„Na toll!“
Entgeistert stand Simon vor der verschlossenen Haustür. Selbst wiederholtes Taschenwühlen hatte nicht das gewünschte Ergebnis gebracht: Den Türschlüssel! Wie konnte so etwas passieren, so eine Kleinigkeit, nach all dem wirren Zeug das bisher passiert war...Man stelle sich nur mal vor, Indiana Jones kommt nach seinen Abenteuern zu Hause an und stellt fest das ihm der Alte beim Heiligen Gral die Wohnungsschlüssel geklaut hat. Absurd.
Doch Not macht erfinderisch, und nach kurzem Umrunden des Hauses stellte Simon begeistert fest, dass er sein Küchenfenster einfach von außen aufdrücken konnte. Sich vorsichtig umsehend kletterte er hinein, verschloss das Fenster und atmete so erleichtert aus wie noch nie zuvor in seinem Leben.
Schlafen!
Gute Idee. Ohne sich umzuziehen watschelte Simon in sein Schlafzimmer, sah aus dem Augenwinkel noch seinen Türschlüssel auf dem Nachttisch liegen und fiel erschöpft auf sein Bett.
Er hatte gehofft, einschlafen zu können ohne weiter über die Ereignisse der letzten Stunden nachzudenken. Doch kaum lag er da, fing er an das Ganze zu analysieren.
Er war allein in einer fremden Wohnung aufgewacht, allein bis auf eine Leiche die aussah als ob sie ein Rudel hungriger Wölfe erwischt hätte. Derjenige, der das Leben dieses Mannes beendet hatte war – So unmöglich das eigentlich sein mag – er selbst, offensichtlich. Keiner war da außer ihm und dem Opfer... oder doch? Die Tat war jedenfalls kurz bevor er zu sich gekommen war geschehen, immerhin läuft so Massaker nicht ohne Geräusche ab, und die Nachbarn hätten ja wohl schon früher die Polizei gerufen wenn sie etwas gehört hätten.
Wie war er da eigentlich hingelangt? Simon erinnerte sich an die letzte Nacht. Er war in seiner Wohnung gewesen, hatte bis Mitternacht gelernt, dann eine DVD eingelegt (den dritten Teil von „Herr der Ringe“), aber er konnte sich einfach nicht daran erinnern das Ende gesehen zu haben... Also was war passiert? Was ihn im Prinzip am meisten beunruhigte war das Loch im Fenster in der Wohnung des toten Mannes, welches aussah als ob ein riesiger Vogel, so was wie ein Kondor oder ein Geier, durchgebrochen wären. Zudem war die Haustür unbeschädigt gewesen. Das ließ nur einen Schluss zu: Er selbst war durch das Fenster gebrochen...
Gerade als er anfing sich selbst mit riesigen Adlerflügeln vorzustellen, klingelte das Telefon. Simon rollte sich auf die andere Seite seines Bettes, sah kurz auf dem Display nach wer da anrief und nahm ab.
„Hi Sarah.“
„Halli-Hallo! Na wo hast du dich letzte Nacht schon wieder rumgetrieben? Ich hab um fünf oder so versucht dich anzurufen, weil mir langweilig war und ich nicht schlafen konnte, aber du hast nicht abgenommen.“
Simon konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Ja, so war Sarah, sie ruft auch mal gerne mitten in der Nacht an, selbst auf die Gefahr hin den anderen aus den Träumen zu reißen (Und um 5 Uhr nachts ist diese Gefahr in der Regel immer gegeben). Aber das machte nichts. Er kannte Sarah schon seit Kindertagen, und da kann man solche kleinen Fehler ruhig verzeihen.
„Simon? Bist du noch dran?“
Simon schreckte auf. Was sollte er ihr sagen? Es würde wohl besser sein, fürs erste Stillschweigen zu bewahren.
„Ich...hab ziemlich tief geschlafen. Ungefähr wie ein Stein.“
„Ooookaaay.... He, ist wirklich alles in Ordnung? Soll ich mal vorbeikommen? Du klingst....komisch.“
Diese Sarah. Keinerlei Taktgefühl was das Schlafbedürfnis ihrer Mitmenschen angeht, merkt aber sofort wenn etwas nicht stimmt.
„Alles im grünen Bereich. Bin etwas durch den Wind wegen der ganzen Lernerei.“
„Na dann lass es dir nicht so zu Kopf steigen. Entspann dich mal mehr.“
„Du weißt doch: Ich bin immer entspannt!“
So entspannt wie man sein kann nachdem man offensichtlich jemanden ermordet hat und sich nicht daran erinnern kann.
„Jaja, ich weiss...Also dann, wenn doch noch was ist, ruf mich einfach an, ok?“
„Klar mach ich. Bis dann!“
„Ciao!“
Simon legte das Telefon weg und wollte sich gerade wieder auf seinem Bett ausstrecken, als ihm im Spiegel an der Wand etwas ins Auge stach. Etwas an seinem eigenen Körper.
Er sprang auf und lief auf den Spiegel zu. Um einen besseren Blick auf seinen Rücken zu erhaschen musste er sich den Hals etwas verrenken, dafür sah er es jetzt absolut deutlich: Exakt in der Mitte seines Rückens prangerte ein Tattoo.
Ein Tattoo? Er hatte nie ein Tattoo gehabt, und für einen Leberfleck war das etwas zu genau gezeichnet und schwarz. Es war ungefähr 20cm groß und sah ziemlich seltsam aus:
Er war sich relativ sicher, dieses Zeichen noch nie gesehen zu haben, dennoch löste es ein ungutes Gefühl bei ihm aus. Wann war dieses Zeichen bei ihm eintätowiert worden....oder besser: Wann war es dort erschienen? Langsam tastete Simon das Zeichen ab, aber er konnte keine Spuren erkennen dass es erst vor kurzem angefertigt worden war. Es fühlte sich an als ob es schon Jahre alt wäre!
Diese Tatsache schließt wenigstens aus, dass es während meiner gestrigen „Abwesenheit“ angefertigt worden ist, dachte sich Simon, als er sich verwirrt und resigniert zurück auf sein Bett fallen ließ. Was hatte er gestern Abend eigentlich gemacht? Das war doch ein guter Anfang: Den Abend noch einmal ganz genau rekapitulieren...
Er wusste, dass er den ganzen Abend gelernt hatte. Circa 50 Seiten über verschiedene Wirtschaftsmodelle hatte er sich eingeschärft, bis er keinen Nerv mehr dafür hatte und das Buch weglegte. Danach hatte er ein DVD eingelegt... „Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“ wenn er sich recht erinnerte. Dabei musste er wohl eingeschlafen sein. Jedenfalls kam ihm der Abend wie jeder andere vor, an dem man vor dem Fernseher einschläft. Er war sich sicher, dass nichts sonst passiert ist...oder doch? Eine weitere Sache passte ebenfalls nicht ins Bild: Er LIEBTE Herr der Ringe und war bei keinem der Filme auch nur nah dran gewesen, einzuschlafen...
Ganz dunkel meinte Simon sich an andere Dinge zu erinnern, doch es war als ob seine Erinnerungen verdunkelt wären, ja als ob sich ein schwarzer Schleier über sie gelegt hätte, um sie nie ans Tageslicht gelangen zu lassen.
Doch... da war etwas. Ein Mann in einem schwarzen Anzug. Glatze....grobe Statur...
„Ist das Wirklichkeit...?“, dachte Simon sich, „Oder nur Einbildung?“
Kaum eine Sekunde später ging sein Radiowecker an. Natürlich, er hatte sich seinen Wecker gestellt, weil er heute früh aufstehen wollte. Simon beugte sich über sein Bett, um die „Mute“-Taste zu betätigen, als die Musik durch die Nachrichten unterbrochen wurden.
„...Neuste Nachrichten. In der Sillerstraße 47 im westlichen Teil Berlins ereignete sich offensichtlich in der gestrigen Nacht eine mysteriöse Tragödie. Ein Mann wurde in seiner Wohnung im 7.Stock des Hochhauses auf brutalste Weise von einem bislang unbekannten Täter ermordet. Bisher sind keine weiteren Details bekannt, doch aus einer kurzfristigen Befragung der Nachbarn durch unsere Korrespondentin vor Ort ging hervor, dass um ungefähr 5 Uhr 30 heute morgen ein lautes Klirren das Haus erschütterte und daraufhin laute Geräusche aus der Wohnung des Opfers vernommen werden konnten. Zur Tatsache, dass die Wohnungstür unversehrt gewesen ist und in einer Scheibe innerhalb der Wohnung seltsamerweise ein Loch mit den groben Konturen eines Vogels klaffte, gab die Polizei bisher keine Stellungnahme ab. Wir berichten weiterhin....“
Simon schaltete das Radio aus. Das war einfach zuviel. Er war kein Mörder, er könnte nie einen Menschen einfach so ohne Grund töten, dennoch deutete alles darauf hin. Wie war das alles möglich? Warum passierte gerade ihm so was, und was war ihm eigentlich passiert? Diese Gedanken immer und immer wiederholend sank er in einen unruhigen Schlaf.
Alles war weiß. Der Boden, der Himmel, der Horizont, alles war absolut weiß. „Das muss ein Traum sein...“ dachte Simon sich, aber in wie vielen Träumen ist man sich schon darüber im Klaren, dass man träumt? Langsam sah er sich um, doch alles was er sah war ein durchdringendes weiß. Plötzlich ertönte eine feste, klare Stimme.
„Das ist kein Traum!“
Die Stimme kam ihm gleichzeitig vertraut und fremd vor, als ob er sie in frühester Kindheit einmal gehört und dann vergessen hatte. Doch als Simon sich umdrehte, um die Quelle der Stimme zu ermitteln, nahm die Leuchtkraft des Weißen umso mehr zu und er konnte schließlich nur eine tiefschwarze Silhouette erkennen. Eine Silhouette, die nur teilweise an einen Menschen erinnerte, denn es schienen zusätzliche Gliedmaßen zu existieren...Flügel?
„Tu nicht so überrascht, Simon. Du kennst mich. Du kanntest mich schon immer.“
Jetzt war es klar woher er die Stimme kannte. Es war sein eigene.
Endlich fand Simon seine Sprache wieder.
„Ich kenne dich nicht. Wer bist du?“
Irgendwie spürte Simon, dass sein Gegenüber grinste.
„Was für eine Frage. Ich bin du. Du bist ich. Wir sind eins.“
Langsam kochte Wut in ihm hoch. Obwohl sein Gesprächspartner Antworten kannte, sprach er in Rätseln.
„Was soll das heißen? Was soll das Ganze hier?“ rief Simon.
„Das herauszufinden ist deine eigene Aufgabe, Simon. Jeder muss den eigenen Weg aus eigener Kraft gehen. Ich bin nur hier, um dir einen Tipp zu geben, quasi dir eine Abkürzung aufzeigen.“
„Bist du dafür verantwortlich, dass dieser Mann gestorben ist?“
„WIR, Simon. Ich habe dir doch schon gesagt, dass wir eins sind. Aber trotzdem liegst du falsch...teilweise. Aber hey, dass sollst du selbst herausfinden. Nimm dir nur meine Ratschläge zu Herzen: Halt dich von den Männern mit den schwarzen Kapuzen fern, und solltest du wirklich einen Kampf nicht vermeiden können, konzentriere dich auf mich und wir werden gemeinsam kämpfen.“
„War das schon dein grandioser Tipp, der mich auf den richtigen Weg bringen soll?“
Wieder dieses gespürte Grinsen.
„Kommst wohl gleich zur Sache, hm? Aber gut... Suche einen Mann namens Wildblum auf, einen Professor. Er wird dir einiges über... Das Siegel an deinem Rücken verraten. Das war alles.“
Simon verlor die Geduld!
„Was soll das Ganze???“, schrie er, „Du weißt über alles Bescheid und trotzdem verrätst du nichts? ZEIG WENIGSTENS DEIN GESICHT!!!“
Mit diesen Worten lief Simon entschlossen auf sein Gegenüber zu, und mit jedem entschlossenen Schritt wurde das Licht etwas schwächer.
„Wir sehen uns bald wieder...sehr bald. Wir werden viel Spaß haben“, sagte der Fremde, und kurz bevor Simon bei ihm ankam, verschwand die weiße Welt um ihn. In einem letzten Sekundenbruchteil meinte Simon das Gesicht des Anderen zu sehen, und schien tatsächlich in das eigene breit grinsende Antlitz zu sehen... Dann verging die Welt, und Simon wachte schweißgebadet im eigenen Bett auf.
Zuerst konnte er sich überhaupt nicht bewegen. Die Impressionen seines Traumes – Wenn es einer gewesen ist – waren noch so stark, dass er sie erst einmal verarbeiten musste. Dann richtete er sich auf, sah auf die Uhr und stellte fest, dass es 15:15 Uhr war. Er hatte über acht Stunden geschlafen, dabei kam es ihm wie eine halbe Stunde vor.
Jetzt erst viel ihm auf, warum er aufgewacht war: Jemand klopfte lautstark an die Tür. Simon hatte immer noch die Jeans von heute morgen an, darum rief er laut: „Moment!“ und zog sich eine neue Hose sowie ein frisches Hemd an. Erst dann ging er zur Haustür, doch plötzlich fiel ich siedendheiß ein, dass die Suche nach dem Mörder des Mannes im Hochhaus schon seit vielen Stunden andauerte. Hatten sie ihn gefunden? Wenn ja, dann musst ihn jemand gesehen haben, immerhin waren seine Fingerabdrücke oder seine DNA nirgendwo bei der Polizei verzeichnet.
Als er vor der verschlossenen Tür stand, rief er: „Wer ist da?“
„Mach auf, ich bins du Angsthase.“
Erleichtert atmete Simon auf und öffnete die Tür. Vor ihm stand Sarah.
„Was für ein Service. Hast du Frauenbesuch?“ sagte sie halb spöttisch, halb amüsiert, während sie versuchte einen Blick an ihm vorbei in die Wohnung zu erhaschen.
Erst jetzt fiel ihm auf, dass er sein Hemd in der Eile nicht zugeknöpft hatte. Während dies hastig erledigte, sagt er zu Sarah: „Sorry....Nein, nein, kein Frauenbesuch, komm ruhig rein....Was machst du hier?“
„Oh, na ja, ich fand heute morgen dass du dich irgendwie komisch angehört hast, und da ich alles für die Uni schon gestern erledigt hab, dachte ich ich schau mal vorbei. Sag mal, hast du schon wieder geschlafen? Ich musste bei deinen Nachbarn klingeln um in den Hausgang zu kommen, auf mein Klingeln hast du nämlich nicht reagiert.“
Soviel zum Thema Durchs Klopfen aufgeweckt.
„Jaaa, irgendwie war ich total müde, hab in den letzten Tagen wenig geschlafen. Kaffee?“
„Klar, gerne.“
Während Simon in die Küche ging, um Kaffee aufzusetzen, betrachtete er im gehen nocheinmal kurz Sarah, die sich auf das Sofa fallen ließ.
Sie kannten sich schon so lange, sie und er, schon seit dem Kindergarten. Die Freundschaft der beiden hatte damals gar keinen guten Start genommen, da sie, um es ganz platt auszudrücken, zu den „aktiven“ Kindern gehört hatte, während er selbst wohl er ein „zurückgezogenes“ Kind war. Sarahs offene und selbstbewusste Art machten sie zu einem der beliebtesten Kinder, aber er gehörte zu denen, die nie von sich aus auf andere zugingen, was ihm nicht viele Freundschaften einbrachte. Das war wohl auch der Grund, warum Sarah damals keine Gelegenheit ausließ ihn zu piesacken. Als beide dann in die Grundschule kamen, hörte Sarah bereits wieder damit auf, aber trotzdem gehörten die beiden immer noch zu verschiedenen Schichten, die man treffenderweise als die „coolen Kids“ und die „uncoolen Kids“ bezeichnen konnte. Keine schöne Zeit für ihn selbst, aber so sind Kinder eben. Glücklicherweise änderte sich alles auf dem Gymnasium. Sie wurden in eine Klasse gesteckt, in der sich jeder bereits kannte aus einer anderen Grundschule, und so begann sich eine Verbindung zwischen ihnen aufzubauen. Als Sarah schließlich Freundschaft mit den neuen Klassenkameraden schloss, profitierte er selbst auch davon und war von nun an keiner der „Uncoolen“ mehr. Kein „cooles“ Kind, aber auch kein „uncooles“. Ach ja, die wichtigen Dinge von damals...
Von da an waren die beiden gute Freunde, trotz ihren verschiedenen Charaktereigenschaften, doch er selbst sah sie immer als eine Art Schwester... oder?
Seltsam, dachte Simon sich, warum denke ich in der momentanen Situation über so etwas nach, wenn ich viel wichtigere Probleme habe...Zum Beispiel der Tote in dem Hochhaus.
„Kaffee schon fertig?“ rief Sarah.
Der Kaffee! Beide Tassen, die er unter die Maschine gestellt hatte, waren längst übergelaufen! Mit einem halblauten „Shit!“ begann Simon, die Tassen auszuschütten und neue zu füllen.
„Was ist los, Simon?“ Sarah lehnte an den Türrahmen und bedachte ihn mit einem besorgten Blick.
„Nichts, ich bin nur....in Gedanken.“ sagte Simon und winkte ab. Lass sie nichts merken.
„Über was denn?“
In diesem Augenblick überkam Simon eine Ahnung, eine Idee...
„Hey Sarah!“, fragte er, „an deiner Uni gibt es doch eine riesige Abteilung für Runenforschung und so einem Zeug, oder?“
„Ja klar, das ist das absolute Aushängeschild der Universität. Warum fragst du?“
„Sagt dir zufällig der Name....Wildblum etwas?“
Sarah machte ein überraschtes Gesicht. „Natürlich. Er ist der führende Mann bei der Erforschung von Zeichen und Symbolen, und spezialisiert ist er auf die Zeiten um Christi Geburt.“
Simons Herz machte einen Sprung. Es war kein Traum gewesen! Die andere Person in seinem Traum hatte ihm einen real existierenden Namen gesagt. Vielleicht würde sich alles aufklären...oder zumindest etwas Licht in die Sache kommen.
„Ich...muss ihn sprechen. Dringend. Weißt du, wie ich ihn erreichen kann?“ sagte Simon, und seine Stimme zitterte vor Aufregung. Endlich ein Ziel!
„Och, dass ist eigentlich ganz einfach.“, sagte Sarah und zwinkerte ihm fröhlich zu, „Du musst mich einfach nur ganz nett fragen.“
Verständnislos sah Simon sie an, und sie brach in Lachen aus.
„Dein Gesicht ist zum totlachen, Simon, echt unbezahlbar! Nein, im Ernst, Professor Wildblum ist ein guter Freund meines Vaters, und er unterstützt mich wo er kann bei meinem Studium. Ich kann ihn dir gerne vorstellen.“
Erleichtert atmete Simon aus und antwortete ihr: „Danke. Das ist wirklich wichtig. Am besten wäre es wenn wir das so schnell wie möglich machen könnten.“
„Klar, kein Problem. Nur noch eins.“
„Und was?“
In diesem Moment schwand Sarahs Lächeln und sie sah ihm ernst in sein Gesicht.
„Sei ehrlich zu mir und sag mir, warum du ihn sprechen willst.“
Entgeistert starrte Simon sie an. Stammelnd brachte er hervor: „Wa- Warum wi-willst du das d-d-denn wissen? Das ist etwas geh- “
KLATSCH! Der Tisch erzitterte unter Sarahs Schlag.
„Jetzt drucks hier mal nicht so rum! Sag es mir einfach! Wir kennen uns schon ewig, und jetzt willst du etwas vor mir verheimlichen?!“
Sie lehnte sich wieder zurück.
„Du kannst mir vertrauen, Simon, egal was es ist, aber wenn du nicht dieser Meinung bist, dann sieh zu dass du selbst vorankommst.“
Simon ließ den Kopf sinken. Er musste Professor Wildblum sprechen, unbedingt. Das war seine einzige Spur, um herauszufinden was mit ihm los war. Aber er konnte unmöglich Sarah erzählen, was passiert ist. Im besten Fall würde sie ihn für verrückt erklären. Im schlechtesten Fall würde sie zur Polizei gehen. Beides keine guten Optionen.
Dennoch... vielleicht sollte er sie einweihen. Er konnte Hilfe gebrauchen, und sie war auf jeden Fall genau die Person, der er am meisten vertraute. Was sollte er tun...?
Simon seufzte, hob seinen Kopf und sah sie mit einem resignierten Blick an. Sarah schluckte.
„Setz dich. Es gibt etwas was ich dir erzählen muss.“