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Prosa => Phantasy & SciFi


Eine Mondscheingeschichte Teil 1 - von Murmeltearding, 17.05.2010
Luna machte langsam die Augen auf. Sie liebte es, einfach so im Gras zu liegen und die Sterne und den Vollmond zu beobachten. "Hmm..." machte sie und griff nach dem Joint, den ihr Soul reichte. Die beiden waren beste Freunde gewesen, seit Luna sich erinnern konnte. Er kannte sie warscheinlich besser als sie sich selbst kannte. Bei dem Gedanken musste Luna lächeln. Ihr Kopf fühlte sich so leicht. Leicht und unbeschwert. Und über ihr glitzerten die Sterne. Sie liebte es mit Soul über die Sterne zu philosophieren.
Sie hatte die anderen hinter ihnen beinahe vergessen. Jakob und Kevin hatten Holz für ein Lagerfeuer gesammelt, so wie immer. Gleich würden sie einheizen und die Kälte die Luna Gänsehaut auf die Arme trieb verjagen. Sie hörte wie Kevin ein Streichholz anriss. Dann roch sie wie er das Papier anzündete und es sich langsam in Rauch auflöste. Genüsslich zog sie an dem Joint, den sie noch immer zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. Grinsend erinnerte sie sich zurück an ihre ersten Male vor ein paar Monaten. Ein Hustenanfall war auf jeden Zug gefolgt. Mittlerweile wusste sie, wie sie sich anstellen musste um sich nicht zum Gespött vor allen zu machen. Als ihre Gedanken wieder zurück zum Hier und Jetzt kehrten, hörte sie die dürren Äste neben sich knistern. Langsam setzte sie sich auf und sah Soul an, der seinen Blick aufs Feuer gerichtet hatte. Sie kroch auf allen Vieren näher zu ihm und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Gemeinsam starrten die beiden ins Feuer. Man hätte meinen können, die beiden wären ein Pärchen, wenn man es nicht besser gewusst hätte. Alle ihre Freunde rundherum wussten es besser. Sie wussten auch, wie sehr beide es hassten, wenn man ihnen das Liebespaar andichtete.
Denise, die "neue" in der Gruppe, gesellte sich zu den beiden. Für sie war es erst der zweite Ausflug hier auf diese Lichtung. Wortlos saß sie neben Luna. Eine Weile sah auch sie nur ins Feuer, dann starrte sie jedoch Luna an. "Was willst du?" fragte Luna nach einer Weile. Erst jetzt hatte sie Denise bemerkt. "Ach nichts" antwortete Denise nur und wandte ihren Blick wieder dem Feuer zu. Nur hin und wieder drehte sie sich noch zu Luna.
Luna seufzte leicht als das Feuer ihren kalten Körper wieder aufwärmte. Zufrieden hielt sie ihre Arme und Hände näher an die Wärmequelle. Ihr Kopf lag weiterhin auf Souls Schulter. Er hatte einen Arm um sie gelegt, so wie er es meistens tat. Luna kuschelte sich noch näher an ihn und schloss wieder ihre Augen. Den Joint in ihrer Hand hatte sie fast vergessen. Erst als Jakob sie von hinten anschubste und auf ihre Hand deutete, erinnerte sie sich wieder und reichte ihn weiter.

Sie hatte ihren Kopf gerade wieder auf Souls Schulter gelegt, als sie hinter sich, am Waldrand jemanden schreien hörte. Sie riss ihre Augen auf und sah erstmal garnichts. Geblendet vom Feuer brauchte sie einige Sekunden, bis sie in der Dunkelheit hinter sich sehen konnte. Das Schreien brach unterdessen nicht ab. Als Luna sah, was sie sah, konnte sie ihren Augen kaum trauen. Erschrocken stand sie auf und taumelte ein paar Schritte rückwärts. Eine gigantische schwarze Raubkatze kam langsam auf die Gruppe zu. Weiter hinten schien eine zweite zu sein. Der Schrei hatte jedoch jeden einzelnen aufmerksam gemacht. Auch der Großteil der anderen, die noch im Stande waren zu stehen, war jetzt aufgestanden. Ängstlich griff Luna nach Souls Hand. Er stellte sich beschützend vor sie. "Was ist das?" Luna hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt und in Souls Ohr geflüstert. Sie wusste, dass das keine gewöhnlichen Tiere waren. Zu oft hatte sie im Fernsehen, und als Kind in diversen Tierparks in die ihre Eltern sie geschleppt hatten, alle bekannten Raubkatzen gesehen. Diese waren wesentlich größer. Die beiden Katzen schlichen immer näher und näher an die Gruppe. Die erste kam geradeaus auf sie zu, die zweite schien die Gruppe umkreisen zu wollen, so dass sie aus beiden Richtungen angreifen konnten. Soul bückte sich vorsichtig und hob einen brennenden Ast vom Lagerfeuer auf. Irgendwie müssten sie sich schließlich verteidigen. Luna stand noch immer hinter ihm. "Beweg dich nicht" flüsterte Soul. "Wenn du dich bewegst, sehen sie dich als Beute an."
"Ich soll mich also einfach fressen lassen wenn sie herkommen?" flüsterte Luna wütend und ängstlich zugleich.
"Sei still." antwortete Soul. Er hielt den brennenden Ast mit beiden Händen vor sich, wie ein Schwert. Er war leicht in die Knie gegangen um im Falle des Falles einen besseren Stand zu haben.

Und plötzlich geschah es. Die erste Raubkatze sprang auf einen ihrer Freunde zu. Genauer gesagt war es eine Freundin. Denise. Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde hatte das Tier sie zu Boden geworfen und schien ihr die Kehle durchzubeißen. Blut spritzte in alle Richtungen. Einige Schreie waren zu hören. Als noch eine dritte Raubkatze aus dem Wald kam, eine hellere diesmal, brach Panik unter den Jugendlichen aus. Soul und Luna waren die einzigen, die still standen. "Was tun wir jetzt?" flüsterte Luna ängstlich. Sie zitterte am ganzen Körper. Ob vor Angst oder Kälte wusste sie selber nicht. Alle drei Raubkatzen schienen beschäftigt zu sein. Blut spritzte aus allen Richtungen und Luna hörte wie Knochen von scharfen Zähnen durchgebissen und Fleisch aus Körpern gerissen wurde. Um sie herum rannten ihre Freunde, jeder in eine andere Richtung, alle schreiend. "Keine Ahnung! Beweg dich nicht." flüsterte Soul. Noch immer hielt er den brennenden Ast vor sich. Tränen begannen Lunas Gesicht herab zu laufen und ein Schluchzen durchfuhr ihren Körper, als sie ihre Freunde, einen nach dem anderen sterben sah. "Mach die Augen zu." flüsterte Soul. "Ich pass auf dich auf."
Luna schloss die kleine Distanz zwischen den beiden und machte die Augen zu. Ihre Hände lagen auf seinen Schultern. Schluchzer schüttelten ihren ganzen Körper. Sie fühlte, wie ihre Knie nachgaben, wusste aber, dass sie auf den Beinen bleiben musste.
Plötzlich spürte sie, wie Soul sich vor ihr verkrampfte. "Verschwinde von hier" flüsterte er, und sie wusste, dass er sie meinte. "Lauf!" fügte er hinzu. "Lauf verdammt" schrie er, als sie sich noch immer nicht bewegte. "LAAAAAUUUUF!"
Luna sah sich nicht um. Sie tat was er ihr befohlen hatte und rannte. Sie hatte keine Ahnung wohin sie eigentlich lief, aber ihre Beine schienen irgendwie einen Weg durch das Dickicht zu finden als sie den Waldrand erreichte. Luna dachte nicht nach. Sie sah die Welt hinter einem Schleier von Tränen, sie fiel aber nicht hin und rannte einfach. Äste rissen ihre Haut auf, ihre Lunge brannte vor Anstrengung. Und sie lief.



©2010 by Murmeltearding. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

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