Es begab sich folgender merkwürdiger Zwischenfall:
Der zweite Bürgermeister eines kleinen bayerischen Dorfes kam auf die Idee, eine Partnerstadt zu finden. Und da die Bayern bekanntlich nicht kleckern, sondern klotzen, dachte sich der brave Mann mit dem Namen Franz Dorff: „Schreiben wir doch gleich mal die wirklich wichtigen Städte an.“ So kam es zustande, dass in verschiedenen Großstädten dieser Welt ein unscheinbarer Brief auf dem Schreibtisch (ein riesiges Mahagoni-Kaliber im Gegensatz zur IKEA-Platte unseres Herrn Dorff) der Bürgermeister landete und zumeist auch gleich wieder vom Tisch Richtung Papierkorb wanderte.
Nicht aber so in Paris. Da griff sich der Sekretär des Bürgermeisters also diesen Brief und auf dem Umschlag stand als Absender zu lesen: Franz Dorff, Zweiter Bürgermeister, 83112 Frasdorf. Und da der Sekretär dem Deutschen einigermaßen, aber nicht fehlerfrei, mächtig war, fing er sogleich damit an, den Brief für seinen Chef zu übersetzen. Lange Rede, kurzer Sinn: Der Bürgermeister von Paris bekam einen Brief, in dem deutlich zu lesen stand, das ein französischer (Franz) Platz (Dorf) in Deutschland eine Partnerschaft mit Paris eingehen möchte. Und da die Franzosen aufgrund der politischen Situation 2004 sich mit den Deutschen besser verstehen müssen als mit dem Rest der Welt (besonders den Amis), dachte auch der Pariser Bürgermeister: „Jetzt heißt es nicht kleckern, sondern klotzen. Wir müssen einen französischen Platz in Deutschland entsprechend beschenken!“
So kam es, dass einige Wochen später ein kleines bayrisches Dorf morgens auf dem Stadtplatz eine Lieferung aus Paris stehen hatte mit folgender Nachricht: „Damit ein für alle Mal geklärt ist, wen die Franzosen lieber mögen.“
So steht seit diesem Tage eine um einen Meter größere Version der Freiheitsstatue auf einer Frasdorfer Wiese.
Christian Ertl
christianertl@gmx.de