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Prosa => Phantasy & SciFi


Stimmen - von Apollox, 08.08.2007
Stimmen

Die Stimmen in seinem Kopf sind nun allgegenwärtig.
>> Geht aus meinem Kopf ! >>, brüllt er, doch vergebens,
es ist längst zu spät.
Es war das eingetreten wovor er am meisten Angst hatte, nämlich dass er die Kontrolle darüber verliert. Dabei hatte es doch so vielversprechend angefangen und er war doch so zuversichtlich dass nichts schief gehen würde.
Dies alles begann eine Woche vor all diesen erschreckenden Ereignissen an einem sonnigen Aprilmorgen. Sein uralter Wecker, der kaum noch vermochte das Geräusch einer Klingel zu imitieren, sondern viel mehr das einer sterbenden Katze, riss ihm an diesem Sonntag aus dem Bett. Es war undenkbar mit diesem grässlichem Kater in die St. Brownson Church zu radeln.
Seine blutunterlaufenen Augen waren voller Grient und als er sie durch das Aufjaulen der sterbenden Katze abruppt öffnete, riss er sich ein paar Wimpern aus.
>> Verdammte Bindehautentzündung ! >>, schrie er entrüstet auf und schmiss diesen scheußlichen Wecker gegen seine mit Raufasertapete überzogene Schlafzimmerwand
- die vielmehr die Wand seines halben Apartments war - und begab sich in sein Bad, das andere Zimmer seiner 3 Räume.
Gähnend schleppte er sich zur Spüle und kontrollierte sein Gesicht.
>> Oh Gott ...es war eine viel zu lange Nacht Mann. >>, sprach er zu dem Mann mit den glasigen Augen, der roten triefenden Nase und dem Dreitagebart im Spiegel, den er nur zu gut zu kennen schien.
Als er das Collage schmiss hatte er sich das nicht so vorgestellt.
Er wollte ja endlich Geld verdienen und sich um seine Cindy kümmern.
Sicher, jeder fängt doch mal bei McDonalds an. Ist doch nichts Schlimmes, du findest bald etwas anderes, redete er sich ein.
Das was er fand war ein Fabrikarbeiterjob.
Und Cindy ?
Sagen wir, es hat sich herausgestellt dass sie eher auf alte, reiche Männer steht.
Er dachte jeden Morgen daran was gewesen wäre wenn er nicht so feige gewesen wäre und diesen Matlock seine Meinung gesagt hätte und sich von ihn und seinen Roadiekollegen nicht vom Collage verjagen lassen hätte. Seine Cindy wäre bestimmt bei ihm geblieben, anstatt sich an den guten alten, millionenschweren, Mister Richards aus der Epston Street ranzumachen.
Mit Aspirintabletten und seinem Morgenmantel bewaffnet ging er zum Fahrstuhl, fest entschlossen heute mal nur 4 Brötchen anstatt 6 zu essen und tippte den 1. Stock ein, als dieser dreiste Schönling sein Bein durch die Tür schob, und sich mit einen übers ganze Gesicht gehendes Grinsen neben ihn stellte.
>> Guten Morgen Sir ! >>, sagte der Schönling zu dem abgewrackten Mitvierziger der mit ihm in dem Fahrstuhl stand.
>> Gut, ja ? Was zur Hölle ist daran gut ? >>, erwidert Johnny, dem sein Ausspruch jetzt schon irgendwie leid tat.
>> Die Vögel zwitschern, die Sonne lacht und die Börsenkurse stehen gut. Warum so schlecht gelaunt, mein Freund ? >>
Johnny presste ein paar Worte heraus. >
Das sprechen schien ihm schwergefallen zu sein, so wie bei einem alten Hund der zu faul ist zu bellen oder zu knurren.
>> Alles klar mein Freund. Dir ist heute nicht nach sprechen zu Mute, hab ich Recht ?
Na ja, wir sehen uns bestimmt später. So Long >>, und er schwang sich mit seinem noch immer breiten Grinsen aus dem Lift.
Was es nicht alles für verrückte Vögel gibt, dachte sich Johnny und stieg schließlich im ersten Stock aus. Er torkelte rüber zur Spooner Street in dem sein Lieblingsbäcker war und dachte unterwegs über den Blondschopf im Fahrstuhl nach.
Irgendwo hatte er ihn doch schon mal gesehen, und noch bevor ihm endlich einfiel woher, sagte er zu Jeany, der Verkäuferin, >> 6 Brötchen wie immer Schätzchen. >>
Aber bevor er einschritt und sagte, >> Ach, gib mir doch lieber nur 4 oder 3 ! >>, und Jeany erwidern würde, >> Uh, sind wir heute mal mutig. >>, war er längst aus dem Geschäft und stand wieder vor seinem 3 Zimmer Apartment.
>> BILLY OSMONT ! >>, rief Johnny während er den Schlüssel herumdrehte.
Der Typ aus der Werbung welche er neulich auf seinem Schwarz-Weiß Gerät sah.
Na klar, das muss er gewesen sein !
Sogar Leute aus TV Spots treiben sich schon in dieser sinisteren Gegend herum.
Molly das kleine Flittchen von oben drüber muss ihn wohl gestern bei einer Bar bezirzt und mit nach Hause genommen haben.
Johnny setzte sich gerade seinen Kaffee an als es an der Tür klingelte.
Ängstlich, aber zu neugierig um zu wiederstehen, schlich sich Johnny zum Spion, und sah gespannt hindurch. Es war der, den er erwartet hatte - Billy Osmont.
>> Hey mein Freund, ich kann dir einen Vorschlag machen den du nicht ablehnen kannst. >>,
schallte es im Flur. Während er den rostigen Riegel wegschob und die Tür mit seinem verbogenen Aluminiumschlüssel aufschloss, packte ihn ein seltsames unbehagendes Gefühl. Ein Gefühl das ein Kaninchen haben muss wenn es einer Schlange ins Auge sieht.
>> Ja ? >>, sprach Johnny mit erhobener Stimme, >
Der Blondschopf reichte ihm seine Hand und sprach,
>> Hast du schon mal darüber nachgedacht dein Leben von Grund auf zu verändern und das zu tun worauf du Lust hast ? >>
>> Wer hat das nicht ? >> entgegnete Johnny.
>> Nun, ich kann dir genau dabei helfen. Was wolltest du schon immer können ? >>
>> Handstand machen und mit dem Ar*** Fliegen fangen, was für eine Frage Mann ? >>
Osmont lachte hell auf, es hörte sich fast wie ein Kinderlachen an.
>> Nun Mr. Miller, ich glaube sie haben nicht so recht verstanden um was es geht.
Ich kann ihnen ein unglaubliches Geschenk machen. Kostet nur 500 $, wie sie es wahrscheinlich schon aus der Werbung kennen. >>
>> Ich habe keine 500 $. >>, sprach Johnny, der begann sich unwohl und belästigt zu fühlen.
>> Aber Mr. Miller, sie können selbstverständlich einen Kredit aufnehmen, keine Frage. >>
>> Um was für ein Geschenk handelt es sich denn, mein Freund ? >> entgegnete er zynisch.
>> Was immer ihr Herz begehrt, Mr. Miller. Ich kann ihnen da einen Vorschlag machen.
Wollten sie nicht schon immer mal wissen was andere Menschen denken ?
Besonders über sie ? >>
Mit einem herzhaften Lachen ließ Johnny den Schönling stehen, verschloss die Tür erneut und ging zu seinem frischen Kaffee hinüber und goss seinen Frühstücksbecher voll, so dass er durch sein Lachen fast etwas verschüttete. Nachdem er 2 Aspirin hinterwürgte und sich 3 Stunden aufs Ohr haute endete dieser merkwürdige Morgen.
Bis zum nächsten Tag ging er nicht wieder aus dem Haus, doch als er dann endlich seine trist graue Apartmenttür aufschob schrak er furchtbar auf.
Es war Blondschopf. Er stand schon wieder da.
>> Oh Mann, hast du mich erschreckt Blondie ! >>
>> Oh Verzeihung, das wollte ich nicht mein Freund. >>,
grinste der Schönling, der sich den ganzen Tag nicht bewegt zu haben schien, zurück.
>> Bist du schon wieder hier Mann ? >>
>> Tja, wir wollen doch beide dass sie mein Angebot annehmen oder ? >> sagte er mit einer Ernsthaftigkeit die sogar einen störrischen Esel umgestimmt hätte weiterzureiten.
Johnny’s Gesicht wurde kreidebleich. Was geht hier nur vor ?
Ist der Typ von der Mafia und will dir ein Geschäft machen das du nicht ablehnen kannst ?
>> Ok, Mann, >>, stammelte Johnny.
>> W-wwieviel noch mal ? 500, ja ?
Und äh, wie war das noch mit dem Kredit ? >>, jetzt noch aufgeregter.
>> Weißt du was mein Freund ? Ich gebe dir einen Rabatt von 100%, wenn du es schaffst zu erraten an wen ich gerade denke ! >>, bot Osmont an und sämtliche Lichter blitzen auf.
Eine eigenartige Intuition ergriff Johnny so gleich im nächsten Moment.
>> Lance Armstrong ! >>, sagte Johnny voller Überzeugung.
>> Hey, das ist richtig ! Tja, schätze mal wir sind quitt mein Freund. >>,
meinte er im Weggehen, immer noch mit seinem breiten Grinsen ausgestattet.
Ok Johnny, wie zur Hölle hast du das erraten ?
Was zur HÖLLE ist eben passiert ?
Träumst du noch oder was ist hier los ?
REIß DICH ZUSAMMEN MANN !
Und noch Tausende mehr dieser Gedanken schossen ihm durch den Kopf wie eine Kugel seiner 44er. Und dann tat er wieder das, was er jeden Morgen tat.
Er ging runter zum Bäcker und holte sich seine Brötchen, nur diesmal schon komplett angezogen, bereit für seine von ihm so geliebte Arbeit.
Als er gerade ansetzte zu sagen dass er wie immer 6 Brötchen haben will, vernahm er auf einmal Jeanys Stimme.
** Sechs Brötchen du Fettsack ? Oh Mann ...ich hasse es wenn er Schätzchen zu mir sagt. **
Er stand kurz wie angenagelt da und überlegte ob er das gerade wirklich gehört hatte.
>> Vier Brötchen hätte ich gern. >>
** Woa ..hat der Fettsack endlich beschlossen was gegen seinen Bierbauch zu unternehmen ? Dann ist er ja fast hübsch anzusehen wenn da nicht seine bemitleidenswerte Visage wäre...**
Hustend ging Johnny raus um sich noch einmal in sein Apartment zu schleppen, die Brötchen hinterzuschlingen und zu seinem Job nachzugehen.
Wie jeden Montag Morgen nahm er dazu die Straßenbahn anstatt den Linienbus, da jeden Montag das Fahren hier günstiger ist als mit dem Bus.
Noch immer in seinen Gedanken versunken, über das was er gerade von Jeany gehört zu haben schien, setzte er sich mit dem gelösten Fahrschein auf einen schmutzigen dunkelroten Ledersitz, der früher mal ein knalliges kirschrot hatte.
Er fuhr nicht gern mit der Straßenbahn, denn hier waren auch meistens Punks und Junkys. Wie angenommen kam auch einer dieser Rabauken auf ihn zu und setzte sich neben ihm, obwohl 6 Plätze rechts und links von Johnny frei waren.
Mit einer mit den Worten “ Slipnot 4 ever” beschriebenen, mit silbergrauen Nieten versehenen, schwarzen Lederjacke und einer durchlöcherten und zerlumpten Blue Jeans,
war er klar als einer zu erkennen.
Miller war sich nicht sicher zu wem dieser Jugendbanden der Punk gehörte.
Entweder zu den “Brown Bottel”, den “Grey N8 Sk8rn” oder den “Westend Kidz”.
Er hatte Merkmale aller dieser rivalisierenden Gangs. Aber wie neidisch war er doch auf die stinkenden, meist drogenabhängigen und vorstrafensammelnden Jugendlichen.
Die würden schon wissen wie man eine Party feiert.
Als er noch jung und knackig war, war er bei so gut wie jedem in seiner Schule unbeliebt. Der unansehnliche Freak mit einer Hornbrille deren Gläser so dick waren wie der Boden eines Schnapsglases. Nicht zu vergessen die hässliche Zahnspange und dieser grässliche Braver Junge Haarschnitt.
Der einzige Mensch der sich um sein Wohlergehen kümmerte war wohl seine damalige Freundin Cindy. Sie waren ein so ungleiches Paar. Das hübsche Mädel und der Typ der ganz vorn sitzt. In seinem Tagestraum versunken wie es wohl wäre wenn sie zusammengeblieben wären, riss der Punk neben Johnny ihn aus seinem Paradies heraus.
** Oh Mann, was für ein Penner. Wenn ich so ein abgehalfterter Bürohengst wäre, hätte ich mir schon längst ne Kugel verpasst. **
Mr. Miller sah ihn darauf mit großen Augen an.
>> Was ist dein Problem Mann ? Noch nie´n Jugendlichen gesehen oder was glotze so ? >>
Dann das erlösende Klingeln der Straßenbahn.
Angekommen.
Gerade noch rechtzeitig um dieser peinlichen Situation zu entfleuchen.
Ohne eine Antwort zu geben stieg Johnny aus der Straßenbahn und wurde direkt vom Sonnenlicht erfasst. Seine durch die Entzündung empfindlichen Augen begannen sofort los zu tränen. Warum er nicht zum Arzt fuhr und sich krankschreiben lies fragte er sich ernsthaft.
Von dem schwülen Wetter völlig verschwitzt kam er nun endlich am Fließband an und begann einen Kolben in Schlitz B zu stecken.
Dann noch einen.
Dann noch einen.
** Johnny sieht heute ganz schön schlecht aus. War garantiert wieder in dieser verdammten Spielunke sich voll laufen lassen. Das Ding sollte man endlich zu machen, damit diese armen Schweine sich nicht noch mehr in diesen Teufelskreis saufen. **
Es war nun eindeutig und nicht mehr zu leugnen.
Er konnte die Gedanken anderer Menschen lesen.
Jeany, der Punk und nun sein Arbeitskollege.
Was immer der Blondschopf dir gab Mann, es ist der Hammer,
dachte er bei sich und steckte wieder einen Kolben in Schlitz B.
Das machte er noch den ganzen restlichen Tag, wie seit den letzten 20 Jahren auch.
Schichtende.
Endlich den Schein abstempeln gehen, sich in die verdammte Straßenbahn schwingen,
nach Hause fahren, kurz einen, oder zwei, oder auch drei Hamburger warm machen,
diese runterschlingen und ab in die Heia. Oder... Sollte er doch nicht in die Heia ?
Wie geht das noch beim Pokern ? Wenn man die Karten der Gegnern kennt, hat man so gut wie gewonnen ? Er würde es ausprobieren wollen, doch so weit war er noch nicht mit den Checkpunkten. Was stand noch mal auf der Liste nach dem Schein abstempeln ?
Straßenbahn fahren, wie befürchtet.
Und wer erwartete ihn da ? Sein alter Kumpel der Punk. Ja, endlich sieht man das eindeutige Zeichen, das braune Kopftuch und die Armbanduhr ohne Gehäuse - Brown Bottel.
Außerdem noch 2 seiner Kollegen mit einem zerschundenen Skateboard unter den Armen.
Die Beiden sehen noch schlechter aus.
Und bedrohlicher.
Und betrunkener.
Ok Mann, bleib ganz ruhig, das sind nur Jugendliche die ihren Spaß haben wollen.Natürlich werden sie dich gleich belästigen aber das machen sie nun mal.
>> Hey Mann ! Hattest meine Frage heute Morgen nicht beantwortet !
Ziemlich unhöflich, findeste nicht auch ? >>
>> Ja. Entschuldigung. Tut mir wirklich Leid.
Wie war sie noch gleich ? >>
>> Was du so glotzt ? >>
>> Genau Mann ! >> brüllt ein Anderer dazwischen.
>> Verzeihung. Ich war so beeindruckt von deinem Gestank ! >>
Hast du das gerade wirklich zu dem gesagt ?
>> Wenn du Stress haben willst, komm her ! >>
>> Na komm schon, kleiner Schuljunge, ich laufe nicht weg ! >>
Als einer der Drei gerade sein Skateboard aufhob und zum Wurf ansetzte, kam plötzlich Rodriguez, Johnnys Kollage, dazwischen und sah den Punk missmutig an.
>> Junger Mann. Du wirst dich augenblicklich in die nächste Straßenbahn schwingen und deinen Arsch nach Hause bewegen ! >>
>> Ach kommt Jungs, verziehen wir uns. >>,
flüstert einer der Raudies und die Unruhestifter waren außer Sichtweite.
>> Hey, danke Mann ! Ich weiß nicht was über mich gekommen ist, auf diese Pöbelei einzugehen. >>
>> Kein Problem. Das machen sie nur weil sie sich cool fühlen wollen, aber eigentlich sind sie anständige Jungs. Ob du es glaubst oder nicht, neulich hat Sanchez, der Große, mein Sohn, bei einem Film angefangen zu flennen. >>
>> Ich wusste nicht dass einer davon dein Sohn ist. >>
>> Keine Ursache, woher sollst du es auch wissen ? >>
Ja, woher auch ? Johnny konnte ja schließlich nur Gedanken lesen.
>> Kommst du, Johnny ? >>
>> ... Weißt du, ich glaube ich werde heute mal ausgehen. >>
** Wie jeden Abend, hm ? **
Johnny ignorierte den Gedanken und sprach zurück, >> Willst du vielleicht mitkommen ? Gehe ins Casino von Newbay. >>
>> Newbay ? Ist doch ein ganz schönes Stückchen von hier entfernt, findest du nicht au- >>
Da brach Rodriguez ab und sprang in die gerade losfahrende Straßenbahn.
>> Viel Spaß Mann ! >>, brüllte er Johnny hinterher.
Den werde ich haben, dachte er sich und machte sich auf den Weg zu dem Vergnügungsetablissemant.
Vor dem Eingang traf er dann auf die gewöhnlichen schrankartigen Türsteher, einer mit einer Narbe die ihm über das gesamte linke Auge ging.
Johnny zeigte auf seine Krawatte, seine schwarzen Herrenlederschuhe und seine Rolexfälschung die er von dem Schlitzauge in der Innenstadt gekauft hatte.
Ohne Kommentar ließen die Türsteher Johnny durch.
Nicht sehr verwundernswert, das Casino läuft schon seit dem Kingsley Brandt nicht mehr.
Vor der Zeit als dieser verrückte Feuerteufel Kingsley das Casino fast niedergebrannt hätte, wäre Johnny nicht mal in Begleitung von Arnold Schwarzenegger reingekommen, doch zum Glück, oder nicht, waren diese goldenen Zeiten lägst vorüber und Johnny konnte seinem Spieltrieb nachgehen.
Er wusste nicht genau wo er hinmusste, deswegen fragte er einen Mitarbeiter des Casinos.
>> Guten Tag, Sir. Ich wüsste gern wo der Pokertisch ist. >>
Mit einem Blick der sogar Väterchen Frost hätte erstarren lassen sagte der unfreundliche, aber gut gekleidete Pimpf, >> Ganz hinten. >>
... Na gut, ganz hinten, sehr informativ, dachte sich Johnny und suchte das Wasserloch der Kartenspielsüchtigen.
Und prompt fand er es auch. Ein Spielchen am Automaten hätte ihm zwar auch nicht geschadet, aber er war ja nicht hier um Spaß zu haben, sondern um Geld zu verdienen.
Vielleicht genug Geld um seine Cindy zurückzukaufen.
Ein absurder Gedanke, denn sie wäre erst gekommen wenn Johnny plötzlich 50 Jahre älter geworden wäre.
Nach 48 hintereinander gewonnenen Spielen und nachdem alle bis auf einen ausgestiegen waren, hatte John Miller nun 500,000 $ vor seiner Nase liegen.
Der Zocker, Paul McCann, ein aalglatter Pokerprofi, der mehr Geld gewonnen hatte als jemand wie Johnny in seinem ganzen Leben verdient hätte, begann nun langsam aber sicher, sehr wütend über das vermeintliche Glück seines Gegenspielers zu werden.
Seine Halsschlagader war auf die Größe eines Kinderarmes angeschwollen
und sah fast so aus als ob sie jeden Moment wie ein praller Luftballon platzen würde.
** Wenn er jetzt meinen Bluff durchschaut dann gehe ich zum Wagen und jage ihm eine Kugel in seinen verdammten Schädel. **
>> Du bluffst doch nicht etwa, oder mein Freund ? >>, sagte Johnny grinsend während er einen Straight Flash auf den Tisch legte.
>> Du verdammter Huren**** ! Jetzt mach ich dich fertig ! >>,
brüllte Paul und schmiss seine Karten über den ganzen olivgrünen Tisch.
Aber bevor das geschah schritt einer der Schränke ein und wies ihm an zu gehen.
>> Ich werde lieber noch etwas warten bis der Typ sich verzogen hat,
möchte ungern eine Begegnung mit seiner Eagle machen. >>
>> Er hat eine Eagle ? Woher wollen sie das wissen ? >>
>> Na ja, jeder solcher Typen hat irgendeine Kanone in seiner Seitentasche, und zweitens ...
Habe ich dafür ein besonderes Gespür. >>
Eine Weile verging und einer der Schränke bemerkte,
>> Sie spielen verdammt gut Sir. >>
>> Verdammt richtig. >>
>> Ich denke ich werde meine Chips einlösen gehen und nach Hause fahren. >>
Sagte er nachdem McCann sich verzogen hatte.
Er war mit seinem Arbeitskoffer gekommen und mit einem 500,000$ Geldkoffer gegangen. Vielleicht würde er morgen wieder spielen.
Vielleicht auch den nächsten Tag.
Vielleicht auch den Rest der Woche, oder des Monats, oder des Jahres.
Aber dann würden zu viele Leute Verdacht schöpfen.
Eine halbe Millionen, so dachte sich Johnny,
sollte für eine hübsche Villa in St. Orston ausreichen.
Endlich hatte er es geschafft, er war das, was der normale Durchschnittsbürger als reich bezeichnet. Doch, es sollte nicht glücklich mit dem Mann aus der Arbeiterklasse enden.
Am nächsten Abend, als er sich bereits eine prachtvolle Villa aus dem 18. Jahrhundert gekauft hatte, welche bereits geschmackvoll eingerichtet war,
machte er sich gerade fertig fürs Bett.
Wenn er wieder Geld bräuchte müsste er einfach nur wieder ins Casino gehen und eine Runde Poker spielen. Aber vorerst hatte er noch fast 100.000 $ übrig.
** Johnny ? Oh Johnny ? Bist du da Johnny ? **
>> Was ? Wer hat das gesagt ? >>, schrie er in sein leeres Badezimmer als er gerade dabei war sich seine leicht vergilbten Zähne zu putzen.
Ist doch niemand hier... redete sich Johnny ein und putzte weiter.
Er hatte auch Recht.
Es war niemand da.
Nur die Stimme in seinem Kopf, die begann ein Eigenleben zu entwickeln.
** Hey Johnny ! Wollen wir mal was Witziges unternehmen ? **
>> Wer ist da ? >>, flüsterte Johnny weinerlich.
** Schau mal nach vorn **
Es fiel ihm zuerst nicht auf was die Stimme meinte, doch dann merkte er was sie meinte und war einen Augenblick drauf und dran in Ohnmacht zu fallen, denn er blickte in den Spiegel.
** Ah, hast du mich gefunden du Genie. **
>> Was zur Hölle ? >>
** Was ist ? Glaubst du dass du einfach so 500.000 machen kannst und nichts passiert ?
Wie gutmütig bist du denn ? **
Er putze verstört weiter und versuchte den Typen im Spiegel zu ignorieren.
** HEYY ! HÖR MIR ZU ! **
Wie vom Blitz getroffen schrak John auf, legte seine Zahnbürste weg
und ging irritiert, über das gerade ereignete, rüber zu seinem Schlafgemach.
** Ich habe dich etwas gefragt ! Glaubst du, du kannst so tun als ob es mich nicht gibt ? **
>> Was willst du ? >>
** Nur ein bisschen Spaß haben, ganz einfach. **
>> Pokern ? >>
** Willst du mich veralbern ? Eine halbe Millionen ? Verstehst du darunter Spaß ?
Du hast zu niedrige Ansprüche Alter, aber das reden wir dir schon noch aus, keine Sorge **
>> W w was willst du denn machen ? >>
** Keine Ahnung, was die Nacht so bringt. Aber auf jeden Fall nicht pennen, das kannste auch wenn du tot bist Mann. Holen wir uns doch einfach was Hübsches zum vögeln und dann sehen wir was wir noch mit ihr machen, wie hört sich das an ? **
>> Grauenhaft. >>
** Du solltest deine Einstellung überdenken. Du bist jetzt kein billiger Mensch mehr.
Du kannst tun und lassen was du willst und niemand kann dagegen etwas unternehmen **
>> Ich kenne da jemanden der etwas unternehmen kann. Er heißt Mr. Justiz und er wird dich verhaften wenn du Scheiße baust ! >>
** Was wollen Cops schon tun ? **
>> Mir eine Kugel in den Körper jagen ? >>
** Haha, musst du da nicht selber lachen ? Der Tot ist kein Problem mehr für dich**
>> Ich habe gewisse Kräfte, ja, aber ich wurde nicht unsterblich gemacht ! >>
** Nein ? ... Haha, du glaubst aber auch alles Mann !
Du hättest dein Gesicht sehen sollen.
Nein, natürlich bist du es nicht, aber das musst du nicht auch gar nicht sein, wenn niemand etwas von dem erfährt was du tust. **
>> Verschwinde aus meinem Kopf du Bastard ! >>, brüllte er zu sich selbst.
** Kumpel, denkst du, du hast eine Wahl ? Was glaubst du wer du bist ?
Du bist nur der Körper, ein Mittel zum Zweck, ICH bin jetzt der Mann der das sagen hat ! **
Johnny stand aus dem Bett auf und bereitete sich wie auf eine Mutprobe vor,
auf das was er gleich tun würde.
Brüllend rannte er mit dem Kopf gegen eine Wand, welche längst nicht mehr mit Raufasertapete überzogen war. Wie ein Stier dem roten Tuch entgegen stürmend knallte er schließlich dagegen und fiel bewusstlos wie ein Stein zu Boden.
Am nächsten Morgen stand er mit wahnsinnigen Kopfschmerzen, wie bei einem schlimmen Kater, wieder auf und wollte sich in sein Bett schleppen um weiter zu schlafen.
Doch etwas war komisch.
Er wusste noch das er gegen die Wand gegenüber des Bettes rannte, aber er wachte direkt neben dem Fenster, das sich rechts neben dem Nachttisch befand, wieder auf.
Er bemerkte das es außerdem geöffnet war.
Er sah sich kurz um und bemerkte plötzlich die schlammigen Fußabdrücke,
die überall auf seinem kostbaren Teppich, welcher aus Indien stammte, verteilt waren.
Dann bemerkte er dass sein Schlafanzug voller Blut war.
Er hielt sich die Hand vor seinen Mund und versuchte seinen aufkommenden Schrei zu unterdrücken, aber ein kleines Schluchzen kam trotzdem hindurch.
Ihm wurde klar dass er gestern nicht liegen geblieben war nachdem er gegen die Wand geprallt war, sondern dass er draußen gewesen sein muss um “Spaß zu haben“.
Seine verblasste Erinnerung und das viele Blut das an ihm klebte,
lies ihn schreckliches erahnen.
Wie aus dem Instinkt heraus ging er nun, noch immer Bahrfuß hinunter zum Keller.
Als er vor der Tür stand fing er wieder an zu schluchzen.
In diesem Deliriengleichen Zustand öffnete er nun langsam die knarrende Kellertür
und ein überwältigender Gestank kam ihm entgegen.
Leichenhafter Gestank.
Er drückte nun den Lichtschalter und seine neueingewechselte 50 Watt Glühlampe begann zu leuchten und ihm offenbarte sich ein grausames alptraumhaftes Bild.
Es war Molly.
Sie saß mit durchgeschnittener, noch immer bluttriefender Kehle auf einem Stuhl gefesselt, direkt neben der Treppe. Ihre toten blutunterlaufenen Augen starren Johnny an und teilen ihm mit, das sie sehr gelitten haben muss.
Johnny ging die knarksenden Stufen hinunter um einen näheren Blick auf sein Opfer zu werfen. Sie war völlig nackt, ihre Beine gespreizt und an ihren Schenkeln waren Hämatome deutlich zu erkennen. Sie hatte noch immer den Knebel in ihrem Mund und an seinen Rändern gähnten lange Schnittstellen entgegen, was von der zu festen Schnürung rührte.
Ihre Fuß und Handgelenke waren an den Stuhlbeinen und Armlehnen mit Kabelbindern, so wie man sie im Baumarkt kaufen konnte, angebunden worden.
Er schaute hinunter zu seiner blutverschmierten Schlafanzughose und bemerkte den Flecken der sich langsam ausbreitete, als er sich einmachte.
Dann kam noch ein ekelhaftes Gefühl in der Magengegend hinzu und er eilte zu einem Eimer, der neben seiner Waschmaschine stand und übergab sich schließlich,
kurz bevor er ohnmächtig wird.
3 Stunden später, als er endlich aufwachte erblickten seine Augen als Erstes die Leiche.
Er stand langsam aus seinem Erbrochenem auf, auf das er zusammenbrach nachdem der Eimer umkippte, und begann jämmerlichst zu weinen, wie bei einem kleinen Kind dessen Lutscher gestohlen wurde.
Nach einer halben Stunde hörte sein Weinkrampf endlich auf und er bekam wieder seine Gesinnung. Torkelnd ging er an der Leiche vorbei und verließ wieder die Folterkammer in der die kranke Stimme in seinem Kopf gewütet hatten und erreichte gerade den Ausgang als sie plötzlich wieder da waren.
Wer konnte ahnen dass diese Stimme
ein Eigenleben entwickeln würden ?
Hätte Cindy ihm doch nur Beistand leisten können.
Dann hätte er die arme Molly vielleicht nicht getötet.
Aber es war nicht mehr rückgängig machbar.
John Miller war ein abscheuliches menschentötendes Monstrum geworden.
Wenn seine übrig gebliebene eingeschüchterte, kleine Persönlichkeit nicht gewesen wäre, wer weiß was er noch getan hätte.
Jetzt kauert er jedenfalls verkrampft und verzweifelt auf dem Boden und sein eigenes Ich versucht dem Allen ein Ende zu bereiten. Er zerrt sich Zentimeter für Zentimeter auf dem teppichbelegten Fließboden hin zum erlösenden Waffenschrank.
Nun richtet er sich für den letzten Kraft und Willensakt auf, um die Tür zu öffnen, seine 44er herauszunehmen und sich einen Kopfschuss zu verpassen.
Die Stimmen in seinem Kopf sind nun allgegenwärtig.
>, brüllt er, doch vergebens, es ist längst zu spät.
Es war das eingetreten wovor er am meisten Angst hatte,
nämlich dass er die Kontrolle darüber verliert.
Nur wenige Schritte vor dem süßen Kuss der Magnum entfernt, bricht John zusammen.

14 Jahre später ...

>> Hallo mein Freund, es ist Zeit. >>
>> Zeit für den Stuhl ? >>
>> Ja, mein Freund. >>
Als der Wärter des St. Orston Prison mit dem Toten John Frank Miller die letzte Meile entlang ging, bemerkte John die beiden anderen gar nicht, die sich verachtend über ihn unterhalteten, was für ein Schwein er doch sei.
Im finalen Raum angekommen, ertönen nun die letzen Sätze die Johnny je hören wird.
Stufe 1 !
>> John Frank Miller, sie wurden von einem Gericht dieses Bundesstaates,
wegen der Ermordung von Molly Pepper zum Tode durch den elektrischen Stuhl verurteilt.
Es wird nun solange Strom durch ihren Körper fließen bis sie tot sind.
Möge Gott ihrer Seele gnädig sein. Haben sie noch ein letztes Wort zu sagen ? >>
>> Ich bin nicht verrückt und ich bin auch kein Mörder.
Aber Gott wird das erkennen wenn ich vor ihm stehe.
Ich vergebe euch, denn ihr wisst nicht was ihr tut. >>
Johnny wirft nun noch einmal einen letzten Blick auf diese Erde auf der er nun 56 Jahre,
14 davon in Haft, gewandelt war.
Und gerade fällt ihm das Namensschild des grinsenden Wärters zu seiner Rechten auf.
Darauf steht in einem feinsäuberlich gedruckten Schriftzug
“Billy Osmont ”.
Stufe 2 !



Ba-Zing !



©2007 by Apollox. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

Kommentare


Von Apollox
Am 10.08.2007 um 12:35 Uhr

Hallo Aabatyron !
Erstens, danke für dein Kommentar.
Zweitens, ich lasse es bewusst offen, so dass man sich selbst alles interpretieren kann.
Und Billy Osmont, wird noch öfters auftreten ;-)


Von Aabatyron
Am 09.08.2007 um 22:13 Uhr

Die Idee ist nicht schlecht - am Schluss der Geschichte sind alledings viele ungeklärten Fragen.
Was waren die Beweggründe von Billy Osmont?
Das abruppte Ende birgt recht viele Geheimnisse die ich gerne erklärt gesehen hätte.
Besonders gut finde ich das Spiel mit der Psychologie der Romanfiguren - das erzeugt des öfteren richtiges Mitgefühl.

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