Kyra starrte schon seit Stunden in den Himmel. Doch wie die ganze verronnene Zeit schon geschah nichts. Einer der Jüngeren kam angespannt zur Verantwortlichen. „Kyra, schon Kunde von der Meisterin?“
„Nein, verdammt! Ich gebe schon Bescheid, wenn ein Bote kommt!“ Eingeschüchtert von der gereizten Dame zog sich der Ankömmling zurück. Sie starrte weiterhin in den blauen Himmel, er war heute ziemlich klar, nur vereinzelte kleinere Wolken trieben ruhig durch das Blau. „Verflucht, immer noch keine Nachricht! Warum lassen sie mich hier so lange warten?!“ Aufgebracht redete sie vor sich hin, die Augen weiterhin gen Himmelszelt. Es geschah wieder nichts, doch dann regte sich etwas, aber nicht im Himmel, sondern in ihren Gedanken.
Kyra? Kyra könnt Ihr mich hören?
Ja! Ja, was ist los?
Die Pläne haben sich geringfügig geändert, kehrt schnellst möglich nach Orconova zurück!
Auf Grund der Nachricht aufgeregt kehrte sie zu ihrer Gruppe schnell zurück, die Jüngline blickten aufgeschreckt. „Es gibt Schwierigkeiten! Ich breche sofort zur Triade auf!“
Weit entfernt von Kyras Trupp, versammelten sich drei finstere Gestalten in violetten Gewändern.
„Der nächste Zug ist getan.“
„Folgt nun ein weiteren auszuführen.“
„Gebt Algrev die Kunde, dass Nahimana wohl bald einkehren könnte, er soll auf Alhir warten damit sie das Triadenhauptquartier zerstören, der Lord darf keinen Rückzugspunkt mehr haben!“
„Was ist mit den beiden Älteren?“ Fragte der erste.
„Sie sind nun das geringere Übel, sobald Algrev und Alhir die Triade ausgelöscht haben ist Lord
Nahímana das nächste Ziel. Macht Euch nun auf Lord Alhir!“
„Dann ist der Weg frei?“ Krächzte Alhir.
„Dann ist der Weg frei!“ Der dunkle Ort an dem sich sich befanden gab hallend die Worte des dritten wieder. Die Schlinge zog sich zu.
Kyrus schüttelte die bewusstlose Nísera. „Meisterin! Meisterin bitte erwacht!“ Doch nichts geschah, einzig das Huschen der Ratten und auf Stein fallende Wassertropfen belebten diese Gänge und Zellen. Eglís lag ebenso still auf dem kargen Boden. Kyrus wusste nicht weiter, es gab kein Ausweg, er musste warten bis die beiden Älteren wieder erwachten, hoffentlich konnten sie das noch.
Im Pácischen Drachen herrschte wie immer reges Treiben, Lachen gefolgt von besoffenem Gefasel durchzogen den großen Saal. Rinathil saß für seine Verhältnisse sehr angespannt an seinem Stammtisch, nach vorne gebeugt lauschte er den Worten seines neues Gastes.
„Sie sind gefangen, geschwächt. Nun liegt es an Euch zu helfen, aber nicht mit nützliches Worten, sondern mit Euer magischen Klinge.“ Der Fremde war in einem grauen Mantel gehüllt, sein Gesicht wurde von der Kapuze verborgen. „Ich?! Warum sollte ich mich in einem Triadenkonflikt einmischen? Bin doch nicht lebensmüde! Wieso helft Ihr ihnen nicht?!“
„Meine Zeit in dieser Welt ist begrenzt, Eure nicht. Wenn Ihr ihnen nicht helft die Mystor-Triade zu bekämpfen, dann wird diese Welt wieder einen Schlundkrieg erleben, solch einen Kampf konnte nicht einmal mein Volk gewinnen.“
„Aber... wie soll ich? Ich meine, diese Bestien zerreißen mich doch!“
„Reicht Euer Schwert.“
Rinathil zögerte erst, doch dann gehorchte er und griff neben seinen Stuhl. Er legte auf die Mitte des Tisches ein langes gekrümmtes Schwert, das mit dunklen Zeichen verziert war. Es waren die typischen Dunkelelfenschwerter, die sich stilistisch nicht sehr stark von denen der anderen Elfen unterschieden, aber die Verzierungen und Gravur offenbarten die dunklen Schmiede. Der Unbekannte breitete seine Hände über die Waffe aus, der Stahl erleuchtete kurz in einem weißen Licht.
Der Vermummte steckte die Hände wieder in einander. Der Dunkelelf schaute erst auf die Klinge, dann wieder zu seinem Beisitzer.
„Das war's?“ Fragte Rinathil mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Wieso unterschätzt Ihr mich jedes Mal? Hat meine letzte Gabe Euch nicht genug Wissen gegeben, um ganze Paläste mit Büchern zu füllen?“
Das Spitzohr zuckte nur mit den Achseln.
„Nun denn, hört mir gut zu. Ich habe einem uralten Zauber auf Eure Waffe gewirkt, wir haben ihn damals schon eingesetzt gegen die Anhänger des Schwarzschlunds. Dieses Schwert ist nun an Euch geknüpft, Rinathil. Wenn Ihr es führt werden sich Eure Kräfte vervielfachen, es ist fast so als wenn die Waffe nun eine eigene Seele hat und mit Euch zusammenarbeitet. Darüber hinaus habe ich die magische Kraft der Klinge selbst erhöht.“
„Na also! Das klingt doch reizvoll!“ Rinathil streckte seine Hand aus, etwas zögerlich umfasste er den Griff seines Schwertes. Die Zeichen glimmten sofort in einem violetten Licht, seine Augen leuchteten intensiver als zuvor. Er hielt die Klinge vor sich aufrecht hoch, sein Blick wanderte auf dem Stahl entlang, der nun eine Art kalten Nebel abgab. Es sah so aus, als wenn der Dunkelelf dem Wispern der Waffe lauschen würde.
„Sie verdient noch einen angemessenen Namen.“
„Ja, das tut sie.“ Flüsterte Rinathil leicht geistesabwesend.
Der Vermummte stand langsam vom verschnörkelten Holzstuhl auf.
„Die Zeit eilt, Rinathil. Geht und unterstützt das Wohl dieser Welt, ich werde wo anders gebraucht.“
„Ihr habt mir immer noch nicht erzählt was genau mit Euch passiert ist.“
„Ein andern mal. Lebt wohl und enttäuscht diese Welt nicht.“
„Nur damit Ihr eins wisst, ich helfe nur diese Welt zu retten, weil Ihr mich darum bittet, nicht weil mir das Gute so liegt!“
„Ihr braucht mir nichts von Euch offenbaren Rinathil, ich weiß bereits alles.“ Der Dunkelelf blickte leicht verwirrt drein.
„Irgendwann werdet Ihr das verstehen und noch so viel mehr.“ Mit diesen Worten wanderte der Vermummte behutsam durch die Massen der Taverne, es war fast so als wenn niemand ihn wahr nahm. Nach einigen Sekunden verschwand er spurlos unter den Anwesenden. Zurück blieb ein nachdenklicher Rinathil, der aber fest entschlossen war seine Pflicht zu erfüllen.
Kyrus öffnete die Augen, er war wohl eingeschlafen. Die stickige Luft quälte seine Lunge, Schweiß lief die Stirn und Rücken hinunter, die rote Robe sog es auf, es war ein widerliches Gefühl. Nach und nach kamen die Sinne wieder zusammen, er blickte vor sich und sah Nísera und Eglís immer noch weitab dieser Welt auf dem Stein liegen. Es hatte sich nichts an der aussichtslosen Situation geändert. Kyrus hatte schon beinahe den Funken Hoffnung erlöschen lassen, doch dann regten sich die beiden Älteren. Angestrengt hob Nísera den Kopf, die nassen Haare und schmutzige Robe ließen zusammen mit dem kraftlosen Körperzustand ein jämmerliches Ebenbild der sonst so verführerischen und starken Frau zurück.
„Kyrus... kleiner Kyrus bist du das?“ Schwach und kraftlos klang ihre Stimme.
Der Elf neben ihr regte sich auch langsam, im gleichen Zustand wie Nísera. „Bei der Königin... wo sind wir, verdammt noch mal?“ Stöhnte Eglís. „Viel wichtiger ist doch... wie konnte uns das geschehen?“
„Und wer ist dafür verantwortlich... die Wache hätte von selbst nicht gehandelt und... wie konnten sie uns so... schwächen?“
„Ich habe eine Gestalt gesehen...“ Kyrus unterbrach die Beiden.
Sie schauten ihn an.
„ … eine verhüllte Gestalt, violettes Gewand.“
„Verdammt...“ keuchte es aus Níseras Munde.
„Die Mystor-Triade hat uns gefunden...“
„Aber... das kann nicht sein...“ Eglís biss gequält die Zähne fest zusammen.
„Kyra und die Jüngeren... sind noch da draußen...“
Kyrus wurde aufmerksamer, die Sorge weckte ihn.
„Meine Schwester!“
„Das ist alles geplant gewesen... wer weiß wie lange sie schon von uns hier wissen.“
„Wenn wir nicht... hier raus kommen... dann werden sie alle töten. Lord Nahímana... wird direkt in eine Falle laufen.“
„Gut erkannt Blutkinder.“ Eine selbstgefällige Stimme erklang aus dem Gang. Die drei blickten auf und sahen vor den Gittern die Gestalt in Violett. „Verdammte Mystorbrut!“ Eglís' Wut keimte wieder. Er kroch verbissen auf den Feind zu.
„Schreckliches Gefühl nicht wahr? Die ganze Macht genommen, die in eurem Blut strömte. Unmöglich wahre Gestalt anzunehmen oder sich in den Kampf zu stürzen.“
„Ich freue mich drauf Euer Blut zu koste, Widerbrut!“ Níseras angeborene Brutalität schenkte ihr noch genug Kraft für Flüche, jedoch nicht mehr.
„Ihr alle bietet wirklich einen erheiterten Anblick. Zwei solch mächtige Agenten der Blut-Triade, so schwach und winselnd.“ Ein an Falten reiches Gesicht mit Vollbart erschien unter der Kapuze, die Augen mit den violetten Pupillen strahlten Verschlagenheit und Machtgier aus.
„Ich werde dann mal mich den Jüngeren widmen, ich wollte nur sehen ob die Halsbänder ihre Arbeit tun.“
Kyrus fasste sich bei den Worten an den Hals, er spürte ein dünnes metallisches Band, das war wohl der Grund für die Machtlosigkeit.
Der Mystoragent verschwand den Gang entlang mit einem zufriedenen bösen Lächeln.
Als sie das Tor passierten waren die Wachen in Aufruhr. Dutzende kleine Gruppen von ihnen rannten in verschiedene Richtungen innerhalb der Stadt. Kyra ging vorsichtig und umsichtig die Hauptstraße entlang. Bisher hat sie denjenigen, der ihr die Nachricht überbracht hat nicht finden können. Sie war sich aber sicher, weswegen die Wachen so aufgeschreckt war. Nach einigen vorsichtigen Schritten entschied Kyra sich zur Triade direkt zu gehen, dort würde sie ihre Antworten finden.
Hoffnungslos lagen Nísera, Eglís und Kyrus in ihrer dreckigen Zelle. Sie wussten nicht weiter, es gab anscheinend keine Möglichkeit diese Halsbänder zu entfernen und zu fliehen. Nísera dachte darüber nach, wie die Mystor-Triade sie so schnell finden und hinter ihren Plan kommen konnten. Die schwächende Wirkung des Bandes störten ihre Gedankengänge zwar, aber sie war nicht zufrieden ohne eine Antwort. Als sie die letzten Erkenntnisse und Ereignisse zusammenführte ergab sich ihr schnell eine mögliche Lösung. „Rinathil...“
Eglís und Kyrus schauten sie fragend an.
„Rinathil, dieser dreckige, spitzohrige und hinterhältige Mistkerl!“
„Glaubst du wirklich, er hat uns verraten?“ Fragte Eglís.
Kyrus wusste nicht recht worüber die Beiden sprachen.
„Es gibt keine andere Möglichkeit... dieser Dunkelef kann uns nur an die Mystorbrut verkauft haben!“
„Ich dachte wir haben eine Übereinkunft mit ihm?“
„Ja, aber was erwartest du von diesem schmierigen Rinathil?“
Nísera war fest entschlossen, wenn sie jemals hier raus kommt, den Verräter zu zerfetzen. Während sie sich das bildlich vorstellte, ertönten weit entfernt Kampfgeräusche und klirrendes Metall. Die drei Zellengenossen krochen zu den Gitterstäben und versuchten zum einen Ende des Ganges zu schauen. Man konnte weit entfernt im schwachen Licht einige Gestalten ausmachen, die eindeutig miteinander kämpften. Es war aber nichts Ungewöhnliches unter Orks zu kämpfen, wenn man nicht der gleichen Auffassung war. Doch etwas passte nicht zusammen, Nísera konnte violettes Glimmen in der Dunkelheit ausmachen, das ihr irgendwie bekannt vor kam. Nach kurzer Zeit hörte man ebenfalls das platschen von Flüssigkeiten auf dem Stein, der Kampf war wohl vorbei. Nun folgte Tapsen von Stahl, jemand in einer schweren Rüstung näherte sich. Gespannt blickten die Agenten in die Dunkelheit. Die Gestalt kam immer näher und als sie aus dem Schatten ins leichte Licht rückte, stockte Nísera der Atem.
„Ich habe eben meinen Namen vernommen, aber nicht grade im guten Ton. Was soll's, aus deinem Munde hört sich doch alles so wundervoll an, mein kleiner Feuerengel.“ Rinathil lächelte sie durch die Gitterstäbe auf seine typische Art an. Nísera wusste erst nicht so richtig was sie sagen sollte. Sie musste erstmal verarbeiten, dass jener den sie als Verräter beschimpfte sie wohl retten will.
„Nenn mich nicht Feuerengel! Und hör auf mich so widerlich anzugrinsen!“
„Kein, ich bin so froh dich zu sehen, schöner Rinathil?“
Nísera wurde wieder wütend, da ergriff Eglís das Wort.
„Rinathil, mein Freund, würdest du wohl eben uns... nun ja hier raus holen?“
Der Dunkelelf nickte kurz, dann hob er das vor Blut triefende Schwert und richtete es auf die Zellentür. „Geht lieber zur Seite.“ Der Anweisung folge leistend krochen die Agenten zur den seitlichen Wänden und schauten gespannt. Rinathils Augen leuchteten stark auf, durch die Klinge jagte ein Blitz, der sich sofort auf die Tür entlud. Mit einem lauten knarren sprengte er die Gittertür aus der Wand und schleuderte sie durch die Zelle. Nísera, Eglís und Kyrus waren sichtlich beeindruckt. „Das ist aber nicht dein gewöhnliches Schwert.“ Bemerkte Nísera.
„Ja, sie ist verbessert und ich habe auch einen angemessenen Namen:
Níseras Gnadenlosigkeit.“ Er Grinste, sie nicht. Der Elf kam zu den anderen in die Zelle und kniete sich vor Eglís nieder. „Jetzt noch die Bänder und wir können abhauen.“
„Woher weisst du eigentlich, dass wir hier sind und von den Bändern?“ Fragte die Menschenfrau. „Du weißt doch, dass meine Quellen geheim sind.“ Rinathil berührte das Metallband mit der Spitze seiner Klinge, mit einem Klacken öffnete es sich und landete klirrend auf dem Steinboden. Der Befreite blinzelte als würde er aus einem langen tiefen Schlaf erwachen, sofort sprang er auf. „Oh bei der Königin fühlt sich das gut an!“ Er genoss sichtlich seine wieder erlangte Kraft. Die gleiche Prozedur machte kam auch bei Kyrus zum Einsatz. Jener war aber mehr besorgt als erleichtert. „Wir müssen Kyra retten!“
„Alles zu seiner Zeit, Junge.“ Antwortete Eglís, mit leichtem arrogantem Ton.
Rinathil bemerkte ein Ziehen an seinem Kettenwrack. Er schaute runter in Níseras zorniges Gesicht. „Hast du nicht was vergessen?“ Fragte sie ungeduldig. Er kniete sich runter zu ihr. „Nun ja, irgendwie gefällst du mir so sehr gut.“
Ihre Augen deuteten darauf hin, dass sie ihm die Zähne raus schlagen würde, wenn sie nicht so kraftlos wäre. Rinathil kam aber ihrer Bitte nach und öffnete auch ihr Halsband. Sie stand erleichtert und glücklich auf, mit einer kleinen Handbewegung entfernte sie Dreck und Feuchtigkeit aus den Haaren und säuberte die Roben aller Drei. „Aber nun schuldest du mir wieder einen Kuss.“ Níseras Stimmung war wieder unten. „Ich weiß was Besseres.“ Sie ballte ihre Faust und schlug sie Rinathil mit voller Kraft ins Gesicht. Heftig prallte er gegen den Boden. Nísera wirkte erleichtert. Der Dunkelelf rappelte sich wieder auf. „Nun gut, das reicht denk ich auch.“ Eglís konnte sich sein breites Grinsen nicht verkneifen.
„Es wird nun Zeit hier raus zu kommen.“ Bemerkte Nísera entschlossen, sie richtete ihre Hände gegen die Decke. Flammen entstanden und wirbelten um ihr Arme herum, Rinathil wusste gleich was kommt und erzeugte eine Schutzsphäre um sich, Eglís und Kyrus. Die Flammen wurden immer größer und wilder, nun manifestierten sich sich an ihren Händen, Nísera schoss sie in Form eines gebündelten Feuerstrahls gegen den Stein. Eine Explosion folgte, Steinbrocken flogen umher und eine Staubwolke breitete sich aus. Als die Sicht frei war, ragte ein großes Loch im Stein, Licht war am Ende auszumachen. „Los jetzt!“ Stürmisch kletterten sie durch die geschaffene Öffnung.
Algrev wanderte zufrieden die Hauptstraße entlang, Richtung Blut-Triade. Er malte sich schon aus wie er zusammen mit Lord Alhir diesen Nahímana auslöschen wird. Doch vorab noch die Triade, er hoffte dass sich noch ein paar Jünglinge dort aufhielten oder wenigstens einige Söldner. Ein leer stehendes Haus einzuäschern ist doch etwas langweilig Wahrscheinlich wird er den ganzen Laden einfach mit einer großen Blitzentladung rösten. Schnell und schmerzhaft, so gefällt es Lord Alhir, bestimmt wird er ihn loben. Wenn sie dann erstmal Nahímana vernichtet haben ist die Präsenz der Blutkinder in Pulton ausgelöscht, nur noch einige wenige ihrer Jüngsten treiben sich noch in der Wildnis herum, aber jene sind doch nur Fliegen. Überaus zufrieden lief Algrev weiterhin die Straße entlang, ein Lächeln die ganze Zeit vor sich her tragend. Jedoch konnte er seine Zufriedenheit nicht weiterhin ungestört genießen, hinter ihm zerriss eine Explosion die Luft. Der Mystoragent drehte sich langsam um, der rabenschwarze Qualm schien vom Gefängnis auszugehen. Algrev wurde stutzig, er schaute einige Minuten der Szenerie zu, aufgescheuchte Bürger, die panisch davon liefen, Schaulustige, die gaffend der Zerstörung beiwohnten und natürlich dutzende Wachen. Doch nichts Weiteres tat sich. Algrev setzte seinen Weg fort und sein Lächeln kam wieder, doch dann ertönte auf einmal eine Stimme hinter ihm, die eindeutig einer Frau zu zuordnen war, einer sehr wütenden Frau. Der Mystor schaute wieder zurück, sein Lächeln starb beim Anblick, der fast vor Wut kochenden Nísera. „Es war ein Riesenfehler mich am Leben gelassen zu haben, Widerbrut!“ Hinter ihr kamen rasch Rinathil, Eglís und Kyrus zusammen.
„Oh ja, jetzt gibt’s Mystorfleisch!“ Eglís rieb sich mit grausamem Gesichtsausdruck die Hände. „Ihr alle geht gefälligst zu Triade und sorgt dafür, dass die Anderen sicher sind, dieser Wurm gehört mir!“ Eglís wusste, dass es sinnlos wäre jetzt mit ihr zu streiten. Ohne Widerworte rannte er mit Kyrus los, Rinathil blieb jedoch. „Ich kann meinen Feuerengel doch nicht allein lassen.“ Der Dunkelelf legte sich sein Schwert auf die Schulter und lächelte Nísera an. Deren Zorn schien immer mehr zu steigen. „Mir gleich! Ich werde diese Widerbrut eh zermalmen!“
Algrev lachte kurz spöttisch auf. „Ihr seid umgeben von Orkwachen, die mir unterstehen und glaubt ja nicht ich hätte keine Halsbänder mehr!“
„Orks und Bänder sind egal, wenn ich meine wahre Macht entfalte!“
„Ihr glaubt Ihr könntet mich einschüchtern? Keiner von Euch Blutagenten zeigt so öffentlich seine wahre Gestalt.“
Rinathil kicherte belustigt. „Unterschätzt bloß Nísera nicht, besonders nicht wenn sie so wütend ist.“
Algrev ignorierte etwas seine Worte, er griff dafür in die Innenseite seiner violetten Robe und holte ein weiteres Halsband raus. Er winkte provozierend damit. Nísera verzog ihr Gesicht wütend, die Augen fingen an lodernd zu brennen. Um sie herum breiteten sich Flammen aus, die anfingen sich um sie zu schlingern. Ihre Haut wurde rot, die Zähne formten zu tierähnlichen Fängen. Algrev machte ein ungläubiges Gesicht, er fasste es nicht, dass sie es wirklich tat. Rinathil beobachtete entspannt die Verwandlung. Níseras Hände entwickelten sich zu brutalen Klauen, Knochen und Muskeln verformten sich und ordneten sich neu an, aus ihrem Rücken drückten sich Auswüchse, die mehr und mehr Flügeln glichen. Der Feuersturm um sie herum wuchs zur enormer Größe an und umhüllte sie komplett. Die Infernosäule stieg dem Himmel empor und dehnte sich weiter aus. Algrevs Robe wurde durch die Kraft der Flammen umhergewirbelt, die Bevölkerung und hunderte Wachen versammelten sich, um dem Schauspiel fassungslos beizuwohnen. Nach einigen Minuten lodern brach Nísera in ihrer wahren Gestalt aus dem Sturm, imposant baute sie sich mit ausgestreckten Flügeln vor Algrev auf, die Drachin brüllte ihren Zorn in die Welt hinaus.
Der Mystoragent hatte sich mittlerweile wieder gefangen, mit grimmigen Gesichtsausdruck fixierte er das große Reptil vor sich.
„Nun, wenn Ihr es so drauf ankommen lassen wollt!“
Entschlossen leitete Algrev seine Verwandlung ein. Chaotisches Feuer in violetten und blauen Farben kroch über seine Robe und Haute. Nísera hatte keine Geduld mehr mit der Widerbrut, sie ging mit ihren vier Läufen in die Knie, während sie tief Luft holte erhöhte sich die Größe von Algrev und seiner Flammen, ähnlich wie bei der Verwandlung der Blutdrachin. Wildes rotes Feuer drückte sich zwischen ihren Zähnen aus dem Maul, mit hoher Wucht entlud sie das Inferno auf ihren Feind. Doch die starke Magie, die die Wandlung des Mystor ermöglichte, blockte die Flammen ab. Kurz nach dem erfolglosen Angriff entstieg Algrev seiner blauen Feuersäule in wahrer Gestalt. Ein Drachkin, seine längliche Körperform und die violetten und dunkelblauen Schuppen machten ihn leicht von Nísera unterscheidbar. Die zwei Ungetüme ragten gleichsam empor, die Zähne fletschend knurrten sie sich an. Gut gebaute menschliche Körper wichen geflügelten Schuppenkleidern, wohl formulierte Sprache den Klauen und Brüllen und hinterhältige Pläne und verdeckte Operationen dem magischen Feuer. Beide Kontrahenten ließen den zivilisierten Teil ihrer selbst hinter sich und gaben sich ihrer angeborener Wildheit und Brutalität hin. Das Vorgeplänkel war vorbei, mit einem Gebrüll, das wohl selbst bis zu den Göttern drang, stürzten sich die Drachkin ins erbarmungslose Gefecht. Sie wanden sich umher, kratzten und bissen sich gegenseitig, versuchten die Flügel auszureißen und Kehlen zu öffnen. Während die mächtigen Leviathane auf Leben und Tod rangen, eilten die korrumpierten Wachsoldaten der Orks heran mit großen schweren Ballisten. Rinathil der Dunkelelf wusste er konnte Nísera bei ihrem Kampf gegen den Mystor nicht helfen, aber ihr Deckung geben lag in seinem Einflussbereich. Während die Orks die metallenen Maschinen aufbauten, eilte das Spitzohr mit seinem Krummschwert im Anschlag heran. Zu Spät bemerkten sie wie er sich nährte und mit schnellen Streichen sie aufschlitzte. Mit seiner verbesserten Waffe war es ein leichtes die stämmigen Krieger zu töten. Mehr und Mehr reagierte die Stadt auf den Kampf der Drachen. Panisch rannte der Großteil der Anwohner durch die Straßen, während dutzende übermütige Schaulustige den Giganten in ihrem Todeskampf beiwohnten.
Eglís und Kyrus bahnten sich energisch ihren Weg durch die ineinander stürmenden Passanten. Der Elf kannte keine Rücksicht mehr, schlagend und stoßend räumte er sich den Pfad zu seinem Ziel frei. Obwohl die Strecke vom Marktplatz zur Triade nicht sonderlich weit zu Fuß war, so erschwerten die Massen an aufgeregten Leuten das Vorankommen sehr. Kyrus folgte verbissen seinem Meister, seine Gedanken schwirrten um seine Schwester Kyra. Er wusste nicht ob sie schon in der Stadt war oder ob vielleicht sogar alles schon zu spät war. Agent Eglís schaute über die zahllosen Köpfer von Orks und Menschen hinweg, er konnte schon die Umrisse des Triadenhauses erkennen, obwohl sie sich kaum von den umgebenen Gebäuden unterschied, so erkannte er es sofort wieder. Stück für Stück kamen die Beiden näher, vor dem Haus konnte sie noch eine junge Frau erkennen, die verstörend Richtung Marktplatz starrte, selbst aus der Entfernung waren die großen Leviathane gut zu erkennen. Kyrus wollte mit schwenkenden Armen seine Schwester auf sich Aufmerksam machen, da sah er auf einem der nahe liegenden Dächer eine hohe schlanke Gestalt in violetten Gewändern.
Er bemerkte, dass sein Meister ihn ebenfalls bemerkte. Der Mystoragent hob langsam seine Arme, violette und blaue Lichter erschienen um seine schrumpligen Hände, sie wirbelten umher und bildeten sich mehr und mehr zu gleißenden Kugeln. Eglís konnte keine Zeit mehr vergeuden auch zur Tarnung nicht, da Nísera in ihrem Zorn eh schon zu viel entblößt hat. Kyrus war abwarten auch zu wider geworden, er wäre sofort los gestürmt wenn ihn Eglís nicht mit vorgehaltenem Arm aufhalten würde. Der Elf holte tief Luft, seine Brust erhob sich, sein Kopf lehnte sich zurück. Sein Schädel verformte sich leicht, kleinere Stacheln drückten sich aus der Haut und Schuppen bildeten sich. Die grünen Augen des Spitzohrs wandelten sich schlagartig in hell glühend rote mit vertikalen Pupillen wie von Echsen. Die aufgeregte Menge um ihnen herum bemerkte nichts von der Verwandlung, sie waren alle mit ihrer Angst und Aufregung beziehungsweise Ahnungslosigkeit über die gegenwärtige Situation beschäftigt. Die geringfügige Transformation von Eglís dauerte nur wenige Sekunden, er stieß wuchtig den Kopf nach vorne, er öffnete seinen Mund und entblößte die spitzen Zähne, die Dolchen ähnelten.
Er entlud seine geschwollene Brust und spie einen konzentrierten Flammenstrahl dem Mystoragent entgegen. Sofort fingen die violetten Gewänder an zu brennen, der Träger unterbrach seinen Zauber und war sichtlich überrascht. Obwohl die heißen Flammen seine Kleidung aufzehrten und seine Haut verkohlten, so bewahrte er Fassung und richtete seinen böser bitteren Blick langsam auf den schuppigen Eglís. Der junge Kyrus nutze die Gunst der Stunde und drängte sich zu seiner Schwester Kyra durch. Eglís' Verwandlung setzte sich währenddessen weiter fort, aber nicht so auf brausend wie bei Nísera. Seine Knochen verformten sich grotesk weiter, begleitet von makabren Knacken. Die Haut färbte sich weiter rot und bildete mehr Schuppen. Während seiner fortlaufenden Entwicklung ging der Blutagent in die Hocke, wie ein Raubtier zum Sprung bereit. Sein Äußeres, das eine grausige Mischung aus Drache und Elf war, erregte die Aufmerksamkeit seiner Umgebung. Viele Passanten huschten erschreckt zurück und beäugten das seltsame Schauspiel, einige flohen in die nahen Gassen der Straße. Mit einem überaus schnellen Sprung fiel er den Mystor an, prügelte wild auf ihn ein und schleuderte ihn mit gewaltiger Kraft durch Dutzende Häuser. Kyrus stieß durch den Strom aus Leuten, hinauf zu seiner Schwester. Sie bemerkte erst gar nicht, dass ihr Bruder vor ihr stand.
Ihre Miene war ein Gemisch aus Entsetzten und Verwirrung. Er legte seine Hände auf ihre zarten Schultern, eindringlich rief er über den Lärm der Umgebung. „Kyra, wir müssen weg hier!“ Allmählich realisierte sie, was geschah. Ihre grünen Augen wanderten Richtung Platz, Nísera und Algrev kämpfend in Drachengestalt, dann glitten sie hinauf zum Dach, wo der Drachkin Eglís majestätisch und provokant thronte.
Schluss endlich kehrte sie wieder zu ihrem Bruder zurück. Dieser blickte verzweifelt drein und wartete auf die erhoffte Reaktion. Doch sie stand aus, ein tiefes und lautes, gleichauf böses, Grollen zog durch die Stadt. Wie ein immer stärker werdendes Erdbeben zerrüttete es die Herzen der Anwesenden. Schweigend erstarrten sie, die Panik wurde von der Neugier an das Grauenvolle verdrängt. Gebannt warteten sie, was hinter dem Aufbrausen sich verbarg. Nísera und der Mystor Algrev ließen einen Moment von einander ab, denn auch sie hatten es vernommen. An vielen Stellen war die dicke Schuppenhaut der Drachkins aufgerissen, teilweise durch Klauen, teilweise durch Zähne. Dickes leicht schimmerndes tief rotes Blut lief heraus. Der schlanke und schlangenartige Algrev verzog seine Schnauze, blutverschmierte bleiche Zähne ragten hervor.
„Mein Meister ist angekommen!“ Eine tiefe Stimme, die klang als wenn unzählige Personen gleichzeitig mit der selben Stimme sprechen würden und dennoch im Unterton Algrevs charakteristische Menschenstimme enthielt, erklang hinüber zur seiner Feindin. Eine helle Frauenstimme, die aber eine Härte und Entschlossenheit besaß antwortete.
„Glaubst du wirklich, dass du nun gerettet werden würdest? Egal wie viele von euren Wyrms und Meistern noch auftauchen, dein Leben verschlinge ich!“ Obwohl man emotionale Reaktionen bei den großen Echsen kaum ausmachen konnte, so schien die Antwort der roten Blutdrachin den Mystor erheblich einzuschüchtern. Ungeachtet dessen, was herum passierte griff Nísera wieder an.
Das Fundament der Stadt fing an zu beben. Rinathil zog seine Klinge aus einem toten Ork. Seine Rüstung war mit kleineren Blutspritzern und größeren Verschmierungen überzogen. Von seiner gekrümmten Klinge triefte das Blut und tränkte die Pflaster der Straße. Innerlich lachte er über die Neugier der Anwesenden, wenn sie nur wüssten was gleich passieren würde, wären sie schon längst aus der Stadt, wenn nicht sogar von der Halbinsel geflohen. Nichtsdestotrotz musste Algrev endlich den Tod finden, Nísera beschäftigte sich viel zu lange mit ihm. Das Spitzohr blickte zu den beiden Drachkins auf. Wild und grausam rangen sie miteinander. Der Platz um sie herum war mit zerstörten Ständen der Händler, den Leichen jener, die weniger Glück hatten und viel Drachenblut übersät. Es war ja klar, dass Rinathil der zarten Nísera helfen musste.
Entschlossen rannte der Dunkelelf los, seine schwere Rüstung schepperte und klapperte während er sich schnell den Drachen näherte. Trotz des Lebenssafts auf dem Stein unter seinen Füßen, rutschte er nicht noch verlor er etwas an halt. Der Boden begann zu zittern, die gewaltigen Echsen türmten sich vor ihm auf. Geschickt wich er ihren schlagenden Schweifen, Flügeln und Gliedmaßen aus. Mit akrobatischen Manövern sprang, schwang und kletterte Rinathil an dem blau-violetten Schuppenkleid von Algrev herauf. Dem Mystor fiel sein kleiner Gast nicht auf, zu sehr war er damit beschäftigt gegen die zornige Nísera zu kämpfen. Die geschickten Finger des Spitzohrs fassten sicher an die Ränder der rauen, stabilen Schuppen und zogen ihn immer höher. Er konnte schon den violetten Haarschweif der Drachkin, der an seinem Hinterkopf wuchs, die Mähne war typisch für die Drachen. Auch aus Níseras Schädel ragte eine Haarpracht in feurigem Rot. Bei ihren Bewegungen wallte es hin und her wie ein wunderschöner Flussstrom, ihre Mähne war ebenso anbetungswürdig wie ihre Kastanienbraunen als Mensch. Rinathil verlor beinahe den Halt als die Blutdrachin nach der Kehle des Mystors schlug. Der Dunkelelf klammerte sich an den dickeren und größeren Halsschuppen fest. Er konnte über sich sehen wie Níseras riesige Krallen die Hornplatten unterhalb von Algrevs Kopf aufrissen. Splitter regneten herab und das heiße Blut des Drachkin ergoss sich über seinem Hals. Es tränkte seine Panzerhandschuhe und kroch durch die feinen Ritzen und Lücken. Er spürte den heißen Lebenssaft auf seiner trüben Haut. Die Temperatur des Blutes ließ ihn
zusammenzucken, aber sie war nicht hoch genug um ihn zu verbrennen. Energisch setzt er seinen weg fort, er war nun wenige Meter von dem mächtigen Unterkiefer des Mystordrachkin entfernt. Mit seinen Füßen stütze er sich auf ein paar etwas heraus stehenden Hornplatten. Seine rechte Hand griff nach dem magischen gekrümmten Schwert auf seinem Rücken. Er sammelte seine Kraft, die Muskeln des Dunkelelfen spannten sich an, mit einem weitem Satz sprang er hoch zur Kehle von Algrev. Wie durch Butter glitt die Klinge durch die harten Schuppen und das Fleisch darunter. Rinathil verlagerte sein Gewicht nach unten und schnitt sich den langen Hals der Echse runter. Algrev spürte den höllischen Schmerz, er verkrampfte und gurgelte Blut. Nísera nutze die Schwäche des Feindes, sie bohrte ihre Klauen in den Hals und umschloss mit ihrem Maul den Kopf des Mystors. Rinathil löste seine Klinge und sprang von dem Ungetüm ab. Geschickt landete er auf dem blutverschmierten Steinboden der Stadt. Er blickte sich um und sah Algrevs letzte Augenblicke. Die Blutdrachin zerrte heftig am Kopf des Mystors. Sie hörte die gedämpften Schmerzensschreie, ein fast schon musikalischer Klang für sie. Sie zerrte heftiger, mit einem lauten Knacken brach das Genick ihres Feindes. Mit einem starken Ruck riss das Fleisch zwischen Schädel und Hals. Die Schreie verstummten, eine riesige Blutfontäne schoss aus dem Stumpf des violetten Drachkin. Nísera präsentierte den blutigen abgetrennten Kopf ihres besiegten Gegners, angewidert schleuderte sie ihn weg. Stolz richtete sich die Drachin auf ihrem getöteten Feind auf, brüllend entfaltete sie ihre Flügel, der Triumph war ihrer. Nach und nach klang der Rausch des Sieges ab, ihr massiver schuppiger Kopf drehte sich langsam zum neusten Quell der Aufmerksamkeit. Sie sah Eglís in Drachengestalt auf den Häusern thronen und registrierte das grollende Beben, das die Stadt erfüllte. Rinathil schulterte sein edles Krummschwert und blickte in die selbe Richtung wie sein Schwarm. Das Drachenblut des toten Mystors Algrev rann ihm die Rüstung und Waffe hinunter. Sein Gesicht war eine Fratze aus verschmiertem Lebenssaft und Zufriedenheit. Inzwischen haben sich die Straßen etwas gelichtet, diejenigen die ängstlich beziehungsweise vernünftig waren brachten sich bereits in Sicherheit.
„Hol Kyrus und seine Schwester und bring sie weg!“ Donnerte eine bekannte Stimme unweit von ihm. Der Dunkelelf schaute zu Nísera auf. Sie starrte unbeweglich. Rinathil wollte in dieser Situation ihre Anweisung nicht anzweifeln und setzte sich in Bewegung, seine scharfen Sinne erleichterten ihm das Auffinden der Geschwister. Während er seiner Aufgabe nachging wandelte sich das Grollen in ein massives Beben. Eglís spannte seinen massigen Körper an und knurrte aggressiv. Als das Spitzohr sich durch die übrige Masse der Menschen bahnte brachen einige der Häuser dort weg, wohin Eglís den anderen Mystor hin geschleudert hatte. Gewaltige Klauen erhoben sich und trafen auf den Boden. Dutzende Zivilisten wurden zerquetscht, die Panik erhob sich erneut. Obwohl sich alle bereits hätten retten können verweilten doch viele, der unbekannten Gefahr zu liebe. Eine zweite Klaue erhob sich und das Szenario wiederholte. Rinathil erreichte die immer noch vor der Triade verharrenden Geschwister Kyrus und Kyra.
„Zeit zu gehen, Kinder.“ Rinathil grinste sie einfältig an und öffnete das Tor der Triade mit einem beherzten Tritt.
„Aber was ist mit der Meisterin?“ Fragte Kyra mit leicht zitternder Stimme. „Die kommt sobald sie hier fertig ist.“ Mit einer Handbewegung deutete der Dunkelelf in das Innere des Gebäudes. Kyrus nahm Kyra bei der Hand und traten hinein. Das Spitzohr führte sie sicher durch die vielen Gänge und Räume. Im Privatgemach von Nísera machten sie vor einer großen Drachenstatue halt. Kyrus wusste wen sie darstellen sollte, die Königin Alýserà. Rinathil zog an einem der Stachel auf dem Rücken der Statue. Auf der gegenüber liegenden Wand schob sich ratternd ein Stück zur Seite. Die beiden Geschwister schauten verblüfft drein, von diesem Geheimgang hatten sie noch nie etwas mitbekommen und warum wusste der Dunkelelf so genau wo er ist? Rinathil zeigte mit der blutverschmierten Hand in den dunklen Gang.
„Ihr geht immer weiter gerade aus durch bis zu seiner Tür. Geht durch jene durch und wartete dahinter auf uns!“ Das Spitzohr schaute die beiden eindringlich an. „Verstanden?“
Die beiden nickten nur.
„Na dann, los!“ Eilig schritten sie durch den geheimen Durchgang.
Der Korridor war schlecht beleuchtet, man konnte kaum etwas sehen, trotzdem gingen sie unbeirrt weiter. Einmal wieder ertönte das rattern und der Eingang schloss sich.
Eine dichte Staubwolke erhob sich aus den zerbröckelnden Gebäuden. Die Silhouette eines schlangenartigen Mystordrachen war leicht darin zu erkennen, nur viel größer. Eine Stimme die klang als wenn hunderte auf einmal reden würden donnerte durch die Hauptstadt der Orks.
„Lächerliche Versuche! Ihr glaubt ihr wärt die Meister der Tarnung und Intrigen, pah! Wir haben eure Absichten schon Monate vorher durchschaut!“
Nísera und Eglís fauchten verächtlich.
Der Dunst legte sich und der gewaltige Kopf des Mystorwyrmlords Alhir. Vom Aussehen her ähnelte er Algrev sehr, blos statt Schuppen hatte er lange buschige Federn, die in einem dunklen Violett getaucht waren. Seine Augen leuchteten unnatürlich Blau und seine gewaltigen Schwingen glichen denen eines Adlers. In Größe überragte er die beiden Blutdrachkins über weiten. Nísera und Eglís wussten, dass sie einem ungleichen Kampf gegenüber standen, dennoch war es ihre Pflicht alles zu versuchen den Feind zu stoppen. Immer weiter erhob sich der Wyrmlord aus dem Schutt. „Algrev hat darin versagt euch auszuschalten, doch meine Macht könnt ihr nicht widerstehen!“ Die Augen leuchteten intensiv auf und Flammen in violetten und blauen Farben verschiedener Töne schossen aus dem gewaltigen Maul hervor. Das Inferno verschlang die beiden Drachen. Zufrieden grinsend begutachtete der Mystor sein Werk. Doch was war dies? Sein magisches Feuer wirbelte umher, keine Schmerzensschreie zu hören, immer kleiner wurden sich. Mit verengten Augen starrte er Zähne fletschend ins Zentrum. Sein erster fast schon perfekter Angriff wurde von diesem Emporkömmling eines Drachkin vereitelt, wer wagte es jetzt ihn zu hindern diesen Schwächlingen wahre Macht zu demonstrieren? Die Flammen wurden immer weniger und er erkannte wer dahinter steckte. Eine schmächtige Figur stand zwischen den beiden Blutdrachen, er hielt eine interessante Klinge in den Händen, sie war tatsächlich in der Lage seine Magie zu absorbieren!
Rinathils Arme zitternden heftig, sein Schwert glühte gefährlich während es die magischen Flammen aufsaugte. Der Schweiß rann ihm schon den ganzen Körper hinunter und brannte in seinen Augen. Doch er musste durchhalten, wenn auch nur ein Funken dieses Feuers übrig bleiben würde, so könnte alles tragisch schief gehen. So machte er trotz heftiger Schmerzen, die durch seine Arme und Brust zuckten weiter. Und endlich das letzte bisschen verschwand in der verzauberten Klinge des Dunkelelfs. Übermannt von der Anstrengung ließ er sich auf die zittrigen Knie fallen und sog die Luft unregelmäßig in seine Lunge.
„Verstehe, du bist also dieser Übeltäter, der unsere Pläne etwas durcheinander brachte!“ Donnerte wieder Alhirs Stimme.
„Dennoch ist diese Waffe, die du mit dir führst wahrlich sehr faszinierend. Du bist viel zu unwürdig sie zu tragen, vielmehr sollte ich ihre Macht nutzen!“ Gierig starrte der Wyrmlord auf Rinathils Schwert. Mit einer schnellen Bewegung, die man einer Bestie seiner Größenordnung gar nicht zugetraut hätte, stieß er vor den Wicht zu verschlingen und sich die Klinge anzueignen. Rinathil blickte erschöpft auf und glaubte die letzten Sekunden seines Lebens zu erleben, als der gewaltige Wyrmkiefer sich näherte. Doch es sollte so nicht sein, Nísera stürzte sich inbrünstig auf den Feind. Obwohl die Größenunterschiede zwischen den beiden hoch war, so gelang es ihr Alhir wegzustoßen und ihre Krallen in seine Haut zu bohren, zwar nicht tief genug um ihn zu verletzten, aber tief genug um ihn davon abzuhalten Rinathil zu erwischen. Eglís ließ nicht lange auf sich warten und schloss sich dem Kampf gegen den verhassten Feind, der ihre ganze sorgfältige Operation zerstörte, an. Die beiden roten Drachkin umtanzten den gewaltigen Mystor und versuchten ihm Wunden zuzufügen. Im ersten Augenblick schien es wahrlich zu funktionieren, doch schon bald sorgte die enorme Kraft von Alhir dafür, dass in die Häuser der Stadt geschleudert wurden. Endlich hatte sich der Dunkelelf wieder erholt.
Sofort festigte er den Griff um sein Schwert, als er dem Getümmel näher kam, roch der Wyrmlord förmlich die Macht seiner Waffe. Wieder funkelte er sie gierig an und ließ davon ab Nísera und Eglís zu töten. Rinathil hielt die Klinge dem Drachen entgegen, der Stahl leuchtete auf und schoss ein Geschoss aus Magie gegen den Leviathan. Das eher unscheinbare Leuchten traf ihn am Unterkiefer, ein greller Lichtblitz zuckte auf und schleuderte den Mystorwyrm einige Meter weg. Eglís und Nísera rappelten sich auf und breiteten ihre prachtvollen Schwingen aus. Mit einem Satz stürzten sie sich in die Luft, so lange Alhir am Boden lag gab es eine Chance zu entkommen oder wenigsten das Schlachtfeld zu verlegen. Imposant flogen sie über dem riesigen Wyrmlord hinweg, Nísera umschloss Rinathil mit ihrer Klaue und nahm ihn mit den Wolken entgegen. Alhir brüllte wutentbrannt auf, rasend richtete er sich auf und starrte in den Himmel, die Blutdrachen entfernten sich immer mehr zusammen mit dem Schwert, das er so begehrte. Sein eigentliches Ziel, die Bluttriadenagenten auszuschalten und Lord Nahímana in die Falle zu locken wurden nebensächlich, die Macht dieser Waffe war bedeutsamer. Seine vogelgleichen Flügel breiteten sich schwungvoll aus, mit einem Schlag bewegte er seinen gewaltigen Körper in die Luft. Diese Maden der Bluttriade können ihm nicht entkommen! Energisch machten sich Nísera und Eglís dran den Abstand zwischen ihnen und dem Msytorwyrmlord zu erhöhen. „Wohin?!“ Laut und mit einem kleinen Echo drang Eglís Stimme durch den Wind. Nísera überlegte kurz, sie durfte nicht zu lange nachdenken, jede Sekunde könnte sie das Leben kosten im Angesicht der Macht des Mystors. „Aufs Meer hinaus!“ Rief sie antwortend. Sofort änderten die beiden Drachkins ihre Richtung. Rinathil warf einen sorgenvollen Blick hinter sich, mittlerweile hatte er auf dem Rücken von Nísera Platz gefunden. Die große Hauptstadt der Orks war nun ein überschaubares Bild unter sich, Wolkenfetzen zogen an ihm vorbei. Doch von Alhir fehlte jede Spur, er hat erwartete dass so ein großer Wyrm sie schnell einholen konnte. Als wenn er es heraufbeschworen hätte, mit dem Ende seiner letzten Gedanken brach direkt vor ihnen der Mystor aus den Wolken heraus. Nísera und Eglís brüllten erschrocken auf und zogen sofort rechts um. Knapp entkam der Elf in Drachenform dem schnappenden Maul des Wyrms. Die Blutdrachen stürzten sich in die Tiefe, dicht verfolgt vom Feind. Der Dunkelelf musste die Augen zusammenkneifen und seinen Griff an Níseras Hornplatten festigen, der Wind prallte kraftvoll gegen ihn und versuchte ihn abzuwerfen. Er konnte das große immer näher kommende Meer sehen, sein faszinierendes und angsteinflößendes Dunkelblau. Kurz vor der Wasseroberfläche gingen die Drachen in einen graden Flug über. Die beiden Blutdrachkins spuckten roten Flammen auf die See, sofort entstand eine gewaltige Dampfwolke um sie herum und verschafften ihnen Deckung, hoffentlich. Sie entglitten seinem Blick, tief in dieser großen Wolke aus Dampf hatten sie sich verkrochen, wie feige, typisch Bluttriade. Alhir öffnete sein Maul und spie eine wogende Kugel aus blauem Feuer durch die Wolke. Die beiden Drachkin hatten ihre Deckung grad verlassen, als Rinathil das tödliche Geschoss hinter ihnen sah. Schnell zog er sein Schwert und sprang von dem Drachen, das Feuer hatte sich ihnen bereits gefährlich nahe genährt. Er schlug schnell mit der Klinge danach, wieder glühte es intensiv und mit einer Explosion verpuffte die wahre zerstörerische Macht, dennoch war die daraus resultierende Druckwelle stark genug um Nísera, Eglís und den Dunkelelf ins Meer zu schleudern. Orientierungslos und mit verschwommener Wahrnehmung wirbelte Rinathil durch das wilde Wasser. Er konnte noch leicht erkennen wie der Leviathan Eglís langsam versank oder war es Nísera? Seine Muskeln entspannten sich, ein Teil von ihm wollte einfach weiter sinken, sich keine Gedanken mehr um die Welt machen, keine geheimen Kriege zwischen Drachen, keine untoten Vernichter alles Lebens, einfach diese ganze Welt hinter sich lassen. Doch dann erinnerte er sich an seine Pflicht und an das Versprechen, das er seinem vermummten Meister im Pácischen Drachen gab.
Neben sich spürte er große Bewegung im Wasser, verschwommen sah die roten Schuppen, die an ihm Richtung Oberfläche vorbei zogen. Schnell griff er danach und ließ sich mit nach oben ziehen, er konnte nicht erkennen ob es Nísera und Eglís war, es kam ihm auch so vor als wenn dieser Drache sehr groß war. Alhir ließ seine Magie wirken und wandelte das Wasser unter sich in eine massive Eisscholle. Zufrieden landete er darauf und starrte in die Tiefe hinein. Sobald sie auftauchen würde er sich endlich dieser lästigen Agenten entledigen, wozu Algrev nicht fähig war. Er konnte durch das Wasser hindurch etwas ausmachen, was wohl einer dieser Emporkömmlinge war. Der Mystor lächelte zufrieden vor sich hin, gleich würde sein Opfer auftauchen. Seine Freude verstummte sofort als der Blutdrache aus dem Meer aufstieg, es war keines Wegs einer der beiden, die er verfolgte, dafür war jener viel zu groß! Ein gewaltiger Wyrm stützte sich mit seinen Vorderläufen auf Alhirs Eisscholle. Er schreckte zurück, woher kam dieser verfluchte Wyrm?!
Rinathil blinzelte, um das Wasser aus seinen Augen zu kriegen, vor ihm konnte er den Mystor erkennen, als er seinen Blick nach rechts richtete erkannte er einen Drachen der Bluttriade, aber viel größer als Nísera und Eglís, er war bestimmt sogar etwas größer als Alhir.
Entsetzt starrte er den Neuankömmling an, das versaute seine ganzen schönen Pläne. Eine erhabene Stimme donnerte, sie war zu einem freundlich und sanft und gleichzeitig gebieterisch und stark, es wäre die Stimme eines großen Königs gewesen.
„Es ist jedes Mal aufs Neue befriedigend zu erleben wie naiv und überheblich ihr von der Mystortriade seid! Ihr ward überzeugt unseren Plan durchschaut zu haben, pah! Ihr dachtet unser Vorhaben während der Ausführung durchkreuzen zu können und obendrein mich, Lord Nahímana, vernichten zu können!“
Jetzt dämmerte es Alhir, das vor ihm war wirklich der Wyrmlord auf den sie gewartet hatten und er wusste alles von ihrer „Falle“! Obendrein wurden ihm auch noch falsche Informationen gegeben! Es hieß Lord Nahímanas Macht reiche grad so an seine heran, aber wenn er sich diesen Wyrm ansah, so stimmte das ganz und gar nicht!
„Ich wusste ihr würdet so unüberlegt handeln und euch preis geben, damit liefert euer Komplott mir nicht nur einen Wyrmlord sondern auch noch eure Pläne aus!“
Alhir konnte das nicht fassen, wie konnten seine geschickten Pläne so leicht durchkreuzt werden? Das konnte doch jetzt nicht das Ende sein, das durfte es nicht! Kampflos gibt er nicht auf! Seine Macht ist stark genug, auch um mit Nahímana fertig zu werden! Wütend knurrend ging Alhir in eine aggressive Haltung über, flammen quollen zwischen seinen Zähnen hervor, mit aller Macht entlud er das magische blaue Feuer auf den Wyrmlord der Bluttriade. Rinathil reagierte sofort, er sprang von dem Drachen ab und richtete wieder die Klinge auf die Flammen. Das Szenario aus Orconova wiederholte sich und das Schwert sog die Magie ein. Nahímana verharrte regungslos, wohl war er sich bewusst, dass der Dunkelelf eingreifen würde. Wieder war das Spitzohr von der Aktion geschwächt, doch mit letzter Kraft machte er eine Drehung und schleuderte das Schwert auf Lord Alhir. Der Mystor war drauf und dran eine neue Attacke zu starten, doch ein brennender intensiver Schmerz in seinem Nacken hielt ihn ab. Nahímana nutzte die Situation aus und hielt Alhir mit seiner rechten Klaue fest. Sein Maul schnellte vor und packte den Mystor am Hals, die Zähne bohrten sich tief in das Fleisch. Voller Pein brüllte Alhir auf, mit einem Knacken brach der Hals unter der Kraft des Kiefers, das Brüllen verstummte augenblicklich.
Rinathil hatte sich bereits erholt, er kletterte auf den Leichnam und zog sein Schwert heraus. Mit zitternden Gliedmaßen stieg er von dem frischen Kadaver hinunter. Der Schweiß rann ihm überall am Körper runter, es fühlte sich so widerlich an, jetzt wo wohl alles vorbei war, wollte er nur noch die Panzerung abwerfen und in das Meer vor ihm springen. Hinter dem riesigen Wyrmlord, der immer noch starr vor ihm aus dem Wasser ragte und dessen einzige Bewegung aus dem Heben und Sinken seines Brustkorbs beim Atmen bestand, entstiegen die beiden Drachkin Nísera und Eglís. Mit einem Blick der Überraschung, aber auch der Erleichterung schauten sie zu ihm herauf. „Kommt meine Kinder, wir müssen uns unterhalten.“ Sanft ertönte Nahímanas kräftige Stimme. Ohne Worte schwange sich die beiden in die Lüfte, Nísera flog eine kleine Kurve und sammelte Rinathil ein. Der Wyrmlord sog die klare Meeresluft in sich hinein, beim Ausatmen sprühte er heißen Dampf auf die Eisschole vor ihm, schnell begann sie zu schmelzen und Risse entstanden. Nahímana schlug kraftvoll seine Schwingen, viel schneller als man einer so großen Bestie zugetraut hätte flog er davon. Mit einem Plumpsen vernahm er, dass Alhirs Leiche dem Meer übergeben wurde.
Nísera und Eglís erreichten nach einigen Minuten eine große Felsformation, die wie gewaltige Zähne aus dem Wasser ragten. Die Orks nannten diesen Ort Thun'sar in der Gemeinesprache bedeutete das so viel wie Zähne des Gottes. Auf einem der flacheren Felsen landeten die Drachkins, Rinathil stieg mit einem Sprung ab, die Landung war etwas hart, sein Körper war immer noch von den jüngsten Ereignissen ausgelaugt. Seinen beiden Drachengefährten sah man die Erschöpfung ebenfalls an, in einer nicht ganz so spektakulären Flammenentladung wandelten sich die Agenten wieder in ihre menschliche beziehungsweise elfische Form zurück. Diese schien ihnen irgendwie angenehmer zu sein, vielleicht war es aber auch einfach nicht so kraftraubend. Die Drachenagenten ließen sich zu Boden sinken, der Dunkelelf stützte sich auf sein Schwert, müde sahen sich die Drei an. Nísera schaute erst in Eglís Züge, dann schweifte sie zu Rinathil rüber, für einen Augenblick hätte er meinen können, dass die stolze Nísera kurz etwas beschämt zu Boden blickte. „Danke.“ Entfloh ihr leise. Rinathil grinste etwas. „Aber gern.“
Nach wenigen tiefen Atemzügen kam auch Wyrmlord Nahímana an. Während der Landung hüllte er sich in Flammen und setzte als kräftiger Mensch auf. Eine Kleidung war eine dunkelrote Robe, die Eglís' und Níseras' sehr ähnlich sah, aber sie war an Verzierungen reicher und trug metallische Schulterstücke. Seine Züge waren die eines Mannes im mittleren Alter, der kurze Haarschnitt und der standfeste Blick verlieh dem Mann eine attraktive Ausstrahlung. Demütig sanken seine beiden Agenten auf die Knie. Rinathil senkte respektvoll das Haupt.
„Bitte, steht auf.“
Etwas zögerlich standen sie wieder auf, ihre Beine zitterten vor Anstrengung. Kurz herrschte Stille auf der vom Wind umwehten Felsspitze, Rinathil durchbrach sie. „Ihr schuldet uns wohl ein paar Antworten!“
Eglís und Nísera blickten geschockt zu dem Dunkelelfen hinüber.
Nahímana nickte ruhig. „Ich vermute seit einiger Zeit einen Verräter innerhalb der Triade, deshalb sandte ich euch zwei nach Orconova. Ich wusste, dass die Mystor-Triade bei einem direkten Vorgehen gegen sie reagieren würden und damit bestätigte sich mir, dass jemand sie mit Informationen über uns versorgt.“
„Ihr habt das alles gewusst? Und dennoch habt Ihr uns blind in die Falle laufen lassen?“
„Ich wusste, dass ich mich auf meine beiden besten Agenten verlassen konnte und Níseras Kontakt zu Euch, Rinathil, war ebenfalls sehr hilfreich.“
„Ihr habt Glück, dass wir das alles überlebt haben!“
Nísera packte den Dunkelelfen am Arm. „Genug jetzt Rinathil! So kannst du mit dem Lord nicht reden!“
Er schüttelte ihren Griff ab. „Nicht mein Lord!“
„Ich bedaure eure Leiden während dieser Mission, aber sie waren notwendig.“
„Was jetzt?“ Fragte Eglís vorsichtig.
„Unsere Aufgabe hier ist noch nicht beendet, das Mystornest existiert weiterhin und ihre Triade stellt eine enorme Bedrohung für diese Welt dar! Und jetzt, wo sie einen so harten Treffer erlitten haben, wird ihr Maulwurf sich nervös werden und einen Fehler machen.“
„Schon eine Vermutung, wer es sein könnte?“
„Mehrere, Lord Davunís hält im Blutkinheim seine Augen und Ohren für mich offen und ihr drei sucht weiter nach diesem Nest!“
„Rinathil bleibt also bei uns?“ Nísera schaute missmutig drein, Rinathil lächelte.
„Aber die Mystors sind stark, allein wird das hart.“ Sagte Eglís.
„Ich schicke jeden Agenten den ich entbehren kann und außerdem werden wir ein neues Söldnerprojekt ins Leben rufen.“
Überraschung breitete sich auf den Gesichtern der Anwesenden aus, mit einer Söldnerarmee als Unterstützung haben sie nicht gerechnet, da es der Geheimhaltungsdoktrin der Triade widersprach, ein Zeichen dafür wie gefährlich und wichtig die Aktion wird.
„Wir haben verstanden.“
„Dann ruft eure Jünglinge zurück und begebt euch zum Triadenposten in Ka'peltur, Orconova ist nicht mehr sicher genug.“
Sie nickten alle.
„Ich werde meinen eigenen Vermutungen nach gehen und mich melden.“ Geschwind wandelten sich alle drei wieder in Drachen, Rinathil nahm wieder auf Níseras Rücken platzt. Zusammen stiegen sie eindrucksvoll in die Lüfte und trennten sich kurz danach, Lord Nahímana flog weiter Richtung Norden und Nísera, Eglís und Rinathil gingen nach Süden, zuerst mussten sie Kyra und Kyrus zusammen mit den Jünglingen holen und dann nach Osten, zur Kriegsstadt Ka'peltur.
Ende – Akt I
Von Crisperton
Am 11.02.2011 um 17:25 Uhr
stimme mit der Kritik von Jason-Potter eigentlich gänzlich überein.
Würde auch versuchen ein paar unglücklich gewählte Verben zu ersetzen um das ganze noch einen Tick ansprechender zu gestalten wie z.B. hier.
"Dieses Schwert ist nun
>an Euch geknüpft, Rinathil. "
Vielleicht durch folgendes Verb ersetzen:
"Dieses Schwert ist nun an euch gebunden Rinathil."
Klingt harmonischer finde ich.
Will dir aber auch nichts aufzwängen, aber ich denke wenn du hier und da ein paar Verben änderst und dafür sorgst dass der Lesefluss nicht ins stocken kommt triffst du genau ins Schwarze bei Fans dieser Sparte ;)
Grüße,
Crisperton
zuletzt geändert am 11.02.2011 um 17:26 Uhr.
Von Jason-Potter
Am 24.02.2010 um 15:49 Uhr
Nun aber zu meiner Kritik.
Ich habe deinen Text nicht komplett durchgelesen, denn ehrlich gesagt hat er es nicht geschafft mich zu fesseln.
Das liegt daran, dass die gesamte Atmosphäre aufgrund von ungeschickt gewählten Kunstausdrücken überladen und unglaubwürdig erscheint. Alles wirkt zu steif und verkompliziert. Versuche eine einfachere Sprache zu wählen.
Ein Beispiel gleich vom Beginn:
>Kyra starrte schon seit Stunden in den
>Himmel. Doch wie die ganze verronnene
>Zeit schon geschah nichts. (was meinst du damit?) Einer der
>Jüngeren kam angespannt zur
>Verantwortlichen.(Ich weiß du willst hier nicht schonwiederKyra nennen - aber Verantwortliche als Ersatz klingt...naja- warum nicht einfach "kam zu ihr") „Kyra, schon Kunde von
>der Meisterin?“
>„Nein, verdammt! Ich gebe schon
>Bescheid, wenn ein Bote kommt!“
>Eingeschüchtert von der gereizten Dame (Wieder so ein Ersatzwort für Kyra, das mir die Person eher entfremdet als sie mir näher bringt)
>zog sich der Ankömmling (auch ein unpersönliches Wort für einen Charakter mit dem ich mich im Buch ja identifizieren will) zurück. Sie
>starrte weiterhin in den blauen Himmel,
>er war heute ziemlich klar, nur
>vereinzelte kleinere Wolken trieben
>ruhig durch das Blau. „Verflucht, immer
>noch keine Nachricht! Warum lassen sie
>mich hier so lange warten?!“ Aufgebracht
>redete sie vor sich hin, die Augen
>weiterhin gen Himmelszelt. (gen geht überhaupt nicht, dieses Wort passt vielleicht in lyrische Texte oder in Texte die insgesamt auf alter Sprache basieren, aber nicht in einen Text, der zum größten Teil Umgangssprache verwendet.)
Und so ist der ganze Text aufgebaut, man stolpert ständig über die gemischte Sprache.
Versuch dich festzulegen und nimm notfalls lieber die einfachere Form. Den Fehler über dem eigenen Sprachschatz zu schreiben habe ich auch schon begangen, mit dem Ergebnis, dass es keiner lesen wollte.
Ich hoffe meine Kritik war etwas hilfreich.
LG Ralf