Deutschland leidet an der Inflation. Nee – keine Sorge, das meine ich nicht wirtschaftspolitisch. Deutschland leidet an einer Star- und Promi-Inflation.
Wie ich auf diese Idee komme? Zappen wir mal durch das abendliche Fernsehprogramm.
Nach der 395-sten Wiederholung irgendwelcher pseudoinformativen Sendungen müsste es auch der Letzte mitgekriegt haben – in solch anspruchsvolle Sendungen wie das Dschungelcamp oder die Burg kommen nur Stars und Prominente. Natürlich kennen wir die Herrschaften. Zumindest teilweise. Nicht durch besonders anspruchsvolle oder einfach nur tolle Filme. Oder Top-Platzierungen in den Charts. Oder andere herausragende Leistungen. Eigentlich reicht es schon,, bei der üblichen Suchroutine für Möchte-Gern-Stars in der ersten Runde der Vorentscheidung rausgeflogen zu sein. Hauptsache, die kleine Schwester des Redaktionspraktikanten kann sich noch irgendwie an das Gesicht und den passenden Namen erinnern. Alternativ hat man mal in der Lieblingssendung aller Hobby-Voyeure eine Zeit lang durchgehalten oder die Erbtante eines Redaktionsmitgliedes erinnert sich noch dunkel an einen Star aus ihrer Jugendzeit. Besonderen Starruhm hat man natürlich verdient, wenn Ermittlungsverfahren und Zickenkrieg das Licht der Öffentlichkeit hell erstrahlen lassen. Da hätte ich noch einen Vorschlag für Sonya Kraus: Laß doch mal in den Talk-Highlights abstimmen, wer am besten rumzickt. Da ist dann der Nachschub für die nächste Burg gesichert. Und um die Produktionskosten – und das Niveau – weiter abzusenken, schickt die Leute nicht in eine Burg. Für ein Steinzeit-Camp reichen schon eine Höhle und ein paar Webpelzfetzen. Ich fürchte bloß, dass diese Idee schon längst bei irgendeinem Sender in der Schublade liegt.
Um die Bosheit der Strafen zu steigern, hätte ich auch einen netten Vorschlag. Wie wäre es denn, wenn die Insassen von Burg, Container oder Dorf als Bestrafung etwas lernen müssten? Vielleicht sogar etwas Sinnvolles? Für manche wäre das eine echt harte Strafe. Aber Halt! Stop! Das geht natürlich nicht. Entschuldigung. Das würde ja einen Hauch von Niveau in die Sendung bringen. Und vielleicht manchen Zuschauer auf den medienunfreundlichen Gedanken bringen, dass er da keine Affen im Zookäfig betrachtet, sondern Menschen. Und da war doch mal was? Ääääh – Menschen – Menschenwürde?
Zurück zum Thema. Natürlich haben Stars auch Verpflichtungen. Gegenüber ihren Fans natürlich. Es gibt nichts Wichtigeres, als jedem Fan umfassende Informationen über seinen Lieblingsstar zu erteilen. Am Besten in Form einer Biographie. Das erhebt den gewöhnlichen Star dann zu einem intellektuellen Star. Und dass macht dann seinen nächsten Auftritt im Fernsehen gleich zu Bildungsfernsehen. Also Leute – guckt Big Brother – das bildet!