Ich möchte hier mal für meine Idee der Fortsetzung der Story des Kollektivromans "www.penopolis.com" etwas Werbung machen. Gefällt euch mein Kapitel, würde ich mich für eine Stimmabgabe im Voting freuen.
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Ben war sauer. Sehr sauer sogar. Sauer und nervös, eine ungute Kombination in seinem Falle. Er hätte Haus und Hof – welches er nicht besaß – verwettet, dass die Tussi pünktlich mit dem Material erscheinen würde. Für sich nannte er es immer „Material“, da ihm die Bedeutung und Brisanz der Daten auf dem Stick nicht klar waren. Scheiße. Jetzt musste er doch wegen dieser Kuh seine Tarnung auffliegen lassen. Ein halbes Jahr hatte er jetzt als Giovanni mit diesen Spinnern in der Green Spirit Bar verplempert, hatte sich während seinen Schichten ihre diversen Verschwörungstheorien angehört und sich wie einer von ihnen verhalten. Zwangsweise. Er war von vorne herein gegen diese Tarn-Identität gewesen, weil sie ihm zu übertrieben vorgekommen war. Als er allerdings die ersten Tage in der Bar verbracht hatte – unter den Spinnern – war ihm klar geworden, dass die Jungs dort tatsächlich noch verrückter waren, als er angenommen hatte.
Wie auch immer, er hatte sich ihren Sermon angehört, immer zugestimmt, tunlichst vermieden, Fleisch zu essen und immer schön mit dem Fahrrad oder zu Fuß seine Schichten angetreten und ansonsten innerlich den Kopf geschüttelt. Seine Glaubwürdigkeit ihr gegenüber hatte die Giovanni-Identität allerdings tatsächlich extrem gesteigert. „Weiber“, dachte er bei sich, „da macht man ein bisschen einen auf Weltverbesserer, und schon sind sie bereit, für Dich alles zu tun“. In der Tat hatte er nicht wenig von ihr verlangt. Leicht war es nicht gewesen, sie dazu zu bewegen, die Daten zu beschaffen, aber seine weinerliche Geschichte, er müsse alte Spielschulden begleichen und wenn er diese Daten nicht beschaffen würde, würden sie anfangen, seine Familie „zu besuchen“….hatten sie trotz anfänglichen Zögerns doch zustimmen lassen. Und jetzt war die dumme Gans nicht aufgetaucht.
Ben war klar, das konnte nur eines bedeuten: Jemand hatte sie abgefangen oder Sie musste tot sein. Diese Feststellung ließ Ben, der die letzten fünf Monate intensiv mit der Joggerin verbracht hatte, völlig kalt. Zwischenmenschliche Gefühle waren ihm fremd. Allerdings war ihm klar, dass der Boss mit der Entwicklung der Dinge nicht glücklich sein würde. Seufzend griff Ben zu seinem nicht zurück verfolgbaren Prepaid Handy und wählte eine Nummer.
„Ich bin es. Wir haben ein Problem, sie ist nicht aufgetaucht.“
Einen Moment lang herrschte Stille am anderen Ende der Leitung.
„Bist Du aufgeflogen?“ Eine heisere, beherrschte Stimme stellte diese Frage.
„Weiss ich nicht“
„Wo ist der Datenträger?“
„Keine Ahnung, wo der USB-Stick jetzt ist.“
„Dann komm hierher. Wir müssen herausfinden, wo der Stick abgeblieben ist. Sofort.“
Ben legte auf und machte sich auf den Weg.
Mittlerweile war Steve nicht untätig geblieben. Nachdem er einen sonderbaren Anruf eines Polizisten erhalten hatte, der ihn umständlich nach Lene befragt hatte und wie denn der frühe Morgen verlaufen war, hatte ihn eine große Unruhe befallen. Als ihn der Anruf erreichte, war Steve immer noch am Set gewesen und hatte versucht, mit Hilfe einer der Joggerinnen, die Lenes Rolle übernehmen sollte, ein paar weitere Szenen zu drehen, aber es war wie verhext. Entweder war die Joggerin zu doof, sich richtig in die Szene einzufühlen oder aber ihm ging der Streit mit Lene doch näher als erwartet. Jedenfalls waren die Stunden, die sie noch am Set verbracht hatten, äußerst unproduktiv gewesen.
Nachdem er dann auch noch diesen sonderbaren Anruf von der Polizei erhalten hatte, bei dem man ihm nur wage Auskunft gegeben hatte, weshalb man ihm überhaupt diese Fragen stellte, hatte er versucht, Lene auf ihrem Handy zu erreichen. Überraschenderweise hatte der Polizist, der Steve befragt hatte, seinen Anruf angenommen. Er könne Lene jetzt leider nicht sprechen und sei zu keiner weitern Auskunft bereit.
„Jetzt reicht’s aber“, dachte Steve. „Irgendetwas stimmt hier nicht!“. Ohne weiter zu zögern, wählte er eine weitere Nummer auf seinem Handy. Eine energische Frauenstimme antwortete nach kurzer Zeit.
„Hi Steve, was gibt’s? Mach schnell, ich muss gleich in eine Besprechung mit einem Mandanten“.
„Sophie, ich glaube, Lene steckt in ernsten Schwierigkeiten!“
Eine knappe Stunde später stand Lene in Begleitung ihrer Schwester und Anwältin Sophie und Steve wieder vor dem Polizeipräsidium. Sie war völlig erschöpft aber froh, endlich wieder frische Luft atmen zu können und wollte nur noch eines: Nach Hause und eine lange Dusche nehmen. Sophie war immer noch in Rage. Obwohl knapp zwei Jahre jünger als Lene - 20 Monate um genau zu sein – war sie die viel energischere der beiden Schwestern. Während Lene noch an diversen Jobs herumbastelte, hatte Sophie im Eiltempo ihr Jurastudium durchgezogen und bereits früh mit zwei Jurakollegen ihre eigene Kanzlei gegründet. Zwar war sie auf Familienrecht spezialisiert, was sie aber nicht daran gehindert hatte, die Polizisten von Lenes Fall innerhalb kürzester Zeit zur Aufgabe zu bringen und Lene wieder freizulassen.
„Lene, Du solltest Dir wirklich überlegen, gegen diese Heinis ein Disziplinarverfahren einleiten zu lassen. Was sie mit Dir gemacht haben, war absolut rechtswidrig. Dich ohne einen Hauch von Beweis festzuhalten und Dich wie eine Täterin zu behandeln, das ist wirklich bodenlos!“
„Reg Dich ab, Sophie. Ich weiß, Du meinst es gut, aber ich will einfach nur nach Hause. Der Tag war wirklich beschissen genug bisher!“ entgegnete Lene matt.
„Ich finde aber nicht, dass Du jetzt alleine sein solltest, Lene“ schaltete sich Steve besorgt ein. Sein Beschützerinstinkt aus Kindheitstagen Lene gegenüber brach wohl wieder durch. „Schließlich ist heute praktisch in Deinen Armen eine Frau gestorben, Du bist den ganzen Tag auf übelste Weise von der Polizei schikaniert worden, das steckt einem doch in den Knochen. Komm doch mit zu mir und wir lassen uns eine Pizza kommen“ schlug Steve mit optimistischer Stimme vor.
„Nichts für ungut Steve, aber in Deine Chaos-Bude mag ich heute Abend echt nicht sitzen, das würde mir wahrscheinlich kein bisschen helfen“, antwortete Lene müde.
„Also gut,“ entschied Sophie kategorisch, „wir nehmen uns jetzt ein Taxi und fahren zu mir, dort lasse ich Dir erst mal eine schöne Badewanne ein und Steve und ich kümmern uns um den Rest.“
Lene nickte resigniert. Die beiden würden heute so oder so nicht locker lassen, also konnte sie sich genau so gut gleich in ihr Schicksal fügen. Und wenn sie ehrlich war, wollte sie heute wirklich nicht alleine sein.
Im Präsidium herrschte nach Lenes Freilassung immer noch reges Treiben, wobei sich die Meinungen teilten, ob Lene nun wirklich eine zufällige Zeugin war oder doch tiefer in die Sache verstrickt war.
Während die Spezialisten weiter über dem Zahlencode der Verschlüsselung brüteten, bisher absolut erfolglos, auch der groß angekündigte Mr. Williamson hatte nicht weiterhelfen können, aber versprochen, sich über den Code Gedanken zu machen, verließ eine Person unauffällig den Gruppenraum, der die Soko „Stick“, wie sie den Fall genannt hatten, beherbergte.
Über eine abhörsichere Leitung, wählte die Person eine Nummer. Die heisere, beherrschte Stimme antwortete mit einem knappen „Ja?“
„Die Taube ist tot. Das Päckchen hier bei uns. Es gibt eine Zeugin, die aber gerade wieder entlassen wurde. Ich bin mir nicht sicher, ob sie uns etwas verschweigt.“
„Wo ist das Päckchen jetzt?“ fragte der Heisere.
„In unserer IT-Abteilung. Die Spezialisten sind ratlos, basteln immer noch daran herum“.
„Das ist gut. Sorge dafür, dass der Rechner am Netz ist und beschaff uns die IP-Adresse, um alles andere kümmern wir uns. Und wir brauchen die Adresse der Zeugin. Wir nehmen sie unter die Lupe.“
Der Heisere hatte, ohne eine Antwort abzuwarten, aufgelegt.
Zufrieden rieb sich der Heisere die Hände. Dieser Anruf hatte gute Nachrichten gebracht. Die Sache war doch nicht ganz verloren. Er drehte sich in seinem Ledersessel zu einem Mann herum, der an einem Computer saß und auf Pornoseiten surfte.
„Es gibt Arbeit für uns.“
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