Es war einmal ein schönes, freies Land! Die Leute konnten fröhlich machen, was sie wollten. Natürlich nicht alles! Aber vieles! Die meisten waren fleißig und zufrieden. Ohne zu murren, gingen sie eifrig ihrer Arbeit nach und darum konnten sie sich ein Auto und einen Fernseher kaufen. Weil sie sparsam waren, reichte es nach ein paar Jahren sogar für ein hübsches und ordentliches Eigenheim. Wenn sie krank waren, nahmen sie ihren Krankenschein und gingen damit zum Doktor. Der schrieb ihnen ein Rezept aus und damit holten sie in der Apotheke ihre Medizin, die meistens half, so dass sie nach kurzer Zeit wieder ganz gesund waren. Die Leute mussten auch nicht lange nachdenken, wenn bei ihrem Auto der Tank leer war. Sie fuhren einfach zur nächsten Tankstelle und kauften Benzin. Trotzdem hatten sie hinterher noch genug Geld, um den samstäglichen Großeinkauf für die Familie zu erledigen. Es reichte sogar noch für Zigaretten! Die Großeinkäufe sahen natürlich ganz anders aus, als heute. Das Warenangebot war überschaubar und darum war man auch viel schneller fertig. Niemand stand vor der Entscheidung, ob er mit seiner Ernährung lieber die finanzielle Existenz oder seine Gesundheit und die Umwelt ruinieren wollte.
Alles hätte so schön sein können! Aber leider braucht jedes Land eine Regierung, die den Bürgern sagt, womit sie unzufrieden sind, was sie falsch machen und was sie brauchen. Die Menschen hatten gelernt, dass Politiker und Wirtschaftsbosse immer die Wahrheit sagen und sehr klug sind. Darum taten sie brav, was man von ihnen verlangte. Sie kauften wie verrückt ganz tolle, bunte Sachen. Handys, Computer, Autos, Fernseher, Flugreisen und noch viel, viel mehr. Um sich das alles leisten zu können, mussten sie natürlich mehr arbeiten, als früher. Sie begannen, zu viel Geld auszugeben und sich zu verschulden. Da sie jetzt ihre Schulden zurückzahlen mussten, konnten sie sich keine schönen Sachen mehr kaufen und darum begann es auch der Wirtschaft schlecht zu gehen. Alles wurde immer teurer und die Leute wurden immer ärmer. Sie konnten sich keine gesunden Lebensmittel leisten und auch für Arztbesuche und Medizin hatte niemand mehr genug Geld, denn das Gesundheitswesen war reformiert worden. Viele wurden nie mehr richtig gesund und konnten nicht mehr arbeiten. Das machte sie natürlich noch viel ärmer, denn nun hatten sie kein regelmäßiges Einkommen mehr und waren auf Sozialleistungen angewiesen.
Die Leute konnten sich keine neuen und benzinsparenden Autos leisten, weil sie nicht reich genug waren. Darum mussten sie weiter mit ihren alten Benzinfressern herumfahren und wurden auch noch dafür bestraft, denn diese Autos waren plötzlich in den Städten nicht mehr erlaubt. Ihre Häuschen konnten sie nicht mehr richtig heizen, weil das Öl so teuer geworden war. Natürlich hätten sie ihre veralteten Heizanlagen durch neue und energiesparende Einbauten ersetzen können aber dafür hatten sie kein Geld.
So wurden die Reichen immer reicher, weil sie sich das Sparen leisten konnten. Die Armen wurden immer ärmer, weil sparen für sie zu teuer war.
So richtig frei und glücklich war aber überhaupt niemand mehr. Unzählige willkürliche und kuriose Vorschriften und Verbote schränkten das tägliche Leben ein. Es wurde zwar amtlich angeordnet, dass sich alle freuen sollten, weil es einen Wirtschaftsaufschwung gäbe – aber den kannten die meisten nur vom Hörensagen. Die Umwelt ging kaputt, die Leute wurden krank und das Wetter spielte verrückt, weil die Industrie zu viele Schadstoffe produzierte. Bestraft wurden jedoch nicht die Industriekapitäne, die sich eine goldene Nase verdienten und den Politikern schöne Geschenke machten, sondern die armen Bürger, die mit ihren alten Autos und mit ihren schlechten Angewohnheiten an der ganzen Misere angeblich schuld waren.
Damit diese Geschichte wenigstens mit dem Hauch eines Happy-Ends abgeschlossen werden kann, soll nicht unerwähnt bleiben, dass es eine kleine und verschworene Gemeinschaft gab, die sich ihre Sorglosigkeit und ihr Glück bewahren konnte. Es waren die Politiker. Sie hatten es geschafft, sich auf Lebenszeit ein geregeltes und ausreichendes Einkommen zu sichern. So verfügten sie über die Möglichkeit, sich noch in jungen Jahren aus dem Berufsleben zurückzuziehen. Da sie auch über die ausreichenden finanziellen Mittel verfügten, konnten sie es sich leisten, Kinder in die Welt zu setzen und diese zu ernähren, zu kleiden und ihnen eine gute Ausbildung zu ermöglichen. All die anderen Bürger, die weder politisch tätig waren, noch einen Manager-Posten inne hatten, waren die Last der freien Entscheidung, wie sie leben wollten, endlich los. Sie mussten sich nur noch regieren lassen, zahlen und zu Hause bleiben.
Und wenn nicht alle ausgewandert sind, dann leben die Politiker sorglos und glücklich, bis zum heutigen Tage.
Von JanNietsch
Am 19.05.2008 um 15:32 Uhr
Was ich zu der geschichte loswerden muss ist das ich weniger gelacht habe als beispielsweise bei der Schöpfungsgeschichte. irgendwie ist der Humor verloren gegangen, was aber trotzdem niemandem besser gelungen wäre. Dafür ist es scheinbar ein zu ernstes Thema.
Da ich noch Schüler bin kann ich das mit den politikern in einer kleinen Weise bestätigen, da ich von den hohen renten von ihnen hörte und hab mir mal im POWI unterricht angeguckt wo die Steuern und sowas hingehen. Es waren aus dem Sozialen netz 8%, wenn ich nicht Irre, die in die Rente gingen. Wieviel da in die politiker gehen wird hier sehr gut dargestellt, jedoch sind es sicher nicht alle Politiker.
Aber vermutlich sage ich das auch nur, weil ich in gewisser Weise einer werden möchte, da ich einen Eintritt in die linksjugen [solid] plane jedoch ist es nachwievor die bittere Wahrheit.
Von einer Reform wollen die reichen immer noch nichts ören, wieso wiederholt sich die geschichte nur so oft? 0ô
Von Aabatyron
Am 28.04.2008 um 19:01 Uhr
Die leben aber trotzdem nicht von allen am besten. Diejenigen, die es fertigbringen wie Millionäre zu leben und sich nachher herausstellt, dass ihr Erbe nur aus Millionen Schulden besteht, die können mit Fug und Recht behaupten gut gelebt zu haben. Man muss alles nur in Relation zueinander sehen - dann stimmt auch das Weltbild in der heutigen Zeit wieder. Reich ist heute manchmal schon derjenige, der weniger Schulden als der andere hat.
Von Jason-Potter
Am 13.04.2008 um 21:17 Uhr