Kapitel 6-Untote?
Destinys große Augen starrten immer noch in das tiefe Loch und die gewohnte Verständnislosigkeit machte sich in ihr breit.
»Was… was bist du? Warum bist du nicht tot?« Ihre Stimme versagte immer mehr und Tränen der Verzweiflung stiegen in ihr hoch.
Inzwischen hatte sich der scheinbar Unsterbliche wieder seiner Waffe angeeignet und presste diese gegen Destinys bebende Brust. »Ich lasse mich doch nicht von so einer kleinen miesen Göre wie dir erledigen«, knurrte er grinsend und machte die Pistole schussbereit. »Mal sehen, ob du gleich immer noch so eine vorlaute Klappe hast!«
Inzwischen war Destiny alles egal geworden. Immerhin saß sie jetzt schon ziemlich in der Patsche! Also machte es jetzt auch keinen Unterschied mehr, ob sie sich noch mehr in Gefahr brachte oder nicht. Ihre linke Hand ballte sie zur Faust und verpasste ihrem Angreifer einen Schlag mitten in die grinsende Fratze.
Ruckartig kniffen sich seine Augenlider zusammen und sein Kopf wurde zur Seite geworfen. Diese Gelegenheit nutzte Destiny um abermals an die Waffe zu kommen, die er immer noch fest umschlossen hielt. Zwar konnte sie damit nichts gegen ihn ausrichten, aber er auch nichts gegen sie!
Wütend rissen sich plötzlich die kalten Augen des Mannes auf und warfen Destiny finstere Blicke zu. »Lass gefälligst los du Miststück!«, schrie er und versuchte ihre Hand von der Waffe zu lösen, doch so schnell gab sie nicht auf. Sie zerrte so lange an dem Lauf der Pistole herum, bis dieser nicht mehr auf sie, sondern zur Seite zeigte und Destiny somit außer Gefahr war. Vorerst zumindest!
Denn ohne jegliche Vorwarnung erhob sich der Kerl, umfasste jedoch immer noch die Pistole und zog so stark daran, dass die schmächtige Destiny vom Boden hoch gerissen wurde. Sogleich spürte sie einen harten Tritt mitten in den Bauch, der immer wieder zutrat. Keuchend traten ihr die Tränen aus den Augenwinkeln und verschwommen ihre Sicht.
Nein, sie würde nicht loslassen! Lieber ertrug sie die Schmerzen, anstatt getötet zu werden!
»Du hast es nicht anders gewollt!«, meinte der Kerl und plötzlich ertönte ein lauter Knall, der Destiny einen innerlichen Schock versetzte. Langsam drehte sie ihren Kopf zur Seite. Eigentlich wollte sie gar nicht hinsehen. Nicht sehen, was gerade geschehen war.
»Nein!« Mit verständnislosem und nassem Gesicht starrte sie zu Meredith, die sich gekrümmt den Bauch hielt. Der Schuss musste sie getroffen haben!«
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»Hast du das gehört!«, meinte Chad mit zitternder Stimme zu Veronica, die murrend versuchte sich von seinem klammerndem Griff um ihren Arm zu befreien.
»Da war wieder ein Schuss!«
»Red keinen Unsinn!« Allmählich ging ihr sein ständiges Gewinsel auf die Nerven. »Das musste etwas anderes gewesen sein!«
»Ach und was sonst?«, wollte Chad mit beleidigter Stimme wissen.
»Alles nur kein Schuss!«, erklärte Veronica, die allmählich ihren letzten Funken Geduld verlor. »Und jetzt nerv mich nicht! Ich muss nachdenken!«
Beide standen mit Taschenlampen bewaffnet in der riesigen Eingangshalle der Villa und überprüften mit dem Licht jeden einzelnen Zentimeter des Raumes.
»Ist dir eigentlich aufgefallen, dass Travis und Destiny verschwunden sind!?«, meinte Chad und leuchtete dabei das grelle Licht der Taschenlampe genau in Veronicas müdes Gesicht.
»Und wenn schon! Die haben mit Sicherheit Schiss bekommen und sind nach Hause zu ihren Mamis gelaufen!«
Sie schob die Taschenlampe aus ihren Augen und widmete sich stattdessen wieder dem Raum, in dem sie standen.
»Weißt du was?«, fragte Chad. »Das gleiche mache ich jetzt auch! Kannst ja zusehen wie du hier zurecht kommst!«, sagte er schnippisch und begab sich an die Schlafsäcke um seine Sachen zusammen zu suchen.
»Dann kannst du dir aber sicher sein, dass du nichts von dem Geld abkriegst, wenn ich es finden sollte!«, schrie Vicky so laut, dass es im Raum wiederhallte.
»Weißt du was? Du kannst mich mal!«, antwortete Chad, warf sich seine Tasche über und verschwand, um zu der Treppe zu gehen, mit der sie hier reingekommen waren.
»Dann geh doch du kleiner Scheißer!«, rief sie ihm schnippisch hinterher und danach folgte eine Geste durch ihren Mittelfinger.
»Arschloch!«, murmelte sie und machte sich daran alles genauer unter die Lupe zu nehmen. Immerhin musste die Beute gut versteckt gewesen sein, sonst wären diese Verbrecher schön blöd gewesen die Beute einfach so herum liegen zu lassen.
Mit jedem weiteren Schritt knarrte der Boden unter Vickys High-Heels mehr und sie hoffte um jeden Preis, dass das Holz nicht allzu sehr morsch war und doch einiges aushalten konnte! Deswegen rannte sie auch nicht gleich, sondern ließ sich Zeit und schritt langsam voran. Besser langsam als nie!
Die anderen Idioten konnten ihr gestohlen bleiben! Sie brauchte sie nicht! Immerhin kam sie alleine viel besser zurecht als mit diesem saublöden Haufen! Der einzige Grund warum, sie diesen Irren von Travis und dieses Mauerblümchen Destiny dabei haben wollte, war gewesen, dass wenn es zu Komplikationen gekommen wäre, man ihnen die ganze Schuld hätte geben können. Doch nun war sie alleine. Doch nicht so großartig, wie sie anfangs gedacht hatte! Immerhin war dieses Haus alles andere als von freundlicher Atmosphäre!
Ein mulmiges Gefühl machte sich allmählich in Victorias Magen breit und sie hatte Mühe ihre zitternden Hände unter Kontrolle zu bringen. Sie konnte es nicht länger verleugnen. Sie hatte doch Angst so ganz alleine in diesem großen unheimlichen Haus.
Der Schein der Taschenlampe fuhr über die Treppe. Dort oben fand sich bestimmt mehr, als hier unten! So machte sie Veronica daran, langsam die knarrenden Treppenstufen zu erklimmen. Oben angekommen, versuchte sie erst einmal ihr heftig pochendes Herz wieder einigermaßen unter Kontrolle zu bringen, denn Veronica hatte innerlich ziemlich Panik, mit jedem Schritt sogleich im Keller zu landen!
Erschöpft ließ sie sich einfach auf dem dreckigen Holboden nieder und musste dabei feststellen, dass sie sich zu allem Überfluss auch noch irgendwo an ihrem Bein gekratzt haben musste, denn ein langer roter Striemen zeichnete sich darauf ab.
Natürlich, das hatte wirklich noch gefehlt!
Gedankenversunken strich sie sanft mit dem Finger darüber und merkte somit nicht, wie sich ihr langsam jemand näherte und seine Hand auf ihre Schulter legte.
Erschrocken kreischte sie auf. Sie konnte sich schon insgeheim denken, um wen es sich hierbei handelte.
»Spinnst du mich so zu erschrecken, Chad? Hast anscheinend doch noch Sehnsucht nach mir bekommen, was?«
Doch als sie sich umdrehte, stand da kein Chad. Nein, sondern jemand anderes, der sie grinsend mit seinen dunkelbraunen Augen musterte. Ehe Victoria an Flucht oder ähnliches denken konnte, verschloss die Hand des Kerls bereits ihren Mund und drängte sie mit dem Rücken zu Boden.
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»Meredith!« Destinys Schrei erfüllte den gesamten Raum. Sie war fassungslos. Was hatte sie bloß getan? Eigentlich wollte sie das Mädchen doch schützen und jetzt hatte sie sie erschossen!
»Die ist nicht tot«, meinte Destinys Angreifer ruhig. »Sie kann es gar nicht sein!«
Verwirrt starrte Destiny erst zu dem Mann über ihr und dann zu Meredith, deren langen Haare ihr Gesicht verdeckten und die sich immer noch den Bauch hielt, wohin sie der Schuss getroffen hatte. Langsam nahm sie ihre Hände weg und bestätigte damit die Aussage des Mannes, denn in ihrem Bauch befand sich nun auch ein schwarzes leeres Loch!
Von JanNietsch
Am 26.06.2008 um 01:33 Uhr
Von Aabatyron
Am 21.07.2007 um 19:12 Uhr
Nur eine Frage:
Wer ist die geheimnisvolle Victoria?
Ein mulmiges Gefühl machte sich allmählich in Victorias Magen breit und sie hatte Mühe ihre zitternden Hände unter Kontrolle zu bringen.
Von scrittore
Am 21.07.2007 um 15:34 Uhr
ciao scrittore