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Venedig - Emilia Romagna -Florenz Sommerliebe Teil 7 - von scrittore, 06.08.2009
Venedig – Emilia Romagna - Florenz


Wir mussten einen goldigen Anblick geboten haben, als wir von der Treppe zum Frühstücksraum gingen, jedenfalls grüßte uns der alte Mann hinter der Rezeption augenzwinkernd lächelnd. Nach einem ausgiebigen Frühstück kehrten die Kräfte aber schnell wieder zurück. Während Eva und Maria noch ein paar Semmeln für unterwegs zurechtmachten, brachten Hannes und ich das Gepäck zum Empfang. Der Portier bestellte uns ein Wassertaxi und wir fuhren winkend davon.


Das Wasser des Canale glitzerte in der Sonne, von überall her tönte ein Stimmengewirr, Möwen übten sich im Kunstflug über unserem Boot, und wir bestaunten das malerische Bild der alten teilweise renovierungsbedürftigen Paläste und Kirchen, sahen diese Unmengen von Touristen am Kai und in den engen Gassen umherwuseln, hörten aus den Bars und Restaurants Fetzen von Musik und Radioklang, kurz wir waren ziemlich beeindruckt von Venedig. Leider hatten wir nur ein paar Stunden Zeit gehabt für Venedig, für Bella Venezia.
Geschickt rangierte der Bootsführer seinen Kahn an den Anleger und half unseren Frauen galant heraus, nicht ohne sie noch mit schmachtenden Blicken bedacht zu haben.
Unsere Koffer durften wir dagegen allein an Land wuchten.
“Wartet hier” sagte ich, “passt aufs Gepäck auf, Hannes und ich holen die Autos.” Zur Stärkung bekamen wir noch einen dicken Abschiedskuss und grinsten schlängelten wir uns durch den dichten Verkehr am Bahnhofsplatz zum Parkhaus. Wir gaben die Billets und die Autoschlüssel dem Parkwächter und er beauftragte zwei Halbwüchsige die Autos herunterzufahren.
Wenige Augenblicke später brummten unsere fahrbaren Untersätze mit einem eleganten Schlenker zur Parkbucht heran. Ich hatte inzwischen die Parkgebühren gezahlt, zweitausend Lire, etwa achtzig Schilling, und Hannes drückte den beiden Rennfahrern jeweils eine 100 Liremünze in die Hand.
Wir warten etwas, um eine Lücke im Verkehr zu erwischen, umkurvten einmal den ganzen Platz und hielten mit laufendem Motor vor unseren Frauen. Kurz das Gepäck verstaut und unsere Liebsten eingeladen und schon waren wir weg.
Wir fuhren jetzt in Mestre auf die Autostrada und los Richtung Bologna über Padua und Ferrara. In Bologna an der Autobahnraststätte wollten wir uns zum Mittagessen wieder treffen. Die Beiden waren mit ihrem Käfer einfach schneller als wir mit unserer Ente. Gemütlich gondelten wir mit etwa 100 km/h durch die flache etwas eintönige Poebene. Die Sonne war von dünnen Wolkenfeldern etwas verschleiert, die Luft war feucht und schwül, auch der leichte Fahrtwind brachte wenig Kühlung. Eva hatte eine große Sonnenbrille auf der Nase und fuhr so waghalsig, wie man mit einer Ente nur fahren konnte. Ich hatte meinen Sitz zurückgestellt und träumte mit offenen Augen vor mich hin. Mir fiel Ingeborg Bachmanns Satz ein - Nichts schöneres unter der Sonne, als unter der Sonne zu sein - Links und rechts der Autobahn waren Reisfelder, Viehkoppeln, Baumschulen, hin und wieder ein kleines Gehöft, viele Gräben und Kanäle, ab und an im Hintergrund ein kleines Dorf oder Städtchen. Am Horizont türmten sich dunkle Wolkenhaufen, der Himmel bezog sich immer mehr. Es sah ziemlich stark nach einem Gewitter aus.
“Lass uns den nächsten Parkplatz ansteuern, dann können wir das Dach hoch rollen” meinte ich zu Eva.
Sie nickte mir versonnen lächelnd zu.
“Soll ich dich ablösen?” fragte ich träge.

“Nein, lass nur, du rast wieder so auf der Autobahn” grinste Eva.

Kurze Zeit später kam schon Bologna in Sicht. Wir machten nur einen kurzen Boxenstopp an der Autobahnraststätte um unseren Koffeinspiegel wieder aufzufüllen und um für kleine Mädchen und Jungs zu gehen. Der Sprit war uns hier zu teuer und bis Florenz war ja nicht mehr so weit.
Plötzlich brach ein richtiger kräftiger Schauer los und wir beeilten uns, das Verdeck wieder zu schließen. Je näher wir den Appeninausläufern kamen, die uns noch von Florenz trennten, desto heftiger wurde der Regen. Unsere Scheibenwischer konnten die Flut kaum noch bewältigen. Erst oben auf der Höhe wurde der Regen von immer dichter werdenden Nebel abgelöst.
Kurz vor Florenz brach urplötzlich die Sonne wieder durch und es wurde zusehends wärmer.

In Florenz

Beschwingten Schrittes eilten wir über die Buckelsteine der engen dunklen Gassen, bogen um eine Ecke, und da war sie, die Piazza San Lorenzo.Ich zog Eva und mir zwei dieser gusseisernen, so filigran wirkenden Stühle heran, ließ mich aufseufzend fallen, atmete tief diese unvergleichliche Luft, diese Aromen Komposition einer südländischen Stadt, gemixt aus Jasmin, Knoblauch und Vespaqualm, um nur die intensivsten Düfte zu nennen, und warf dann dem Kellner die Worte unserer Bestellung hin. Das heißt, jetzt beim ersten Mal wieder, kamen die Laute noch etwas ungelenk über meine, im Alltag teutonische Klänge gewöhnte Zunge. Aber gleich wieder war da diese feine Melodie, dieser Wohlklang der Vokale. Ich konnte mein geliebtes Italienisch wieder anbringen, wieder sprechen, wieder eintauchen in dieses mediterrane Lebensgefühl.„Cameriere, un mezzo di vino rosso e il menu, per favore.“Während wir auf unsere Bestellung warteten, versank mein Blick im Bild dieser Fassade, der Fassade von San Lorenzo, auf der anderen Seite der Piazza. Meine Augen glitten über die altersgrauen, roh behauenen Steine, die dieser Kirche ihr so archaisches Bild gaben, ohne jede Schnörkel, ohne jeden Schmuck, lebte diese Fassade nur aus sich selbst. Gar nicht zu vergleichen mit Santa Maria del Fiore, deren Buntheit, deren grün und weiße Marmorquader manchem wie aufgesetzt schienen.San Lorenzo hatte das nicht nötig. Ich mochte den Anblick dieser Kirche gerade deshalb. Hätte der große Meister damals seinen Auftrag ausgeführt, wer weiß, wie die Kirche heute aussehen würde.Der Regen hatte die Pflastersteine der Piazza schwarz gefärbt, Ölflecken irisierten in allen Regenbogenfarben, und die Sonne ließ den Dampf aufsteigen.Ich öffnete zwei Knöpfe meines Hemdes, fächelte mir Luft zu, erwiderte das Lächeln eines vorüber flanierenden Mädchens und genoss das Aroma des roten Weines, der in seinem Glas vor mir funkelte. Eva blätterte in der Speisekarte und drohte mir augenfunkelnd mit dem Zeigefinger. Meine leichte, weiße Leinenhose war von der Reise verknittert und mein Hemd verschwitzt von der schwülen Luft. Aber wir hatten nicht warten wollen, hatten unsere Reisetaschen und die Koffer im Hotelzimmer abgestellt, nachdem wir eingecheckt hatten. Es war nur ein Katzensprung von unserem Hotel in der Via Nazionale, quer über den Ledermarkt, an den gusseisernen Konstruktionen der Markthalle vorbei bis hierher, bis zur Piazza San Lorenzo.Ich wachte aus meinen Gedanken auf, als der Kellner uns den großen Teller mit Pasta auf den Tisch stellte. Der Berg Penne war mit einer verlockenden feurigen Tomatensauce überzogen. Der Duft nach Oregano, frisch gezupften Basilikumblättern, nach Knoblauch und Salbei wärmte die Erinnerungen an meinem Urlaub im letzten Jahr. Ich hatte Eva schon die ganze Fahrt davon vorgeschwärmt.Seit Bologna hatte es pausenlos geregnet und die Fahrt über die Appeninausläufer verlief im dichten Nebel. Erst die letzten Kilometer vor Florenz hatte es aufgeklart und die Sonne war durchgebrochen. Die Fahrerei war natürlich unter diesen Bedingungen etwas anstrengend, zumal wir gestern erst spät Bologna erreicht hatten. Unser Hotelzimmer lag unmittelbar über einer ausgesprochen lebhaften Bar, und obwohl wir noch einen reichlichen Schlummertrunk Chianti getrunken hatten, bekamen wir die Nacht über kaum ein Auge zu.Aber jetzt saßen wir auf der Piazza San Lorenzo, widmeten unsere Aufmerksamkeit der köstlichen Pasta und nahmen mit allen Sinnen La Firenze in uns auf.Ein schwarzer Blumenverkäufer trat an unseren Tisch und bot uns seine wunderschönen roten Rosen an. Der Mann hatte einen Blick für verliebte Paare, und ich kaufte ihm drei Rosen ab.Ich reichte sie feierlich, der Würde des Augenblicks angemessen, meiner Liebsten, die sie strahlend entgegen nahm und sich mit einem ausführlichen Kuss bedankte. Der Kellner, der unbemerkt an unseren Tisch getreten war, stellte einen weiteren Krug mit Wein ab, grinste bis über beide Ohren und sagte überschwänglich „Que bella ragazza!“ Dann eilte er wieder davon und kam mit einer großen Vase zurück, die er lächelnd Eva überreichte.„Ich habe mir schon gedacht, dass ihr hier sitzt und die Seele baumeln lasst!“, hörte ich plötzlich Hannes unverkennbares Organ. Die Beiden bogen gerade um die Ecke und grinsten breit. Maria fiel Eva um den Hals und Hannes boxte mich gegen die Schulter. Dann zogen sie sich die Stühle heran und riefen nach dem Kellner.„Wann seid ihr angekommen?“, wollte ich wissen, während ich den Beiden Rotwein einschenkte.









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Von scrittore
Am 06.08.2009 um 19:23 Uhr

Das ist die Fortsetzung von Bella Venezia

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