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Poesie => Nachdenkliches


3 Schockmomente in nur 6 Monaten - von sommer2011, 19.03.2012
3 Schockmomente in 6 Monaten

1. ER

Wer kennt das nicht?
Die Welt steht still. Ein Alptraum. Wie in Watte gepackt.
Im Juli ist er gegangen. Nein, er hat mich sitzenlassen, so war es. Tagelanges Diskutieren haben es nicht in Ordnung bringen können. Er ist weg… aber nicht für immer, oder? Das wollte ich nicht glauben. Er will eine andere zurück, seine Ex-Liebe. Aha. Warum das jetzt nach dem schönen Jahr gemeinsamen Wegs? Panik. Ich bin allein. Das geht nicht. Wie halte ich mich jetzt am Leben? Ohne ihn? Ohne seine Stimme am Telefon, die vielen Aktionen, die wir gemeinsam erlebt haben. Ohne seine Nähe…. Wie soll das von jetzt auf gleich gehen? Ablenken. Ich fahre zur Arbeit und rede mir ein, dass alles gut wird. Dass er zurück kommt und sich besinnt. Ja, so mach ich es. Der Tag zieht sich, ich heule ständig, weil nichts mehr stimmt. Konzentration auf die Arbeit, dann abschweifen… was ist hier passiert? Ich muss an die Luft und nachdenken. Ich sehe auf ein weites Feld und die Sonne scheint, und ich stehe da, bewegungslos, starr, und habe Schmerzen. Überall. Ich bin ein einziger Schmerz. Mein Kopf dreht sich. Ich versuche es zu verstehen und gleichzeitig zu verdrängen, es ist nicht zum aushalten. Ich sage mir unter Tränen, alles wird gut….Zurück zur Arbeit, ich kann mich nicht konzentrieren, ich will heim. Da bin ich sicher, denke ich. Endlich Feierabend. Ich düse nach Hause und da erwartet mich ein Nichts. Kein Anruf mehr, nichts…. Ich überlege, ihn in den nächsten Tagen anzurufen. Dann wird es besser sein…. Dachte ich…
Die Tage vergehen wie in Watte gepackt. Ich bin taub, habe Schmerzen, kann nichts essen, rauchen und Kaffee… Gespräche, Mails und Telefonate mit Freunden führen zu dem einen Satz, den ich nicht hören will: Es ist vorbei. Hak es ab. Das ist keine Liebe und keine Beziehung. Er hat dich verletzt und sitzen gelassen. Fertig.
Die Tage vergehen, das Zeitgefühl hab ich verloren. Ich sehe mich nicht mehr. Ich sehe eine Frau, die verlassen wurde und es nicht versteht. Bücher müssen her. Massenweise Ratgeber und Selbsterfahrungsberichte… Ich verschlinge sie, sie helfen nicht. Nicht wirklich.
Der erste Fehler: ich rufe ihn an, er jammert, und erzählt aus seinem Leben, er braucht Abstand. Es tut ihm alles leid. Diese Sätze warnen mich, ich spüre es und will es nicht wahrhaben. Ich muss abwarten, es aussitzen… Je mehr Zeit vergeht, wenn auch im Schneckentempo in meiner Wahrnehmung, umso mutloser werde ich. Weitere Anrufe oder SMS folgen, es bringt nichts. Er wirkt leicht genervt. Zusammenbruch. Es sollte noch schlimmer kommen.
1. Job in der Probezeit
Schleppend verrichte ich meine Arbeit, ohne Lust, ohne da zu sein. Im September kurz vor Feierabend kommt die Kündigung. „Sie können gehen, Sie passen nicht hier her.“
Was ist jetzt?? Ich fahre nach Hause, mit den Papieren auf dem Beifahrersitz. Was ist das jetzt? Noch mehr Watte um mich. Zuhause angekommen, ruf ich alle Menschen an, die ich kenne und erzähle die Neuigkeit. Der 2. Schock nach 5 Wochen. Dann werde ich aktiv, ich muss zum Arbeitsamt, ich muss mich bewerben, ich muss zum Fotografen. Ich funktioniere. Es folgt ein Gefühl der Demütigung, Zurückweisung. Ich bin nichts mehr wert. Kein Wunder, dass MANN mich verlassen hat. Die Dinge, die erledigt werden müssen, kriege ich zeitnah hin. Alles geschieht unter einem Druck der Selbsterhaltung. Ich muss weiter leben, jedenfalls brauch ich Geld. Und dann mach ich den nächsten Fehler. Ich rufe IHN an. Er interessiert sich mehr um das Geschehen als für mich. Ich lege auf. Er kommt nicht zurück. Das ist mein Problem. Nicht mehr unseres und zweifelsfrei nicht mehr seins. Die Zeit, die jetzt kommt, ist ausgefüllt mit Bewerbungen und dem Erhalt von zahllosen Absagen.
Ich:
..gehe abends einkaufen, damit keiner sieht, dass ich arbeitslos bin. So meine ich jedenfalls. Jeden Morgen um 7 Uhr sitze ich am PC und schreibe was das Zeug hält. Leider halbherzig. Der druck steigt, noch mehr Kaffee und Zigaretten. Langsam kommen Termine rein. Vorstellungsgespräche. Ich schöpfe ein bisschen Hoffnungund gebe mich selbstbewusst. Freundlich stimme allen Anforderungen zu. Schnell kommt eine Absage. Es funktioniert nicht. Noch nicht mal einen Spaziergang gönne ich mir,. Ich muss am Ball bleiben, schreiben und schreiben, egal auf welche Stelle. Es kommt nichts. Nach 100 Bewerbungen endlich ein Lichtblick. Ich nehme eine Stelle an, die über die Autobahn führt…. Was habe ich da gemacht??
Er:
.. rührt sich nicht mehr. Ich schreibe eine schöne Email, voller Emotionen und klaren Gedanken und hoffe damit was zu erreichen??? Dass es Klick macht bei ihm und er zurückkommt mit Blumen und einem Geständnis, dass er mich liebt und wir neu anfangen… dachte ich…
Eine SMS von 2 Zeilen kam zurück. Er ist mir dankbar, dass ich verständig bin.
Ich treffe mich mit meiner Freundin, muss reden, es sprudelt aus mir raus… sie hört mir zu. Sie ist empathisch… ich fühle das. Sie muss mir noch oft beiseite stehen… Zwei Sätze bleiben mir im Gedächtnis: Er sieht dich nicht. Er nimmt dich nicht wahr.
Das ist es.. Ich denke endlich mal drüber nach… ja. So was kommt vor.
2. Job in der Probezeit:
Die Fahrerei im Stau nervt mich. Morgens und abends dasselbe Chaos. Im Büro gebe ich alles und noch mehr ohne Pausen, ohne zu murren. Eigentlich macht es Spaß dort, doch,was tu ich dort? Ich habe eine Stelle angenommen, die ich nicht wollte, Versprechen, dass ich bald wo anders hin komme und Geduld haben soll, vertrösten mich. Ich gebe noch mehr Gas um mich zu behaupten..
Der Tag hat 24 Std. 13 davon bin ich unterwegs. Und abends fall ich fast tot um. Soll das so weitergehen?
Ich:
Wie fühle ich mich überhaupt? Ich arbeite, das ist toll. So langsam denke ich nicht mehr an ihn, aber die Leere ist noch da. Abends kommen die Gedanken, die bringen dann ein Gefühl von Traurigkeit hervor, das mich heulen lässt. Ich starte innerlich einen Versöhnungsversuch mit ihm. Vielleicht irgendwann setzen wir uns zusammen und reden.
Über was?
Erneut sitze ich mit meiner Freundin zusammen und kriege endlich ein bisschen Wut. 5 kg Lebendgewicht hab ich verloren und meine Selbstachtung. Für jemanden, der mich nicht mehr braucht. Das ist die grausame Wahrheit. Ich war eine Zwischenstation für seinen Mangel. Das hab ich aus meinen vielen Büchern gelernt. Für eine Zeitlang war ich gut genug, damit ER sich besser fühlt. Ebenso hat er mir geholfen. Nicht mehr allein sein, in einen großen Freundeskreis aufgenommen zu sein, in einer Familie. Das hat mir gut getan… und auch wieder nicht. Alles hab ich mit gemacht, selbst wenn es mir nicht gefallen hat und zu viel wurde. Meine Bedürfnisse??? Fehlanzeige. Kein Verständnis. Er hat mich nicht wahrgenommen!!!! Das schmückende Beiwerk hat keine Bedürfnisse. Dafür ist kein Platz.
Es tut sehr weh. Dennoch, die Watte ist weg. Ich sehe es und nehme es endlich an. Darüber hinweg bin ich noch lange nicht.
Der 2. Job in der Probezeit:
Weiterpowern heißt die Devise. Bis es nicht mehr geht. Keine Kraft mehr. Die Nerven spielen nicht mehr mit. Die ersten Fehler schleichen sich ein. Es wird anstrengend. Verhandlungsgespräche und meine Vorschläge zur Verbesserung der Situation gehen schleppend voran. Ein kleiner Lichtblick, ich bekomme Hilfe. Gut. Es läuft besser und ich hab Unterstützung. Jetzt kann es weitergehen…. Dachte ich….
Ich:
Mit der Zeit kommen Erinnerungen hoch. Es gibt so Daten im Kalender, die mit Ereignissen verbunden sind, die ein Gefühl auslösen, ein trauriges. Ich durchlebe es und weiß, dass es noch dauern wird, bis ich das Erlebte überwunden habe. Ich schimpfe auf ihn und mach mir Luft. Na.. soll er bleiben wo er ist und ich will ihn nicht mehr wiedersehen. Er hat mich nicht verdient. Das tut gut für eine Weile…
Der 2. Job und ich:
Es läuft, aber ich fühle mich nicht wohl. Ich sollte froh sein, dass ich eine Arbeit habe und nicht unzufrieden sein. Mantras helfen zeitweise. Nur diese Müdigkeit, die Arme schmerzen. Trotz Hilfe wird die Arbeit mehr…. Und ich schaffe es nicht mehr. Ich will es nicht mehr… Mein Kopf nimmt nichts mehr auf. Dann passiert es: Ich sitze am Schreibtisch und dann ist alles still, kein Gedanke mehr. Stille und Bewegungslosigkeit. Schön ist das. So soll es bleiben… Nein. Ich komme wieder zurück. Das war ein kleiner Zusammenbruch. Ich beschließe zum Arzt zu gehen. Seltsam… Dann kommt der nächste Schock.
Ein Personalgespräch eröffnet mir die Aussicht: Entweder ich reiße mich zusammen oder ich kann gehen. Ein Wechsel in eine andere Abteilung wäre eine Lösung. Gut, ich stimme zu und bin zuversichtlich. Aber der Wechsel dauert noch… der Druck steigt, ich werde nur versetzt, wenn jetzt nichts mehr passiert… und die Tage ziehen sich… ein neues Gefühl: Angst!!!!
ICH…
schlafe nicht mehr. Hab diese Unruhe in mir, die Arme schmerzen immer mehr… Kopfschmerztabletten müssen her. Jeden Tag. Ich habe Angst vor dem Autofahren und dem Stress auf der Autobahn, ich bete jeden Morgen, dass ich heil ankomme und abends heil zurück. Ich habe Angst, dass ich Aufgaben nicht erledigen kann, dass ich was vergessen habe, dass eine Rüge kommt. Nur noch Angst….
An einem Wintermorgen liegt dicker Schnee auf den Straßen. Ich fahre los, brauche 2 Stunden und bin stolz, dass ich es geschafft habe. Abends auf dem Parkplatz sehe ich, dass mein Auto zur Hälfte zu Schrott gefahren worden ist. Darum muss ich mich jetzt kümmern. Telefonate, Emails, Werkstatt…. Es geht mir nicht gut…

Im Job
bin ich als Vertretung für einen Kollegen auserkoren, zusätzlich. Die Vertretung beinhaltet mehrere Fahrten am Tag mit dem Auto, das kaputt ist. Der Stress steigt. Die Aufgaben stapeln sich langsam und stetig , und das Murren und Gemecker wird erneut laut. Ich pack‘ es nicht mehr…
Ich…
gehe zum Arzt. Diagnose: totale körperliche Erschöpfung. Eine lange Krankmeldung und Kur wären nötig. Ich heule und breche zusammen. Das kann ich mir nicht erlauben, ich muss arbeiten, sonst bin ich draußen… Beruhigungsmittel werden verschrieben auf pflanzlicher Basis. Gut!
Ein klein wenig beruhigter gehe ich es an. Es muss doch klappen. Alles wird gut, wenn der Wechsel statt gefunden hat.
Endlich!! Der Wechsel. Ich hab es geschafft…. Dachte ich.
Es läuft recht gut, ein ruhiger Posten, ich bin sorgfältig und es macht sogar etwas Spaß. Dennoch, ein Gefühl meldet sich.Mutlos, hilflos. Die innere Stimme fragt: Willst du das für den Rest deines Lebens machen? Die Fahrerei bleibt und der Tag ist genauso lang dort. Nein, das geht schon. Besser als das andere. Ich kann ja weiterhin nach Stellen schauen… aber wann? Abends geht gar nichts mehr, am Wochenende ist der Haushalt dran und ich müsste mich mal ein paar Stunden erholen. Ich nehme allen Mut zusammen und beantrage 1 Tag Urlaub und freue mich wie ein Kind. Ein langes Wochenende. Ich treffe mich mit einer Freundin und wir haben richtig Spaß einen Abend und den Rest des Wochenendes kann ich zuhause viel erledigen. Alles ist wunderbar. Nur, der 3. Schock wartet schon auf mich und kündigt sich an am:
Dienstagmorgen nach meinem Urlaubstag:
Ich spüre es, da stimmt was nicht. Kann es nur noch nicht definieren. Dann der erste Hinweis. Eintragungen im Kalender, verschlüsselt zwar, ich sehe es. Da kommen neue Damen zu meinem Abteilungsleiter für Vorstellungsgespräche??? Nach langem Überlegen spreche ich ihn darauf an. Er verlässt den Raum und kurz darauf sind die Einträge unsichtbar. Ich hab wenig zu tun, und frage freundlich nach, was ich machen könnte. Es kommen ein paar Listen, die ich überprüfen soll. Ich ahne, was da los ist.
Kurz vor Feierabend. Der Tag ging nicht vorbei. Hatte nichts zu tun… dann passiert es!
Personalgespräch: „Wir kündigen Ihr Arbeitsverhältnis mit uns zum…. Ihre Fähigkeiten reichen nicht für diese Stelle“. Wut steigt hoch, grenzenlose Wut. Ich könnte diese Menschen ….
Ich stehe auf mit einem Satz: „Es ist unglaublich, was hier läuft. Vielen Dank und Tschüss“. Dann packe ich wortlos meine privaten Dinge zusammen und verlasse die Firma.
Die Fahrt nachhause verläuft gut. Ich kenne das. Diesmal ist keine Verzweiflung oder Schmerz oder Watte da…. Sondern das Gefühl von Demütigung. Ich fühle mich im Moment verloren und allein. Gleichzeitig weiß ich, was ich jetzt tun muss, um auf die Füße zu kommen. Und: Dorthin muss ich nie mehr! Erleichterung macht sich breit.
Wie es jetzt weitergeht?
Ich habe mir eine neue Software gekauft und einen Drucker und diesmal schreib ich alles neu für meine Bewerbungen. Dieses Mal suche ich gezielt und schreibe eigeninitiativ. Und dieses Mal gönn ich mir Pausen, schlafe, wenn ich müde bin und geh spazieren und auch in die Stadt bummeln und einen Kaffee trinken. Meine Beruhigungsmittel nehme ich noch. Sie helfen mir zurzeit. Bald werde ich sie nicht mehr brauchen. Ich bin gespannt was auf mich zukommt. …..

A.S.




©2012 by sommer2011. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

Kommentare


Von Aabatyron
Am 01.04.2012 um 19:43 Uhr

Sehr "lebendig" geschrieben - so richtig aus dem Leben gegriffen.





~*~ Werner May ~*~

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Es gibt 1 Kommentar


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