Als ich die Türe aufschließe ist es verdächtig still, ich werfe ein Blick in das Wohnzimmer. Meine Mutter und mein Vater sitzen über dem Wochenblatt und reden leise miteinander. Sobald ich das Wohnzimmer betrete heben beide den Blick. „Was macht ihr da?“ will ich wissen. „Hallo Mäuschen, wir wollen dich unterstützen, hier stehen ein paar WG’s drin“ Ich gehe zum Tisch und beuge mich über das Wochenblatt. „Die in Friedrichshain steht auch im Internet, das ist eine gemischte WG und das möchte ich nicht“ „Und was ist hiermit, Schillerkiez in Neuköln, eine 21-jährige Studentin und eine 23-jährige Bürokauffrau, die eine lebensfrohe junge Mitbewohnerin suchen?“ schlägt meine Mutter vor. „Oder die hier, in Schöneberg. Eine 23-jährige Studentin und eine 22-jährige Einzelhandelskauffrau suchen eine nette Mietbewohnerin für ihre kleine gemütliche WG?“ mischt sich mein Vater ein. „Schöneberg hab ich auch im Internet gesehen, da wollte ich gleich anrufen aber Neuköln hört sich auch gut an. Danke, dass ihr mir helft!“ „Ich sehe schon du kommst auch gut alleine klar“ spottet meine Mutter. „Auf das Wochenblatt wäre ich aber nicht gekommen. Ich ruf bei beiden gleich mal an, danke“.
Ich bin überrascht über den Stimmungsumschwung, aber das macht es mir wirklich leichter. Ich hoffe nur, dass das anhält. Zuerst rufe ich in Schöneberg an, die WG habe ich mir ja gestern schon angeschaut. „Peters, hallo?“ „Hallo, bin ich da richtig bei Sarah Peters?“ „Ja, rufen Sie wegen dem freien WG-Zimmer an?“ „Genau, ich wollte mich mal informieren. Gibt es irgendwelche Voraussetzungen, die man erfüllen sollte?“ „Erzählen Sie mir mal von sich. Name, Alter, Tätigkeit, momentaner Wohnort, Hobbys. Einfach eine kurze Info zu Ihnen.“ „Also ich heiße Rebecca Ebinger, bin 21 Jahre alt und ich arbeite in einer Apotheke in Kreuzberg. Momentan wohne ich noch bei meinen Eltern in Charlottenburg in meiner Freizeit helfe ich ehrenamtlich im Tierheim.“ „Okay, das hört sich ganz gut an und wieso möchten Sie in eine WG?“ „Ich möchte einen neuen Lebensabschnitt beginnen und denke, dass ein WG-Leben genau das Richtige für mich ist.“ „Okay, das hört sich alles gut an, können Sie diese Woche mal vorbeischauen?“ „Am Donnerstag hätte ich nachmittags frei, wenn Ihnen das passt“ „Ja das passt gut rein, so um 15 Uhr? Die Adresse haben Sie ja oder?“ „Ja das geht in Ordnung!“ „Gut, dann erwarte ich Sie am Donnerstag um 15 Uhr. Schönen Abend Ihnen!“ „Vielen Dank, ich werde da sein! Ihnen auch einen schönen Abend!“
Das lief doch ganz gut, ein ähnliches Gespräch führe ich auch mit Lilliana Seyfried. Ich erfahre, dass sie mit ihrer Schwester in der WG wohnt und, dass sie nun eine dritte Person suchen. Am Sonntagnachmittag darf ich mir die WG anschauen. Ich beschließe mir erst mal diese 2 WG’s anzuschauen, dann kann ich immer noch weitersuchen. Ich beschließe meinen Eltern von den Gesprächen zu erzählen, also suche ich sie im Wohnzimmer auf. „Donnerstag und Sonntag kann ich mir die WG’s ansehen“ „Das ging ja schnell!“ freut sich mein Vater mit mir. „Das ist doch üblich, die laden hunderte ein, das heißt noch lange nicht, dass sie dich nehmen!“ kontert meine Mutter. „Ich habe ja Zeit oder wollt ihr mich jetzt plötzlich los werden?“ „Natürlich nicht Süße“ erwidert mein Vater. „Tessa sei doch nicht so negativ, Rebecca bekommt das schon hin!“ „Du hast Recht Fritz, wir sollten sie einfach machen lassen, immerhin ist sie schon ein paar Jahre erwachsen.“ „Ich bin anwesend und kann euch hören!“ erinnere ich die beiden. „Das wissen wir Schätzchen, falls du doch Hilfe brauchen solltest, auf irgendeine Art, dann lass es uns wissen!“ „Ja Becchen, wir sind immer für dich da“ schließt sich meine Mutter an. „Habt ihr zufällig noch was zu essen übrig, ich habe mittlerweile echt Hunger!“ wechsele ich das Thema. „Zufällig haben wir dir heute was übrig gelassen“ antwortet meine Mutter zwinkernd. Ich gehe in die Küche und finde eine Schüssel Bratkartoffeln auf dem Tisch. Als ich die Schüssel gerade in die Mikrowelle stelle, kommt mein Vater in die Küche. „Kann ich mitkommen, wenn du dir die WG’s anschaust?“ „Nein Papa, das möchte ich lieber alleine machen. Sei mir nicht böse, aber ich weiß nicht wie das rüberkommen würde und außerdem schau ich ja erstmal.“ „Schon in Ordnung Süße, ich dachte nur ich frage mal nach“ Dann lässt er mich mit meinen Bratkartoffeln alleine. Ich liebe Mama’s Bratkartoffeln und ich bin froh, dass ich was abbekommen habe. Anschließend gehe ich duschen und singe mein aktuelles Lieblingslied „Solo“ unter der Dusche. Auf dem Flur begegne ich meiner Mutter. „Wenn du so trällerst, scheinst du gute Laune zu haben“ „Lass sie doch singen, wenn es ihr Spaß macht, Liebling!“ unterstützt mich mein Vater, der aus dem Schlafzimmer ebenfalls in den Flur getreten ist. „Gute Nacht!“, meine gute Laune lasse ich mir heute nicht mehr nehmen! „Gute Nacht Becchen“ kommt von meiner Mutter. Mein Vater lächelt mich nur an, was mich erstaunt aber mir vollkommen genügt. Scheinbar verstehen die beiden sich wieder besser.
Ich bin zu gut gelaunt um zu schlafen, deshalb schnappe ich mit meinen MP3-Player und tanze ein wenig durch mein Zimmer. Als die Erschöpfung eintritt, lege ich mich in mein Bett und schaffe es gerade noch meinen MP3-Player auszuschalten bevor ich einschlafe.