Homepage | Kalender | Mein Profil | Meine Post | Autorenliste | Buchshop
Poesie
Prosa
Verschiedenes
Werkstatt
Forum
Sonstiges

Prosa => Horror


Handyman - von scrittore, 22.12.2007
Ein paar Worte zum Beginn:
Durch eine Zeit-Raum Konfusion gerät der Protagonist in eine Parallelwelt.



Er knöpfte die Hosenknöpfe zu, entfernte sorgfältig ein paar kaum sichtbare Flusen von seinem teuren Maßanzug, dann zupfte er seine Manschetten zurecht, nahm sein Handy und tippte mit spitzen Fingern die Nummer ein.
„Verdammter Müll“ murmelte er, „können die die Zifferntasten nicht ein wenig größer machen. Die sind für eine normale Männerhand viel zu klein.“
„Verflucht, ich habe keine Lust dauernd mit deiner Mailbox zu reden Eva. Wo bist du? Ruf zurück. Ich muss jetzt los. Der Kunde wartet.“
Er drückte den Knopf und unterbrach seine Verbindung. Dann steckte er das Telefon ein, zupfte an seinem Sakko und eilte zum Auto, das er ein wenig unterhalb auf dem Parkplatz abgestellt hatte.
Plötzlich schien die Erde zu beben, alles drehte sich, Blitze zuckten und der Himmel verfärbte sich, dann fegte eine Böe durch den Wald, er verlor das Gleichgewicht und saß mit einem Mal auf seinem Hintern im Dreck.
„Verdammte Scheiße, der teure Brioni“ dachte er noch, dann riss kurzzeitig der Faden.

Mühsam erhob er sich, rieb sich seinen Hintern, der unsanft mit dem Boden Bekanntschaft gemacht hatte und klopfte dann seine Hose und sein Sakko ab. Die Hose war überm Gesäß nass und seine Handfläche war mit Schlamm bedeckt.

Er drückte die Wahlwiederholtaste und knurrte ins Telefon. „Wenn du mal wieder zuhause sein solltest, häng mir den Armani raus, ich bin in einer halben Stunde da. Ich ruf den Kunden selber an, das ich später komme.“
Er schaute auf seine Breitling. Diese Uhr war sein ganzer Stolz. Er könnte es knapp schaffen. Er eilte zum Parkplatz.

„Scheiße, wo ist denn mein Auto?“ Er blickte sich hektisch um, doch kein Auto weit und breit. Und wo war der Parkplatz, und die Straße? Er sah nur einen breiten, schlammigen Karrenweg. Schon steckte er bis zum Knöchel im Schlamm. Er wollte wütend den Fuß aus dem Modder reißen, dabei glitt er aus dem Schuh, stolperte, und lag der Länge nach im Dreck
Mit einem schmatzenden Geräusch löste er sich aus der Pampe und erhob sich mühsam. Er zitterte am ganzen Körper.
Plötzlich hörte er Pferde schnauben. Um die Ecke bog ein Pferdegespann, mit einem angehängten Leiterwagen. Obenauf saß ein Bauer, der bei seinem Anblick erschrak und mit einem scharfen Laut die Pferde zum stehen brachte. Der Bauer trug einen groben knielangen Kittel, ein paar ebenso grobe fadenscheinige Hosen und starrte ihn mit offenem Munde an.

„Können sie mich bis Kirchberg mitnehmen, guter Mann?“ rief er, zückte seine Brieftasche, nahm zehn Euro heraus und hielt sie dem Bauern entgegen. Der stierte nur wortlos auf den Schein, dann nahm er ihn zögernd entgegen, starrte den Schein unschlüssig an, drehte in ein paar Mal und stopfte ihn dann in einen Beutel, den er um den Hals trug. Der Bauer deutete auf den Wagen hinter sich und gab ihm Zeichen aufzusteigen. Mühsam, da er nicht besonders sportlich war, kletterte er auf den Wagen. Er fiel rücklings ins Heu, mit dem der Wagen beladen war, als die Pferde plötzlich anzogen. Ein empörtes Quieken antwortete ihm. Ein erdbraunes Ferkel sprang ihm auf den Bauch und entleerte sich dort vor Schreck. Ein dunkler feuchter Fleck breitete sich über Bauch und Brust aus und ein beißender Geruch nach Urin stieg ihm in die Nase. Dann verkroch sich das Ferkel wieder im Heu. Er blieb starr vor Wut und Ohnmacht liegen. Das stete Schaukeln des Leiterwagens ließ ihn in einen unruhigen Schlummer versinken.
Plötzlich wurde er von wilden Schreien geweckt. Er hörte Kampflaute, fluchen und knurrende Kommandos. Plötzlich bohrte sich haarscharf neben ihm ein Speer ins Heu. Ein gellendes Quietschen ertönte und sah, wie der Speer mit dem aufgespießten zappelnden Ferkel wieder zurückgezogen wurde. Kreischen und lachen ertönte. Er kroch ein wenig tiefer ins Heu. Dann zog er vorsichtig das Handy hervor und drückte die Wahlwiederholung. Nur die Mailbox meldete sich, er flüsterte „Hol mich hier raus, das ist ein reiner Alptraum. Ich bin entführt worden.“ Dann schaltete er das Handy wieder aus.
Plötzlich verspürte er eine Hand im Genick, die ihn grob aus seinem Versteck hervorzerrte.
Er starrte entsetzt in ein schmutziges, vollbärtiges Gesicht. Der Fremde redete in einer zuerst unverständlichen Sprache heftig auf ihn ein. Einige Worte klangen trotzdem irgendwie vertraut. Dann packte der ihn und warf ihn mit einer heftigen Bewegung vom Wagen. Er landete wieder hart auf seinem Hintern. Der Sturz wurde etwas abgemildert, dadurch das er in einem Tümpel landete. Die ausgefahrenen Wagenradspuren hatten sich zum Teil mit Wasser gefüllt. Der Wegelagerer stand breitbeinig über ihm und hielt ihm die Spitze eines Spießes an die Kehle. Dabei grinste der Räuber bösartig.
Er gab nicht mehr viel für sein Leben, hatte schon beinahe damit abgeschlossen. Resigniert schloss er die Augen.
Ein jäher Schmerz durchfuhr ihn, als er plötzlich an beiden Armen empor gezerrt wurde.
Er riss die Augen wieder auf. Zwei kräftige Banditen hielten ihn fest. Nicht weit neben ihm lag der Bauer, mit durchgeschnittener Kehle in seinem Blut. Hunde schnupperten schon an seinem nackten Leichnam, leckten das Blut auf, dann verbissen sie sich in dessen Körper und zerrten an seinem Fleisch.
Jetzt schlotterten ihm die Glieder. Eine schmutzige Alte in fadenscheinigem Kleid kam auf ihn zu und tippte ihm auf die Brust, dann schnupperte sie an ihm und verzog angewidert ihr Gesicht. Sie keifte ein paar Worte in dieser merkwürdigen Sprache. Daraufhin zerrten ihm seine Wächter die Kleider vom Leib. Die Alte musterte seinen nackten, rosigen Körper mit einem teuflischen Grinsen, kniff ihm in die Seiten, dann rollte sie seine Kleidung zusammen und schleppte sie weg. Er stand splitternackt vor seinen Wächtern und wusste nicht, wie ihm geschah. Der eine hatte ihm noch die goldene Uhr vom Handgelenk gezerrt, dann wurden seine Handgelenke grob auf dem Rücken zusammengebunden. Der eine warf ihm eine Schlinge um den Hals. Er hatte schon Angst, dass man ihn aufknüpfen wollte. Aber er bekam nur einen Tritt ins Gesäß und man bedeutete ihm vorwärts zu laufen. Einer der Wächter zog ihn an der Leine wie ein Stück Vieh hinter sich her. Der andere stach ihm mit seinem Spieß immer ins Gesäß oder die Schenkel, wenn er das Tempo nicht einhielt. Seine bloßen Füße schmerzten und wurden von Steinen und Wurzeln gepeinigt. Der Schweiß lief ihm von der ungewohnten Anstrengung über den ganzen Körper. Endlich kamen sie am Ziel an. Der hinter ihm gehende Wärter gab ihm einen groben Stoß in die Kniekehlen, das er umfiel und der Länge nach auf dem Bauch landete. Er keuchte und schnappte nach Luft vor der Anstrengung.
Der eine Wächter verknotete jetzt auch seine Fußgelenke.
Nach einer Weile hob die Alte seinen Kopf ein wenig an und grinste ihn an. Ihr fauliger Atem nahm ihm die Luft. Dann ließ sie seinen Kopf wieder fallen, beugte sich über ihn und knetete seine kräftigen Schenkel. Sie kniff in sein Fleisch und bearbeitete dann sein fleischiges Gesäß wie einen Kuchenteig. Er geriet in Panik, als er aus den Augen winkeln sah, dass die Räuber eine Feuerstelle anlegten und einen Bratspieß aufstellten. Er sah schon sein letztes Stündlein gekommen.
Zwei starke Männer in zerschlissener Kleidung kamen auf ihn zu, zerrten ihn hoch. Sie lösten seine Handfesseln und banden sie vor dem Körper wieder zusammen. Er kreischte voller Panik, als sie ihn zum Feuer schleppten. Dort brutzelte ein fettes Schwein am Spieß über dem hochlodernden Feuer. Aber sie schleiften ihn daran vorbei und zerrten ihn in einen niedrigen Stall. Dort warfen sie ihn in einen leeren Schweinekoben. Er landete auf einer dicken Strohschicht. Ein unbeschreiblich widerwärtiger Geruch strömte davon aus und machte ihn benommen. Nebenan hörte er das aufgeregte Quieken und Grunzen der Ferkel des Bauern. Der Boden war feucht und mit dem Kot und dem Urin der Schweine bedeckt. Er schleppte sich vorsichtig in eine Ecke und brachte sich in eine halb sitzende Stellung. Er saß im wahrsten Sinne des Wortes in der Scheiße. Er versuchte mit aller Kraft wach zu bleiben, doch die Erschöpfung forderte ihren Preis und er schlief tief und traumlos ein.

Er wurde wach, als er jemanden im Stall arbeiten hörte. Ein junges Mädchen starrte ihn an, als er sich benommen aufrichtete. Dann warf sie ihm einen Kanten Brot zu und schüttete einen Eimer Wasser in die Tränke. Gierig riss er mit seinen Zähnen Brocken aus dem Brot und schlang sie herunter, dann beugte er sich über die Tränke und trank mit Widerwillen von dem brackigen Wasser, er spuckte den ersten Schluck wieder aus, aber dann forderte der Durst seinen Tribut.
Ernüchtert dachte er über seine Situation nach. Er wurde gehalten wie ein Schwein, fraß und soff wie ein Schwein, hoffentlich endete er nicht wie ein Schwein. Er dachte an die Alte, die gestern seine Schenkel und seine Hinterbacken so intensiv bearbeitet hatte, als würde sie prüfen ob er fett genug für den Bratspieß sei. Ihm wurde schlecht bei dem Gedanken, und er übergab sich in eine Ecke des Kobens. Wieder versuchte er seine Fesseln zu lösen, aber wieder vergeblich. Das Stroh stach ihn überall am Körper. Er nahm sich einen Brotkanten und riss die Brocken wieder mit den Zähnen heraus, dann schlürfte er das Wasser aus der Tränke. Wieder kamen zwei Wächter herein. Sie rümpften die Nase bei seinem Anblick. Er musste erbärmlich stinken. Der eine trug seine Anzughose, die ihm um den Leib schlotterte. Er hielt seinen Kopf, der andere fütterte ihn mit einem Holzlöffel. Es gab einen dicken Brei aus Getreide. Er schlang ihn gierig herunter. Bald hatte er die große Schüssel geleert, obwohl der Brei nach nichts schmeckte. Als der eine zum Abschied eine handvoll von seinem Bauchfleisch packte und es zwischen den Fingern rollte, bekam er wieder einen Panikanfall. Er war sich sicher, dass sie ihn mästeten. Ängstlich betrachtete er die Speckrollen, die sein Bauch im Sitzen bildete.
Langsam verstand er auch die Sprache der Räuber. Es war zu seiner Verblüffung ein altertümliches kaum verständliches Deutsch.
Er hockte halb aufgerichtet in einer Ecke und lauschte den Satzfetzen, die vom Dorfplatz hereindrangen. Der Strick, der um seinen Hals geschlungen und an der Wand befestigt war erlaubte ihm nicht viel Bewegungsfreiheit.
Am Abend, nachdem er wieder eine ganze Schüssel Brei heruntergewürgt hatte, zerrte ihn ein Wächter an seinem Halsstrick in eine Ecke und hielt ihn dort fest, während zwei junge Mädchen seinen Stall säuberten. Sie schaufelten das dreckige Stroh heraus und reinigten den Koben mit ein paar Eimern Wasser notdürftig. Dann wurde er gewaschen. Die beiden Mädchen schrubbten ihn, von oben bis unten, bis sein Fleisch so rosig war, wie das eines Schweinchens. Sie kniffen ihn trotz seiner Proteste immer wieder, besonders in Bauch und Hinterbacken. Dann warf ein Mann ein neues Fuder Stroh in seinen Koben, und breitete es notdürftig aus. Der bullige Wächter befestigte den Strick den er um seinen Hals trug wieder an der Wand, dann gab er ihm einen Schubs, so dass er bäuchlings ins Stroh fiel.
Ängstlich schreckte er hoch, als sich jemand an seinen Fesseln zu schaffen machte. Panisch wollte er sich zusammenrollen.
Eine junge Frau redete beruhigend auf ihn ein.
„Keine Angst, ich tu dir nichts. Ich will dir helfen. Beweg dich nicht, ich löse jetzt deine Fesseln.“
Sie nahm ein Messer und durchtrennte erst seine Fußfesseln, dann löste sie seine Hände und zum Schluss entfernte sie den Strick, der um seinen Hals geschlungen war.
Verängstigt duckte er sich weiterhin und schob sich rückwärts in eine Ecke. Seine Hände verschränkte er über seinem Schoss, als ihm bewusst wurde, dass er splitternackt war.
„Was hast du mit mir vor, ich will nach Hause“ greinte er.
„Ich bringe dich hier weg, in Sicherheit, verstehst du. Es gab genug Tote. Sie werden dich auch umbringen, genau wie den Bauern, mit dem du gekommen bist. Der Krieg hat so viel Wahnsinn und Terror gebracht. Es gibt kaum noch etwas zu essen, außer.... ein Mensch ist nur noch so viel wert, wie sein Fleisch. In zwei bis drei Tagen werden sie dich auch schlachten, genau wie ihn. Komm jetzt steh auf. Wir müssen fort sein, bevor die Räuber wieder kommen.“
„Ich habe nichts zum anziehen, ich kann doch nicht nackt....“, brach er verlegen ab.
„Du bist nicht der erste nackte Mann“ tröstete sie ihn und strich ihm über seinen Kopf.
„Wir schauen in der Hütte nebenan. Da werden wir was finden. Komm jetzt!“
Er richtete sich auf, wankte ein wenig. Seine Beine waren noch etwas wackelig. Dann fasste sie ihn um die Hüften und führte ihn vorsichtig aus dem Stall.
Draußen kniff er geblendet die Lider zusammen. Im Stall war es ziemlich dunkel gewesen. Er stieß sich ein paar Mal die Zehen an, aber zum jammern war keine Zeit.
„Bleib dort hinter dem Baum stehen, ich schaue ob ich etwas finde für dich.“ Sie sah sich nach allen Seiten um, dann huschte sie in die Hütte. Er verbarg sich ängstlich im Schatten des Baumes. Nach einer Weile kam sie aus der Hütte und rief leise nach ihm.
Sie warf ihm eine Hose und einen fadenscheinigen Kittel zu. Er drehte sich um und schlüpfte mit einiger Mühe in die Hose. Sie war ihm reichlich eng, er hielt die Luft an, dann brachte er sie über seine Hüften. Dann streifte er den Kittel über und atmete auf.
„Danke“ flüsterte er verlegen.
„So komm, wir müssen eilen. Damit wir bis zum Abend im Kloster sind. Da sind wir in Sicherheit. Der Abt hat einige bewaffnete Bedienstete zum Schutz vor den Räubern.“
Sie nahm seine Hand und zog ihn vorwärts. Sie hasteten durch den dichten Wald ohne Pause zu machen. Der raue Stoff kratzte auf seiner nackten Haut. Die Hosennähte wurden durch seine Bewegungen bis aufs äußerste strapaziert.
„Ich kann nicht mehr“ keuchte er nach einer geraumen Weile. „Lass uns eine Rast machen.“
„Willst du am Bratspieß enden?“ Entgegnete sie zornig. „Was meinst du was mit mir passiert, wenn uns die Räuber einfangen?“
Heftig nach Luft schnappend, raffte er sich wieder auf. Der Schweiß, der ihm am ganzen Körper herunterlief brannte. Seine Taille und seine Hinterbacken waren durch den rauen Stoff wundgescheuert.
Plötzlich sah er aus den Augenwinkeln, wie sie mit einem glänzenden Metallteil spielte. Er schaute noch einmal hin und sah, dass es sein Handy war.
„Wo hast du das her?“ Rief er, und wollte es ihr aus der Hand nehmen.
„Es lag in der Hütte, jetzt gehört es mir“ lachte sie und entwand sich ihm.
Er hielt die ausgestreckte Hand ihr entgegen und flüsterte „Bitte. Gib es mir, vielleicht kann ich Hilfe holen.“
Sie gab es ihm schulterzuckend und wandte sich von ihm ab.
Er schaltete das Handy ein, die Batterieanzeige war fast am Ende.
Dann drückte er die Wahlwiderholung, es läutete. „Gott sei Dank nicht die vermaledeite Mailbox. Los geh dran.“
„Wo zum Teufel bist du?“ ertönte eine aufgeregte Frauenstimme. „Ich habe Vermisstenanzeige erstattet. Die Polizei sucht dich seit Tagen.“
„Ach Eva, wenn ich dir das erklären könnte“ seufzte er.
Als die Stimme aus dem Telefon ertönte wurde die Frau bleich und sah ihn an wie einen Geist.
„Da das ist Hexerei!“ stotterte sie und wich von ihm. Wie von Furien gehetzt rannte sie davon und ließ ihn allein im Wald zurück. Plötzlich hörte er in der Entfernung Stimmengewirr, Fußgetrappel und das schlagen von Knüppeln auf Holz.
„Scheiße, ich muss Schluss machen. Ich werde verfolgt“ keuchte er und unterbrach die Verbindung. Die Räuber waren ihm dicht auf den Fersen. Er duckte sich und presste sich dicht an einen Baumriesen. Hoffentlich spürten ihn die Räuber nicht auf. Doch er hatte Glück, sie trampelten ein paar Meter neben ihm durch das Holz und waren bald verschwunden. Wohin war das Mädchen gelaufen? Er versuchte sich über die Richtung Klarzuwerden und schlich sich dann langsam vorwärts, immer nach allen Seiten sichernd. Plötzlich bemerkte er einen großen Schatten, dann verspürte er einen heftigen Stoß und lag auch schon auf dem Rücken. Ein riesiger Hund stand mit den Vorderbeinen auf seiner Brust. Die Schnauze mit den hervorstehenden scharfen Zähnen befand sich nur Zentimeter von seinem Hals entfernt. Er roch den fauligen Atem des Tieres.
„Aus!“ Ertönte eine harte Stimme. „Was haben wir denn da? Du bist doch einer von den blutgierigen Raubgesellen. Na steh auf, der Galgen wartet schon auf dich. Aber langsam und vorsichtig, sonst zerfleischt Cäsar dich schon jetzt.“ Er erhob sich langsam, während der Hund in aus rauer Kehle anknurrte.
„So eng, wie deine Hose überm Arsch sitzt, scheint ihr Raubgesindel ja gut gelebt zu haben. Komm beweg dich, der Henker wartet schon.“
Jetzt war er ja vom Regen in die Traufe gekommen. Der Soldat, jedenfalls schien er einer zu sein, trieb ihn mit Hieben und Faustschlägen vorwärts. Bei seinen Beteuerungen, er sei den Räubern entflohen, lachte er nur höhnisch. Der Hund wich nicht von seiner Seite und stupste ihn von Zeit zu Zeit mit der Schnauze in seine Waden. Endlich erreichten sie eine mannshohe Mauer und traten durch ein schwer bewachtes Tor in einen weiten Innenhof. Eine Reihe von Leuten gingen ihrer Beschäftigung nach. Als sie ihn erblickten kamen sie auf ihn zu und drohten mit Fäusten und Knüppeln, dazu schrieen sie Verwünschungen.
„Ist dir einer der Mordbrenner in die Falle gegangen, Ortwin“ Rief ein hünenhafter, rothaariger Mann. „Lass ihn uns gleich aufknüpfen. Mit dem Gesindel muss Schluss gemacht werden. Schau an, wie fett er ist. Sie mästen sich mit den Leiden unserer Bauern. Ich habe gehört, sie rösten und fressen jetzt auch Menschenfleisch.“ Der Hüne holte mit einer Keule aus und wollte ihn niederschlagen.
„Ich würde dir liebend gern den Gefallen tun, aber der Abt will ihn noch einem peinlichen Verhör unterziehen. Die Folterknechte warten schon. Ich bringe ihn ins Verließ.“
Zwei Mann nahmen ihn in die Mitte und zerrten ihn durch eine schmale Tür, eine steile Treppe herunter. In einem durch ein Kaminfeuer nur schwach erhellten Raum waren die verschiedensten Folterwerkzeuge aufgereiht. Sie zerrten ihm die Kleider vom Leibe, dann legten sie ihm Eisenfesseln an und ketteten ihn in einem engen Käfig an die Wand.
Dabei fiel dem einen das Handy in die Hand. Er drehte und wendete es, dann warf er es in eine Ecke. Die beiden schauten ihn noch einmal an, dann verließen sie ihn.
Mühsam gelang es ihm das Handy zu fassen und die Wahlwiederholung zu drücken.
„Hilfe!“ Flüsterte er, als er Evas Stimme hörte. „Wo bist du, und wer war diese Frau vorhin?“ Rief sie wütend. „Leg nicht auf“ flehte er „Ich bin in einem Folterkeller. Die wollen mich umbringen. Ich muss Schluss machen. Die kommen wieder. Hilf mir!“ flüsterte er, als er schwere Schritte die Treppe herunterkommen hörte. Zwei vierschrötige Kerle mit Fackeln traten in den Raum, dahinter ein in eine weiße Kutte gekleideter alter Mann. Er strahlte eine unverkennbare Würde aus.
„Sieh nur, wie fett er ist. Unsereins muss darben und sich von trockenem Brot ernähren“ grollte einer der Henkersknechte.
„Soll ich ihn ein wenig bearbeiten, Ehrwürden“ dröhnte der andere Knecht.
„Lasst ihn, vorerst. Ich werde mich mit ihm ein wenig unterhalten“ antwortete der Mönch mit einer Altmännerstimme.
Während die Henkersknechte ihre Vorbereitungen trafen, wandte sich der Mönch ihm zu.
„Gestehst du einer der Mordbrenner und Blutsauger zu sein, die unser Land mit Terror und Unfrieden überziehen?“
Er beteuerte verzweifelt seine Unschuld, doch der Mönch schenkte ihm keinen Glauben. Dann befahl der Mönch den Knechten die glühenden Zangen bereit zu machen.
Er schrie in panischer Angst auf, als sich ein Knecht ihm mit einer glühenden Zange näherte.
„Erleichtere dein Gewissen. Wo stecken deine Spießgesellen? Gestehe und du wirst eines leichten Todes sterben. Antworte, oder du wirst Höllenqualen erleiden.“
Plötzlich klingelte das Handy in der Ecke. Die Knechte zuckten zurück. Der Mönch wurde kreidebleich „Höllenzauber, Teufelswerk!“ Kreischte er und bekreuzigte sich „Weiche von mir Höllenbrut.“
Der Mönch scheuchte die beiden Knechte fort, dann fuhr er zu ihm herum und schrie ihm ins Gesicht „Du Teufel! Höllenqualen sind noch viel zu milde für dich. Höre, zuerst wird man dir bei lebendigem Leibe die Haut vom Körper ziehen, dann wird dir das Fleisch von den Knochen geschnitten und zuletzt wird dein Kadaver brennen.“ Wutentbrannt warf der Mönch sich herum und eilte die Treppe hinauf.
Er wurde bald wahnsinnig vor Angst. Gestern sollte er noch geschlachtet, heute bei lebendigem Leibe gefoltert und gehäutet werden. Er schrie sich die Seele aus dem Leibe, bis er erschöpft zusammensank.
Zwei kräftige Knechte zerrten den kreischenden und sich vergeblich wehrenden Mann die Treppe hinauf. Auf dem Platz hatten sich ein paar Dutzend Ritter, Mönche und Knechte versammelt. Sie riefen und schrieen laut durcheinander. Die Menge tobte und forderte seinen Tod. Ein paar schwer bewaffnete Knechte hielten die geifernde Menge in Schach.
„Bereue und rette dein Seelenheil, sonst wirst du auf ewige Zeiten in der Hölle schmoren.“ Der Mönch hielt ihm das Kreuz vor die Augen, nachdem man ihn auf eine Bühne gezerrt hatte. Er beteuerte mit angstverzerrter Miene seine Unschuld, doch die Menge gebärdete sich immer wilder.
„Kastriert das Schwein“ kreischte eine ältere Frau. „Zieht ihm die Haut vom Leibe“ brüllte ein dickbäuchiger Mann „Nein schlachtet ihn wie ein fettes Schwein. So wie sie den Bauern geschlachtet haben“ kreischte eine andere Frau.
Der Mönch gab den Knechten ein Zeichen daraufhin warfen sie ihn bäuchlings zu Boden, spreizten seine Arme und Beine so weit es nur ging und fesselten ihn an vier Pfosten.
„Zuerst ziehen dir die Knechte die Haut vom Leibe, du wirst es überleben. Dann brechen sie dir Arme und Beine, und du wirst langsam über dem Feuer geröstet. Dabei übergießen dich die Knechte mit deinem eigenen Fett.“ Er riss und zerrte vergeblich an seinen Fesseln.
Der Mönch gab ein Zeichen „Fangt langsam an und schneidet ihm die Haut in großen Stücken vom Rücken. Gebt Acht damit, der Bruder Bibliothekar braucht die Haut unversehrt.“
Der Mönch deutete auf zwei Männer mit einer Lederschürze „Ihr Gerber säubert die Haut und sammelt das Fett.“
Zwei Männer knieten zu beiden Seiten und setzten die scharfen Dolche an. Er schrie gellend auf, als er die Schneiden auf seinem Rücken spürte.
„Haltet ein! Haltet um Gottes Willen ein! Er ist nicht der, für den ihr ihn haltet.“ Rief eine laute Frauenstimme plötzlich und drängte sich durch die Menge.
Die beiden Knechte hielten inne, doch der Mönch bedeutete ihnen fortzufahren. Sie zogen die scharfen Klingen in einem Zuge von seinem Schulterblatt bis über die Wölbung seiner Gesäßbacken. Er schrie wie ein Wahnsinniger. Der Schmerz war schlimmer, als alles andere, was er bisher erlebt hatte.
„Hört sofort auf Bruder Oto!“ Rief eine kraftvolle dunkle Stimme. Der Mönch bedeutete den Knechten innezuhalten. Sie unterbrachen ihr blutiges Werk und schauten ungläubig auf den Abt, der durch die Menge eilte, die respektvoll vor ihm zurückwich.
Der Abt stieg auf die Bühne und flüsterte dem Mönch ins Ohr. Der schüttelte unwirsch den Kopf „Aber er ist ein Werkzeug des Teufels, auch wenn er vielleicht kein Räuber sein mag. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.“
„Lasst ihn Bruder. Ein Arzt, sofort, hierher.“ Rief der Abt in die Menge. Ein kleiner dicklicher Mann mit Glatze arbeitete sich zur Bühne vor und warf einen Blick auf den blutüberströmten Rücken des Mannes. Sein Gehilfe nahm einen Tiegel aus seinem Gewand, öffnete ihn und reichte den Tiegel dem Arzt. Der strich großzügig von der Salbenmischung auf die Wunden. Dann wurden die Wunden mit Tuch abgedeckt und vier Knechte legten den vor Schmerzen ohnmächtigen Mann auf eine Trage. Die Menge ging murrend auseinander. Die Knechte brachten die Trage in die Hütte des Arztes und stellten sie dort ab. Der Mann war bewusstlos, dämmerte ein paar Tage immer wieder von Fieberträumen geschüttelt vor sich hin. Jeden Tag versorgte die junge Frau die Wunden, die sich längs über seinen Rücken zogen. Und legte neues Verbandszeug an. Nach zwei Wochen waren nur noch zwei lange weiße Narben zu sehen.

Fortsetzung folgt














©2007 by scrittore. Jegliche Wiedergabe, Vervielfaeltigung oder sonstige Nutzung, ganz oder teilweise, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors unzulaessig und rechtswidrig.

Kommentare


Von scrittore
Am 07.01.2009 um 14:21 Uhr

Danke für Eure Kommentare. Das mit dem Handy ist ein Problem, eher ein Kunstgriff. Er ist am gleichen Ort geblieben nur in eine andere Zeit gerutscht. Das Handy kann diese Zeitdifferenz überbrücken. Vielleicht durch eine Art Wurmloch, wie zu Anfang kurz erwähnt.
Ich schreibe noch dran.

Ein gutes neues Jahr für Euch.


Von MangaEngel
Am 03.01.2009 um 17:33 Uhr

Eine beeindruckende Geschichte mit viel Potential, zudem wirkt sie real, da es vermutlich damals wirklich so zuging, was es noch abscheulicher wirken lässt. Auch finde ich gut, wie du das Handy immer wieder einsetzt, um ihn von einer Misere in die nächste rutschen zu lassen.
Nur einen Punkt verstehe ich nicht ganz:
Wenn er in einer anderen Welt ist, wieso kann er dennoch "nach Haus telefonieren"?

Aber ansonsten eine tolle Geschichte und mir vielen an Fehlern auch nur um die drei oder vier fehlende Kommas auf, ansonsten super.
Bin schon gespannt auf die Fortsetzung ;)


Von Jason-Potter
Am 23.12.2007 um 23:34 Uhr

Einen wirklich beeindruckenden Schreibstil besitzt du da, ich ziehe den Hut vor dir. Fällt dir das so einfach aus dem Ärmel oder steckt da eine ausgefeilte Strategie dahinter?
Auf jeden Fall ist er sprachlich top, sehr variantenreich, am Anfang knackig kurz, sehr dynamisch, später dann, wenn erforderlich sehr ausführlich und die Dialoge sind einfach der Wahnsinn und überaus authentisch. Das ganze dann noch durchzogen mit einer sehr erfrischenden Ironie und einem gehörigen Maß an Sarkasmus, einfach nur genial. Wenn das Ding fertig ist, solltest du es unbedingt einem Verlag vorlegen, ich denke das können sie gar nicht ablehnen.

So und nun wünsche ich dir noch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr

Ralf Jumeau alias Jason Potter

Bewertungen

Bewertung: 3.4/6
(27 Stimmen)

Es gibt 3 Kommentare


Aktionen


QR-Code als Direktlink


Werbung


Suchwolke