„Thymianweg 17...17...“
Es war schon 22.37 Uhr und trotzdem noch 6 Pizzen im Wagen. Vor Mitternacht würde er wohl nicht zuhause sein. Ein tiefes Seufzen, ehe er endlich das gesuchte Haus gefunden hatte. Er schnappte sich die zwei Pizzen – einmal Mozarella, einmal Devil's Hell extra scharf, dazu einen kleinen Salat – und ging zur Haustüre.
Er klingelte an und wartete. Nichts geschah.
Er klingelte wieder, doch immer noch Stille. Innen war Licht an, es war also bestimmt jemand da. Ob dieser Jemand wohl eingeschlafen ist? Er grummelte leise, er trug zwar einen Pullover unter der Jacke mit dem “Franko's Pizza“-Logo, aber Anfang Februar um diese Zeit wollte er dennoch nicht hier stehen müssen.
Er klingelte ein letztes Mal und als immer noch keiner kam, ging er zurück Richtung Auto. Doch urplötzlich durchbrach ein markerschütternder Schrei die Nacht. Erschrocken drehte er sich um und sah am oberen Fenster eine Frau, hektisch winkend, ehe sie plötzlich zusammensackte und stattdessen eine maskierte Person am Fenster erschien. Auf einmal kamen noch mehr Schreie, doch diesmal waren es Kinderstimmen. Die maskierte Person kratze kurz mit dem Messer, dass sie in der linken Hand hielt, übers Fenster, ehe sie sich umdrehte und verschwand.
Er geriet in Panik, Angst und der Wunsch, zu helfen, kämpften in ihm, ehe er zur Haustüre lief und diese auframmte. Die Kinderstimmen waren nun lauter und kamen von oben. Frei aller Todesangst rannte er die Treppe hoch, sah nicht den Mann und die alte Frau, die im Flur eine große Blutlache auf dem Perser hinterließen, welcher dadurch zweifellos ruiniert sein würde.
Oben sah er sie: die Kinder. Sie hockten im Zimmer auf der anderen Seite des Flures. Es waren zwei Mädchen und ein Junge zwischen 5 und 12, welche sich weinend aneinander klammerten. Wie von allein bewegte sich sein Körper, er rannte zum Zimmer, doch plötzlich schloss sich die Tür. Von den Schreien betäubt hämmerte er gegen die Türe, schrie und dann öffnete sie sich.
„Verzeihung, wir waren im Keller und haben die Türklingel nicht gehört. Was macht das?“
Er nannte den Preis, gab das Essen ab, kassierte - immerhin 1 € Trinkgeld - und setzte sich wieder ins Auto. Es war höchste Zeit, dass dieser dumme Verlag wieder ein Buch von ihm rausbrachte, er hasste den Geruch von Pizza mittlerweile. Die nächste Adresse war Klaus-Ratzer-Platz 105a, wohl 5 Minuten Fahrt. Er seufzte und fuhr los.
Vor Mitternacht würde er wohl nicht zuhause sein.