Wenn die Pfützen so prall gefüllt und der Nebel so eisig und dicht ist, dann merkt sie, dass es immer schlimmer wird. Nie wieder so ist wie vorher . Dann spürt sie wieder dieses Gefühl, diesen Schmerz, der schwächer geworden ist, doch immer da sein wird. Sie wendet sich ab und spürt ein Ziepen an der Wange, als sie diese von der kalten Scheibe löst. Die Tür ist nicht weit entfernt. Sie könnte gehen, das Haus, die Vergangenheit und alles hinter sich lassen. Sie ist erwachsen. Aber etwas hält sie zurück. Sie hat mit ihm darüber gesprochen. Er hat es ihr erklärt. Sie hat ihn gebeten es nicht tun zu müssen, doch hat es im versprochen, wenn es so wäre. Sie geht an der Tür vorbei, die Treppe hoch ins Bad. Sie öffnet das kleine weiße Schränkchen und nimmt die Packungen heraus. Eine nach der anderen drückt sie sie raus und legt sie auf die Theke unterm Spiegel. Fünf verschiedene Marken von Schlaftabletten. Sie ist ganz ruhig. hat keine Angst. Er sagte zu ihr: "Du tust es für dich. Du läufst nicht weg, du willst nur schlafen. Du bist verdammt mutig, weißt du das? Versprich mir, dass du aufhörst, wenn ich es getan habe." Sie hatte es ihm versprochen. Der Schmerz war abends am stärksten. Sie konnte oft nicht schlafen. Aber wenn sie dann schlief, dann war es gut. Oft hinderte sie etwas am schlafen. Als würde sie versuchen weg zu laufen, aber jemand hielte sie fest. Sie setzte sich auf den Badewannenrand und schluckte die Tabletten, die endlich die Ketten lösen wurden, mit denen sie festgehalten wurde. Die Dosis war sorgfältig überprüft, viel zu hoch für ihr Herz. Sie hielt an ihm fest und glaubte ihm, sie war die einzige, die es tat.
Es war nicht geplant, dass sie Stunden später ins grelle Krankenhauslicht starrend, die müden Augen öffnete.
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