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Findet Vendan - Kapitel 3 - von Zeeben_und_K-Ro, 08.07.2004
Kapitel 3 - Zwecksgemeinschaft
~ von Zeeben und K-Ro ~


::: Zeeben :::

Zefoni brauchte einen Moment, um ihre Gedanken zu ordnen. Die unbekannte Frau, die sie mit einem Schwert bedrohte, fragte nach Vendan. Sie schien sehr aufgeregt zu sein, aber auch bereit Gewalt anzuwenden. Zefoni musste vorsichtig mit ihr umgehen, denn, das merkte sie sofort, ihre Angreiferin war ungeduldig und reizbar.

„Weshalb fragt Ihr mich nach Meister Vendan?“, sprach Zefoni sachte. Damit warf sie einen Köder aus. Durch die Erwähnung von Vendans Titel gab sie der Unbekannten zu verstehen, dass sie etwas wusste, ohne wirklich etwas zu verraten. Diese würde sie nun auf jeden Fall nicht sofort umbringen, nicht bis sie alle Informationen auf Zefoni herausgelockt hatte.

„Ich hasse Gegenfragen, also spuck schon aus, was du über ihn weißt, oder ich schneid dir deine hübsche Kehle durch, Vespera.“ Zefoni blieb ruhig. Ihr Gegenüber hatte angebissen. Jetzt durfte sie nichts falsch machen.

„Ich weiß so einiges über den Meister, aber ich finde nicht, das dies hier der richtige Ort für eine Unterhaltung ist.“, sagte sie sanft und fügte mit einem Blick auf das Schwert, das sich noch immer gefährlich nah an ihrer Halsschlagader befand, hinzu: „Es ist hier ein wenig unbequem.“ Sie konnte den inneren Kampf im Gesicht der Frau sehen, die schließlich zurück trat und schnaubte:

„Also gut gehen wir woanders hin, aber versuch bloß nichts, ich habe mein Schwert noch immer bereit.“

„Daran zweifle ich nicht.“, antwortete Zefoni leicht sarkastisch aber nicht ohne Erleichterung in der Stimme und ging voran in Richtung des „Talgrunds“.

Sie war sich fast sicher, dass die Fremde ihre Unterredung mit dem Wirt der Schenke belauscht hatte. Außerdem schien es sich bei ihr um dieselbe Person zu handeln, von der dieser gesprochen hatte. War sie vielleicht auch auf der Suche nach Zefonis früherem Meister? Es würde einiges Geschick erfordern das aus ihr herauszubekommen. Aber, obwohl sie sich nun in einer weniger angenehmen Situation befand – Zefoni dachte schmerzlich an das Schwert, das auf ihren Rücken gerichtet war –, hatte sie eigentlich ungeheures Glück, schon so bald eine Spur gefunden zu haben. Wenn es nur eine solche war.

Zefoni rümpfte die Nase, denn schon bei Öffnen der Tür zum „Talgrund“ schlug ihr der Gestank von Alkohol, Schweiß und Dreck entgegen. Ihre Augen brauchten einen Moment, um sich dem Licht Rauch anzupassen, dann sah sie zu dem Wirt hinüber, der ihrer ‚Begleiterin’ einen ängstlichen Blick zuwarf. Er schien sie zu kennen und bestätigte so Zefonis Vermutung.

Das zu überprüfen, war ein Grund für sie gewesen den „Talgrund“ anzusteuern. Der andere lag auf der Hand: Falls es zum Schlimmsten kommen sollte und die Frau sich entschließen sollte Zefoni anzugreifen, waren hier die Chancen am besten, dass jemand einschreiten würde und sie die Möglichkeit hätte im Gerangel zu fliehen.

Sie setzte sich an einen Tisch im Thekenraum, der so lag, dass sie zwar niemand belauschen konnte, aber dennoch zu sehen war. Nach kurzem Zögern setzte sich auch die Frau an den Tisch.

Bei genauerer Betrachtung fiel Zefoni auf, wie jung sie war. Sie konnte nicht viel älter sein als Zefoni selbst. Sie hatte dunkelgrüne etwas seltsame Augen, langes silbernes Haar und eine lange Narbe zog sich durch ihre linke Gesichtshälfte. Erst hielt sie sie auf Grund ihrer Haarfarbe für eine Elfin, bemerkte dann aber die Bräunung ihrer Haut, die weichen Gesichtszüge und vor allem die merkwürdig geformten Ohren der Fremden. Sie waren sehr klein, hatten aber längliche Ohrläppchen. Auch die Körpergröße entsprach nicht der eines Elfen, die grazile aber hoch gewachsene Wesen waren. Ihr Gegenüber war um einiges kleiner als Zefoni.

Sie hatte eine vergleichbare Person noch nie gesehen und musste sich anstrengen ihre natürliche Neugier zu unterdrücken.

„Nun?“, fuhr sie die Frau an, „Jetzt spuck schon aus, was du über Vendan weißt, oder es wird dir noch leid tun, mich so zum Narren zu halten!“ Zefoni blieb trotz der Drohung ruhig. Sie wusste, dass sie jetzt keine Schwäche zeigen durfte.

„Sollten wir uns nicht erst einmal vorstellen? Ich bin Zefoni Thylit U’ Escar und Ihr seid?“

„Ich bin Phaen, dein Henker, und jetzt sprich endlich, Prinzessin!“, höhnte die Frau und zog dann, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, eines der Schwerter eine Handbreit aus der Scheide. Zefoni lächelte. Sie hatte nicht wirklich erwartet, dass das Mädchen sich durch ihre Titel beeindrucken lassen würde, aber es war einen Versuch wert gewesen.

„Also gut, ich mache Euch einen Vorschlag, Phaen. Ich erzähle Euch, was ich über Meister Vendan weiß, wenn Ihr mir verratet, was Ihr herausgefunden habt und weshalb Ihr ihn sucht.“

„Treib ’s nicht zu weit, Süße. Ich lass mich nicht verarschen und vor allem nicht von so ’ner verzogenen Göre wie dir.“, knurrte diese. Aber als Zefoni sie weiterhin unbeeindruckt ansah und keine Anstalten machte etwas zu erzählen, fauchte sie schließlich: „Also gut. Aber du beginnst. Verstanden?“ Zefoni schmunzelte und begann dann:

„Vendan ist Meister der Nokturnen Magie. Er ist einer der mächtigsten Nekromanten Transcolhas und beherrscht außerdem die Blut- und Schattenmagie. Er war lange Zeit mein Lehrmeister, bis er im letzten Jahr plötzlich auf mysteriöse Weise verschwand.“ Phaen schien diese Informationen einen Moment zu überdenken, dann fragte sie diesmal ruhiger:

„Wo ist er verschwunden?“ Zefoni schüttelte lächelnd mit dem Kopf.

„Erst seid Ihr dran. Aus welchem Grund, wollt Ihr Meister Vendan finden?“ Einen Augenblick lang sah Phaen sie erbost an und es kam Zefoni so vor, als seien die Augen der Frau in diesem Moment um einige Nuancen dunkler geworden, dann fasste sie sich wieder und gab widerwillig nach:

„Es ist etwas Persönliches. Ihn zu suchen, war das Letzte, um das mich meine Mutter bat, bevor sie starb.“ Zefoni spürte, dass das nicht alles war, entschloss sich aber, als sie Phaen Gesichtausdruck sah, nicht nachzuhaken. Stattdessen gab sie dem Mädchen die versprochene Information:

„Ich sah ihn zuletzt im Westwald in der Nacht seines Verschwindens und das ist auch die einzige Spur, die ich habe. Was habt ihr herausgefunden?“ Phaen sah sie verlegen an und sagte dann:

„Um ehrlich zu sein, bist du die erste die ich diesen Namen, habe sagen hören, seid ich mich auf die Suche gemacht habe. Der erste Hinweis überhaupt…“ Enttäuscht seufzte Zefoni. Es wäre auch zu schön gewesen. Dann wandte sie sich wieder an Phaen.

„Es bin froh, dass ich helfen konnte, aber ich denke, andersrum seid Ihr mir von keinem Nutzen. Guten Abend.“ Phaen sah sie kurz an und schien zu überlegen, ob sie Zefoni für diese Frechheit aufschlitzen sollte, entschied sich dann aber schließlich dagegen und stand auf, um zu gehen.

Zefoni bemerkte, wie ihr dabei ein Stück unbeschriebenes Pergament aus der Tasche glitt. Sie bückte sich, um es aufzuheben, doch in dem Moment, in dem ihre Fingerspitzen das Papier berührten, durchzuckte sich ein plötzlicher Blitz aus ungeordneten Bildern, Gedanken und Vorahnungen. Sie zog ihre Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt. Verzweifelt versuchte sie das eben Erfahrene festzuhalten, sich an die Bilder zu klammern, doch sie flossen wie Wasser aus ihren Händen. Alles was blieb, war das sichere Gefühl, dass dieses Stück Pergament von essentieller Bedeutung war. Sie bückte sich wieder, um es erneut zu berühren, doch diesmal passierte nichts.

Sie wurde durch Phaen wieder in die Gegenwart geholt, als diese ihr wütend das Pergament entriss. Erschrocken stellte Zefoni fest, dass es todesstill in der Schenke geworden war und alle Blicke auf sie gerichtet waren. Sie musste wohl geschrieen haben, ohne es zu merken.

Hastig stand sie auf und gab Phaen durch ein Zeichen zu verstehen, dass sie ihr vor die Tür folgen sollte. Diese schien keinen Moment zu zögern, denn anscheinend war ihr die Situation ebenso unangenehm, und begleitete Zefoni hinaus.

Die kalte Nachtluft empfing sie wie ein alter Freund. Zefoni atmete tief durch und wandte sich dann zu der verärgert, aber auch sehr verwirrt blickenden Phaen.

* * *


::: K-Ro :::

„Was sollte das vorhin?“ Ungeduldig lief Phaen auf und ab. „ Wieso hast du wie am Spieß geschrieen? Ist dir ein Fingernagel eingerissen, oder was?“ Phaen mochte es nicht plötzlich die ganze Aufmerksamkeit auf sich zu spüren. Sich mit Tölpeln zu prügeln und zu pöbeln ist die eine Sache, eine hysterische Frau, die auf dem Boden hockt, kreischt, als wäre ihr letztes Stündlein geschlagen und ihre Augen verdreht, eine andere. Am liebsten würde sie Zefoni gleich hier und jetzt ihre Zunge raus schneiden.

„Ich verstehe es selbst nicht. Als ich Eure Schriftrolle ergriff, durchfuhr mich ein sonderbares Gefühl, ....“ Als Phaen sie aus den Augenwinkeln betrachtete, fiel ihr auf, dass die junge Frau wohl selbst sehr fassungslos über (keine Ahnung, stimmt die Präposition?) ihren Auftritt war, was für ihre Ausführungen sprach, begreifen konnte sie Phaen dennoch nicht.

„ Was meinst du damit? Du führst doch irgendwas im Schilde. Bestimmt war das irgendein Voodoo – Zauber, mit dem du nach deinem Magierpack gerufen hast, um mich zu täuschen! Aber nicht mit mir!“ Blitzschnell befand sich Phaen vor Zefoni, mit Khalaris in der einen, und Zefonis Kehle in der anderen Hand.

„ Ihr glaubt doch nicht, dass ich so etwas tun würde? Was brächte es mir, euch zu töten?“ Trotz dieser misslichen Lage machte Zefoni nicht den Eindruck, als würde sie Todesängste durchleiden.

* Sicher, sie hat Recht...* Zähneknirschend wich sie zurück.

„Von wem stammt diese Nachricht? Die Pergamentrolle enthielt doch eine, habe ich Recht?“ wollte Zefoni wissen.

„Das geht dich einen Scheiß Dreck an. Meine Angelegenheiten haben dich nicht zu interessieren, verstanden?“ Diese Vespera war Phaen zu neugierig. Sie musste sich zusammenreißen, ihr nicht die Kehle durch zu schneiden. „ Hier trennen sich unsere Wege...“

Sie hatte genug von diesem Mädchen, das offensichtlich adeliger Abstammung war, auch wenn ihr Äußeres Phaen nicht sonderlich beeindruckte. Zefoni trug ein schwarzes, seidenes und teures Gewand und war mit allem möglichen kostbaren Schmuck behangen. Ihr schwarzes Haar war relativ kurz, schulterlang, wie Phaen verächtlich feststellte, denn für sie galt die Haarpracht als ein Zeichen für Weiblichkeit.

*Sie ist nicht gerade muskulös... eher schmächtig...Ich frage mich, wie sie es so weit geschafft hat.....* Die blasse, beinahe kränkliche Hautfärbung des Mädchens ließ sie ebenfalls stutzen. * Es ist ohnehin ungewöhnlich eine Vespera in diesen Breitenkreisen anzutreffen...* Sie musste zugeben, dass es sie schon interessierte, aus welchen Gründen sie eigentlich nach ihrem Meister Vendan suchte, aber Phaen war nicht hier um Freundschaften zu schließen. Also machte sie auf dem Absatz kehrt und entfernte sich in die entgegengesetzte Richtung.

„Wartet!“ Phaen dachte nicht daran und ging weiter. „ Phaen, wenn es Euch so sehr am Herzen liegt, Meister Vendan zu finden, dann bleibt stehen.“ Dieser Ausruf hatte seine Wirkung. Widerwillig wandte sich die Abassinin um.

„Oh, ist der feinen Dame vielleicht doch noch etwas eingefallen, das mich weiterbringen könnte?“ * Wehe, wenn nicht...dann reiß ich dich für diese Frechheit in Stücke!*

„ Nein, aber mir ist ein Gedanke gekommen, der Euer Interesse wecken könnte.“ Zefoni zögerte einen Moment. Phaen stellte fest, dass ihre Kleidung nicht sehr Wärme spendend war, denn diese zitterte sichtlich. Augenblicklich wurde Phaen sich der markerschütternden Kälte bewusst, die tief in die Knochen ging. Wenn sie dies trotz ihres dicken Dachshaarmantels verspürte, müsste es Zefoni um einiges schlechter ergehen.

„Lass uns zurück in den Talgrund gehen. Bei dieser beschissenen Kälte gefriert einem ja der Atem!“ Stieß Phaen aus und schritt ohne darauf zu achten, ob die andere ihr folgte, durch die Tür.

„Haltet Ihr das für klug? Werden diese... ähm, Gäste nicht aufgebracht sein, wegen der Lärmbelästigung vorhin?“ Zefoni wirkte ein wenig abgeneigt von der Idee, diese Kneipe erneut zu betreten, was Phaen amüsiert feststellte.
„ Komm Prinzesschen, diese Saufbande ist längst nicht mehr im Stande sich daran zu erinnern, was noch vor fünf Minuten passiert ist.“

Wie sie erwartet hatte, war die vorangegangene Aufregung wegen Zefonis merkwürdigem Verhalten längst verflogen. Die wenigen Leute, welche um diese Uhrzeit noch an den Tischen saßen, hatten wichtigeres zu tun als sich um zwei scheinbar Verrückte zu kümmern.

„ Gronan, gib uns zwei Zwergenschnäpse!“ * Dieses Teufelszeug wird uns wohl am schnellsten auftauen*

„Oh, ich danke Euch für Eure freundliche Einladung, jedoch verspüre ich keinen Durst.“ Mit einem aufgesetzten Lächeln setzte sie sich, nachdem sie prüfend den freien Stuhl betrachtete.

„Du trinkst mit mir! Verstanden? Ich hasse es, alleine zu trinken!“ Phaens Worte ließen keinen Widerspruch zu, sodass sich die Vespera mit einem Seufzen fügte.

Fünf Schnäpse später, die Zefoni widerwillig mit Phaen in einem Zug leeren musste, ständig zog diese eines ihrer Kurzschwerter hervor, um Druck auszuüben, wurde es heiterer. Phaen war keineswegs betrunken, sie vertrug so einiges und hatte bisher jeden unter den Tisch trinken können, Zefoni hingegen hatte weit übers Ziel hinausgeschossen. Mittlerweile konnte sie keinen vernünftigen Satz mehr bilden und lallte vor sich hin.

„Also, weißt du *hicks* wir könnten *hicks* doch zusammenreisen, oder nischt? Eine Vespera, und eine andere, komische *hicks* Frau... Zusammen gegen die Männer... hehe... *hicks* und für Vendan... mein Meister.... Veeeeendaaaaan..... Wo bist duuuuuu?“ So ging es einige Zeit weiter, bis sie benommen vom Stuhl fiel und regungslos auf dem Boden liegen blieb. Phaen konnte sich kaum halten vor Lachen. Dieses vornehme Mädchen war wohl noch nie mit solch einem Gebräu in Berührung gekommen. In diesem Zustand gefiel sie ihr gleich besser.

*Na gut, dann kann ich jetzt gehen...Sie war recht unterhaltsam, aber auf meiner beschwerlichen Reise wäre sie mir eine Last... Andererseits... ich könnte eine Zauberkundige gut im Molhorg gebrauchen, sie könnte mich vor den Bluthunden bewahren...* Phaen blickte auf die kümmerliche, schlafende Gestalt nieder. Sie wirkte hilflos und zerbrechlich und doch hatte sie etwas an sich, das anders, als es der erste Eindruck vermittelte, eine gewisse Stärke ausstrahlte. Phaen wusste nicht, warum, aber ihr wurde schlagartig bewusst, dass sie auf Zefoni angewiesen war.

*Aber wieso...? Ich könnte sie mit einem Schwerthieb erledigen?* Eine Antwort darauf würde sie wohl nicht erhalten, also beugte sie sich runter, zog diese am Arm hoch und ging Zefoni stützend bis zum anderen Ende der Kneipe, direkt auf die Treppen zu. An der Theke blieb sie stehen, warf Gronan 5 Xhanos zu, die sie aus Zefonis Tasche entnahm, und verlangte nach dem Schlüssel mit der Nummer 13.

„ Tut mir Leid, aber so ein Raum existiert hier nicht. Aberglaube und so. Ihr wisst schon! Wie wäre es aber mit der Nummer 12?“ Er versuchte seine Verwirrung zu verbergen, denn er hatte nicht die Absicht mit ihr in Streit zu geraten.

„ Sicher, was immer du auch hast.“ Phaen hatte sich schon gedacht, dass dieser Raum nur eine Illusion war. Ihr Auftraggeber tat gut daran das schmutzige Geschäft mit ihr zu vertuschen.

Grob warf sie Zefoni auf das breite Bett und machte sich auf den Weg zu ihrem eigenen Schlafplatz in den weiten Ebenen vor den Stadttoren.

*Sicherheitshalber schließe ich die Tür ab...damit dir nichts zustößt* dachte sich Phaen während sie den Schlüssel im Schloss umdrehte.

* * *


::: Zeeben :::

Nach einer völlig unzureichenden Nachtruhe wurde Zefoni nicht gerade zärtlich von Phaen geweckt.

„Aufstehen! Komm hoch! Wir wollen früh aufbrechen!“, rief sie laut während sie Zefoni schüttelte und ihr schließlich die Decke wegzog.

„Es ist doch noch nicht mal hell.“, murmelte ihr Opfer fast unverständlich gegen den eigenen Kater an. Ihr Kopf pulsierte und jedes noch so kleine Geräusch hallte tausendfach in ihm wieder. Zefoni war sich sicher, dass er explodieren würde, wenn Phaen nicht endlich aufhörte rum zu kreischen.

„Ich hab Kopfschmerzen verdammt noch mal! Ruhe!“, versuchte sie zu schreien, aber ihre Stimme war so belegt, dass es eher wie ein lautes Krächzen raus kam. Zefoni hatte die übliche aggressive Reaktion von ihrer neuen Gefährtin erwartet, war also überrascht als sie stattdessen ein gutgelauntes schadenfrohes Lachen hörte.

„Also an deinem Trinkvermögen müssen wir noch einiges verbessern, wenn wir zusammen auf Reise gehen wollen. Is’ ja peinlich! So, und jetzt steh auf, wir wollen los.“ Zefoni sah ein, dass sie keine Chance hatte weiterzuschlafen, und richtete sich stöhnend auf. Sie musste schrecklich aussehen, das schloss sie einerseits daraus, dass sie sich fühlte, als hätte sie eine Woche lang in einer Güllegrube gelebt, und andererseits an Phaens rauem Lachen, dass eindeutig Zefoni galt.

Zefoni musste wohl so übel aussehen, dass sogar Phaen schließlich Mitleid bekam und ihr einige Blätter reichte.

„Hier kau das. Hilft gegen die Kopfschmerzen.“ Dankbar, aber auch ein wenig misstrauisch, tat Zefoni wie Phaen es ihr riet und spürte bald das minzige Aroma, das sich von ihrem Rachen aus ausbreitete und ihr den Kopf frei machte. Erleichtert atmete sie tief durch und bedankte sich dann bei Phaen.

„Nicht zu danken. War schließlich mal in ähnlichen Situationen. Nicht oft natürlich!“ Phaen schlug Zefoni kameradschaftlich auf den Rücken und ging dann zur Tür des Raums. „Ich gehe jetzt in die Gaststube frühstücken, komm nach wenn du dich fertig gemacht hast.“ Sie setzte schon zum gehen na, drehte sich aber noch mal um und sah Zefoni drohend an: „Und wehe, ich muss noch mal hochkommen dich wecken. Dann gibt’s keine Minzblätter, sondern ne kalte Dusche, verstanden?“ Zefoni nickte traurig und begann dann, nachdem Phaen das Zimmer verlassen hatte, sich umzuziehen und zu waschen.

Sie entschied sich für ein schlichtes schwarzes Gewand, das aus einem weichen, fließenden Stoff gemacht war und so weit geschnitten war, dass Zefoni sich wunderbar darin ein kuscheln konnte. Als sie ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe erblickte, erschrak sie fast. Sie war noch bleicher als sie sonst schon war und außerdem waren tiefe schwarze Ränder unter ihren Augen erschienen. Sie sah aus wie ein Zombie. Für einen Moment zögert sie nach unten zu gehen, da sie fürchtete einem der Gäste einen Herzinfarkt zuzufügen. Doch dann erinnerte sie sich an Phaens Warnung und überlegte es sich anders.

Phaen saß in der Gaststube an einem runden Tisch der voll gepackt war mit einem gigantischen Frühstück. Speck, Braten, Eier, Käse, Wein, Obst und vieles mehr stapelte sich vor ihr.

„Ah! Zefoni. Greif zu!“, rief sie offensichtlich gut gelaunt und mit vollem Mund als sie die Vespera in der Tür entdeckte.

Zefoni spürte den Zwergenschnaps in ihrem Bauch protestieren. Sie wurde ziemlich grün um die Nase und musste sich sehr beherrschen nicht ihren kompletten Mageninhalt auf den Flur zu brechen. Sie schluckte und setzte sich gegenüber von Phaen an den Tisch. „Nein, danke. Mir geht es nicht so gut.“, brachte sie noch gerade so heraus.

„Wie schade!“, antwortete Phaen mitleidig, „Wo du doch das ganze hier gesponsert hast!“ Erschrocken griff Zefoni an ihre Seite und bemerkte erst jetzt, dass sich ihr Geldbeutel bedeutend leichter anfühlte, als zuvor. „Wo…? Wie…!? Was fällt dir ein dich an meinem Eigentum zu vergreifen!!“, fauchte sie Phaen entrüstet an.

„Endlich lässt du diese Formalitäten sein. Ich wollte dir schon die ganze Zeit das ‚du’ anbieten! Und was dein Geld angeht. Meintest du nicht noch gestern: ‚Wir sin’ *hick* Schwessstern! Alles was mir g’hört is’ auch *hick* deinns!’“ Das letzte lallte sie in einer so übertriebenen Art, dass sie dabei beinahe vom Stuhl viel. Dann lachte sie lau.

„Das hab ich nicht…“, fing Zefoni an.

„Oh doch, das hast du.“, unterbrach sie Phaen, „Und zwar so laut, dass ich mindestens zwanzig Zeugen dafür habe. Aber wir sind nicht hier, um zu streiten. Wir wollen früh los.“

Im ersten Moment wollte Zefoni aufstehen und gehen, doch dann viel ihr das seltsame Ereignis ein, dass sie am Tag zuvor erlebt hatte. Das Pergament, das sie berührt hatte und die merkwürdige Vision, die sie daraufhin gehabt hatte. Da sie keine Ahnung hatte, was sie sonst tun oder wo sie sonst auf ihrer Suche nach Vendan ansetzen könnte, beschloss sie, dass sie sich, ob es ihr gefiel oder nicht, Phaen anschließen musst. Also blieb sie sitzen und hörte sich an, was diese zu sagen hatte.

„Du hast gestern behauptet, Vendan sei im Westwald verschwunden“, begann Phaen, „also sollten wir dort anfangen zu suchen.“

„Ich habe dort natürlich bereits alles abgesucht.“, entgegnete ihr Zefoni, „und außerdem ist es eine drei Monats Reise dorthin.“

„Nicht, wenn wir das Klerikum durchqueren.“

„Unmöglich!“, fiel Zefoni ein, „Die Mönche lassen niemanden durch ihre Grenzen.“

„Wir sollten uns trotzdem in die Richtung machen. Es ist die einzige Spur die wir haben und ich habe die Erfahrung gemacht, dass einem meistens die guten vor Ort kommen.“, erklärte Phaen, „und mit einer solch mächtigen Magierin an meiner Seite…“

Zefoni brummte missgelaunt. Aber sie musste zugeben, dass das wirklich die beste Idee war, die sie hatten. Sie war drauf und dran Phaen auf das Pergament anzusprechen, ließ es aber dann, weil sie sich erinnerte, wie abweisend diese das letzte Mal reagiert hatte. Zefoni würde schon noch herausfinden, was es damit auf sich hatte.

„Also gut“, sagte sie stattdessen, „lass uns aufbrechen. Das Essen sollten wir besser einpacken und mitnehmen. Wir brechen zu Fuß auf und besorgen uns in einem der umliegenden Dörfer zwei Pferde. Dann sollten wir die Grenzen des Klerikums in ein paar Tagen erreichen.“ Damit stand sie auf und ging immer noch benommen in ihr eigentliches Zimmer.

Das Geld, das sie in dem Beutel bei sich getragen hatte, war zum Glück nur ein kleiner Teil ihres Gesamtbesitzes gewesen. Sie war nicht so dumm ihr ganzes Vermögen mit sich herum zu schleppen. Sie besaß immerhin ganze 5056 Xhanos. Der Rest von dem Geld, das Meister Vendan damals zurückgelassen hatte.

Sie nahm nur einen Teil ihrer Kleidung mit, da sie alles selbst tragen musste, bis sie ein Pferd erstanden hatte. Trotzdem wurde ihr Gepäck mehr als sie erwartet hatte. Voll gepackt machte sie sich auf nach unten, wo Phaen sie mit einem kleinen Rucksack auf dem Rücken, einem Reisemantel über den Schultern und ihren beiden Schwertern an der Seite erwartete.

Sie lachte herzhaft, als sie Zefoni mit Berg unentbehrlichen Gepäcks erblickte. „Ich denke wir können froh sein, wenn wir den Westwald in fünf Jahren erreichen!“

Zefoni knurrte nur und verließ die Gaststätte, sie nun seit vielen Monaten ihr zu Hause gewesen war. Phaen folgte ihr immer noch lachend und gemeinsam machten sie sich auf in Richtung der Stadtgrenze.


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©2004 by Zeeben_und_K-Ro. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

Kommentare


Von Aabatyron
Am 29.07.2007 um 16:57 Uhr

Zunächst einmal: Sehr spannend und interessant geschriebene Storry. Besonders originell finde ich die "Rollenverteilung", dass jeweils von einem Autor die Karaktere einer Romanfigur geschrieben wird.

Bedauerlich ist lediglich, dass ihr bei Kapitel 5 leider aufgehört habt zu schreiben.

Info: Kapitel vier und fünf sind auf der Homepage der Autorinnen nachzulesen.

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