkern.

*Jetzt reicht`s, du Perverser!* Phaen sprang so schnell, dass sie den Tisch umriss und ihrem ungebetenen Tischgast vor lauter Schreck sein Krug aus der Hand glitt und zu Boden fiel. Sie brauchte nicht lange, um ihr Schwert an seine Kehle zu drücken und ihm zu verdeutlichen, wie unerwünscht seine Anwesenheit eigentlich war. Dies hatte er jetzt begriffen.

„..Ttttut mmir leid...ich hahahabe dddich wwwohl mit jejemandem vvverwechssselt...“ stammelte er vor sich hin, doch es war zu spät, jetzt hatte Phaen Blut geleckt und war unaufhaltbar. Sie verpasste ihm einen Kinnhaken und machte ihr Versprechen beinahe wahr, als sie ihm kräftig in den Unterleib trat, dass ihm Hören und Sehen verging. Seine Kameraden konnten ihren Augen nicht glauben. Phaen kam ihnen zwar die ganze Zeit etwas seltsam vor, doch mit solch einer immensen Reaktion hatten sie nicht gerechnet.

„ Sollen wir ihm helfen?“ fragte der eine den anderen unsicher. Aber wie sähe das aus, wenn sich ein erwachsener Mann sich nicht gegen eine Frau wehren konnte und die Hilfe zweier anderer benötigte? Also blieben sie da, wo sie waren mit verdutztem Gesicht und warteten ab.

Phaen hatte ihrem Gegner bereits drei Zähne rausgeschlagen, als sie plötzlich eine blasse, schwarzhaarige Gestalt in schwarzer Robe Gronan, dem Wirt entgegen kommen sah. Eine merkwürdige Erscheinung, denn so würdevoll wie sie ging, passte sie in diese Umgebung überhaupt nicht hinein. So von dieser Unbekannten eingenommen vergaß sie ihre momentane Situation und fing sich einen Boxhieb in die Seite ein. Das Geplänkel hatte schon viel zu lange gedauert, sodass Phaen ihn mit einem einzigen Schlag ins Genick außer Gefecht setzte.

Neugierig, wie sie war, näherte sie sich dieser Frau unauffällig und blieb einige Meter entfernt hinter eine Säule stehen. Sie war jedoch immer noch zu weit, um irgendetwas zu verstehen. Sie wollte schon ihre Deckung aufgeben, als ein Name fiel, den sie seit Kindesalter nicht vergessen konnte: „Vendan“ .

Nachdem die Frau, die Phaen bei genauerer Betrachtung als Vespera erkannte, das Wirtshaus verlassen hatte, stürmte sie zu Gronan. Von ihrem Elan ganz verwirrt, machte dieser Anstalten, hinter der Theke in die Küche zu fliehen.

„Bleib stehen, du Wurm!“ schrie sie energisch, und auf der Stelle rührte er sich nicht vom Fleck. „Sag mir, wer das war, oder ich vergesse mich!“ Phaen deutete auf Khalais, eines ihrer Schwerter.

„ Nein, nein, ich weiß es nicht. So glaubt mir doch, ich sehe diese Vespera zum ersten Mal! Sie hat nicht ein mal ihren Namen genannt!“ entgegnete Gronan verzweifelt.

„ Du lügst doch wie gedruckt! Du bist mit ihr im Bunde, das seh ich doch! Mich hintergeht man nicht! Von wegen, du kennst keinen Vendan! Wenn du mir nicht auf der Stelle sagst, was ihr zu bereden hattet, wirst du den Boden nur noch von unten sehen!“ Um ihre Worte zu bekräftigen zog Phaen Khalais nun aus ihrer Scheide und richtete sie auf den untröstlichen Wirt.

„ Oh, nein, wenn ich`s euch doch sage, ich kenne sie nicht! Sie kam aus dem selbem Grund wie ihr! Sie sucht nach ihm, aber sagte mir nicht warum! Das schwöre ich bei meiner toten Großmutter! Bitte tut mir nichts!“

Diese Antwort gefiel Phaen nicht, doch hatte sie auch keine Zeit mehr, um noch länger bei diesem Nichtsnutz zu verweilen. Sie rammte ihr Schwert in das Holz der Theke und flüsterte, dass nur Gronan es hören konnte : „ Wenn du mich belügst, wirst du es bitter bereuen...“ und machte sich davon.

* * *


Vor dem „Talgrund“ rannte sie in ihre neueste Bekanntschaft, welche mit Wunden und Blutergüssen nur so überzogen, von seinen Kameraden gestützt durch die Gasse getragen wurde.

„ Wo ist sie hin! Die Vespera!“ Düster betonte sie jede einzelne Silbe.

„Dddda lang...“ sagte der vorhin verprügelte mit einer Geste die nach rechts von der Kneipe wies.

„ Vielen Dank, Gentleman...“ spottete sie und rannte in die genannte Richtung.

Sie beeilte sich, denn diese Gelegenheit durfte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen. Diese Vespera war die erste, seit Phaen sich auf die Suche begeben hatte, welche diesen Namen aussprach. Sie musste ihn kennen, sonst würde sie nicht nach ihm fragen. Ihr Wissen könnte Phaen recht nützlich werden, und wenn sie nicht zusammenarbeitete, könnte sie es schnell bedauern. *Sie wird reden, oder ich steche ihre Augen raus...*

Phaen bog um die Ecke und blieb vor der breiten Straße, die sich ihr eröffnete, abrupt stehen, als sie die Konturen der Vespera erkennen konnte. Rasch zog sie sich zurück und wartete einen Augenblick ab, um ihr kurz darauf wieder nachzuschleichen. *Nur, die Ruhe, dort ist sie ja...*

Direkt hinter ihr packte Phaen sie grob am Nacken und zerrte sie geschwind in die Seitengasse, aus der sie selbst gekommen war. Sie stemmte sie gegen die Wand und bedeckte ihren Mund, um einem lauten Schrei zuvor zu kommen.

„Was weißt du über Vendan?“, zischte Phaen durch zusammen gepresste Zähne.


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©2004 by Zeeben_und_K-Ro. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

Kommentare


Von Webmaster
Am 23.06.2004 um 18:56 Uhr

Hallo K-Ro,

endlich komme ich dazu, Dir einen kleinen Kommentar zu Deinem Werk zu schreiben:.
Gibt es mehr von der Geschichte, oder habt ihr gerade erst angefangen sie zu schreiben?

Mir gefällt sie sehr gut, erinnert sie mich komischerweise ein wenig an den Schreibstil von Terry Pratchett (Scheibenwelt).

Was ich "kritisiere" ist, das Ihr viele Füllwörter benutzt. Vor allem so diverse Lieblingsworte wie "denn, dennoch, jedoch", oder aber auch welche direkt hintereinander, wovon man eines locker weglassen könnte.
Kritisiere das ehrlich gesagt auch nur, weil ich mittlerweile drauf getrimmt wurde und ich mittlerweile zielstrebig nach ihnen suche. ;-)
Wie sagt meine Lektorin immer so schön? "Aus breit getretenem Brei ein kurzweiliges Lesevergnügen machen".

Ansonsten weiter so. Würde mich über eine Fortsetzung freuen, oder plant Ihr, ein Buch daraus zu machen?


Viele Grüße,
Michael


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